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DRINKELDODEN-KARKHOF

Die Strandung des Auswandererschiffes JOHANNE im Jahre 1854 ist wie kaum eine andere in die Geschichte der Insel eingegangen – und sie sorgte entlang der Küste dafür, über die Einführung von Rettungsstationen nachzudenken. 216 Passagiere und 13 Besatzungsmitglieder waren seinerzeit auf der JOHANNE unterwegs nach Amerika, als das Schiff in einen Sturm geriet. Von der Insel aus war wegen der Wetterverhältnisse zunächst keine Hilfe möglich gewesen. und so kamen 77 Menschen in den Fluten um. Diese Toten und später auch andere unglückselige Seefahrer wurden auf dem Drinkeldoden-Karkhof (in der freien Übersetzung: Ertrunkenenfriedhof) beerdigt, der sich einst in einem Dünental befand. Indessen befindet sich die Gedenkstätte, auf dem ein großes, von einer Ankerkette umschlungenes Kreuz an das Unglück erinnert, im dörflichen Geschehen.

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INSELMUSEUM

Ein Fundus für Spiekeroogs Historie ist das weißgetünchte Inselmuseum im Noorderloog 1, gleich neben dem Rathaus. Schon im Eingangsbereich stößt der Besucher auf insulares Erbe: dort hängt die Glocke des Auswandererschiffes JOHANNE, das 1854 vor Spiekeroog strandete. Die Glocke wird einmal im Jahr zu Pfingsten nach Carolinensiel gebracht, um bei einem maritimem Gottesdienst unter freiem Himmel läutend an jene Seeleute zu erinnern, die im Jahr zuvor weltweit im Meer den Tod fanden. Weiterhin in der Ausstellung zu finden: naturkundliche Exponate wie eine umfassende Muschelsammlung, Bernsteinfunde, ein gestrandetes Krokodil, allerlei präparierte Seevögel und auch Spiekeroogs weißer Fasan, der einem Genickbruch erlag. Hinzu kommen Möbel und Dinge des täglichen Bedarfs von anno dazumal – wie zum Beispiel das erste Telefon der Insel. Das Museum dokumentiert aber auch das Wirken mancher Insulaner-Persönlichkeit: So war Remmer Oltmanns Janssen (1814–1895) nicht nur Bürgermeister und Armenvorsteher auf dem Eiland, sondern auch der erste Vormann des Spiekerooger Rettungsbootes – sein Grabstein findet sich bei der Alten Inselkirche.

KURIOSES MUSCHELMUSEUM

Ein Spaß für kleine und große Entdecker ist das Kuriose Muschelmuseum im Haus des Gastes. Die rund 3.000 Exponate aus dem Meer sind dort nach ihren Erscheinungsformen sortiert, woraus Gruppen wie «Fettflecken«, »Haarsträubendes« oder »Stacheldraht« entstanden sind; mehr unter www.kuriosesmuschelmuseum.de

KURPARK

Im Westen des Dorfes erstreckt sich der Kurpark, in dessen Pavillon von Mitte Juni bis Anfang September regelmäßig musiziert wird. Hier kann man zwischen Wasserläufen und blühenden Rabatten flanieren oder auf einer der Bänke in Ruhe lesen. Neu ist der maritime Spielplatz für die kleinen Gäste, auf dem unter anderem eine große Kogge vor Anker gegangen ist.

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MUSEUMSPFERDEBAHN

Die Spiekerooger Pferdebahn ist die einzige, die in Deutschland noch von Pferden gezogen wird. Auf historischer Strecke zuckelt sie in etwa zwölf Minuten vom ehemaligen Bahnhof zum Westend und auf Wunsch wieder zurück, vorausgesetzt das Wetter spielt mit. Die Pferdebahn verkehrt ab Ostern bis September mehrmals täglich; mehr unter www.spiekeroog.de

Begonnen hat das Pferdezeitalter auf Spiekeroog im Juli 1885. Damals war die Pferdebahn – mit ihrer 1,7 Kilometer langen Schienenverbindung von der Dorfmitte bis zum damaligen Herrenbadestrand im Westen – die erste überhaupt auf einer Nordseeinsel. Da zwischen dem Herren- und Damenbadestrand eine fünfhundert Meter lange Pufferzone bestand, mussten die Damen schon vorher aussteigen, um über den Damenpad ihren Strand zu erreichen. Zur gemeinsamen Rückfahrt – erst 1912 wurde ein Familienbadestrand eingerichtet – traf man sich an der Endstation im Restaurant Givdbude, das 1962 bei einer Sturmflut zerstört wurde. Heute findet sich am Westend das Old Laramie im Alten Warmbad von 1899 – seinerzeit das erste der Insel. Von 1934 bis 1945 wurde das Haus als Flugplatzgebäude genutzt, doch mit Ende des Zweiten Weltkrieges wurde auch der Flugplatz aufgegeben.

OLD LARAMIE

Das Old Laramie ist das, was man Kult nennen kann: Selbst Leute, die ungern zu Fuß unterwegs sind, nehmen die dreißig Minuten Wegstrecke vom Dorf bis zum Westend in Kauf, um das legendäre Lokal zu besuchen. Nachmittags gibt es im Café Westend Kaffee und Kuchen für die ganze Familie, abends trifft man sich im Laramie zum Sundowner und zum Tanzen. Die Spiekerooger Institution im Alten Warmbad hat von Ostern bis Ende Oktober geöffnet, Telefon: 04976/318; Impressionen auf www.oldlaramie.de

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OSTPLATE

Die rund 1.000 Hektar große Ostplate ist in ihrer Ausdehnung einzigartig unter allen deutschen Inseln und symbolisiert beispielhaft, wie sich eine naturbelassene Insel entwickeln kann. Noch in den 1950er-Jahren eine bloße Sandbank, entstanden hier weite Primär-Dünenlandschaften, Strände und Salzwiesen. Die Ostplate liegt gänzlich in der Ruhezone des Nationalparks und darf nur auf markierten Wegen erkundet werden. So geschützt, hat sich dieses Areal zu einem Paradies für anderswo selten gewordene Seevögel und Pflanzenarten entwickelt – beispielsweise gedeiht hier die Stranddistel üppig. Naturkundliche Führungen und Zugvogelbeobachtungen auf der Ostplate bietet das Nationalparkhaus Wittbülten an.

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SCHIFFSWRACK

Mal weht der Wind sie frei, mal nicht: Die versandeten Überreste des britischen Dampfers VERONA, der 1883 an der Nordseite von Spiekeroog strandete, geben nur hin und wieder ein Stück Inselgeschichte frei. Das mehr als 110 Meter lange Schiff, dessen Besatzung gerettet werden konnte, sollte seinerzeit geborgen werden, aber die Versuche misslangen. An die VERONA erinnert auch eine Planke an der Fassade des Inselmuseums. Ein weiteres nostalgisches Ausflugziel ist der Alte Fähranleger im äußersten Südwesten der Insel, der seit 1981 nicht mehr genutzt wird. Er und die Reste der Gleisanlage, die einst das Dorf und den Hafen verbanden, waren seither dem Verfall preisgegeben und sind indessen im Zuge einer Renaturierung abgebaut worden.

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SCHWIMMDACH-HÄUSCHEN

Da das Dorf von Spiekeroog in den vergangenen Jahrhunderten nicht verlegt werden musste, sind rund um die Alte Inselkirche historische Häuschen erhalten, die dem Ortsbild eine idyllische Atmosphäre geben. Ältestes Wohnhaus ist das Alte Inselhaus im Süderloog 4, es datiert auf das Jahr 1705 und beherbergt heute ein Café. Es ist – wie einige andere Gebäude im Dorf – mit einem sogenannten Schwimmdach ausgestattet, das seinen Bewohnern im Falle einer Sturmflut als Rettungsfloß dienen sollte. Weitere Häuser mit jener speziellen Dachkonstruktion, die auch im Inselmuseum dokumentiert wird, sind das Huus Puppenstuv, das Haus im Norderloog 15/17 und das Drifthuus.

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WITTBÜLTEN

Seit März 2006 ist das Umweltzentrum Wittbülten der Spiekerooger Hermann-Lietz-Schule für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Ausstellung zeigt inselspezifische Themenschwerpunkte, beschäftigt sich mit Meeressäugetieren und gibt in ihrer Aquarienanlage Einblicke in die Unterwasserwelt der Nordsee. Größtes Exponat: ein 15 Meter langes und zwei Tonnen schweres Pottwalskelett. Im Mai 2011 wurde aus dem Umweltzentrum nach langjähriger Zusammenarbeit mit der Nationalparkverwaltung das Nationalparkhaus Wittbülten; mehr unter www.wittbuelten.de Die Hermann-Lietz-Schule ist ein staatlich anerkanntes Internatsgymnasium, das 1928 auf der Insel gegründet wurde. Die Schüler bekommen eine ganzheitliche Erziehung nach den Maßstäben des gleichnamigen Pädagogen, zu der auch das Segelnde Klassenzimmer gehört. Zu ihrer Schullaufbahn gehört es, mit einem Großsegler mal auf der Nordsee und mal für mehrere Monate auf dem Atlantik unterwegs zu sein; mehr unter www.hl-schule.de

ZELTPLATZ

Leuten, die es einfach und naturnah lieben, sei der Spiekeroogs Zeltplatz empfohlen – er hat sogar einen eigenen Strandabschnitt. In einer Dünenlandschaft im äußersten Südwesten der Insel gelegen, rühmen ihn seine Stammgäste, einer der schönsten Naturzeltplätze Europas zu sein. Immerhin: Es gibt ein Sanitärhaus mit Toiletten, Duschen und auch zwei Waschmaschinen. Da das Dorf etwa 3,5 Kilometer entfernt ist, bekommt man die Dinge für den täglichen Bedarf am Kiosk. Praktisch und kommunikativ ist der zentrale Grillplatz. Wegen der vielen Stammgäste empfiehlt sich für die Sommerferien eine frühzeitige Reservierung; mehr unter www.spiekeroog.de

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UTKIEKER

Er hat den Ausblick schlechthin: der langbeinige, metallene Utkieker, der seit 2007 auf einer Anhöhe in den Dünen am Slurpad ausharrt. Links von ihm schlagen die Wellen an den Strand, in südlicher Richtung glitzert das Wattenmeer. De Utkiekergewidmet dem unermüdlichen Wächter über das Kleinod Spiekeroog, steht auf der Metallplatte zu seinen klobigen Füßen.

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Spiekeroog ist rund zehn Kilometer lang, hat eine Fläche von 18,2 Quadratkilometern und knapp 800 Einwohner. Die autofreie Insel gehört zum Kreis Wittmund. Der Fährverkehr ab Neuharlingersiel ist tidenabhängig, eine Überfahrt dauert circa 45 Minuten; Fahrkartenschalter Neuharlingersiel Telefon: 04974/214. Eine schnelle Verbindung (15 Minuten) ermöglicht das Wassertaxi, für das allerdings eine Reservierungspflicht besteht; alle Infos unter www.spiekeroog.de In Neuharlingersiel gibt es Garagen und Stellplätze für Dauerparker und Tagesparkplätze am Anleger.

Nordseebad Spiekeroog GmbH, Kurverwaltung und Schifffahrt

Postfach 1160, 26466 Spiekeroog

Telefon: 04976/ 9193101, www.spiekeroog.de

Haus des Kurgastes

Kogge heißt das Haus des Kurgastes, in dem regelmäßig Veranstaltungen wie Lesungen, Comedy-Abende, Theateraufführungen oder Kabarett stattfinden.

Hunde

Es gilt generell ein Leinenzwang auf allen Inseln. Einzige Ausnahme auf Spiekeroog ist eine neu geschaffene Freilaufzone unmittelbar am östlichen Hauptbadestrand. Dort können die Vierbeiner unter Beobachtung frei laufen; ebenso werden Strandkörbe für Hundehalter angeboten.

Jugendherberge

Das Haus Sturmeck – Hostel und Jugendherberge – liegt im Westen der Insel in unmittelbarer Nähe zum Strand. Die Einrichtung, die auch von Einzelgästen gebucht werden kann, verfügt über 83 Betten in insgesamt 27 Zimmern, davon die meisten mit bis zu vier Schlafgelegenheiten; www.sturmeck-spiekeroog.de

Kinderspielplätze

Trockendock heißt das Kinderspielhaus im Kurzentrum, das sich im Noorderpad 25 befindet. Bei schlechtem Wetter können die Kleinen statt in der Nordsee ins Bällebad eintauchen oder gemeinsam basteln. Zum Unterhaltungsprogramm gehören auch Lesungen und Theateraufführungen oder Computerkurse. Und einmal im Jahr: die Papierbootregatta. Neu ist der Spielplatz am Deich in Anlegernähe, auf dem, wie auf dem Spielplatz im Kurpark, eine hölzerne Hansekogge – das Wappensymbol der Insel – aufgestellt worden ist.

Kirchen

Seit 1961 gibt es neben der Alten Inselkirche die evangelische Sommerkirche, die über 500 Plätze bietet und architektonisch einem Schiff nachempfunden ist. Seit Ende der 1960er-Jahre hat Spiekeroog auch ein katholisches Gotteshaus – es mutet an wie ein Seezeichen und befindet sich auf den Westdünen. St. Peter ist eine Filialkirche der St.-Willehad-Gemeinde in Esens.

Meerwasser-Hallenbad

Schwimmdock wird das Spiekerooger Meerwasser-Hallenbad im Kurzentrum genannt. Es ist nahezu ganzjährig geöffnet, bietet eine Wassertemperatur von dreißig Grad sowie Kurmittelanwendungen und in Sachen Wellness einen Sauna- und ein Sanarium-Bereich. Für Kinder steht ein Süßwasserbecken zur Verfügung.

Reiten

Am Westrand des Dorfes bietet der Islandhof (mit Gästehaus) ganzjährig Reitunterricht und lädt zu täglichen Ausritten ans Meer ein. (www.islandhof-spiekeroog.de). Der Reitstall Petschat hat Strandausritte im Programm, eine Reithalle für intensiven Unterricht und Kutschfahrten über die Insel (Telefon: 04976/1401).

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Verkehr

Auf Spiekeroog geht man zu Fuß – Fahrradverleihe sucht man hier vergebens. Das macht auch Sinn, denn die schmalen Pfade im historischen Dorf eignen sich tatsächlich nur zum flanieren. Für den Gepäcktransport und die kleinen Besucher stehen bei den Vermietern und auch in Verleihstellen Bollerwagen bereit. Der Gepäcktransport wird aber auch per Elektrokarren angeboten; sie sind auch für den gewerblichen Transport im Einsatz. Motorisiert sind auf Spiekeroog allein die Feuerwehr und der Rettungsdienst.

Wassersport

Einen Segeltörn machen – vielleicht zu einer der ostfriesischen Nachbarinseln? Oder mit einem sogenannten Blokart über den Spiekerooger Strand segeln? Die Bootstouren Spiekeroog GbR machen es möglich.

www.bootstouren-spiekeroog.de

Wattführungen

Erlebnisreiche Wanderungen über den Meeresboden und über die Insel bietet die Nationalpark-Wattführerin Anja Sander an; mehr unter www.spiekeroog-inselfuehrungen.de oder im Veranstaltungskalender unter www.spiekeroog.de