JUIST

Juist wurde anno 1398 erstmals erwähnt. In jenem Jahr übertrug Häuptling Widzel tom Brok, der im Brookmerland das Sagen hatte, das Lehen über Borkyn, Just, Buise, Osterende, Balteringe, Langoch, Spiekeroch ende Wangeroch an Herzog Albrecht von Bayern, der seinerzeit auch Graf von Holland und Herr von Vriesland war. Die Chroniken berichten in den folgenden Jahrhunderten von meerbewegten Zeiten, in denen sich die See mehr und mehr Land verschaffte. 1570 wütete die Allerheiligenflut, 1651 die Petriflut, die das Eiland in zwei Teile riss – dabei entstand ein Durchbruch, auf den der bis heute erhaltene Hammersee zurückgeht. So blieben der kleinere Westteil, die sogenannte Bill, zurück und der größere Ostteil, wo später das neue Inseldorf stand. Die Juister indes waren derart verzweifelt, dass sie 1659 eine Bittschrift an ihren Grafen Enno verfassten, die Insel verlassen und sich auf dem Festland niederlassen zu dürfen. 1662 ging die alte Inselkirche im Meer verloren, 1715 kam die Fastnachtsflut, und schon 1717 wurde die Insel von der Weihnachtsflut heimgesucht, die an der Nordseeküste nahezu 11.000 Opfer forderte. Für die Juister bedeutete das ein jedes Mal, dass sie wie Vagabunden über ihre zweigeteilte Insel ziehen mussten. Erst 1866 wurde die staatliche Wasserbauverwaltung aktiv und ließ im Süden den Hammerdiek errichten, 1932 konnte auch die Nordseite mit einem Deich geschlossen werden. So wie das Meer die Insel formte, so veränderte es auch ihren Lebensraum und dessen Bedingungen. Es ist nicht bekannt, wann und woher sie kamen, aber Juist galt lange als Insel der Wildpferde. Der spätere ostfriesische Kanzler Henricus Ubbius erwähnte 1530 in einem Bericht eine wild lebende und ungewöhnlich »schnellfüßige« Pferderasse, »die sich nur von den Kräutern oben an den höchsten Dünenkuppen unter freiestem Himmel nährt«. Somit muss es nicht wundern, dass die Reitpferde des Grafen von Ostfriesland aus dem Geschlecht der Cirksena von Juist stammten – das belegt eine Urkunde aus dem Jahre 1584. Doch das Gestüt der Cirksena fiel letztlich auch den Fluten anheim, denn es gab kaum noch Platz für die Tiere. Als dann um 1750 die zwischen dem Festland und Juist gelegene Insel Bant versank, ging den Juistern auch diese Weidefläche verloren.

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Wer arm an Land ist, geht zur See: So kam die Zeit, in der Schifffahrt und Wattfischerei zum Lebensunterhalt der Juister wurden – und der Inselvogt innerlich flehte, dass die »miserable Sandbrinke Juist« bei der nächsten hohen Flut untergehen möge. Daraus wurde zwar nichts, aber die Seefahrt begann sich auch für den Inselvogt zu lohnen, und der Norder Amtmann Damm konnte 1756 berichten, dass »ausgenommen die Stadt Emden an keinem Ort dieser Provinz so viele und schwere Schiffe wie von der Insel Juist fahren«. Die Männer waren auf Handelsschiffen unterwegs, wurden Matrosen oder Steuermänner oder verdingten sich bis in die 80er-Jahre des 18. Jahrhunderts als Walfänger. Diejenigen, die munter zurückkehrten, lebten in einem gewissen Wohlstand. Aber die guten Zeiten währten nicht lange. Sie endeten, als sich die Niederlande und England erneut um die Seemacht stritten und der Seehandel zum Erliegen kam. Und dann kam das Jahr 1783: Inselpastor Gerhard Otto Christoph Janus (1741–1805), der die Armut seiner Schutzbefohlenen leid war, brachte etwas zu Papier, das heute als ältestes Dokument der deutschen Seebädergeschichte gilt. Er bat als »alleruntertänigster Knecht« seinen »allerdurchlauchtigsten großmächtigsten König und Herr« im besagten Jahr um die Erlaubnis, zur »wahren Wohltat« der Insel eine Seebadeanstalt auf Juist einrichten zu dürfen. Der visionäre Geistliche lobte darin das Juister Klima, die Heilwirkung der Nordsee bei Rheuma, Gicht und Ausschlag und schrieb selbst dem Erbrechen bei der Überfahrt zur Insel reinigende Kräfte zu. Ob der Alte Fritz das Schreiben je gelesen hat, ist nicht bekannt. Sicher ist, dass das Collegium Medicum der Königlich-Preußischen Regierung in Aurich das Bittgesuch ablehnte und Janus’ Hinweis auf das heilsame Erbrechen allein mit Spott bedachte – das, so das Collegium, könne ein jeder »bequemer und wohlfeiler« zu Hause haben.

Ein wenig einträglicher wurde das Leben auf Juist erst Anfang des 19. Jahrhunderts, als sich Frankreich und England bekriegten und die Insel dank ihrer abgeschiedenen Lage zum Schmuggler-Ankerplatz avancierte – bis Napoleon seine Soldaten auf die Ostfriesischen Inseln schickte. Als Juist 1813 wieder preußisch wurde, kehrte mit der Ruhe auch die Armut zurück. Auf dem Eiland lebten 200 Menschen, als 1828 erneut eine Sturmflut hereinbrach und das ganze Dorf überschwemmte. Wieder war die Not groß. Die Regierung bewilligte 100 Taler, aber die waren nicht willkommen. »Für das Geld kann man hier nichts kaufen«, schrieb der Inselvogt an die Obrigkeit, die daraufhin unter anderem Kartoffeln schickte.

1840 gab es einen ersten Versuch, es den Norderneyern gleichzutun, und den Fremdenverkehr nach Juist zu holen, aber mit drei Badekutschen konnte man nichts ausrichten. 1858 schloss das Seebad, bevor es überhaupt eines gewesen war. Erst 1866 wagten einige mutige Juister einen Neuanfang und es entstand eine Badecommission. Eine Badeordnung folgte, das erste Warmbadehaus wurde errichtet, Strandzelte wurden beschafft und einige Pfade zum Meer befestigt. Nachdem man 1871 die Dampfschiffs-Rhederei Norden gegründet hatte und 1883 die Bahnverbindung von Emden nach Norden fertig war, waren die Weichen gestellt: die Sommerfrischler entdeckten das Eiland, 1887 waren es schon tausend. Als dann 1892 die neue Hafenanlage in Norddeich fertiggestellt war, konnten die Badegäste sogar per Bahn bis an die Küste kommen. Vieles hat sich seither auf dem Töwerland, so nennen die Juister ihre Insel, geändert. Geblieben ist aber seit jeher ihre Tideabhängigkeit.

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ALTES WARMBAD

Das erste Warmbad der Insel entstand in den 1880er-Jahren. Das Gebäude wurde in ein Rathaus und Badekommissariat umgebaut, nachdem 1899 die zweite therapeutische Warmbadeanstalt mitten im Ort eröffnet werden konnte. Ein warmes Bad kostete laut Gästeführer von 1927 zwei Reichsmark – ein komfortables Vergnügen, denn das für die Bäder verwendete Seewasser wurde »vermittels Dampfkraft aus der offenen Nordsee der Anstalt zugeführt und gereinigt«. Das Haus in der Friesenstraße wird heute von der Kurverwaltung, vom Standes- und Ordnungsamt der Inselgemeinde und für Ausstellungen genutzt. Im ehemaligen Lesesaal hat seither so mancher einen neuen Bund fürs Leben geschlossen. Auf die Bedeutung des Hauses machen auf charmante Weise zwei Bronzefrauen aufmerksam – die eine zum Baden bereit, die andere ihr zu Diensten. Der Leeraner Bildhauer Böke versinnbildlichte damit die Rolle der einstigen Badefrau, von der es auf der Insel etliche gab.

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BILL

Der Westen der Insel heißt Bill, weil er so schön rund ist – gewissermaßen geformt wie eine Gesäßbacke (plattdeutsch: Bill). Hier hat die Natur Priorität. Das Billriff mutet bei Ebbe an wie eine Wüste, denn es tun sich große Sandbänke auf. Auf ihnen lassen sich dann unzählige Möwen und auch Seehunde nieder, bis sich die Priele wieder mit Wasser füllen und das Meer endgültig zurück ist. Deshalb Vorsicht: Spaziergängern sei dringend empfohlen, sich nur an der Nordkante des Riffs zu bewegen und eben nur dann, wenn Niedrigwasser herrscht. Vom Billriff aus ist in einiger Entfernung die westlich gelegene Kachelotplate zu sehen, die stetig zur Insel heranwächst, und auch die Vogelinsel Memmert etwa 1500 Meter in südlicher Richtung.

DOMÄNE BILL

Die letzte Gaststätte vor Borkum und die westlichste des Töwerlandes heißt Domäne Bill. Sie ist das Ziel jener Leute, die sich zu Fuß oder per Fahrrad aufgemacht haben, den naturnahen Westen des Eilandes kennenzulernen. Auch eine Kutschfahrt dorthin ist zu empfehlen. Zunächst kann man den Erlebnischarakter des langgestreckten Naturschutzgebietes Bill genießen, bei der Domäne Bill angekommen, den weithin bekannten, selbst gebackenen Rosinenstuten mit einem ordentlichen Stück guter Butter oder Leberwurst. Sitzen kann man drinnen und draußen, wo natürlich im Sommer die Plätze begehrt sind. Damit man sich nicht vergebens auf den langen Weg dorthin macht, sollte man sich zuvor der Öffnungszeiten vergewissern!

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DOORNKAATBUDDEL

Er prägt die Inselsilhouette und ist nicht zuletzt ob seiner Uhr in luftiger Höhe ein Hingucker: der backsteinerne Wasserturm. Er wurde 1928 auf Juists höchster Erhebung, der 22 Meter aufragenden Delldüne, errichtet. Die Juister nennen das 13 Meter hohe Gebäude liebevoll Doornkaatbuddel, weil seine Form an jene Geneverkrüge erinnert, in denen früher der Schnaps aus der Küstenstadt Norden verkauft worden ist. Circa 250 Kubikmeter Wasser bevorratet der Turm und ergänzt so den Reinwasserspeicher der Insel.

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GOLDFISCHTEICHE

Auf den Juister Lehrer und Naturforscher Otto Leege (1862–1951) geht nicht nur die Entstehung des Naturschutzgebietes Bill, sondern auch die der Goldfischteiche jenseits des Ostdorfes zurück. Auch wollte der Juister Verschönerungsverein den Kurgästen etwas bieten. Also hob Leege 1902 mit seinen Schülern einen großen Teich aus, bepflanzte das Areal ringsum mit Baumstecklingen und säte inseltypische Pflanzen aus. Das Grün gedieh mit den Jahren üppig, doch es musste im Zweiten Weltkrieg Flakstellungen weichen. Mehrfach wurde das Areal hernach wiederhergerichtet, doch erst vor einigen Jahren in konsequenter Manier: Die Juist-Stiftung hat das weitläufige Areal wieder zum Naherholungsgebiet werden lassen, an das sich in jüngster Zeit der Otto-Leege-Pfad anschließt.

HAAKDÜNEN

An der Domäne Bill vorbei gelangt man in die weitläufigen Haakdünen – jener Bereich der Insel, dem der Blanke Hans in der Vergangenheit stets am heftigsten zugesetzt hat. Wie unaufhörlich das Meer an der Insel zerrt, wird an den hohen Dünenabbrüchen deutlich. In den zurückliegenden Jahren war der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) dort als zuständige Behörde mehrfach mit Sandaufschüttungen beschäftigt, um die Schutzdünen zu stabilisieren – die Küstenschützer wissen: Die nächste Sturmflut kommt bestimmt! Außerdem wurden hier Buschzäune gesetzt und Strandhafer gepflanzt, um den ständig verwehenden Sand »einzufangen«. In den Haakdünen befindet sich auch der alte Rettungsschuppen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). Die Rettungsstationen von Juist und Langeoog gehörten zu den ersten des 1861 in Emden gegründeten Vereins zur Rettung Schiffbrüchiger.

HAMMERSEE

Der Hammersee hat seinen Ursprung in jener Zeit, als Juist aus zwei Teilen bestand. Die Petriflut von 1651 hatte das Eiland zerrissen und so die Hammerbucht geschaffen. Diese wurde nach Süden hin erst 1866 durch den Hammerdiek verschlossen und im Jahre 1928 durch ein Deichbauwerk an der Nordseite, welches den Fluten jedoch nicht standhielt. Auf der ehemaligen Strandfläche sammelte sich Meerwasser, das sich mit der Zeit durch Regen- und Grundwasser anreicherte und den Hammersee zum größten Süßwassersee der Ostfriesischen Inseln werden ließ. Das Wasserbecken, das anfangs eine Länge von gut 1,8 Kilometern und eine Tiefe von einem Meter vorwies, ist mit der Zeit stark verlandet und dicht mit Schilf und Sumpfpflanzen bewachsen. Der See und das umliegende Feuchtgebiet bieten auf einer Fläche von etwa 35 Hektar vielen Vogelarten ein geschütztes Zuhause – und eine Aussichtsplattform ermöglicht interessante Einblicke in die urwüchsige Dünenlandschaft. Es war der Juister Naturforscher Otto Leege, der das umliegende Naturschutzgebiet Bill zu dem machte, was es heute ist: Aus mehr als 50.000 Sämlingen entstand westlich des Hammersees ein niedrig gewachsenes Gehölz, das die Juister aufgrund seiner bizarren Wuchsform Zauberwäldchen nennen. Dort kann man auf ausgewiesenen Pfaden naturkundlich unterwegs sein – und auch Rehwild begegnen.

HAUS SIEBJE

Das Haus Siebje stammt aus dem Jahre 1811 und ist aufwendig vom Juister Heimatverein restauriert worden. Seither beherbergt es Atelierräume, das Vereinsarchiv und bietet Platz für Ausstellungen. Vor dem Haus befindet sich ein Kindermessbaum. Wer mit seinem Nachwuchs regelmäßig auf die Insel kommt, kann mit seiner Hilfe ermitteln, wie schnell die Kleinen zu großen Gästen werden.

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JANUSPLATZ

Juists stille und immergrüne Parkoase heißt Janusplatz – in Erinnerung an den ebenso visionären wie kühnen Geistlichen Gerhard Otto Christoph Janus (1741–1805), der Juist schon früh als Erholungsort bekannt machen wollte. Das älteste Gebäude an »seinem« Platz ist das denkmalgeschützte Haus Raß von 1802. Beinahe 84 Jahre lebte Wilhelmine Marie Focken Raß darin, die sich, wie später ihre Tochter Miele, im Sommer auf der Insel als Badefrau am Damenstrand verdingte. In das Haus Raß lädt heute das Lüttje Teehus ein – Juists heimeligster Treffpunkt, wenn es um leckeren Kuchen und feine regionale Speisen geht. Im Winter brennt drinnen ein Kamin, im Sommer lockt die kleine Außenterrasse.

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KALFAMER

Das Ostende von Juist wird Kalfamer genannt – was so viel heißt wie Kälberwiese und sich aus den plattdeutschen Worten Kalf (Kalb) und Hammer (niedrig gelegene feuchte Wiese) zusammensetzt. Dieser Teil der Insel ist der jüngste, denn Juist hat sich über die Jahrhunderte nach Osten ausgedehnt – dorthin, wo sich einst die Insel Buise befand. Als Vergleich: Bevor die Petriflut Juist 1651 teilte, lag das Ostende etwa am heutigen Ostrand des Dorfes. Auf dem Kalfamer nisten und rasten seltene Seevögel wie die Zwergseeschwalbe, denn dieser Bereich ist wie der Ostheller und die Billplate als Ruhezone des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer ausgewiesen. Die Spitze des Kalfamers wird Specksand genannt, weil sich hier Seehunde tummeln – früher stets im Visier der Juister Seehundjäger. Die Erkundung des Kalfamers ist allein auf dem Naturlehrpfad erlaubt; der Weg beginnt am Flughafen und führt an zwölf Infostationen vorbei. Der Gezeitenstrom, der das Kalfamergatt zwischen Juist und Norderney durchfließt, hat es in sich, denn er erreicht hier eine Geschwindigkeit von zwei Metern pro Sekunde und formt das Inselende unaufhörlich.

LOOG

Eine Wegstrecke von 2,5 Kilometern trennt das Dorf, wie die Juister ihren Ort nennen, vom Loog, der ältesten Siedlung der Insel. Im Loog (plattdeutsch für Dorf) ließen sich die Juister nieder, weil ihre ersten Dörfer von den Fluten weggespült wurden. Das Loogster Huus ist so etwas wie ein kleines Haus des Gastes – samt bescheidenem Kurgarten und Schiffchenteich. Im Loog befindet sich der Kindergarten Schwalbennest und seit 1955 die Jugendherberge. Um die Belange des Loogs kümmert sich eine eigene Interessengemeinschaft, die unter anderem dafür sorgt, dass an jedem letzten Apriltag ein Maibaum vor dem Loogster Huus aufgestellt wird. Das älteste Haus im Loog ist das von Alf Depser (1899–1990), in dem der Maler und Grafiker seit 1937 lebte und wirkte. Der in Nürnberg geborene Künstler hatte schon früh die Besonderheiten der Insel und Ostfrieslands entdeckt und ließ sie in seinen Arbeiten aufleben. Depser war es auch, der das Inselwappen schuf. Die darin gezeigten Dünen gehen auf ein Siegel der Evangelischen Kirchengemeinde Juist zurück, die zwei silbernen Sporenräder auf die frühere Zugehörigkeit zum Landkreis Norden. Auch im Loog zu finden: die gleichnamige Domäne, wo man gemütlich Ostfriesentee trinken oder Essen kann. Ein visueller Genuss ist der Ausblick vom Dree Water Utkiek am Strandaufgang Loog. Drei Gewässer liegen einem auf dieser Plattform zu Füßen: die Nordsee, das Wattenmeer und der Hammersee.

(SIEBEN) KIRCHEN

Sieben Kirchen in vier Jahrhunderten – die Historie der Gotteshäuser von Juist offenbart, wie sehr das Eiland im Lauf seiner Geschichte von der See bewegt wurde. Die älteste Beschreibung der Insel enthält zugleich einen Hinweis auf die erste bekannte Kirche, von der nur vermutet werden kann, wann sie errichtet worden ist: »Juist liegt östlich von Borkum. Juist ist an seinen niedrigen Dünen zu erkennen. Die Kirche steht in der Mitte des Eilandes«, berichtete anno 1585 der Schiffer Albert Haeyen. Die Zeiten blieben unstet. So kann man in den Annalen des 19. Jahrhunderts nachlesen, dass die »fünfte« Kirche der Insel während der napoleonischen Besatzung gar zu einer Festung wurde – unter anderem brachen die Soldaten 41 Schießscharten in das Gemäuer und umstellten es mit einem Palisadenzaun und Kanonen. Dieses evangelische Gotteshaus wurde 1963 an selber Stelle durch einen Neubau ersetzt und 1967 durch einen Kirchturm ergänzt – ein markantes Bauwerk, das auf vier Podesten steht und dessen grüne »Beistiftspitze« schon von weitem zu sehen ist. Erhalten blieb die Kanzel, die aus der ehemaligen Loog-Kirche stammt und auf das Jahr 1732 datiert. Sehenswert ist das großformatige Altarmosaik Petri Fischzug, das der Juister Kunsterzieher Herbert Gentzsch mit seinen Schülern in zwei Jahren aus 36.000 Steinchen anfertigte. Juists »siebte« Kirche ist St. Ludgerus am Janusplatz. Sie konnte 1910 eingeweiht werden, denn mit der Zeit waren immer mehr Gäste katholischen Glaubens auf die Insel gekommen, die sich bereitfanden, für den Bau eines eigenen Gotteshauses zu spenden. Auch das Interieur geht auf mildtätige Geber zurück – so stifteten Seine Königliche Hoheit Alfons Prinz von Bayern und dessen Gattin im Jahre 1912 den Hochaltar aus Eichenholz.

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KÜSTENMUSEUM

Das Küstenmuseum im Loog wurde 1934 in der ehemaligen Schule am Meer eingerichtet. Das Haus am Loogster Padd empfiehlt sich besonders Schulklassen als museumspädagogischer Bildungsort, ist aber zugleich ein Fundus für Geschichten aus der Juister Historie. Die Ausstellung hat eine Fläche von 500 Quadratmetern und umfasst unter anderem die Bereiche Küstenschutz, Küstenfischerei, Seebädergeschichte und Rettungswesen; Öffnungszeiten und mehr Informationen unter www.kuestenmuseum-juist.de

KURHAUS

Mondän und von weitem zu sehen: das Kurhaus von Juist. Das stattliche Gebäude am Nordstrand offerierte seinen Gästen bei seiner Eröffnung im Jahre 1898 »100 geräumige, aufs beste ausgestattete Zimmer mit 200 vorzüglichen Betten« und »kein Zimmer ohne Aussicht auf das Meer«. Nicht zuletzt wegen seines Weißen Saales bezeichneten die Gäste das Kurhaus bald als Weißes Schloss am Meer. Prominentester Logiergast war in jenen Zeiten Seine Majestät der König von Sachsen, der mehrfach auf Juist kurte und von dort aus zur Seehundjagd aufbrach. 1998 ist das Kurhaus aufwendig saniert und mit einer großen Glashaube ausgestattet worden, die seither gerne mit der Berliner Reichstagskuppel verglichen wird; mehr zum Strandhotel Kurhaus Juist unter www.kurhaus-juist.de

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KURPLATZ

Wer in den Ort geht, kommt am Kurplatz nicht vorbei. Der ehemalige Bahnhofsvorplatz, wo noch bis nach 1905 die Hühner des Hotelbesitzers Itzen scharrten, ist besonders im Sommer Juists Mittelpunkt. Rund um die gepflegten Rabatten kann man Kaffee trinken, mittendrin spielen an lauen Abenden von Mai bis September die Musiker des Kurorchesters in der Konzertmuschel und die Kinder am Schiffchenteich. Dieses tideunabhängige Bassin bewährt sich seit vielen Jahren bei jedem Wetter. Hier lassen kleine und große Kapitäne ihre seegängigen Fahrzeuge kreuzen – und wenn es dabei zu Havarien kommt, ist das auch für die Zuschauer auf den Bänken ringsum ein Vergnügen.