NORDERNEY

Auch wenn man so keinen Hinweis darauf erkennen kann: Auch Norderney gehört zu den Inseln, die im Jahr 1398 erstmals erwähnt wurden – in jener Urkunde, in der Häuptling Widzel tom Brok das Lehen über Borkyn, Just, Buise, Osterende, Balteringe, Langoch, Spiekeroch ende Wangeroch an Herzog Albrecht von Bayern übertrug, der seinerzeit auch Graf von Holland und Herr von Vriesland war. Statt Norderney sind dort Buise und Osterende genannt, die, das wissen die Forscher heute, einmal Inseln gewesen sind. Die Insel Buise lag westlich der heutigen Position Norderneys und wurde bei der Zweiten Marcellusflut 1362 in zwei Teile gerissen; der dabei entstandene östliche Teil des Eilandes wurde fortan Osterende genannt. Während die Inseln Bant und Buise mit der Zeit im Meer versanken, wuchs Osterende und wurde zur Norder neye Ooge – was so viel bedeutet wie die neue Norder Insel. So wird das Eiland erstmals 1550 in einem Rechnungsbuch der Gräfin Anna von Oldenburg genannt – damals, so ist es überliefert, lebten auf dem Norder neye Ooge 80 Einwohner in 16 Haushaltungen. Anno 1579 erwähnen die Chronisten einen pagus cum temple. Im Jahre 1616 bekam das Eiland den klangvollen lateinischen Namen Norderneia, rund 100 Jahre später war erstmals von Norderney die Rede. Die Männer und Frauen, die sich anfänglich auf der Insel niedergelassen hatten, lebten vornehmlich vom Fischfang, denn auf dem Sandboden ihrer neuen Heimat ließ sich kaum etwas anbauen. Wie auf allen Ostfriesischen Inseln üblich, verdingten sie sich auch mit dem Bergen von Strandgut – wüteten Stürme, so hatten sie stets den Horizont im Auge und waren im Nu am Meeressaum, wenn der Ruf »Schipp up Strand« ertönte. Und so ging manches am Strandvogt vorbei, der ab 1607 auf Norderney in Amt und Würden war und über Verteilung der Kisten und Fässer zu wachen hatte. Um das Jahr 1700 gab es 49 Häuser, und die mehr als 250 Insulaner lebten in etwa dort, wo sich heute die Stadt befindet. Als 1744 der letzte ostfriesische Fürst Carl Edzard starb, fielen Ostfriesland und somit auch Norderney und seine 500 Einwohner unter preußische Herrschaft.

Und dann kam das Jahr, das in die Insel-Annalen einging und zugleich in die deutsche Seebädergeschichte: Am 3. Oktober 1797 eröffnete die Norderneyer Seebadeanstalt – als erste Seebadeanstalt auf einer ostfriesischen Insel und an der deutschen Nordseeküste überhaupt. Dr. med. Friedrich Wilhelm von Halem (1762–1835), seit 1797 Landphysikus der preußischen Provinz Ostfriesland und somit zuständig für das gesamte Gesundheitswesen, hatte die ostfriesischen Landstände von den heilenden Kräften der Seeluft und des Seewassers überzeugen können – und die wiederum ließen sich ihren Beschluss von König Friedrich II. genehmigen. Hatte doch die kurz zuvor erstellte Wasseranalyse durch den Emder Apotheker Heydeck ergeben, dass »das Wasser, helle und klar, wie gutes Brunnenwasser, dabei von salzig-bitterem Geschmack« sei.

Doch Leben kam in das junge Seebad erst, als es von Halem gelang, die Stände auch davon zu überzeugen, die Norderneyer Einrichtung nicht nur ideell, sondern auch finanziell zu fördern. Am 1. Mai 1800 eröffnete das Seebad schließlich offiziell – was so viel hieß, dass die Kurgäste nun auch offiziell eingeladen waren, die Insel zu besuchen. Da die Norderneyer jedoch nur wenige Unterkünfte bieten konnten, musste ein Teil der 250 Sommerfrischler zunächst in mitgebrachten Zelten campieren. Immerhin: Es gab ein hölzernes Conversationshaus mit Küche und Gesellschaftszimmer, das den Gästen als Tanz- und Speisesaal diente; in vier Privathäusern waren Wannen für warme und kalte Seebäder aufgestellt und am Strand harrten drei Badekutschen. Ein bescheidener Anfang, doch langsam stellte sich der Erfolg ein: So logierten im Jahre 1803 bereits 400 Gäste auf der Insel, wovon 100 sogenannte Ausländer waren – so wurden die Nicht-Preußen seinerzeit tituliert und statistisch aufgeführt. Der Aufschwung kam zum Erliegen, als Ostfriesland ab 1806 unter französische Besatzung fiel und Napoleon die Kontinentalsperre über England verhängte – die »wohltuende Seebadeanstalt« blieb in jenem Jahr und den folgenden geschlossen. Statt der Sommerfrischler nutzten nun französische Soldaten die Logierhäuser. Doch auch das hatte ein Ende: Von 1813 bis 1815 war Norderney wieder preußisch und ab 1815 Teil des Königreichs Hannover.

Das Badeleben auf der Insel bekam alsbald neue Impulse, das erste Warmbad und ein Kurpark entstanden, und die Insulaner begannen, Zimmer zu vermieten. Noch heute sind an vielen Häusern entsprechende Anbauten (Veranden) zu erkennen. Bereits 1819 zählte das Königlich-Hannoversche Seebad zu den bedeutendsten Treffpunkten in Europa. Dieser Ruf wurde noch mehr gefestigt, nachdem sich König Georg V. von Hannover und seine Gattin 1851 dazu entschlossen hatten, Norderney zu ihrer Sommerresidenz zu machen. Natürlich reiste der Hofstaat mit, und so entstanden in jener Zeit prachtvolle Gebäude, die bis heute das Stadtbild prägen. 1866 endete die hannoversche Regentschaft, und unter preußischer Ägide wurde Norderney zur Königlich-Preußischen Seebadeanstalt und Staatsdomäne und drei Jahre später zum Sommerdomizil der preußischen Königsfamilie. Die erste tideunabhängige Dampfschiffverbindung zwischen Norderney und Norddeich erfolgte 1872, und als 1889 die Bahnstrecke zwischen Emden und Norddeich fertiggestellt wurde, war damit ein Küstenanschluss bis nach Münster möglich. Anfang des 20. Jahrhunderts sprach man von Norderney als Insel mit Weltruhm – damals kamen im Jahr 40.000 Kurende auf die Insel, auf der rund 4.000 Einwohner lebten. Die Liste der hochwohlgeborenen Logiergäste ist lang – unter ihnen Kaiser Wilhelm II., der im Jahre 1906 Reichskanzler von Bülow in dessen Villa (heute Hotelvilla Belvedere) am Weststrand besuchte.

Der Erste Weltkrieg brachte den Badebetrieb zum Erliegen, doch danach ging es rasch wieder aufwärts. So konnte Norderney beispielsweise Ende der 1920er-Jahre das erste Meerwasserwellen-Hallenbad Europas vorweisen. Auch der Zweite Weltkrieg beendete den Badebetrieb. Den weithin bekannten Erholungsfaktor des Eilandes entdeckte 1946 auch die britische Militärverwaltung und lud Soldaten der Besatzungstruppen und deren Angehörige ein. Aber auch deutsche Kurgäste durften nach und nach wieder anreisen. 1948 bekam Norderney die Stadtrechte verliehen und 1949 den Status eines staatlich anerkannten Niedersächsischen Staatsbades mit dem Prädikat Heilbad. Die sogenannte Reprädikatisierung zum Nordseeheilbad erfolgte 2010. Die Anziehungskraft Norderneys ist – damals wie heute – nicht mit der ihrer ostfriesischen Inselschwestern vergleichbar: Die Kurverwaltung zählt übers Jahr mehr als 450.000 Tages- und Kurgäste und 3,1 Millionen Übernachtungen.

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BADEMUSEUM

Da die Badetradition das Leben auf der Insel Norderney über zwei Jahrhunderte geprägt hat, kann das bade~museum im ehemaligen Freibad am Weststrand mit einem sehenswerten Fundus aufwarten. Auf einer Fläche von gut 1.000 Quadratmetern wird den Besuchern nähergebracht, wie die Sommerfrischler das Eiland einst für sich entdeckten – und was beispielsweise die jeweilige Mode mit sich brachte. Neben der dauerhaften Präsentation gibt es wechselnde Ausstellungen; mehr unter www.museum-norderney.de

CONVERSATIONSHAUS

Conversationshaus hieß dieses denkmalgeschützte Gebäude auf dem Kurplatz schon vor 200 Jahren – ein Relikt, das an die alte Bäderkultur der Insel erinnert. Schon immer ist das weiße Conversationshaus ein ebenso zentraler wie kommunikativer Treffpunkt für alle Norderney-Urlauber: In der lichtdurchfluteten Orangerie finden sich das Service-Center mit Tourismusinformation, die Zimmervermittlung und eine Ticketvorverkaufsstelle – mittendrin laden Sitzgelegenheiten und ein Café zum Verweilen ein; als Ruheoasen können das Kamin- und Lesezimmer und die Bibliothek genutzt werden; im schicken Großen und im Weißen Saal finden Veranstaltungen statt; eine Bar mit Innen- und Außenplätzen bietet einen Blick auf den Kurgarten, und einen Shop mit hochwertigen Accessoires.

FISCHERHAUSMUSEUM

Seit 1937 gibt es das Heimatmuseum Norderneyer Fischerhaus im Argonner Wäldchen. Das Gebäude entstand nach dem Vorbild eines Fischerhauses aus dem 17. Jahrhundert. In den kleinen Räumlichkeiten des Museums wird jene Zeit lebendig, bevor die ersten Kurgäste auf der Insel logierten. Die Norderneyer lebten zumeist bescheiden, verdingten sich als Fischer oder Schiffer – und die Männer trugen stolz einen goldenen Ohrring mit ihren Initialen, wie er heute noch bei manchem traditionsbewussten Insulaner zu entdecken ist. Gleich nebenan ist das Alte Schießhaus der Seebadeanstalt, das heute als Standesamt und für Teeseminare genutzt wird; www.heimatverin-norderney.de

GEORGSHÖHE

Seiner Gattin ist die Marienhöhe gewidmet, dem einstigen König von Hannover und Herzog von Cumberland die Georgshöhe. Die Düne des einstigen Monarchen befindet sich nördlich des Zentrums an der Strandpromenade und ermöglicht einen Ausblick auf die Brandung und das Stadtleben. Übrigens: Es gibt auch ein Cumberland-Denkmal auf der Insel. Der kleine Obelisk erinnert daran, dass der Badewärter Gerrelt Janssen am 10. August 1861 den 16-jährigen Kronprinzen Ernst August, den einzigen Sohn Georgs V., vor dem Ertrinken rettete und somit das Haus Cumberland vor dem Aussterben.

HISTORISCHES SCHAUFENSTER

Das Historische Schaufenster zieht sich wie ein geschichtlicher Lehrpfad über die Insel: 22 Schautafeln informieren ansprechend über sieben Jahrhunderte Eiland-Historie. Es lohnt sich, allenthalben stehen zu bleiben und sich von den Fotografien und Texten in die Vergangenheit mitnehmen zu lassen.

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KAISER-WILHELM-DENKMAL

Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal – von den Insulanern Klamottendenkmal genannt – befindet sich seit 1899 gegenüber der katholischen Kirche St. Ludgerus. Der 13 Meter hohe Obelisk erinnert an die Gründung des Deutschen Reiches 1871. Dessen Steine wurden von 75 deutschen Städten, Reichsstädten und Provinzen gestiftet und sind mit deren Namen graviert. Darunter sind einige historisch wertvolle Steine aus der Kölner Stadtmauer zur Zeit Kaiser Barbarossas und dem Frankfurter Römer. Daher stammt auch die Bezeichnung Klamottendenkmal, dem damit sind nicht alte Kleider, sondern zerbrochene Ziegel- oder Mauersteine gemeint. Die Bronzebüste des Kaisers und der Reichsadler wurden im Ersten Weltkrieg für die Waffenproduktion eingeschmolzen. Anstelle des Adlers thront dort heute eine Möwe.

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KAP

Einst als Landmarke errichtet, fällt das Kap am östlichen Rand des Stadtgebietes nicht jedem gleich ins Auge. Das erste Seezeichen ist 1848 aus Holz errichtet worden und wurde 1871 und 1930 durch steinerne Neubauten ersetzt. Das 13 Meter hohe, sechseckige Kap ist seit 1928 im Norderneyer Wappen zu finden und somit das Wahrzeichen der Insel.

KIRCHEN

Anno 1420 berichtete das ostfriesische Kirchenverzeichnis erstmals über ein Kirchengebäude auf Norderney; es soll sich dabei um ein turmartiges Gebäude gehandelt haben. Dazwischen liegen bewegte Jahrhunderte. Die heutige evangelische Inselkirche wurde 1879 eingeweiht – am Tag der Goldenen Hochzeit des Kaiserpaares Wilhelm I. und Augusta. Eine Gedenktafel über dem Eingang des Gotteshauses, neben dem der 25 Meter hohe Kirchturm aufragt, erinnert daran. Auf dem Kirchhof fanden bis 1875 Beisetzungen statt. Einige der Grabmäler weisen auf die maritime Vergangenheit der Verstorbenen hin – so ruht dort beispielsweise Hillrich Jacobs Rass, der auf der Yacht von König Georg V. als Kapitän das Sagen hatte. Die katholische Kirche St. Ludgerus ist 1884 geweiht worden und bietet 350 Gläubigen Platz. Ein zweites sakrales Gebäude der Gemeinde entstand 1931 an der Goebenstraße und gilt heute als größte katholische Kirche Ostfrieslands. Maritime Elemente prägen das Interieur der Stella Maris (Stern des Meeres). 700 Besucher finden in der Kirche Platz.

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Links: Norderneys schmuckes Postamt wurde 1892 eingeweiht.

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Unten: Die evangelische Inselkirche.

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Auf Norderney laden viele Plätze zum Verweilen ein. Den kleinen Gästen gefallen die Seehunde in der Poststraße besonders und der Brunnen am Kurplatz.

KURPLATZ

Der Kurplatz ist von jeher der belebte Mittelpunkt der Insel. Ringsum zeugen das Basargebäude (Sitz der Kur- und Stadtverwaltung), das bade:haus und das Conversationshaus vom mondänen Charakter des ältesten Seebades an der deutschen Nordseeküste. Doch hier wird nicht nur zwischen hübschen Rabatten flaniert und sommers den Musikanten in der Konzertmuschel gelauscht: Auf dem 6.500 Quadratmeter großen Gelände trifft sich einmal im Jahr die internationale Hochsprung-Elite zum Wettkampf. Zum Hingucker avanciert indessen ein etwa vier Meter hoher Pfahl, der mit zwölf Wegweisern zu den Weltnaturerbe-Stätten bestückt ist. So sind es vom Kurplatz auf Norderney bis zum Great Barrier Reef fast 15.000 Kilometer, während die Dolomiten mit etwa 900 Kilometern fast um die Ecke liegen. Das Staatsbad Norderney setzt damit ein Zeichen, in welch hochkarätiger Gesellschaft sich das Weltnaturerbe Wattenmeer befindet.

KURTHEATER

Das 1893 erbaute historische Kurtheater wurde nach den Plänen des Celler Hoftheaters errichtet und überrascht durch sein plüschig-rotes Ambiente. Gediegen ist es, in einer der Logen Platz zu nehmen und von dort aus Theatervorstellungen, Konzerte oder Kinovorführungen zu erleben – so auch alljährlich beim Internationalen Filmfest Emden-Norderney.

LEUCHTTURM

Er sendet alle zwölf Sekunden drei Blitze aus und ist das einzige aktive Seefeuer auf der Insel: der Große Norderneyer Leuchtturm. Das Leuchtfeuer mit einer Reichweite von 23 Seemeilen ist seit dem 1. Oktober 1874 in Betrieb und schickt sein Licht gegen den Uhrzeigersinn aufs Meer. Mit einer Höhe von 54,6 Metern ist das achteckige Bauwerk das höchste der Insel. Wer den Turm besichtigen und von oben einen großartigen Ausblick genießen möchte, muss 252 Stufen hinaufsteigen, um die Galerie an der Turmspitze zu erreichen. Auf Norderney gibt es überdies ein Unterfeuer (in der Hafeneinfahrt) und ein Oberfeuer (an der Zufahrt zum Fähranleger), die zusammen die Richtfeuerlinie Norderney-Hafen bilden.

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MARIENHÖHE

Auf der Marienhöhe kann man Sonnenuntergänge wie im Bilderbuch erleben. Ähnlich soll es Heinrich Heine ergangen sein, der dort sein Lied ans Meer geschrieben haben soll. Die 11,5 Meter hohe Düne wurde nach Königin Marie von Hannover benannt, die den Dichter schätzte und ihm zu Ehren dort einen Holzpavillon errichten ließ, der wiederum 1923 durch ein rundes Steingebäude ersetzt wurde. In ihm befindet sich das traditionsreiche Café Marienhöhe. Übrigens: Von der Marienhöhe aus wurden früher bei schlechter Sicht stündlich mit einer Nebelkanone Signale gegeben, um den Fischern die Heimkehr zu erleichtern – diese Kanone ist heute im Fischerhausmuseum ausgestellt. Und: Der Dichter Heine ist seit 1983 auch vor dem Kurtheater präsent – dort steht seine Bronzeplastik.

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MÜHLE

Die Norderneyer Windmühle ist die einzige der Ostfriesischen Inseln. Der einstöckige Galerieholländer steht unter Denkmalschutz und trägt den bedeutungsvollen Namen Selden Rüst – was in der Übersetzung Selten Ruhe bedeutet. In der reetgedeckten Mühle, die von 1862 bis 1962 in Betrieb war, befindet sich ein Restaurant.

NAPOLEONSCHANZE

Die Napoleonschanze aus dem Jahre 1811 gehört zum erweiterten Kurpark. Sie ist das älteste original erhaltene Bau- und Kulturdenkmal der Insel. Seinerzeit waren 300 französische Soldaten auf der Insel, um die über England verhängte Kontinentalsperre zu überwachen – denn wie auf den anderen Ostfriesischen Inseln suchten die Norderneyer in jener Zeit ihr Auskommen in der Schmuggelei. Übrigens: Seit 1912 finden auf dem Gelände im Sommer regelmäßig Gottesdienste statt.

NATIONALPARKHAUS

Am Hafen 1 heißt die Adresse des Nationalparkhauses, das seit mehr als 20 Jahren auf der Insel zu finden ist. Themenschwerpunkte des Museums zum »Mitmachen und Anfassen« sind das Wattenmeer und die Nordsee, deren typische Bewohner den Besuchern in Aquarien vorgestellt werden. Auch die Lebensräume Salzwiesen und Dünen werden in der Dauerausstellung erläutert, die übers Jahr durch Filme, Vorträge und Führungen ergänzt wird; www.nationalparkhaus-norderney.de

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RETTUNGSBOOTMUSEUM

An der Promenade am Weststrand befindet sich das »Rettungsbootmuseum«, das Einblicke in die Historie des Seenotrettungswesens gibt. Mittelpunkt der Ausstellung im ehemaligen Rettungsbootschuppen von 1892: die FÜRST BISMARCK, ein Ruderrettungsboot aus dem Jahre 1893, das im Ernstfall mit Pferden über den Strand ins Meer gezogen wurde. Seit 1997 ist im Hafen der Seenotkreuzer BERNHARD GRUBEN der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) stationiert.

OSTEN

Auch wenn Norderneys städtische Bebauung großzügig erscheint, sie nimmt nur ein Sechstel des gesamten Eilandes ein. Eine Hälfte der Insel ist gar Ruhezone des Nationalparks. Wie groß der Stellenwert der Natur ist, wird im östlichen Teil der Insel offenkundig, den man nur zu Fuß entdecken kann: Dort rasten während des Vogelzug große Vogelschwärme, die das Wattenmeer und die umliegenden Heller als reichhaltiges Buffett nutzen. Das tun auch die Brutvögel (wie die Brandgans oder der Große Brachvogel), von denen es auf der Insel 95 verschiedene Arten gibt – dazu gehören rund 1.200 Lachmöwen-Brutpaare. Auch die inseltypische Flora und Fauna hat dort reichlich Fläche, um sich zu entfalten – auf Norderney gibt es über 500 verschiedene Pflanzenarten.

SÜDSTRANDPOLDER

Das Wasserschutz- und Vogelbrutgebiet des Südstrandpolders ist seit mehr als fünf Jahrzehnten Naturschutzgebiet, seit 1986 Ruhezone des Nationalparks. Anfang der 1940er-Jahre sollte auf dem dafür eingedeichten und aufgespülten Bereich ein Flugplatz entstehen, doch die Pläne wurden nach Kriegsende verworfen. Das 140 Hektar große Areal blieb seither einzig der Natur überlassen, deshalb bietet der Polder indessen zahlreichen Vogelarten Brut- und Rastplätze und gedeiht dort eine einzigartige Pflanzenvielfalt – unter anderem eine der größten Feuchtheiden der Ostfriesischen Inseln. Das Betreten des Südstrandpolders ist verboten, allerdings kann man ihn vom Deich aus überblicken, der das Gelände umschließt.

WÄLDCHEN

Norderney kann mit der größten bewaldeten Fläche der Ostfriesischen Inseln aufwarten, ab dem 18. Jahrhundert begann man damit, die Insel in Teilbereichen aufzuforsten. Das Argonner Wäldchen ist in der Nähe des Weststrandes zu finden, das Ruppertsburger Wäldchen, in dem Kiefern wachsen, befindet sich am östlichen Stadtrand und eine Anpflanzung mit Erlen und Pappeln nordwestlich des Flugplatzes.

WASSERTURM

Eine Landmarke – von See- und Wattseite auszumachen – ist auch der backsteinerne Wasserturm am östlichen Stadtrand, der 1930 in Betrieb genommen wurde. Das Gebäude ist das zweithöchste der Insel (41,6 Meter), hat ein Trinkwasserreservoir von 500.000 Litern und kann besichtigt werden.