11

 

Shane überlebte die Fahrt und wurde auf dem schnellsten Weg in den OP gebracht. Eve saß still in ihrem schwarzen Samtkleid da und wirkte in dem beruhigenden, neutralen Wartezimmer völlig fehl am Platz. Claire stand ständig auf und wusch ihre Hände, weil sie immer wieder Reste von Shanes Blut auf ihren Kleidern und ihrer Haut fand. Eve weinte leise, beinahe hoffnungslos. Aus irgendeinem Grund weinte Claire gar nicht. Überhaupt nicht. Sie war sich nicht mal sicher, ob sie das noch konnte. War das krank? War sie verkorkst? Wen hätte sie das fragen sollen? Anscheinend konnte sie im Moment gar nichts empfinden außer einem vagen Grauen.

Richard Morrell kam vorbei, um ihre Aussagen aufzunehmen. Das war einfach und Claire hatte kein Problem damit, Jason wegen Messerstecherei anzuzeigen. »Und er hat zugegeben«, fügte Claire hinzu, »dass er diese beiden Mädchen umgebracht hat.«

»Wie hat er das zugegeben?«, fragte Richard. Er setzte sich im Wartebereich ihr gegenüber in einen Sessel und Claire fand, dass er müde aussah. Auch älter. Wahrscheinlich war es nicht einfach, der einzige halbwegs Normale in der Familie zu sein. »Was genau hat er zu dir gesagt?«

»Dass er eine davon bei uns gelassen hat«, sagte sie und schaute zu Eve hinüber, die noch kein Wort gesagt hatte. Die noch nicht mal geblinzelt hatte, soweit Claire sagen konnte. »Er bezeichnete sie als Geschenk.«

»Hat er eine von ihnen mit Namen erwähnt?«

»Nein«, flüsterte sie. Plötzlich fühlte sie sich sehr, sehr müde, als würde sie eine ganze Woche durchschlafen können. Und sie fror. Sie zitterte. Richard bemerkte es, stand auf und kam mit einer grauen Fleece-Decke zurück, die er ihr umlegte. Er brachte noch eine für Eve, die noch immer in Shanes schwarze Jacke gehüllt war.

»Kann es sein, dass Jason das nur gesagt hat, weil er von den Leichen wusste, die bei eurem Haus gefunden wurden?«, fragte Richard. »Hat er irgendwelche Einzelheiten erwähnt? Etwas, worüber nichts in den Zeitungen stand?«

Beinahe hätte Claire Ja gesagt, aber sie konnte sich gerade noch beherrschen. Die Polizei wusste nichts davon, dass Shane das Mädchen in ihrem Keller gefunden hatte. Sie dachte, der Mörder hätte sie zur Kirche gebracht.

Sie hatte keine andere Wahl. Sie schüttelte einfach den Kopf.

»Dann ist es möglich, dass Jason nur labert«, sagte Richard. »Wir haben ihn beobachtet. Wir haben nichts entdeckt, womit wir beweisen könnten, dass er etwas mit diesen toten Mädchen zu tun hat.« Er zögerte, dann sagte er sehr behutsam: »Hört mal. Ich möchte nichts über Shane sagen, aber immerhin hatte er einen Baseballschläger bei sich, nicht wahr?«

Eve hob sehr langsam den Kopf. »Was?«

»Shane hatte einen Baseballschläger.«

»Er hat ihn einem anderen Typen abgenommen«, sagte Claire so hastig, dass sie sich fast verhaspelt hätte. »Einem Typen von Monicas Party. Shane wurde angegriffen, er hat sich nur verteidigt! Und er versuchte, Jason davonzujagen...«

»Wir haben Zeugen, die aussagen, dass Shane den Schläger nach Jason schwang, nachdem dieser das Messer weggesteckt hatte.«

Claire fand keine Worte. Sie saß einfach nur mit offenem Mund da und glotzte in Richards müde, harte Augen.

»So ist das also«, sagte Eve. Ihr sanfter Tonfall wurde rasch härter. »Shane wird schuld sein, weil er Shane ist. Egal, dass irgendein Arsch aus der Studentenverbindung versucht hat, ihm den Schädel zu zertrümmern, oder dass Jason mit dem Messer auf ihn eingestochen hat. Es ist trotzdem Shanes Schuld!« Sie stand auf, streifte Shanes Jacke ab und warf sie nach Richard. Er fing sie auf, bevor sie in seinem Gesicht landete, aber nur knapp. »Hier, ein kleiner Mantel des Schweigens, den wirst du brauchen, um ihn über diese Sache zu breiten!« Sie stolzierte davon, schlank und bleich wie eine Lilie in all dem Schwarz.

»Eve...«, seufzte Richard. »Verdammt. Sieh mal, Claire, ich brauche die Fakten, okay? Und Tatsache ist, dass Jason während der Auseinandersetzung sein Messer weggepackt hat. Shane hatte den Baseballschläger und Shane bedrohte ihn. Dann hat Jason in Notwehr auf ihn eingestochen. Ist das richtig?«

Sie antwortete nicht. Ein paar Sekunden lang saß sie einfach nur da und starrte ihn an, dann stand sie auf, streifte die Decke ab und reichte sie ihm.

»Ein Mantel reicht nicht aus. Du wirst eine große Decke brauchen, um das zu verschleiern. Nicht mal die hier wird reichen«, sagte sie. »Schau mal, ob ein Zirkus in der Stadt ist. Vielleicht kannst du dir ein Zelt borgen.«

Sie ging den Flur entlang, um nachzuschauen, ob Shane aus dem OP gekommen war.

War er nicht.

Eve tigerte den Flur auf und ab, sie war ganz steif vor Wut und hatte die Hände zu Fäusten geballt. »Diese Mistkerle«, sagte sie. »Diese Hurensöhne! Sie machen Shane fertig, das ist total offensichtlich.«

»Was meinst du damit? Wie?«

Eve starrte sie zornig an. Ihre Augen waren rot und Tränen standen darin. »Ich meine, selbst wenn er die OP überlebt, lassen sie ihn nicht damit durchkommen. Richard hat es uns praktisch gesagt, begreifst du das nicht? Es ist die perfekte Geschichte. Shane hat ausgeholt, Jason handelte in Notwehr und niemand wird Jason wegen dieser Morde auch nur anschauen. Sie werden es einfach unter den Teppich kehren, genauso wie die Leichen.«

Sie hörte auf zu sprechen und ihre Augen richteten sich auf etwas hinter Claire. Claire drehte sich um.

Michael kam mit großen Schritten auf sie zu, hager und kraftvoll und hochgewachsen. Er steuerte direkt auf Eve zu. Ohne zu zögern, als sei nichts geschehen. Als hätten sie nicht gesehen, wie er sich auf der Party über das tote Mädchen gebeugt hatte.

Nur wenige Zentimeter vor Eve hielt er an und streckte seine Hände aus.

»Ich habe euch gesucht. Schließlich konnte ich eure Spur bis zum Common Grounds verfolgen. Wie geht es ihm?«, fragte er. Seine Stimme war heiser.

»Nicht so gut«, flüsterte Eve und ließ sich in seine Arme sinken, als wäre ein Damm gebrochen. »Oh Gott. Oh Gott, Michael, alles ist schiefgegangen, alles ist so falsch...«

Er seufzte, schlang die Arme um sie und legte seinen Goldschopf neben ihr dunkles Haar. »Ich hätte mit euch kommen sollen. Ich hätte euch zwingen sollen, in das verdammte Auto zu steigen. Ich wollte – aber es ist so viel passiert, worum ich mich kümmern musste auf der Party. Ich hätte nie gedacht, dass ihr versuchen würdet, zu Fuß nach Hause zu gehen.« Er machte eine Pause, und als er schließlich fortfuhr, schwang heftiger Schmerz in seiner Stimme mit. »Es ist meine Schuld.«

»Niemand hat Schuld«, sagte Claire. »Du weißt, dass du Shane nicht dazu bringen kannst, etwas zu tun, was er nicht tun will. Eve genauso wenig. Und mich auch nicht.« Zögernd legte sie ihre Hand auf Michaels Arm. »Du hast dieses Mädchen nicht getötet, oder?«

»Nein«, sagte er. »Ich fand sie, als ich nach Jason gesucht habe. Ich wollte ihn finden und hinauswerfen. Wahrscheinlich war er da schon weg.«

»Wer hat dann...«

Michael blickte auf und seine Augen funkelten grimmig. »Genau darum musste ich mich kümmern. Auf der Party waren Vampire, die jagten. Ich musste dafür sorgen, dass das aufhörte.«

Eine Krankenschwester ging vorüber und beobachtete Michael und Eve. Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen und sie hielt an, um sie anzustarren. Sie murmelte etwas vor sich hin und ging dann weiter.

Michael wandte sich zu ihr um, als sie schon halb den Flur überquert hatte. »Entschuldigen Sie bitte«, sagte er. »Was haben Sie gesagt?«

Die Krankenschwester blieb wie angewurzelt stehen und wandte sich zu ihm um. »Ich habe überhaupt nichts gesagt, Sir.« Das letzte Wort klang so scharf, dass man sich daran hätte schneiden können.

»Ich denke doch«, sagte Michael. »Sie nannten sie eine Vampirschlampe.«

Die Schwester lächelte kalt. »Ich habe nur vor mich hin gemurmelt, Sir, das braucht Sie nicht zu kümmern. Sie und ihre – Freundin – sollten Ihre Angelegenheiten im Wartezimmer regeln. Oder auf der Blutbank.«

Michaels Hände ballten sich zu Fäusten und sein Gesicht spannte sich vor Zorn an. »Es ist nicht so, wie Sie denken.«

Die Krankenschwester – ihr Namensschildchen gab an, dass sie Christine Fenton hieß und staatlich geprüfte Krankenschwester war – lächelte ihm höhnisch ins Gesicht. »Ja, so ist das nie. Es ist immer anders, nicht wahr? Sie werden nur immer missverstanden. Sie wollen mir wehtun? Na los, versuchen Sie es doch. Ich habe keine Angst vor Ihnen. Vor keinem von Ihnen.«

»Gut«, sagte Michael. »Sie sollten auch keine Angst vor mir haben, weil ich ein Vampir bin. Sie sollten Angst haben, weil Sie gerade meine Freundin schlechtgemacht haben, und sie haben es ihr auch noch direkt ins Gesicht gesagt.«

Schwester Fenton zeigte ihm den Mittelfinger und ging weiter.

»Wow!«, sagte Eve. Sie klang fast wieder wie sie selbst, als hätte es geholfen, dass jemand sie disst – fast wie ein Schlag ins Gesicht. »Und die Leute haben mich schlecht behandelt, als ich mit Bobby Fee ausging. Der hat zumindest geatmet. Durch den Mund, ja, aber...«

Michael legte den Arm um sie und starrte noch immer der Krankenschwester nach. Sein Gesicht war finster, aber er zwang sich zu einem Lächeln und küsste Eve auf die Stirn.

»Du musst dich ein bisschen ausruhen. Kommt, wir gehen zurück ins Wartezimmer«, sagte er. »Ich verspreche dir auch, dass ich dich nicht mehr in peinliche Situationen bringe.« Er lenkte sie in Richtung Wartezimmer und warf einen Blick zurück. »Claire? Kommst du?«

Sie nickte abwesend, sie war mit den Gedanken ganz woanders und versuchte gerade, ein paar Informationen zusammenzubringen. Fenton. Sie hatte den Namen schon einmal irgendwo gesehen, oder? Aber nicht bei der Krankenschwester; die hatte sie noch nie zuvor gesehen und war auch nicht erpicht darauf, sie je wiederzusehen.

Claire bemerkte, dass sie allein auf dem Flur stand, und sie fröstelte. Obwohl es ein modernes Gebäude war und nicht annähernd so hässlich wie das alte, zu einer Ruine verfallene, verlassene Hospital, in dem sie und Shane bis aufs Blut verfolgt worden waren, jagte es ihr dennoch einen Schauder über den Rücken. Sie warf einen letzten, schmerzlichen Blick auf die Türen mit Milchglasscheiben, auf denen »OP-Bereich, Zugang nur für befugtes Personal« stand. Sie konnte nichts dahinter erkennen außer undeutlichen Schatten, die sich bewegten.

Sie folgte Michael zurück ins Wartezimmer. Richard Morrell war gegangen, was gut war. Shanes Jacke lag auf dem Boden. Claire hob sie auf und nahm schweigend Platz. Sie rieb ihre Hände aneinander, auf denen sie noch immer Shanes Blut zu spüren meinte.

»Hey«, sagte Michael. Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, nur dass sie inzwischen steif und verspannt war. Sie blickte in seine kristallblauen Augen und sah dort Stärke und Güte, aber auch ein winziges Glitzern, das... unnatürlich aussah. »Ruh dich aus. Ich kann die Zahnrädchen in deinem Kopf regelrecht arbeiten hören.« Eve war in seinem Schoß eingeschlafen, zusammengerollt wie eine Katze. Er streichelte ihr dunkles Haar. »Hier«, sagte er. »Lehn dich an.« Er legte den Arm um Claire und sie lehnte sich an; und trotz allem, was geschehen war, fühlte sie sich warm und sicher.

Dann brach alles über sie herein, all die Angst und der Schmerz und die Tatsache, dass Shane vor ihren Augen niedergestochen worden war und dass sie nicht damit umgehen konnte, dass sie nicht wusste, was sie sagen, was sie tun sollte, und das alles war einfach...

Sie wandte ihr Gesicht Michaels blauem Seidenhemd zu und weinte. Lautlose, tiefe Schluchzer, die tief aus ihrem Inneren kamen. Michaels Hand legte sich sanft um ihren Kopf und er ließ sie weinen.

Sie spürte, wie er seine kühlen Lippen auf ihre Schläfe drückte, und entspannte sich schließlich, fest an ihn geschmiegt, und dann glitt sie einfach weg, in die Dunkelheit.

Claire kämpfte sich panisch aus einem Albtraum – und war schon im nächsten. Krankenhaus. Shane. Operation.

Eve schüttelte sie mit beiden Händen an den Schultern und redete auf sie ein. Sie konnte zwar ihren Worten nicht folgen, aber auf die kam es zunächst mal gar nicht an.

Eve strahlte.

»Er ist okay«, flüsterte Claire, dann sagte sie es lauter. »Er ist okay!«

»Ja«, sagte Eve, die Worte sprudelten wirr und heiter und viel zu schnell aus ihr heraus. »Er ist aus dem OP raus. Er ist knapp mit dem Leben davongekommen. Er hatte innere Blutungen. Er wird noch ein paar Tage auf der Intensivstation liegen, bevor sie ihn nach Hause lassen, und er bekommt ein vorübergehendes Armband, du weißt schon, so eins aus Plastik.«

Claire versuchte buchstäblich, sich den Schlaf aus dem Kopf zu schütteln. »Plastik – Moment mal, bekommt man das nicht immer im Krankenhaus? Als eine Art Ausweis?«

»Echt? Das bekommt man? Das ist ja komisch. Oh. Na ja, in Morganville behält man es an, wenn man entlassen wird. Dadurch steht man bis zu einem Monat nach der OP unter Schutz. Eine Art einstweilige Verfügung gegen Vampire.« Eve hopste tatsächlich auf und ab. »Er kommt wieder in Ordnung, mein Gott, er kommt wieder in Ordnung!«

Claire krabbelte aus ihrem Sessel, packte Eve an den Armen und sie hopsten beide zusammen auf und ab, dann fielen sie sich in die Arme und kreischten.

»Ich werde euch...das jetzt einfach mal machen lassen«, sagte Michael. Er blieb sitzen und beobachtete sie, aber er lächelte. Er sah erschöpft aus.

»Wie spät ist es?«, fragte Claire.

»Spät. Früh.« Eve schaute auf ihre Totenkopf-Uhr. »Sechs Uhr morgens ungefähr. Michael, du solltest nach Hause gehen, bald wird es hell. Ich bleibe mit Claire hier.«

»Wir sollten alle nach Hause gehen«, sagte Michael. »Er wird sowieso erst in ein paar Stunden zu sich kommen. Ihr könntet euch umziehen.«

Claire schaute an sich hinunter und zog müde eine Grimasse. »Ja, das könnte ich«, räumte sie ein. Shanes Blut klebte an ihrer gemusterten Strumpfhose und wahrscheinlich konnte Michael das riechen. Sie konnte es sogar selbst riechen, ein modriger, verwester Geruch, der sie zum Würgen brachte. »Eve? Möchtest du auch gehen?«

Eve nickte. Alle drei verließen das Wartezimmer und gingen über den langen, leeren Flur zu den Aufzügen. Sie gingen an der Rezeption vorbei, wo Schwester Fenton sie anfunkelte. Als sie vor dem Aufzug warteten, schaute sich Claire noch einmal um und sah, dass sie eine Nummer wählte.

»Woher kenne ich diesen Namen?«, fragte sie. Auf einmal wurde ihr klar, dass sie mit zwei Einheimischen hier war. »Fenton? Wisst ihr zwei etwas über sie?«

Der Aufzug kam. Eve betrat ihn und drückte den Knopf für die Eingangshalle, sie und Michael schauten sich einen Moment lang an.

»Die Familie lebt schon seit Generationen hier«, sagte Michael. »Die liebreizende Schwester da draußen ist ein Neuzugang. Sie war auf der TPU und heiratete dann in die Familie ein.«

»Du hast ihren Mann kennengelernt«, sagte Eve. »Officer Fenton, Brad Fenton. Er ist derjenige, der...«

»... der aufgetaucht ist, als Shane angegriffen wurde«, sprudelte es aus Claire heraus. »Natürlich! Ich hatte seinen Namen vergessen.« Warum fühlte sie sich deswegen so diffus unbehaglich? Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass Officer Fentons Verhalten Anlass zu der Vermutung gegeben hätte, er hätte etwas gegen Vampire. Er hatte schnell gehandelt, als Shane in Schwierigkeiten steckte. Nicht wie seine Frau, die offensichtlich nicht so unvoreingenommen war.

Sie machte sich Gedanken darüber, konnte aber keine wirkliche Verbindung erkennen und es gab andere Dinge, worüber sie nachdenken musste. Immerhin war Shane okay, und das war alles, was zählte.

***

Die Dusche tat gut, aber sie konnte die dumpfen Schmerzen zwischen Claires Augen oder den seltsamen grauen Schleier, der auf der Welt lag, nicht vertreiben. Erschöpfung, dachte sie, und Stress. Nichts sah aus, wie es sollte. Sie zog frische Kleider an, schnappte ihren Rucksack und ging zurück ins Krankenhaus, wo sie warten wollte, bis auf der Intensivstation die Besuchszeit begann. Dieses Mal nahm sie ein Taxi, obwohl es helllichter Tag war. Keine Spur von Jason, aber sie hatte ohnehin nicht angenommen, dass er etwas tun würde, was so leicht zu durchschauen wäre. Oder so dumm. Er hatte es schon so lange geschafft, mit seiner Masche davonzukommen.

Aber andererseits kam er ihr auch wieder nicht so vorausschauend vor. Eher wie der Typ, der sich einfach nahm, was er wollte. Und was bedeutete das? Hatte Eve recht? War dies eine groß angelegte, offizielle Verschleierungsaktion und Jason hatte freie Hand bekommen, in der Stadt herumzulaufen und zu vergewaltigen, zu töten und abzustechen, wie es ihm gerade behagte? Bei dem Gedanken daran schauderte sie.

Schwester Fenton hatte glücklicherweise frei, als Claire ankam. Sie meldete sich bei einer jüngeren, netteren Dame an der Rezeption an, die Helen Porter hieß, und suchte sich im Wartebereich den am wenigsten unbequem aussehenden Stuhl aus. Das Gebäude war gar nicht mal so schlecht ausgestattet. Es gab Laptop-Anschlüsse und Schreibtische und Claire setzte sich an einen davon. Das WLAN lief nicht richtig, aber es gab eine LAN-Verbindung, die gut funktionierte.

Natürlich schränkten Filter ihre Bewegungsfreiheit im Internet ein und sie war schon bald frustriert, als sie versuchte herauszufinden, was in der Welt außerhalb Morganvilles passierte... immer das Gleiche, nahm sie an. Krieg, Kriminalität, Tod, Grausamkeit. Manchmal kam es ihr kaum so vor, als wären die Vampire die Bösen, wenn man mal bedachte, was sich die Menschen gegenseitig antaten, ohne die Ausrede zu haben, dass sie einen halben Liter Null negativ brauchen, um durch den Tag zu kommen.

Sie fragte sich, ob die Vampire irgendwelche Fortschritte bei der Aufklärung gemacht hatten, wer Sam gepfählt hatte. Bestimmt hatten sie etwas herausgefunden. Aber andererseits hatten sie auch bei Shanes Dad nicht viel Glück gehabt...

Ihre Laptop-Verbindung wurde mitten in einer E-Mail an ihre Eltern unterbrochen. Sie hatte lieber nicht angerufen, weil sie so sehr versucht war, mit all dem Schmerz, der Angst und der Suche nach Trost herauszuplatzen – waren Eltern nicht dafür da? Aber wenn sie das zuließe, würden sie entweder schnurstracks in die Stadt kommen, was schlecht wäre, oder sie würden wieder versuchen, sie von der Schule zu nehmen, was noch schlimmer wäre. In jeder Hinsicht schlimmer.

Claire schaltete ihren Laptop ab, packte ihn ein und öffnete ihr neues cooles Handy. Es leuchtete blassblau auf, als sie wählte, und sie hörte ein leichtes Klicken. Das bedeutete wahrscheinlich, dass der Anruf abgehört oder zumindest überprüft wurde. Ein weiterer Grund, vorsichtig zu sein, was sie sagte...

Mom nahm nach dem dritten Klingeln das Telefon ab. »Hallo?«

»Hi!« Claire zuckte bei der künstlichen Fröhlichkeit ihres Tonfalls zusammen. Warum konnte sie nicht natürlich klingen? »Mom, ich bin’s, Claire.«

»Claire! Liebling, ich habe mir Sorgen gemacht. Du wolltest schon seit Tagen anrufen.«

»Ich weiß, Mom, tut mir leid. Ich hatte viel zu tun. Ich wurde in ein paar Kurse für Fortgeschrittene versetzt. Sie sind wirklich großartig, aber ich hatte eine Menge Hausaufgaben und viel zu lesen. Ich habe es einfach vergessen.«

»Schön«, sagte ihre Mutter, »es freut mich zu hören, dass deine Lehrer begriffen haben, was du kannst. Ich war ein wenig beunruhigt, als du sagtest, die Kurse seien zu einfach. Du brauchst Herausforderungen, das weiß ich.«

Oh, ich habe genug Herausforderungen, dachte Claire. Die Kurse und Myrnin, von Jason verfolgt werden und schreckliche Angst um Shane haben... »Ja, das brauche ich«, sagte sie. »Alles bestens also.«

»Was noch? Wie geht es deinen Freunden? Dieser nette Michael, spielt er immer noch Gitarre?« Mom sagte das, als wäre es ein dummes, kleines Hobby, das er früher oder später aufgeben würde.

»Ja, Mom, er ist Musiker. Er spielt immer noch. Vor ein paar Tagen hat er sogar an der Uni gespielt und hatte ganz schön viele Zuhörer.«

»Das freut mich. Ich hoffe aber, er spielt nicht in diesen Klubs. Das kann gefährlich sein.«

Davon kam noch mehr – Bemerkungen über irgendwelche Gefahren – und Claire machte sich Sorgen, ihre Mutter könnte sich, wenn auch nicht mehr genau, so zumindest an etwas erinnern. Warum sonst sollte sie so fixiert darauf sein, wie gefährlich alles sein konnte?

»Mom, du übertreibst«, sagte Claire schließlich.

»Ehrlich, alles in Ordnung hier bei uns.«

»Also, du hast das Semester in der Notaufnahme begonnen, Claire. Du kannst es mir wirklich nicht übel nehmen, wenn ich mir Sorgen mache. Du bist noch zu jung, um ganz allein da draußen zu sein, und dann noch nicht mal im Wohnheim...«

»Ich habe dir doch schon von den Problemen im Wohnheim erzählt«, sagte Claire.

»Ja, ich weiß, die Mädchen waren nicht besonders nett...«

»Nicht besonders nett? Mom! Sie haben mich die Treppe hinuntergestoßen!«

»Ich bin mir sicher, das war ein Unfall.«

Das stimmte nicht, aber irgendetwas in ihrer Mutter wollte das nicht akzeptieren, nicht wirklich. Trotz all der Aufregung und den Sorgen wollte sie nicht wahrhaben, dass etwas wirklich nicht in Ordnung sein könnte.

»Ja«, seufzte Claire. »Wahrscheinlich. Egal, die WG ist super. Es gefällt mir wirklich dort.«

»Und Michael hat unsere Telefonnummer? Für den Fall, dass es ein Problem gibt?«

»Ja, Mom, alle haben eure Nummer. Oh, wo wir gerade davon sprechen, hier ist meine neue Handynummer.« Sie ratterte die Zahlen zweimal herunter und ließ sie ihre Mutter wiederholen. »Es hat einen besseren Empfang als das alte, deshalb erreicht ihr mich viel leichter, okay?«

»Claire«, sagte ihre Mutter, »sicher, dass es dir gut geht?«

»Ja, mir geht es prima.«

»Ich will ja nicht neugierig sein, aber dieser Junge, der in dem Haus – nicht Michael, sondern...«

»Shane.«

»Ja, Shane. Ich glaube, du solltest Abstand von ihm halten, Liebes. Er ist älter als du und er scheint sehr selbstsicher zu sein.«

Sie wollte nicht über das Thema Shane sprechen. Beinahe wäre sie beim Sprechen über seinen Namen gestolpert, so sehr schmerzte es sie. Sie hätte gern wie früher mit ihrer Mutter geredet. Sie hatten damals über alles gesprochen, aber sie konnte auf keinen Fall wirklich mit ihrer Familie über Morganville sprechen.

Und das bedeutete, sie konnte auf keinen Fall über überhaupt irgendwas reden.

»Ich werde vorsichtig sein«, brachte sie heraus und ihre Aufmerksamkeit wurde von der jungen Krankenschwester auf sich gezogen, die in der Tür des Wartebereichs stand und ihr zuwinkte. »Oh – Mom, ich muss los. Tut mir leid. Jemand wartet auf mich.«

»Alles klar, Liebes. Wir haben dich lieb.«

»Ich euch auch.« Sie legte auf, ließ das Handy in ihre Tasche gleiten und griff nach ihrem Rucksack.

Die Krankenschwester führte sie durch eine weitere Doppeltür aus Glas in einen Bereich, der mit »Intensivstation« ausgeschildert war. »Er ist aufgewacht«, sagte sie. »Du kannst nicht lang bleiben, wir wollen, dass er so viel Ruhe wie möglich bekommt, und ich kann jetzt schon sagen, dass er ein schwieriger Patient sein wird.« Sie lächelte Claire an und zwinkerte. »Sieh zu, dass du ihn ein bisschen freundlich für mich stimmst. Mach mir das Leben ein bisschen leichter.«

Claire nickte. Sie war nervös und ihr war fast ein wenig übel, so dringend wollte sie ihn sehen, ihn berühren...und gleichzeitig fürchtete sie sich auch davor. Sie hasste den Gedanken daran, ihn so zu sehen, und sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Was sagte man, wenn man Angst hatte, jemanden zu verlieren?

Er sah schlimmer aus, als sie es sich vorgestellt hatte, und man musste es ihr angesehen haben. Shane knurrte und schloss für ein paar Sekunden die Augen. »Immerhin bin ich nicht tot, das ist doch schon mal was. Einer davon in unserm Haus ist genug.« Er sah schrecklich aus – bleich wie, na ja, Michael. Der Baseballschläger hatte einen Bluterguss in Technicolor-Farben hinterlassen und Shane sah so zerbrechlich aus, wie Claire sich nie hätte träumen lassen. Da waren so viele Schläuche und Apparate. Sie setzte sich in den Stuhl neben seinem erhöhten Bett und griff über das Seitengitter, um seine zerkratzte, zerschundene Hand leicht zu berühren.

Er drehte sie um, damit sich ihre Finger ineinanderschlingen konnten. »Alles okay bei dir?«

»Ja«, sagte sie. »Jason ist danach weggelaufen.« Davonspaziert eigentlich, aber das würde sie nicht sagen. »Eve geht es auch gut. Sie war hier, während du im OP warst. Jetzt ist sie nur nach Hause gegangen, um sich umzuziehen. Danach kommt sie wieder.«

»Ja, das Diva-Outfit war für hier vielleicht ein bisschen zu dick aufgetragen.« Er schlug die Augen auf und schaute sie direkt an. »Claire. Im Ernst. Bist du okay?«

»Mir geht es gut«, sagte sie. »Außer dass ich Angst um dich habe.«

»Es geht mir gut.«

»Abgesehen von der Stichverletzung und all den inneren Blutungen? Ja, klar. Knallharter Typ.« Sie hörte, wie ihre Stimme zitterte, und wusste, dass sie gleich in Tränen ausbrechen würde. Das wollte sie nicht. Er wollte es weglachen, wollte knallhart sein und sie sollte ihn lassen, oder?

Er versuchte, mit den Achseln zu zucken, aber seinem schmerzverzerrten Gesicht nach musste es wohl wehgetan haben. Eine der Maschinen neben Claire piepte und er stieß einen langsamen Seufzer aus. »Schon besser. Oh Mann, auf der Intensivstation geben sie dir den guten Stoff. Erinnere mich daran, dass ich mich ab jetzt immer ernstlich verletzen lasse. Dieses Zeug, das sie einem bei kleineren Verletzungen verpassen, macht keinen Spaß.«

Das Sprechen ermüdete ihn. Claire stand auf, beugte sich über ihn und strich ihm sanft mit den Fingerspitzen über die Lippen. »Schhh«, sagte sie. »Ruh dich aus, ja? Spar es für jemanden anderen auf. Es ist okay, Angst zu haben. Es ist okay, verletzt zu sein, Shane. Für mich ist das okay.«

Für einen Moment glitzerten Tränen in seinen Augen, dann flossen sie über und hinterließen nasse Spuren bis zu seinen Haaren. »Verdammt«, flüsterte er. »Es tut mir leid. Ich – ich hatte einfach das Gefühl, dass ich alles verliere, ich hatte das Gefühl, dass ich dich verliere, ich habe versucht – ich dachte, er würde dir wehtun und ich könnte nichts tun...«

»Ich weiß.« Sie beugte sich vor und küsste ihn sehr zart, wobei sie sorgfältig auf die Blutergüsse achtete. »Ich weiß.«

Er weinte ein bisschen und sie blieb, wo sie war, als Schutzschild gegen die Welt, bis es vorüber war. Schließlich fiel er in einen leichten Schlaf und sie spürte, wie ihr jemand auf die Schulter tippte. Die Krankenschwester gab ihr ein Zeichen, das Zimmer zu verlassen, und Claire zog vorsichtig ihre Hand aus seiner und folgte ihr.

»Sorry«, sagte Helen. »Ich möchte, dass er ein Weilchen schläft, bevor wir mit dem Stochern und Piksen anfangen. Du kannst heute Nachmittag wieder kommen, in Ordnung?«

»Klar. Um wie viel Uhr?«

Um vier. Das hieß, sie musste den ganzen Tag totschlagen, und hatte nicht die leiseste Ahnung, was sie mit der Zeit anfangen sollte. Sie musste nicht zu Myrnin. Amelie hatte ihr keine weiteren Anweisungen gegeben, die sie befolgen musste. Es war Samstag, deshalb schwänzte sie auch keinen Unterricht, und sie wollte nicht ins Glass House zurückkehren, nur um... sich Sorgen zu machen.

Claire versuchte noch immer, sich zu entscheiden, was sie tun sollte, als sie eine vertraute, hübsch zurechtgemachte Gestalt vor den Türen des Krankenhauses stehen sah.

Warum hing Jennifer, ein Mädchen aus Monicas Clique, hier herum?

Offensichtlich wartete sie auf Claire, denn sie beeilte sich aufzuholen, als Claire sich auf den Weg zum Taxistand machte. »Hey«, sagte sie und klemmte sich ihr schimmerndes Haar hinter die Ohren. »Also. Wie geht es Shane?«

»Als würde dich das kümmern«, sagte Claire.

»Nun, ja. Mich nicht. Aber Monica möchte es wissen.«

»Er lebt.« Das hätte Monica auch ohne ihre Hilfe herausgefunden, deshalb war es eigentlich egal, und Claire wollte Jennifer nicht in ihrer Nähe haben. Monica war unheimlich, aber wenigstens hatte sie Klasse. Ihre beiden Groupies hatten hingegen etwas Armseliges und Extraverrücktes an sich.

Jennifer hielt mit ihr Schritt. Claire blieb stehen und drehte sich zu ihr um. Sie hatten die Hälfte des Fußwegs in blendendem, frühherbstlichem Sonnenlicht zurückgelegt, was zumindest unwahrscheinlich machte, dass ihr irgendein Vampir auflauerte, während Jennifer sie ablenkte. »Hör mal«, sagte Claire, »ich möchte nichts mit dir oder Monica zu tun haben, klar? Ich möchte nicht, dass wir Freundinnen werden. Ich möchte nicht, dass du dich bei mir einschleimst, nur weil ich... jemand bin oder so.«

Jennifer sah auch nicht so aus, als wollte sie sich einschleimen. Tatsächlich sah sie so verbittert und missgünstig aus, wie ein perfekt gestyltes, erwiesenermaßen reiches Mädchen nur aussehen konnte – was eine ganze Menge war. »Träum weiter, Loser. Mir ist egal, wer deine Schutzpatronin ist. Du wirst nie mehr sein als trittbrettfahrender Abschaum mit Wahnvorstellungen. Freundinnen? Ich würde nicht mit dir befreundet sein wollen, selbst wenn du die Letzte wärst, die in dieser Stadt noch atmet.«

»Es sei denn, Monica hätte es befohlen«, sagte Claire hämisch. »Gut, du möchtest also keine Freundschaftsbändchen tauschen. Warum behelligst du mich dann?«

Jennifer glotzte sie einen Moment lang störrisch und böse an und dann schaute sie weg. »Du bist schlau, stimmt’s? Ein schlauer Freak, oder?«

»Wie kommst du jetzt darauf?«

»Du bist nicht mehr in den beiden Kursen, die wir zusammen hatten. Du musst bei den Prüfungen hervorragend abgeschnitten haben.«

Claire hätte beinahe laut hinausgelacht. »Du möchtest Nachhilfe?«

»Nein, du blöde Kuh. Ich möchte Prüfungsantworten. Hör mal, ich darf nichts unter einer Drei nach Hause bringen, sonst bricht mein Schutzpatron meine College-Ausbildung ab. Ich will aber meine vollen vier Jahre, selbst wenn ich damit niemals etwas anfange in dieser lahmarschigen Stadt.« Ein Muskel zuckte an Jennifers Kiefer. »Ich verstehe diesen Wirtschaftsmist einfach nicht. Lauter Mathe, Adam Smith, bla, bla, bla. Wofür werde ich das je überhaupt brauchen?«

Sie bat um Hilfe. Vielleicht machte sie nicht viele Worte darum, aber das war es, was sie wollte, und Claire war einige Herzschläge lang aus dem Konzept. Erst Monica, dann Jennifer? Was kam als Nächstes? Oliver, der ihr einen Strauß aus Süßigkeiten brachte?

»Ich kann dir keine Prüfungsantworten geben«, sagte sie. »Und wenn ich es könnte, würde ich es nicht tun.« Claire holte tief Luft. »Hör mal, ich werde das bereuen, aber wenn du wirklich Hilfe möchtest, dann gehe ich mit dir deine Aufzeichnungen durch. Einmal. Und du wirst mich auch dafür bezahlen. Fünf Dollar.« Was völlig übertrieben war, aber es war ihr egal, wenn Jennifer Nein sagte.

Was sich Jennifer eindeutig gründlich überlegte, bevor sie ein Mal abrupt nickte.

»Common Grounds«, sagte sie. »Morgen um zwei.« Das war so ziemlich die sicherste Zeit, dort herumzuhängen, vorausgesetzt, sie blieben nicht zu lange. Claire war nicht gerade erpicht darauf, Olivers Laden wieder zu betreten, aber sie glaubte nicht, dass es in der Stadt viele Orte gab, denen Jennifer zustimmen würde. Außerdem war es nicht weit von Claires Zuhause entfernt.

»Um zwei«, wiederholte Claire und fragte sich, ob sie jetzt Hände schütteln sollten oder so etwas. Offenbar nicht, denn Jennifer schleuderte ihr Haar zurück und ging weg, eindeutig froh, es hinter sich zu haben. Sie sprang in ein schwarzes Cabrio und fuhr mit quietschenden Reifen vom Straßenrand weg.

Claire blieb zurück und dachte über die Nachmittagssonne und ihre Chancen nach, durch ein Morganville nach Hause zu gehen, in dem Jason noch immer frei herumlief.

Sie holte ihr Handy heraus und rief den einzigen Taxifahrer der Stadt an, der ihr sagte, dass er nicht im Dienst sei, und auflegte.

Deshalb rief sie Travis Lowe an.

***

Detective Lowe war alles andere als begeistert davon, für Claire den Taxiservice zu spielen. Sie bemerkte es daran, dass er nicht wie sonst war, überhaupt nicht – er war immer nett zu ihr gewesen und ein wenig witzig, aber davon merkte man nichts, als er mit seinem blauen Ford an den Bordstein heranfuhr und »Steig ein« blaffte. Er gab Gas, noch bevor sie sich angeschnallt hatte. »Du weißt schon, dass ich auch noch einen richtigen Job habe, oder?«

»Tut mir leid, Sir«, sagte sie. Das Sir kam automatisch, eine Gewohnheit, die sie nicht loswerden konnte, egal wie sehr sie sich bemühte. »Ich dachte mir nur, ich sollte vielleicht nicht zu Fuß nach Hause gehen, wenn Jason...«

»Richtig gedacht, nur falsches Timing«, sagte er und sein Tonfall wurde ein wenig sanfter. Er sah erschöpft und bleich aus, unter seinen Augen hingen dunkle Tränensäcke, als hätte er seit Tagen nicht geschlafen. Er sollte dringend duschen und sich rasieren. Wahrscheinlich dringender duschen als sich rasieren. »Wie geht es Shane?«

»Besser«, sagte sie. »Die Krankenschwester sagte mir, dass er wieder auf die Beine kommt, es wird nur einige Zeit dauern.«

»Das ist eine gute Nachricht. Hätte auch anders ausgehen können. Warum wolltet ihr zu Fuß nach Hause gehen?«

Sie rutschte ein bisschen auf ihrem Sitz herum. Im Gegensatz zu den Vampirautos mit ihren dunkel getönten Scheiben schien ihr das Licht in Lowes Auto viel zu hell. »Na ja, wir haben versucht, jemanden zu finden, der uns mitnimmt«, sagte sie. Rückblickend erschien ihr keine der Erklärungen wirklich besonders gut. Sie erwähnte nicht, dass sie es sowohl auf seiner als auch auf Joe Hess’ Nummer versucht hatte. Es war sinnlos, wenn er sich jetzt auch noch schuldig fühlte. Noch schuldiger.

»Wir dachten, wenn wir zu dritt sind...«

»Ja, guter Plan, wenn es irgendwelche anderen Kids gewesen wären. Bei euch bedeutet das lediglich Ärger hoch drei. Ich bin kein Mathe-Crack, aber ich glaube, das ist eine ganze Menge.« Seine Augen waren kalt und distanziert und sie hatte das Gefühl, dass er überhaupt nicht an sie dachte. »Hör mal, ich muss noch kurz wo vorbeigehen. Ich komme sonst zu spät. Du bleibst im Auto, okay? Steig auf keinen Fall aus.«

Sie nickte. Er bog um ein paar Ecken in ein Wohngebiet von Morganville, das sie nicht kannte. Es war ziemlich heruntergekommen und auf schiefen Zäunen waren von der Sonne ausgebleichte Gang-Symbole zu sehen. Die Häuser waren auch nicht viel besser. In den meisten waren einfach Laken in den Fenstern befestigt anstatt echter Vorhänge. Vor einem davon parkte er ein und sagte: »Fenster nach oben. Schließ die Türen ab.«

Sie befolgte seine Befehle und sah ihm nach, wie er über den schmalen, rissigen Weg zur Haustür ging. Nach dem zweiten Klopfen öffnete sie sich, aber sie konnte nicht sehen, wer drinnen war, und Lowe schloss die Tür hinter sich.

Claire runzelte die Stirn und wartete. Sie fragte sich, was er da machte – Cop-Kram, vermutete sie, aber in Morganville konnte das alles sein, angefangen von Botengängen für Vampire bis hin zum Einfangen streunender Hunde.

Er kam nicht zurück. Sie schaute auf die Uhr und stellte fest, dass bereits zehn Minuten vergangen waren. Er hatte ihr befohlen, sich nicht von der Stelle zu rühren, aber für wie lange? Sie hätte schon zu Hause sein können, wenn sie das Taxi hätte nehmen können oder selbst wenn sie zu Fuß gegangen wäre.

Außerdem wurde es heiß im Auto.

Nach weiteren zehn Minuten begann sie, unruhig zu werden. Das Viertel schien verlassen – keine Menschen waren auf der Straße, nicht einmal im strahlenden Sonneschein. Selbst für Morganville schien das nicht normal zu sein. Sie kannte diese Gegend nicht, war noch nie hier durchgekommen und fragte sich, was hier vor sich ging.

Bevor sich Claire dazu entschließen konnte, etwas wirklich Dummes zu machen, wie zum Beispiel auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen, kam Detective Lowe aus dem Haus, klopfte an die Scheibe, damit sie aufschloss, und stieg ein. Er sah noch erschöpfter aus, sofern das überhaupt möglich war. Fast schon deprimiert.

»Stimmt was nicht?«, fragte sie. Die als Vorhänge aufgehängten Laken im Haus des Fensters bewegten sich, als würde jemand zu ihnen herausspähen. »Sir?«

»Hör auf, Sir zu mir zu sagen«, fuhr Lowe sie an und legte einen Gang ein. »Und es geht dich nichts an. Halt dich da raus.«

Auf seiner Hand war Blut. Seine Knöchel waren aufgeschürft. Claire sog schnell den Atem ein und ihre Augen weiteten sich, als sie das bemerkte. Er warf ihr einen knappen Blick zu, als das Auto beschleunigte und durch die verlassenen Straßen fuhr.

»Gab es da drinnen Streit?«, fragte sie.

»Was habe ich dir gerade gesagt?« Detective Lowe war noch nie zuvor wütend gewesen, zumindest nicht auf sie, aber sie bemerkte, dass ihn jemand an seine Grenzen getrieben hatte. Sie nickte und schaute nach vorne, wobei sie versuchte, den Mund zu halten. Es war nicht einfach. Sie wollte Fragen stellen, Dutzende davon. Sie wollte fragen, wo Detective Hess war. Sie wollte wissen, wer in diesem Haus lebte und warum Lowe dorthin gegangen war. Und wen er geschlagen hatte, dass seine Knöchel so aufgeschürft waren.

Und warum er so wahnsinnig wütend war, dass er sie anschrie.

Lowe klärte sie über nichts davon auf. Er brachte den Wagen mit einem abrupten Bremsen zum Stehen. Claire blinzelte und stellte fest, dass sie zu Hause war. »Wenn du noch eine Fahrt brauchst, ruf ein Taxi«, sagte Lowe. »Ich habe für den Rest des Tages Polizeiarbeit zu leisten.«

Sie kletterte aus dem Auto und versuchte, sich zu bedanken, aber er hörte gar nicht hin. Er hatte bereits sein Handy aufgeklappt und wählte einhändig eine Nummer, während er mit der anderen Hand den Gang einlegte. Sie konnte gerade noch die Tür zuschlagen, bevor er davonfuhr.

»Tschüss«, sagte sie leise vor sich hin, zuckte die Schultern und ging ins Haus.

Michael saß im Wohnzimmer und spielte Gitarre. Er blickte auf und nickte ihr zu, als sie hereinkam. »Eve ist ins Krankenhaus gefahren«, sagte er. »Ihr müsst euch verpasst haben.«

Claire seufzte und ließ sich auf die Couch plumpsen. »Sie werden sie nicht zu ihm lassen. Die Besuchszeit ist zu Ende.« Sie gähnte und schlug die Beine unter. Alles tat ihr weh und alles schien zu hell zu sein und irgendwie nicht ganz richtig. »Michael?«

»Hm?« Er arbeitete an einer Abfolge von Akkorden und war ganz auf die Musik konzentriert. Seine Antwort bedeutete nicht, dass er wirklich zuhörte.

»Solltest du nicht schlafen? Ich meine, schlafen Vampire nicht...«

Immerhin hörte er doch zu. »Ob Vampire tagsüber nicht schlafen? Doch, meistens. Aber...ich konnte nicht. Ich dachte darüber nach...«Die Akkordfolge schlug in Moll um und klang dann falsch. Er schnitt eine Grimasse. »Ich denke darüber nach, dass ich diesen Mist mit Shane schon geklärt haben sollte. Ich weiß nicht, ob er je wirklich darüber hinwegkommen wird. Nicht so, dass es auch wirklich zählt. Und es ist einfach schrecklich. Ich muss die ganze Zeit daran denken... ich möchte nicht, dass er solche Sachen macht. Nicht, wenn ich nicht auf ihn aufpasse.«

Claire lehnte den Kopf gegen das ramponierte schwarze Kissen auf der Couch-Ecke. Es roch nach Cola, aber vor allem duftete es nach Shane. Glücklich steckte sie ihr Gesicht hinein und holte tief Luft. So kam es ihr so vor, als sei er da, zumindest einen Moment lang.

»Er würde dich nicht so schlimm hassen, wenn er dich nicht mögen würde, zumindest ein kleines bisschen«, sagte sie. »Es wird bald wieder okay sein. Wir bleiben zusammen, oder? Wir vier?«

Michael blickte auf und einen Augenblick lang war sie sich nicht sicher, was er sagen würde, aber dann sagte er: »Ja. Wir bleiben zusammen. Egal, was passiert.«

Es fühlte sich an wie eine Lüge und sie wünschte, er hätte es nicht gesagt.

Sie schlief ein, während sie ihm beim Komponieren eines neuen Liedes zuhörte, und sie träumte etwas von vibrierenden Strings und von Türen, die nirgendwohin und überallhin führten. Jemand beobachtete sie, sie konnte es fühlen. Und es war nicht Michael. Es war nicht warm und freundlich; es war nicht sicher. Sie war nicht sicher und irgendetwas war falsch, falsch, falsch...

Fast wäre sie von der Couch gefallen, so heftig zuckte sie zusammen. Michael war nicht mehr da und seine Gitarre lag in ihrem Kasten auf dem Tisch. Claire schielte auf die Uhr. Es war fast zwei und sie hatte das Mittagessen verschlafen, aber es war nicht der Hunger, der sie aufgeweckt hatte. Sie hatte etwas gehört.

Da war es wieder, ein dumpfes Klopfen an der Haustür. Sie gähnte und schlug die Decke zurück, die Michael über sie gebreitet hatte, und während sie sich noch den Schlaf aus den Augen rieb, tapste sie zur Tür.

Sie musste sich auf Zehenspitzen stellen, um durch den Spion sehen zu können. Irgendein Typ, niemand, den sie auf Anhieb erkannte – zumindest nicht Jason. Das war gut. Claire schaute über ihre Schulter, aber keine Spur von Michael. Sie hatte keine Ahnung, wohin er gegangen war.

Sie öffnete die Tür. Der Typ draußen schaute auf und reichte ihr einen gepolsterten Umschlag mit Aufklebern darauf; sie nahm ihn und las ihren Namen darauf. »Oh«, sagte sie geistesabwesend. »Danke.«

»Keine Ursache, Claire«, sagte er. »Wir sehen uns.«

Die Art und Weise, wie er das sagte, war viel zu vertraulich. Ihr Kopf zuckte hoch und sie starrte ihn an, aber noch immer erkannte sie ihn nicht. Er war einfach... normal. Durchschnittsgröße, Durchschnittsgewicht, Durchschnitts-Alles. Um sein Handgelenk trug er ein Silberarmband, also war er menschlich, kein Vampir.

»Kennen wir uns?«, fragte sie. Er neigte den Kopf ein wenig, aber er antwortete nicht, sondern drehte sich einfach um und ging davon, über den Gartenweg in Richtung Straße. »Hey, warte! Wer bist du?«

Er winkte ihr zu und ging weiter. Sie machte ein paar Schritte nach draußen in die Hitze des frühen Nachmittags und runzelte die Stirn, aber sie hatte ihre Schuhe nicht wieder angezogen und der Beton war glühend heiß. Sie konnte ihm auf keinen Fall barfuß nachlaufen, sonst würde sie brutzeln wie Speck.

Sie zog sich in die kühle Dunkelheit des Hauses zurück und seufzte vor Erleichterung, als sie das kühle Holz unter ihren Sohlen spürte. Sie schaute auf den Umschlag in ihrer Hand hinunter und wollte ihn plötzlich fallen lassen und zurückweichen. Sie wusste nicht, wer dieser Typ war, und es war wirklich sonderbar, dass er ihr nicht antworten wollte. Und sonderbar bedeutete in Morganville meistens nichts Gutes.

Sie machte die Tür zu und schloss sie ab, holte tief Luft und riss den Umschlag auf. Kein Geruch von Blut oder widerlichen verrottenden Dingen, was schon mal gut war. Sie drückte vorsichtig auf die Seiten, um ihn zu öffnen, und sah nichts als einen Zettel. Sie schüttelte ihn heraus in ihre Hand und erkannte sofort das Papier – schweres, teures cremefarbenes Papier, das mit demselben Zeichen geprägt war wie ihr goldenes Armband.

Es war eine Nachricht von Amelie. Was bedeutete, dass der Typ, der sie abgegeben hatte, jemand war, dem sie vertraute, zumindest so weit.

»Alles okay?« Michaels Stimme drang vom Ende des Flurs zu ihr herüber. Claire keuchte, stopfte das Blatt zurück in den Umschlag und drehte sich zu ihm um.

»Klar«, sagte sie. »Nur Post.«

»Was Gutes?«

»Weiß noch nicht, ich habe es noch nicht gelesen. Vermutlich irgendein Müll.«

»Erfreue dich an der Tatsache, dass du hier weder Strom, Wasser, Kabelfernsehen, Internet noch Müllgebühren bezahlen musst«, sagte er. »Hör mal, ich gehe nach oben. Ruf einfach, wenn du etwas brauchst. Wenn du hungrig bist, dann schau in den Kühlschrank.« Kurze Pause. »Mach nicht den Behälter im oberen Fach hinten auf.«

»Michael, sag mir jetzt bitte nicht, dass du Blut in unserem Kühlschrank aufbewahrst.«

»Ich sagte dir doch, du sollst ihn nicht öffnen. Also wirst du es nie erfahren.«

»Oh, Mann sei doch nicht so bissig!« Na ja, wie sollte er anders sein, er war schließlich ein Vampir.

»Iss etwas! Ich gehe schlafen.« Sie hörte, wie sich seine Tür schloss, und war nun allein.

Claire fischte den Brief heraus und faltete ihn auseinander. Das Papier strömte schwachen, staubigen Rosenduft aus, als hätte es in einem Kästchen mit getrockneten Blumen gelegen. Sie fragte sich, wie alt es war.

Es war eine kurze, einfache Nachricht, aber ihr ganzer Körper wurde eisig.

Dort stand:

**

Ich bin mit Deinem Vorankommen in den Fortgeschrittenenkursen sehr unzufrieden. Ich würde sagen, Du verwendest zusätzliche Zeit darauf, so viel wie möglich zu lernen. Die Zeit wird knapp. Wie Du das hinbekommst, interessiert mich nicht, aber ich erwarte von Dir, dass Du Dir in den nächsten beiden Tagen wenigstens die Kenntnisse eines Handwerksgesellen in Deinen Fächern aneignest. Du darfst Michael da nicht hineinziehen. Er darf nicht gefährdet werden.

**

Sonst nichts. Claire starrte ein paar Sekunden lang diese perfekte Handschrift an, dann faltete sie die Nachricht zusammen und steckte sie wieder in den Briefumschlag. Sie war noch immer erschöpft und hungrig, aber vor allen Dingen hatte sie jetzt Angst.

Amelie war nicht glücklich.

Das war nicht gut.

Zwei Tage. Und Michael konnte sie nur abends begleiten...

Sie konnte nicht warten.

Claire warf einen prüfenden Blick in ihren Rucksack. Der Streuer mit den roten Kristallen war immer noch da, sicher verwahrt in einer Tasche mit Reißverschluss.

Wenn sie Michaels Wagen nehmen würde – nein, das konnte sie nicht. Sie würde es niemals schaffen, durch die getönten Scheiben zu sehen, selbst wenn sie sich das Autofahren zugetraut hätte. Und Detective Lowe würde sie nicht fahren. Sie konnte es bei Detective Hess versuchen, aber Lowes Verhalten hatte ihr Angst eingejagt.

Trotzdem – sie konnte nicht einfach allein rausgehen.

Seufzend rief sie Eddie, den Taxifahrer, an.

»Was?«, blaffte er. »Bekomme ich nicht mal einen Tag frei? Was ist los mit dir?«

»Eddie, es tut mir leid, es tut mir wirklich leid. Du musst mir einen Gefallen tun.« Claire checkte hastig ihren Geldbeutel. »Ähm, es ist nicht weit und ich zahle das Doppelte, okay? Bitte!«

»Das Doppelte? Ich nehme keine Schecks.«

»Ich weiß. Ich zahle bar.«

»Ich warte nicht. Ich hole ab, ich setze ab, ich fahre los.«

»Eddie! Das Doppelte! Willst du oder willst du nicht?«

»Mach dich locker. Wie lautet die Adresse?«

»Michael Glass’ Haus.«

Eddie stieß einen tiefen Seufzer aus, der wie ein Kurzzeit-Hurrikan klang. »Du schon wieder. Okay, ich komme. Aber ich schwöre, das ist das letzte Mal. Nie wieder samstags, okay?«

»Ja! Ja, okay. Nur dieses eine Mal.«

Eddie legte auf. Claire biss sich auf die Lippen, ließ Amelies Nachricht in ihre Tasche gleiten und hoffte, dass es Michael ernst gemeint hatte, als er sagte, er ginge schlafen. Denn wenn er sie belauscht hatte, wenn auch nur zufällig, hätte sie eine Menge zu erklären.

Eddie brauchte fünf Minuten, bis er ankam. Sie wartete auf dem Gehweg und sprang auf die Rückbank des zerbeulten alten Taxis, das man kaum mehr als gelb bezeichnen konnte, nach all der Sonne, die es abbekommen hatte. Claire reichte Eddie das Geld, das sie bei sich hatte. Er zählte es zweimal nach.

Dann knurrte er und betätigte den Hebel am Taxameter. »Adresse?«

»Katherine Days Haus.« Eines hatte Claire über die Taxifahrten mit Eddie gelernt – man brauchte keine Nummern, nur Namen. Er kannte jeden und er wusste auch von allen, wo sie wohnten. Von den Einheimischen zumindest. Die Studenten setzte er einfach am Campus ab und vergaß sie.

Eddie warf einen Arm über die Lehne seines Sitzes und blickte sie finster an. Er war ein dicker Typ mit einem Wust wilder dunkler Haare, einschließlich Bart. Wenn er finster dreinblickte, waren seine Augen kaum zu sehen, was so gut wie immer der Fall war.

»Das Day-Haus. Bist du sicher?«

»Ich bin sicher.«

»Ich sagte schon, dass ich nicht warte, oder?«

»Eddie, bitte!«

»Auf zu deiner Beerdigung«, sagte er und stieg so heftig aufs Gaspedal, dass sie nach hinten in die Polster gedrückt wurde.