24. KAPITEL

 

Tränen verschleierten Caitlyns Sicht, und sie zitterte vor Wut. Wie hatte er ihr etwas so Wichtiges verschweigen können? »Warum hast du mir nichts davon gesagt?« Er beugte sich vor, um den Holzteller zurück auf die Bambusmatte zu stellen. »Das kann ich erklären.«

»Du hättest es schon vor Wochen erklären sollen! Was machen wir überhaupt hier, verdammt?«

»Das können wir später besprechen, wenn wir allein sind.«

»Ich bin jetzt wütend!« Sie warf einen Blick auf die Dorfbewohner, die sie neugierig beobachteten. Verdammt, sie lieferte ihnen die reinste Seifenoper. Sie senkte die Stimme, dennoch zitterte sie. »Sag mir wenigstens, ob es stimmt. Kannst du mich in einen Werpanther verwandeln, indem du mich einfach beißt?«

Sein Gesicht verzog sich vor Schmerz. »Theoretisch, ja.«

»Theoretisch hättest du also nie hierherkommen müssen, um eine Frau zu finden. Du hättest mich von Anfang an nehmen können!«

»Catalina...«

»Was stimmt nicht mit mir?« Ihre alte Angst kam mit voller Kraft zurück. »Bin ich dir nicht gut genug?«

Er schnaubte. »Du bist alles, was ich mir je erträumt habe. Ich gebe dich nicht auf, nicht für eine Million Werpanther-Frauen.«

Sie blinzelte. »Du... du bleibst bei mir?«

»Ja.« Er funkelte sie wütend an. »Ich dachte, das hätte ich in der Grotte deutlich gemacht.«

Sie funkelte ebenso wütend zurück. »Ich dachte, das wäre nur... Bettgeflüster.«

»Das war Liebe. Ich habe dir gestanden, dass ich dich liebe.« Er nahm sie in die Arme und umfasste ihr Kinn, sodass sie ihm in die hungrigen Augen schauen musste.

Die Dorffrauen seufzten im Chor.

Caitlyn hatte das Gefühl, sie müsse zu seinen Füßen zusammenschmelzen. »Dann willst du jetzt keine Werpantherin mehr heiraten?«

»Nein. Ich will dich.«

»Wann hast du das beschlossen?« Sie wusste nicht, ob sie ihn küssen sollte oder ohrfeigen. Er brachte sie völlig durcheinander.

»Ich denke schon eine ganze Weile darüber nach.«

»Und du hast mir nichts gesagt?« Sie schob ihn von sich. »Ich bin immer noch wütend auf dich.«

Er sah sie verwirrt an, hob dann den Teller auf und reichte ihn Malai. »Kannst du ihr noch etwas Essen bringen?« Er deutete auf den Teller, dann auf Caitlyn.

Malai nickte und huschte davon.

Caitlyn schnaubte. »Es geht nicht um Essen, Carlos. Es geht um Ehrlichkeit.«

Er erstarrte. »Ich habe dich nicht angelogen.«

»Du hast mir die Wahrheit verschwiegen. Du hast mir nicht gesagt, dass du vorhast, bei mir zu bleiben.«

»Mir war nicht klar, dass ich das muss. So wie ich es sehe, sind wir miteinander verheiratet.«

»Na ja, es wäre schön gewesen, wenn du mir das mitgeteilt hättest. Und was ist mit deiner Angewohnheit, ab und an zu sterben? Das hättest du mir auch sagen können. Ich habe völlig grundlos gelitten.«

Er zog eine Augenbraue hoch. »Ich habe auch ein wenig gelitten.«

Sie holte tief Luft. Da hatte er auch wieder recht. »Du hättest es mir sagen müssen. Ich erkenne hier ein gewisses Muster. In Zukunft musst du immer ehrlich zu mir sein, damit ich dir vertrauen kann.«

Er schnaubte. »Caitlyn, letzte Nacht bin ich gestorben, um dich zu beschützen. Du kannst mir vertrauen.«

Sie verschränkte die Arme vor der Brust und runzelte die Stirn.

Malai kam mit einem Teller voll Essen zurück, den sie auf die Bambusmatte stellte. »Du hattest recht, Mann«, flüsterte sie Raghu zu. »Sie streiten zu viel.«

Er nickte. »Sie hat ein feuriges Temperament. Er sollte sie beruhigen, indem er lange und gründlich Sex mit ihr hat.«

Die Männer des Dorfes nickten, und die Frauen kicherten.

Caitlyns Gesicht wurde rot.

»Was haben sie gesagt?«, fragte Carlos.

»Nichts«, antwortete sie grummelnd.

»Wieder, dass ich unter dem Pantoffel stehe?«

Sie stöhnte innerlich auf. »Es... es war falsch, an dir zu zweifeln. Du warst bereit, dich selbst zu opfern, um mich zu schützen, und dafür bin ich dir dankbarer, als ich sagen kann.«

Als er sie berühren wollte, wich sie zurück und hob eine Hand, um ihn aufzuhalten. »Aber ich bin immer noch wütend, weil du mir nicht gesagt hast, dass du mich in eine Werpantherin verwandeln kannst. Du wusstest die ganze Zeit, dass ich deine Partnerin und eine Mutter für deine Kinder werden kann.«

»Und ich wusste, dass die Verwandlung dich höchstwahrscheinlich tötet.«

Sie schwieg fassungslos.

»Es stimmt, Catalina. Ich habe schon Sterbliche unter Qualen sterben sehen, weil sie die Verwandlung nicht überstanden haben.«

Sie musste schlucken. »Ist das dein Ernst?«

»Mein Cousin hat eine Sterbliche geheiratet, und als sie versucht hat, sich der Verwandlung zu unterziehen, ist sie eines schrecklichen qualvollen Todes gestorben. Ihr Vater war darüber so entsetzt, dass er mein Volk hingerichtet hat.«

Seine Worte brachten Caitlyn ins Wanken. All diese Menschen waren gestorben, weil eine einzige Frau die Verwandlung nicht überlebt hatte?

Er fasste sie am Arm. »Ist alles in Ordnung?«

»Ich...« Sie schüttelte den Kopf. Sie könnte wirklich sterben? Das durfte nicht wahr sein. So grausam konnte das Schicksal nicht sein. Sie und Carlos waren füreinander bestimmt. Als sie ihn für tot gehalten hatte, hatte sie der Gedanke fast umgebracht. Und wenn sie jetzt versuchte, seine Partnerin zu werden, würde sie vielleicht sterben?

»Komm, setz dich.« Carlos zog sanft an ihrem Arm. Er wartete, bis sie sich neben ihn gesetzt hatte, und stellte ihr dann den Teller in den Schoß. »Du siehst blass aus. Du solltest etwas essen.«

Sie schaute auf ihr Essen hinab, ohne es wirklich zu sehen.

Dann wanderte ihr Blick hinüber zu den Dorfbewohnern, die sie alle so fasziniert betrachteten, als wäre sie eine Fernsehshow zur besten Sendezeit.

Sie versuchte, Raghu in der Sprache der Wertiger auszufragen. »Deine Frau stammt von den Lisu? Sie ist sterblich?«

»Malai ist jetzt ein Wertiger«, antwortete Raghu stolz und lächelte seine Frau an.

»War es für sie schwer, sich zu verwandeln?«, wollte Caitlyn wissen.

Raghus Lächeln verblasste. »Sehr schwer, doch meine Malai ist stark. Nur jene mit dem Herzen des Tigers können überleben.«

Mühsam schluckte Caitlyn.

»Akkarat«, sagte Raghu zu einem der Männer. »Erzähl unserem Gast deine Geschichte.«

Ein junger schlanker Mann neigte den Kopf. »Ich bin Akkarat aus dem Dorf der Akha. Vor einem Jahr bin ich in das Territorium der Tiger aufgebrochen, auf der Suche nach meinem Vetter. Ich habe ihn hier gefunden. Er hatte sich verliebt und wollte nicht wieder gehen. Als ich die Schwester seiner Partnerin getroffen habe, wollte ich auch nicht wieder gehen.«

Die junge Frau, die neben Akkarat saß, blickte bewundernd zu ihm auf.

»Mein Vetter und ich haben uns entschieden, zu Wertigern zu werden, damit wir richtige Ehemänner für unsere Frauen sein können.« Akkarat sah traurig eine junge Frau an, die allein saß und Tränen in den Augen hatte. »Mein Vetter hat die Verwandlung nicht überlebt.«

»Es tut mir so leid.« Caitlyn brach das Herz. Carlos hatte die Wahrheit gesagt. Sie könnte sterben. »Ich war im Dorf der Akha, und Ajay hat von dir und deinem Vetter gesprochen. Sie glauben dort, ihr beide seid von einem Menschenfresser umgebracht worden.«

Akkarat schnaubte. »Wir haben uns verliebt.«

Raghu knurrte tief in seiner Kehle. »Alle werfen uns vor, Menschenfresser zu sein.« Er deutete auf den Teller in ihrem Schoß. »Wir essen Huhn. Versuch es.«

Sie nahm einen Bissen von dem gegrillten Hühnchen und nickte. »Es ist sehr lecker. Wir sind gerade auf dem Weg zurück ins Dorf der Akha. Ich könnte Ajay berichten, dass Akkarat lebt und es ihm gut geht.«

»Nein, das geht nicht«, sagte Raghu. »Es ist gut, dass sie sich davor fürchten, unser Land zu betreten. Wir müssen unsere Existenz geheim halten.«

Sie nickte. »Ich verstehe.« Wenn der Stamm von Carlos sein Geheimnis besser bewahrt hätte, wären seine Angehörigen vielleicht noch am Leben. Sie sah ihn an. Er beobachtete sie mit besorgter Miene.

»Was sagen sie?«, flüsterte er.

»Sie haben bestätigt, was du mir gesagt hast. Nicht jeder überlebt die Verwandlung.« Sie stellte den Teller neben sich, zu müde und deprimiert, um noch etwas zu essen.

»Du siehst erschöpft aus. Letzte Nacht hast du nicht geschlafen.«

Sie sah ihn schief an. »Dafür hast du geschlafen wie ein Toter.«

Er lächelte und strich ihr das feuchte Haar aus der Stirn. »Vielleicht solltest du dich eine Weile ausruhen, ehe wir weitergehen.«

»Das wäre schön.« Sie fühlte sich auf einmal sehr müde. Die Nacht in der Höhle hatte sie emotional ausgelaugt. Die Fallen, der Tod von Tanit, Carlos' Tod und Wiederauferstehung und dann noch die Entdeckung des amerikanischen Soldaten, der seit vierzig Jahren im Koma lag. Das musste sie alles erst verarbeiten. Und jetzt gab es noch eine emotionale Frage, auf die sie eine Antwort finden musste: Sollte sie ihren eigenen Tod riskieren, um zum Werpanther zu werden?

Sie drehte sich zu Raghu um. »Können wir uns hier eine Weile ausruhen?«

»Natürlich. Eure Sachen sind erst morgen trocken, ihr müsst sowieso die Nacht hier verbringen.«

»Danke. Das ist sehr freundlich.«

Raghu neigte seinen Kopf. »Es ist uns eine Ehre, einen Werpanther und seine Partnerin bei uns beherbergen zu dürfen. Er hat Angst, dich zu verlieren, oder? Deswegen hat er dich noch nicht gebissen.«

»Ja.«

»Ein Mann muss seine Angst überwinden, damit er mit seiner Partnerin zusammen sein kann.« Raghu sah Malai voll Liebe an. »Wir erwarten jetzt unser erstes Kind.«

»Wie wundervoll.«

Er sah Caitlyn an. »Du kannst ihm keine Werpanther-Kinder gebären, solange du dich nicht verwandelst. Wenn du menschlich bleibst, sind auch eure Kinder menschlich.«

Sie schloss kurz die Augen. In der Grotte war alles so perfekt gewesen, und jetzt lief alles falsch. »Er braucht Werpanther-Kinder. Sein Volk steht kurz vor dem Aussterben.«

»Ist er hier auf der Suche nach anderen Werpanthern?«, fragte Raghu. Als Caitlyn nickte, fuhr er fort: »Im Süden gibt es einige Panther, aber sie sind keine Wandler.«

»Oh.« Ihr wurde schwer ums Herz.

»Östlich von Chiang Mai, in der Nähe von Laos, gibt es viele Panther«, sagte Raghu. »Vielleicht hat er dort mehr Glück.«

»Das sage ich ihm. Danke.« Sie stand auf, und Carlos stellte sich neben sie. »Ich würde mich jetzt gern ausruhen, wenn das in Ordnung ist.«

Carlos wachte auf, als Caitlyn sich in seinen Armen regte. Man hatte sie zu einer kleinen Hütte auf Stelzen gebracht, die am Rand des Tigerdorfes lag. Ihre Rucksäcke hatten schon darin gelegen, und er hatte schnell nach den Waffen gesehen. Dann hatte er sich neben Caitlyn auf der Pritsche ausgestreckt, und sie waren eingeschlafen.

Jetzt streckte sie sich und öffnete die Augen.

Er lächelte. Wie er es liebte, das schöne Türkis zu sehen. »Gut geschlafen?«

»Ich habe geträumt, die Terrakotta-Krieger jagen mich durch den Dschungel.« Sie seufzte. »Wie spät ist es?«

»Die Sonne steht noch am Himmel. Später Nachmittag, schätze ich, aber ich bin mir nicht sicher. Ich glaube, eines der Tigerkinder hat eine neue Uhr.«

»Hattest du deine am See abgelegt?«

Er nickte. »Wie geht es dir?«

»Ich frage mich, was ich in Thailand suche, wenn du nie wirklich auf der Suche nach einer Partnerin warst.«

»Ich muss trotzdem noch mehr von meiner Art finden.«

Sie runzelte die Stirn. »Raghu hat gesagt, die Panther im Süden sind keine Gestaltwandler.«

Carlos rollte sich auf den Rücken und starrte das strohgedeckte Dach an. War er den ganzen Weg umsonst gekommen?

»Er hat auch gesagt, dass es östlich von Chiang Mai, an der Grenze zu Laos, noch mehr Panther gibt«, fuhr sie fort.

Dann gab es noch Hoffnung. »Dorthin gehen wir, nachdem wir uns um den Soldaten in der Höhle gekümmert haben.«

Sie setzte sich auf und zog die Knie an. »Ich muss mich entscheiden, ob ich ein Werpanther werden soll.«

»Nein.« Er setzte sich neben ihr auf. »Das dürfen wir nicht riskieren. Wir leben einfach wie normale Menschen.«

»Mit normalen Kindern? Was ist mit deiner gefährdeten Spezies?«

Er zuckte mit den Schultern. »Da kann man nichts machen. Die Werpanther-Kinder bekommen vielleicht einmal Kinder, wenn sie erwachsen sind.«

»Wir dürfen diese Last nicht auf sie abwälzen. Und ich will, dass meine Kinder wie du sind, Carlos. Ich liebe dich. Ich will kleine Werkätzchen von dir.«

»Keine Chance. Ich riskiere dein Leben nicht.«

»Es ist mein Leben, also ist es auch meine Entscheidung.«

Er zuckte zusammen. Genau das hatte er befürchtet. Das war der Hauptgrund, weshalb er ihr die Wahrheit verschwiegen hatte. »Ich erlaube dir nicht, dich selbst zu opfern.«

»Dann würdest du deine Spezies opfern? Wie kannst du mit mir als Sterblicher leben, ohne mich eines Tages zu hassen, weil ich dich gezwungen habe aufzugeben, wer du bist?«

»Wie könnte ich mit mir leben, wenn du stirbst? Es würde mich umbringen, Caitlyn.«

Sie legte eine Hand an seine Wange. »Wir können nicht sicher sein, dass ich sterben werde. Ich bin furchtbar stur, weißt du.«

Er schnaubte. »Reine Willenskraft ist nicht genug.«

»Was ist mit Liebe?« Sie strich ihm mit den Fingern durchs Haar. »Ich liebe dich so sehr.«

»Ich liebe dich auch.« Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

»Ich könnte es nicht ertragen, dich zu verlieren.«

Sie neigte den Kopf zur Seite, um seinen Mund zu erreichen, und er küsste sie langsam und intensiv. Ihr Mund öffnete sich für ihn, und er umspielte ihre Zunge mit seiner.

Er wurde bereits hart, dennoch weigerte er sich, sie schnell zu nehmen. Stattdessen wollte er jeden Winkel ihres Körpers erforschen. Er war neugierig darauf, wie sie aussah und schmeckte, neugierig zu beobachten, wie sie auf sein Liebesspiel reagierte. Vielleicht hatte das etwas damit zu tun, dass er eine Katze war.

Er knabberte an ihrem Hals und ließ seine Hand ihren Oberschenkel hinab bis zum Saum ihrer Tunika gleiten. Als er den Stoff hochzog, hob Caitlyn die Hüften, um ihm zu helfen. Er streifte ihr die Tunika über den Kopf und drückte Caitlyn dann vorsichtig zurück auf die Pritsche.

Die Spitzen ihrer Brüste faszinierten ihn. Mit nur einem Blick konnte er sie dazu bringen, sich zusammenzuziehen. Mit sanftem Saugen brachte er sie dazu, sich zu einem tieferen Rot zu verfärben. Wenn er mit der Zunge darüberstrich, verhärteten sich die Knospen.

Caitlyns Stöhnen war Musik in seinen Ohren, und jedes Mal, wenn sie seinen Namen seufzte, wollte er ein lautes Siegesgebrüll ausstoßen. Seine Frau. Seine Ehefrau. Die Muskeln in ihrem Bauch bebten, als er mit seinen Zähnen einen Pfad hinab zwischen ihre Beine beschrieb und sie dort küsste.

Keuchend öffnete sie sich ihm. Er legte den Kopf an ihren Schenkel, damit er jede ihrer Reaktionen auf seine neckenden Finger mitbekam. Sie erschauerte, und er konnte sehen, wie sie für ihn feucht wurde. Ihr Duft ließ ihn noch härter werden. Ihre Lippen waren geschwollen und glänzten. Ihr Kitzler verdunkelte sich zu einem köstlichen Rot. Ihr Eingang fühlte sich eng und glatt an.

Er streichelte sie und beugte sich vor, ließ seine Zunge um ihren Kitzler kreisen. Sie bäumte sich auf, und aus ihrer Kehle löste sich ein Schrei. So kurz davor. Er saugte an ihrem Lustknopf, und sie schrie auf. Fest umklammerte sie seine Finger.

Es war mehr, als er ertragen konnte. Er glitt mit den Fingern aus ihr heraus und drang tief in sie ein. Lange hielt er es nicht aus. Sie pulsierte noch, und das reichte aus, um ihn mitzureißen. Er kam mit einem rauen Stöhnen und fiel dann neben sie.

Danach hielt er sie fest in seinen Armen. Nie würde er es riskieren, sie zu verlieren. Selbst wenn sie sich entschloss, die Verwandlung zu wagen, lag es in seiner Macht, das zu verhindern. Er musste sich nur weigern, sie zu beißen.

Am nächsten Tag verabschiedete sich Caitlyn von den Wenigem, und Carlos und sie machten sich wieder auf den Weg ins Dorf der Akha. Es war ein nebliger Morgen, und die Wolken hingen tief über den Bergen. Ihre frisch gewaschenen Anziehsachen klebten schon bald an ihrer Haut, aber sie redete sich ein, dass die hohe Luftfeuchtigkeit gut für den Teint war.

Und der viele Sex hob ihre Stimmung. Für einen Mann, der ihr noch vor Kurzem so gut er konnte aus dem Weg gegangen war, hatte Carlos viel nachzuholen. Sie hatten die Nacht hauptsächlich damit verbracht, sich zu lieben, und nur zwischendurch ein wenig geschlafen.

Nach einer dreistündigen Wanderung kamen sie im Dorf der Akha an. Ajay lud sie in seine Hütte zum Mittagessen ein, und Caitlyn erzählte ihm alles von der Höhle und davon, wie Tanit gestorben war.

»Wir müssen unsere Freunde anrufen, damit sie uns helfen können, den Soldaten wiederzubeleben«, erklärte sie.

Ajay nickte. »Wenn ihr auf den Turm steigt, bekommt ihr ein Signal aus Chiang Mai. Wir rufen von dort aus auch die Mitglieder unseres Stammes an, die auf dem Basar unseren Silberschmuck verkaufen.«

Nach dem Mittagessen kletterten sie auf den Wachturm, und Carlos wählte die Nummer von MacKay S & I.

Caitlyn beugte sich dicht zu ihm, damit sie mithören konnte.

Phineas ging ans Telefon »Yo, Catman. Was geht?«

Es fühlte sich seltsam an, die Stimme des Vampirs am helllichten Tag zu hören, aber in New York war Nacht.

»Hey, Phineas. Wir haben hier oben in den Bergen etwas Seltsames gesehen.«

»Wirklich? Was habt ihr geraucht?«

Carlos schnaubte. »Irgendwo ist hier ein Vampir, und er hat eine Menge Leichen in einer Höhle zurückgelassen.«

»Kein Witz?«

»Wir haben einen Mann gefunden, der aussieht, als läge er seit vierzig Jahren im Vampir-Koma.«

Phineas schnaubte. »Das ist Wahnsinn, Alter. Der Typ ist tot.«

»Er ist nicht verwest. Und er ist ein amerikanischer Soldat, ein Major der Marine.«

»Mist. Wir sollten ihn besser aufwecken.«

»Ich denke, das sollten wir versuchen«, stimmte Carlos zu. »Hier ist noch Tag. Ich rufe wieder an, wenn die Sonne untergeht und ihr euch gefahrlos hierher teleportieren könnt.«

»Wahrscheinlich liege ich dann schon im Todesschlaf«, murmelte Phineas. »Ich glaube, der Vampir, der euch am nächsten ist, dürfte Kyo in Japan sein. Ich hinterlasse ihm eine Nachricht. Angus wird auch davon wissen wollen. Er ist gerade in Moskau, du musst also warten, bis die Sonne dort untergegangen ist, ehe er sich zu euch teleportieren kann.«

»Wir bleiben hier. Danke.« Carlos legte auf. »Wir müssen bis heute Abend warten.« Seine Augen leuchteten, und er musterte sie von oben bis unten. »Wie sollen wir uns nur die Zeit vertreiben?«

Sie lächelte. »Ich glaube, die Flitterwochensuite ist noch frei.«