17. KAPITEL

 

»Nein! Sie kommt nicht mit.« Carlos ging aufgebracht um den Konferenztisch herum. Angst und Wut tosten in ihm und wurden immer stärker, bis der Drang, sich zu verwandeln, seine Haut kribbeln ließ. Aber er hatte es hier nicht mit einem Feind zu tun, den er körperlich angreifen konnte. Ihn quälte die Angst, dass er vielleicht für Caitlyns Tod verantwortlich sein könnte.

Angus saß am Kopfende des Tisches und sah ruhig dabei zu, wie Carlos durch den Raum streifte. »Sie hat Kontakte. Sie spricht die Sprachen. Verflucht, sie versteht jede Sprache. Du kannst dir keinen besseren Dolmetscher wünschen als...«

»Ich kenne alle Gründe«, unterbrach Carlos ihn. »Ich habe sie alle schon gehört. Sie kommt trotzdem nicht mit.«

»Du stolperst lieber planlos durch den Dschungel, ohne eine Ahnung zu haben, wo die großen Katzen sind? Sie kann die Katzen anziehen, Lad.«

Sie zieht mich an. »Es ist zu gefährlich für sie.«

»Sie sagt, sie schafft das.«

»Aber das wird sie nicht! Sie ist vielleicht mental und emotional stark genug, aber körperlich ist sie in etwa so stark wie ein Kätzchen.«

»Sie kommt mit«, sagte Angus leise. »Ich finanziere die Expedition, also liegt die Entscheidung bei mir.«

Carlos verlor die Kontrolle über seine Wut. Seine Arme schimmerten für einen Moment, dann verwandelten sich seine Hände in riesige schwarze Pranken mit tödlich scharfen Klauen. Er atmete tief ein und konzentrierte sich, so sehr er konnte. Schweißtropfen traten ihm auf die Stirn, aber es gelang ihm, seine Arme in den Normalzustand zurückzuverwandeln.

Angus lehnte sich vor und stützte sich auf die Ellenbogen. »Du kannst dich nur teilweise verwandeln? Und ich hab schon gehört, dass du dazu auch keinen Vollmond brauchst. Dann bist du ein Alpha?«

Carlos schüttelte müde den Kopf. »Das gibt es nur bei Werwölfen. Bei Katzen funktioniert alles ganz anders.«

»Wie?«

Carlos stöhnte. »Das hat doch jetzt nichts mit meiner Reise zu tun.«

»Ist mir egal. Ich will wissen, wie es bei deiner Art funktioniert.«

Carlos ließ sich in einen Stuhl fallen. Er wollte wirklich nicht darüber reden, aber wahrscheinlich hatte sein Arbeitgeber ein Recht, es zu erfahren. »Werpanther beginnen auf Stufe eins. Sie verwandeln sich jede Vollmondnacht. Und nur in Vollmondnächten.«

Angus nickte. »Wie Emiliano.«

»Genau.« Carlos rieb sich die Stirn. »Ich bin auf Stufe drei, also habe ich mehr Macht. Ich kann mich verwandeln, wann ich will. Ich bin schneller und stärker. Und ich kann in Katzengestalt telepathisch kommunizieren.«

»Interessant. Was musstest du tun, um deine Stufe zu erreichen?«

Carlos verzog den Mund zu einem bitteren Lächeln. »Man muss dazu nicht viel trainieren, wie die Wölfe. Es ist im Grunde ganz einfach. Man muss nur sterben.«

Angus lehnte sich zurück. »Sterben?«

Carlos nickte. »Ich bin zweimal gestorben, als ich die Waisen gerettet habe. Ich lebe gerade mein drittes Leben. Das Märchen, dass Katzen neun Leben haben, stimmt bei Werpanthern.«

Angus starrte ihn fassungslos an. »Du bist gestorben? Zwei Mal?«

»Ich denke wirklich nicht gern daran zurück.«

»Aber dein Volk wurde hingerichtet. Wenn ihr wieder zum Leben erwachen könnt, warum sind sie dann nicht...«

»Ihre Leichen wurden in Stücke gehackt und verbrannt.« Carlos schloss schnell die Augen und versuchte, die Erinnerungen zu vertreiben. »Davon gibt es kein Zurück.«

»Verstehe. Es tut mir leid.«

Carlos atmete tief durch. »Ich habe schon genug Tote gesehen. Ich kann Caitlyn nicht in Gefahr bringen.«

»Lad, wenn ihr bei einem der Bergvölker bleibt und die Katzen zu euch kommen lasst, dann sollte es für sie relativ ungefährlich sein.«

»Ich rede nicht von der Gefahr aus dem Dschungel. Ich selbst stelle eine Gefahr für sie dar. Verstehst du nicht, was sie vorhat? Sie wird diese Reise benutzen, um... mich zu verführen.«

Angus' Mundwinkel zuckten. »Ein Schicksal, schlimmer als der Tod.«

»Das wäre es.«

»Warum? Kannst du dich nicht zusammenreißen?«

Carlos ballte die Hände zu Fäusten, damit seine Klauen nicht hervorsprangen. »Du verstehst nicht, wie sehr ich sie will.«

Ein Funke Wut glomm in Angus' Augen auf. »Aye, ich verstehe sehr gut, wie ein Mann sich nach einer besonderen Frau verzehren kann. Aber wenn du Caitlyn so sehr willst, warum suchst du dann nach einer anderen Frau?«

»Sie ist keine Werpantherin.«

»Und? Kannst du sie nicht beißen und sie verwandeln? So wie die Werwölfe es tun?«

Carlos sprang auf und ging unruhig um den Tisch herum. »So einfach ist das nicht. Sich von einer Spezies in eine andere zu verwandeln, bringt eine massive genetische Veränderung mit sich. Ich habe schon Männer und Frauen sterben sehen, unter schrecklichen Qualen, weil sie die Verwandlung nicht überleben konnten.«

Angus verzog das Gesicht. »Das klingt grauenhaft, aber es muss auch Sterbliche gegeben haben, die die Verwandlung überlebt haben. Du siehst eher wie ein Europäer aus als wie ein amerikanischer Ureinwohner. Dein Stamm muss Sterbliche aufgenommen und sie in Gestaltwandler verwandelt haben.«

»Das stimmt«, räumte Carlos ein, »aber es ist stufenweise über fünfhundert Jahre geschehen. Als die portugiesischen Eroberer eingetroffen sind, haben sie sich mit unseren Frauen gepaart. Die Kinder, die aus diesen Verbindungen entstanden sind, waren sterblich, aber wir glauben, dass sie latente Werpanther-DNA in sich trugen. Mit den Jahren müssen sie diese DNA auf Tausende brasilianische Sterbliche verteilt haben.«

»Gibt es dazu Aufzeichnungen?«, fragte Angus.

»Nein. Es ist nur eine Theorie, aber wir glauben, dass die Sterblichen, die bereits etwas von unserer DNA in sich tragen, die Einzigen sind, die die Wandlung überleben können. Wir wissen es nicht genauer, weil wir uns nicht in irgendeinem Labor testen lassen wollen, damit unsere Existenz nicht bekannt wird.«

Angus nickte. »Verständlich. Vielleicht kann Roman euch in seinem eigenen Labor testen.«

»Selbst wenn die Theorie korrekt ist, hilft sie uns nicht weiter. Ich kann mir kaum vorstellen, dass Caitlyn aus irgendeinem Grund Werpanther-DNA in sich trägt. Wenn ich sie beiße, dann bringt es sie wahrscheinlich um. Dieses Risiko kann ich nicht eingehen. Sie ist mir zu wichtig.«

Angus klopfte mit den Fingern auf den Tisch. »Ich kann deine Angst verstehen. Ich habe mich für Emmas Tod auch verantwortlich gefühlt. Es war eine schreckliche Zeit für mich.«

Carlos setzte sich wieder. »Ich kann nicht mit ihr reisen. Ich muss sie immer wieder zurückweisen, und das verletzt ihre Gefühle.«

»Dann sag ihr die Wahrheit. Sie hat es verdient, den Grund zu erfahren.«

Carlos erstarrte. »Nein. Sie beschließt vielleicht, das Risiko einzugehen.«

»Es ist ihr Leben. Ich glaube, es ist auch ihre Entscheidung.«

»Nein!« Carlos sprang wieder auf. »Ich kann ihr nicht diese Wahl überlassen. Wenn sie stirbt, könnte ich nicht damit leben.«

»Wenn sie es überlebt, könntet ihr beide sehr glücklich werden.«

»Ich setze auf keinen Fall ihr Leben aufs Spiel.« Carlos raufte sich die Haare. »Das hat zu dem Massaker geführt. Mein Cousin hat eine Frau aus Sao Paulo geheiratet, und sie wollte ein Werpanther werden, wie er es war. Sie ist eine Woche nach der Hochzeit gestorben. Ihr Vater war ein einflussreicher Geschäftsmann, und er ist vor Wut wahnsinnig geworden, als er erfuhr, was geschehen war. Dann hat er seine Leute geschickt, um uns alle umzubringen.«

Angus wurde blass.

»Stell dir vor, wie Sean Whelan reagiert, wenn ich seine Tochter umbringe.« Carlos sackte auf einem Stuhl zusammen. »Er findet einen Weg, uns alle zu vernichten.«

»Dann darfst du sie auf keinen Fall beißen. Wenn du sie liebst, wirst du sie beschützen.« Angus stand auf. »Aber ich will, dass sie mit dir geht. Sie kann dir mehr helfen als jeder andere. Du solltest in einer Woche aufbrechen können.«

»Ja, Sir.« Er würde die Finger von Caitlyn lassen. Er musste einfach.

Angus ging zur Tür, drehte sich aber noch einmal um. »Ehe ihr aufbrecht, will ich, dass ihr beide Roman eine Blutprobe gebt.«

»Warum?«

Angus lächelte traurig. »Ich bin mir nicht sicher, aber wenn irgendwer einen Weg findet, euch beiden zu helfen, dann Roman.«

Caitlyn war schwindelig vor Aufregung, als der Tag ihrer Abreise sich endlich näherte. Sie hatte gehofft, ihr Enthusiasmus wäre irgendwann ansteckend, aber Carlos blieb mürrisch und abweisend. Er bestand darauf, dass sie ihr Training mit Schusswaffen, Messern und im Kampfsport fortsetzte, und er übernahm ihre Ausbildung wieder selbst. Er ging hart mit ihr um und erinnerte sie immer wieder daran, dass der Dschungel sie umbringen würde, wenn sie nicht stärker wurde. Sie hatte den Verdacht, dass er sich an ihr rächen wollte, indem er ihr das Leben zur Hölle machte. Jedenfalls war sie viel zu geschunden und erschöpft, um weiter mit ihm zu flirten.

Sie setzte sich mit ihren Freunden in den Botschaften von Bangkok und Chiang Mai in Verbindung und arrangierte, dass man ihnen Visa ausstellte, falls sie und Carlos sich länger als dreißig Tage im Land aufhalten mussten. Sie reservierte Flüge und Hotelzimmer. Sie tat, was sie konnte, um Carlos zu beweisen, dass sie nützlich sein konnte, und er rang sich ein paar geknurrte »Danke« ab.

Shanna fuhr sie zum Flughafen, um sie zu verabschieden. Sie umarmte Caitlyn fest, während Carlos das Gepäck aus dem Kofferraum nahm. »Ich habe dich gerade erst zurückbekommen. Ich fasse es nicht, dass du schon wieder fortgehst.«

»Da sind wir schon zwei«, murmelte Carlos.

Shanna sah ihn streng an. »Wage es nicht, zuzulassen, dass meiner Schwester etwas zustößt.«

Er richtete sich auf und sah sie empört an. »Ich beschütze sie mit meinem Leben.«

Caitlyn klimperte mit ihren Wimpern. »Wie romantisch.«

Er warf ihr einen verdrossenen Blick zu.

Shanna sah die zwei Rucksäcke an, die er trug. »Ist das alles, was ihr mitnehmt?«

Caitlyn verzog das Gesicht. »Er besteht darauf, dass wir mit leichtem Gepäck reisen.«

»Man zerrt keinen 160-Liter-Rollkoffer durch den Dschungel«, sagte Carlos ungehalten.

Shanna lächelte, während sie den kakifarbenen Hut ihrer Schwester zurechtrückte. »Du siehst aus wie ein weiblicher Indiana Jones.«

Caitlyn blickte auf ihre Kakihose und Wanderstiefel hinab. »Fehlt nur noch die Peitsche.«

»Wir besorgen uns Waffen, sobald wir im Land angekommen sind«, erklärte Carlos. »Ich habe alles bereits arrangiert.«

Shanna drehte sich zu Caitlyn um und sah sie flehend an. »Das klingt gefährlich. Bist du sicher, dass du gehen solltest?«

»Nein, sollte sie nicht«, knurrte Carlos.

»Ja, sollte ich«, sagte Caitlyn fest. »Achte gar nicht auf ihn. Er ist ein grantiger alter Kater.«

Er schnaubte.

Shanna umarmte sie noch einmal. »Ich gehe lieber, ehe ich anfange zu weinen.« Sie fuhr davon.

Fünfundvierzig Minuten später machte Caitlyn es sich auf ihrem Fensterplatz neben Carlos in der 747 bequem, die sie nach Bangkok bringen würde.

Sie legte ihren Gurt an. »War es nicht nett von Emma und Angus, uns Sitze in der ersten Klasse zu spendieren?«

»Ja.«

»Es ist ein wahnsinnig langer Flug, weißt du.«

»Ja.«

»Sie werden uns einen oder zwei Filme zeigen.«

»Ja.«

Sie lehnte sich eng an ihn. »Ich liebe es, mit dir zu reisen. Du bist so verträglich.«

Entnervt sah er sie an. »Hast du vor, die ganze Zeit zu reden?«

Sie lächelte hinreißend. »Ja.«

Er stöhnte und schloss die Augen.

Nach dem Start wurde ihnen die erste Mahlzeit serviert und danach das Licht gedimmt. Viele der Passagiere schoben ihre Sitzlehnen zurück und versuchten zu schlafen.

Caitlyn drehte den Kopf und sah Carlos an. Seine Augen waren geschlossen, seine Stirn glatt und entspannt. Sie bewunderte seine dichten schwarzen Wimpern und die scharfe Nase. In seinem Ohr glänzte ein goldener Stecker. Sein Kiefer war von dunklen Bartstoppeln überschattet. Insgesamt war er der schönste Mann, den sie je gesehen hatte.

Er hatte einmal gesagt, dass seine Spezies anziehend auf Frauen wirkte. Den Beweis dafür hatte sie gesehen, als sie durch den Flughafen gegangen waren. Die Köpfe aller Frauen hatten sich nach ihm umgedreht, als er vorbeiging. Sie nahm an, es hatte etwas damit zu tun, dass er eine Katze war. Eine junge Frau war wortwörtlich gegen die Wand gelaufen, während sie ihn angestarrt hatte, und eine andere war über einen Koffer gestolpert und hingefallen.

»Wachsen dir Schnurrhaare?«, flüsterte sie.

Er brummte und hielt die Augen geschlossen. »Ich habe mich heute Morgen nicht rasiert.«

»Nein, ich meine echte Schnurrhaare. Du weißt schon, wenn du...«

Er öffnete die Augen, um ihr einen strafenden Blick zuzuwerfen. »Darüber werde ich hier nicht reden. Zu wenig Privatsphäre.«

»Aber ich will wissen, wie es ist. Ich möchte dich so gern sehen, wenn du...«

»Nein, willst du nicht. Das würde bedeuten, wir sind in Gefahr.« Er drehte sich auf seinem Sitz, um sie anzusehen. »Ich habe viel darüber nachgedacht, und ich will, dass wir auf dieser Reise so tun, als wären wir verheiratet. So kann ich dich am besten beschützen.«

Vor Staunen blieb ihr der Mund offen stehen. »Soll das ein Antrag sein?«

»Wir werden nur so tun. Nur, um dich zu beschützen.«

»Ah.« Sie lächelte. »Und bin ich auch vor dir sicher?«

Sein Kiefer zuckte. »Ja.«

»Ich habe in Bangkok und Chiang Mai bereits zwei Zimmer reservieren lassen.«

»Wir ändern auf eines. Ich schlafe auf dem Boden.«

»Das klingt nicht gerade bequem.«

»In ein paar Tagen schlafen wir im Dschungel. Wie bequem klingt das?«

Sie verzog das Gesicht. »Ich hatte gehofft, wir würden bei dem Bergstamm bleiben. Sie haben dort kleine Hütten auf Stelzen.«

»Da ist noch etwas, was du begreifen musst. Ich habe während dieser Reise das Sagen.«

Sie zog eine Augenbraue hoch. »Wirklich? Ich habe dich nicht gewählt.«

»Ich habe mehr Erfahrung. Wenn es gefährlich wird, musst du exakt das tun, was ich dir sage. So kann ich dich am besten beschützen.«

»Na schön.« Sie verschränkte die Arme. »Und da du schon dabei bist, Forderungen zu stellen wie ein kleiner Diktator, habe ich auch eine: Lass deinen Freund, den Professor, und deinen Fremdenführer nicht wissen, dass ich jedes Wort verstehe, das sie sagen.«

»Warum willst du sie täuschen?«

»Damit ich sehen kann, wie vertrauenswürdig sie sind.« Sie lächelte grimmig und wiederholte seine eigenen Worte: »So kann ich dich am besten beschützen.«

»Schön.« Er lehnte sich zurück. »Eine Hand wäscht die andere.«

»Ich nehme jeden Körperteil von dir, den ich bekommen kann.«

Er schnaubte.

»Ich will außerdem alles über dich erfahren.«

Er zuckte mit den Schultern. »Das führt doch zu nichts.«

»Das sehe ich anders. Wenn ich dir helfen soll, muss ich so viel wie möglich über dich wissen, besonders wenn ich mich als deine Frau ausgebe. Außerdem musst du sowieso viel netter und liebevoller mit mir umgehen, sonst glaubt uns niemand, dass wir verheiratet sind.«

Er grinste. »Ich habe nicht gesagt, dass wir glücklich verheiratet sind.«

Sie gab ihm einen Klaps auf die Schulter. »Typisch, du machst unsere Ehe schon kaputt, bevor sie überhaupt angefangen hat.«

Er lachte leise.

Sie lächelte. »Schon besser. Schließlich muss ich davon ausgehen, dass du mich magst, wenn du bereit bist, mich zu heiraten.«

»Wir tun nur so, als ob. Und ich mag dich sehr. Darum bin ich ja so um deine Sicherheit besorgt.«

Seine Worte ließen ihr Herz schneller schlagen. »Deswegen warst du in der letzten Woche so ein Sklaventreiber?«

»Ja. Und ich war wütend, weil du dich in meine Pläne eingemischt hast.«

»Ich will dir und den Kindern nur helfen. Jetzt erzähl mir alles, was du kannst.«

»Wir sind hier nicht allein.«

»Erzähl es mir auf Portugiesisch. Ich verstehe dich schon.« Sie legte ihre Hand auf seine. »Bitte.«

Carlos seufzte tief. »Schön. Aber erst musst du mir erzählen, wieso du deine Stelle beim Auswärtigen Amt verloren hast.«

Sie warf ihm einen genervten Blick zu. »Das ist doch Schnee von gestern.«

»Als dein gespielter Ehemann sollte ich es wissen. Hast du aus Versehen einem Botschafter ein Messer in den Schritt geworfen?«

Sie lachte. »Nein. Ich habe einer Frau geholfen, das Land zu verlassen. Sie ist jetzt bei Freunden in den Staaten, und dort ist sie in Sicherheit.«

»Sie war in Gefahr?«

»Ihr Vater wollte einen Ehrenmord an ihr verüben. Er war nicht einverstanden damit, dass sie angefangen hatte, sich westliche Gepflogenheiten anzueignen.«

Carlos verzog das Gesicht. »Das war ein Grund, sie umzubringen?«

»Für ihn schon. Er hat ein Riesentheater gemacht, weil ich ihr geholfen habe zu fliehen. Ich habe Schwierigkeiten bekommen, weil ich mich eingemischt habe, aber ich würde es jederzeit wieder tun.«

Carlos nickte, und seine Augen schimmerten im trüben Licht. »Du bist eine mutige Frau, Catalina.«

Ein wohliger Schauer überlief sie bei diesem Kompliment, und sie lächelte ihn raffiniert an. »Du bist sicher stolz darauf, mein Ehemann zu sein.«

»Wir tun nur so, als ob.«

Sie legte ihre Hand auf seine. »Jetzt bist du dran mit Erzählen.«

Er lehnte sich in seinem Sitz zurück. »Was willst du wissen?«