KAPITEL 19

Lina wurde schwindlig. Im Eisenbett lag ein entblößter Mann mit verbundenen Augen, gespreizten Armen und geschlossenen Beinen. Hände und Füße waren mit roten Bändern ans Gitter gefesselt. Er konnte sich nicht bewegen, machte aber auch keine Anstalten. Sein Körper war muskulös, dunkel, enthaart und von Kopf bis Fuß eingeölt. Darauf befanden sich Fleisch- und Gemüsebissen. Es war dunkel, doch im Schein der vielen Kerzen erkannte Lina sein mächtiges Geschlecht, das seitlich auf seinem Oberschenkel lag. Aus der Musikanlage tönten Klavierstücke.

»Lang Lang«, sagte Sandra.

»Ich seh’s.« Sie kicherten wie zwei Teenager.

»Sein Name ist Santiago. So, ich muss los, hab noch ein Date«, sagte Sandy. »Ich komme spät. Das Buffet ist eröffnet – guten Appetit!«

Mit diesen Worten verließ sie die Wohnung. Lina fehlten die Worte. Wer war dieser Mann? In Situationen wie dieser rief man doch normalerweise die Polizei, nicht wahr?

»Hallo, Lina. Sandy hat mir von dir erzählt«, hörte sie den Mann mit dunkler Stimme sagen. »Hast du Hunger?«

»Was soll das alles, ... wie war dein Name noch mal?«

»Santiago.«

»Santiago, wie...«

»Nicht reden. Fühlen!«, antwortete er.

Für eine Weile stand Lina einfach nur da und sah sich um. Die Szenerie erinnerte sie an Sandras Bilder. Mit großer Liebe zur menschlichen Sexualität hat sie hier ein lebendes Bild für Lina gemalt. Und wie es lebte!

»Gefällt dir, was du siehst, Lina?«

»Ja«, stammelte sie, ihr Hals war trocken. Santiago grinste.

Lina ging in einem Halbbogen um das Bett herum, ihre Augen fixierten das Teil zwischen seinen Beinen. Wie brachte er das nur dezent in seiner Hose unter? Der Argentinier schien mehr Hitze abzustrahlen als ein Kachelofen. Das Öl auf seinem Körper glänzte im Kerzenschein. Ihr Magen knurrte. Ihr wurde heiß. Was überwog?

›Na gut, Lina Leb. Du wolltest ein neues Leben, und es liegt auf dem Präsentierteller vor dir. Iss! Greif zu!‹, sprach das Teufelchen auf ihrer Schulter, und stieß das Engelchen hinab.

»Dann probiere ich mal, Santiago. Achtung!«

Lina beugte sich über seinen Sixpack, öffnete ihre Lippen und umschloss damit das Stück Fleisch, das auf seinen Bauchnabel drapiert war. Sie richtete sich wieder auf und kaute. Es war noch warm und schmeckte vorzüglich. Ein Schwall von Glückshormonen ergoss sich in ihrem Körper.

»Mmh, schön zart.«

»Lass mich mal probieren«, bat Santiago.

Lina nahm ein Stück von seinem Bauch und hielt es an seinen Mund. Als er ihn öffnete, senkte es Lina vorsichtig hinein. Er umschoss ihren Daumen und Zeigefinger mit seinen Lippen und lutschte sie ab. Langsam zog sie ihre Finger heraus.

»Du schmeckst gut«, sagte er, und kaute dann seinen Bissen.

Linas Libido blies zum Angriff. Ein Glas mit argentinischem Rotwein stand am Boden. Sie nahm einen kräftigen Schluck. Dann zog sie Jeans und Top aus. Sie kniete sich auf das Bett, seine Beine zwischen ihren, doch ohne seinen Körper zu berühren. Sie stützte sich auf ihre Hände und beugte sich über seine Brust. Während sie den nächsten Bissen aufnahm, streichelten ihre Haare seinen Oberkörper. Ihre Lippen umschlossen ein weiteres Stück Fleisch, das sie ihm mit dem Mund reichte. Die Übergabe wurde von einem neckischen Zungenspiel begleitet, und artete in einen leidenschaftlichen Kuss aus.

»Lust auf Wein?«

»Gerne.«

Sie füllte ihre Mundhöhle mit dem Rebensaft, küsste ihn und ließ den Saft in seinen Mund strömen. So genossen sie ihr Buffet, Stück für Stück und Schluck für Schluck. Die Tatsache, dass seine Augen verbunden waren, ließ Lina alle Hemmungen verlieren. Als sie alles aufgegessen hatten, setzte sie sich auf seine geschlossenen Beine. Er spürte ihre weiche Scham auf seiner Haut. Sie ließ ihren Oberkörper auf seinen eingeölten Sixpack absinken und schob sich dann auf und ab. Ihre Nippel waren steinhart.

Er stöhnte: »Du fühlst dich so gut an. So weich und zart.«

»Soll ich dir die Augenbinde abnehmen?«

»Sandy meinte, es sei deine Entscheidung, sie würde dir aber abraten. Du sollst tun und lassen, was du willst, ohne dass du mir dabei in die Augen siehst.«

Das fand Lina gut. Sie beließ es dabei.

Immer, wenn sie bei ihrer Körpermassage unten an seinem Sixpack ankam, gewann sein Penis an Volumen. Sie spürte ihn an ihrem Bauch und betrachtete das Teil genauer. Um einiges länger als Markus’ – vor allem aber wesentlich dicker. Nun schien es fast schon zum Aufstehen bereit zu sein. Ob Santiago dann noch genug Blut im restlichen Körper hatte, um nicht zu kollabieren?

Lina ging in die Offensive und kreiste ihre Brüste um Glied und Hodensack. Das schien ihm zu gefallen. Dann entschloss sie sich, wieder Neuland zu betreten: ›Blowjob time‹.

Ohne ihre Finger zur Hilfe zu nehmen, holte sie seinen Schlauch in ihren Mund, umschloss ihn mit ihren Lippen und begann, ihren Kopf zu bewegen. Sie versuchte, auch ihre Zunge mit ins Spiel zu bringen, und es ihm so schön zu machen, wie es eine Anfängerin nur konnte. Santiagos Stöhnen wurde lauter. Lina dachte an den Cartoon mit den erogenen Zonen des Mannes, die aus Penis, Penis und Penis bestanden. Sie konnte sein bestes Stück, das sich nun mit Beton zu füllen schien, nicht ganz in den Mund aufnehmen, ohne an ihrer Kehle anzustoßen, was für Brechreiz gesorgt hätte. Für tiefkehlige Spiele, die sie aus Pornos kannte, war die Zeit noch nicht reif.

›Sicher hat Santiago schon besseren Oralsex gehabt‹, dachte Lina, doch sie gab sich alle Mühe. Im Rausch der Erregung – und weil er sie ohnehin nicht sehen konnte – masturbierte sie leicht, ohne den eigenen Orgasmus anzustreben. Ihr Kopf flog vor und zurück. Mit seinem Glied im Mund begann Lina zu stöhnen.

»Stopp!«, rief er plötzlich. Sie erschrak.

»Habe ich dir weh getan?«

»Nein, aber ich wäre fast gekommen. Du bist so wundervoll sensibel. Ich komm sonst fast nie im Mund. Wo hast du das nur so gelernt?«

Lina lachte in sich hinein. Sie bemerkte, wie die Adern an seinem Penis hervortraten. Er hatte seine ganze Pracht entfaltet und war nach oben gebogen, wie in ihrer Fantasie. Durfte sie ihren Hengst nun reiten?

»Komm, Lina, spann mich nicht länger auf die Folter. Komm hoch zu mir. Ich will spüren. Jetzt!«

Das ließ sie sich nicht zweimal sagen. Sie positionierte sich über seinen Hüften, nahm sein Glied und führte es an den Eingang ihrer Vagina, wo sich schon jede Menge natürliches Gleitgel angestaut hat. Sie befeuchtete seine Eichel in ihrem Lustsaft. Langsam ließ sie sich auf ihm nieder. Sein massives Geschlecht schmerzte sie zunächst. Nach den ersten, sanften Bewegungen entspannte sich ihr Unterleib, und der Schmerz wich extremem Verlangen. Sie war noch nie auf einem Mann geritten, doch die Natur gab ihr vor, was zu geschehen hatte.

Das Tempo langsam steigernd, bewegte sie sich auf und ab und spürte, wie sein Geschlecht ihre Vagina dehnte.

›So ein geiler Schwanz!‹, dachte Lina, die sich die Brüste und den Bauch massierte. Je mehr sie in Fahrt kam, desto versauter wurden ihre Gedanken.

Immer schneller und tiefer ließ sie Santiagos Geschlecht in sich eindringen. So hatte sie sich »hart nehmen« vorgestellt. Er erwiderte ihre Bewegungen mit sanften Stößen. Bald einigten sie sich wortlos auf einen gemeinsamen Rhythmus, und steigerten Tempo und Intensität ihres Liebesritts. Sie keuchten. Lina spürte heiße Wellen in sich heranrollen. Sie knetete seine Brustmuskeln und nahm dann gleichzeitig seine rechte und ihre linke Brustwarze zwischen die Finger, und zwickte und drehte zuerst leicht, dann immer fester. Der Schmerz entlockte beiden gleichzeitig ein laszives »Aaah«.

Sie versetzte sich in ihren Sexpartner, und achtete genau auf seine Reaktionen, um nicht als Anfängerin enttarnt zu werden. Kreativ ließ sie ihre Hüften kreisen, rutschte auf Santiago vor und zurück und wechselte dann wieder zur vertikalen Bewegung. Sie drückte ihre Wirbelsäule nach vorne und schob den Po zurück, um den Druck auf die Vorderwand ihrer Scheide zu erhöhen.

»Lina, das ist so eng. Mega. Aaah!«

»Gib’s mir, du Hengst. Stoß zu! Gib’s mir jetzt!«

Ohne seine Hände zu Hilfe nehmen zu können, stieß Santiago so fest zu, dass Lina fast zur Gänze aus dem Bett abhob. Die Schwerkraft brachte sie auf den Sattel zurück. Der Ritt war schneller und härter, als Lina zu träumen gewagt hätte, und sie konnte nur mühsam die Balance auf ihm halten.

›Gott, das ist ja noch viel besser als in meiner Fantasie!‹, dachte sie.

Mit Ausdauer und Tempo eines Rennpferdes bockte er sie auf. Die Eisenstangen quietschten und das ganze Bett krachte metallisch, als Santiago an seinen Fesseln zog. Längst hatte er die Kontrolle übernommen, und Lina überließ sich ganz seiner animalischen Kraft. Ihr Stöhnen geriet zum Tremolo.

Die Welle wurde größer und heißer. Ihre Wangen glühten. Das Blut in ihren Ohren schien lauter zu rauschen, als sie beide stöhnen konnten. Im Gefolge der Welle stieg ein dunkler, heißer Schatten in ihr hoch. So etwas kannte sie bisher nicht. Ihr Unterleib schien zu explodieren. Tief in ihr kündigte sich ein neuer, rätselhafter Höhepunkt an. In wenigen Sekunden würde sie den Point of no return überschreiten. Egal, wohin sie fiel – sie musste über diese Klippe springen. Wer weiß, ob sie jemals wieder die Gelegenheit dazu haben würde?

»Lina, ich komme gleich!«, warnte Santiago. Mit einer einfachen Vorwärtsbewegung hätte sie ihn aus sich herausholen können, um den Rest mit ihren Händen zu erledigen, doch Lina raste. Bereit zu allem keuchte sie: »Jaa, komm, komm, gib’s mir! Ich komme auch ... ich komme ... jaaa ... genau ... JETZT! Jetzt! Jetzt! Ja! Ja! Ja!«

Sie grub ihre Hände in seine ausgeprägten Brustmuskeln. Gemeinsam flog sie mit ihrem argentinischen Hengst über die Ziellinie.

Nichts konnte sie auf die Heftigkeit vorbereiten, mit der Lina ihren ersten vaginalen Orgasmus spürte. So neu und anders als ihre selbstgemachten Höhepunkte, so unfassbar tief und intensiv, dass sie beinahe das Bewusstsein verloren hätte. Noch viel besser als Sandys Zungenspiel an ihrer Klitty. Sie stand in ihrem Paradies, und fragte sich, wie man diesen Zustand wohl für immer konservieren könnte. Die Muskeln zum Zerreißen angespannt, genoss sie, wie ihr Hengst unter heftigem Zucken seine Sahne in sie pumpte. Santiago und Lina, die Sieger dieses Rennens, trabten langsam aus, um das Gefühl des gemeinsamen Triumphs auszukosten. Ihre Vagina umschmeichelte seinen Penis in einem rhythmischen Liebestanz. Ihr Ritt wurde immer langsamer, und kam schließlich ganz zum Erliegen. Für eine Minute saß sie bewegungslos auf ihm und genoss das Gefühl.

Lina war so befriedigt, wie sie nur sein konnte. Sie entließ seinen Penis in die Freiheit, gab Santiago einen Kuss und legte sich neben ihn.

»Danke, Santiago.«

»Ich danke dir. So etwas passiert nicht oft im Leben.«

»Was?«

»Blind von der Freundin einer Freundin genommen zu werden, die noch dazu eine Sexgöttin ist.«

Lina traute ihren Ohren nicht. Sie, eine Sexgöttin? Wohl kaum. Absolutes Anfängerglück. Ob er das zu allen sagte?

»Ach was, ich bin doch nur auf dir gesessen.«

»Du hast dich so raffiniert auf mir gehalten und dich eng gemacht, dass ich mein Glück kaum fassen konnte. Du bist unglaublich sensibel. Und was du mit meiner Brustwarze gemacht hast! Ich hatte das Gefühl, wir wären verschmolzen. Bist du wirklich gekommen? Sag ehrlich.«

»Und wie. Du hast ja keine Ahnung, wie.«

»Gemeinsam gekommen. So schön, Lina.«

»Und was jetzt?«

»Sandy meinte, du solltest mich losbinden, dir was Nuttiges anziehen und dann ins Lokal gegenüber gehen. Sie würde dort auf dich warten.«

Lina lachte. »Und du?«

»Ich gehe nach dir, und nehme das Gefühl mit, Wahnsinns-Sex mit einer Frau gehabt zu haben, deren Gesicht ich gar nicht kenne. Und ich freue mich wahnsinnig darauf, dich eines Tages richtig kennenzulernen. Wenn das nicht romantisch ist, was dann?«

Lina gefiel die Vorstellung. Sie löste die Fesseln, küsste Santiago, verabschiedete sich und stand auf. Wie war das noch mal mit Wyatt Earp? Tatsächlich beschlich sie die Vorahnung, eine gewisse Zeit lang nicht mehr normal gehen zu können. Ihr Beckenboden glühte, und die Beine ließen sich nicht ganz schließen. Ihre Vagina war im Eimer, doch diesen Preis würde sie jederzeit wieder bezahlen.

Sie, die »Sexgöttin«, duschte, stieg in ihr neues Lederoutfit und die High Heels. Breitbeinig stöckelte sie die Treppen hinunter und ging in das Lokal gegenüber.