Nachwort

 

Der einzige deutsche Autor unter den in dieser Kopernikus-Ausgabe vertretenen Autoren ist Peter W. Bach, der im Science Fiction-Bereich bislang nur mit der Story Gute alte Westfront (Kopernikus 5) in Erscheinung getreten ist. Es liegt in der Natur der Sache, daß der Herausgeber einer Anthologie die Autoren der von ihm ausgesuchten Kurzgeschichten in ein gutes Licht zu stellen bemüht ist, aber ich bin tatsächlich der Meinung, daß Peter W. Bach ein Zugewinn für die deutsche Science Fiction ist und schon diese beiden ersten Erzählungen ihn als originellen und eigenständigen Autor ausweisen.

Die Namen Timothy R. Sullivan und Paul David Novitski haben für den deutschen Leser noch keinen Stellenwert, aber auch in Amerika, wo die beiden zu Hause sind, dürften sie noch als relativ unbeschriebene Blätter gelten. Novitskis Erzählung erschien in Terry Carrs renommierter Anthologienreihe Universe, die Story von Timothy R. Sullivan kam in Twilight Zone, einem noch relativ neuen Magazin heraus, dessen Titel auf der gleichnamigen Fernsehserie (von Rod Serling) basiert. Beide Geschichten gefielen mir sehr, und zumindest im Fall Sullivan scheine ich mit meinem Geschmack nicht allein zu stehen, denn der Autor wird zur Zeit in der Schriftstellervereinigung SFWA von seinen Kollegen mit Nominierungsvorschlägen für den Nebula – die mehreren seiner Stories gelten – gewürdigt.

Rachel Cosgrove Payes, eine der beiden weiblichen Autoren unter den Beiträgern zu dieser Ausgabe, hat bereits eine ganze Reihe von Büchern in Amerika veröffentlicht, darunter vor allem mehrere unter dem Pseudonym E.L. Arch (einem Anagramm für Rachel) veröffentlichte SF-Romane. In jüngerer Zeit publiziert sie auch ihre Science Fiction unter ihrem richtigen Namen. Im deutschen Sprachraum wurde noch nicht allzuviel von ihr veröffentlicht: Zu den Ausnahmen zählen neben der vorliegenden Geschichte die Stories Half Live (Halbleben) und Escape to the Suburbs (Flucht in die Vorstadt), letztere erschienen im Science Fiction Almanach 1981.

Ungleich bekannter, auch bei uns, dürfte hingegen Vonda N. McIntyre sein, eine der großen Nachwuchsautorinnen der siebziger Jahre. Sie gewann den Hugo und den Nebula für den Roman Dreamsnake (Traumschlange), nachdem sie schon mit ihrem Romanerstling The Exile Waiting (Die Asche der Erde) ein bemerkenswertes Werk schrieb. Wie die hier abgedruckte Kurzgeschichte Elfleda (Elfleda) unter Beweis stellt, ist sie auch und vor allem eine sehr gute Kurzgeschichtenautorin. Weitere herausragende Kurzgeschichten dieser Autorin wurden in der Moewig-SF-Reihe als Sammelband unter dem Titel Feuerflut veröffentlicht.

Die Namen Robert Silverberg und Gregory Benford bedürfen wohl kaum noch besonderer Erwähnung unter SF-Lesern. Beide Autoren wurden mehrfach mit Preisen ausgezeichnet, und beide sind auch im Programm des Moewig Verlags mit mehreren Romantiteln vertreten. (Herausragend dabei Silverbergs Krieg der Träume als Moewig-Hardcover und Benfords mit dem Nebula ausgezeichneter Roman Timesscape, der zur Veröffentlichung vorbereitet wird.)

Ähnliches gilt für Philip José Farmer, von dem bislang zwei Romane in dieser Reihe erschienen sind: ein Hugo-Preisträger und einer der phantasievollsten Autoren der Science Fiction, dessen Werk umfangreich ist und verstreut bei einer Reihe von deutschen Verlagen veröffentlicht wurde. Die hier veröffentlichte Novelle ist nicht nur der längste und vielleicht originellste Beitrag in dieser Anthologie, sondern zugleich auch eine berühmte, 1968 mit dem Hugo ausgezeichnete Geschichte, die – wie alle anderen Beiträge – hier erstmals in deutscher Sprache präsentiert wird. Sie erschien 1967 in Harlan Ellisons Anthologie Dangerous Visions und verdankt ihre Entstehung der Zusicherung des Herausgebers Ellison, Beiträge ungeachtet etwaiger gebrochener Tabus in seiner Anthologie aufzunehmen. So ist diese Story weder jugendfrei noch ein besonders gefälliger Lesestoff, und sie zeigt einen in mancher Hinsicht überraschenden Farmer. Ein bißchen sicher auch satirisch auf manches in der damaligen „New Wave“ der Science Fiction gemünzt, schießt Farmer nicht nur das zu erwartende Feuerwerk an Ideen ab, sondern präsentiert sich in seinen literarischen Anspielungen als Kenner nicht nur der Abenteuerliteratur. Der Originaltitel (Riders of the Purple Wage) ist übrigens eine Paraphrase auf den Western Riders of the Purple Sage von Zane Grey und wurde seinerseits von Arthur Jean Cox mit der Novelle Riders of the Purple Page (Ein denkwürdiger Abend) paraphrasiert – ein Insiderscherz, aber insgesamt eine witzige und geistreiche Angelegenheit.

 

Hans Joachim Alpers