Weise Aktivität
Der Atem ist frei von jeder religiösen Vorstellung, frei von jedem esoterischen Schnickschnack. Er ist absolut rein. Das Geatmetwerden hat keine Geschichte.
Könnt ihr feststellen, dass in dem Geatmetwerden eine Form der Aktivität stattfindet? Dass euch diese Aktivität zu vielen Antworten führt?
Diese Aktivität steht euch jederzeit zur Verfügung. Wenn es euch gelingt, das Geatmetwerden zu erleben und ihr euch dort mehr hinein verlagert, schwimmt ihr automatisch in einem Weisheitsstrom.
In diesem Strom offenbart sich das Göttliche auf unterschiedlichste Art und Weise.
Das Feine durchdringt das Grobe
Je mehr es euch gelingt, mit eurer Aufmerksamkeit beim Atem zu sein, umso feiner werdet ihr. Ihr beginnt immer feiner wahrzunehmen, klarer zu sehen. Und ihr könnt feststellen, wie grob die Aktivität bestimmter Gedankenprozesse ist.
Das Göttliche könnt ihr nicht durch eine grobe Aktivität entdecken. Ihr könnt euch nicht zum Göttlichen hindenken. Das Grobe kann das Feine nicht durchdringen. Aber das Feine kann das Grobe durchdringen und auflösen.
Ihr habt die Wahl, auf was ihr euch ausrichtet.
Mit in den Schlaf
Wandert ihr aufmerksam mit dem Atem durch euren Körper bevor ihr einschlaft, wird der Schlaf erholsamer werden und eure Träume lichtvoller.
So könnt ihr den Schlaf für eure Praxis nutzen.
Yogisches Sehen
Erlaubt euch, in dieser aufrechten Sitzposition die Augen zu schließen – nicht mit den physischen Augen in der äußeren Welt zu sein.
Nach wie vor riecht ihr, schmeckt ihr, hört ihr, fühlt ihr. Gewöhnlich geht eure Aufmerksamkeit zu dem, was ihr über die Sinne wahrnehmt. Und gemäß dem, wie ihr die Welt dadurch begreift, gestaltet ihr euer Hiersein.
Vielleicht habt ihr die Erfahrung gemacht, dass ein Leben nach dem äußeren Bewusstsein viel Leid bringt, aber auch viel Freude – und dass beides zeitlich begrenzt ist.
Für das Erleben der unbegrenzten Glückseligkeit schlägt Yoga vor, die Sinne zurückzuziehen. Wenn Jesus sagt: „Sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch.“, beinhaltet das auch ein „Sich-Abwenden“ von einer bestimmten Art, im Leben zu sein.
Yoga spricht von der „Schau Gottes“. Davon, dass es möglich ist, Gott zu sehen. Eure physischen Augen sind dabei nicht unbedingt von Nutzen. Daher schließt sie – jetzt zumindest. Ist es möglich mit geschlossenen Augen zu sehen?
Heißt yogisches Sehen, auf eure Gedanken, Emotionen oder auf und in euren Körper zu blicken? Heißt yogisches Sehen, irgendwelche Visionen zu haben?
Was ist für euch yogisches Sehen? Welche Welt könnt ihr erblicken mit geschlossenen Augen? Bemerkt, wo ihr jetzt mit eurer Aufmerksamkeit seid. Was zieht eure Aufmerksamkeit an? Bestimmte Situationen in eurem Leben, bestimmte Leute ...? Das Einzige, was ihr dann erlebt, ist die Identifikation mit eurer persönlichen Geschichte – aber nicht das Göttliche.
Möglicherweise hüpft eure Aufmerksamkeit von Objekt zu Objekt und ihr baut immer wieder eine bestimmte Welt auf – euer eigenes kleines Reich. Daher bindet eure Aufmerksamkeit an – am besten an den Atem. Wenn es euch gelingt, über einen langen Zeitraum hinweg beim Atem zu verweilen, macht ihr den gewöhnlichen Geist inaktiv und ihr verliert euch nicht mehr im äußeren Bewusstsein.
Bemerkt, wie sich der Atem zur aufrechten Wirbelsäule verhält. Fühlt, wie sie sich zu einer feinen Schwingung verbinden. Ihr verlagert euch immer mehr in dieses Feine hinein und ihr erlebt einen Raum, in dem euer Körper und euer Geist vorkommen. Und nicht nur euer Körper, sondern auch die Körper anderer Menschen. Ihr erzeugt einen Raum, in dem die Welt vorkommt. Nur geht es dabei nicht um die Welt. Es geht um den Raum, in dem die Welt vorkommt – um dieses unendlich weite Reich ... das auch mit offenen Augen erlebbar ist.
Alles, was auftaucht, erinnert euch daran, dass ihr einen Raum schaffen könnt, der weiter ist, als das, was auftaucht.