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Lektionen für Lerchen

 

Schlafe! Was willst du mehr?

Johann Wolfgang von Goethe, Nachtgesang

Die Fronten sind klar abgesteckt: Von der Mehrheit der früh Erwachenden wird den Eulen die Opferrolle zugedacht. Auf ewig soll den Langschläfern das Unbehagen der frühen Stunde schmerzlich erhalten bleiben. Eine Mischung aus Rechthaberei, missionarischem Eifer und der Gewissheit, den einzig wahren Lebensstil zu pflegen, wird von den Frühaufstehern zu einer Betonwand erhoben, an der sich die Langschläfer die Köpfe stoßen sollen.

Doch das muss man sich nicht gefallen lassen! Begegnen Sie den mal unverschämten, mal hämischen Ratschlägen der Bettflüchtigen nicht mit leidvoller Ignoranz, sondern mit Härte. Weisen Sie diese moralinsauren Fanatiker in die Schranken, indem Sie Ihnen weh tun. Zerrütten Sie den moralischen Führungsanspruch, das elitäre Denken und die lästige Litanei der Frühaufsteher!

Fallbeispiel 1: Der Frühaufsteher als Partner

 

Gehen Sie präventiv in die Offensive. Wenn Sie die auf Belehrung und Bekehrung ausgerichtete Mimik eines frühaufstehenden Partners schon im Ansatz erkennen, ersticken Sie seine Mission im Keim. Umarmen Sie ihn fest und sagen Sie ihm dabei so freundlich wie deutlich, dass Sie nichts zum Thema Morgenstund hören wollen, weder heute noch in Zukunft. Wann immer Ihnen Ihr ruheloser Partner danach dennoch empfiehlt, den Tag früher zu beginnen, drehen Sie dem Besserwisser den Rücken zu. Drohen Sie mit Maßnahmen: getrennten Schlafzimmern, Sexstreik. Seien Sie bewusst patzig, unwirsch und schlechtgelaunt und fordern Sie Ihren Partner auf, statt Rumzunörgeln schon mal Brötchen und die Zeitung zu holen, Kaffee zu machen und den Müll runterzubringen, wenn er doch ohnehin schon so früh wach sei. Tun Sie das ruhig im Befehlston, denn Langschläfern kann man am Morgen keine Diskussionsbereitschaft abverlangen. Handeln Sie instinktiv und ohne Scham: Sie werden bemerken, dass sich nach mehrmaliger Wiederholung dieses Prozedere Ihr Schlafsaldo erhöht.

Fallbeispiel 2: Mutter am Telefon

 

»Ja, ich weiß … Ja, mach ich … Natürlich … Klar … Ja, … Bitte, ja, bis dann … ja, okay, Mama, ja … TSCHÜSS!« Gegen solche Telefonate am frühen Sonntagmorgen hilft nur eins: Telefonstecker rausziehen! Und zwar schon am Abend zuvor. Wenn Sie dann gegen 13 Uhr gemütlich am Frühstückstisch sitzen, sind Gespräche dieser Art zwar auch nicht erbaulicher, aber da haben Sie wenigstens schon Ihren Kaffee in der Tasse, an der Sie sich festhalten können. Während Sie das Sonntags-Update Ihrer werten Verwandtschaft über sich ergehen lassen, können Sie Kräfte sammeln für Ihre süße Revanche. Fortan rufen Sie an! Und zwar täglich. Nie wieder auf einen Anruf warten! Mutti wird sich freuen. Ab 22 Uhr ist dann Ihre Zeit – und halten Sie sie an der Strippe, bis die erste Schlummerstunde verstreicht. Keine Scheu: Ihre Mutter ist Ihre Mutter, und sie bleibt es auch weiterhin.

Fallbeispiel 3: Der Chef als 9-Uhr-Fetischist

 

Erst einmal muss die Haltung stimmen: Kaum ein Chef ist es wert, sich für ihn persönlich zum frühen Termin zu erheben. Wenn der Job es verlangt, ist das schlimm genug; für weitere freiwillige Zugeständnisse darf hingegen kein Raum sein. Konferenzen um neun Uhr? Vieraugengespräche gleich nach Ihrer Ankunft in der Firma? Kreativmeetings noch vor der Mittagszeit? Nichts für Sie! Und das müssen Sie aus jeder Pore ausströmen! Geben Sie Ihrer noch morgendlich unkoordinierten Feinmotorik freien Lauf: Stoßen Sie gegen alles, was Ihnen in die Quere kommt, rempeln Sie, lassen Sie die Türen laut ins Schloss und die Lieblingstasse des Chefs auf den Boden fallen. Besudeln Sie die Unterlagen mit einem umgestoßenen Glas Wasser. Leiten Sie versehentlich beim Telefonieren den Faxanschluss auf den Chefapparat um. Und quälen Sie sich bei allem eine vergähnte Entschuldigung ab. Wirken Sie bis mindestens zehn Uhr bemüht und belastet, angestrengt und bestrebt. Doch vergessen Sie, solange der Chef in der Nähe ist, das sonnige Lächeln nicht. Und sobald Ihre Biokurve sich aus dem Tief eines verpatzten Morgens in die Höhe eines aussichtsreichen Mittags bewegt, seien sie zu 200 Prozent bei der Sache! Wirken Sie so aufgeweckt, wie es nun einmal Ihre natürliche Art ist. Ballern Sie all Ihre guten Ideen raus. Ersuchen Sie um ein persönliches Gespräch mit Ihrem Chef, in dem Sie mit Ihren Vorschlägen glänzen. Zeigen Sie, dass das Problem nur am frühen Morgen und nicht etwa bei Ihnen zu finden ist. Denn ab elf sind Sie unschlagbar.

Fallbeispiel 4: Der Kollege als Lerche

 

Grundsätzlich gilt: Sie dürfen am Morgen im Büro Ihre schlechte Laune nicht nur vor sich her tragen – Sie müssen es sogar, wenn Sie jemals auf Veränderung hoffen wollen. Leiden Sie so sichtbar, dass Sie sogar der forsche Frischfrosch von gegenüber zum Erbarmen findet. Gähnen Sie immerzu und schlürfen Sie dazwischen lautstark Ihren Kaffee. Reagiert Ihr Gegenüber mit Verständnis und Mitleid? Dann haben Sie vielleicht einen heimlichen Mitstreiter gefunden. Schließen Sie sich dann mit diesem und anderen Neigungsverwandten zu Langschläfer-Kollektiven zusammen, um gemeinsam Strategien zu erarbeiten, die den Einfluss der Frühaufsteher auf Ihr Leben und Wohlbefinden verringern. Wenn nicht, dann erkennen Sie (wie bereits bei Ihrem Partner) vorausschauend die niederträchtige Absicht zur Mahnung und gehen in die Offensive: Kommen Sie den ewigen kollegialen Belehrungen zuvor, indem Sie die guten Absichten, ja gar die Sittlichkeit der Mahners in Frage stellen. Lassen Sie sich mit Bemerkungen wie »Schläfst Du noch?« oder »War’s gestern wieder lang?!« gar nicht erst in die Ecke drängen, sondern ballern Sie aus vollen Rohren zurück: Enttarnen Sie Ihr frühfröhliches Gegenüber als humorlose, unmoralische, rücksichtslose, dumme, intolerante, militaristische, reaktionäre, schulmeisterliche, kleinkarierte, analfixierte, engstirnige, langweilige, spießige, schmallippige, beschränkte Pottsau, wo immer sich die Gelegenheit bietet. Lassen Sie Ihren Gefühlen freien Lauf, schöpfen Sie aus dem Fundus Ihrer Ideen und haben Sie keine Scheu vor den Niederungen der Beleidigung. Aber: Erkennen Sie Ihre Grenzen. Es ist früh am Morgen – Sie haben einfach noch keinen Esprit. Achten Sie deshalb nicht auf Ihren Satzbau oder geistvolle Formulierungen. Ihre Offensive muss einfach nur sitzen. Wer dann noch nicht kapiert hat, dass er mit Ihrer Kollegialität va banque spielt, dem drohen Sie mit einem Beschwerdeanruf in der Personalabteilung – und dabei ist es egal, ob Sie den Grund dafür erfunden oder herbeigeführt haben. Verstellen Sie die Bürouhr des Frühaufstehers und machen ihm Vorwürfe, dass er zu spät zur Arbeit kommt. Oder löschen Sie wichtige Dateien auf seinem Rechner und trösten ihn mit seiner eigenen Überzeugung, dass man ja am frühen Morgen am leistungsstärksten sei, auch zum reparieren des Computers. Haben Sie kein schlechtes Gewissen, ein Saboteur zu sein; Ihre Leidensgenossen werden es Ihnen danken. Und ab elf Uhr sind Sie wieder der Sonnenschein in Person!

Fallbeispiel 5: Der Frühaufsteher im Supermarkt

 

Erweitern Sie die Kampfzone auf die Konsumtempel. Von wegen »Morgenstund hat Gold im Mund«! Beweisen Sie das Gegenteil und bestrafen Sie all jene, die Ihnen vor elf Uhr etwas verkaufen, andrehen oder abverlangen wollen, niemand soll morgens an Ihnen etwas verdienen. Meiden Sie Geschäfte, Kioske, Tankstellen, Einkaufsmeilen, Kaufhäuser, Boutiquen, öffentliche Verkehrsmittel, Cafés – einfach alles, wo man Geld ausgeben kann. Vor elf Uhr rollt bei Ihnen kein Rubel, geht keine Ware über den Tresen, bleibt Ihre Brieftasche verschlossen. Tragen Sie zur Entvölkerung der Fußgängerzonen bei, und wenn es sich absolut nicht verhindern lässt, dann lassen Sie an dem strahlenden Frühaufsteher an der Kasse Ihre geballte schlechte Laune aus. Zahlen Sie mit großen Scheinen, wenn Kleingeld gefordert ist, oder zählen Sie akkurat und betont schläfrig Ihre Sammlung an Münzen auf das Laufband, wenn Sie zur Zahlung hoher Summen genötigt werden. Bestehen Sie auf angeblichen Preissenkungen – freilich erst nachdem der Betrag eingetippt wurde. Provozieren Sie Fehlbons und Nachfragen. Gucken Sie grimmig, stoisch und unnachgiebig. Und: Schließen Sie sich mit Ihren Leidensgenossen zusammen. Organisieren Sie Konsumstreiks. Die modernen Medien sind ein ideales Instrument für Ihre Ziele. Mobilisieren Sie Ihre Leute zum gemeinsamen Nichtkaufen. Abends hingegen das umgekehrte Spiel: Wer dann geöffnet hat, wann Ihnen es passt, soll durch Ihr Kaufinteresse belohnt werden. Seien Sie freundlich, liebenswürdig und geben Sie sogar Trinkgeld – die Leute hatten schließlich, auch dank Ihnen, einen schlechten Start in den Tag. Und ein bisschen Erziehung, das können wir vom frühen Vogel lernen, muss auch sein: Wenn es Einkaufszonen in Ihrer Umgebung gibt, die sich partout nicht nach Ihren Zeiten und Wünschen richten wollen, trommeln Sie Ihre Langschläfergemeinde zusammen und zeigen denen, was eine Harke ist. Sollen um 19 Uhr die Türen geschlossen werden, dann kommen Sie regelmäßig und in Massen um 18.45 Uhr in den Laden. Fragen Sie freundlich nach Hilfe, lassen Sie sich Sortiment und Auslagen zeigen, klagen Sie über Ihre Bürozeiten. Bleiben Sie konsequent, geben Sie nicht nach. Es gilt: Morgens – Kaufstreik, abends – Kaufrausch. Geld ist eine Sprache, die jeder kaufmännisch Interessierte versteht. Und je öfter die Kasse abends klingelt, desto eher wird der Händler verstehen, worauf es ankommt (siehe auch: Der Frühaufsteher im Staatsdienst).

Fallbeispiel 6: Sprechstundenterror beim Arzt

 

Eins vorweg: Diese Lektion wird schwierig. Aber es hilft nichts, auch Ärzten muss der Zahn gezogen werden – besonders, was ihre Öffnungszeiten betrifft. »Sprechstunde von 8 bis 12 Uhr« – da kann man auch gleich schreiben: »Wir haben gar keinen Bock, Sie zu behandeln. Bleiben Sie fern!« Das würden wir ja gerne, wenn wir nicht, verdammt noch mal, irgendwie malade wären! Umso übler geht es uns früh am Morgen.

Zunächst einmal: Suchen Sie sich einen Arzt, der Termine verteilt, anstatt die Leute stundenlang von morgens bis mittags im Sprechzimmer schmoren zu lassen. Lehnen Sie jeden Termin vor elf Uhr ab. Führen Sie dafür allerhand Gründe an, warum Sie vorher verhindert sind (lange Anfahrt, Ihre Arbeitszeiten, keine Parkplätze …). Seien Sie notfalls erfinderisch und behaupten Sie etwa, dass Sie Ihre Kinder erst noch zur Ergotherapie bringen müssen – auch wenn Sie gar keine Kinder haben. Kinder sind ohnehin immer eine optimale Ausrede.

Haben Ihre Ausführungen nicht zum Erfolg geführt, lassen Sie sich einen dieser erbarmungslosen Frühtermine geben. Handelt es sich um eine Routineuntersuchung, dann sagen Sie diesen kurzfristig, am besten wenige Minuten vorher, freundlich ab. Sind Sie wirklich krank, dann geben Sie, wie in allen anderen Situationen, in die Sie Ihre Umwelt vor elf Uhr zwingt, Ihrer schlechten Laune unmittelbaren Ausdruck. Seien Sie einfach das unausgeschlafene wortkarge Ekelpaket, das Sie nun mal morgens aus gutem Grunde sind. Sie werden nach Ihrer Krankenversichertenkarte gefragt? Nesteln, suchen, grummeln und erst finden, wenn sich hinter Ihnen eine Schlange gebildet hat. Man will die Praxisgebühr abkassieren? Behaupten Sie, Sie hätten schon bezahlt – man soll Ihnen erst einmal das Gegenteil beweisen. Seien Sie schwierig und stur. Ihre Krankheit kommt Ihnen hierbei gut zupass, denn wer kann schon nett sein, wenn ihn Zahn-, Kopf-, Magen-, Rücken- oder andere Schmerzen quälen. Und: Immer nuscheln. Man darf Sie auf keinen Fall verstehen. Nur ein Satz darf laut und deutlich vernehmbar sein: »Warum haben Sie eigentlich nur morgens offen, wenn hier so viel Stress ist? Und nicht abends, wenn alle Feierabend haben und niemand in Eile ist? Das wäre für alle besser.« Lassen Sie den Unmut, den diese Forderung unweigerlich auslöst, an sich abperlen – Sie wollen den Krieg gewinnen und nicht nur eine Schlacht. Im Sprechzimmer dann das gleiche Programm: Ungenießbar sein, auf den allgemeinen Stress hinweisen und mit Vorsicht anregen, dass alles viel leichter sein könnte, wenn die Praxis auch mal abends geöffnet wäre.

Tun Sie sich mit anderen lang schlafenden Patienten zusammen. Mahnen und mosern Sie gemeinsam per E-Mail oder abwechselnd telefonisch immer wieder, dass Änderung geboten ist. Gibt Ihr Arzt nach und erweitert seine Sprechstunden bis in den Abend, loben Sie ihn ostentativ und verschaffen Sie ihm als Belohnung neue Patienten, am besten Privatpatienten. Gibt er nicht nach, dann ziehen Sie Ihr Ding noch eine Weile durch und wechseln Sie dann, wenn möglich, zu dem Arzt, den Ihre Langschläfergefährten schon mürbe gemacht haben und vielleicht auch einer von Ihnen ist. Noch besser: Bleiben Sie gesund.

Fallbeispiel 7: Der Frühaufsteher im Staatsdienst

 

Niemand, der nicht von Haus aus den masochistischen Drang zum frühen Aufstehen verspürt, begibt sich freiwillig in den Staatsdienst. Hier beginnt der Tag nämlich grundsätzlich um acht, was genaugenommen bedeutet: Aufstehen um halb sieben, danach nervige Staus und vollgepackte U-Bahnen. Und das ein Leben lang.

Es könnte dem Langschläfer, tolerant wie er ist, an sich ja egal sein, wie andere ihr Leben gestalten. Leider aber sind die Berührungspunkte zwischen Langschläfern und Frühaufstehern im Staatsdienst so neuralgisch, dass selbst der großmütigste Langschläfer mit der Beamtenspezies über Kreuz kommt. Denn dieser Typus ist nicht nur Frühaufsteher – die Kernschmelze mit seinem Dasein als Staatsdiener potenziert seine Widerwärtigkeit ins Unermessliche. Ist ein Frühaufsteher an sich einfach nur pedantisch, ist der Frühaufsteher im Staatsdienst die kristalline Form des Pedanten. Er ist der König aller Korinthenkacker und kann vor Engstirnigkeit kaum aus den Augen sehen. Am liebsten nimmt er die Langschläfer aufs Korn: Sie sind sein natürlicher Feind, weil sie aus Sicht des Frühaufstehers alles verkörpern, was er hasst: Faulheit, Trägheit, Schlafmützigkeit. Und sie schlafen lang, was sich von selbst verbietet. Er würde sie am liebsten mit strengsten Erziehungsmaßnahmen zur Vernunft prügeln. Aber ihm sind andere Mittel der Schikane gegeben, und die nutzt er aus: Er nötigt dem Langschläfer schon zu nachtschlafender Zeit das Ausfüllen komplizierter Formulare ab, verstrickt ihn bei der Abfrage von Daten in Widersprüche und zieht ihn ohne Gnade für angebliche Fehler zur Rechenschaft. Er mahnt, straft, maßregelt, mindert Beiträge, verschleppt Vorgänge, verhindert Anträge.

Die Fronten sind also klar markiert. Und natürlich dürfte auch hier im Prinzip scharf geschossen werden. Aber tun Sie es besser nicht. Denn bereits Generationen redlicher Bürger haben sich an den Sturköpfen im Staatsdienst die Zähne ausgebissen. Sparen Sie Ihre Kräfte und nutzen Sie sanftere Methoden. Denn der Staat hat ja auch ein Herz für Langschläfer und Öffnungszeiten bis zwölf Uhr. Das heißt für den Langschläfer: Kurz nach Öffnung jedes Amt meiden, kurz vor Schluss die Bude stürmen. Auch hier lohnt es sich, Gleichgesinnte zu aktivieren und in Massen anzutreten. Da Langschläfer in der Überzahl sind, muss man grundsätzlich annehmen, dass, egal wo man auftaucht, sich wenigstens ein ins Frühaufsteherleben gezwungener Langschläfer befindet – selbst im Staatsdienst. Das sind Ihre Freunde! Das sind diejenigen, die letztlich in Ihrer Behörde für Ihre Rechte kämpfen, für neue Öffnungszeiten plädieren und nur eine breite Basis für Ihre Forderungen bekommen, wenn sie über die Bedürfnisse der Bürger, also auch Ihre Bedürfnisse, berichten. Erst wenn den Staatsdienern klar wird, dass gegen Mittag auf dem Amt viel zu viel los ist und deutlich mehr als am Morgen, wird sich auch hier etwas ändern. Übrigens könnte sich Ihre Warte- und Bearbeitungszeit im Vergleich zum Morgentermin auch verkürzen, denn da der Frühaufsteher im Staatsdienst möglichst pünktlich seine Mittagspause antreten will, wird er Sie kurz davor nicht mehr mit komplizierten Fragen triezen.

Nun gibt es leider Langschläfer, die in die missliche Lage geraten sind, Hartz IV zu beziehen, und man muss Kürzungen befürchten, wenn man nicht zu gewissen Zeiten antritt. Aber auch hier gibt es eine Lösung: Wenn Ihnen der anberaumte Termin zu früh erscheint, rufen Sie bei Ihrem Arbeitsvermittler an und bitten Sie darum, an einem Termin erscheinen zu dürfen, der ein paar Tage vor dem ursprünglichen Termin liegt. Und den können Sie dann ohne Weiteres so legen, dass er nicht mit Ihren Schlafgewohnheiten in Konflikt gerät. Bei der Agentur für Arbeit werden Sie nämlich als Kunde behandelt, und der Kunde ist König. Zeigen Sie also eine stolze Haltung und sich von der besten Seite: Sie haben tolle Bewerbungsunterlagen vorzuweisen, sich um viele Termine bemüht und vermitteln Ihrem Sachbearbeiter den Eindruck, dass Sie bald aus den Statistiken verschwinden – eben weil Sie einen Job gefunden haben. Im Idealfall einen, der so spät anfängt, dass Sie darin Ihr volles Talent entfalten können.