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Testen Sie Ihr wahres Schlaf-Ich

 

Schlafen ist kein geringes Kunststück, denn man muss den ganzen Tag dafür wach bleiben.

Friedrich Nietzsche

Langschläfer oder Frühaufsteher - was sind Sie wirklich? Was für eine Frage, mögen Sie vielleicht empört denken. Schließlich stehen Sie jeden Morgen um sechs Uhr auf, und überhaupt sind Sie in den ganzen Jahren, die Sie nun bereits bei ihrer Firma arbeiten, nicht ein einziges Mal zu spät gekommen. Immer waren Sie zur Stelle, wenn es nötig war, und während andere Kollegen mal kurz an einen stillen Ort verschwunden sind, um sich durch einen kleinen Schlaf zu erfrischen, waren sie immer quicklebendig und wohlauf.

Nun, dann mag in Ihrem Falle kein Zweifel aufkommen, und ein Schelm ist, wer Ihnen keinen Glauben schenkt. Denn wer die Frage stellt, ob jemand früh aufsteht oder lieber lange schläft, bekommt oft haarsträubende Geschichten zu hören. Da wird jeden Morgen vor der Arbeit angeblich gejoggt, Yoga betrieben oder meditiert. Anschließend werden die Aufgaben des Tages nach Prioritäten geordnet und persönliche Schaffensziele gesetzt …

Wahr ist aber: Wer erfolgreich ist und lange schläft – entweder, weil er so veranlagt ist oder weil er es einfach gerne tut –, glaubt dennoch vorgaukeln zu müssen, dass er bereits zu früher Stunde putzmunter aus dem Bett springt und seine Karriere auf morgendlicher Aktivität fußt. Kaum ein graumeliertes Vorstandsmitglied 50plus würde jemals zugeben, dass es sich morgens lieber noch einmal umdreht, wenn der Wecker klingelt, und einen Arbeitsantritt um elf Uhr für angemessen hielte, Erziehungspersonal jeglicher Couleur ebenso wenig, weil es glaubt, eine schon im kindlichen Stadium angelegte vermeintliche Charakterschwäche im Keim ersticken und dementsprechendes Vorbild sein zu müssen. Hausfrauen und -männer schlafen sowieso nicht lange, weil sie dem verbreiteten Vorurteil, dass sie »nur« zu Hause seien, keinen Vorschub leisten wollen. Und natürlich auch deswegen, weil die chronobiologisch auf frühes Aufstehen eingestellten Kinder sie rigoros aus dem Schlaf reißen. Viele fürchten sich sogar davor, was die Nachbarn denken könnten, und hören deswegen nicht auf ihr Körpergefühl.

So sehen sich viele Langschläfer aus Sachzwängen oder moralischen Gründen zum Frühaufstehen getrieben. Doch das kann ihnen auf lange Sicht teuer zu stehen kommen. Denn wer gegen seinen ureigenen Rhythmus lebt, bekommt nicht nur schlechte Laune, sondern kann ernsthaft erkranken. Dabei ist es egal, ob man sich widerstrebend beruflichen Pflichten unterwirft, die um acht Uhr rufen, oder man eigentlich schon um fünf Uhr morgens so fit ist, dass man die Welt erobern könnte, während der Rest der Familie oder der WG es vorzieht, bis in die Puppen zu schlafen.

Deshalb ist es wichtig, ehrlich zu sich zu sein, und sei es mit Hilfe eines kleinen Tests. Die Frage nach dem wahren Schlaf-Ich geht dabei mit vielen anderen Lebensgewohnheiten und Essensvorlieben einher. Die meisten Fragen werden Sie nicht spontan beantworten können, denn sie erfordern einige Tage oder gar Wochen der Beobachtung. Nehmen Sie sich die Zeit – es lohnt sich. Es ist ja immer gut zu wissen, wer man ist …

1. Alles auf Zucker?

 

Schokoriegel und Gummibärchen, Kekse und Lakritze, für die Konservierung eingesetzte Einfachzucker wie Glukosesirup in Wurst, Pizza oder Joghurt geraten quasi unausweichlich auf unseren Speiseplan, außer Sie gehören zu jenen Heiligen des Alltags, die es schaffen, sich makrobiotisch zu ernähren. Deshalb ist die Frage, ob man Zucker verträgt oder nicht, nicht einfach zu beantworten. Diejenigen, die schon einmal unter der Diagnose »Reizdarm« gelitten haben und sich konsequent ohne Zucker (in welcher Form auch immer) ernähren müssen, kennen die Antwort schnell: Für sie ist Zucker Gift. Alle anderen müssen sich auf eine kleine Phase der Beobachtung einlassen. Dabei geht es nicht nur darum, ob es schmeckt, sondern ob man Zucker tatsächlich verträgt. Es gibt Menschen, die süßen ihren Tee mit drei Löffel Kandis, gönnen sich jeden Tag Kuchen und Kekse und fühlen sich dennoch wohl in ihrem Körper, obwohl er vielleicht nicht mehr normalgewichtig ist. Andere wiederum haben das Gefühl, dass ihnen durch irgendeinen unidentifizierbaren Umstand ständig Energie abgesaugt wird, obwohl sie sich penibel an einer ausgewogenen Vollkost orientieren und jedes Dessert dankend zur Seite schieben. Für die Zuckerfreunde gilt jetzt: Eine Woche keinen Zucker essen und auch Ersatzsubstanzen wie saure Gurken oder Ketchup meiden und beobachten, was passiert: Nehmen Sie schnell oder langsam oder überhaupt nicht ab? Sind Sie jetzt öfter müde oder vielmehr häufiger munter? Wie schlafen Sie? Für eingefleischte Süß-Abstinenzler gilt hingegen: Ab sofort Zucker in den Kaffee und Torten auf den Tisch, vielleicht noch Freunde dazu einladen, die man mit diesem neuen Lebenswandel schön verblüffen kann, und den Speiseplan durch Nudeln, Pizza und viel Weißbrot erweitern. Für Sie gelten die gleichen Fragen wie oben – mit einer Ausnahme: Sie müssen beobachten, ob Sie schnell, langsam oder überhaupt zunehmen. Viel Vergnügen dabei!

2. Verspüren Sie oft den Wunsch, Mittagsschlaf zu halten?

 

Es gibt bereits mehrere Websites, auf denen griffige Ausreden ausgetauscht werden, für diejenigen unter Ihnen, denen am Schreibtisch die Augen zufallen. Wenn jemand Sie unvermittelt aus ihren süßen Träumen herausreißt, murmeln Sie laut und vernehmlich: »Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.« (Kann man entsprechend der eigenen Glaubensrichtung modifizieren.) Keiner wird es wagen, Sie zurechtzuweisen, weil Sie Ihren Glauben praktizieren. Oder die: »Entschuldigung! Bei der Blutspende haben Sie mir gesagt, dass das passieren könnte.«

Beide Beispiele weisen darauf hin: Mit dem Mittagsschlaf verhält es sich wie mit dem Langschlafen. Man gilt als faul, arbeitsscheu und bietet den Kolleginnen und Kollegen eine Angriffsfläche für schale Witze. Deshalb gilt es bei den Ausreden, die gute Seite sichtbar zu machen. Ein fester Glaube oder eine Blutspende können die vermeintliche Schmach der Charakterschwäche gut kaschieren.

Hand aufs Herz: Würden Sie mittags schlafen wollen, wenn Sie dürften, dumme Bemerkungen ausblieben und vielleicht der ein oder andere sich ebenfalls dazu bekennen würde? Oder zählen Sie eher zu den Menschen, die sowohl früh aufstehen als auch erstaunlicherweise selbst nach einem schweren Schweinebraten zu Mittag nicht in ein Leistungstief rutschen? Oder schlafen Sie lieber lang und könnten dennoch jederzeit sofort wieder einschlafen? Beobachten Sie sich auch in diesem Punkt für eine Woche.

3. Some like it hot – mögen Sie es scharf?

 

Beim Thailänder ordern Sie das Gericht, das mit drei Chilischoten ausgewiesen ist, und gabeln es in sich hinein, als wäre es Kinderbrei mit Vanillegeschmack? Egal, wie deftig Sie Ihre Linsensuppe mit Räucherenden und Speckwürfeln serviert bekommen, Sie nehmen selbstverständlich noch eine Portion Senf dazu? Beim Inder meiden Sie cremige Gerichte und setzen stattdessen auf Curry mit viel Muskat, Paprika, Ingwer und Cayennepfeffer? Oder zählen Sie zu denjenigen, die den Eigengeschmack der Lebensmittel schätzen und eigentlich fast alles zu salzig, zu scharf, zu deftig, zu bitter finden? Am liebsten sind Ihnen also milde Gerichte, und gestampfte Kartoffeln zählen zu ihren Leibspeisen? Diese Fragen können Sie sicher schnell beantworten.

4. Fünf gegen drei?

 

Die Empfehlung, seine Mahlzeiten lieber auf fünf kleine Speisen zu verteilen, statt drei große Mahlzeiten zu sich zu nehmen, ist ein weitverbreiteter Unfug, der in Lifestyle- und Frauenzeitschriften immer wieder aufbereitet wird, tatsächlich aber nicht jedem Typus guttut. Denkt man einmal in Ruhe darüber nach, erschließen sich die Hintergründe: Der Magen verdaut noch und die Bauchspeicheldrüse produziert noch Insulin, da wird beiden bereits die nächste Portion zugemutet, so dass sie überhaupt keine Ruhe finden. Sie sind immer in Aktion. Der Körper hat überhaupt nicht die Möglichkeit, ein echtes Hungergefühl zu entwickeln und dies entsprechend zu signalisieren. Das ist längst nicht für jedermann gut.

Da viele Menschen den ihnen angemessenen Rhythmus von Nahrungsaufnahme und Nahrungsverarbeitung – wie beim Zucker – gar nicht mehr richtig wahrnehmen, hilft auch hier nur ein Experiment: Essen Sie grundsätzlich nur dann, wenn Sie Hunger haben! Und beobachten Sie, wie es Ihnen dabei geht. Quälen Sie sich von Mahlzeit zu Mahlzeit? Nehmen Konzentrations- und Leistungsfähigkeit ab, wenn Sie »nur« zwei oder drei Mal am Tag essen? Oder werden Sie müder und müder, obwohl Sie sich durch Zwischenmahlzeiten und kleine Snacks verbrauchte Energie vermeintlich zurückholen? Es kann lange dauern, bis Sie Ihren Rhythmus erkannt haben, aber wenn Sie es raushaben, dann wissen Sie auch, wie Sie ohne Verzicht ein paar Kilo abnehmen können. Oder schlank bleiben.

5. Leben lassen oder feste Regeln einhalten

 

Die Veranlagung, lange zu schlafen, geht einher mit bestimmten Charaktereigenschaften. Einige davon sind durchaus sozial bedingt, und man steht vor dem bekannten Huhn-Ei-Problem. Zum Beispiel angesichts der Tatsache, dass Langschläfer notorische Zuspätkommer sind, Frühaufsteher hingegen oft pünktlich erscheinen – was war zuerst da: die Veranlagung, früh aufzustehen, oder der Wunsch, pünktlich zu sein? Es ist schwierig, in jedem Fall Ursache und Wirkung auseinanderzuhalten. Vielleicht war der Wunsch, pünktlich zu sein, so dominant, dass es selbst einem moderaten Langschläfer gelungen ist, seinen Tag-Nacht-Rhythmus zu verschieben und nicht mehr zu spät zu kommen? Vielleicht aber ist das Bedürfnis, zu einer abgemachten Zeit irgendwo einzutreffen, einfach nur ein positiver Effekt der Veranlagung, aufzuwachen, bevor die Sonne aufgegangen ist? Nichtsdestoweniger gibt es Studien, die nachweisen, dass bestimmte Schlafgewohnheiten mit gewissen Charaktereigenschaften einhergehen. Fragen Sie sich deshalb ehrlich: Nervt es Sie, wenn Ihre Gesprächspartner sich nicht korrekt ausdrücken können? Korrigieren Sie den anderen, wenn er sich verspricht – mit dem Ziel, ihm beizubringen, wie er es beim nächsten Mal richtig machen kann? Haben Sie den Eindruck, dass es nicht richtig ist, wenn in einer Hausgemeinschaft nur Sie derjenige sind, der sich an die Pläne zum wöchentlichen Treppenputzen hält – oder übernehmen Sie das auch einfach mal, wenn Sie merken, dass das junge Pärchen von Gegenüber dazu nicht in der Lage ist? Geben Sie grundsätzlich Trinkgeld, auch wenn der Service mies war, oder machen Sie Ihr Wohlwollen von der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Servicekraft abhängig? Wichtig: Schreiben Sie als Antworten auf diese Fragen nicht auf, wie Sie gerne wären, sondern wie Sie sich tatsächlich verhalten!

6. Grüblerisch oder zupackend?

 

Es gibt eine weitere Charaktereigenschaft, die einen Bezug zum Schlaftypus hat, auch wenn hier ebenfalls auf das Huhn-Ei-Problem verwiesen sein soll: Sind Sie genervt, wenn jemand im Auto vor Ihnen zu lange mit dem Anfahren wartet, sobald die Ampel von Gelb auf Grün springt? Krempeln Sie lieber die Ärmel hoch und machen die Dinge allein, bevor Sie jemandem (aus Ihrer Sicht lang und breit) erklären, wie etwas angepackt werden soll? Und glauben Sie dabei, dass die Art, wie Sie es machen, ohnehin die einzig richtige ist? Wenn Sie zum Beispiel eine Wohnungsanzeige in der Zeitung sehen, die Sie im Großen und Ganzen interessiert, aber in der auch einiges nicht Ihren Vorstellungen entspricht, greifen Sie dann sofort zum Hörer und fragen nach? Oder besprechen Sie erst alle Fragen mit Ihrem Partner oder Ihren Freunden und wägen Pro und Kontra ab, bevor Sie beim Makler anrufen? Beobachten Sie sich genau und seien Sie ehrlich!

7. Tee oder Kaffee?

 

Es gibt bestimmte Dinge im Leben, die sind uns so zur Gewohnheit geworden, dass wir sie nicht mehr missen wollen, obwohl sie uns bei genauem Betrachten vielleicht gar nicht guttun. Beim Rauchen ist die Sache klar. Selbst unter denjenigen, die bewusst und gerne rauchen, wissen die meisten um die gesundheitsschädigende Wirkung ihres Tuns. Viele Raucher hegen den heimlichen Wunsch, aufzuhören, und ergehen sich in Rechtfertigungen (»Ich habe Angst zuzunehmen!«), wenn man sie auf ihre Gewohnheit anspricht. Aber es gibt auch eine Neigung, die weniger in der Diskussion steht als das Rauchen und die dennoch auf lange Zeit gesehen einen schädlichen Effekt haben kann – und das betrifft das Kaffeetrinken. Nun mögen uns Ärzte und Gesundheitsapostel schon jahrelang eingeredet haben, dass Kaffee den Blutdruck erhöhe, für Unruhe, Zittern, Nervosität verantwortlich sei, den Schlaf raube und einen roten Kopf mache und darüber hinaus das Herz schädige, während die allermeisten Kaffeetrinker leben und täglich ihren Cappuccino, Espresso oder Einspänner genießen, denn es schmeckt einfach, und was schmeckt, das kann nicht schaden …

Das mag für die einen stimmen. Aber es gibt, wie beim Zucker, auch Menschen, die Kaffee nicht vertragen, auch wenn die Symptome, vor denen immerzu gewarnt wird, gar nicht auftreten. Ein sicheres Indiz für eine Unverträglichkeit ist: Man trinkt Tasse um Tasse und hat dennoch Mühe, sich gerade und die Augen offen zu halten, und droht jede Minute mit dem Kopf auf die Werkbank oder den Schreibtisch zu knallen. Man kann Kaffee kurz vor dem Zubettgehen trinken, ohne dass dies die geringsten Probleme beim Einschlafen bereitet. Wenn das bei Ihnen zutrifft, dann fragen Sie sich ehrlich: Warum trinken Sie Kaffee, wenn er bei Ihnen gar nicht so wirkt, wie man sich das vorstellt? Kaffee soll wach machen, nicht müde. Wirkt er einschläfernd, dann weist das auf eine Unverträglichkeit hin. Auch wenn Ihnen der Gedanke zunnächst widerwärtig sein mag: Probieren Sie es in so einem Fall einmal mit grünem Tee. Wie wirkt er? Fühlen Sie sich fit? Munter? Frisch? Aufgeweckt? Oder eher müde? Ziehen Sie diesen Selbstversuch ein paar Wochen durch – und dann beantworten Sie die Frage: Kaffee oder Tee?

8. Fleisch oder Nudeln?

 

Auch bei der Beantwortung dieser Frage spielen moralische und ethische Aspekt mit hinein. Die meisten Tiere werden nicht artgerecht gehalten. Sie werden qualvoll aufgezogen, gemästet, durch halb Europa transportiert, und grausam geschlachtet. Alle drei Sekunden stirbt gleichzeitig in den armen Ländern ein Mensch an Unterernährung, während für den Fleischhunger der Industrienationen ein Großteil der Soja- und Getreideernten an Schlachtvieh verfüttert wird. Für den Anbau wird jede Minute eine Fläche von 34,6 Fußballfeldern an Regenwald gerodet. Die Folge: Unzählige Pflanzen- und Tierarten sterben aus. Insofern ist die Frage, ob man Fleisch essen darf oder nicht, allein schon ethisch berechtigt. Doch davon abgesehen gib es auch einen ganz manifesten genetischen Aspekt: Es gibt Menschen, die eine Unverträglichkeit gegenüber Kohlehydraten besitzen. Deren Organismus ist auf die Verarbeitung von eiweißhaltiger Nahrung disponiert. Sie werden müde, wenn sie Brot und Nudeln essen, und dick. Aber bei Fleisch oder hochwertigen Sojaprodukten bleiben sie fit. Auch wenn es die eigenen moralischen Maßstäbe anficht, sollten Sie sich fragen: Sind Sie wirklich für eine kohlehydratreiche Ernährung geschaffen? Auch hier heißt es wieder, einen Versuch an sich selbst durchzuführen, und – gegebenenfalls über mehrere Wochen – zu beobachten, wie Ihr Körper auf kohlehydratreiche Kost beziehungsweise auf Fleischkonsum reagiert. In welchem Fall fühlen Sie sich oft müde und energielos oder könnten im Gegenteil Bäume ausreißen?

Die Auswertung des Testes finden Sie hier.