Schwarze Helikopter und gefälschte Geburtsurkunden: Sarah Palin, Donald Trump und die Verschwörungstheorien

Vor der Famous Famiglia Pizzeria am New Yorker Broadway drängeln sich Journalisten, Fotografen und natürlich Touristen. Das ist nicht ungewöhnlich an diesem Ort, denn die Famous Famiglia Pizzeria, die Albanern gehört, liegt am Times Square. Alle großen Medienunternehmen residieren hier oder nahebei, in funkelnden Hochhäusern aus Stahl, Glas und Neon: Disney, Time Warner, News Corp, Bertelsmann, Random House, HBO, Viacom, Paramount, Condé Nast, Time Magazine, Associated Press. Auch große Zeitungen und Magazine wie der ›New Yorker‹, die ›New York Times‹, der ›New York Observer‹ und das ›Wall Street Journal‹ sind hier.

Das Leuchtband um den alten Times Tower zeigt Wall-Street-Schlagzeilen im Minutentakt. TV-Sender wie MTV, der Sportsender ESPN und ABC haben riesige verglaste Studios am Times Square, wo sich TV-Moderatoren und Musiker live vor Passanten produzieren. Überdimensionale Bildschirme und Videowände hängen an allen Wolkenkratzern. Hier läuft das Programm des Discovery Channel, dort das von Fox News und von ABC, auch die neuesten Nachrichten der Technologiebörse Nasdaq und der Nachrichtenagentur Thomson-Reuters sind zu sehen. Neonleuchtbänder und LEDs produzieren Sportschlagzeilen, Börsenkurse und Hollywood-Klatsch. Planet Hollywood ist am Times Square und das Studio von David Letterman, in der Nähe liegen die Radio City Music Hall mit NBC und der Winter Garden, wo ›Mamma Mia‹ gespielt wird. Gigantische Plakate werben für Broadway-Musicals, neue Filme und TV-Serien, Donna Karan oder Kreditkarten. Leuchtreklamen blinken für Samsung und Coca-Cola. Dies hier ist das urbane Herz von New York und die Medienzentrale der Welt. Fünfzig Millionen Touristen besuchen die Stadt alljährlich – und sie alle, oder zumindest fast alle, setzen ihren Fuß auf den Times Square.

Auch Hotels und Restaurants sind hier, viele davon unglamouröse Fastfood-Ketten für die Massen. Die Famous Famiglia Pizzeria zählt dazu, ein Restaurant mit rustikalen nackten Holztischen, einem Tresen, einem großen Steinbackofen und Fotos von Broadway-Größen an der Wand, die vielleicht, vielleicht aber auch nicht hier waren. Im Mai 2011 trafen sich dort zwei Medienstars, bestaunt von Touristen und Journalisten, die Schnappschüsse machten und versuchten, ein paar Worte zu erlauschen: Sarah Palin und Donald Trump, der Wolkenkratzer-König, der bei der Tea Party tatsächlich noch ein bisschen beliebter ist als Palin. Auch Trumps dritte Frau Melanie und Palins ziemlich genervte Teenager-Tochter Piper saßen am Tisch. Sehr viel gemeinsam haben Trump und Palin nicht, außer, dass sie beide gerne im Fernsehen sind. Trump etwas erfolgreicher als Palin, aber er ist ja auch schon länger dabei. Auch sind beide schnell beleidigt.

Die Palins waren in Trumps schwarzem Geländewagen mit Chauffeur vorgefahren, der sie am Trump Tower an der Fifth Avenue abgeholt hatte, einem der höchsten Hochhäuser Manhattans. Wie alles, was Trump gehört, ist auch dieser Skyscraper mit dem in großen goldenen Lettern gesetzten Namen des Bauherrn dekoriert. Der Trump Tower ist eine Orgie in geschmacklosem rosa Marmor, mit einem Wasserfall im Atrium über vier Stockwerke, inmitten der Flagshipstores von Armani, Hermes und Nike. Palin hatte Trump einen Besuch abgestattet, in seiner Wohnung hoch über Manhattan, die sich über drei Stockwerke erstreckt. Bei Famous Famiglia Pizza verzehrten die vier Pizzen mit Peperoni auf Papptellern, Fleischbällchen und Wurst. Dazu gab es Cola. The Donald, stilecht in dunkelblauem Anzug mit Hemd und Krawatte, bestand auf einer Plastikgabel, hingegen aß Palin, im rosa Kostüm, die Pizza mit der Hand. Danach versicherte Palin dem Lokalsender NY1, sie habe die »echte New Yorker Pizza sehr genossen, nicht wahr, Piper?«, wobei die Tochter trotzig an der Kamera vorbeistarrte.

Palin hatte eigens für Trump ihre »One Nation Tour« unterbrochen, eine Tour in einem Bus, der über und über in Rot, Weiß und Blau bemalt war, mit dem Schriftzug »Sarah Palin« und »One Nation«, einem stilisierten Bild der Verfassung mit der Zeile »We, The People« und einem Hinweis auf »SarahPAC«, das Spendenkomitee der Kandidatin. Obgleich die ja gar nicht erklärt hatte, dass sie antreten will, und es auch nicht tut. Das PAC hat der Anwalt John Coale für sie eingerichtet, Ehemann der Fox-News-Reporterin Greta van Susteren. Der Bus sollte sie und Piper zu Stätten amerikanischer Geschichte fahren, nach Gettysburg, wo eine der wichtigsten Schlachten des amerikanischen Bürgerkriegs stattgefunden hat, zur Liberty Bell in Philadelphia, Mount Vernon (der Plantage George Washingtons) und der Einwandererinsel Ellis Island. Begonnen hatte Palin ihre Tour am Memorial Day, an dem Amerikaner ihrer toten Soldaten gedenken. Eigentlich, hatte sie erklärt, sei dies ein Familienurlaub, aber verfolgt wurden sie von ganzen Reporterhorden, darunter ein CNN-Team, das ebenfalls einen Bus gemietet hatte. Doch Palin ignorierte die Medien eisern, Greta van Susteren ausgenommen (immerhin arbeitete Palin auch für Fox News). Ab und an legte sie sogar absichtlich falsche Fährten, um die »lamestream media« zu ärgern.

Die Bärentöterin von Alaska

Sarah Palin ist die Kandidatin, die aus dem Nichts gekommen ist. Binnen kürzester Zeit hatte sie einen sagenhaften Aufstieg hingelegt, den sich weder ihre Gegner noch ihre Freunde so recht erklären können, und von beiden hat sie viele. Palin fischt, sie fährt Schneemobil, sie schießt gerne Wölfe vom fliegenden Hubschrauber aus und Bären vom Dach, zumindest in ihrer Reality-TV-Show. Aber ist sie wirklich real? Oder ist sie eher ein Medienprodukt, so authentisch wie Paris Hilton oder Cindy aus Marzahn? Palin präsentiert sich ihren Wählern zwar als Quereinsteigerin, die mit dem »Washingtoner Establishment« und den elitären Ostküstenmedien nichts zu tun hat. Aber ein Blick auf ihre rasante Karriere zeigt, dass sie ein Produkt jener konservativen Kräfte ist, welche die amerikanische Politik seit Joseph McCarthy, Barry Goldwater, Richard Nixon und Ronald Reagan beeinflussen – und die alles andere sind als Outsider. Klar ist auf jeden Fall: Palin hat sich nicht spontan entschlossen, zur Wahl von 2008 an John McCains Seite zu treten, sie wurde von Partei-Insidern bewusst aufgebaut.

Am 18. Juni 2008, einem kühlen, regnerischen Tag, steuerte das Kreuzfahrtschiff ›MS Oosterdam‹ auf die Küste von Alaska zu. Die Oosterdam ist ein Luxusdampfer der Holland America Line, auf dem damals mehrere illustre konservative Kolumnisten ihren Urlaub verbrachten. Darunter war Bill Kristol vom ›Weekly Standard‹, Murdochs neokonservativem Meinungsblatt. In Juneau, der Hauptstadt Alaskas, verließen drei Journalisten mit ihren Familien das Schiff. Sie waren zum Lunch in die Gouverneursvilla eingeladen. Das viktorianische Holzhaus mit Blick aufs Meer und säulengeschmückter Veranda hatte eine resolute Hausherrin: Sarah Palin.

Palin war damals in den USA noch weitgehend unbekannt. Sie war erst vor einem halben Jahr als Gouverneurin von Alaska angetreten, nach Hawaii der entlegenste Staat der USA, wo nicht viel mehr als eine halbe Million Menschen leben, fast alle weiß, von den Inuit in den Reservaten abgesehen. Lokalprominenz von Alaska saß am großen Tisch im Esszimmer, darunter eine konservative Schulaktivistin und der Generalstaatsanwalt. Die Stimmung – so beschreibt es Jane Mayer im ›New Yorker‹ – war locker. Zwei der Kolumnisten hatten ihre Kinder mitgebracht, und auch Piper schaute zum Dessert kurz vorbei. Die Gouverneurin ließ Wangen vom Heilbutt servieren, den besten Teil des Fisches. Als sie vor dem Mahl inbrünstig das Dankgebet sprach, waren die Journalisten schwer beeindruckt. Danach flogen sie mit dem Helikopter zu einer Goldmine. Dort versicherte Palin ein paar Hundert um ihre Jobs besorgten Minenarbeitern, sie werde sich gegen die Klagen von Umweltschützern stellen, die verhindern wollten, dass Abraum in die Seen Alaskas gekippt werde. Auch das fanden die konservativen Journalisten beeindruckend.

Sarah Palin stammt aus Sandpoint, einem Städtchen in den Rocky Mountains in Idaho. Idaho ist ein fast weißer Staat, und diese Gegend gilt als Sammelbecken für rechtsradikale Gruppen wie die Aryan Nations. Die Familie zog aber bald nach Skagway, Alaska, und dann nach Wasilla, eine Stadt im Wildweststil im Tal des Matanuska, wo nur wenige Tausend Menschen leben. Damals ging die Familie immer mal wieder über die Grenze nach Kanada, wenn jemand krank war, der kostenlosen Ärzte wegen, wie Palin einmal erzählte. In der Highschool galt Palin als hübsch, aber biestig. Ihr Spitzname in der Basketballmannschaft war »Sarah Barracuda«. Nach der Schule ging sie zurück nach Idaho und besuchte in rascher Folge das North Idaho College in Coeur d’Alene, die University of Idaho in Moscow, das Matanuska-Susitna College bei Anchorage und noch einmal die University of Idaho, wo sie ein Diplom in Kommunikationswissenschaften machte. Zurück in Alaska heiratete sie Todd, ihren Highschool-Freund, arbeitete für kurze Zeit als Sportreporterin im Radio, trat den Republikanern bei und wurde erst Mitglied der Parent-Teacher-Organization PTA – wie zuvor Michele Bachmann –, dann Stadträtin, dann Bürgermeisterin von Wasilla und schließlich Gouverneurin des Staates.

Palin stieg so rasant auf, weil sie sich als Rebellin gegen das Establishment inszenierte. Und tatsächlich setzte sie sich gegen einen old boys club aus Republikanern und Vertretern der in Alaska so wichtigen Ölindustrie durch. Aber hinter den Kulissen wusste sie durchaus den Apparat zu bedienen. Schon als Bürgermeisterin von Wasilla hatte sie in Washington einen Lobbyisten angeheuert, der dafür sorgte, dass die Kleinstadt acht Millionen Dollar an Bundesgeldern bekam, obwohl sie gleichzeitig gegen earmarks, Finanzspritzen für kommunale Projekte aus der Bundeskasse, zu Felde zog. Während sie als Gouverneurin kandidierte, attackierte sie den republikanischen Amtsinhaber Frank Murkowski als korrupten Verschwender. Nach der Wahl behauptete sie, sie habe seinen Amtsjet auf eBay verkauft – tatsächlich hatte sich dafür jedoch gar kein Bieter gefunden. Nachdem sie Gouverneurin geworden war, setzte sie sich für eine millionenteure Brücke zu einer Insel mit nur fünfzig Einwohnern ein. Aber als sie für das Amt der Vizepräsidentin nominiert wurde, behauptete sie, sie sei immer gegen diese »Brücke nach nirgendwo« gewesen. Und während sie sich noch als Außenseiterin profilierte, engagierte sie eine PR-Firma aus Massachusetts, um die Medien in Washington und New York auf sich aufmerksam zu machen. Sie gerierte sich als fischende, jagende Sportlerin aus dem Amerika der Cowboys und Farmer, der »richtigen« (weißen) Amerikaner (vom Lande), dem Amerika der National Rifle Association. Tatsächlich aber – so enthüllte es ihr Beinahe-Schwiegersohn Levi Johnston – habe er ihr erst zeigen müssen, wie man ein Gewehr anfasst. Sie verbringe die Tage lieber auf der Couch vor dem Fernseher mit einer Pizza. Selbst ihren Anhängern ist heute klar, dass sie lieber in New York shoppen geht, als in Alaska Lachse fängt, und dass sie nichts lieber als die Einöde von Alaska verlassen und Karriere machen würde, am liebsten bei den vielgehassten »elitären« Medienhäusern am New Yorker Times Square. Und John McCain sollte ihr Ticket in die Freiheit werden.

Dass die republikanischen Königsmacher auf Palin aufmerksam wurden, war dem ›New Yorker‹ zufolge einem konservativen Blogger aus Washington, D.C., zu verdanken, Adam Brickley. Der stammt aus Colorado, dem ländlichen, konservativen heartland zwischen den Rocky Mountains und Mississippi, war aber nach dem Studium nach Washington gezogen. Dort beschloss er im Februar 2008, auf eigene Faust eine Kandidatin für die Vizepräsidentschaft zu suchen. Denn er hatte Angst vor Hillary Clinton, die als »feministische Hexe« verschrien war und damals noch als wahrscheinlichste Kandidatin der Demokraten galt.

Brickley, der sich selbst als »politischen Junkie« bezeichnet, kommt aus einer Familie von evangelikalen Christen, war aber als Student zum »messianischen Judentum« übergetreten. Das ist eine neue spirituelle Bewegung, deren Mitglieder jüdische Feiertage einhalten und Synagogen besuchen, aber glauben, Jesus sei der Messias. In Washington belegte er Seminare am Leadership Institute von Morton Blackwell. Blackwell hatte sich in den Reagan-Jahren mit Jerry Falwell zusammengetan, dem inzwischen verstorbenen, einflussreichen evangelikalen Fernsehpfarrer und Fundamentalisten, der die New World Order und eine ausländische »Eine-Welt-Regierung« fürchtete. Die beiden gründeten den Verein Moral Majority, der Ronald Reagan unterstützte und später Bill Clinton bekämpfte.

Blackwells größter Ehrgeiz war, die etablierte Presse auszumanövrieren. Sein Leadership Institute propagierte, dass republikanische Politiker direkt mit ihren Wählern per Fernsehen und Internet reden sollten, um die Filter der seiner Ansicht nach liberalen Medien zu umgehen. Es ist ein Ratschlag, den auch Sarah Palin beherzigt: Sie spricht selten mit der Presse, wendet sich aber oft über Twitter und Facebook an ihre Fans. So rief sie auf dem Höhepunkt des Haushaltsstreits im Juli 2011 bei Facebook dazu auf, Druck auf John Boehner zu machen, den Fraktionsvorsitzenden der Republikaner im Kongress, damit er keinem Kompromiss zustimme, der höhere Steuern vorsah.

Mit dem ideologischen Rüstzeug von Blackwell und Falwell ausgestattet, wurde Brickley Praktikant bei der Heritage Foundation, einer ultrakonservativen Stiftung, die von Rüstungs- und Ölfirmen wie ExxonMobil und Lockheed Martin unterstützt wird. Zu der Zeit war John McCain zwar noch nicht für die Republikaner nominiert, aber man nahm an, er werde gewinnen. Brickley jedoch war klar, dass McCain bei jüngeren Frauen nicht sonderlich ankam. Deshalb suchte er nach einer Republikanerin, die den soccer moms, den klassischen Hausfrauen, gut gefallen und gleichzeitig Hillary Clinton Paroli bieten konnte. Brickley suchte auf Webseiten, aber die meisten Politikerinnen waren ihm nicht konservativ genug oder schienen ihm nicht mehrheitsfähig. Dann entdeckte er Palin: konservativ, christlich, hübsch – sie war in der Highschool Schönheitskönigin gewesen –, Mutter von fünf Kindern und strikt gegen Abtreibung. Er eröffnete das Blog palinforvp. blogspot. com und fing an, über die Gouverneurin zu schreiben. Damit wurden auch andere auf sie aufmerksam. Einer der Ersten, die sie hier entdeckten, war Rush Limbaugh, der Palin prompt in seiner Radioshow pries. Das bescherte Brickleys Blog 3000 Leser am Tag, darunter auch Paulette Simpson von der Alaska Federation of Republican Women. Es war Simpson, die Palin riet, die Journalisten von der ›MS Oosterdam‹ einzuladen.

Palin empfing nicht nur die ›MS-Oosterdam‹-Journalisten in der Gouverneursvilla, sondern vier Wochen später auch die Gäste eines zweiten Schiffes, der ›MS Noordam‹. Auf der Noordam reisten ebenfalls konservative Medienvertreter, aber auch John Bolton, George W. Bushs Botschafter bei den Vereinten Nationen (Bolton sagte einmal, vom Hochhaus der UN könne man ein paar Stockwerke absäbeln, ohne dass dies etwas ausmache), sowie Dick Morris, der abgefallene Demokrat, der über eine Affäre mit einer Prostituierten gestolpert war. Auch auf diese Gäste machte Palin einen starken Eindruck. Ein anwesender Historiker beschrieb sie gegenüber dem ›New Yorker‹ als »selbstbewusste Frau« mit einer »magnetischen Aura«. Ähnlich dachte Morris, der sofort auf die Idee kam, sie könne Vizepräsidentin werden, schon deshalb, weil er hoffte, Palin könne die verhasste Hillary besiegen. Morris riet Palin, ihr Image als Außenseiterin im politischen Establishment zu pflegen, das werde ihr Wählerstimmen bringen. Morris trat danach mehrere Male bei Fox News auf, um für Palin die Werbetrommel zu rühren. Noch mehr aber legte sich Kristol für sie ins Zeug, der Palin gleichfalls bei diesem Treffen im Juli kennengelernt hatte.

Bill Kristol ist der Sohn von Irving Kristol, dem »Paten der Neokonservativen«, der sich vom Trotzkisten zu einem der wichtigsten rechtskonservativen Intellektuellen Amerikas gewandelt hatte. Kristol sen. arbeitete für den Congress for Cultural Freedom, einen antikommunistischen Kulturverein, und war Mitglied im Council on Foreign Relations. Bill Kristol begann seine Karriere wie sein Vater als Demokrat, wurde dann Büroleiter von Dan Quayle, dem Vize von George Bush sen., und danach Vorsitzender von Project for the New American Century (PNAC), einem Think-Tank, der für eine starke amerikanische Führungsrolle in der Welt eintritt und schon unter Clinton den Krieg gegen den Irak propagierte. Während der Bush-Jahre galt Kristol als wichtiger konservativer Meinungsmacher. Und nun kämpfte er mit all seiner Kraft für Palin. Er warb auf Fox News so oft für die Gouverneurin von Alaska, dass es sogar den Moderatoren dort zu viel wurde. Und er setzte alles daran, John McCain von ihr zu überzeugen. Mit Palin, versicherte er dem Senator, werde er die Frauen gewinnen. Einer ihrer Söhne war Soldat im Irak, und sie hat ein Baby mit Down-Syndrom (das sie damals als Beweis für ihre Abtreibungsgegnerschaft überall mit sich herumschleppte). Auf Drängen von Kristol verbrachte McCain ein paar Stunden mit Palin, ohne allzu viele Erkundungen über sie einzuziehen, und ermunterte sie dann, seine Vizepräsidentin zu werden. Sie sagte zu.

Think-Tanks und Verschwörungstheoretiker

Der Council on Foreign Relations liegt in einer stillen Seitenstraße von Manhattans Upper East Side, nahe dem Central Park, nur wenige Schritte von den Wohntürmen der Park Avenue entfernt, wo die Gutsituierten und Einflussreichen leben. Das dreistöckige Haus mit seiner rötlich braunen Ziegelfassade weist auf unauffälligen Wohlstand hin, sieht man von den Stuckbrüstungen und Bögen aus hellem Sandstein ab, die den Eingang zieren. Gerne lädt der Council Journalisten zum Gespräch mit Experten und Politikern ein. So auch an diesem Herbstabend, wo sich eine Gruppe von Wissenschaftlern aus aller Welt vorstellt, in einem dunkel getäfelten, mit dicken Teppichen ausgelegten Saal, wo Hors d’œuvres und Weißwein serviert werden. Neben mir steht ein älterer Herr, schwarzer Anzug, Krawatte, er lächelt ein wenig sardonisch: »Sie wissen doch hoffentlich, dass Sie hier im Bauch der Bestie sind?«

Unter dem Dach des Council, dieses außenpolitischen Think-Tanks, dessen Wurzeln bis zu Woodrow Wilson, Präsident während des Ersten Weltkriegs, zurückreichen, hat sich seit damals alles versammelt, was Rang und Namen hat: Präsidenten wie Bill Clinton und George W. Bush, Banker wie Paul Warburg und Alan Greenspan, Geheimdienstler wie Allen Welsh Dulles und John McCloy, Journalisten wie Walter Lippmann, Dan Rather und Fareed Zakaria, Regierungsmitglieder wie Zbigniew Brzezinski, Henry Kissinger und Condoleezza Rice und selbst Hollywoodpromis wie Angelina Jolie. Der Council hat Demokraten und Republikaner unter seinem Dach, unterstützt wird er durch die Stiftungen von Ford, Carnegie und Rockefeller. David Rockefeller, Enkel des Standard-Oil-Gründers John D. Rockefeller, war hier einst Chairman.

Der Council on Foreign Relations ist nur eine von mehreren Organisationen, in denen informell Politik gemacht wird. Eine andere ist die Trilateral Commission, wo sich Politiker und Banker aus Amerika, Europa und Asien treffen. Sie wurde von David Rockefeller und Zbigniew Brzezinski gegründet; US-Vorstand ist der Harvard-Professor David Nye, sein europäischer Counterpart war lange Zeit der Goldman-Sachs-Banker und BP-Chairman Peter Sutherland. Der dritte Zirkel sind die Bilderbergers, wo sich die gleichen üblichen Verdächtigen treffen.

Tea Partier und eigentlich alle Erzkonservativen und Religiösen Rechten halten diese Think-Tanks für die Personifizierung der liberalen Elite und der New World Order. Barry Goldwater, der frühere erzkonservative Senator von Arizona, meinte, die Trilateristen wollten eine weltweite ökonomische Supermacht schaffen, die an den gewählten Strukturen vorbeiagiere. Verwunderlich erscheint allerdings, dass Tea Partier diese Zirkel dem linken Spektrum zurechnen. Aber aus der Sicht von amerikanischen Ultrakonservativen wäre selbst der bayrische Ministerpräsident Horst Seehofer ein halber Kommunist. Zudem steckt dahinter auch ein antielitäres Bewusstsein, das sich gegen die »Ostküsten-Eierköpfe« richtet.

Hardcore-Verschwörungstheoretiker gehen noch weiter. Manche glauben, dass die Regierung geheime Arbeitslager errichtet und dass deren Beamte, aber auch Vertreter der Vereinten Nationen mit schwarzen, unregistrierten Helikoptern durch Amerika fliegen, um Regimegegner aufzugreifen und in diese Lager zu schaffen. Dabei denken viele, es mache keinen Unterschied, wer in Washington am Ruder sei, Demokraten oder Republikaner – beide verrieten die Interessen des Volkes. Eine weitere Variante sind ganz, ganz Rechte, die an die ZOG (Zionist Occupation Government) glauben, eine von Zionisten kontrollierte US-Regierung. Hier tummeln sich white supremacists und Neonazis, die sich in Gruppierungen oder Parteien organisieren wie dem National Socialist Movement (NSM) mit seiner Jugendorganisation Viking Youth Corps. Das NSM geht ursprünglich auf die American Nazi Party zurück, die 1959 von George Lincoln Rockwell ins Leben gerufen wurde. Eine ähnliche Neonazigruppe ist die National Alliance, die von William Luther Pierce gegründet wurde, einem Enkel von Thomas H. Watts, der in Sklavenhalterzeiten Gouverneur von Alabama war. Pierce ist der Autor der ›Turner Tagebücher‹, einem Endzeitroman, in dem Weiße, Schwarze und Juden einander in Rassenkämpfen abschlachten.

Als Pierce die National Alliance allzu diktatorisch regierte, spaltete sich unter Kevin Strom die National Vanguard ab, die von der Website Stormfront. org unterstützt wird. Sie hatte Kontakte zum Ku-Klux-Klan und dessen Grand Wizard David Duke, dem bekanntesten Gesicht der US-Rechten. Duke schaffte es einmal sogar, ins Parlament von Louisiana einzuziehen. Vanguard löste sich auf, als Strom wegen Besitzes von Kinderpornographie verurteilt wurde.

Offizielle Vertreter der Tea Party distanzieren sich entschieden von solchen antisemitischen Sumpfblüten; wenngleich gelegentlich einer ihrer Anhänger aus der Rolle fällt. So kam einmal heraus, dass Rich Iott, ein Republikaner aus Ohio, der der Tea Party zugerechnet wird, ein seltsames Hobby hatte: Er beteiligte sich an war re-enactments, Kriegsspielen im Wald, wobei er eine Uniform der Waffen-SS trug (er sagte, es gehe um Erziehung zum Geschichtsverständnis). Aber um Vorwürfe abzuwehren, dass sie Nazi-Ideologien anhängen, drehen Tea Partier den Spieß einfach um: Sie bezeichnen ihre Gegner als Nazis; selbst in Fällen, wo das absurd klingt, wie bei Obama. So tauchen beispielsweise auf Tea-Party-Rallys Plakate von Obama mit Hitlerbärtchen auf. Rush Limbaugh spricht gerne von Feministinnen als »Feminazis«; Ann Coulter nannte die Betreiber von linken Medienwebseiten »kleine Nazi-Blockwarte«. Und als Studenten der University of Connecticut gegen einen Auftritt von Ann Coulter protestierten, nannte Bill O’Reilly sie »linke Nazis«, die man verhaften sollte.

Diesen US-Konservativen geht es nicht um Logik, sondern um die Lufthoheit an den Stammtischen, sie wollen die Nationalsozialisten in eine liberale Bewegung umdeuten, in eine Partei der starken Zentralregierung und des Wohlfahrtsstaates, womit sie den Wohlfahrtsstaat an sich zu denunzieren suchen. So behaupten sie gerne, Hitler habe in Deutschland die Krankenversicherung eingeführt (obwohl das unter Bismarck war) oder unter Hitler sei es verboten gewesen, Waffen zu tragen (was nur für Juden galt), oder dass es einen staatlich verordneten Atheismus gegeben habe (was nicht der Fall war). Lauscht man den Tea Partiern, dann gewinnt man den Eindruck, die Nazis seien eine Diktatur der Sozialversicherungskassen gewesen und die Wehrmacht sei hauptsächlich damit beschäftigt gewesen, deutschen Bauern die Waffen wegzunehmen.

Sie sind auch unhistorisch, soweit es die amerikanische Geschichte betrifft. Waren es doch die Demokraten unter Franklin D. Roosevelt, die die Nazis bekämpften, während republikanische Politiker wie John Foster Dulles zur Kooperation rieten. Aber der Nazi-Vergleich wird nur gezogen, wo er genehm ist: Noch kein Konservativer hat sich gegen das bundesstaatliche Highway-Programm gewandt mit der Begründung, Autobahnen seien Hitlers Idee gewesen.

Die Uminterpretation der Nazis – und der italienischen Faschisten – als linke Volkspartei beschränkt sich freilich nicht auf die Tea Party, daran stricken viele Rechte mit. So behauptet Jonah Goldberg, Chefredakteur der neokonservativen ›National Review‹ in seinem Bestseller ›Liberal Fascism‹, dass Mussolini ein Liberaler gewesen sei. Denn der Duce habe in den USA linke Anhänger unter den Demokraten gehabt. Das stimmt zwar, aber Mussolini hatte damals in allen politischen Lagern in Amerika Freunde, von Hollywood bis zu Prescott Bush, dem Großvater des letzten Präsidenten. Nur weiß das keiner mehr.

Dabei erinnert gerade die Blut-und-Boden-Rhetorik der Tea Party, personifiziert in Glenn Beck, an die Nazis. Die richtet sich genauso gegen eine liberale, urbane Elite, gefällt sich in der Rolle des stets beleidigten, betrogenen Kleinbürgers, lehnt alles Ausländisch-Fremde ab und verwendet antisemitische Stereotypen von Strippenziehern an der Wall Street und in Geheimzirkeln, die nun lediglich ohne das Wort »Jude« formuliert werden. Frank Rich, ein langjähriger Kolumnist der ›New York Times‹, der heute für das ›New York Magazine‹ schreibt, warnte schon früh: »Jeder, der den Feuersturm von Timothy McVeigh bewusst erlebt hat, wird die alten Warnzeichen erkennen, die sich aus dem Nebel der Geschichte formen: Die patriotische Bewegung; die Kritik an der »Neuen Weltordnung« mit ihren schattenhaften Verschwörungen, ausgebrütet vom Council on Foreign Relations und von der Trilateral Commission Sandpoint, Idaho. Weiße supremacists. Militias. Dass Palin gerade bei solchen Wählerschichten beliebt ist, hat seine Gründe. »Sie ist deren geborener Avatar, weil sie diesen hässlichen Emotionen ein glückliches, hübsches Gesicht gibt«, meint Rich.

MKULTRA oder Wie die CIA Gedanken kontrolliert

In mancher Hinsicht haben diese Verschwörungstheoretiker nicht unrecht. Die USA sind, insbesondere seit 9 / 11 und dem Patriot Act, tatsächlich ein Kontrollstaat, mit dem stärksten Militär in der Geschichte der Menschheit, Überwachungskameras auf öffentlichen Plätzen, einer allgegenwärtigen Polizei, einem Justizsystem, das drei Millionen Menschen inhaftiert hält, sowie einem krakenartigen Geheimdienst. Der ›Washington Post‹ zufolge gibt es in Amerika 1271 Behörden und 1931 Unternehmen, die mit Geheimdienstarbeit und Terrorismusabwehr bzw. Homeland security befasst sind; die meisten davon agieren im Verborgenen. Es sind Republikaner wie Demokraten gleichermaßen, unter denen dieser Polizeistaat wächst.

Und es hat in der Geschichte der USA durchaus geheime Operationen – man könnte auch sagen: Verschwörungen – unter Beteiligung von staatlichen Institutionen gegeben, die allesamt eines Oliver-Stone-Filmes würdig wären: Dazu zählen die Edgewood Arsenal Experiments alias »Project 112«, wo die CIA chemische und biologische Waffen an GIs testete, oder MKULTRA, Experimente zur Bewusstseinskontrolle mittels Drogen wie LSD; die Operation Paperclip (als der US-Militärgeheimdienst Nazi-Wissenschaftler in die USA holte), die Operation Northwoods (eine Serie von terroristischen Anschlägen, die Kuba in die Schuhe geschoben werden sollten, was aber am Veto des Präsidenten scheiterte) oder neuere Verschwörungen wie Watergate (der Einbruch von Republikanern in das Wahlkampfquartier der Demokraten) und Iran-Contra (der Verkauf von Waffen an die iranischen Mullahs, um die Contras in Nicaragua zu finanzieren).

Selbstredend sind auch Think-Tanks und informelle Zirkel wie der Council on Foreign Relations, die Trilateral Commission und die Bilderberger einflussreich. Das kritisieren Rechte und Linke. Aber natürlich treffen sich deren Mitglieder nicht dauernd in Geheimlogen und befehlen dem Präsidenten gemeinsam, was er als Nächstes zu tun hat. Vor allem aber geht es den Rechten, die diese Vereine für die Drahtzieher hinter der Weltverschwörung halten, sowieso nicht um Demokratie und Transparenz. Sie haben keine Probleme mit konservativen Vereinen, die ihre Tentakel überallhin ausstrecken. Es geht ihnen um die Ablehnung all dessen, was »unamerikanisch« ist. Sie warnen vor der New World Order, weil dann, so glauben sie, die Vereinten Nationen – »Ausländer« also, »Dunkelhäutige, Moslems und Asiaten« – versuchen werden, die USA zu dominieren. (Auch hierin ist eine gewisse Parallele zu den Nationalsozialisten zu sehen: Das Dritte Reich ist 1933 aus der Vorgängerorganisation, der League of Nations, ausgetreten.) Eigentlich ist das eine erstaunliche Phantasie, sind es doch die USA, die ihre Truppen in mehr als hundert Ländern stationiert haben.

Die Birther oder Ist Obama überhaupt ein Amerikaner?

Für Menschen, die von solchen Verschwörungstheorien überzeugt sind, kulminiert in Obama alles, was sie ablehnen: Er ist ein schwarzer, »elitärer«, »städtischer« Präsident mit einem kenianisch-moslemischen Vater, der angeblich Kontakte zu »radikalen Linken« hat, wie dem Anti-Vietnam-Aktivisten Bill Ayers, einer, der Rapper ins Weiße Haus einlädt und eine Kirche besucht, deren Pfarrer sagte, 9 / 11 sei das Resultat amerikanischer Außenpolitik. Oder, wie es ein anonymer Blogger ausdrückte, Obama ist ein »illegales, ausländisches, muslimisches, kommunistisches, drogensüchtiges, schwules Arschloch«, das »nach Hause nach Afrika« gehen solle, mitsamt seinem »Hausschwein Michelle«. Dies ist nicht nur der klassische Rassismus gegen Afroamerikaner. Gerade die Tatsache, dass Obama belesen, beredt, erfolgreich und elitär wirkt, macht Rednecks so misstrauisch. »Es geht um die in 400 Jahren zementierten Annahmen über den Charakter und die Fähigkeiten des amerikanischen Negers, um den Glauben, dass der Präsident, der dem nicht entspricht, ein Fremder sein muss von Geburt«, schrieb Charles Blow in der ›New York Times‹. Aus Obamas »Fremdheit« leiten manche Rechte her, dass Obama gar keine Geburtsurkunde hat oder nur eine gefälschte, weil er in Wirklichkeit in Kenia geboren sei. Daher auch der Name dieser Gruppierung: »Birther«. Eine Steigerung der Verschwörungstheorie lautet so, dass Obama mit einer gefälschten Sozialversicherungsnummer Präsident wurde. Oder aber – die höchste Stufe – dass er eine Art manchurian candidate ist, nach dem gleichnamigen Film, ein Präsident, der vom Ausland aus ferngesteuert wird.

An der Spitze der Birther steht Orly Taitz, eine wasserstoffblonde Juristin, Immobilienmaklerin und Zahnärztin aus der Sowjetunion, die über Israel in die USA immigriert ist und nun in Kalifornien lebt. Ihre Lebensaufgabe sei es zu verhindern, dass die USA den gleichen Weg gehen wie ihre frühere Heimat, sagte sie bei einem Interview der rechten Website ›WorldNetDaily‹ (WND). Taitz glaubte schon vor der Wahl, Obama habe nicht das Recht, Präsident zu werden, weil er keine gültige Geburtsurkunde vorgelegt habe. Aber auf ihre Briefe an die kalifornische Staatsregierung und das Weiße Haus bekam sie keine zufriedenstellende Antwort. So fing sie an, Getreue um sich zu scharen, die auf Websites, in Leserbriefen und auf politischen Treffen immer lauter nach der Geburtsurkunde fragten. Als das nichts nützte, reichte sie mehrere Klagen ein, in Sacramento und in Washington beim Supreme Court, die aber alle abgelehnt wurden. Nun fing sie an, einzelnen Verfassungsrichtern aufzulauern und ihnen Petitionen zu überreichen. »Ich fühle mich wie in der Sowjetunion, wie in einem totalitären Regime«, sagte sie zu WND. Aber sie werde recht bekommen, und dann werde Obama seines Amtes enthoben, für seine Verbrechen vor Gericht gestellt, die Wahlen würden annulliert und alle unter Obama verabschiedeten Gesetze würden null und nichtig.

Ein verdammtes Genie auf der härtesten Insel der Welt

Der schwarze Helikopter fliegt über die Hochhäuser von Manhattan und den Long Island Sound, bis er sich auf eine Betonplattform senkt. Die Sonne gleißt und dem Helikopter entsteigt Donald Trump, mit grimmem, wenngleich selbstzufriedenem Blick. Die Haare stehen ab – trägt er nun ein Toupet oder nicht? TV-Kameras und Reporter erwarten ihn schon, denn »The Donald« präsentiert an diesem Apriltag etwas Wichtiges: Obamas Geburtsurkunde!

Nicht, dass er die Geburtsurkunde dabeihätte, aber er hat Obama in den letzten Wochen so lange genervt, bis der Präsident versprochen hat, sie öffentlich vorzulegen. Zum zweiten Mal. Seit der Wahl steht sie im Internet, aber die Birther verlangten, die »lange Form« zu sehen, eine ausführlichere Version. Die Urkunde, die Obama nun im April 2011 vorlegt, ist zwar auch nicht länger, eigentlich sogar kürzer und im Prinzip unterscheidet sie sich auch nicht von der bereits bekannten, aber die Reporter sammeln sich um Trump, als sei er der Messias. Oder der Antichrist. Obama ist tatsächlich auf Hawaii geboren! Nicht, dass es darauf ankommt, schließlich ist jedes Kind, das von einer amerikanischen Mutter geboren wurde, egal wo, Amerikaner und damit berechtigt, Präsident zu werden. Goldwater etwa kam in Arizona zur Welt, als der Staat noch indianisches Territorium war. Aber dieses Detail ging im Eifer des Gefechts verloren. Auch hatte Trump noch vor ein paar Wochen behauptet, er habe private Ermittler nach Hawaii geschickt, die ganz Unglaubliches entdeckt hätten. Fragen danach ignoriert er nun.

»Ich bin sehr stolz auf mich, weil ich etwas erreicht habe, das sonst niemand geschafft hat«, sagt Trump. »Es ist wirklich eine Ehre für mich, eine so große Rolle dabei gespielt zu haben, dass wir über diese Geburtsurkunde nicht mehr reden müssen.« Trump ist auf dem Weg nach New Hampshire, wo die erste Debatte der republikanischen Präsidentschaftskandidaten stattfinden wird. Er will schon mal vorbeischauen und einen guten Eindruck machen. Und das tut er, auf seine Art. Er fragt Gäste in einem Restaurant, ob sie schon von seinem Fund gehört haben; die gleiche Frage stellt er auch Republikanern bei einem Lunch, bei dem Spenden gesammelt werden – und Arbeitern in einer Fabrik, die er besucht.

Schon im Jahr 1988 dachte Trump das erste Mal laut darüber nach, dass er Präsident werden wolle, aber er kandidierte nie. Trump, der Enkel von Immigranten aus Rheinland-Pfalz, ist der ewige Beinahe-Kandidat, mehr noch als Ralph Nader oder Lyndon LaRouche, die es wenigstens ernst meinen. Trump aber machte immer einen Rückzieher, bevor er in die Verlegenheit kam, eigenes Geld ausgeben zu müssen. Auch unter George W. Bush flirtete er mit der Präsidentschaft und sagte, Bush sei der schlechteste Präsident aller Zeiten. Sein vorerst letzter Versuch begann mit seinem Geburtsurkunden-Coup. Damit gelangte er in Umfragen unter den Tea-Party-Sympathisanten an die Spitze, obwohl er für alles steht, was die nicht mögen.

New York City, Trumps Heimatstadt, wird von FIRE (Finance, Insurance, Real Estate) regiert, von der Wall Street, den Versicherungen und den Immobilienhaien – von Leuten, die sich in Clubs treffen, im Rathaus ein und aus gehen, den Politikern Karten für den Broadway besorgen und Tickets für die Yankees. Zu denen zählt Donald Trump. Er wird von David Rockefeller zu Feierlichkeiten eingeladen, geht zu Galas im Metropolitan Museum of Art, wo er Vogue-Chefin Anna Wintour die Hand küsst. Er besitzt Hochhäuser an der Wall Street, am Central Park und realisierte zusammen mit chinesischen Investoren »Riverside South«, das größte Neubauprojekt nach dem World Trade Center, er besitzt Casinos in Atlantic City und Eigentumswohnanlagen in Florida; kurz: Er ist ein New Yorker Insider. Trumps letztes Projekt war das Trump SoHo Hotel in New York, das er mit Felix Sater durchführte, einem russischen Immigranten, der beschuldigt wurde, Geldwäsche für die Mafia betrieben zu haben. So ganz rund laufen seine Immobiliengeschäfte seit ein paar Jahren nicht mehr, und niemand weiß genau, wie viel Geld er wirklich besitzt. Ein ›New York Times‹-Reporter behauptete einmal, das seien allenfalls noch 250 Millionen Dollar – Trump drohte daraufhin mit einer Klage.

Aber schon mehrmals meldete er Konkurs an. Das macht aber nichts, da er für seine Wolkenkratzer das Geld von Investoren ausgibt und nicht sein eigenes. Zuletzt ging das Trump-Casino in Atlantic City in Konkurs. Er sagte der NBC, dass er mit dem Tagesgeschäft nichts zu tun habe. Gefragt, warum er dann von dem Casino eine jährliche Zwei-Millionen-Dollar-Apanage bekomme, sagte er: »Because I’m a fucking genius«, weil ich ein verdammtes Genie bin. Eigentlich ist Trump kein Bauunternehmer, sondern ein Selbstdarsteller. Er verkauft Trump-Parfüm, Trump-Herrenmode, Trump-Wodka und Trump-Schokolade. Steven Spielberg – dem ein Apartment im Trump Tower gehört – drehte mit ›Gremlins II‹ eine Parodie auf Donald Trump, der gegen Gruselkobolde kämpfen muss. Trump trat auch in ›Sex and the City‹ und Woody Allens ›Celebrity‹ auf. Er schrieb mehrere Bücher, Bestseller – in allen geht es darum, wie großartig und erfolgreich Donald Trump ist. Dann wurde er selbst zum Fernsehstar, als er für NBC ›The Apprentice‹ moderierte, eine Version des Reality-TV-Show-Plots, wo Menschen sich auf einsamen Inseln durchschlagen müssen. »Überleben auf der härtesten Insel der Welt – Manhattan!«, war die Eigenwerbung. Am Ende jeder Sendung sprach Trump die Worte: »You’re fired!« Eine seltsame Visitenkarte für einen Mann, der Jobs retten will.

Trump stellte sich an die Spitze der Birther, mit der gleichen bulldozerartigen Entschiedenheit, mit der er das höchste Wohnhochhaus Manhattans gegen die einflussreichen Nachbarn durchgesetzt hatte. Und er ordnete seine politischen Ansichten neu, als orientiere er sich an Gallup-Umfragen über die Präferenz von Tea-Party-Wählern. Vor nur wenigen Jahren noch war er für eine allgemeine staatliche Krankenkasse eingetreten, für eine Sondersteuer für Reiche und für das Recht auf Abtreibung. Er war dreimal verheiratet und hat schwule Freunde; es gibt ein Video von ihm, wo er mit Rudy Giuliani schäkert, der Frauenkleider trägt. Nun aber wandelte sich Trump zum wertkonservativen Familienpatriarchen, der sich gegen die Schwulenehe wendet – auf seine Weise: Er verglich sie mit den neumodischen, überlangen Golfschlägern, an die er sich nicht gewöhnen wolle (wozu der Komiker Jon Stewart meinte: »Donald, der Schläger ist der gleiche, nur das Loch ist anders.«). Alle New Yorker waren sich sofort einig, dass es ihm nur um Publicity gehe – für die neue Staffel seiner TV-Serie ›Celebrity Apprentice‹. Aber die Tea Partier waren von Trump begeistert: Endlich ein erfolgreicher Geschäftsmann, der das Land retten kann! Und noch dazu einer, der nicht mit dem »elitären Ostküstenfilz« verbandelt ist! Einer, der der OPEC das Öl sowie den Irakern die Ölfelder wegnehmen wollte und der sagte, China sei der Feind. »Ich bin der, der dafür sorgt, dass die USA nicht vom Rest der Welt übers Ohr gehauen werden«, warb er für sich. Der Einzige, der den Braten roch, war Rand Paul: Er wolle zwar nicht Donalds Geburtsurkunde sehen, sagte er, aber doch einen Beleg, dass dieser Republikaner sei. Tatsächlich ist Trump registrierter Demokrat, der zeit seines Lebens mehr Geld an Demokraten gespendet hat als an die Republikaner.

So wie sein Aufstieg, fand auch Trumps Niedergang im Fernsehen statt. Beim Jahresdinner der Korrespondenten in Washington 2011, das live übertragen wurde, machte sich Obama über Trump und die Geburtsurkunde lustig. Zwei Tage später wurde Osama bin Laden getötet, und Trump war aus den Schlagzeilen. Wenig später sagte Trump, er werde nicht kandidieren, da ihm NBC einen besseren Vertrag für ›Celebrity Apprentice‹ angeboten habe. Trump hat, das muss man ihm zugutehalten, das Birther-Drama einem TV-würdigen Höhepunkt samt Katharsis zugeführt. Wer nun noch Birther ist, befindet sich in einem Boot mit denen, die Hüte aus Alufolie tragen, damit die schwarzen Helikopter sie nicht finden. Aber der harte Kern gibt nicht auf. Orly Taitz hat schon wieder eine Klage eingereicht, um die wirklich ganz echte Geburtsurkunde von Obama zu sehen, diesmal auf Hawaii.

Mit Glockenläuten und Schüssen gegen das Establishment

Sarah Palin zwinkert in die Kamera, das braune Haar hochgebunden. Es geht um ihre Qualifikation als Außenpolitikerin. »Ich«, sagt sie, »kann Russland von meinem Haus aus sehen!« Nein, das ist gar nicht Palin, das ist Tina Fey, der ›Saturday Night Live‹-Star, der Palin zum Verwechseln ähnlich sieht. Praktisch sofort, nachdem Palin ins Rampenlicht getreten war, wurde sie zur Zielscheibe der Medien, und das nicht ohne Grund: Sie wusste auf Fragen von TV-Journalisten nicht, welche Zeitungen sie las; sie »begnadigte« vor laufender Kamera einen Thanksgiving-Truthahn, während direkt hinter ihr Truthähne geschlachtet wurden; sie fiel auf einen falschen Nicolas Sarkozy am Telefon herein, hinter dem sich ein kanadischer Komiker verbarg. Und als ihre unverheiratete Tochter Bristol mit siebzehn, mitten im Wahlkampf, schwanger wurde, warf man der treuen Kirchgängerin Heuchelei vor. Sarah Palin fing an, die Presse zu hassen. Und da sie sehr dünnhäutig ist und nachtragend, blieb der Hass.

McCain verlor die Wahl, und Palin warf ihren Posten als Gouverneurin hin. Es machte ihr keinen Spaß mehr, denn die Demokraten in Alaska behandelten sie nun als politische Gegnerin und nicht mehr als die fröhliche Schönheitskönigin von nebenan. Manche Republikaner gaben ihr die Schuld am McCain-Debakel, andere hofften, nun seien wenigstens ihre »15 Minuten Ruhm« vorbei. Aber sie war weiterhin beliebt. Sie konnte sich als Opfer der »liberalen, elitären Medien« darstellen, die sie attackierten, weil sie ein Mädchen vom Lande sei. Und auch von den Republikanern, die sie zur »Ostküstenelite« rechnet, grenzt sie sich ab. So unterstützte sie im New Yorker Wahlkampf Doug Hoffman, den Kandidaten der Conservative Party, und rief ihre Anhänger auf, Geld für Hoffman zu spenden. Sein politischer Gegenspieler, ein etablierter Republikaner, sei ihr zu nah dran am »Washingtoner Establishment«, sagte sie.

Ihren Freunden aber steht sie zur Seite; unter anderem mithilfe ihres Political action committees SarahPAC. 2010 hat sie damit fast eine Million Dollar eingenommen und sogar 1,7 Millionen Dollar in der ersten Hälfte des Jahres 2011. Mit dem Geld engagierte sie die PR-Firma Orion Strategies von Randy Scheunemann, McCains außenpolitischem Berater. Zu den politischen Freunden, die Geld aus dem SarahPAC bekamen, zählen Rand Paul in Kentucky, Pat Toomey in Pennsylvania und Carly Fiorina in Kalifornien. Auch Christine O’Donnell, die Senatorin von Delaware werden wollte und die einmal gefordert hatte, Masturbation zu verbieten, hatte Palins Unterstützung. Aber O’Donnell kam durch eine alte TV-Aufnahme zu Fall, in der sie bekannte, sie habe sich einmal in »Hexerei« versucht; dass sie hinterher in einem Fernsehspot vor einer wabernden Nebelwand versicherte: »Ich bin keine Hexe«, machte es nicht besser. Nachdem die meisten der »Palin-Freunde« (außer Paul und Toomey) verloren, fing Palin an, Kandidaten zu unterstützen, die keine erklärten Tea Partier sind, wie Terry Branstad in Iowa und Kelly Ayotte in New Hampshire. »Ich denke«, sagte der Wahlanalyst Andy Smith der ›New York Times‹, »sie will Gewinner unterstützen, die ihr später mal helfen können.«

Auf ihrer »One Nation«-Bustour besucht Palin auch Boston. Dort erzählt sie Reportern, Paul Revere, ein Held des amerikanischen Unabhängigkeitskriegs, habe 1775 die Briten gewarnt: »Er warnte die Briten davor, uns unsere Waffen wegzunehmen, indem er Glocken läutete, durch die Stadt ritt und Warnschüsse feuerte.« Und um es zu verdeutlichen, betont sie gleich noch einmal: »Ihr Briten werdet uns nicht unsere amerikanischen Waffen wegnehmen und auch nicht unsere gut bewaffneten Personen, individuelle private Milizen, besiegen.« Nun hat Paul Revere keineswegs die Briten gewarnt. Auf seinem berühmten Ritt hatte er vielmehr die amerikanischen Revolutionsführer Samuel Adams und John Hancock in Massachusetts gewarnt, dass die Briten anrückten (die Sache mit den Glocken und den Schüssen wurde später hinzugedichtet). Palin aber geht es gar nicht um Geschichte. Sie will Reveres Worte so uminterpretieren, als habe sich der revolutionäre Kurier für den zweiten Zusatzartikel zur Verfassung eingesetzt, in dem es heißt: »Da eine wohlorganisierte Miliz für die Sicherheit eines freien Staates notwendig ist, darf das Recht der Bürger, Waffen zu besitzen und zu tragen, nicht beeinträchtigt werden.« Nicht nur tut sie so, als habe Revere den Briten den Verfassungsartikel zum Waffenbesitz entgegengeschleudert, es geht um mehr: Linke interpretieren den Text so, dass es organisierte Milizen geben dürfe, so wie etwa die National Guard. Rechte hingegen interpretieren ihn so, dass Individuen und Privatpersonen Waffen tragen dürfen. Und ebendiese Worte legt Palin dem revolutionären Reiter in den Mund.

Nun war Revere kein Vertreter der NRA-Waffenlobby, und die revolutionären Kämpfer – ganz gleich, wie man den Verfassungszusatz heute interpretiert – sahen sich damals gewiss nicht als private Individuen mit Gewehren, sondern als Rebellenarmee. Wohl aber treten Sarah Palins Wähler für freien Waffenbesitz ein. Konservative Aktivisten versuchten sogar, den Wikipedia-Eintrag zu Paul Revere im Sinne Palins umzuschreiben, dies wurde aber von der Wikipedia-Community verhindert. Palin beschwerte sich nach der Debatte, die Medien hätten ihr eine »Gotcha-Frage« gestellt, eine schwierige Frage, nur um sie hereinzulegen. Die Frage war gewesen: »Was haben Sie denn heute so gemacht?«

Kurz nach der Bustour – die sie abbrach, weil sie angeblich in Alaska in eine Jury berufen worden war – taucht Palin wieder auf, diesmal in Pella, Iowa, zur Premiere von ›The Undefeated‹. Zufällig hat auch die Tea Party in diesen Wochen eine Bustour durch Iowa organisiert, aber daran nimmt sie nicht teil. Entweder ist es ihr zu mühselig oder die Jury in Alaska ruft schon wieder.

Noch während der Film läuft, versammeln sich die halbe Stadt und Medien aus den ganzen USA vor dem Pella Opera House. Zwei junge Frauen protestieren gegen Palin, weil die immer so boshafte Dinge sage, und ein leicht verrückter Kalifornier, der ein Palin-T-Shirt trägt, ruft laut dazwischen: »Sarah Palin ist meine Meryl Streep, mein Harry Potter, mein Steven Spielberg, meine Julia Roberts!« Zwei Pfarrer warten in erster Reihe, einer hat ein behindertes Kind dabei. Als Palin endlich aus dem Opera House kommt, genießt sie die Aufmerksamkeit. Aber die Fragen der Medien, ob sie kandidiere, beantwortet sie nicht. Sie unterstütze den Film, sagt sie, weil der das Bild geraderücke, das die »lamestream media« von ihr gezeichnet haben. ›The Undefeated‹ stellt sie als Kämpferin gegen die Ölindustrie, die old boys in Alaska, dar. Nur rund 100 000 Amerikaner werden den Film sehen. Sie wird gefragt, wie ihr denn ihr neues Zuhause gefalle (sie hatte angekündigt, nach Arizona überzusiedeln). Palin lächelt, fast verlegen. »Ich bin noch gar nicht umgezogen«, sagt sie. Dann schiebt sie hinterher: »So wichtig ist das gar nicht. Viele Familien in Alaska haben einen zweiten Wohnsitz in einem warmen Bundesstaat, für den Winter.« Bloß nicht das Image der Wolfsjägerin beschädigen.

Palin polarisiert. Das macht sie beliebt bei der Tea Party, es wird ihr aber schaden, wenn sie von einer Mehrheit gewählt werden will. Und deshalb hat sie wohl erklärt, sie werde auf eine Kandidatur verzichten. Diesmal. Aber dass sie keinen kaltlässt, ist eine Qualität, die sie dorthin katapultiert hat, wo sie tatsächlich hinwill: ins Fernsehen. Sie hatte bereits ihre erste eigene Fernsehshow, ›Real American Stories‹ (wo sie »echte Amerikaner« vorstellt, die weder Latte macchiato noch Sushi mögen) sowie die Miniserie ›Sarah Palin’s Alaska‹. Nach ihrem Bestseller ›Going Rogue – An American Life‹ ist ein zweites Buch in Vorbereitung und auch Tochter Bristol liebäugelt mit dem Reality-TV.

Aber Sarah Palin wird auch selbst zum Sujet von Filmen und Büchern. Zuletzt schrieb Joe McGinnis über sie; er behauptete, die Gouverneurin habe als junges Mädchen Kokain genommen und mit dem schwarzen Basketballstar Glen Rice geschlafen. Kaum hatte sich die Aufregung darüber gelegt, legte ihr Beinahe-Schwiegersohn Levi Johnston mit einem Buch nach, in dem nun wirklich alle Familiengeheimnisse verraten werden sollten. Sarah Palin wird, daran führt kein Weg vorbei, ein Star, eine Diva des Medien- und Entertainmentkomplexes, den sie zu verachten vorgibt. Sie hat ihren Namen schon mal patentieren lassen, für »Politik, Erziehung und Entertainment«. Nur ein neuer Gig fehlt noch. Aber vielleicht bietet ihr ja Trump eine Hauptrolle in ›Celebrity Apprentice‹ an. Trump ließ übrigens neulich durchblicken, vielleicht werde er doch noch kandidieren – als Parteiloser. Wenn das nicht klappt, kann er ja in Washington ein Casino aufmachen.