BRIEFMARKEN UND BRONCHITIS

Mit der Großen Gesellschaft hatte sich die Ereigniskraft des Winters gewissermaßen wie in einem Vulkanausbruch erschöpft. Die nächsten Wochen und Monate verliefen ohne größere äußere Vorkommnisse, abgesehen natürlich von dem üblichen, daß es nämlich kurz darauf anfing, ganz ernsthaft zu schneien. Nicht nur jenen kurzlebigen Großstadtschnee, der sich schon nach wenigen Stunden in Matsch verwandelt, sondern einen richtigen, soliden, festen, glitzernden Schnee, gefolgt von klirrender Kälte und den üblichen Lokalmeldungen, die von Verkehrsstockungen, von verschneiten Eisenbahnen, verstopften Straßenbahnweichen und gestürzten Pferden berichteten.

Während der ganzen Zeit mußte ich unentwegt zur Schule. Nicht die kleinste Mandelentzündung, kein gebrochenes Bein wollte sich einstellen, um diese Unglückssträhne zu unterbrechen. Der Kampf mit der lateinischen Grammatik wurde härter, auch der Lehrsatz des Pythagoras bekam mir gar nicht gut, und so hatte ich eigentlich wenig Zeit für mein eigentliches Leben, in dem das Jaköble die Hauptrolle spielte.

Zu Hause drehte sich das Rad des Lebens glatt und fast lautlos. Am Abend beschäftigten Opapa und ich uns jetzt sehr viel mit unseren Briefmarkensammlungen. Er hatte eine wunderbare Sammlung in sechs großen Bänden, Altdeutschland und England komplett, aber auch sonst noch aus der ganzen Welt Kostbarkeiten, wie die dreieckigen Marken vom Kap der Guten Hoffnung und sehr schöne Marken aus den englischen und französischen Kolonien.

Er hatte den dicken, rot eingebundenen Katalog von Senf neben sich liegen, in dem die Marken, die er besaß, rot angestrichen waren. Es gab kaum eine Seite im Katalog, auf der nicht viele rote Striche waren, und ich war stolz darauf.

Ich hatte, wie gesagt, auch eine Sammlung, aber sie war natürlich bei weitem nicht so kostbar und sauber und spielte sich in einem einzigen, ziemlich zerfledderten Album ab, dessen Seiten zahlreiche Löcher von eingeklebten und wieder herausgerissenen Marken aufwiesen. Zunächst hatte ich die Marken kurzerhand mit Leim angeklebt, dann aber begann ich, Opapa zu kopieren. Er heftete jede Marke an ein dünnes, gummiertes Blättchen, die er zu Hunderten bezog. Ich sehe ihn noch heute vor mir, wie er die Marken erst achtsam in Wasser abweichte, zwischen Löschblättern trocknete, dann vorsichtig mit der Pinzette ergriff, unter die Lupe hielt, nach dünnen Stellen suchte und die Zähne zählte. Nach mehrfacher Konsultierung des Katalogs holte er dann seine dicke, rote Zunge heraus, leckte das Blättchen an und befestigte die Marke daran. Es verging kein Abend, an dem Omama nicht sagte: »Leck nicht an dem Zeug, Max, es wird aus toten Hunden gemacht. Und alten Knochen! Wozu hast du das Wasser vor dir?«

»Im Verein lecken sie alle!« erklärte Opapa lakonisch und leckte weiter.

Ich leckte nicht, denn ich war zu geizig, mir die Gummiblättchen zu kaufen, schnitt sie selber aus alten Schulheften und bestrich sie mit Leim. Als Vertreter einer neuen Generation zeigte ich dabei Ansätze zur Fließbandfabrikation, indem ich immer gleich ein halbes Dutzend solcher Blätter knickte, mit Leim bestrich und aufstellte, so daß sie aussahen wie kleine Zelte. Jakob saß während dieser feierlichen Vorgänge meist auf meiner Stuhllehne und schlief. Wir behielten ihn dabei im Augenwinkel, denn er hatte zwei- oder dreimal versucht, auf den Tisch zu springen und sich an der Philatelie zu beteiligen.

Eines Abends, als wir wieder dabei waren, klingelte es, und Valeska meldete: »Herr Geheimrat von Schlieven!«

»Ach, um Gottes willen, der alte Esel!« sagte Opapa, worauf die Frauen mit einem durchdringenden »Psst! Psst!« über ihn herfielen und ihn zum Schweigen brachten. Der Geheimrat wankte herein, küßte den Damen galant die Hand: »Ich hoffe, ich inkommodiere Sie nicht zu sehr!« sagte er und blickte Omama mit großen bettelnden braunen Augen an, deren trauriger Ausdruck noch durch den stets etwas feuchten Schnauzbart verstärkt wurde. Alles in allem, fand ich, sah er aus wie ein verhungernder Seehund.

»Aber im Gegenteil, Herr Geheimrat«, erwiderte die Omama, »Sie machen uns und vor allem meinem Mann immer eine Freude, nicht wahr, Max?« Und dabei sollte sie gewaltig mit den Augen. Sie dirigierte die Familie überhaupt durch Augenrollen, wobei sie in der Vorstellung lebte, daß das niemand außer der Familie merke.

Der Geheimrat reichte Opapa eine schlaffe Hand zum Gruß. Das war etwas, worüber sich Opapa immer am meisten ärgerte:

»Keine Art, Leuten die Hand zu geben!« sagte er. »So’n schlabbriges Ding... was soll man denn damit anfangen?«

Er pflegte diese Eigenart dadurch zu parieren, daß er Schlieven eine noch latschigere Hand gab, und so lagen denn die beiden alten Männerhände für einen Augenblick welk und ohne Druck ineinander.

»Nehm’n Sie sich ‘ne Zigarre«, sagte Opapa brummig. Sogar sein gesträubter Schnurrbart schien dem anderen zu verstehen zu geben, daß er sich auf das unangenehmste gestört fühle.

Der Geheimrat jedoch, auf der Flucht vor der Einsamkeit seiner kalten Winterwohnung und wie immer in den ersten Minuten eines Besuches völlig verwirrt und verlegen, nahm die Ablehnung gar nicht wahr.

Außerdem ging sehr viel mit ihm vor. Die Omama hatte ihm einen Likör hingestellt, den er gierig austrank, sich natürlich prompt daran verschluckte und schrecklich zu husten begann. Dabei ließ er einen seiner Handschuhe fallen, die er während der ganzen Zeit krampfhaft in der Linken festgehalten hatte. Der Handschuh war alt und schon sehr abgetragen und lag rücklings auf dem Teppich, wobei der leere Daumen gespenstisch in die Höhe stand, so daß man sah, daß die eine Ledernaht aufgeplatzt war.

In diesem Augenblick kam Jakob angehüpft. Während der Begrüßungszeremonie war er von der Stuhllehne geflogen und hatte das Strickknäuel der Mama gestohlen, indem er es einfach auf den Schnabel spießte und damit abmarschierte, einen langen Faden hinter sich herziehend. Er kam jetzt, immer noch mit dem Knäuel um den Schnabel, um zu sehen, was los sei. Dabei verhedderte er sich in dem Faden, schleuderte das Knäuel weg und zerriß mit einem wütenden Krächzer die Fessel, die um seine Beine lag.

»Mein Knäuel!« sagte die Mama. »Du Untier, du kleines, und den Faden zerrissen!« Während sie die Trümmer aufklaubte, holte sich Jakob den Handschuh des Geheimrats, flog damit auf die Stuhllehne und begann ihn auf seine Weise umzuarbeiten. Omama riß ihn ihm weg, gab ihn der Mama und sagte in ihrer ritterlichen Art: »Trudchen, sei so lieb und nähe die Naht zu, die Jakob aufgerissen hat!« Und zu dem Geheimrat gewandt: »Jetzt hat er Ihren schönen neuen Handschuh kaputtgemacht, aber er ist gleich wieder ganz!«

Der Geheimrat, von dem großzügigen Übersehen seiner junggesellenhaften Ungepflegtheit gerührt, knickte in Omamas Richtung zusammen, was wohl eine Verbeugung vorstellen sollte, dabei verlor er die Asche seiner Zigarre und mußte sich nun wieder die Hose abklopfen. Die fortgesetzten Unfälle dieser Jammerfigur begütigten Opapa, so daß er sich über die Störung der Briefmarkenbeschäftigung beruhigen konnte. Er setzte seinen Kneifer auf, sah den anderen nahezu gemütlich an und sagte: »Na, Schlieven, was sagen Sie denn zu den neuesten Beförderungen?«

Mit dem anderen ging eine Veränderung vor. Er richtete sich auf, und in seinen Hundeaugen erschien eine unerwartete Kühle. Plötzlich war er wieder Beamter und wichtiger Mann im Kriegsministerium, der um seinen Rat gefragt wurde. Er strich sich über den Seehundbart:

»Ja, also — wissen Sie, mein lieber Freund, ich habe heute gerade den kleinen Stülpnagel getroffen, den Generalleutnant, und er hat mir gesagt: >Schlieven<, hat er gesagt, >man kann nur noch staunen!««

Opapa nahm den Kneifer ab und klopfte damit auf den Tisch. Auch seine Augen wurden hart: »Nicht nur staunen, Schlieven, nicht nur staunen! Unter dem alten Kaiser wäre so was nicht möglich gewesen. Ich muß sagen, dieser junge Mann mit dem Schnurrbart (gemeint war Wilhelm II., den Opapa niemals als Kaiser anerkannte) geht mir zusehends auf die Nerven.«

Der andere seufzte: »Ja... Majestät ist schlecht beraten, sehr schlecht beraten.«

»Ach was, es ist einfach ein grüner Junge!« meinte Opapa.

Der Geheimrat sah ihn ängstlich an. Majestätsbeleidigung! Seine ganze Beamtenseele krümmte sich. Das konnte sich nur ein Mann wie Opapa leisten, dem der alte Kaiser etwas zu Weihnachten geschenkt und ihn »Mäxchen« gerufen hatte. Ich war stolz auf Opapa!

Die weitere Unterhaltung entging mir, denn ein sonderbares Geräusch lenkte meine Aufmerksamkeit auf Jakob. Er war, während man sich mit dem Geheimrat beschäftigte, auf den Tisch geflogen und hatte sich meiner Leimblättchen angenommen, mit denen ich die Marken ankleben wollte. Eines saß ihm jetzt am Schnabel. Er versuchte, den Schnabel auf der Tischdecke abzuwischen, worauf sich das Blättchen oben auf den Kopf setzte. Er nahm die Kralle zu Hilfe, nun klebte es an der Kralle. Dort wollte er es mit dem Schnabel abreißen, und nun saß es ihm wieder am Schnabel, und zwar so unglücklich, daß es den Schnabel verklebte. Das versetzte ihn in völlige Panik. Während er aus dem geschlossenen Mund ein undeutliches Knurren ausstieß, arbeitete er verzweifelt mit der Kralle. Dabei geriet er mit dem Schwanz in die Galerie der übrigen Blättchen, die ihm nun am Hinterteil klebten. Er begann sich wie verrückt im Kreise zu drehen, das Gespräch verstummte, und alles folgte mit offenem Munde seiner Kabarett-Vorstellung. Schließlich brachen alle in schallendes Gelächter aus.

»Nein... das ist ja wie Nino!« keuchte der Geheimrat. (Nino war ein Clown, der damals gerade auftrat und einen ähnlichen Trick mit einer klebenden Tüte vorführte. Dabei verdiente er ein Vermögen, und die Leute lachten sich buchstäblich krank.) Jakob hatte inzwischen wenigstens den Schnabel aufbekommen und versuchte nun die Blättchen an seinem Hinterteil loszuzerren. Natürlich wanderten sie über Schnabel und Kopf an die Kralle. Seine Sprünge wurden immer wilder, er flatterte schließlich über den Tisch weg und strandete in der Sofaecke, aber die weißen Dämonen folgten ihm, weil sie an ihm festklebten. Im Kampf mit ihnen rasselte er sein ganzes Repertoire herunter, und endlich, in seiner höchsten Not, flatterte er wieder auf den Tisch, sprang mich an und krallte sich, am ganzen Leibe zitternd, an meiner Brust fest. Während mir vor Lachen die Tränen über das Gesicht liefen, streichelte ich ihn und befreite ihn von den Plagegeistern, die so harmlos auf dem Tisch gestanden hatten und plötzlich lebendig geworden waren. Kaum war er sie los, brachte er sich auf meiner Stuhllehne in Sicherheit und äugte von da aus böse gegen den Rest der Blätter, »Armleuchter!« sagte er. »Schulmeister!«

Der Geheimrat wischte sich die Tränen aus den Augen:

»Ein richtiger Mensch!« keuchte er. »Ein richtiger kleiner Mensch!«

»Nur viel sympathischer«, meinte Opapa, »viel sympathischer!«

Der Schnee schmolz schon nach wenigen Tagen. Der März kam, durch die Straßen brauste ein warmer Wind, die Leute niesten alle, und ich bekam endlich auch einen Schnupfen. Vierzehn Tage lang durfte ich im Bett liegen. Der Hausarzt hatte mir auf dem Rücken herumgehorcht und festgestellt, daß es dort rassele. »Bronchitis!« lautete der Befund.

Ich kannte meine Bronchitis schon, ich bekam sie jedes Jahr um dieselbe Zeit und freute mich darauf. Man hatte leichtes Fieber, so, als ob man heimlich von einem Glas Wein genascht hätte, es tat nicht weh, und alle machten sich Sorgen und sprachen leise, wenn sie im Eßzimmer nebenan waren. Ich bekam Taubensüppchen und Stangenspargel mit Buttersoße und konnte mir alle Spielsachen mit ins Bett nehmen. Ich ließ mir das Luftgewehr geben und baute aus den Kopfkissen eine Schanze. Natürlich durfte man mit solchen Spielen nicht unvorsichtig sein, man spielte sie besser für sich allein, denn sonst glaubten die Erwachsenen, man sei schon wieder zu munter und könne bald in die Schule.

Während dieser ganzen Zeit war Jakob mein treuer Gefährte. Schon morgens lärmte er gewaltig in der Küche und bestand darauf, daß man ihn zu mir ins Zimmer ließe. In der ersten Zeit der Krankheit, als es am schlimmsten war, wusch mich die Mama im Bett.

Ich mußte mich aufsetzen und bekam die Waschschüssel vor die Brust gestellt. Dann zog man mir das Hemd über den Kopf, schmierte den Lappen voll Seife, und dann ging es los.

Beim erstenmal hüpfte Jakob vom Bettgiebel herunter auf den Rand der Schüssel, sprang hinein und fing an, sich auch abzuplanschen. Die Mama feuerte ihn hinaus. Er saß ganz verdattert auf dem Bettvorleger und zwinkerte mit den Augen, offenbar hatte er etwas Seifenwasser hineinbekommen. Dann begann er sich zu kratzen, und schließlich nieste er, wobei ihm plötzlich eine Seifenblase aus dem einen Nasenloch stieg. Er saß schreckgelähmt, bis sie zerplatzte, und darüber entsetzte er sich so, daß er flatternd bis unter die Zimmerdecke stieg.

Kaum war ich gewaschen, war er bei mir im Bett. Wir spielten ein herrliches Spiel. Ich rückte mit meiner Decke ganz bis an die Wand und ließ dann abwechselnd eine große Zehe oder einen Finger darunter vorgucken. Jedesmal sauste Jakob wie ein angestochener Eber darauf zu, um danach zu hacken. Wenn wir das über hatten und wenn er zwischendurch seinen Klecks absolviert hatte (das Tuch, das in der Familie der >Tuschlappen< genannt wurde, wegen der reichen Farbenskala, die er darauf produzierte, lag vor dem Bett), hob ich das Deckbett hoch und lud ihn zu einem Spaziergang durch die Federbettgrotte ein.

Auch mittags aßen wir zusammen, was keineswegs gern gesehen wurde. Denn einmal hatte es Spaghetti gegeben, über die ich verschwenderisch Bratensoße goß, und Jakob, der sie wohl für eine Art Mehlwürmer hielt, bekam eines der reich getränkten Spaghetti zu fassen und zog es quer über das Laken, so daß es aussah wie etwas anderes.

Zum Nachtisch gab es an diesem Tage Pfirsiche aus der Büchse. Das war etwas für ihn, der ein großes Leckermaul war. Er hackte sich ein großes Stück des gelben Fruchtfleisches herunter und fraß es genüßlich auf, indem er den Kopf ganz nach oben reckte und das Pfirsichstück ein paarmal ganz schnell auf der Zunge hin und her rutschen ließ, ehe er es hinunterschluckte.

Eines Abends gingen die Großeltern und die Mama ins Theater. Ich blieb mit Valeska allein. Das war eine großartige Sache. Auf meinem Nachttisch brannte die kleine Petroleumlampe aus ihrem Zimmer, deren Schirm auf der einen Seite rot abgeblendet war, damit mich das Licht nicht schmerzte. Auf der anderen Seite, da, wo Valeska saß, war es heller. Sie hatte sich einen Brief mitgebracht, schrieb daran und seufzte häufig dabei. Im Frühling seufzte sie immer viel. Dem Jakob hatten wir Mamas Knopfschachtel zum Spielen hingestellt. Er war unermüdlich mit Sortieren beschäftigt, ab und zu, wenn ihm ein Knopf besonders gut gefiel, zog er damit ab und versteckte ihn. Ein paar hatte er mir schon unter das Deckbett geschoben, und die anderen verstaute er unter dem Bettvorleger.

Valeska seufzte, griff auf den Teller, der mit ein paar Brötchen neben ihr stand, warf Jakob ein Stück hin, dann legte sie den Brief zur Seite, setzte sich zu mir aufs Bett, schüttelte mir das Kissen auf, strich mir über den Kopf und seufzte wieder. »Ach, meine beiden kleinen Jungens!« sagte sie dann.

»Möchtest du auch einen kleinen Jungen haben, Valeska?«

Sie hielt meine dünne, durchsichtige Hand in ihren großen, harten roten Händen, ganz vorsichtig, so, als könnte sie sie zerbrechen:

»Ach ja... ich möchte schon einen haben...«, und seufzte wieder.

»Warum seufzt du denn so viel, Valeska?«

»Weil wir uns doch mal trennen müssen.«

Ich richtete mich mit einem Ruck auf:

»Trennen? Wir trennen uns niemals, Valeska! Du darfst nicht weggehen, versprichst du mir das?«

»Aber ich will doch mal heiraten!«

»Wann denn?«

»Na, so in ein, zwei Jahren... ich weiß nicht...«

»Den Paul?«

»Ja... ich habe auch schon meine Wäsche beisammen.«

»Das ist aber schrecklich, Valeska!« sagte ich und fing an zu weinen. Da fing sie auch an zu weinen, und wir weinten beide eine Weile zusammen, dann putzte ich mir entschlossen die Nase und sagte: »Jetzt hab’ ich Hunger!«

»Ich wärm dir noch ‘n bißchen Taubensüppchen...« Sie stand auf und ging zur Tür.

»Valeska...«

»Ja?«

»Ich will aber niemanden anders als dich haben, du sollst nicht heiraten! Könntest du dir nicht ‘n kleineren nehmen als den Paul, der ginge noch mit in dein Zimmer!«

»Uuuuuuh... uuuuuh...«, machte sie nur, zog ihr Taschentuch, schnaubte sich gewaltig und ging in die Küche, wo sie mit den Töpfen hantierte. Ich blieb allein.

»Jakob...«, sagte ich.

Er sprang mit einem großen Knopf im Schnabel zu mir ins Bett. Ich hielt ihm die Hand hin: »Schenkste mir den Knopf?«

Er zögerte einen Augenblick, dann legte er ihn mir in die Hand. Ich kraulte sein Köpfchen, er sträubte die Federn und schloß verzückt die Augen.

»Ach, Jaköbchen«, sagte ich und begann wieder zu weinen, »du bleibst wenigstens bei mir, nicht wahr?«