SKORBUT UND STRICKEN

 

Mittwoch.

Heute kommt der Brief mit Sicherheit an -wenn er nicht gestern schon angekommen ist. Wir wollen um zehn Uhr eine Schweigeminute einlegen. Ab heute wollen Flo und ich am Telefon sitzen und warten, bis einer anruft.

»Tausend Euro«, wollen wir sagen. »Tausend Euro auf die Hand oder gar nichts.«

Aber für tausend Euro tun wir’s.

Mama ist stolz auf mich, das merk ich.

Was wird Mama erst stolz sein, wenn wir den Patentbrief haben! Oder vielleicht steht es sogar in der Zeitung: Flo und Jo, die jüngsten Erfinder aller Zeiten.

Warum ruft keiner an?

Aber: Ein Blick in den Spiegel. Mein Mund ist blutig. Ich bin verletzt. Hilfe! So kann ich nicht gehen. Zur Schule, meine ich. Mir ist in der Nacht mein Hauptvorderzahn ausgegangen. So kann ich nicht gehen. So kann ich nicht vor meine Lehrerin treten. Ich muss mir einen Stiftzahn machen lassen und bis dahin bin ich krank. Mama meint, ich spinne. Jeder verlöre Zähne. Aber doch nicht da! Ich seh völlig entstellt aus. Ich werde kein Wort sagen, nicht eines. Ich werde meinen Mund geschlossen halten. Habe es genau vorm Spiegel geübt. Ich werde nur mit dem Kopf nicken.

Ich schleiche ins Badezimmer. Ich werde meinen Mund nicht aufmachen. Auch nicht zum Zähneputzen. Vielleicht geht dann ja -dann ganz genau - der nächste Zahn aus. Oder das ganze Gebiss. Es gibt eine Gebisskrankheit, da fallen alle Zähne aus, die hatten sie früher auf den Schiffen. Die kriegt man bei Vitaminmangel, wenn man kein Obst isst. Skorbut heißt sie und ich hasse Obst. Hilfe, ich habe Skorbut!

 

Zähneputzen kann gefährlich sein dabei, sehr gefährlich. Vor allem bei Obsthassern. Diese Botschaft richte ich an alle Kinder, die es hören können. Sie muss natürlich geheim bleiben, völlig geheim, denn sonst gibt es einen öffentlichen Aufstand der Mütter und Väter und Zahnärzte.

Meine zehn Minuten Badbenutzung scheinen abgelaufen zu sein, es klopft.

Ich zieh noch einmal die Klospülung. Mach meine Zahnbürste nass. Papa. Ich verkrümel mich. Grüße von der Seite. Ich werde den Mund nicht öffnen!

Es ist ein Pechtag, ein schwarzer Tag, rabenschwarz. Ein Unglück kommt selten allein. Der Absturz ist gewiss, das weiß ich. Seit fünf Minuten weiß ich es. Endgültig. Ich habe meine Schultasche gepackt. Die Hefte aus dem Regal geangelt, hab auf meinen Stundenplan geguckt und was sieht mein entzündetes Auge? Wir haben Stricken! Skorbut und Stricken! Das ist zu viel!

Kein Probelappen fertig, kein Bär fertig. Und ein Vorderzahn raus. Dabei hatte ich eine neue Methode entwickelt für die Strickstunde. Nach hinten setzen, Mickymausheft auf dem Schoß auf die Knie gekippt und wenn die Mücke (sie heißt Muckermann) ihren Kontrollgang macht, wird es schnell unter die Bank geschoben.

Pro Doppelstunde schaffe ich dann etwa zwei Reihen. Der Bär wird natürlich nicht fertig, der Probelappen auch nicht. Oh, die verfluchte Welt!

Dabei wollte ich ein Mädchen bestechen. Gegen 3 Aufsätze oder 3 Rechenaufgaben 2 Lappen. Macht insgesamt 8x3 Hausaufgaben.

Oder Knut. Der hätte das auch gemacht. Der strickt astrein. Aber ich wäre ja erstickt in Hausaufgaben. Und vor lauter Schreck hab ich all meine Pläne fallen lassen und heute ist Abgabetag. Das weiß ich. Dann wird die Mücke ungemütlich.

Und noch etwas: Englisch ist auch. Wir kriegen den Test zurück. Der Tag ist verknarzt.

Der Bauch zieht sich zusammen, der Kopf, alles. Jo, der große Erfinder, ist zusammengeschrumpft zu einem kleinen Männlein aus Angst, Bauchzwicken, Schweiß auf der Stirn. Und Skorbut.

Von unten die Mamastimme, schon fast Alarmstufe: »Jo, komm runter!« Ich spiele taub. »Jo, komm runter!« Alarm! Papa ruft auch. Alarm! Ich muss mich stellen. Ich schaue in den Spiegel. Bin ich geschrumpft? »Jo!« Alarm! Gleich kommt die Explosion.

Ich schnaufe. Kein Nasenloch zu, kein weher Hals. Ich muss etwas erfinden! Ich schleiche ins Bad - Niveacreme in die Nase, das scheint die einzige Rettung. Nur ein Nasenloch, klar.

Ich schleiche hinunter. Senke den Kopf. Setz mich leise.

»Geht’s dir nicht gut?«

Ich nicke. Eine Träne fällt auf mein Brot. Echt nicht extra. Die ist echt. Mir ist ja schon zum Heulen wegen Skorbut und Bär. Aber mit wem kann man denn schon über die echten Probleme reden?

»Fühlst du dich schlecht?«

Ich nicke. Stimmt wirklich.

Mama fühlt meine Stirn. Na, na. Sie schaut mir mitten in mein Gesicht. Ich schniefe. Das eine Nasenloch schnieft, genauer gesagt.

»Lass ihn doch hier«, sagt Papa. Das ist das erlösende Wort. Ich könnt ihn umarmen. Mein Papa! Der hat Gefühl, der hat Durchblick. Das gehört wohl zu seinem Job. Oder ob er auch diese Krankheit gehabt hat? Skorbut.

Ich stehe auf, geh nach oben. Leg mich ins Bett. Die anderen Zähne sind noch fest. Hole mein Stricken. Noch eine Woche hab ich. Dann muss er fertig sein, der Bär. Endgültig. Das gibt eine bittere Bärenwoche!

Ich hole mein Lexikon: Skorbut. Ich hab ein Jugendlexikon und wenn ich in die 5. Klasse komme, soll ich ein großes kriegen. Superklasse!

Skorbut kriegt man in Gefängnissen und bei Expeditionen und auf Segelschiffen.

Ich muss stricken. Das ist wie Gefängnis. Ich rechne aus, wie viel Reihen pro Tag. Ungefähr 27. Das ist nicht zu schaffen, nicht für Jo. Ich muss einen Erwachsenen einschalten. Wenigstens für zehn Reihen am Tag. Ob ich meine Oma frage? Mein Bauch ist ja schon fertig. In der Mitte ist ein Loch. Peinlich. Ich hab gesagt, das wäre der Nabel. Aber die Mücke wollte das nicht gelten lassen.

Ich lass meinen Nabel. Das tu ich hiermit kund.

Ich hab übrigens eine Idee, wie ich meine Strickarbeiten verteile. Ich, der größte Alarmanlagenerfinder mit Skorbut, werde allen, die für mich zwei Lappen stricken, eine Alarmanlage bauen mit Lichtschranke und Signalton. Das schwöre ich bei allen sieben Geistern der Unterwelt.

 

Ich hab angerufen! Zicke - Zacke - Hokuspokus: Oma Tilde strickt drei Lappen, hurra - gegen eine Alarmlichtschranke ohne Ton (sie erschrickt immer so, hat sie gesagt). Oder ich schenke ihr eine blaue Nelke. Ich hab nämlich einen Trick erfunden, wie man Blumen färbt. Mama hat unten weiße Nelken. Erst will ich mir eine herausnehmen, aber dann tu ich doch die blaue Tinte in das ganze Blumenwasser. In kürzester Zeit ist alles blau. Ich verdrück mich, denn Mama wird begeistert sein!

Meine andere Oma ist ja tot. Schon ein paar Wochen. Und eine tote Oma kann nicht mehr stricken. Logo. Drei muss ich also stricken, drei Lappen, mein ich, dann bin ich fertig.

»Organisation ist alles!«, sagt Papa auch immer. Und dann wird Mama wütend. Beide haben Recht, denke ich. Denn Papa hat keine Ahnung davon, dass man Babys wie Kitty nicht organisieren kann. Die sind das Pampers-Chaos auf zwei Beinen. Bleibt noch ein Lappen für mich. Das Rückenteil.

Oma hat eben zurückgerufen bei Mama, ob sie das denn machen könne mit dem Lappenstricken. Sie hat ein schlechtes Gewissen. Ob man die Kinder dann nicht zu sehr verwöhnt. Mama meinte, das ginge wohl, weil ich ja alles andere mache, bis auf Englisch. Mama hat ja von meinem schlechten Test noch keine Ahnung!

 

Ich hab eine neue Geheimsprache entwickelt:

 

GT AB VWSC

GT AB

 

Wer’s nicht versteht, ist zu doof und soll nicht auf meinen gesammelten Zetteln herumschnüffeln.

 

»Bist du denn jetzt krank oder nicht?«, fragt Mama. Sie hat das verdammte Fieberthermometer in der Hand. Sie setzt sich zu mir. »Miss mal!« Sie steckt es in meinen Mund.

»Achtung, mein Zahn!« Wo soll ich nur so schnell Fieber herbekommen?

»Ich muss mal ganz nötig.« Ich springe auf und stürze ins Badezimmer.

»Pass auf das Thermometer auf!«, ruft Mama.

»Ja, ja.« Ich pass auf das Thermometer auf. Und wie! Ich reibe es nämlich am Handtuch bis 38,3°C. Ab 39°C macht Mama Wadenwickel. Hilfe! Und dann lieg ich armes Schwein im Bett und kann nichts machen. »Ruh dich aus«, sagt Mama dann. »Du bist ja auch krank.«

Außerdem versorge ich mein linkes Nasenloch noch mit neuer Niveacreme, sodass es jetzt komplett voll ist. Sehen tut man natürlich nichts, das würde Mama merken.

»Bist du fertig?«, klopft Mama.

»Ja, sofort!«

Ich stöhne ein bisschen, lass den Wasserhahn laufen und betrachte noch einmal meine Niveanase. Alles komplett. Ich habe das Thermometer wieder im Mund.

Mama packt mich ins Bett.

»Da bleibst du erst mal. Mit Fieber darf man nicht spaßen.«

»Könnte ich wohl Skorbut haben?«, flüster ich. Aber sie hat es nicht mehr gehört.

Später liest Mama mir vor. Eine schöne Geschichte. Ich schau dabei in den Baum vor meinem Fenster. Es ist windig. Der große Zweig klopft an die Scheibe. Ich leg meine Hand auf Mamas Hand.

Als sie fertig ist, zeig ich ihr meinen neuen Räuberkrimi. Mama findet ihn gut.

Als Mama unten ist, geh ich schnell ins Badezimmer und schnupf die Niveacreme wieder raus, denn wenn die anfängt hinten runterzulaufen (die Niveacreme, mein ich), ist das kein Spaß mehr. (Zu Nachteilen und Nebenwirkungen lesen Sie bitte die Packungsbeilage!)

Wenn man im Bett liegt, fällt einem ’ne Menge ein.

Das ist ein Gedicht von mir von heute Morgen. Ich will es in meine Gedichtesammlung aufnehmen:

 

Die ganze Welt zerfällt.

Wir denken nur ans Geld.

Saurer Regen, Fabrikschornstein,

muss das so sein?

 

Wenn ich Professor wäre, würde ich übrigens Muckelinus Waterproof heißen. Das hab ich eben gedacht.

Sofort ein neues Schild malen! Typ 9. Muss die andern Schilder 1-8 durchsehen, ob ich sie noch alle brauche.

 

Ich guck wieder durch mein Fernrohr und hole mein Beobachtungsheft. Familienstudien.

Auffällige Beobachtung: Fast alle Erwachsenen haben dicke Dackel-, Denk- und Kummerfalten in ihrem Gesicht. »Faltencreme bringt da nichts«, sagt Flo immer. »Das kommt mehr von innen raus.« So was wie eine Brausetablette »Menschenglück« wollen wir entwickeln. Ist aber schwer.

Und die Brausetablette würde ganz langsam prickeln, das Gesicht glätten und die Mundwinkel hochziehen! Das könnte man natürlich auch mit einem brillenähnlichen Gestell. Aber dafür brauchen wir Zeit. Fünfzig Jahre, mein ich.

 

Flo kommt mich besuchen.

Ob der Brief heute angekommen ist? Wir schwören, dass wir keinem von dem Brief erzählen. Nicht, bevor die Antwort vom Patentamt da ist. Das schwören wir bei den sieben Geistern der Unterwelt!

Flo darf sogar bei mir schlafen, wenn ich keinen Scharlach hab, weil sein Vater davor einen Horror hat. Das kann man echt fünfhundertmal kriegen im Leben. Auch wohl tausendmal. Ein Scharlachleben!

Ich erklär Flo leise meine Niveakrankheit.

»Edelgrippe«, sagt Flo.

»Forschungsurlaub«, lach ich.

»Bärenwoche«, sagt Flo.

Der weiß Bescheid, aber da kann ich nicht mehr lachen. Echt nicht. Wenn ich an den Bären denke, wird mir heiß und kalt. Seine Mutter hat übrigens gesagt, Skorbut gibt es nicht mehr. Ich hätte nur einen Milchwackelzahn gehabt. Ich glaub ihr nicht ganz.

Als wir gerade anfangen wollen mit Erfinden, kommt Svenny. Oh Schreck! Er will mich besuchen, weil ich so krank bin. Er frisst meine ganzen Bonbons auf. Hilfe! Ich muss mir wirklich ein neues Versteck suchen. Svennys Eltern sind beide Zahnärzte. Deswegen hatte ich ihm meine süße Dose gezeigt. Aber nur, weil seine Eltern Zahnärzte sind, kann er doch nicht bei uns alles auffressen. Oder?

Mama hat Spinat gemacht. Schnauf, seufz, krrrr. Spinat!

Was ich mag: Schokolade! Honig, Erbsen, Fischstäbchen, Eis. Was ich nicht mag: Spinat (krrr), Blattspinat (kotz), Blubblubspinat (krrr und kotz).

Flo isst tapfer. Ob der den etwa mag?

 

Halli-hallo! Hier meldet sich das aktuelle Erfinderstudio. Neueste Erfindung (heute Nachmittag entwickelt in Flos und Jos Erfinderstudio):

Englische Vokabeln als Kautablette.

Name: Flojo Gum.

Selbst beim Fernsehen werden die Vokabeln aufgenommen, wandern locker und froh in die Hirnwindungen, siedeln sich dort an. Sitzen für immer fest.

Das Rezept:

Vokabeln zerschnipseln, zerstampfen - in Wasser einweichen (ca. einen Tag, sonst schimmeln sie), viel Zucker, Zimt und Milch drüber und Pfeffer. Kügelchen draus machen. Trocknen.

Nachteil: Wirkt erst hundert Jahre nach der Einnahme. Eine echte Zukunftsidee.

 

Wir werden unterbrochen, müssen die Spülmaschine ausräumen. Immer bei den besten Erfindungen. Ich sage Mama, ich wäre krank, und schreibe ein Gedicht:

 

Ich mag so gern ’nen Schüttelreim

Aus meiner Brust da rüttelt Schleim

Mein ganzer Bauch, der kribbelt

Der Schleim, er kraucht und bibbelt

Oh du heiliger Rüttelschleim

Ich mag doch keinen Schüttelreim!

 

Hilfe, Mama will Brustwickel machen! Die sind nichts für einen echten Erfinder.

 

Wieder Wette mit mir abgeschlossen: Wenn ich auf einen Strich trete, wird’s nichts mit dem Patent! Das gilt auch im Haus. Und auch für Flo. Wir schwören es.

Ich hab mir übrigens im Bett überlegt, was ich an Mädchen mag. Wir eröffnen eine Denk

-club-Sitzung. »Zicke - Zacke - Bum.« Danach denken wir.

»Manchmal finde ich Mädchen gut«, sagt Flo.

»Supertoll.«

Ich glaube, der findet die Gleiche gut wie ich.

Aber manchmal finden wir die Weiber superblöd und zum Kotzen.

 

Was wir an Mädchen zum Kotzen finden:

 

1. Kichern

2. Schwätzen

3. Pferdebücher - das Einzige, was sie lesen. Es geht noch, solange die Weiber nicht nach Pferdemist stinken.

 

Was wir supertoll finden an den Weibern:

 

1. Küssen (Superküsse hab ich noch nicht ausprobiert, dauern 160 Sekunden, haben wir so in unserer Klasse festgelegt)

2. »Hallo, du«, liebe Stimme am Telefon

3. Haare, Anziehsachen.

 

Weil ich noch nicht so viel Kusserfahrung hab, hab ich mir ein Heft angelegt zum Küsse-Ausprobieren. Nehme dafür Mamas neuen Lippenstift. Der hat die schönste Farbe.

Flos Küsse sehen ganz anders aus als meine, ob die sich auch anders anfühlen?

Echte Frage:

Tutti sagte zu ihrem Dödel: »Pam (so heißt der!), ich möchte dich immer küssen.« Geht denen da nicht die Luft aus?

»Besonders bei Schnupfen«, sagt Flo.

 

Offene Fragen, die wir noch erforschen müssen:

1. Macht man beim Küssen die Augen zu?

2. Nimmt man die Brille ab?

Wir wollen in Parks und so mit dem Fernrohr beobachten.

 

Mama hat gehört, wie wir über Weiber geredet haben. Sie sagte, sie fände es nicht gut, da läge so eine Verachtung drin. Und wir seien nichts Besseres.

Ich hab Mama erklärt, dass ich »Weiber« nur sage, wenn ich die blöd finde. Also kann ich dann auch so reden.

Mama meinte, so reden solle man nie, weil sich dann eine Verachtung allmählich einschleiche.

»Vielleicht hat sie Recht«, sagt Flo. Aber was sollen wir dann sagen?

»Mädchen« klingt kindisch, »Frau« stimmt nicht. »Fräulein«?

Wir lachen. Zu einem Mann sagt ja auch keiner »Männlein«.

»Guten Tag, Männlein Flo!«

Wir müssen ein neues Wort erfinden. Schon wieder erfinden! Das stört einen echten Erfinder - echt!

 

Halli-hallo! Das Erfinderstudio. Aber - keine Erfindung in Sicht. Wir schalten um!

 

Folgende Hefte hab ich jetzt angelegt:

 

1. Kussheft

 

2. Erfindungenheft

3. Schlaf- und Traumheft mit zwei Abschnitten

a) was ich träume

b) wie ich einschlafe und wach werde (Gedanken dabei und so)

4. Beobachtungsheft (Familienstudien)

5. Gedichteheft

 

Hefte, die schon voll sind:

6. Krankheitenheft

a) die, die ich hatte

b) die, die ich nehmen kann, wenn ich unbedingt fehlen muss (Niveanase)

c) die, die ich interessant finde (nur so).

 

Bald werde ich ein Heft für unsere Briefe ans Patentamt anlegen.

Heute muss der Brief angekommen sein. Meint Flo auch.

 

Eine Zwischenfrage: Warum können Schüler eigentlich nicht ein halbes Jahr Erfinderurlaub beantragen? Forscher an der Universität können das auch!

Mamas coole Antwort: Weil Mütter dann zugrunde gingen. Auch Mütter müssen leben.

»Interessanter Aspekt«, sagt Flo. Das sind Ausdrücke, die hört er bei seinem Vater. Flo kratzt sich am Kopf.

Das war übrigens unsere erste Denkclub-Sitzung mit einem Gast: Mama.

»Zicke - Zacke - Bum, die Sitzung ist um.«

 

Von Mama hab ich noch nicht viel erzählt. Sie ist ein Morgenmuffel. Sagt sie selbst. Das liegt daran, dass wir so früh zur Schule müssen. Mama sagt, in England ist das anders, da ist sie nämlich mal zur Schule gegangen. Aber dafür will ich nicht extra nach England ziehen, weil ich Englisch hasse und meinen Englischlehrer Höribört auch manchmal.

Ich habe die Mamasprüche morgens mal gesammelt: »Putz dir die Zähne!« - »Der Kakao wird kalt.« - »Schnell, schnell!« -»Kannst du denn nicht abends dein Zeug zusammensuchen?« Jeder dieser Sätze wird bis zu zehnmal wiederholt.

Wenn ich mal Kinder habe, zu denen will ich auch schon morgens um sechs Uhr nett sein. Aber Mama schafft es nicht. Darüber ist sie manchmal auch traurig und dann tröste ich sie.