10. KAPITEL
Kathy erstarrte schockiert. Deshalb hatte also Pete heimlich gesimst. Sie erinnerte sich an das, was David ihr zuvor verraten hatte. Pete war ein Verbindungsmann zur mexikanischen Drogenmafia. Kathy wusste nicht viel über diese Verbrecherorganisationen. Aber sie hatte einmal gehört, dass die Drogenbanden in einigen mexikanischen Provinzen mehr Macht hatten als Polizei und Armee zusammen. Außerdem waren diese Gangs mehr als reich und verfügten über erstklassige Ausrüstung – sogar über Hubschrauber.
Wenn Kathy erst einmal jenseits des Rio Grande war, würde sie ihre Freiheit endgültig vergessen können. Und wenn Pete dann noch herausfand, dass sie gar keine Ministertochter war … Darüber mochte sie gar nicht nachdenken.
„Nein, so läuft das nicht“, hörte sie plötzlich David sagen.
Er war zwar immer noch unbewaffnet, trotzdem stellte er sich Pete entgegen. Kathy hätte ihn umarmen können. Er befand sich im Mittelgang genau zwischen Kathy und dem Anführer. Zwar hatte er ihr seine Kehrseite zugewandt, aber sie bemerkte die Furchtlosigkeit in seiner Stimme. Wahnsinn, David wollte sie schützen und riskierte dabei sein eigenes Leben. Aber er musste doch wissen, dass Pete über Leichen ging! Selbst wenn die draußen lauernden Einsatzkräfte in diesem Moment starteten, würde Pete David immer noch eine Kugel verpassen können. Das durfte nicht geschehen. Es gab nur einen Menschen, der die brandgefährliche Situation auflösen konnte.
Und das war Kathy selbst.
Pete warf David einen hasserfüllten Blick zu. „Erst telefonierst du mit den Bullen, dann widersprichst du mir auch noch? Jetzt bist du endgültig geliefert, David.“ Damit richtete er seine Waffe auf den Polizisten.
Kathy durfte jetzt nicht länger zögern. Sie überwand ihre Furcht und riss sich selbst aus der Schockstarre. Mit einem Ruck erhob sie sich von ihrem Sitz und drängte sich an David vorbei. Sie befand sich nun mitten in der Schusslinie. Pete konnte nicht mehr auf David feuern, ohne sie zu treffen.
„Es ist alles cool, Pete“, sagte sie, während sie sich ihm langsam näherte. „Ich komme mit dir. Ich mache alles, was du sagst.“ Dabei schaute sie dem Anführer offen ins Gesicht.
Die wütende Grimasse entspannte sich ein wenig. Pete genoss es, wenn sich ihm jemand bedingungslos unterwarf. Er berauschte sich an seinem Machtgefühl, und dadurch wurde er unvorsichtig.
„So ist es brav, Kathy“, sagte er. „Du nimmst die Tasche mit dem Geld, kapiert? Der Helikopter wird gleich hier sein. Er landet neben dem Bus, und dann … aaaaah!“
Pete konnte den Satz nicht beenden. Als Kathy in dem engen Mittelgang direkt neben ihm war, packte sie ihn am Arm, riss seine Hand zu sich und biss beherzt hinein. Damit hatte der Verbrecher nicht gerechnet. Ein polterndes Geräusch ertönte, als er die Pistole loslassen musste. Aus dem Augenwinkel konnte sie sehen, wie er nach seiner zweiten Waffe greifen wollte.
Doch nun jagte David auf den Kidnapper-Boss zu. Unter seinem Ansturm gingen sowohl Pete als auch Kathy zu Boden. Kathy knallte mit dem Kopf gegen einen der Bussitze.
„Officer braucht Unterstützung!“, hörte sie David rufen. Doch diese Worte waren beinahe überflüssig. Über die winzigen Spionage-Kameras hatte das Einsatzteam natürlich mitbekommen, was im Bus los war. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis schwer bewaffnete SWAT-Beamte mit schusssicheren Westen und Helmen die Bustür aufdrückten und hereingestürmt kamen.
Pete wehrte sich verbissen, wurde aber von David und dessen Kollegen überwältigt. Und auch Henry verzichtete auf jeden weiteren Widerstand, als er in die Mündungen von mehreren Maschinenpistolen starrte. Jay war sowieso bewusstlos.
Kathy lag immer noch auf dem Boden. Sie hörte, wie sich das Motorengeräusch des Hubschraubers wieder entfernte. Die mexikanischen Banditen hatten vermutlich mitbekommen, dass im Bus eine Polizeiaktion stattfand. Die Umgebung des Fahrzeugs wurde inzwischen mit starken Scheinwerfern ausgeleuchtet, die roten Blinklichter von Patrolcars flackerten.
Aber das alles bekam Kathy gar nicht richtig mit. Für sie zählte in diesem Moment nur, dass David ihr vorsichtig auf die Beine half. Sie bemerkte, dass er genauso unverletzt war wie sie selbst.
Das Blut an ihrem Kinn stammte nämlich von Pete.
Eine Woche später kam Kathy die Busentführung schon so unwirklich vor wie ihr Science-Fiction-Albtraum, den sie auf der Fahrt im Bus gehabt hatte. Sicher, das Verbrechen hatte eine Menge Staub aufgewirbelt. Die Medien hatten sich wie eine Meute hungriger Geier auf die Kidnapping-Opfer gestürzt und teilweise riesige Summen für Exklusiv-Interviews geboten.
Kathy fand das einfach nur widerlich. Sie hatte das Angebot der Polizei nur zu gern angenommen, sie vor diesen Sensations-Junkies abzuschirmen. Aber nicht jeder hatte der Verlockung widerstehen können, einmal Star am Medienhimmel zu sein. Als Kathy einmal versehentlich eine Nachrichtensendung im TV einschaltete, sah sie ihre Leidensgenossinnen Pearl und Diana. Die beiden Studentinnen wurden in einem Studio vor Livepublikum von einem Journalisten ausgequetscht. Der Kerl wirkte auf Kathy wie ein widerlicher Spanner, der sich an der überstandenen Todesangst der beiden Entführungsopfer hochzog.
Auch dem Ehepaar Wilma und Carl Hayes war es gelungen, sich den Pressegeiern zu entziehen. Zum Glück ging es Carl Hayes trotz seiner Herzprobleme inzwischen wieder besser, wie Kathy erfahren hatte. Die alten Leute waren zurück in ihren Heimatstaat Kansas gereist, ohne zuvor von Journalisten belästigt zu werden.
Vor einigen Tagen hatte sie mit ihrer Mom und Onkel Larry telefoniert. Sie bekam jetzt noch eine Gänsehaut, wenn sie daran dachte.
„Kathy, wir kommen sofort nach Reno und holen dich nach Hause“, meinte ihre Mutter sofort, nachdem Kathy sie erreicht hatte. „Du musst keine Minute länger dortbleiben.“
Da sie das Gespräch über Skype führten, konnte Kathy sehen, wie bleich das Gesicht ihrer Mutter war. So hatte sie sie noch niemals zuvor gesehen. Beinahe glaubte sie, eine Leiche vor sich zu haben. Aber sie sah, wie sich die Lippen ihrer Mom bewegten. Und ihre Stimme war über Skype nur allzu deutlich zu hören. Danach hatte ihr Onkel Larry das Wort ergriffen. Die Ringe unter seinen Augen waren beinahe pechschwarz. Und das lag gewiss nicht nur an der zweifelhaften Qualität der Verbindung.
„Deine Mom hat recht, Kathy“, gestand er ihr zerknirscht. „Wir haben ein sehr schlechtes Gewissen, weil wir dir erlaubt haben, ein Gastsemester in den USA zu belegen.“
„Erlaubt? Sei nicht sauer, Onkel Larry – aber ich bin volljährig!“, wehrte sie sich gegen die übergroße Fürsorge. „Ich kann verstehen, dass ihr besorgt seid. Es war gewiss nicht einfach für euch, als ihr von der Entführung erfahren habt.“
„Nicht einfach?“, gab ihr Onkel empört zurück. „Die Nevada State Police hat hier angerufen, um uns zu benachrichtigen. Sie kannten ja deinen Namen, weil du das Busticket online gebucht hattest. Offenbar haben sie alle Angehörigen der Entführten kontaktiert. Seitdem haben wir kein Auge mehr zubekommen. Wir hatten schon das Schlimmste befürchtet.“
„Das ist aber nicht passiert, Onkel Larry. Mir geht es gut, das kannst du doch wohl hoffentlich sehen, oder?“
„Du siehst erschöpft aus, Darling. Aber das ist auch kein Wunder – nach dem, was du durchgemacht hast. Wir können dich schon morgen heim nach England holen. Deine Mutter und auch Tante Ruth und ich werden uns um dich kümmern.“
„Das will ich aber nicht, versteht ihr?“, regte sich Kathy auf. „Es ist lieb, dass ihr euch solche Sorgen um mich macht. Aber auch in England gibt es Verbrechen, sogar in Nottingham. Denkt mal an den Doppelmörder, der voriges Jahr verhaftet wurde. Das war ein ganz unscheinbarer Mann, der niemals zuvor kriminell geworden ist. Es kann überall etwas Schlimmes geschehen. Aber ich habe bewiesen, dass ich auf mich selbst aufpassen kann.“
„Es stimmt, was Kathy sagt, Larry“, sagte ihre Mutter zu Onkel Larry. „Außerdem – meine Tochter ist eine richtige Heldin. Es ist vor allem ihr zu verdanken, dass die Gangster schließlich entwaffnet werden konnten und die Entführung unblutig zu Ende ging. Die Polizei war begeistert von ihr, erinnerst du dich nicht mehr?“
Kathy hatte nicht glauben können, dass sich ausgerechnet ihre Mutter auf ihre Seite schlagen würde. Aber von diesem Moment an war ihr klar, dass Mom und Onkel Larry sie nicht zurück nach England schleifen würden. Ihre Mutter konnte sich gegen ihren Bruder durchsetzen, das war schon immer so gewesen. Kathy hatte zwar noch eine Zeit lang mit Engelszungen auf die beiden einreden müssen. Aber dann hatten sich Mom und Onkel Larry damit zufriedengegeben, dass Kathy jeden Tag daheim anrufen würde.
Dieses Gespräch lag einige Tage zurück. Momentan hockte Kathy auf der Rückbank eines Patrolcars, der sie zum Police Headquarter bringen sollte. Nachdenklich strich sie mit der flachen Hand über die Polster. Was dieses Auto wohl erzählen würde, wenn es sprechen könnte? Wie viele Kriminelle hatten an dem Platz gesessen, wo Kathy sich momentan befand? Diebe, Räuber, Vergewaltiger, Drogensüchtige – sie alle waren ihrer gerechten Strafe zugeführt worden, wie es auch Pete und seinen Kumpanen geschehen würde. Allein schon die Erinnerung an den gefährlichen Psychopathen sorgte dafür, dass sich ihr der Magen zusammenkrampfte. Wenn Kathy ehrlich war, hatte sie das Kidnapping innerlich noch lange nicht verarbeitet. Die permanente Todesgefahr steckte man nicht so leicht weg.
Der Streifenwagen hielt auf dem Parkplatz des Police Departments an der East Second Street. Kathys Herz klopfte vor Aufregung schneller. Der Polizeichef von Reno wollte sie persönlich kennenlernen. Noch nie zuvor war Kathy einer so hochrangigen Persönlichkeit vorgestellt worden. Doch vor allem hoffte sie, endlich David wiederzusehen. Er hatte sie nur kurz im Hospital besucht, wo sie zur Beobachtung eingeliefert worden war. Doch in den letzten Tagen war keine Zeit für ein weiteres Treffen gewesen. David musste als Undercover-Cop Bericht erstatten und war außerdem an den Vernehmungen von Pete, Jay und Henry beteiligt. Das hatte er ihr jedenfalls bei ihrer kurzen Begegnung im Krankenhaus gesagt.
Eine junge Polizistin begrüßte Kathy lächelnd, gab ihr einen Besucherausweis und führte sie durch die Sicherheitsschleuse. Das Police Headquarter war ein modernes Bürogebäude mit Klimaanlage. Kathy fröstelte beinahe, denn der Unterschied zwischen der brütenden Nevada-Hitze draußen und den kühlen Innenräumen war ziemlich groß.
Doch als sie David erblickte, war jeder Gedanke daran, zu frieren, vergessen. Er hatte in einer Wartezone auf dem Flur gehockt, doch nun sprang er sofort auf. Kathy sah ihn zum ersten Mal in seiner blauen Uniform, und sie fand, dass er einfach toll aussah. Allerdings war er mindestens genauso aufgeregt und nervös wie sie selbst, was Kathy irgendwie süß fand. Allerdings konnte sie seine Unruhe verstehen, denn der Polizeichef war immerhin sein höchster Vorgesetzter.
„Ich melde euch an“, sagte die junge Polizistin und verschwand in einem der Büros. Kathy und David standen sich gegenüber. Für diesen Moment waren sie allein auf dem Korridor. Man hörte nur aus der Ferne undeutliche Stimmen und das Klingeln von Telefonen.
David trat näher und stand schließlich so dicht vor Kathy, dass sie trotz der Klimaanlagen-Kälte die Wärme seines Körpers unter der Uniform spüren konnte.
„Du siehst gut aus, Kathy“, sagte er schlicht.
„Du auch“, gab Kathy zurück. „Es ist für dich bestimmt schön, nach der Undercover-Zeit wieder als richtiger Cop auftreten zu können.“
„Allerdings“, bestätigte er. „Es ist nicht leicht hinter Gittern. Wenn man überleben will, muss man sich den Kriminellen anpassen. Das ist ein schmaler Grat, verstehst du? Wenn man nicht auf sich achtet, wird man ganz schnell genauso wie sie.“
„Das kann ich mir bei dir nicht vorstellen, David“, beeilte sich Kathy zu sagen. „Selbst als ich dich noch für einen Kidnapper hielt, war ich überzeugt davon, dass du im Grunde ein guter Kerl bist. Ich habe mich öfter gefragt, warum so jemand wie du auf die schiefe Bahn geraten musste.“
David lächelte. „Wahrscheinlich bin ich wirklich ein schlechter Undercover-Cop. Ich hätte Furcht einflößender wirken müssen.“
„Kann sein“, gab Kathy zu. „Aber dann hätte ich dir niemals geglaubt, dass du in Wirklichkeit ein Polizist bist. Und wer weiß, wie die Entführung dann ausgegangen wäre …“
Bevor David etwas erwidern konnte, wurde die Bürotür geöffnet.
„Der Polizeichef erwartet euch jetzt“, sagte die junge Polizistin.
Kathy und David wurden in das Arbeitszimmer des hohen Beamten geführt. Lewis B. Rollins war ein hagerer braun gebrannter Mann mit schneeweißem Haar. Er gab den beiden die Hand und bat sie, auf seinen Besucherstühlen Platz zu nehmen.
„Eine Geiselnahme ist immer ein besonders heikles Verbrechen“, eröffnete er das Gespräch. „Eine gewaltsame Befreiung durch Polizeikräfte ist oft mit einem großen Risiko für die Entführten verbunden. Den unblutigen Ausgang dieses Dramas haben wir vor allem Ihnen zu verdanken, Miss Ballard.“ Der Polizeichef warf Kathy einen freundlichen Blick zu.
Sie spürte, wie sich ihre Wangen röteten. Sicher, Kathy war eigentlich auch selbst stolz auf sich. Aber es war noch einmal etwas anderes, die Anerkennung von einer Respektsperson zu bekommen. Ihr Stiefvater hatte jahrelang dafür gesorgt, dass sie sich wertlos fühlte. Es war für Kathy immer noch nicht selbstverständlich, gelobt zu werden.
„Danke, Sir“, gab sie zurück und senkte den Blick. „Aber ich bin sicher, dass jede andere Geisel an meiner Stelle genauso gehandelt hätte.“
„Wirklich, Miss Ballard?“, fragte der Polizeichef. „Ich nicht. Wir haben mit einigen Experten das Videomaterial genau ausgewertet. Sie haben durch Ihren beherzten Überraschungsangriff den Anführer der Geiselnehmer genau im richtigen Moment entwaffnet.“ Rollins verstärkte sein Lächeln. „Officer David Lorne benötigte nur dreißig Sekunden, um den Verbrecher zu Boden zu bringen und Verstärkung anzufordern. Und genau diese lebenswichtige Zeitspanne haben Sie ihm verschafft.“
„Ich habe nur getan, was mir in dem Moment sinnvoll erschien“, antwortete Kathy bescheiden. „Und ich hatte eine schauderhafte Angst.“
„Das glaube ich Ihnen, Miss Ballard. Aber Sie haben Ihre Furcht überwunden – darauf können Sie wirklich stolz sein. Ihre Mitgefangenen verdanken Ihnen ihr Leben. Peter Roach, der Kidnapper-Anführer, hat inzwischen ein umfangreiches Geständnis abgelegt. Er hat zugegeben, dass er alle übrigen Geiseln sowie seine Komplizen töten wollte, auch Officer Lorne. Er wollte ‚lästige Zeugen aus der Welt schaffen‘, wie er sich ausdrückte. Wenn sein Plan aufgegangen wäre, wären jetzt nur noch Sie am Leben.“
Das hatte Kathy nicht gewusst, aber geahnt. Sie traute Peter Roach alias Pete Flanagan inzwischen jede Schlechtigkeit zu. Gleichzeitig war es ein beruhigendes Gefühl, dass er wohl niemals wieder auf freien Fuß kommen würde – nicht nach den Morden, die er begangen hatte.
Es war, als ob Rollins ihre Gedanken gelesen hätte. „Peter Roach wird sich für die Bluttaten verantworten müssen, die er nach seinem Ausbruch aus dem Gefängnis begangen hat“, sagte er ernst. „Die Staatsanwaltschaft fordert für ihn eine Freiheitsstrafe von dreimal lebenslänglich. Und ich hoffe sehr, dass der Richter in diesem Sinn entscheiden wird.“
„Ich hatte zeitweise gedacht, dass Pete ein echter Psychopath ist, Sir.“
„Das mag sein, aber die Nervenärzte haben ihn als schuldfähig eingestuft. Er hat genau gewusst, dass er anderen Menschen Schaden zufügt, und es trotzdem getan. Nun muss er mit den Konsequenzen leben.“
„Was geschieht eigentlich mit Reginald Brown? Ich habe gehört, dass die Polizei den gefesselten Höhlenforscher gerettet und in Gewahrsam genommen hat.“
„Bei Reginald Brown liegt der Fall anders. Dieser Mann leidet unter einem Wahn, und der tragische Tod Ihrer chinesischen Freundin war offenbar wirklich ein Unfall. Brown befindet sich nun in einer Nervenklinik, wo man sich gut um ihn kümmern wird.“ Rollins räusperte sich. „Miss Ballard, der Staat Nevada hat noch viel mehr zu bieten als Wüste, Glücksspiel und Verbrechen. Ich hoffe, dass Sie Ihre Zeit bei uns ab sofort genießen können.“
Bevor Kathy dem Polizeichef antworten konnte, wandte er sich an David. „Officer Lorne, Sie haben bei diesem außergewöhnlichen Einsatz die Nervenstärke bewiesen, die wir von unseren Beamten erwarten. Ich weiß, dass die Belastung für einen jungen Officer mit wenig Diensterfahrung besonders groß gewesen sein muss.“ Er schenkte David einen anerkennenden Blick. „Wir sind sehr froh darüber, dass wir einen Mann wie Sie in unseren Reihen haben. Als Belohnung nach der glücklich verlaufenden Geiselbefreiung genehmige ich Ihnen zwei Wochen bezahlten Sonderurlaub.“
„Vielen Dank, Sir“, freute sich David.
Der Polizeichef schmunzelte, bevor er fortfuhr: „Miss Ballard ist ja noch neu in Reno. Ich könnte mir vorstellen, dass Sie ihr die Stadt zeigen wollen, wenn die junge Lady nichts gegen Ihre Begleitung einzuwenden hat.“
Kathy lächelte Davids Vorgesetzten an. „Ich könnte mir niemanden vorstellen, mit dem ich lieber meine neue Heimat entdecken möchte.“
Kathy und David verabschiedeten sich von Rollins und standen wenig später auf dem Gehweg vor dem Police Headquarter. Die Hitze flirrte über der Fahrbahn.
„Dein Chef hat so wissend gelächelt, David. Ob er ahnt, dass etwas zwischen uns läuft?“, fragte Kathy.
David kam einen Schritt näher und legte seinen Arm um Kathys Hüfte. „Läuft denn etwas zwischen uns?“
Sie legte den Kopf schief und schaute ihm direkt ins Gesicht. „Tja, das weiß ich auch nicht so genau“, zog sie ihn auf. „Bei uns im alten England zeigt ein Junge einem Mädchen ganz auf die klassische Art, dass er es mag.“
„Klassisch?“, fragte David gedehnt. „Meinst du etwa so?“ Und damit zog er sie an sich und gab ihr einen langen und zärtlichen Kuss. Es war ein wunderschöner Moment, aber irgendwann ging er doch vorbei.
Kathy holte tief Luft und verdrehte glücklich die Augen. „Wow, das war ja wirklich sehr klassisch!“
– ENDE –