9. KAPITEL

Emily war geschockt. An Bord der Fortuna hatte sie Lee als einen freundlichen und aufmerksamen Typen kennengelernt. Jetzt blickte er sie und Andy grimmig an. Langsam ließ Lee die Mündung seiner Waffe von Emily zu ihrem Freund und wieder zurück wandern. Es dauerte fast eine Minute, bis Emily die Sprache wiedergefunden hatte.

„Lee, was soll das denn? Ist das ein schlechter Scherz?“

„Siehst du hier jemanden lachen, Emily? Ich nicht. Ihr alle habt euch lange genug hinter meinem Rücken über mich amüsiert. Aber jetzt wird endlich abgerechnet. Das Schicksal meint es ausnahmsweise gut mit mir. Diese Signalpistole ist das Einzige, was ich beim Untergang der Fortuna noch retten konnte. Sie befand sich in einer wasserdichten Verpackung. Während ich im Meer trieb, habe ich sie die ganze Zeit nicht losgelassen. Ich hatte die Vorahnung, dass mir dieses Ding noch sehr nützlich werden würde. Und so ist es ja auch gekommen. Also, lass endlich dieses blöde Messer fallen, Emily!“

Lee herrschte sie so aggressiv an, dass sie sofort gehorchte. Emily wollte ihn nicht herausfordern, denn er stand offenbar völlig neben sich. Die winzigste Kleinigkeit würde genügen, um ihn endgültig ausrasten zu lassen. Das spürte sie ganz genau.

Die Stichwaffe klirrte auf das Deck. Lee trat gegen den Messergriff, und das Fischermesser fiel durch die offene Luke hinunter in die Kabine. Somit war es momentan sowohl für Emily als auch für Andy unerreichbar.

Nun wandte sich Andy an seinen ehemaligen Kabinenkameraden.

„Lee, dieser Hurrikan und der Schiffbruch waren Megastress für uns alle. Warum nimmst du das Ding nicht einfach runter, und wir vergessen die Sache? Niemand hat dich verschaukelt und sich über dich lustig gemacht.“

„Ach, wirklich? Das sehe ich aber ganz anders. Jetzt werdet ihr das tun, was ich will, kapiert?“

Lee zielte wieder auf Emily. Andy zog die Augenbrauen zusammen.

„Leg endlich dieses merkwürdige Teil weg. Das ist ja noch nicht mal ’ne richtige Pistole.“

„Ach, wirklich? Willst du es darauf ankommen lassen, Andy? Hast du mal gesehen, wie jemand aussieht, der eine Signalpatrone ins Gesicht bekommt? Das ist kein schöner Anblick. Deine süße kleine Emily würdest du gewiss nicht mehr anschauen wollen, nachdem ich ihr eine solche Ladung verpasst habe.“

Emily wurde es kalt und heiß zugleich. Die Signalpistole war klobig und hatte nur eine einzige dicke Patrone, die man normalerweise in die Luft schoss, wo sie wie ein Feuerwerkskörper explodierte und Leuchtfarbe ausstieß. Emily wollte wirklich nicht, dass Andy oder sie durch diese Pistole verletzt wurden. Sie musste herausfinden, weshalb Lee so sauer auf sie war. Eine andere Möglichkeit sah sie momentan nicht.

„Willst du uns nicht sagen, was los ist, Lee? Diese Macho-Tour passt doch gar nicht zu dir. Du hast doch sogar versucht, Melanie zu beruhigen, und dir dabei eine Ohrfeige eingefangen.“

„Vielen Dank, dass du mich daran erinnerst, Emily. Das wird Melanie noch bitter bereuen. Sie kann von Glück sagen, wenn sie abgesoffen ist. Denn ich werde mich erbarmungslos an ihr rächen, falls ich sie jemals in die Finger bekommen sollte.“

Emily fand wirklich, dass Lee in diesem Moment Furcht einflößend wirkte. Es war, als hätte er ein ganz anderes Gesicht bekommen. Sie musste an den Film Dr. Jeckyll & Mr Hyde denken. Ob Lee den Schiffsuntergang vielleicht einfach nicht verkraftet hatte? Trotzdem durfte sie nichts riskieren. Lee war auf jeden Fall gefährlich, solange er diese Signalpistole in der Hand hielt.

„Ich weiß jetzt aber wirklich nicht, was du gegen mich hast, Lee.“

„Das fragst du mich noch, du falsche Schlange? Erst machst du mir schöne Augen, baggerst mich an und spielst dich in den Vordergrund – und sobald ich Feuer gefangen habe, zeigst du mir die kalte Schulter und flirtest mit diesem Idioten da! Dabei ist dein toller Andy sogar ein Krimineller, der im Knast gesessen hat!“

Kurz deutete Lee mit der Waffe auf Andy, richtete sie danach aber sofort wieder auf Emily. Sie konnte nicht glauben, was sie sich soeben hatte anhören müssen. Wie kam Lee nur zu der Annahme, dass sie etwas von ihm gewollt hatte? Okay, sie hatte ihm zugelächelt. Aber das hatte sie bei allen anderen Leuten an Bord der Fortuna auch getan. Emily wollte einfach freundlich und kumpelhaft sein. Wie hätte sie ahnen können, dass Lee ihr Verhalten in den falschen Hals bekommen würde?

„Lee, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Eine Freundschaft mit dir hätte ich mir vorstellen können, aber verliebt war ich nicht in dich. Ich fand dich einfach nur nett. Es tut mir leid, aber ich kann nichts dafür. Und ich habe deine Gefühle bestimmt nicht verletzen wollen.“ Sie schluckte. „Und meine Gefühle für Andy? Er steht zu seiner Vergangenheit, damit kann ich leben.“

Emily hatte gehofft, dass der Bewaffnete durch ihre beruhigenden Worte etwas herunterkommen würde, erreichte jedoch das genaue Gegenteil. Als Lee nun den Mund öffnete, zitterte seine Stimme vor Wut.

„Einfach nur nett, ja? Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr mir dieser Spruch zum Hals raushängt. Das liegt wohl daran, dass er mir so bekannt vorkommt. Tina Rigby glaubte auch, mich auf diese Art abspeisen zu können. Aber die Quittung dafür hat sie schließlich bekommen! Ich kenne einen viel besseren Satz: ‚Netter Kerl ist der kleine Bruder vom Dreckskerl‘. Aber wer mich einen Dreckskerl nennt, der ist wenigstens ehrlich. Das ist der Unterschied. Das war Tina Rigby nicht, und du bist es auch nicht.“

Tina Rigby? Im ersten Moment konnte Emily mit dem Namen nichts anfangen. Aber dann fiel ihr wieder ein, wer das war. Es kam ihr vor, als würde eine eiskalte Klaue nach ihrem Herzen greifen. Tina Rigby – das war die ermordete junge Taucherin. Plötzlich erinnerte sich Emily auch daran, dass Lee diese Frau gekannt hatte. Er hatte es selbst gesagt. Er war mit ihr auf der Uni gewesen, sie hatten zusammen einen Tauchkurs besucht.

Offenbar spiegelte Emilys Gesichtsausdruck ihr Entsetzen wider. Lees Grinsen wurde jedenfalls breiter, als er sie anschaute. Der richtig gefährliche Kriminelle hier war nämlich nicht Andy, der seinen Fehltritt mit der Gang offenbar bitter bereut hatte. Nein, Lee war der unberechenbare Verbrecher.

„Das hättest du mir nicht zugetraut, was? Tja, Emily, ich bin nur auf den ersten Blick der hilfsbereite und harmlose Trottel, für den du mich gehalten hast. In Wahrheit bin ich ein Mann, an dem eine Frau nicht vorbeikommt. Jedenfalls nicht, wenn sie weiterleben will.“

„Deine Selbstgefälligkeit ist einfach widerlich.“

Dieser Satz kam von Andy, und er stieß ihn voller Verachtung aus. Doch ebenso prompt erfolgte Lees Reaktion. Blitzschnell wandte er sich Emilys Freund zu, drehte seine Waffe und schlug Andy den Griff der Signalpistole ins Gesicht. Andy schrie auf und torkelte einen Schritt rückwärts. Seine Unterlippe war aufgeplatzt, Blut floss an seinem Hals hinunter.

Emily wollte ihm helfen, aber Lee zielte bereits wieder auf sie. Mit äußerster Selbstbeherrschung gelang es ihr, ruhig zu bleiben. Lee war offenbar nicht mehr ganz richtig im Kopf. Selbst Kleinigkeiten provozierten bei ihm bereits nackte Gewalt. Emily konnte nur auf eine Gelegenheit warten, um den Mörder irgendwie zu entwaffnen. Etwas Besseres fiel ihr momentan nicht ein. Jedenfalls durfte sie weder ihr eigenes Leben noch das von Andy riskieren.

„Was war denn mit Tina Rigby? Warum musste sie sterben?“

„Da fragst du noch, Emily? Sie war eine scheinheilige Bitch, genau wie du. Na ja, einen gewissen Unterschied gab es schon. Du hast mich wenigstens nicht ausgenutzt, Tina hingegen schon. Ich hatte ja auf der Fortuna schon erzählt, dass ich Tina vom Universitätssport her kannte. Aber das ist nicht die ganze Wahrheit. Wir haben auch gemeinsam Geschichte studiert. Eigentlich war ich es, der Tina den entscheidenden Hinweis auf das wertvolle Wrack gegeben hat. Ich wusste ja, dass Tina so ein verwöhntes Luxusgirl war. Aber sie konnte den Hals nie voll kriegen.“

„Dann wollte sie also nach einem Schatz tauchen?“

„Ja, und zwar allein. Tina glaubte, mich ausbooten zu können. Deshalb tat sie so unschuldig und traf ihre Vorbereitungen in aller Heimlichkeit. Oh, Tina kam sich so ungeheuer clever vor. Aber ich war schlauer als sie. Diese falsche Schlange hat wohl wirklich geglaubt, sie wäre allein an dem Riff. Kunststück, ich hatte mich in der Nähe versteckt. Als sie dann zum Wrack hinuntertauchte, habe ich schon auf sie gewartet – mit einer Harpune in der Hand.“

„Und dann hast du sie umgebracht“, flüsterte Emily. Sie konnte Lee nicht in die Augen sehen. Sie fand es unheimlich, dass dieser so harmlos wirkende schlaksige Typ zu so einer Tat fähig war. Verbrecher hatte sie sich immer anders vorgestellt, finsterer und unheimlicher. Aber eigentlich war Lees Durchschnittlichkeit besonders erschreckend, denn genau deshalb traute man ihm derartige Dinge nicht zu.

„Eigentlich wollte ich sie nur erschrecken“, behauptete der Mörder. „Aber dann ist es eben passiert. Jedenfalls geschah es ihr recht. Das kommt davon, wenn man mich austricksen will.“

„Und was ist mit Emilys Sauerstoffflasche? Die hast du doch auch manipuliert, oder? Wolltest du Emily auch nur erschrecken, du Dreckskerl?“

Diese Worte hatte Andy ausgestoßen. Lee wandte sich in seine Richtung. Emily befürchtete schon, dass der Bewaffnete erneut ausrasten würde. Aber er lachte nur höhnisch und nickte.

„Richtig geraten, das war ich. Okay, ich konnte mich einfach nicht beherrschen. Es war einfach mies für mich, dass ich Küchendienst machen musste, während ihr beiden Täubchen miteinander turteln konntet. Da wollte ich der lieben Emily ein wenig Druck machen, nur so als ausgleichende Gerechtigkeit sozusagen.“

Emily warf Andy einen besorgten Seitenblick zu. Ihr Freund hatte sich das Taschentuch gegen den Mund gepresst. Inzwischen war die Blutung halbwegs zum Stillstand gekommen. Emily hoffte, dass sich Andy nicht zu einer Verzweiflungstat hinreißen ließ. Sie hielt Lee nicht für einen eiskalten Mörder, sondern für einen Psycho, der seine Gewaltausbrüche nicht unter Kontrolle hatte. Das war vielleicht sogar schlimmer, denn es machte ihn unberechenbar.

Sie versuchte, seine Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken.

„Und was ist mit dem Schatz, Lee? Hast du ihn gefunden?“

„Ja, das interessiert dich natürlich, Emily. Ihr Frauen seid doch alle gleich. Für das große Geld würdet ihr eure Seelen verkaufen, nicht wahr? Aber ich muss dich enttäuschen. In dem Wrack gab es überhaupt nichts zu finden, nur eine Handvoll rostiger Nägel.“

Emily glaubte nicht, dass Lee besonders viele Erfahrungen mit der Liebe vorweisen konnte. Ob er überhaupt schon einmal eine Freundin gehabt hatte? Falls ja, dann musste sie irgendwie mit seiner eitlen Selbstverliebtheit zurechtgekommen sein. Für Emily wäre das nichts gewesen. Erst im direkten Vergleich mit Lee wurde ihr so richtig bewusst, dass sie mit Andy wirklich das große Los gezogen hatte. Im Grunde erinnerte der Mörder von Tina sie sogar ein wenig an ihren gestörten Exfreund Jim Meadows. Nicht vom Aussehen, aber von der Art her. Beide Typen bildeten sich ein, Besitzansprüche an eine Frau stellen zu können.

„Und wie soll es jetzt weitergehen, Lee? Tina hast du beseitigt, aber was wird aus uns?“

„Da lasse ich mir schon noch was einfallen. Wie war das noch mit dieser Motorjacht der Raubtaucher? Der liebe Andy kann mit dem Motor umgehen? Dann ist er ja doch noch zu etwas nütze. Wir drei Hübschen machen jetzt einen schönen Strandspaziergang in die Richtung des Bootes. Ihr beide geht voran. Aber keine schmutzigen Tricks, kapiert? Ich glaube, dieses Baby hier ist sehr zielgenau, jedenfalls auf so kurze Distanz.“

Andy sah aus, als ob er innerlich vor Wut kochen würde. Aber er beherrschte sich. An Emilys Seite kletterte er wieder am Heck der Esperanza herunter, gefolgt von Lee. Der Mörder von Tina sorgte dafür, dass einige Schritte Abstand zwischen ihm und dem Pärchen waren. Emily und Andy blieben stehen. Das gefiel dem Verbrecher überhaupt nicht. Seine Stimme klang nervös und aggressiv.

„Was soll das?“

Lee hob die Signalpistole einen Fingerbreit an.

„Wir wissen nicht, in welcher Richtung die Motorjacht liegt“, sagte Emily. „Willst du vielleicht stundenlang durch die Gegend latschen?“

„Wenn das hier eine Insel ist, dann müssen wir doch früher oder später auf das Boot treffen“, stieß Lee hervor. „Also meinetwegen gehen wir nach links. Vorwärts, oder braucht ihr eine Extraeinladung?“

Sie gingen einige Schritte. Plötzlich musste Emily heftig und unerwartet niesen. Ihre leichte Erkältung nach dem Schiffbruch hatte sich bisher in Grenzen gehalten, aber nun machte sich der Infekt doch bemerkbar. Lee zuckte zusammen. Offenbar hatte er mit dem unerwarteten lauten Geräusch nicht gerechnet.

Das war die Gelegenheit, auf die Andy augenscheinlich gewartet hatte. Mit einem gewaltigen Satz sprang er Lee an und riss ihn von den Beinen. Die Attacke kam für Lee völlig unerwartet. Jedenfalls hatte er nicht rechtzeitig reagieren können. Die beiden Jungs rangen wild miteinander. Andy versuchte, Lee die Signalpistole zu entreißen. Der Mörder klammerte sich natürlich an der Waffe fest. Emily stand unschlüssig daneben.

Sie hätte am liebsten Andy dabei geholfen, diesen durchgedrehten Kerl auszuschalten. Aber andererseits zögerte sie. Emily hatte körperliche Gewalt schon immer verabscheut. Außerdem hatte sie Angst davor, dass ihr Eingreifen die Lage verschlimmern könnte. Wenn Andy nun aus kurzer Distanz die Signalpatrone direkt ins Gesicht bekam – diese Vorstellung war einfach zu schrecklich.

Von der Kraft her waren Lee und Andy scheinbar fast ebenbürtig. Andy hielt Lees Handgelenk umklammert, drückte es zur Seite. Die Knöchel an Lees Hand traten weiß hervor, so stark umklammerte er den Pistolengriff.

„Ich schieße auf deine tolle Freundin, dann ist sie nicht mehr so hübsch!“, drohte er. Der Schweiß lief ihm über das Gesicht, er presste die Worte zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

„Wenn du das tust, bringe ich dich um. Emily, geh aus der Schusslinie!“

Emily war sicher, dass ihr Freund seine Drohung nicht ernst gemeint hatte. Bei Lee musste sie hingegen mit dem Schlimmsten rechnen. Schnell sprang sie zur Seite. Nun konnte sie das Geschoss aus der Signalpistole nicht erreichen.

Und wenn sie selbst nun versuchte, Lee die Waffe zu entwinden? Emily stand jetzt sozusagen im toten Winkel. Sie konnte es tun, ohne sich selbst zu gefährden. Schnell ging sie in die Knie und versuchte, nach der Signalpistole zu greifen. Währenddessen waren Lee und Andy immer noch bemüht, ihren Gegner zu besiegen. Sie bearbeiteten einander mit Kniestößen und Schlägen. Es kam Emily so vor, als würde der Kampf schon mehrere Stunden dauern. Dabei konnte keine Minute verstrichen sein, seit Andy Lee angegriffen hatte.

Lee bemerkte ihre Absicht.

„Jetzt muss dir deine Freundin schon helfen, weil du mit mir allein nicht fertig wirst, Andy.“

Natürlich wollte der Mörder seinen Gegner mit diesem Satz nur herausfordern. Und das gelang ihm leider auch. Emily konnte förmlich spüren, dass sich Andys Zorn noch verstärkte. Die blinde Wut schwächte ihn. Emily hatte einmal von ihrer boxenden Freundin Sharon gehört, dass Kämpfer einen kühlen Kopf behalten mussten, wenn sie siegen wollten. Das konnte sie nun selbst miterleben.

Lee gewann die Oberhand. Er verpasste Andy einen üblen Stoß in die Magengrube. Andy keuchte schmerzerfüllt auf, sein Griff lockerte sich. Lee konnte sich von ihm losreißen. Er richtete die Signalpistole auf Emilys Freund. Sein Gesicht war hassverzerrt.

Emily schien er für den Moment schon wieder vergessen zu haben. Und genau das machte sie sich zunutze. Mit dem Mut der Verzweiflung packte sie mit beiden Händen Lees Unterarm – genau in dem Moment, als er auf Andy feuern wollte.

Lee drückte ab. Es ertönte ein Geräusch, als ob eine aufgeblasene Papiertüte zerknallt wurde. Doch dank Emilys Eingreifen traf die Signalpatrone nicht Andys Gesicht. Stattdessen jagte das Geschoss weit nach oben in den makellos blauen Karibikhimmel. Es explodierte viele Meter über dem Strand. Das feuerrote Farbsignal, das sich nun wie eine knospende Blüte entfaltete, war vermutlich noch aus vielen Kilometern Entfernung deutlich zu erkennen.

Andy hatte sich wieder einigermaßen beruhigt. Schwer atmend kam er vom Boden hoch, legte den Kopf in den Nacken und betrachtete das Schauspiel am Firmament.

„Gut gemacht, Lee“, bemerkte er ironisch. „Jetzt wissen die Raubtaucher garantiert, dass sie nicht allein auf der Insel sind.“