Kyra blickte noch immer staunend über die dicht bewaldete Landschaft, die sich nach allen Seiten ins Endlose erstreckte, als Dea plötzlich einen Warnruf ausstieß.

»Kyra! Pass auf!«

Kyra blickte erschrocken auf und sah, dass ihre Verfolger über ihnen vom Himmel herabfuhren, ein Regen aus Nymphen, denen es in ihrer maßlosen Wut kaum noch gelang, ihr menschliches Äußeres aufrechtzuerhalten. Und warum auch? In der Anderswelt war ihre Tarnung nicht nötig. Immer mehr von ihnen kehrten in ihre ursprüngliche Gestalt zurück, schwarze Kreaturen aus Hornpanzern, mit knochigen Spitzen und Krallen wie Schwertklingen. Sie schwebten etwa zwanzig Meter über Kyra und Dea am Himmel – in der Anderswelt herrschte ewiger Tag, deshalb war der Himmel hier blau, und die Sonne schien –, genau an jener Stelle, an der das Portal die beiden ausgespien hatte.

Doch jetzt erkannte Kyra auch, dass Dea sie nicht vor Morganas Wassergeistern gewarnt hatte – vielmehr waren auf den Zinnen eines Wehrgangs rund um den Festungsturm drei Dutzend Bogenschützen aufgetaucht. An ihren Sehnen lagen Pfeile, die in einem unirdischen Licht aus sich selbst heraus glühten. Ehe Kyra sich versah, umgab sie ein Hagel dieser Geschosse, ein Sturm aus flirrenden Pfeilbahnen, die sie entfernt an Laserstrahlen in Sciencefictionfilmen erinnerten. Doch keiner dieser Zauberpfeile kam ihr nahe, und als sie ihrer Flugrichtung nachblickte, erkannte sie, dass jeder einzelne ins Ziel traf: Die Wassergeister zerflossen im Flug, platzten in schillernden Fontänen und regneten auf den See und die Festung hinab. Innerhalb weniger Augenblicke war keiner ihrer Verfolger mehr am Leben.

»Habt Dank!«, rief Dea zum Turm hinab und winkte.

Einer der Männer, gekleidet in ein mittelalterliches Lederwams und einen Umhang aus goldenem Herbstlaub, hob den Arm zum Gruß und rief etwas, das Kyra nicht verstehen konnte. Sie fragte sich, welche Sprache die Menschen hier benutzten – so es denn überhaupt gewöhnliche Menschen waren, was Kyra arg bezweifelte.

»Werden wir die Dame vom See treffen?«, fragte sie.

Ihre Mutter schüttelte den Kopf. »Nicht heute. Es mag nicht so aussehen, aber die Festung steht kurz vor der Niederlage. Die Belagerung dauert jetzt schon fast drei Jahre. Nimues Untertanen sind nahe daran, aufzugeben. Wir müssen uns Morgana umgehend zum Kampf stellen.«

»Sofort?« Kyra rutschte das Herz in die Hose. Bislang war ihr Ausflug in die Anderswelt nur ein farbenprächtiges Abenteuer, und sie war keineswegs überzeugt, dass es sich nicht doch um einen Traum handelte, der sie zu Hause, in ihrem warmen Bett in Giebelstein, heimsuchte. Doch die Aussicht, es nun tatsächlich mit einer der mächtigsten Zauberinnen aufzunehmen, führte ihr abermals vor Augen, wie ernst die Lage war.

Dea brauchte sie jetzt. Nimue und die anderen brauchten sie.

Sie musste nur fest genug daran glauben, nicht wahr? So lief das doch in Märchen: Mut und Überzeugung zwingen letztlich jeden Gegner in die Knie.

Nur dass dies kein Märchen war, sondern – irgendwie jedenfalls – die Wirklichkeit. Vielleicht eine andere Facette davon, aber nichtsdestoweniger die Wirklichkeit.

»Was hast du vor?«, fragte sie in Deas Richtung.

»Nimue wird von der Festung aus einen magischen Schild um uns weben. Und dann werden wir Morgana herausfordern – zu einem Duell, das sie mir schon vor langer, langer Zeit versprochen hat.« Damit wandte sie sich von Kyra ab und brüllte so laut, dass es weit über den See schallte: »Hörst du mich, Morgana? Dea ist hier, und mit ihr ihre Tochter Kyra! Komm heraus, und stell dich zum Kampf!«

Aus dem feindlichen Lager am Ufer raste ihnen ein ganzer Schwarm schwarzer Pfeile entgegen, aber alle wurden ein Dutzend Schritte vor Kyra und Dea von einer unsichtbaren Mauer abgeschmettert.

»Die Dame vom See ist von der langen Schlacht geschwächt«, rief Dea Kyra zu. »Sie mobilisiert ihre letzten Kräfte, um uns zu schützen. Wir haben nicht viel Zeit.«

»Ich weiß ja nicht einmal, was ich tun soll«, erwiderte Kyra verzweifelt. »Du redest immer vom Kämpfen … aber, zum Kuckuck, wie denn überhaupt?«

»Das wirst du erkennen, wenn es so weit ist«, antwortete Dea geheimnisvoll.

Eine Spur zu geheimnisvoll, fand Kyra, und allmählich mischte sich Wut unter ihre Hilflosigkeit. Aber ihr blieb keine Zeit, einen Streit mit Dea vom Zaun zu brechen, denn nun tat sich mit einem Mal etwas im Heerlager ihrer Gegner.

Die Masse der Krieger am Ufer teilte sich, und eine einzelne Gestalt schritt durch die Schneise auf das Ufer zu.

»Morgana«, flüsterte Dea.

Kyra beobachtete die Gestalt mit aufgerissenen Augen. Morgana sah genauso aus wie in ihrer Vision im Hexenmuseum. Größer als die meisten Frauen, war sie gertenschlank und trug lange schwarze Gewänder. Auch ihr Haar, das bis auf ihre Hüften fiel, war rabenschwarz. Einzelne Strähnen tanzten wie Schlangen auf dem Wind, der über den See strich. Selbst aus der Entfernung bemerkte Kyra, wie dunkel die Augen der Zauberin waren. In ihre Nasenflügel waren Diamanten eingelassen.

Morgana blieb nicht stehen, als sie das Ufer erreichte, sondern setzte, ohne zu zögern, einen Fuß auf die Wasseroberfläche – und wurde von ihr getragen. Mühelos ging sie über das Wasser, als wäre es unter ihren Füßen gefroren, und doch konnte Kyra deutlich Wellen und Strömungen erkennen. Gleichzeitig bildete sich unter der Zauberkönigin eine Säule aus Wasser, die mit jedem ihrer Schritte höher emporwuchs, bis sie sich zehn, fünfzehn Meter über dem See erhob, genau auf einer Höhe mit Kyra und Dea.

»Das also ist deine Tochter«, sagte Morgana, als sie und die sprudelnde Wassersäule in Rufweite vor den beiden verharrten. »Eine erstaunliche Ähnlichkeit.«

Kyra war viel zu beeindruckt von der Macht dieser Frau, als dass sie irgendetwas darauf hätte erwidern können. Aber offenbar wurde das ohnehin nicht von ihr erwartet, denn Dea ergriff sogleich das Wort:

»Ich gebe dir noch eine Möglichkeit zum Rückzug«, rief sie Morgana entgegen. »Bleibt ihr, du und deine Gefolgschaft, werden wir euch vernichten.«

»So? Denkst du nicht, es ist eher an mir, Gnade zu gewähren?« Die Zauberkönigin tat amüsiert, obwohl Kyra ahnte, dass sie ihre Überlegenheit nur nach außen hin zur Schau stellte; wäre sie tatsächlich derart siegessicher gewesen, hätte sie wohl kaum ihre Nymphen Jagd auf Kyra machen lassen. Nein, Morgana musste wissen, dass Mutter und Tochter ihr gefährlich werden konnten.

Auch Dea hatte das Spiel der Zauberin durchschaut. »Du magst noch so hohe Wassersäulen aus Nimues See wachsen lassen, Morgana – du wirst meine Tochter nicht durch billigen Hokuspokus beeindrucken.«

Kyra nickte wie ein Roboter. Dea nahm ihre gespielte Entschlossenheit zufrieden zur Kenntnis.

Morgana stieß ein schallendes Gelächter aus, und Kyra sah, dass die Männer auf den Wehrgängen von Nimues Hort bei diesem Laut Schutz hinter den Zinnen suchten. Zu lange waren sie schon den grausamen Attacken der schwarzen Zauberkönigin ausgesetzt; nun waren sie am Ende ihrer Belastbarkeit.

Dea hatte Recht: Der Kampf musste entschieden werden, hier und jetzt.

»Wir werden sehen«, rief Morgana Dea entgegen, »was deine Brut echter Magie entgegenzusetzen hat.«

Damit riss sie beide Arme in die Höhe und schleuderte aus dem Nichts zwei glühende Feuerbälle in die Richtung der beiden. Kyra erwartete, dass Nimues magischer Schutzschild die Geschosse abwehren würde, doch die Glutbälle stießen durch die unsichtbare Wand wie durch Butter.

Kyra zog instinktiv den Kopf ein und ließ ihren fliegenden Teppich ein paar Meter absinken. Dea dagegen behielt ihre Position bei, machte eine rasche, komplizierte Zaubergeste mit ausgestreckten Fingern, und noch im selben Moment lösten sich die Feuerkugeln in weißen Rauch auf.

Kyra kam sich feige vor und stieg rasch wieder zu ihrer Mutter auf.

»Ist das alles?«, brüllte Dea zu Morgana hinüber. »Feuerkugeln und ein wenig Wasserzauber? Ich habe mehr von dir erwartet!«

»Deine Tochter hat Angst«, erwiderte Morgana, und Kyra begriff, dass sie mit ihrem Sinkflug genau das Falsche getan hatte; jetzt hatte sie der Zauberkönigin verraten, dass sie keineswegs so geübt im Umgang mit der Magie war, wie sie vorgeben wollte. Die Feuerbälle waren nur Köder gewesen, um Kyra auf die Probe zu stellen. Und sie war natürlich prompt darauf hereingefallen.

»Mach dir nichts draus«, flüsterte Dea ihr über den Abgrund zwischen Mistelzweig und Teppich zu. »Angst zu haben ist keine Schande. Es ist gerade ihre Überheblichkeit, an der Morgana zu Grunde gehen wird. Tu einfach das, was ich dir sage.«

Kyra nickte. Sie fühlte sich noch immer schrecklich hilflos. In ihrer eigenen Welt, im Kampf mit ihren Freunden gegen Hexen und Dämonen, hatte sie bereits einige Erfahrungen gesammelt; hier aber, in der Schlacht um Nimues Hort, war sie nichts als eine Zuschauerin, die man unerwartet aus dem Publikum auf die Bühne gezerrt hatte. Wenn Dea sie wenigstens in ihre Pläne eingeweiht hätte! Doch nicht einmal darüber wusste sie Bescheid. Allmählich fühlte sie sich fast ein wenig ausgenutzt. Dea wollte zwar ihre Hexenkraft, zog sie aber nicht ins Vertrauen. Kyra hasste es, wenn man sie nicht wie eine Gleichberechtigte behandelte. Auf ihre Art war ihre Mutter nicht anders als der Professor – beide hatten nur ihre eigenen Probleme im Kopf, ohne sich um die Sorgen ihrer Tochter zu kümmern.

Der Ärger gab Kyra neuen Mut, und mit einem Mal spürte sie in sich die Kraft, es mit Morgana aufzunehmen. So leicht würde sie sich nicht unterkriegen lassen!

»Was willst du, Morgana?«, rief Kyra über den See hinweg. »Große Reden schwingen oder einen Krieg zu Ende führen?«

»Sieh an, sieh an«, entgegnete ihre Gegnerin, »das Mädchen hat ein flinkes Mundwerk und weiß es zu gebrauchen. Lasst uns herausfinden, ob sie auch andere Talente besitzt.«

Die Wassersäule unter Morganas Füßen begann sich zu verästeln und bildete zahllose Tentakel, die wie zum Leben erwachte Zweige eines Baumes um sich schlugen. Sie waren nicht lang genug, um Kyra und Dea zu erreichen, aber ihr wildes Zucken und Peitschen war trotz allem Ehrfurcht gebietend und – das musste Kyra sich eingestehen – ziemlich beängstigend. Dann aber tauchten die Tentakel plötzlich mit ihren Enden ins Wasser, brachen wie Geschosse durch die Oberfläche und verschmolzen wieder mit dem See, aus dem sie eben erst gemacht worden waren. Dadurch schrumpfte auch die Säule unter Morgana rasch in sich zusammen, bis sie schließlich ganz verschwunden war und die Zauberkönigin mit beiden Füßen auf der Wasseroberfläche stand wie auf einem Spiegel.

Dea und Kyra schwebten hinab, hielten sich aber immer noch einige Meter über dem See.

»Jetzt beginnt es«, murmelte Dea.

»Was beginnt?«, flüsterte Kyra zurück.

»Morganas Untergang.«

Doch das, was dann geschah, sah für Kyra keineswegs nach einer Niederlage aus – ganz im Gegenteil.

Um sie herum, über den ganzen See verteilt, bildeten sich Beulen in der Wasseroberfläche, so wie vor ein paar Stunden, als sich eine zweite Angriffswelle von Nymphen aus dem Dozmary Pool erhoben hatte. Tatsächlich geschah hier das Gleiche – nur dass die Zahl der Wassergeister, die Morgana jetzt zu Hilfe rief, jene der Nymphen im Bodmin Moor um ein Zigfaches überschritt.

Es waren hunderte, vielleicht sogar über tausend.

Überall stiegen sie aus Nimues See empor, manche in ihrer wahren Gestalt als Monster aus Horn und Knochenschuppen, andere wie kranke Zerrbilder der blonden Feenwesen, deren Form sie über dem Moor angenommen hatten. Manche besaßen Oberkörper wie Frauen, darunter aber Beine wie von mutierten Insekten. Einige hatten perfekte, ebenmäßige Gesichter, doch ihr Haar bestand aus hässlichen Wasserpflanzen. Und wieder andere hatten ihre kantigen, verzogenen Hornkörper mit Menschenhaut überzogen, die zu reißen und aufzuplatzen drohte – das waren die Grässlichsten, fand Kyra, und sie konnte sie nicht länger als unbedingt nötig ansehen.

Aus jedem Quadratmeter des Sees erhoben sich die schrecklichen Nymphenwesen, geschaffen aus dem Wasser selbst. Merklich begann die Oberfläche abzusinken, so als hätte ein Riese einen unsichtbaren Strohhalm angesetzt und einen gehörigen Schluck aus dem See genommen.

»Das war’s dann wohl«, keuchte Kyra beim Anblick dieser Armee aus Wassergeistern, die sich unter Morganas Kommando aus den Wellen schälte.

»Nein«, wisperte Dea so leise, dass Kyra es gerade noch verstehen konnte. »Es ist genau das eingetreten, was ich gehofft habe. Morgana weiß es noch nicht, aber sie hat ihre eigene Macht überschätzt. Deine Anwesenheit hat sie unvorsichtig gemacht. Es mag nicht so aussehen, aber die Erschaffung all dieser Nymphen ist eine Verzweiflungstat.«

»Glaubst du wirklich?«

»Ja. Sie greift zu ihren letzten Waffen. Aber sie hat dabei einen entscheidenden Punkt übersehen.«

»Und welchen?«

»Morgana mag die Macht über das Wasser haben, um daraus ihre Nymphensklaven zu formen. Aber dies hier ist Nimues See. Sie ist die Dame vom See, auch wenn sie nach all den Jahren geschwächt und krank ist. Was immer Morgana aus diesem Wasser erschafft, wird ihr nicht so leicht gehorchen wie ihre anderen Kreaturen. Und genau das werden wir uns zu Nutze machen.«

»Aber wie?«, wollte Kyra wissen.

»Unsere Macht wird die ihre aufheben und brechen.«

»Das verstehe ich nicht.«

Dea winkte ab. »Warte ab. Gleich ist es so weit.«

Morgana stand immer noch kerzengerade auf der Oberfläche des Sees, eine schwarze Silhouette vor den aufgepeitschten Wassermassen. Das Heer der Nymphen war nahezu vollständig; die furchtbaren Wesen hatten sich jetzt bis zu den Knien aus dem See erhoben, ihre Schöpfung war so gut wie vollendet.

Morgana blickte mit einem siegessicheren Lächeln zu ihren beiden Gegnerinnen empor. Ihr seid verloren, höhnte ihr Blick. Ihr und all eure Freunde in Nimues Hort.

»Jetzt!«, brüllte Dea mit einem Mal, drückte die Spitze ihres Flugzweiges nach unten und schoss auf die Oberfläche des Sees zu.

»Aber … was –«, stammelte Kyra, doch Dea rief über ihre Schulter: »Folge mir, Kyra – ins Wasser!«

Kyra zögerte nicht länger. Sie gab dem fliegenden Teppich einen geistigen Befehl, der ihn abwärts rasen ließ, auf die Nymphen, auf Morgana, auf das Wasser zu …

Die Welt explodierte in einer Fontäne aus flüssigem Silber.

Bevor sie eintauchte und den Teppich unter sich verlor, sah Kyra gerade noch, wie Morganas Gesicht sich verzerrte. Die Zauberkönigin riss den Mund zu einem zornigen Schrei auf, als sie erkannte, was geschah. Sie begriff, dass Dea sie in eine Falle gelockt hatte.

Um Kyra war nur noch Wasser, strudelndes, schäumendes, kaltes Wasser. Ihr Atem wurde zu einem Schwarm silberner Bläschen, der wirbelnd zur Oberfläche aufstieg. Wild schlug sie um sich, kämpfte gegen ihre Panik, strampelte mit den Beinen und bekam plötzlich wieder Luft. Der Teppich war fort, nass geworden und in den Tiefen des Sees versunken, aber daran verschwendete sie im Augenblick keinen Gedanken. Sie wollte nur atmen, atmen, atmen … und wissen, was um sie herum geschah.

Beim Aufprall auf dem Wasser war sie zwischen mehreren Nymphen eingetaucht, doch als sie sich jetzt umschaute, halb blind von der Nässe in ihren Augen, erkannte sie, dass die Geister ihr keine Beachtung schenkten. In langen Reihen schritten sie in einer sternförmigen Massenbewegung über den See, strömten auf einen einzigen Punkt zu – dorthin, wo Morgana stand und verzweifelt Befehle kreischte, denen keiner mehr gehorchte.

Kyra hatte das Gefühl, dass etwas Warmes, Leuchtendes aus ihren Poren in den See floss, und als sie an sich hinabblickte, sah sie, dass das Wasser in weitem Umkreis zu glühen begonnen hatte wie Lava im Inneren eines Vulkans.

Doch sie spürte keine Hitze. Vielmehr stieg in ihr ein sanftes Frösteln auf, nicht wirklich unangenehm, aber doch sonderbar – es war, als entzöge ihr Nimues See alle Wärme, und es dauerte einen Moment, ehe sie begriff, dass es mehr war als nur Wärme, die aus ihr herausfloss. Es war ihre Hexenkraft. Sie speiste den See, gemeinsam mit Dea, die jetzt ganz in ihrer Nähe auftauchte. Zusammen hatten sie Morganas Macht über das Wasser gebrochen. Nun waren sie es, denen die Nymphen gehorchten, und fraglos war es Dea zu verdanken, dass sich das Blatt gegen Morgana wendete.

 

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