10. KAPITEL

Verbittert schlug Don mit der Faust auf den Tisch. Eine Kaffeetasse rollte auf den Boden, und ein altes Bild von Kaylie fiel scheppernd um.

Damals war ihr blondes Haar noch länger gewesen. Fast bis zu den Hüften hatten die langen welligen Strähnen gereicht, und ihr Gesicht war damals noch etwas pausbäckig, der Blick ihrer grüne n Augen voller Energie und Ungeduld gewesen.

Er hatte sich so sehr in sie verliebt, daß er sich auf fast nichts mehr hatte konzentrieren können. Sie war damals so jung und er nur ihr Leibwächter.

Jetzt noch konnte er sich genau erinnern, wie es damals geschehen war. Natürlich hatte er sich zunächst dagegen gesträubt, doch auch er war noch jung gewesen. Gegen die übermächtigen Gefühle, die ihn zu ihr hinzogen, hatte er sich auf Dauer nicht wehren können. Nach dem Tod ihrer Eltern hatte er dem inneren Drang nicht länger widerstehen können.

Er selbst hatte erfahren, was es bedeutete, jemanden zu verlieren, den man liebt. Seine eigenen Eltern und sein älterer Bruder waren beim Bergsteigen tödlich verunglückt. Und er selbst hätte diesen Unfall fast auch nicht überlebt. Die Schwester seiner Mutter, Tante Hilary, hatte ihn mit

unermüdlicher Geduld wieder gesund gepflegt und ihn

zusammen mit ihrem zweiten Mann George aufgezogen. Oft hatte George sich über ihn aufgeregt, weil er als Teenager nur Ärger verursacht hatte.

Vier Jahre später starb Tante Hilary bei einem

Verkehrsunfall. Der Täter beging Fahrerflucht. Don lief von zu Hause davon und ging zur Marine.

Es war kein Wunder, daß er später solche Angst hatte, Kaylie zu verlieren. Und in dem Bemühen, sie zu beschütze n, war er zu weit gegangen. Kaylie hatte die Scheidung eingereicht.

“Was für ein Idiot bin ich gewesen”, murmelte er zu sich selbst und schüttelte die traurigen Erinnerungen ab. Er rief in Whispering Hills an und wartete ungeduldig darauf, daß die Telefonistin ihn mit dem Arzt von Lee Johnston verband.

Schließlich meldete sich Dr. Henshaw, doch auch bei diesem Gespräch sträubte er sich, nähere Auskunft über Johnston zu erteilen. Er schloß nicht ausdrücklich aus, daß Lee Johnston eines Tages wieder auf freie n Fuß gesetzt wurde.

“Na phantastisch!” stieß Don aus, als er den Hörer auflegte.

Wenn er doch Kaylie nur irgendwie dazu bringen könnte, auf ihn zu hören! Sie war immer viel zu sorglos, selbst nach der schrecklichen Premierenvorstellung von “Besessen”.

Don ging zur Bar hinüber und goß sich einen Whisky ein. Er hatte alles vermasselt. Anstatt Kaylie dazu zu bringen, daß sie bei ihm blieb, so daß er sie vor Lee Johnston beschützen konnte, hatte er sie so weit gebracht, daß sie nicht einmal mehr mit ihm reden wollte.

Doch ihr Leben war ihm wichtiger als ihre Liebe. Er würde sie beschützen, selbst wenn er ihre Gefühle für ihn auf immer verlor. Don trank sein Glas leer und teilte seiner Sekretärin über die Sprechanlage mit, daß sie die besten seiner Männer zusammenrufen solle.

Kaylie saß im abgedunkelten Sendestudio und überlegte, weshalb Alan ihr ständig widersprach und nicht einmal versuchte, sie zu verstehen. Vielleicht, dachte sie, hat Don mit seiner Meinung über Alan doch recht.

“Ich verstehe das nicht”, beschwerte Alan sich und zupfte sich einen Flusen vom Jackett. Abweisend kniff er die Lippen zusammen. Sein dunkelbraunes Haar war sorgfältig frisiert, und an seinem Anzug war nicht das kleinste Fältchen zu entdecken.

Er saß auf einem der Barhocker, die im Studio standen. “Was ist schlimm an ein bißchen Werbung?”

“Es ist nicht bloß ein bißchen Werbung, Alan, das wissen wir beide. Wer hat das Gerücht in die Welt gesetzt, daß wir heiraten wollen?”

“Was weiß ich? Ist doch egal.” Übertrieben zuckte er mit den Schultern. “Wenn man bekannt genug ist, kommt man mit so einer Geschichte auf einige Titelseiten, manchmal sogar mit Bild.”

“Du meinst also, wir sollten geschmeichelt sein?”

Alan zwang sich zu lächeln, betrachtete kurz sein Spiegelbild in einer Glasscheibe und strich sich übers Haar. “Es tut doch nicht weh, wenn wir einfach abwarten. Nächste Woche redet niemand mehr über uns.”

“Das ist nicht der entscheidende Punkt!”

“Komm, beruhige dich einfach. Okay?” Er machte ein paar Korrekturen in den Unterlagen, die vor ihm lagen.

“Ich beruhige mich, wenn wir vor der Presse bekanntgeben, daß an der ganzen Verlobungsgeschichte kein Wort wahr ist- “

Alan hob die Hände. “Von mir aus.” Wieder ging er die Unterlagen für den nächsten Tag durch. Beiläufig fragte er:

“Was ist passiert? Hat Brenda dich geärgert? Bist du deshalb so gereizt?”

“Welche Brenda?” fragte sie verständnislos.

“Deine Tante. Die, die so krank war.” Lauernd blickte Alan hoch und runzelte leicht die Stirn. “Die du während der letzten Tage im Krankenhaus besucht hast”, fuhr er fort. Er ließ sie nicht aus den Augen und rückte die schmale Brille zurecht, die er niemals vor der Kamera trug.

“Ach, ach so. Nein.” War Don tatsächlich so weit gegangen, ihrer erfundenen Tante einen Namen zu geben? Kaylie räusperte sich. “Nein, ich hatte lediglich Zeit, über einige Dinge in aller Ruhe nachzudenken.” Das wenigstens war nicht gelogen.

Meistens hatten sich ihre Gedanken jedoch um Don gedreht.

“Und?”

“Und dabei habe ich überlegt, wir sollten dieses ganze Geschwätz um uns beide beenden.”

“Erzähl das den Leuten vom Sender. Ich wette, daß die Einschaltquoten in der letzten Zeit ganz schön geklettert sind, während wir beide in den Schlagzeilen waren.”

“Trotzdem…”

“Schon in Ordnung.” Alan lachte leise. “Es hat doch niemandem geschadet, oder?”

Sie war sich da nicht so sicher. “Ich will lediglich mein Privatleben für mich behalten, weiter nichts.”

Schweigend musterte Alan sie. Dann schob er seine Notizen zusammen. Als er wieder zu Kaylie aufblickte, wirkte er nachdenklich. “Gibt es da irgendwelche Neuigkeiten bei dir?”

“Was meinst du?”

Er rieb sich das Kinn. “Bevor du weggefahren bist, um deine Tante zu pflegen, rief Flannery hier ein paarmal an.”

Sie zuckte nicht mit der Wimper. “Na und?”

“Hat deine Sorge um dein Privatleben etwas mit ihm zu tun?”

“Natürlich nicht”, entgegnete sie und strich ihren Rock glatt.

“Sicher? Denn weißt du, mir kommt es merkwürdig vor, daß Flannery hier nach all den Jahren gleich ein paarmal anruft.

Dann verschwindest du für einige Tage, und jetzt redest du vo n deinem Anrecht auf Privatleben.”

“Das ist blanker Unsinn.”

“Wenn du es sagst.” Er tippte sich mit dem Stift an die Lippen. “Soll ich dir sagen, was ich glaube?”

“Eigentlich interessiert es mich nicht.”

“Ich glaube, daß du nie richtig über ihn hinweggekommen bist.” Alan legte seine Notizen auf den Tisch und setzte sich in einen Sessel.

“Don hat mit dem Ganzen nichts zu tun.”

“Du konntest noch nie gut lügen. Und wenn mich nicht alles täuscht, hat dein Verschwinden sehr viel mit Don zu tun. Vergiß nicht, daß ich dich gut kenne. Genauso lange wie er. Und ich habe mitbekommen, was du nach deiner Scheidung

durchgemacht hast.”

“Laß uns das nicht alles wieder aufrollen.”

Alan ging nicht darauf ein. “Wie ich es sehe, hast du dich gefühlsmäßig nie von ihm getrennt. Zugegeben, du hast ihn jahrelang nicht gesehen, aber für mich ist es offensichtlich, daß du ihn immer noch liebst.” Bevor Kaylie widersprechen konnte, fuhr er fort: “Wenn Don gepfiffen hat, bist du angelaufen gekommen. Damals hieltest du die Scheidung für richtig, aber das hat sich geändert.”

“Woher willst du das denn wissen?” stieß sie aus.

“Weil ich lange mit dir gearbeitet habe, Kaylie. Damals bei der Premiere von ‘Besessen’ war ich dabei, als dich dieser Verrückte, dieser Johnston, angefallen hat. Und ich habe mitbekommen, wie du dich seitdem verändert hast.”

Kaylie ging durch die Kulisse und setzte sich in den Sessel, aus dem sie schon Hunderte von Sendungen moderiert hatte.

War sie so leicht zu durchschauen? Sogar der selbstsüchtige Alan wußte anscheinend, was in ihr vorging.

“Ich weiß zwar nicht, weshalb ich diesen Kerl verteidige, obwohl ich ihn nicht mag, aber Don hatte recht, als er sich Sorgen machte, daß Johnston dich wieder bedrohen könnte.”

Ruckartig hob sie den Kopf. “Was soll das heißen?” fragte sie mißtrauisch, und in ihr meldete sich wieder die panische Angst.

“Soll Johnston entlassen werden?”

Gleichgültig hob Alan die Schultern. “Wenn ja, dann wird es streng geheimgehalten. Aber eines Tages wird er freikommen.”

Dabei blickte er auf seine Uhr und stand auf. “Ich muß mich beeilen”, erklärte er und griff nach seiner Aktentasche. Dann holte er eine Sporttasche unter dem Sessel hervor. “Ich bin mit meinem Agenten zum Tennisspielen verabredet. Bis später.” Er winkte kurz und ging hinaus.

***

Kaylie verbrachte die folgenden Stunden im Studio und

durchforschte die Nachrichten, die sich für sie angesammelt hatten. Doch es war kein Zettel darunter, der auf einen Anruf von “Ted” hinwies. Sie erledigte ihren Schreibkram, telefonierte und sah sich die Folgen der Sendung an, die sie verpaßt hatte.

Danach bereitete sie sich mit Jim und Tracy für die nächste Sendung vor.

Schließlich verließ sie das Sendegebäude in einem

Leihwagen. Wenn sie die Zeit fand, wollte sie nach Carmel hinausfahren und sich ihren eigenen Wagen holen. Aber im Moment hatte sie noch etwas Wichtiges zu erledigen.

Sie fuhr über die Golden Gate-Brücke, ohne auf das

grandiose Licht des Sonnenuntergangs über der Bucht zu achten.

Völlig in Gedanken versunken fuhr sie bis Sonoma. Dort bog sie von der Hauptstraße ab und fuhr einen Hügel hinauf bis zum Haus ihrer Schwester. Sie stellte den Motor aus und hörte Radio, während sie darauf wartete, daß Margot von der Arbeit nach Hause kam. Um halb sechs bog Margot mit ihrem Kleinwagen in die Auffahrt ein und fuhr in die Garage.

Gerade als Kaylie ausstieg, kam Margot aus der Garage und rannte auf ihre jüngere Schwester zu. “Kaylie! Du bist zurück!”

rief sie und umarmte sie. Margots kupferbraunes Haar

schimmerte im Abendlicht, und ihre hellblauen Augen strahlten.

“Du mußt mir alles über dein Abenteuer mit Don erzählen!”

Aufseufzend blickte Kaylie nach oben. “Abenteuer! Er hat mich entführt und mehrere Tage gefangengehalten!”

“Klingt himmlisch.”

“Das ist doch verrückt!”

“Findest du?” Margot schmunzelte. “Ich kann es gar nicht erwarten, daß du mir alles erzählst. Aber du darfst nichts auslassen, hörst du? Ich will alles wissen.”

“Du bist doch hoffnungslos romantisch”, sagte Kaylie lachend. Margots Begeisterung war einfach ansteckend.

“Eigentlich bin ich hierher gekommen, um dich zu verprügeln.”

“Wieso?”

Einen Augenblick verschlug es Kaylie die Sprache. “Das weißt du genau! Weil du mit ihm gemeinsame Sache gemacht hast.”

“Und darauf bin ich stolz”, neckte Margot sie. “Spiel jetzt nicht das arme Opfer. Das zieht bei mir nicht. Du liebst Don immer noch, und daran wird sich nie etwas ändern. Warum gibst du es nicht einfach zu? Komm jetzt und hilf mir, die Einkäufe ins Haus zu tragen. Dann trinken wir erst mal ein Glas Wein.”

Mit Tüten bepackt gingen die beiden Frauen ins Haus.

Margot verstaute die Einkäufe und streichelte die drei Katzen, mit denen sie zusammenwohnte. Sie hatte das Haus zusammen mit ihrem Ehemann Trevor bauen lassen und wollte auch nach seinem tragischen Bootsunfall, bei dem er ums Leben kam, das Haus nicht aufgeben. Von hier aus konnte man das weite Tal überblicken, und Margot hing an dem mit Weinranken

begrünten Haus.

“Und jetzt feiern wir”, beschloß Margot und setzte sich mit Knabberzeug und einer Flasche Wein zu Kaylie auf die

Veranda.

“Was denn?” erkundigte Kaylie sich neugierig.

“Na, daß du wieder in der Stadt bist. Oder wieder mit Don zusammen. Wie du willst.”

“Ich bin nicht mit Don zusammen.”

“Gesteh es dir doch ein”, beharrte Margot und konnte ein Schmunzeln nicht verbergen. “Weißt du, du solltest dich freuen, daß Don mit aller Kraft versucht, dich wieder zu gewinnen.”

“Meinst du?”

“Ja, das tue ich.” Nachdenklich stellte sie ihr Glas ab. “Ich wünschte, ich könnte mit Trevor auch noch einmal von vorn beginnen.”

Kaylie fühlte sich mit einemmal beklommen. “Aber Trevor war ganz anders als Don.”

“Nicht sehr”, widersprach Margot kopfschüttelnd.

“Halsstarrig, überheblich und stolz war er.” Leise fügte sie hinzu: “Und liebevoll und wunderbar.”

Kaylie wußte nicht, was sie sagen sollte, und streichelte ihrer Schwester nur mitfühlend über die Hand.

Margot sah zu ihr auf. “Ich verstehe einfach nicht, wie du etwas so wertvolles wie Dons Liebe wegwerfen kannst, obwohl er sich solche Mühe gibt, an sich zu arbeiten.”

“Ich will eben unabhängig sein.”

“Das ist doch eine Ausrede, und du weißt es auch.”

“So einfach ist das nicht, Margot. Immerhin hat er mich verschleppt. Gegen meinen Willen. Doch das war ihm völlig egal.”

“Vielleicht beurteilst du ihn falsch”, sagte Margot und griff nach der Schale mit den Chips.

“Auf keinen Fall. Er hat mich angelogen, Margot. Diese ganze Geschichte mit Lee Johnston…”

“Das war keine Lüge.” Margot schüttelte den Kopf. “Sie werden Johnston nicht auf ewig einsperren. Don ist nur vorsichtig.”

“Ach, hör doch auf.”

“Ich meine das ernst, Kaylie. Don sagt, es gebe Gerüchte, daß Johnston entlassen werden solle. Na, komm”, sie schmunzelte wieder, “Jetzt erzähl mal, wie es war, von Don an ein romantisches Plätzchen entführt zu werden.” Kaylie verzog den Mund. “Ich weiß nicht recht”, sagte sie. “Ich kann mich nicht entscheiden. Es war wie eine Mischung aus Himmel und Hölle.”

Margot trank noch einen Schluck Wein. “Klingt sehr leidenschaftlich.” “Möglich”, gab Kaylie zu. “Und dir habe ich auch noch nicht vergeben.

Du hast das Spiel mitgemacht.” “Ich habe nur versucht zu helfen.” “Na vielen Dank, darauf hätte ich gut verzichten können.” “Hör auf, Kaylie.” Margot beugte sich verschwörerisch näher zu ihr.

“Und jetzt mal ganz von vorn. Und keine Kleinigkeit auslassen.”

***

Es war schon nach acht, als Kaylie vor ihrer Garage anhielt.

Sie war mit Margot chinesisch essen gegangen, und nachdem Kaylie ihre Erlebnisse mit Don, fast ohne etwas auszulassen, erzählt hatte, war sie in die Stadt zurückgefahren. Margot würde es nie verstehen, daß sie von Don weggefa hren war, obwohl sie kurz zuvor mit ihm geschlafen hatte. Auch Kaylie wußte nicht mehr genau, wie sie das geschafft hatte.

Sie bemerkte Don sofort. Er lehnte an seinem Jeep und hielt die Arme vor der Brust verschränkt. Nach seinem

Gesichtsausdruck zu urteilen, wartete er schon geraume Zeit auf sie.

“Was tust du hier?” wollte sie wissen und achtete nicht auf die Gefühle, die sein Anblick in ihr auslöste.

“Ich warte auf dich.”

“Warum?”

“Ich wollte mich nur erkundigen, wie es für dich heute im Sender gelaufen ist.”

“Natürlich.” Das kaufte sie ihm keine Sekunde lang ab. Ihr Job hatte ihn noch nie interessiert. “Sag schon, was willst du?”

“Du warst bei Margot, stimmt’s?”

“Woher weißt du das?” rief Kaylie, und schlagartig fühlte sie sich wieder hintergangen. “Nein, laß mich raten. Sie hat dich angerufen.”

“Sofort nachdem ihr euch verabschiedet habt.”

“Warum?” flüsterte sie. Sie hätte ihre Schwester schlagen mögen.

“Sie ist eben romantisch”, sagte Don. “Anscheinend denkt sie, daß wir füreinander bestimmt sind.” Er kam auf sie zu, und Kaylie wußte nicht, ob sie sich ihm in die Arme werfen oder weglaufen sollte. Statt dessen schloß sie die Tür auf.

“Sie glaubt, daß wir beide noch eine Chance haben.”

“Na ja, sie hat unseren Streit heute nachmittag auch nicht mitbekommen.”

“Sieh mal, Kaylie, es tut mir leid”, sagte er unvermittelt.

“Heute im Büro habe ich mich gehenlassen. Ich habe Dinge gesagt, die ich nicht so meine, und … und ich wollte nicht auf diese Weise mit dir auseinandergehen.”

“Dann gibt es ja jetzt nichts me hr zu sagen.”

“Doch, natürlich”, erwiderte er und wies mit dem Kopf auf den Jeep. “Wie wär’s mit einer Autofahrt?” Don schmunzelte.

Kaylie lachte unwillkürlich. “Darauf habe ich mich schon einmal eingelassen.” Sie schüttelte den Kopf. “Denselben Fehler werde ich nicht noch mal begehen.”

Lässig warf er ihr die Autoschlüssel zu. “Du fährst. Wohin du willst.”

Fest umschloß sie die kühlen Schlüssel.

“Komm, gib dir einen Ruck. Es wird bestimmt lustig.”

“Keine Tricks?”

Übertrieben ernsthaft hob er die Hand. “Bei meiner Ehre.”

“Da müßte ich eigentlich erst lange drüber nachdenken”, entgegnete sie, doch sie konnte nicht widerstehen. “Aber wir nehmen meinen Wagen. Dann bringen wir die Schlüssel nicht durcheinander. Das passiert uns ja öfter.” Don lachte und fing die Schlüssel auf, die sie zu ihm zurückwarf.

Kaylie setzte sich hinter das Lenkrad ihres Leihwagens, und Don stieg auf der Beifahrerseite ein. “Ich bestimme das Ziel?”

fragte sie nach und legte den Gang ein.

“Genau.”

Sobald sie losfuhr, wußte sie, wohin sie fahren würde. Sie hatte einen abgelegenen Strand auf der anderen Seite der Halbinsel entdeckt.

Don sprach kein Wort, als Kaylie den Wagen nahe beim

Wasser abstellte. Er war auf gut Glück zu ihr gefahren, weil er sie einfach nicht vergessen konnte. Als sie jetzt die Tür öffnete, wußte er, daß er die richtige Entscheidung getroffen hatte.

Das dunkle Wasser streckte sich bis zum nachtschwarzen Horizont. Kaylie stieg aus und atmete in der frischen Brise, die vom Meer wehte, tief durch. Im Mondschein konnte sie die Zweige der Bäume erkennen, die sich im Wind bewegten. Ihr Haar schimmerte wie Silber.

Der Geruch des Salzwassers umgab sie, als sie schweigend zum Wasser gingen. Vereinzelt kamen ihnen ein paar Leute entgegen, ein älteres Pärchen, das seinen Hund ausfü hrte und eine Gruppe von Teenagern, die mit ihrem Kassettenrecorder am Strand entlangliefen.

Einem plötzlichen Einfall folgend streifte Kaylie die Sandalen ab und wandte sich schmunzelnd zu Don um. “Ich wette, du kriegst mich nicht.”

Dann rannte sie los. Unter den nackten Sohlen spürte sie den festen feuchten Sand direkt am Wasser, und sie lachte unbeschwert.

Don lächelte und nahm die Herausforderung an. Er zog sich die Schuhe und Strümpfe aus, und obwohl Kaylie schon ein weites Stück entfernt war, lief er hinter ihr her. Ihr wehendes Haar glänzte im Mondlicht, und über das Meeresrauschen hinweg hörte er ihr Lachen.

“Sie sollten sich lieber anstrengen, Miss Melville”, schrie er, als er allmählich aufholte.

Kaylie hörte seine Schritte hinter sich und sein lautes Atmen.

Er darf mich nicht einholen! dachte sie und fragte sich, weswegen sie dieses dumme Spiel überhaupt angefangen hatte.

Sie hätte sich denken können, daß er sich dieser

Herausforderung stellen würde.

Sie riskierte einen Blick über die Schulter und sah, daß er sie bald erreichen würde. Im Mondlicht wirkten seine Züge härter, und das Glänzen seiner Augen ließ ihr Herz noch stärker schlagen. Keuchend lief sie noch schneller. Ihre Lungen schmerzten, und ihre Beine taten allmählich auch weh. Vor sich erkannte sie ein paar Felsen. Wenn sie erst dahinter war…

Lachend holte Don sie ein und schlang einen Arm um ihre Taille. Er drehte sie zu sich herum, und sie fielen beide hin.

Mit der Schulter schlug er auf dem feuchten Sand auf und zog Kaylie auf sich. Er fuhr ihr durchs Haar und küßte sie.

“Dachtest du wirklich, du könntest mich abhängen?”

“Ich habe es gehofft.”

“Dummes Mädchen.”

“Ich bin eine Frau”, stellte sie richtig, und Don lachte auf.

Seine Zähne blitzten weiß auf, und durch die großen Steine vom übrigen Strand abgeschnitten, gab es nur noch sie beide.

“Frau”, stimmte Don zu und küßte sie hungrig und voller Leidenschaft. Kaylie konnte nicht anders, als den Kuß zu erwidern. Don drehte sich mit ihr zusammen herum, so daß er auf ihr lag.

Jeder Gedanke daran, sich ihm zu widersetzen, verschwand schlagartig, und sie schlang ihm die Arme um den Nacken und schmiegte sich an ihn. Warum passiert mir bei ihm immer das gleiche? fragte sie sich, als er sich von ihren Lippen löste und sie auf die Augenlider, die Wangen und die Mundwinkel küßte.

Mit der Zungenspitze umfuhr er ihre Lippen und strich ihr über die Zähne.

Undeutlich nahm sie die kühle feuchte Luft wahr, die über ihre nackten Beine und Füße strich. Hier bei den Felsen gab es außer ihnen keinen Menschen, und das Brausen des Meeres war berauschend.

Sie zitterte, doch nicht vor Kälte. Don fuhr mit einer Hand unter den Bund ihres Sweatshirts und strich ihr über den nackten Bauch. Gleichzeitig liebkoste er mit dem Mund ihren Hals und ihr Kinn.

Leise stöhnte sie auf und erwiderte seine Küsse. Sie

verschränkte die Finger in seinem dichten Haar und wand sich unter ihm. Als er ihr Sweatshirt hochschob und ihren BH

öffnete, sträubte sie sich nicht. Ihr ganzer Körper bebte, als er mit der Zunge ihre Brustknospe leckte, bis sie sich hart aufrichtete.

“Sag mir, daß du mich willst? Seine Stimme klang tief und rauh, und sein warmer Atem strich über die empfindsame Haut ihrer Brust

“Ich, ich will dich.”

“Für immer?” fragte er und hob den Kopf. Im Mondlicht erkannte sie sein Gesicht.

Er spielt mit dir, stellte sie fest, doch sie konnte sich nicht gegen die Empfindungen wehren, die sie durchströmten, als er sich wieder über ihre Brust beugte und ihre Brustspitze mit den Zähnen und der Zunge aufreizend liebkoste. “Kaylie”, sagte er leise. “Für immer?”

“Ja”, flüsterte sie und stöhnte wieder auf, als sie sich dem heißen Gefühl der Lust hingab.

Auch Don stöhnte auf und rieb sich langsam an ihr. Sein warmer Atem ging rasch, und Kaylie genoß das Gewicht seines muskulösen Körpers, mit dem er sie in den Sand drückte.

Er zog ihren Büstenhalter ganz zur Seite und betrachtete gebannt ihre Brüste, die sich ihm im Mondlicht

entgegenreckten.

“Du bist schön”, sagte er leise, und fast ehrfürchtig umschloß er eine der Spitzen wieder mit den Lippen.

Kaylie schloß die Augen und zog seinen Kopf an sich. Sie sehnte sich nach ihm und wollte ihn in sich spüren. Erregt bewegte sie sich unter ihm und begann mit zitternden Fingern, sein Hemd aufzuknöpfen. Aufstöhnend streifte er es hastig ab und öffnete ihren Rock, um ihn auszuziehen. Ungeduldig zog er sich die Hose aus.

“Liebe mich, Kaylie”, flüsterte er und sah ihr voller Verlangen in die Augen.

Noch bevor sie etwas erwidern konnte, beugte er sich wieder über sie und schob ihre Schenkel mit den Knien sanft

auseinander. “Liebe mich”, wiederholte er und stöhnte laut auf, als er in sie eindrang. Kaylie drängte sich ihm hemmungslos entgegen.

Sie krallte sich an seinem Rücken fest, als er begann, sich in ihr zu bewegen und immer wieder so kraftvoll in sie eindrang, daß sie kaum atmen konnte.

Bis aufs äußerste erregt erwiderte sie jede seiner

Bewegungen. Die Welt um sie herum verschwand in einem Strudel, und das Rauschen des Meeres war weit weg. Nur noch ihr Herzschlag dröhnte ihr in den Ohren und Dons keuchender Atem.

Sie blickte zu ihm auf und erkannte die Empfindungen, die sich in seinem Blick spiegelten. Doch dann wurde sie von ihren eigenen Gefühlen überwältigt und ließ sich fallen. Sie spürte, wie er sich am ganzen Korper anspannte, und lustvoll schrie sie seinen Namen. Sie meinte, von den überwältigenden

Empfindungen ihres Höhepunkts mitgerissen zu werden.

“Ich bin bei dir, Liebling”, sagte Don leise an ihrem Ohr und ließ sich erschöpft auf sie sinken.