8. KAPITEL

“Aber wie … wie …” stotterte Kaylie und zitterte, während sie die Straße hinter Dons Jeep entlangsah. Vielleicht kam sie irgendwie an ihm vorbei, oder möglicherweise fand Majestät einen Weg durchs Dickicht, wo Don ihnen nicht folgen konnte.

“Mach jetzt keine Dummheiten”, warnte Don und richtete sich auf. “Es war leicht, dich zu finden. Die meisten Straßen hier sind alte Holzfällerwege, die im Zickzack durch die Berge führen. Aber alle enden hier, und ich wußte, daß ich dic h hier erwische, wenn ich lang genug warte.”

“Du hast gehört, als ich gegangen bin?” fragte sie und wischte sich den Regen aus dem Gesicht.

“Hör auf meinen Rat. Als Einbrecherin wärst du eine Niete.”

“Du hast mich reingelegt!”

“Nein, du hast versucht, mich reinzulegen.” Er kam auf sie zu und griff nach dem Zaumzeug, doch Kaylie zog scharf an den Zügeln. Der Kopf von Majestät schwang von Don weg. Kaylie stieß dem Pferd die Hacken in die Flanken und versuchte, an Don vorbeizukommen, aber er war zu schnell.

Fluchend sprang Don auf sie zu und riß ihr die Zügel aus den nassen Händen. “Das war eine große Dummheit! Noch schlimmer als die Fummelei an der Zündung von dem Jeep.”

Ein Blitz beleuchtete den Himmel taghell.

Wieder scheute das Pferd, und Kaylie krallte sich haltsuchend in der nassen Mähne fest.

“Ruhig, Alter. Ganz ruhig.” Don redete sanft auf das Tier ein, bis sich das verängstigte Pferd wieder beruhigte. “So ist es gut.”

Don tätschelte ihm die Schulter.

Kaylie hing das Haar naß ins Gesicht. “Du hast nur so getan, als würdest du schlafen!” beschimpfte sie ihn. “Dann hast du gehört, daß ich ging, und bist mir gefolgt.”

“Natürlich habe ich dich gehört. Glaubst du, ich vertraue dir, nachdem du mit der Zündung herumgespielt hast?”

“Gespielt?” wiederholte sie wütend. Ihr war kalt, und sie fühlte sich in ihrem Stolz verletzt. “Ich habe lediglich versucht, freizukommen. Weißt du, das Recht auf Freiheit ist ein fester Bestandteil unserer Verfassung!”

“Das habe ich alles schon mal gehört.”

“Dann wirst du es eben noch mal hören.”

“Steig ab, Kaylie.”

“Niemals!”

“Steig ab! Jetzt!” fuhr er sie an.

“Du hast kein Recht, mir Befehle zu geben!” schrie sie wutentbrannt.

“Wahrscheinlich nicht”, gab er zu, “aber es ist spät, und ich bin müde und durchnäßt. Laß uns nach Hause fahren.”

“Diese widerliche Hütte ist nicht mein Zuhause!” Sie konnte es nicht verkraften, daß er sie jetzt zum zweitenmal an der Flucht gehindert hatte. Warum machte er es ihr nicht leicht und ließ sie einfach gehen?

“Vielleicht nicht auf Dauer, aber im Moment…”

“Weißt du nicht, daß ich dich dafür auf ewig hassen werde?”

zischte sie und blickte ihn zornbebend an.

Nur undeutlich konnte sie sein Gesicht erkennen, und doch meinte sie zu sehen, daß er kaum merklich zusammenzuckte.

“Dann haß mich eben”, antwortete er scheinbar gelassen. “Das hindert dich nicht, jetzt abzusteigen.” Als sie sich nicht bewegte, sah er zu ihr auf. “Okay, wie du willst. Du kannst Majestät auch den ganzen Weg zurück durch den Regen reiten, während ich ihn aus dem Jeep heraus führe. Andererseits kannst du neben mir im Warmen sitzen. Du hast die Wahl.”

“Mich zu dir in den Jeep setzen?” regte sie sich auf. Der Gedanke war verlockend, und für eine Sekunde wünschte sie sich, sie könne Don einfach lieben. “Dadurch bin ich ja erst in diese Lage gekommen!”

“Auch gut.” Er zog an den Zügeln, und Majestät folgte ihm ruhig.

“Verräter”, flüsterte Kaylie dem Pferd ins Ohr. Don kurbelte das Seitenfenster herunter, setzte sich in den Jeep und ließ den Motor an.

Das Pferd trippelte aufgeregt, und Kaylie strich dem Hengst über den Hals. “Alles in Ordnung”, log sie, als Don den Gang einlegte.

“Letzte Chance”, rief er aus dem Fenster, und obwohl sie sich danach sehnte, aus dem Satte! zu steigen und sich ins warme Auto zu setzen, bewegte Kaylie sich nicht. Don schüttelte den Kopf und fuhr langsam los.

Kaylie hielt sich am Sattel fest, als Majestät in einem schnellen Trab loslief. Bei dem zügigen Tempo verkrampfte sie sich, und die kalte nasse Luft ließ sie erstarren, doch um nichts in der Welt würde sie sich beschweren! Mit zusammengepreßten Zähnen bemühte sie sich, nicht an die schmerzenden Muskeln und die völlig durchnäßte Kleidung zu denken.

Als der Weg steiler wurde, fuhr Don langsamer, damit das Pferd nicht mehr zu traben brauchte. Kaylie war völlig unterkühlt, und ihre Arme und Beine schmerzten brennend, doch sie weigerte sich, Don zu bitten anzuhalten. Regen rann ihr über die Wangen und den Hals.

Nach zwanzig Minuten trat Don entschlossen auf die Bremse.

“Das ist vollkommen unsinnig”, sagte er, machte die Tür auf und kam durch den Matsch auf Kaylie zu. “Vielleicht ist dir egal, was mit dir passiert, aber du könntest dem Pferd wenigstens eine Pause gönnen.”

Er zog sie förmlich aus dem Sattel, und stellte sie so abrupt auf den Boden, daß sie fast in den Knien nachgab. Don hielt ihre Taille fest umschlossen. “Ein bißchen wackelig in den Beinen?”

spöttelte er, doch seine Züge waren sanft, während er ihr zum Jeep half. Er berührte ihre Stirn und strich ihr eine nasse Haarsträhne zurück. “Komm schon, Kaylie”, flüsterte er, und beim Klang seiner Stimme fühlte sie ihren Widerstand brechen.

“Hör wenigstens heute nacht damit auf.”

“Ich … ich kann nicht”, brachte sie heraus.

“Sicher kannst du.”

“Aber…”

“Bitte, mein Liebling”, beharrte er sanft und öffnete ihr die Tür. “Das ist es nicht wert.”

“Woher willst du das wissen?”

Er blickte sie geduldig an und lächelte zurückhaltend. “Was Sturheit und Stolz betrifft”, sagte er, “da bin ich doch der Experte.”

Mit dieser unerwarteten Freundlichkeit brach er sämtliche Barrikaden in ihr. Vor Rührung mußte sie schlucken und die Zähne aufeinanderpressen, um nicht zu weinen. Behutsam hob er sie in den Jeep, und sie lehnte sich schwach gegen seine Brust. Seine Wärme und Fürsorge ließen ihr die Tränen in die Augen steigen. Sie wollte sich an ihn klammern und nicht wieder loslassen. Als sie im Wagen saß, konnte sie die Beine kaum ausstrecken, so verkrampft waren ihre Muskeln.

Bevor er sich wieder hinter das Lenkrad setzte, sattelte Don das Pferd ab und warf Sattel und Zaumzeug hinten in den Wagen. “Hier, trockne dich ein bißchen ab”, sagte er und reichte Kaylie ein dickes Handtuch und eine Jacke. Dann schaltete er die Heizung an und legte den Gang ein.

Kaylie sah zu ihm hinüber, ob das Auto anfuhr. Dann legte sie sich das Handtuch übers Gesicht und lehnte sich zurück. Ihr völlig durchnäßter, verkrampfter Körper und ihre Rührung waren fast zuviel für sie. Sie wollte sich bei Don anlehnen und von ihm gehalten werden.

Er konzentrierte sich auf die schmale Schotterstraße und blickte immer wieder in den Außenspiegel, um zu sehen, wie es Majestät ging. Irgendwie ist es romantisch, überlegte Kaylie.

Wie er hinter ihr hergefahren war und ihr geschworen hatte, sie zu beschützen. Er hatte gesagt, daß er sie liebte. Wenn sie ihm nur ein bißchen vertrauen konnte, würde sie ihn über alles lieben.

“Hast du wirklich geglaubt, daß du so verschwinden kannst?”

fragte Don, als die Stille im Wagen bedrückend wurde.

Zitternd rieb sie sich die Arme und versuchte, nicht mit den Zähnen zu klappern. “Auf jeden Fall war es den Versuch wert.”

“Ist dir kalt?” Er stellte die Heizung noch stärker ein und zog während der Fahrt seine Jacke aus, um sie ihr zu reichen.

“Wahrscheinlich muß ich dich noch ins Krankenhaus bringen.”

“Mir geht’s gut”, entgegnete sie, obwohl sie total durchgefroren war.

Don stöhnte auf. “Und was hättest du getan, wenn du tatsächlich an die Schnellstraße gekommen wärst? Mit dem Pferd bis nach San Francisco reiten?”

“Nein”, sagte sie und richtete sich unwillkürlich auf. “Ich hätte beim ersten Haus angehalten und telefoniert.”

“Mit wem?”

“Vielleicht mit Jim oder Alan. Sicher nicht Margot, die steckt mit dir ja unter einer Decke.”

“Und was hätte Alan dann getan?”

“Mich gerettet.”

“Ha!” Er lachte laut auf. “Du willst also gerettet werden.”

“Nein, ich will lediglich wieder mein eigenes Leben führen”, erwiderte sie und blickte starr aus dem Fenster.

“Ein Leben ohne mich.”

Tief atmete sie durch. Am liebsten wollte sie jetzt lügen, doch das konnte sie nicht. Die Worte blieben ihr im Hals stecken. Ein Leben ganz ohne ihn? Dafür war es schon zu spät.

Andererseits konnte sie sich nicht nur ein bißchen auf Don einlassen. Bei ihm gab es nur alles oder gar nichts. Entweder sah sie ihn nie wieder, oder sie gab ihre Unabhängigkeit auf, für die sie so hart gekämpft hatte. Ihre Gedanken überschlugen sich, und in ihr tobten widersprüchliche Gefühle. Die vergangenen Tage waren aufregend und romantisch gewesen, im Vergleich dazu kam Kaylie ihr Alltag in der Stadt farblos und langweilig vor.

“Ich dachte, Alan bedeutet dir nic hts.”

“Er ist mein Mitarbeiter und mein Freund.”

Don stieß die Luft aus und regelte die Heizung, als die Scheiben beschlugen. “Und was ist mit uns?”

“Das weiß ich nicht”, gab sie zu. “Ein Teil von mir möchte, daß du ewig für das büßt, was du mir angetan hast.”

“Und der andere Teil?”

Sie blickte rasch zu ihm. “Der andere Teil sagt mir, daß du das Beste in meinem ganzen Leben bist.”

Don atmete ruhig durch und lächelte schmerzvoll. “Ich bin fest davon überzeugt, du solltest auf den zweiten Teil hören.”

“Wie könnte ich?” Jetzt blickte sie ihn direkt an. “Alles, was du bislang gatan hast, war, mich herumzukommandieren.”

Der aufrichtige Klang ihrer Stimme tat ihm weh. Er wußte, daß er zu weit gegangen war, doch nun konnte er nicht mehr zurück. Er hatte mit dem Gedanken gespielt, sie gehen zu lassen und so zu tun, als habe er sie nicht gehört. Aber dann hätte er sie womöglich niemals wieder gesehen, und diese Vorstellung war unerträglich. “Ich werde dich gehen lassen, Kaylie”, versprach er gepreßt. “Sobald ich überzeugt bin, daß du in Sicherheit bist.”

Er schluckte, und die Lüge fiel ihm schwer. “Das ist alles, was ich mir für dich wünsche.”

Als der Regen aufhörte, stellte er die Scheibenwischer aus und blickte in den Außenspiegel. Majestät zitterte vor Erschöpfung. “Ich denke, wir sollten lieber eine Weile anhalten”, sagte Don. “Der alte Junge da hinten hat eine anstrengende Nacht hinter sich.”

“Das haben wir alle”, gab Kaylie zu und stieg aus, als Don den Jeep anhielt. Sie sahen beide nach dem Hengst, der schweißnaß hin und her trippelte. Don führte ihn eine Weile im Kreis herum, bis das Pferd wieder ruhig atmete. Dann blickte Don zu Kaylie, und sein Magen zog sich fast schmerzhaft zusammen.

Sie bemerkte seinen Blick, und ihre Lippen zuckten leicht.

Wie verführerisch und erotisch sie aussieht, dachte Don. Er fragte sich, wie lange er diese Qual noch ertragen konnte.

Eine Ewigkeit lang blickten sie sich nur an, ohne sich zu berühren.

“Wir sollten lieber weiter”, sagte er schließlich schroff.

Rasch blickte sie weg und nickte. “Ich werde die Zügel von Majestät halten.”

Don widersprach nicht. Als Kaylie im Jeep saß, reichte er ihr die Zügel und setzte sich auch in den Wagen. Für den Rest der Fahrt schwiegen sie. Ein paarmal berührte Don beim Schalten ihr Knie, und jedesmal sah sie ihn an, doch in ihrem Blick lag keine Anklage. Vielmehr war es eine unausgesprochene

Einladung.

Schließlich kamen sie bei dem Holzhaus an. “Ich kümmere mich um das Pferd”, sagte Don und blickte Kaylie an. “Und du solltest lieber ein heißes Bad nehmen, etwas Warmes trinken und dich in Decken einwickeln.” Gerade als sie die Hand nach dem Türgriff ausstreckte, hielt Don es nicht länger aus und zog sie an sich. Sie schmiegte sich an ihn, und er preßte die Lippen auf ihren Mund. Endlich gab er sich den Empfindungen hin, die ihn erfüllten, seit er sie in Carmel hatte aus dem Wasser kommen sehen.

Sein Pulsschlag hämmerte ihm in den Schläfen, und sein Körper brannte vor Verlangen. Alle Schwüre, daß er sich von ihr fernhalten wollte, bis sie von sich aus zu ihm kam, lösten sich schlagartig in nichts auf.

Sie erwiderte den Kuß und seufzte hingebungsvoll. “Wieso?”

fragte er mit rauher Stimme und hob den Kopf. “Wieso wehrst du dich immer noch gegen mich?”

“Weil du gegen mich kämpfst”, antwortete sie und löste sich aus der Umarmung. “Und das steht zwischen uns. Du zwängst mir deinen Willen auf. So ist es immer gewesen.”

Sie stieg aus dem Wagen, und auch Don kletterte aus dem Jeep. Dabei wünschte er sich, seine körperliche Erregung würde wieder abklingen. Er holte den Schlüssel heraus. “Ich komme gleich nach.”

Verletzlich blickte sie ihn an und lief dann zum Haus.

Ich hätte sie einfach entkommen lassen sollen, stellte er fest.

Er wußte, daß er das alles nicht viel länger ertragen konnte.

Früher oder später würde er dem Drängen seiner Leidenschaft nachgeben, und was das für Folgen hatte, wußte er nicht.

Möglicherweise verlor er Kaylie für immer.

“Vielleicht ist es schon zu spät”, sagte er leise zu sich selbst und führte den Hengst in den Stall.

***

Kaylie zog die verdreckten nassen Kleider aus und ging

sofort unter die Dusche. Unter dem heißen Wasserstrahl lösten sich die Verspannungen in ihren Muskeln, und allmählich bekam sie wieder Gefühl in ihre unterkühlten Finger und Zehen.

Ihr kam es vor, als habe sie Ewigkeiten in diesem Sattel gesessen.

Ein Glück, daß ich nicht in der Vergangenheit lebe, als es nur Pferde und holperige Kutschen gab, dachte sie. Und als moderne Frau von heute brauche ich ein paar Nachhilfestunden, was Männer betrifft. Was war bloß los mit ihr? Jedesmal wenn Don sie berührte oder sie nur ansah, zerfloß sie innerlich vor Verlangen.

“Das darf er nicht erfahren”, stellte sie fest und trat aus der Dusche.

“Immerhin möchtest du dich stark und unabhängig fühlen.”

Sie blickte in den Spiegel und wußte, daß sie log. Was Don betraf, spürte sie nur Liebe für ihn. Daran hatte sich nie etwas geändert.

Sie zog sich ein weißes Nachthemd und einen Morgenmantel an. Dann wollte sie hinuntergehen, um etwas zu essen. Doch vor Dons Tür blieb sie unweigerlich stehen. Die Tür stand einen Spalt offen, und sie sah Don, der nur mit Jeans bekleidet vor dem Spiegel stand.

Im Spiegel entdeckte er sie, und sein Blick ließ ihren Atem stocken. “Ich dachte, du wolltest dich hinlegen”, sagte er.

“Ich bin nicht müde.”

Ungläubig hob er die Augenbrauen. “Du müßtest eigentlich schon im Stehen einschlafen.”

Sie schüttelte den Kopf und versuchte, munter zu wirken, obwohl sie ein Gähnen unterdrücken mußte.

Don drehte sich zu ihr um und lächelte. “Also, wann wirst du den nächsten Fluchtversuch planen?”

“Das nächste Mal wird es nicht nur ein Versuch sein”, erwiderte sie schmunzelnd.

“Wirklich?” Interessiert blickte er auf und kam durch das Zimmer, um die Tür ganz zu öffnen. “Dann wirst du mich also überlisten?”

“Genau.”

“Ich kann es kaum erwarten”, zog er sie auf.

“Da brauchst du gar nicht lange zu warten”, versprach sie ihm, obwohl sie noch keine Ahnung hatte, wie sie jemals wegkommen sollte.

“Nein?” Forschend musterte er sie, und Kaylie spürte, wie sich die Stimmung plötzlich veränderte. “Weißt du, Kaylie, ich habe über all die Gründe nachgedacht, aus denen du wieder nach San Francisco zurück willst.” Er blickte auf seine Finger. “Dein Job, das leere Apartment, dein Mitarbeiter und dieses ganze unglaublich wichtige Leben.”

“Es ist auch wichtig.”

“Bestimmt, aber ich glaube, daß es noch einen anderen Grund gibt, aus dem du es nicht erwarten kannst, hier wegzukommen.”

Er sah wieder zu ihr auf, und sein Blick war so eindringlich, daß sie kaum atmen konnte.

“Und der wäre?” fragte sie leicht unsicher.

“Ich glaube, du hast Angst vor mir. Oder besser gesagt, davor, allein mit mir zu sein.”

“Vollkommener Unsinn.”

“Tatsächlich?” An seinem Gesichtsausdruck erkannte sie, daß er ihr kein Wort glaubte. “Meiner Ansicht nach hast du weniger Angst vor diesem Verrückten, der es auf dich abgesehen hat, als davor, dir deine Gefühle für mich einzugestehen.”

“Meine Gefühle?” Gedankenlos befeuchtete sie sich die Lippen.

“Richtig. Du hast Angst, daß du nicht mehr von mir loskommst, wenn du noch länger bleibst.”

Obwohl er die Wahrheit erkannt hatte, lachte sie nervös auf.

“Du warst schon immer schrecklich von dir überzeugt.”

Sein Gesichtsausdruck sagte ihr, daß er sie durchschaut hatte, und sie wußte, daß er sie jetzt küssen würde. Hier in diesem kleinen Zimmer inmitten der Wildnis würde er sie in die Arme nehmen. Und Kaylie würde nicht die Kraft haben, ihm zu widerstehen. “Bitte, Don, wenn dir etwas an mir liegt…”

“Das tut es, und das habe ich dir auch schon gesagt. Genau wie ich dir gesagt habe, daß ich dich liebe.”

“Wenn du mich liebst, dann bring mich nach Hause.”

Er zögerte, und sein Blick war schmerzerfüllt. “Dies hier ist dein Zuhause. Du und ich zusammen, das ist zu Hause.”

“Das ist lange her, Don”, entgegnete sie gepreßt. “So wird es nie mehr sein.”

“Du machst dir etwas vor.”

“Ich … ich glaube, daß du derjenige bist, der sich etwas vormacht.”

“Meinst du?” Sein Gesichtsausdruck wurde ernsthaft, und die Konturen seiner Mundwinkel verhärteten sich. Er griff ihr Handgelenk und zog sie an sich. Langsam beugte er den Kopf, bis sein Gesicht direkt über ihr war. “Ich kann dich nicht in Ruhe lassen”, gestand er mit heiserer Stimme, und sein Atem streifte die nassen Strähnen ihres Haars. “Wirklich, ich habe es versucht. Aber es geht nicht.” Er berührte sie am Arm und küßte ihre Lippen so hungrig, daß Kaylie innerlich erschauerte.

Es gab unzählige Gründe, aus denen sie es nicht zulassen durfte, doch sie konnte nur seine warmen Lippen, seinen festen, starken Körper und seine muskulösen Arme wahrnehmen. Sie legte den Kopf in den Nacken, umschlang Don und küßte ihn mit all dem Verlangen, das sie so lange unterdrückt hatte. Das Gefühl, seinen Körper so dicht an sich zu spüren, erfüllte sie so sehr, daß sie ihn nicht aufhielt, als er ihr mit einer Hand durchs Haar fuhr und die andere auf ihren Po legte. Er küßte sie auf den Hals, die Augen und Wangen, und Kaylie fieberte seinen Liebkosungen mit jeder Faser ihres Körpers entgegen.

Langsam ließ er sie auf das Bett herabsinken, und sie sträubte sich keinen Augenblick. Mit der Zunge drang er in ihren Mund ein. Seine Zärtlichkeiten ließen sie erbeben.

Ihre Brustknospen richteten sich auf, und ihre Brüste schmerzten fast vor Verlangen. Unwillkürlich wand sie sich aufreizend unter ihm, bis er ihr das weiße Nachthemd von einer Schulter herabstreifte.

Mit dem Daumen strich er ihr über eine der rosigen Spitzen, und Kaylie stöhnte auf. Don senkte den Kopf und umschloß die Knospe mit den Lippen. Die flüchtigen Berührungen seiner Zungenspitze stachelten ihre Lust immer mehr an. Ungeduldig zog er ihr das Nachthemd über den Kopf.

Tief aufstöhnend küßte er ihre beiden Brüste und preßte das Gesicht in die weiche Mulde dazwischen.

“Oh, Kaylie!” seufzte er auf und fuhr fort, ihre Brüste mit Händen und Lippen zu reizen. “Laß dich ganz gehen,” Langsam ließ er eine Hand an ihrem Schenkel emporgleiten. Unter seiner Berührung schien ihre Haut wie Feuer zu brennen.

“Bitte…” stieß sie atemlos hervor.

Stöhnend stieß er die Luft aus und sank auf die Knie. Mit beiden Händen umfaßte er ihren Po und zog mit den Lippen eine siedendheiße Spur über ihre Brüste, ihren flachen Bauch und tiefer hinab. Atemlos krallte sie sich in sein dichtes Haar, während er mit seinen intimen Liebkosungen ihr Begehren anheizte, bis sie nur noch von dem drängenden Wunsch erfüllt war, Don tief in sich zu spüren.

“Ich liebe dich.” Es klang wie ein Schwur, und er richtete sich auf, ohne ihren Po loszulassen.

Wenn sie ihm doch nur glauben könnte! Die Worte klangen wie ein Echo in ihr. Wußte er, daß Liebe und Besessenheit zwei verschiedene Dinge waren? Konnte er sich ändern?

Sie konnte einfach nicht widerstehen und zog an seinem Hosenbund. Als Antwort atmete Don keuchend aus. “Ja, mein Liebling”, sagte er leise und blickte sie verlangend an.

Sie schob ihm die Jeans bis über die Knie herab, und er streifte sie mit hastigen Bewegungen ganz ab. Leidenschaftlich schloß er Kaylie wieder in die Arme. Sanft drückte er sie aufs Bett,, hinab und legte sich auf sie. Unverwandt sah er ihr in die Augen und fuhr mit der Zunge die Konturen ihrer Lippen nach.

“Liebe mich einfach”, flüsterte er.

“Oh, Don, das tue ich.”

Eine Sekunde schloß er die Augen, schob ihre Schenkel mit den Knien auseinander und drang in sie ein. Ohne zu atmen, kostete Kaylie die Empfindung aus, als er begann, sich in ihr zu bewegen. Der Rhythmus seiner Bewegungen erstickte alle anderen Gedanken in ihr.

Sie schlief mit Don, und außer dieser Tatsache zählte für sie nichts auf der Welt. Ihre fließenden Bewegungen paßten sich seinen an, und der Strudel der Empfindungen, in den sie gerissen wurde, ließ sie nur noch Dons Gesicht wahrnehmen.

Immer wieder rief sie keuchend seinen Namen und schrie auf, als sie sich auf dem Höhepunkt ihm entgegenbäumte und an ihn klammerte. “Don! Oh, Don.”

“Ich bin hier bei dir, Liebling”, flüsterte er dicht an ihrem Ohr. “Daran wird sich nie etwas ändern.”

“Ich weiß”, entgegnete sie atemlos. Sie fühlte sich entspannt und glücklich wie noch nie in ihrem Leben, schmiegte sich in seine Umarmung und legte den Kopf auf seine Brust. Versonnen lauschte sie auf das Pochen seines Herzens. Alles kam ihr mit einemmal so richtig und vollkommen vor.

Als sie endlich wieder beide ruhig atmen konnten, küßte Don Kaylie wieder, und sie liebten sich noch einmal. Diesmal ließen sie sich mehr Zeit, sich gegenseitig zu ertasten, zu schmecken und überall zu streicheln. Sie schliefen miteinander, als seien sie niemals getrennt gewesen.

Schließlich sank Kaylie aufseufzend in seine Umarmung, während er fast augenblicklich tief einschlief. In diesem Moment wußte sie, daß sie ihn liebte, und daß sie sich trotz aller Probleme einfach nicht dagegen wehren konnte.

Im Schlaf rollte Don sich aufseufzend auf die andere Seite, und Kaylie konnte im Mondlicht die entspannten Konturen seines Gesichts erkennen. Die dichten Wimpern zeichneten sich dunkel gegen die Wangen ab, und sein Mund wirkte im Schlaf weicher als sonst.

Kaylie strich ihm übers Haar, und vor Rührung mußte sie beinahe weinen. Wieso mußte sie auch ausgerechnet einen Mann lieben, der so besitzergreifend war? Sie küßte ihn auf den Mund und drehte sich auch auf die andere Seite. Jetzt würde sie erst mal schlafen. Vielleicht konnte sie morgen früh klarer über ihre Situation nachdenken. Möglich, daß sie beide gemeinsam einen Weg fanden. Er war vernünftig genug, und auch sie hatte sich seit damals verändert.

In diesem Augenblick sah sie im Mondlicht auf dem

Fußboden etwas aufblitzen. Inmitten von Dons Kleidung, die dort in einem Haufen lag, glänzte etwas, und während ihr Herz aufgeregt pochte, erkannte Kaylie, daß es der Schlüsselbund war, der aus der Jeanstasche herausragte.

Einen Moment schloß sie fieberhaft nachdenkend die Augen, doch als sie die Augen wieder öffnete, blitzten die Schlüssel ihr wie ein Versprechen auf Flucht und Freiheit entgegen.

Ihr Mund wurde schlagartig trocken.

Was tun? grübelte sie und bebte innerlich. Konnte sie ihn verlassen? Sie blickte in sein vertrauensvolles Gesicht. Die sonnengebräunte Haut bildete einen starken Kontrast zu dem weißen Kopfkissen. Kaylie kam sich innerlich völlig zerrissen vor.

Sie hatte keine andere Wahl. Es ging nicht, daß sie sich weiterhin von Don ihr Leben bestimmen ließ.

Gegen die Tränen ankämpfend hielt sie die Luft an und stand leise auf. Geräuschlos griff sie nach den Schlüsseln. Als sie sie hochhob, klirrten sie leise, und sie verharrte vollkommen reglos.

Doch Don rührte sich nicht.

Ein paar Sekunden stand Kaylie nur da und blickte Don verlangend an. Wenn sie sich doch bloß einfach lieben konnten.

Aber das würde nicht klappen. Allein die Tatsache, daß er sie entführt hatte, sollte ihr eigentlich beweisen, daß er immer ihr Leben bestimmen würde.

Sie wollte sich nicht kontrollieren lassen! Mit zitternden Fingern hob sie ihre Sachen auf und schlich aus dem Zimmer.

Auf dem Gang zog sie sich hastig an und kämpfte gegen den unbändigen Wunsch an, einfach wieder zu ihm zurück ins Bett zu gehen. Statt dessen lief sie leise die Treppe hinunter und aus dem Haus. Die Luft war frisch und noch feucht vom Regen. Im Osten wurde der Himmel bereits hell.

Kaylie atmete tief durch und ging die Stufen vor dem Haus hinunter. Vor ihr stand der Jeep.