2. KAPITEL

Don bemühte sich, nicht auf seine verworrenen

Empfindungen zu achten, die im Moment absolut unpassend waren. Immerhin waren Kaylie und er geschieden, und hier stand er nun, goß sich einen Drink ein und kam sich wie ein Teenager vor, der mit seiner körperlichen Lust nicht umzugehen wußte.

Wahrscheinlich war es ein katastrophaler Fehler gewesen, hier in dieses Haus zurückzukehren, wo Kaylie und er sich stundenlang geliebt hatten, doch ihm war keine andere Wahl geblieben. Sein Plan mußte gelingen, daneben war alles andere unwichtig.

Nach der Scheidung hatte er sich geschworen, ihr Zeit zu geben, um ein reifer selbständiger Mensch zu werden. Mit neunzehn hatte sie ihn geheiratet, und damals war sie ihm als die schönste Frau der Welt erschienen. Blond, gebräunt, schlank und kokett. Ihr Lachen war etwas ganz Besonderes, und wenn sie ihn berührte, meinte er zu schmelzen.

Obwohl er gegen ihre Anziehungskraft angekämpft hatte, war er dem unschuldigen Blick ihrer Augen erlegen, dem natürlichen Lächeln und nicht zuletzt ihrem beißenden Humor, dem er oft zum Opfer gefallen war. Bei der Erinnerung an ihr Parfüm umfaßte Don das Glas vor sich fester. Er wußte noch genau, wie sich ihre Haut anfühlte, und konnte sich an ihren Blick erinnern, wenn er mit ihr schlief. All das hatte sich schlagartig in jener Nacht geändert, als dieser Verrückte ihr das Messer an die Kehle gehalten hatte.

Jetzt war Kaylie immer noch betörend schön, aber eine reife Frau. Ihr Humor war eher noch bissiger geworden, und dennoch sehnte Don sich stärker nach ihr, als gut für ihn war.

Und wieder wurde ihr Leben bedroht.

Schlagartig befiel ihn lähmende Angst. Das Leben ohne sie war die reine Hölle gewesen. Er mußte sie einfach davon überzeugen, daß sie beide zusammengehörten. Don hörte, wie sie die Tür öffnete, und als er sich zu ihr umwandte, stockte ihm der Atem.

Sie trug ein weißes schulterfreies Kleid und hatte das blonde lange Haar an einer Seite zurückgesteckt. Ein leichter grüner Lidschatten betonte das Leuchten ihrer Augen. “Also los, Cowboy, sag schon. Was geschieht jetzt?”

Das war eine Textzeile aus einem ihrer Filme. Früher hatte sie das oft zu ihm gesagt, wenn sie miteinander im Bett lagen.

War es Absicht, daß sie es jetzt sagte? Ganz bestimmt. Don fiel es schwer, ruhig durchzuatmen. “Das is t eine Überraschung.”

Kaylie neigte den Kopf zur Seite. “Ich hoffe, diese Überraschung liegt nicht zu weit weg. Morgen muß ich um fünf Uhr raus, um die Show noch durchzusprechen.”

“Spätestens um zehn bist du wieder hier”, log er und hob betont gleichmütig seine Jacke von der Sofalehne. Dann folgte er ihr zur Haustür.

Er griff nach der Klinke, doch Kaylie hielt seine Hand fest.

“Wir haben eine Abmachung, nicht wahr? Das Abendessen, und dann gibst du mir die Schlüssel zurück.”

Innerlich verkrampfte er. “Genau so.”

“Dann vertraue ich dir”, sagte sie und entspannte sich merklich.

Sie zu hintergehen, bereitete ihm ein schlechtes Gewissen, doch Don schob dieses Gefühl beiseite, während er die Tür öffnete und sie für Kaylie aufhielt. Er hatte sich lange genug an ihre Regeln gehalten. Es wurde Zeit, daß sie einmal nach seinen Regeln spielte.

Kaylie zuckte nervös zusammen, als sie vor der Haustür einen schwarzbraunen Schäferhund entdeckte. “Wer bist du denn?”

“Das ist mein bester Freund. Stimmt’s, Franklin?” sagte Do n und pfiff leise, als er den Jeep aufmachte. Sofort sprang Franklin in den Wagen.

“Nimmst du den zu allen Verabredungen mit?” neckte Kaylie ihn.

Don blickte sie rasch von der Seite an. “Meine

Anstandsdame”, erwiderte er. “Damit du nicht zudringlich wirst.”

“Ich?” fragte sie nach und lachte auf. Dann setzte sie sich auf den Beifahrersitz. Vielleicht würde es doch noch ein ganz netter Abend werden.

Als Don sich hinter das Lenkrad setzte, musterte Kaylie ihn unauffällig. Er würde sich nie ändern in seiner entschlossenen, sturen und rechthaberischen Art. Aber er ist auch lustig, rief sie sich in Erinnerung. Wie oft hatte er sie zum Lachen gebracht!

Dennoch fühlte sie sich unwohl. Als sie die Textzeile aus dem Film zitiert hatte, war sein Lächeln schlagartig verflogen.

Er hatte versucht, seine Überraschung zu verbergen, doch das war ihm nicht ganz gelungen.

Weshalb saß sie jetzt hier mit ihm in seinem Jeep?

Kaylie blickte sich in dem Wagen um, um sich diese Frage nicht beantworten zu müssen. In den vergangenen sieben Jahren war sie oft einsam gewesen und hatte Don mehr vermißt, als sie sich jemals eingestehen würde. Richtig, sie hatte es nicht ertragen können, von ihm wie eine zerbrechliche

Porzellanpuppe behandelt zu werden. Sein Lächeln aber hatte sie unsagbar vermißt.

Ihr Herz schlug schnell, und innerlich beschimpfte sie sich, weil sie immer wieder diesen Erinnerungen nachhing. Selbst wenn sie seine Gegenwart in ihrem Haus, sein Lächeln und seinen Körper vermißt hatte, was hieß das schon?

Er fuhr nach Osten vom Meer weg, und der Himmel, der

hinter ihnen im Sonnenuntergang purpurrot leuchtete, wurde vom Wasser gespiegelt. Don sprach während der Fahrt nicht viel, aber Kaylie spürte, daß er sie beobachtete. Der klare Duft seines Rasierwassers hing in der Luft, und ihr wurde klar, daß es Wahnsinn gewesen war, sich auf diese Fahrt einzulassen.

“Warum sind wir aus der Stadt herausgefahren?” wollte sie wissen und unterbrach dadurch die angespannte Stille.

“Weil ich ein Restaurant entdeckt habe, das dir gefallen wird.”

“Hätten wir nicht lieber fliegen sollen?”

Unwillkürlich schmunzelte er. “So weit ist es auch nicht.”

“Also, um es klar auszudrücken: Du hast dir gedacht: ,Klasse, Lee Johnston soll entlassen werden! Prima Gelegenheit, um in Kaylies Haus einzubrechen und sie zum Essen in Timbuktu einzuladen.’”

Don lächelte. “Du bist unglaublich, Kaylie. Wie du meine Gedanken lesen kannst! Weißt du, genau das habe ich mir überlegt.”

Sie seufzte auf und schwieg für den Rest der Fahrt.

***

Zwei Stunden später knurrte Kaylies Magen, als sie aus dem Jeep stieg und das Restaurant betrachtete, das Don ausgesucht hatte. Sie hatte eigentlich damit gerechnet, sie würden zu einem Restaurant an der Küste in Carmel fahren, wo sie bei

Meeresfrüchten über die alten Zeiten reden und lachen konnten.

Doch jetzt befanden sie sich mitten in den Bergen. Es war ein zweistöckiges, mit Efeu bewachsenes Haus, das aussah, als sei es schon zur Jahrhundertwende gebaut worden. Das paßte überhaupt nicht zu Don. Verwundert ging sie ein paar

verwitterte Stufe

n zur großen Veranda hinauf. Ein paar

Schaukelstühle bewegten sich leicht im Wind. Idyllisch sieht es aus, dachte Kaylie.

Sie blickte unauffällig zu Don, aber er wirkte völlig entspannt. Eine Haarsträhne fiel ihm in die Stirn, und er schob sie mit einer Hand zurück. Sofort fiel die Strähne zurück und ließ ihn nur noch wundervoller aussehen.

Reiß dich zusammen, rief sie sich zur Ordnung, als sie zum Eingang gingen und Don Franklin draußen festband.

“Glaubst du nicht, er wird die Gäste erschrecken?” fragte sie.

“Der alte Kerl hier? Bestimmt nicht”, antwortete Don und kraulte den Hund hinter den Ohren.

Drinnen führte ein Kellner sie zu einem kleinen Tisch im ehemaligen Salon.

Don bestellte einen Wein, und nachdem der Kellner ihnen beiden von dem Rotwein eingeschenkt hatte, stieß Don mit Kaylie an. “Auf die alten Zeiten”, sagte er.

“Und auf die Unabhängigkeit.”

Sie aßen frische Austern und gegrillte Muscheln mit Gemüse und ofenfrischem Brot. Dons Gesichtszüge wirkten im

Kerzenschein schärfer, und seine Augen glänzten, als er den Rest des Weins auf ihre Gläser verteilte und eine neue Flasche bestellte.

Die Unterhaltung war schwierig. Kaylie sprach von ihrer Arbeit beim Sender, und Don hörte nur schweigend zu. Als hätten sie sich darüber geeinigt, wurde Lee Johnston mit keinem Wort erwähnt.

“Und wo hast du den Hund her?” wollte Kaylie wissen, als er ihr Glas nachgefüllt hatte. Mittlerweile entspannte sie sich und spürte, wie ihr von dem Wein warm wurde.

“Er hat für die Polizei gearbeitet.”

“Was ist passiert? Wurde er entlassen?”

“Er ging in Pension.”

Kaylie unterdrückte ein Gähnen und versuchte, nicht auf den Schimmer des Kerzenlichts auf Dons Haar zu achten. “Und dann ist er bei dir gelandet?”

Don nickte gleichmütig. “Wir kommen gut miteinander aus.”

“Besser als wir beide?” Sie lehnte sich zurück und nahm noch einen Schluck.

“Viel besser.”

“Sicher macht er genau das, was du ihm sagst.”

Don lächelte, und seine Zähne strahlten weiß im Kerzenlicht.

“Daran wird’s wohl liegen.”

Kaylie fühlte sich wie gefangen von der romantischen

Stimmung. Die Wände waren holzgetäfelt, und die Kronleuchter blitzten im Licht der Kerzen. Im Kamin flackerte ein Feuer, und in dem kleinen Raum hier saß außer ihnen niemand, obwohl noch vier Tische frei waren.

“Wie hast du das hier hingekriegt?” fragte sie und trank ihr zweites - oder war es ihr drittes? - Glas Wein leer.

“Was meinst du?”

Sie wies auf die leeren Tische. “Daß wir hier allein sind.”

“Ach so, durch Verbindungen”, entgegnete er beiläufig, und Kaylie fiel wieder ein, mit welchen Leuten er zu tun hatte, seit er sein Unternehmen immer mehr ausgebaut hatte. Jetzt waren seine Kunden reich und berühmt. Angefangen hatte er in Beverly Hills, dann hatte er Zweigsteilen in Hollywood und in San Francisco eröffnet. Danach in Portland, in Seattle und so weiter. Innerhalb von sieben Jahren war sein Unternehmen gewachsen, als habe er sich nach der Scheidung mit Leib und Seele der Arbeit verschrieben.

Er füllte ihr Glas nach. “Ich fand, wir sollten allein sein.”

“Wie bitte? Kein einziger Leibwächter? Niemand, der uns unauffällig im Auge behält?” Als sie seinen Blick sah, bedauerte sie ihre spöttische Bemerkung.

“Sollten wir nicht Waffenstillstand schließen?”

“Geht das bei geschiedenen Pärchen?” fragte sie zurück und sah zu, wie er sein Glas zwischen den Fingern drehte.

“Zumindest bei reifen erwachsenen Menschen.”

“Ach richtig, das sind wir ja. Und außerdem bist du ja auch genug Leibwächter, stimmt’s?” Sie trank von dem Wein und fühlte, wie sie allmählich müde wurde. Vielleicht sollte sie aufhören zu trinken. Das lag nur daran, daß sie in Dons Nähe so unruhig war. Seine männliche Ausstrahlung war so erotisch und deshalb gefährlich.

Der Kellner trug das Geschirr weg und brachte ihnen Kaffee.

Er bot ihnen noch ein Dessert an, aber sie lehnten ab.

“Vergiß die Schlüssel nicht”, erinnerte Kaylie Don, als er nach seiner Kreditkarte griff.

“Welche Schlüssel?”

“Unsere Abmachung. Die Schlüssel zu meinem Haus.”

“Ach richtig.” Er holte den Schlüsselbund hervor und machte zwei Schlüssel davon los, die er ihr über den Tisch zuschob.

“Bitte sehr. Vordertür und Garage.”

Sie konnte es kaum glauben, als sie die Schlüssel in die Handtasche steckte. “Ganz ohne Tricks?”

Für den Bruchteil einer Sekunde zögerte er, doch dann sagte er: “Ohne Tricks.”

Kaylie kam sich schlecht vor, weil sie ihm nicht vertraut hatte. Wieso konnte sie dieses Mißtrauen ihm gegenüber nicht ablegen? Vielleicht liegt es daran, dachte sie, daß ich mich in seiner Nähe nicht einmal auf mich selbst verlassen kann.

Kaylie und Don gingen aus dem Restaurant. Die Nachtluft war mild und sternklar. Nur noch undeutlich zeichneten sich die Bergspitzen gegen den dunklen Himmel ab. Don öffnete die Jeeptür für Kaylie, und sofort sprang Franklin auf den Beifahrersitz. Er knurrte leise, als Don ihm befahl, nach hinten zu gehen.

“Du sitzt auf seinem Platz”, erklärte Don. Während Kaylie einstieg, ließ Franklin sie nicht aus den Augen.

“Ich fühle mich nicht direkt sicher.”

“Keine Sorge, er mag dich.”

“Ach ja? Na, wenn du es sagst.”

Nachdem sie losgefahren waren, schaltete Don das Radio an, und bei der langsamen Musik, dem eintönigen Dröhnen des Motors und dem sicheren Gefühl, bei Don zu sein, fühlte Kaylie sich so zufrieden wie seit Jahren nicht mehr.

Vom Wein schläfrig lehnte sie den Kopf gegen die Scheibe.

Die Straße führte in ständigen Kurven durch dichten

Kiefernwald. Hin und wieder konnte sie über den Bäumen den Mond und die Berge sehen.

Sie lehnte sich in den Sitz zurück und schloß die Augen. Im Radio lief gerade ein langsamer Song, der zur Zeit ihrer Ehe ein Hit gewesen war. Kaylie stellte rasch einen anderen Sender mit klassischer Musik ein. Es war besser, keine Erinnerungen aufkommen zu lassen. Sie würde sich einfach auf die Musik konzentrieren. Allmählich entspannten sich ihre Muskeln, und sie atmete tief durch, weil sie nicht einschlafen wollte.

Doch kurz darauf nickte sie ein.

***

Aus dem Augenwinkel betrachtete Don Kaylie. Er bemerkte

an ihrer Haltung, daß sie eingeschlafen war. Ihre Brüste hoben und senkten sich in gleichmäßigen, ruhigen Atemzügen.

Zehn Minuten vergingen, ohne daß sie sich bewegte. Jetzt oder nie, dachte Don, als er die Abzweigung erreichte. Er bog nach Osten von der Straße ab und fuhr in die Berge.

Möglich, daß sie ihn dafür hassen würde, daß er sie

hinterging und für sie die Entscheidung traf, aber er mußte diese Gelegenheit einfach nutzen. Er runzelte die Stirn und konzentrierte sich auf die schmale Straße, die durch den dichten Wald führte. Wach bitte nicht auf! flehte er innerlich. Die Zeit verging, und er hatte das Gefühl, kaum voranzukommen.

Fast eine Stunde brauchte er, bis er an der alten

Holzfällerstraße ankam. Dennoch verlangsamte er den Jeep, fuhr um eine scharfe Kurve und schaltete einen Gang tiefer. Von hier an wurde die Straße unebener und war mit Schotter bedeckt.

Don fuhr langsam, aber nicht langsam genug. Nach nicht einmal vier Kilometern wachte Kaylie auf.

Der Jeep holperte über einen größeren Stein, schwankte zur Seite, und Kaylie seufzte auf. Sie streckte sich, unterdrückte ein Gähnen und blinzelte. “Wo sind wir?”

“Noch nicht in Carmel.”

“Das sehe ich auch”, erwiderte sie und rollte die Schultern.

Angestrengt versuchte sie, in der Dunkelheit draußen etwas zu erkennen. “Ist das hier ein Park?”

“Nein.”

“Don?”

Er spürte, daß sie sich ihm jetzt ganz zuwandte. Einen Augenblick hörte er nicht s außer dem Motorengeräusch und der leisen Musik aus dem Radio.

Schließlich räusperte sie sich. “Wir fahren gar nicht zurück nach Carmel, oder?”

Leugnen hatte keinen Sinn mehr. “Nein.”

“Nein?” fragte sie ungläubig nach.

Als er nicht antwortete, packte sie rasende Wut. “Ich wußte es! Ich wußte es!” schrie sie. “Wie konnte ich dir nur vertrauen!”

Sie warf sich zurück in den Sitz. “Ich Idiot!” fuhr sie mit ihrem Ausbruch fort. “Dir zu vertrauen, nach allem, was du mir angetan hast!”

Don spürte, wie sich sein Magen schmerzhaft verkrampfte.

Wutentbrannt wandte sie sich ihm wieder zu. “Okay, Don, wo fahren wir hin?”

“Zu meinem Wochenendhaus.”

“Eine reizende kleine Hütte mitten im Wald, ja?”

“Genau.” Er nickte.

“Du hast doch überhaupt kein …”

“Du weißt gar nicht, was ich jetzt habe und was nicht”, unterbrach er sie. “In den vergangenen sieben Jahren habe ich mir ein paar neue Dinge zugelegt.”

“Und dazu gehört auch eine romantische Berghütte. Das paßt doch gar nicht zu dir!”

“Vielleicht kennst du meinen Geschmack nicht mehr.”

“Na, den werde ich ja jetzt kennenlernen, stimmts? Ich kann es kaum erwarten”, fauchte sie. Mit einer Hand strich sie sich das Haar nach hinten und fragte schließlich mit zornbebender Stimme: “Warum?”

“Weil du nicht auf mich hören wolltest.”

“Verstehe ich nicht.”

“Meine Güte, wir reden über dein Leben. Und du wolltest so tun, als sei nichts geschehen, als würde dies hier”, er griff in die Tasche und holte die Kassette heraus, “dies hier nicht existieren.

Ich werde jedenfalls dafür sorgen, daß du in Sicherheit bist, bis ich weiß, ob man diesen ‘Ted’ ernst nehmen muß oder nicht.”

“Was wirst du? Wie denn?” fragte sie nach, obwohl sie sich bereits denken konnte, was er vorhatte. “Ich denke, du solltest lieber wenden. Und zwar sofort”, stieß sie hervo r.

“Auf keinen Fall.”

“Ich warne dich. Wenn du mich nicht augenblicklich nach Hause bringst, zeige ich dich wegen Entführung an!”

“Wenn du meinst.” Anscheinend konnte ihn nichts aus der Ruhe bringen. Er konzentrierte sich auf die nächste scharfe Kurve.

“Das kannst du doch nicht tun!” rief sie. Was fiel ihm bloß ein?

“Du siehst doch, daß ich es tue.”

“Ich meine es ernst, Don”, sagte sie mit drohender Stimme.

“Du bringst mich augenblicklich zurück nach Carmel, oder du wirst keine Freude mehr in deinem Leben haben.”

“Das wäre nichts Neues für mich”, erwiderte er gepreßt. “So geht es mir seit dem Tag, an dem du mich verlassen hast.”

“Ich habe dich nicht…”

“Und ob!” fuhr er auf, und Franklin knurrte leise auf dem Rücksitz. Zornig blickte Don sie an. “Du hast uns beiden keine Chance gegeben.”

“Wir waren ein ganzes Jahr lang verheiratet!” Sie wußte selbst, wie kurz dieses Jahr gewesen war.

“Nicht lang genug!”

“Das ist doch verrückt!”

“Wahrscheinlich”, antwortete er nach außen hin wieder ruhig und bog um die letzte Kurve. Mitten auf einer Lichtung kam der Jeep zum Stehen.

“Aber diesmal werde ich dein Leben nicht aufs Spiel setzen.”

Kaylie sah aus dem Fenster auf das Holzhaus. Selbst in der Dunkelheit konnte sie erkennen, daß es groß war. In den großen Fenstern der beiden Stockwerke spiegelten sich die

Autoscheinwerfer. “Wo genau sind wir?” verlangte sie zu wissen.

“Im Paradies”, antwortete er.

Kaylie war da anderer Ansicht. Beim Gedanken daran, mit ihm allein zu sein, zog sich in ihr alles zusammen. Wie sollte sie bloß ihre Gefühle beherrschen?

Nein, dachte sie, dieses riesige Holzhaus ist kein Paradies. In ihren Augen sah es aus wie die reinste Hölle.