15.

 

Jackson stöhnte und drehte den Kopf zum Fenster, um auf die Morgendämmerung zu blicken, die sich am Himmel zeigte. Er lag ausgestreckt auf dem weichen Kaminvorleger im Musikzimmer. Die Kerzen waren fast ganz heruntergebrannt, und einige waren schon ausgegangen. Der Geruch von Lavendel und Sex hing schwer in der Luft, und er atmete ihn ein. Elle und Jackson. Ein betörender Geruch, der einem zu Kopf steigen konnte, und sein Körper regte sich trotz des Umstandes, dass er sie die ganze Nacht geliebt hatte.

Elle lag wie hingegossen auf ihm, ihre Brüste auf seinen Schenkeln, ihre Lippen an seinem Schwanz. Er fühlte jeden ihrer Atemzüge an seinem erschlafften Schaft. Sein Schwanz pulsierte im Rhythmus ihres Atems, doch Jackson lag schlapp und ausgelaugt da und schwelgte in den Nachwirkungen der Liebesnacht. So guten Sex hatte er in seinem Leben noch nicht gehabt. Wenn er auch nur noch einen Tropfen in sich gehabt hätte, hätte er die Finger nicht von ihr lassen können, aber er konnte sich nicht rühren. Er konnte nur noch daliegen und sich absolut befriedigt fühlen. Seine Zufriedenheit war rein und ungetrübt.

Genau so wollte er für den Rest seines Lebens jeden Morgen wach werden. Er fühlte sich lebendig und kam sich vor wie ein neuer Mensch. Erstmals in seinem Leben hatte er das Gefühl, ein Zuhause zu haben.

Er ließ seine Finger durch die rote Seide gleiten, die Elle als dichte Mähne über den Rücken fiel und sich auf seinen Schenkeln ausbreitete. Ihr Haar sah aus wie ein sinnlicher Wasserfall von schimmernder Röte, der über seine Hüften und seine Beine floss. Er war ausgehungert, aber er war nicht ganz sicher, ob er überhaupt schon die Kraft hatte aufzustehen und Frühstück zu machen, ganz zu schweigen davon, sie noch einmal zu lieben. Elle rührte sich und ihr Haar glitt über seine nackte Haut, als sie sich bewegte. Ihr warmer Atem neckte seinen Schwanz. Ihre Zunge schoss hervor und leckte ihn. Diese Berührung brachte Leben in ihn.

»Du bist eine kleine Teufelin«, beschuldigte er sie. »Du wirst mich noch umbringen.«

Sie ließ ihre Lippen über seine Lenden gleiten, sog seinen einzigartigen männlichen Geruch tief in sich auf und füllte ihr Bewusstsein mit Jackson und mit Bildern davon, was sie gern mit ihm täte. Auch er schnappte nach Luft, als er die erotischen Bilder in ihrem Bewusstsein wahrnahm und wusste, dass sie ihn vorsätzlich neckte. Ihre Brüste pressten sich an seine Oberschenkel, als sie sich bewegte und ihn damit lockte. Ihre Brustwarzen streiften ihn, harte Spitzen, die ihn in Versuchung führten. Sie war durch und durch eine Frau. Seine Frau.

»Ich liebe dich, Elle«, sagte er und meinte es mit jeder Faser seiner Seele. Er wickelte ihr langes Haar um seine Finger und drehte sich ein wenig, als sie ihn wieder zu liebkosen begann. Diesmal bewegte sich ihr Mund sinnlich an ihm auf und ab. Er schloss die Augen. »Ich könnte mich daran gewöhnen, so von dir geweckt zu werden.«

Elle bewegte ihren Kopf, damit sie leicht an ihn herankam. Ihre Zunge neckte ihn wieder, indem sie sich träge um ihn wand. »Und ich könnte den ganzen Tag hier liegen bleiben.« Es erschien ihr dekadent. Zum ersten Mal seit Monaten, wenn nicht sogar Jahren, fühlte sie sich vollkommen entspannt.

Seine Hände massierten ihren Nacken. »Du kannst tun, was du willst, Kleines. Ich für meinen Teil werde einfach hier liegen bleiben und meinen Spaß daran haben, dass du deinen Spaß hast, denn ich kann mich, offen gesagt, nicht von der Stelle rühren.«

Sie blies wieder ihren warmen Atem auf ihn und tauchte ihn in Glut ein. »Dann bist du mir also restlos ausgeliefert?«

»Das muss ich wohl bejahen.«

»So gefällst du mir.« Ihre Stimme war ein zufriedenes Schnurren. »Du hast mir nicht gesagt, dass du Klavier spielst.« Sie ließ ihre Zunge träge vom Ansatz seines Schafts bis zu der Rille unter der Spitze gleiten, eine laszive Liebkosung. »Das war sehr böse von dir.«

Sein Körper erschauerte, als ihre Zunge im Kreis über die empfindlichste Stelle unter der Eichel tanzte und absichtlich dafür sorgte, dass es ihm den Atem verschlug.

Er musste warten, bis er wieder sprechen konnte, um eine Antwort hervorzustoßen. »Ich wollte mein Image nicht ruinieren.«

»Stimmt, ja.« Sie hatte ihren Kopf überhaupt nicht bewegt, doch irgendwie war es ihr gelungen, seinen Schwanz vollständig zu vereinnahmen. Sie hielt ihn einfach nur im Mund und schluckte, als zöge sie ihn in ihre Kehle hinunter. Er schwoll unfreiwillig an, obwohl das völlig unvorstellbar war, und ebenso schnell schmerzte er vor Verlangen und füllte ihren Mund und ihre Kehle aus. Sie ließ ihn frei und blies wieder langsam warme Luft über ihn. »Ich hatte dein Image als harter Kerl ganz vergessen.«

Ihre Zunge bahnte sich einen Weg an ihm hinab, und sie zog behutsam seinen weichen Hodensack in ihren Mund. Jackson erschauerte vor Lust. Elles Vorgehen hatte nichts Hastiges oder Hektisches an sich, ganz im Gegenteil. Ihre trägen, lasziven Bewegungen waren elegant und katzenhaft zugleich und erregten ihn noch mehr. Sie knabberte und saugte und schenkte ihm wenig Beachtung, als sei sie eine Katze, die Sahne schleckte. Ihr Mund sog ihn tiefer ein und hielt ihn etliche ganz außerordentliche Sekunden lang fest, und dann ließ sie ihn wieder frei und nahm von neuem ihr katzenhaftes Schlecken auf. Es war eine langsame, köstliche Folter. Sie erweckte ihn wieder zum Leben - und wie! Sein Atem stockte, als sie sich an seinen Beinen hinabbewegte und ihm in die Schenkel biss, während ihr Haar sinnlich über seinen harten, dicken Schaft schleifte und bewirkte, dass sich jeder Muskel in seinem ganzen Körper anspannte.

»Mmm, Darling«, sagte sie mit träumerischer Stimme. »Ich liebe es, wie du dich anfühlst, ganz heiß und steif und so lebendig.«

Sie zog ihn wieder in ihren Mund und saugte fest an ihm, und ihre Zunge, die sich träge um ihn herumschlängelte, sorgte dafür, dass sein Herz fast stehen blieb. Er konnte nicht sprechen. Er konnte nicht einmal mehr denken. Die Welt um ihn herum löste sich auf und versank in Dunst. Ihr Mund war feucht und heiß und verursachte ihm unglaubliche Lust. Der Atem strömte glühend aus seiner Lunge. Sie zog ihn tiefer in sich hinein, ihre Kehle schloss sich um ihn herum wie eine geballte Faust, drückte zu, hielt ihn lange dort fest und schluckte dann wieder, als zöge sie ihn noch tiefer hinein.

Er versuchte sich nicht zu rühren, denn er wusste, dass sein Herz aufhören könnte zu schlagen, wenn sie nicht weitermachte. Sie bewegte sich wieder, saugte an ihm, als sei sie am Verhungern, und als er ihr Bewusstsein berührte, fand er ...

Verlangen. Gier. Einen Heißhunger auf ihn und den brennenden Wunsch, ihm Freude zu bereiten, ihn über jede Grenze hinauszuführen und ihm nicht etwa nur Lust zu verschaffen, sondern ihn in Ekstase zu versetzen. Ihr unbändiges Verlangen, ihm Freude zu bereiten, war ein stärkeres Aphrodisiakum als jedes andere, das man sich denken konnte. Sie genoss es nicht nur, ihm Lust zu bereiten, sondern sie schöpfte ebenfalls Lust daraus.

Sie setzte ihre Zunge ein, ein samtiges Schaben, das Flammen über ihn flitzen ließ, und ihre Zähne, die behutsam an seinem Schaft kratzten und knabberten, wobei sie jede seiner Reaktionen ganz genau beobachtete, und ihr Saugen brachten ihn dem Höhepunkt immer näher. Er warf seinen Kopf zurück, und jetzt brauchte er sie, brauchte es, dass sie ihn noch tiefer in sich aufnahm, und war schockiert darüber, wie es sich jedes Mal anfühlte, wenn er zustieß, sie ihn aufnahm und ihre Muskeln sich um ihn herum zusammenpressten.

Sein Stöhnen war so laut, dass es den ganzen Raum erfüllte, eine liebliche Musik, die sie mitsummen ließ, und die Vibrationen trugen noch mehr zur Intensität seiner Lust bei. Sie sandte Schockwellen durch seinen Körper, als sie begann, ihn noch tiefer in sich aufzunehmen und kräftiger an ihm zu ziehen, ihn zu melken. Ihre Hand hatte sich um seinen Hodensack gelegt und ihr Mund war ein Wunderwerk, das die reinste Magie hervorbrachte. Er fühlte sich, als sei er ein Inferno, eine weiß glühende Flamme, während Donner in seiner Brust grollte und ein lautes Rauschen in seinen Ohren einsetzte. Die Sehnen traten auf seinem Hals hervor, und er fühlte, wie jeder Tropfen Blut in seine Lenden strömte und dort pulsierte. Er stand in Flammen. »Du machst mich verflucht heiß, Kleines«, versuchte er zu murmeln, aber er bekam nicht genug Luft, um die Worte zu hauchen.

Ein schimmernder Schweißfilm überzog ihn von Kopf bis Fuß. Sein Haar war feucht, und jeder Muskel in seinem Körper strebte ihr entgegen - diesem Mund, der ihn verschlang, ihn melkte. Sein Schwanz zuckte, pulsierte und schwoll an, bis er ihren Mund ausfüllte und ihre Kehle dehnte. Dann fühlte er es, wie eine Flutwelle, die sich aufstockte, über ihn hinwegrollte und ihn in eine explosive Erlösung mitriss, die nicht aufzuhören schien; der heiße Samen sprühte Strahl für Strahl aus ihm heraus und der Orgasmus schoss durch seinen Körper, bis sich seine Schenkel und sein Bauch so eng zusammenzogen, dass er glaubte, die reine Glückseligkeit könnte sein Tod sein. Er hörte seinen heiseren Aufschrei - Elle - und das kehlige animalische Stöhnen, das aus seiner Kehle aufstieg.

Sie hielt ihn in ihrem Mund, während er weich wurde, und dann leckte sie ihn sanft und liebevoll, als er dalag und sein Herzschlag seinen Brustkorb zu sprengen drohte, während seine Lunge verzweifelt nach Luft rang. Sie zog eine Spur von Küssen über seinen Schaft und dann seinen Bauch hinauf, um ihren Kopf wieder auf seine Brust zu legen. Jackson konnte nur schockiert daliegen, während Farben hinter seinen Augen tanzten und sein Körper in einem Zustand absoluter Ekstase war. Falls es ein Nirwana gab, hatte er es gefunden.

Du musst den schönsten, begabtesten Mund auf der ganzen Welt haben, Elle. Ich glaube nicht, dass ich mich jemals wieder bewegen kann, aber ich werde als glücklicher Mann sterben.

Sie presste abermals Küsse auf seinen Bauch und rieb ihre Lippen an ihm, legte sich wieder hin, schlang die Arme um ihn und benutzte ihn als Kopfkissen. Sein Schwanz war zwischen ihre weichen Brüste geschmiegt und ihr Schamhügel ruhte auf seinem Oberschenkel.

Jackson hätte nicht mit Sicherheit sagen können, ob er eingeschlummert war, doch als er die Augen wieder aufschlug, war es beträchtlich heller im Zimmer. Er war es zufrieden dazuliegen, die Hände in ihrem Haar und ihr Körper auf seinem drapiert. Bei Elle fühlte er sich als ein ganzer Mensch. Sie gab ihm Frieden. Sie nahm der Welt die Hässlichkeit und gestattete ihm, die Schönheit zu sehen, ganz ähnlich, wie seine Musik es tat. Elle bereitete ihm so viel Vergnügen, dass er es kaum zu fassen vermochte.

Er versuchte herauszufinden, was so anders daran war, mit ihr zusammen zu sein. Die Art, wie sie ihn berührt hatte, hatte nichts Mechanisches an sich gehabt. Jede ihrer Berührungen hatte ihm persönlich gegolten und war ein Ausdruck ihrer Liebe gewesen. Auch ihr Mund, ihre Zunge und sogar ihre Zähne hatten sich ihm liebevoll zugewandt. In allem, was sie mit ihm getan hatte, hatte er dieses überwältigende Gefühl gespürt. Und es galt ihm. Seine Elle. Mit ihrer Entschlossenheit, ihm Freude zu bereiten, versetzte sie ihn in Erstaunen und beschämte ihn.

»Elle? Bist du wach, Kleines?«

»Mhm.«

Ihre Stimme klang schläfrig und zufrieden. Sie wirkte auf ihn wie ein kleines Kätzchen. Er zog an ihrem Haar, bis sie zu ihm aufblickte.

»Du hast mir das Gefühl zurückgegeben, ein Mensch zu sein. Dafür danke ich dir.«

Er zog die Stirn in Falten, auf der Suche nach weiteren Worten für das, was er bei ihr empfand, doch es fiel im schwer, seine Gefühle zu beschreiben. »Und noch mehr danke ich dir dafür, dass du mich so liebst, wie ich bin. Du hast mir viel mehr als irgendjemand sonst in meinem ganzen Leben das Gefühl gegeben, geliebt zu werden. Du hast mir das Gefühl gegeben ...« Er brachte es nur mit Mühe heraus, aber selbst wenn er sich bei dem Versuch, Gefühle in Worte zu fassen, noch so blöd vorkam, hatte sie es verdient. »... ein wertvoller Mensch zu sein.«

Sie schwieg lange Zeit. Er war so sehr auf sie eingestimmt, dass er fühlte, wie sich der Atem durch ihren Körper bewegte. Sie fühlte sich weich und warm auf ihm an, eine lebendige Decke, die für ihn alles verkörperte, was gut auf Erden war. Seine Finger glitten über ihre Kopfhaut und massierten sie; er wollte, dass sie es genoss, und tat es nicht etwa, um Besitzansprüche auf sie zu erheben.

»Du bedeutest mir alles, Jackson«, sagte Elle schließlich und presste ihre Lippen auf seinen Bauch. »Alles. Und du bist wertvoller als jeder andere Mann, den ich kenne. Ich habe dich mit jeder Faser meines Wesens geliebt.«

»Das weiß ich, Kleines. Ich habe es gefühlt.«

»Es ging mir nicht darum, Stavros oder mir selbst etwas zu beweisen.« Sie zog sich auf ihre Ellbogen, um ihn anzusehen.

»Ich fühle mich jetzt viel besser, Jackson. Ich hatte solche Angst, er hätte mir alles genommen, aber er konnte mir weder die Liebe nehmen, die ich für dich empfinde, noch das Bedürfnis, sie in dieser Form auszudrücken.«

Sein Blick glitt über ihr Gesicht. Er liebte sie ja so sehr. »Du musst damit rechnen, dass du noch öfter Schwierigkeiten damit haben wirst, Elle, und nicht nur damit, sondern auch mit uns. Traumata sind seltsame Angelegenheiten, und daher wird es ab und zu wieder vorkommen, dass du mir eine reinhaust, und wenn das passiert, wirst du keinen Grund haben, dir Sorgen zu machen.«

»Und du könntest mal wieder einen Alptraum haben. Ich werde wohl besser die Waffen auf meiner Seite unters Bett legen.« Sie grinste ihn an.

Sein Gesicht verzog sich zu einem bedächtigen Lächeln, und dann nickte er. »Für mich zählt nur, dass du mich genug liebst, um mir nicht nur Freude machen zu wollen, sondern um es selbst auch zu genießen.«

Ein verschmitztes Lächeln zog an ihren Mundwinkeln. »Ich genieße es wirklich, wie du meinen Namen sagst.«

»Ach ja? Was hältst du davon, ihn für den Rest deines Lebens von mir zu hören?« Seine Hände griffen weiterhin durch ihr Haar und massierten liebevoll ihre Kopfhaut. »Lass uns heiraten, Elle. Jetzt gleich. Auf der Stelle. Lade die ganze verdammte Ortschaft ein. Sag nichts von Hochzeitsplänen, sag einfach nur allen, wir hätten Grund zum Feiern und wir wollten, dass sie kommen und mit uns feiern. Wer auch immer auftaucht, jeder ist willkommen.«

Sie sah ihm lange Zeit fest in die Augen. »Das ist jetzt kein spontaner Einfall? Keine Sinneseintrübung durch tollen Sex?«

»Ich möchte, dass du meine Frau wirst. Jetzt sofort. Ich will nicht warten. Lass es uns einfach offiziell machen. Wir können eine Heiratserlaubnis einholen und uns auf der Stelle trauen lassen. Und Gratsos soll der Teufel holen. Lass uns am Strand heiraten.«

Sie lachte. »Du bist so verrückt, Jackson. Du hast nicht gern Menschen um dich, aber du willst den ganzen Ort einladen?«

Er drehte sich auf die Seite und stützte seinen Kopf auf, damit er ihren Gesichtsausdruck besser sehen konnte. »Du und deine Schwestern, ihr seid für Sea Haven von enormer Bedeutung. Ich weiß, dass sich deine älteren Schwestern eine große weiße Hochzeit wünschen, aber wir beide sind Strandmenschen. Das hier« - er holte weit aus und beschrieb mit seiner Geste sein Haus sowie ihr Haus und auch den Strand und das Meer – »das ist es, was uns ausmacht. Die ganze Ortschaft hat daran mitgearbeitet, dich nach Hause zu holen. Die Leute haben gebetet, Kerzen angezündet und alles getan, was ihnen eingefallen ist, um dabei zu helfen, dich zu finden. Lass uns mit dem Versteckspiel aufhören, Kleines. Lass es uns ihm ins Gesicht schleudern und lass uns glücklich miteinander werden.«

»Ich habe keine Ahnung, wie man so etwas plant.«

Er grinste sie an. »Das ist das Beste daran. Wir brauchen nichts zu planen. Wir brauchen nur eine einzige Person anzurufen.«

Ihre Augen wurden groß. »Du wirst Inez anrufen?«

»Sowie du Ja sagst.«

»Wenn du sie anrufst, Jackson, wirst du niemals einen Rückzieher machen können, das ist dir doch klar, oder nicht?«

Er schlang seine Arme um sie, rollte sich herum und drückte sie lange genug auf den Boden, um ihr einen Kuss zu geben, bevor er sie losließ und sich auf die andere Seite des Teppichs wälzte.

»Ich überlasse dir den ersten Anruf. Sag du es Sarah, und dann rufe ich Inez an.«

»Sie werden alle herkommen.«

Er zuckte die Achseln. »Sie kommen ohnehin. Und ich will Abbey sehen und mich vergewissern, dass ihr nichts fehlt. Jetzt ruf sie schon an.« Er beugte sich über sie und biss ihr in den knackigen Hintern. Er wollte ihre Schwestern möglichst bald hier im Haus haben, damit er Kate dazu bringen konnte, Elle zu helfen und ihre Gaben zu heilen. Es war dringend erforderlich, dass sie wieder zu Kräften kam.

»Au!« Elle rieb sich den Po und sah ihn finster an. »Also schön, ich rufe sie an. Du kannst uns inzwischen etwas zum Essen herrichten.«

»Du hast wohl noch nicht genug bekommen, du gieriges kleines Ding.« Er presste seine Lippen auf die Bissspuren. »Keine Sorge, ich werde mir merken, womit du morgens als Erstes gefüttert werden willst. Das kannst du jeden Tag haben.«

Sie konnte nicht verhindern, dass Röte an ihrem Hals und in ihr Gesicht aufstieg. »Ich werde allen erzählen, dass du Klavier spielst.« Das war nicht gerade die schlagfertigste Erwiderung, aber mehr fiel ihr nicht ein, wenn er sie ansah, als sei sie so appetitlich, dass er sie jeden Moment verschlingen würde. Ein Blick von ihm genügte, um sie innerlich schmelzen zu lassen, und als die Glut seiner Augen über sie glitt, wurde sie feucht und verzehrte sich nach ihm.

Jackson warf ihr einen warnenden Blick zu, schnappte sich seine Jeans und ging, um Bomber rauszulassen. Sie drehte sich auf den Rücken und kostete es aus, den weichen Teppich unter sich zu fühlen, als sie zur Decke aufblickte und süffisant lächelte. Sie ließ die Geräusche, die Jackson von sich gegeben hatte, und die Intensität der Lust, die sie in seinem Innern gespürt hatte, als sie ihn zum Höhepunkt brachte, noch einmal an sich vorüberziehen. Das hatte er ihr so nicht zugetraut.

Vielleicht würde er es sich in Zukunft zweimal überlegen und ihre Kräfte so schnell nicht wieder unterschätzen. Sie lachte in sich hinein und sah sich im Zimmer um. Es war ein wunderschöner Raum. Sie war in Versuchung, ihre Gabe einzusetzen, einfach nur, um zu sehen, ob sie es konnte, nichts weiter als eine Kleinigkeit, vielleicht die Kerzenflammen löschen.

Wage es nicht, auch nur daran zu denken. Und schraub deine Selbstzufriedenheit ein bisschen runter.

Ich habe sie mir verdient.

Der Einsatz von Telepathie war schmerzhaft, aber sie blutete nicht, und das sah sie als ein gutes Zeichen an.

»Schluss jetzt, Elle«, fauchte Jackson, als er den Kopf zur Tür hereinstreckte.

»Du hast damit angefangen«, hob sie hervor und streckte ihre Arme über den Kopf. Sie liebte das Gefühl von Freiheit.

»Musst du so verdammt schön und sexy sein?«

Er schien so sauer auf sie zu sein, dass Elle darüber lachen musste. »Geh weg. Ich rufe Sarah an und stelle mich dann unter die Dusche.« Sie zwang sich aufzustehen, denn sie hätte sich den ganzen Tag träge auf dem Teppich räkeln können.

Sarah schien die Neuigkeit nicht im mindesten zu schockieren, aber schließlich hatte Sarah oft Vorahnungen und wusste manchmal vor allen anderen von konkreten Ereignissen in der Zukunft. Elle duschte lange und genüsslich und kleidete sich sorgfältig an, da sie wusste, dass ihre Familie nach dem Frühstück kommen würde. Jackson gab ihr zwar das Gefühl, die schönste und begehrenswerteste Frau auf der ganzen Welt zu sein, aber sie schämte sich immer noch dafür, dass sie entführt und in Gefangenschaft gehalten worden war.

Sie war bestens ausgebildet, und sie besaß ungeheure übersinnliche Kräfte. Sie hatte sich so sehr auf ihre übernatürlichen Gaben und ihre Ausbildung verlassen, dass sie einfach nicht geglaubt hatte, jemand könnte es schaffen, sie zum Narren zu halten. Ihre eigene Arroganz hatte sie angreifbar gemacht. Da ihr klar war, dass ihre Schwestern zumindest auf einer intellektuellen Ebene wussten, welche Demütigungen und Schandtaten Stavros ihr zugemutet hatte, fiel es ihr sehr schwer, ihren Schwestern gegenüberzutreten. Sie verstand nicht, warum sie Jackson ins Gesicht sehen konnte und sich doch so sehr schämte, wenn ihre Schwestern in der Nähe waren.

Sie biss sich auf die Lippen und starrte sich in dem beschlagenen Spiegel an. Für sie stand fest, dass jeder, den sie liebte, in Gefahr geraten konnte. Wenn es Stavros so lange Zeit gelungen war, sie zu täuschen und in Gefangenschaft zu halten, dann war er, ganz gleich, was Jackson sagte, ein extrem gefährlicher und mächtiger Gegner. Sie hatte absolut nicht vor, ihn noch einmal zu unterschätzen oder ihre eigenen Kräfte zu überschätzen.

»Komm frühstücken, Elle«, rief Jackson.

Elle holte Atem und stieß ihn wieder aus. Sie würde sich bei ihren Arbeitgebern melden und Dane Bescheid geben, dass sie noch am Leben war. Das war das einzig Richtige. Sie hatte kaum Informationen, die jemandem dabei helfen konnten, den Menschenhandelsring zu sprengen, aber sie hatte genug in der Hand, um zumindest den Verdacht zu bestätigen, dass Stavros etwas damit zu tun hatte und dass sein Bruder am Leben und wahrscheinlich für das Entführen der Frauen zuständig war. Die Ermittlungsbehörden würden eine Möglichkeit finden müssen, die beiden auszuschalten, und das würde einige Zeit dauern, aber sie würde wenigstens etwas dazu beigetragen haben.

Jackson blickte vom Tisch auf, als sie ins Zimmer kam. Sein verschlossener Gesichtsausdruck und seine schwelenden dunklen Augen sagten ihr, dass er in ihrem Bewusstsein gewesen war und ihre Gedanken gelesen hatte. Sie ließ sich auf einen Stuhl sinken und griff nach ihrer Teetasse.

»Nein.«

Er hatte den Tee genauso zubereitet, wie sie ihn mochte, mit Milch. Er schmeckte köstlich. Elle sah ihn über den Rand der Tasse hinweg an. »Ich will mich nicht mit dir streiten, Jackson. Du weißt, dass ich Dane anrufen und ihm Bescheid geben muss, dass ich am Leben bin. Ich kann mich nicht ewig verstecken. Und es ist auch nicht fair ihm gegenüber.«

»Sowie er es weiß, wird Gratsos es wissen. Gratsos hat die Polizei gekauft. Verdammt nochmal, wahrscheinlich hat er weltweit mehr als genug Angehörige der Ermittlungsbehörden gekauft. Sowie du Bericht erstattest, wird er mit Sicherheit wissen, dass du am Leben bist, und er wird Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um dich zu finden. Wir sind noch nicht genügend auf ihn vorbereitet«, hob Jackson hervor.

»Er hat uns bereits angegriffen.«

»Er greift überall an, wo übernatürliche Energien zu erkennen sind«, sagte Jackson. »Das weißt du selbst. Und ich werde es beweisen. Ich gehe heute auf die Website und sehe mir die weltweiten Meldungen über sonderbare Vorfälle an. Ich bin bereit zu wetten, dass etliche Gegenden Brandungsrückströmungen zu verzeichnen hatten, in denen es sonst keine gibt, und Quallenschwärme, die dort nicht hätten sein sollen, eben alles, was gestern passiert ist. Also warte noch, bis du wieder vollständig bei Kräften bist.«

»Wir können nicht wissen, ob alles vollständig verheilen wird, Jackson. Je länger ich mit meinem Bericht warte, desto weniger Zeit haben die Behörden, diesen Ring stillzulegen. Ich muss wissen, dass das, was mir zugestoßen ist, wenigstens anderen hilft.«

Es legte seine Gabel hin, beugte sich zu ihr vor und sah ihr fest in die Augen. »Dann lässt du Kate heute einen Versuch unternehmen.«

Elle schlug die Augen nieder und spielte mit den Spiegeleiern auf ihrem Teller. »Ich werde es versuchen, Jackson.« Als er nichts dazu sagte, blickte sie zu ihm auf. »Ich werde es wirklich versuchen. Du wirst mir helfen müssen, aber ich werde mich bemühen es zuzulassen.«

Er streckte einen Arm über den Tisch und legte seine Hand auf ihre. »Wir werden nicht erlauben, dass ihr etwas zustößt.«

»Er jagt mir Angst ein, Jackson. Ich weiß, dass du ihn nicht für allmächtig hältst, aber sieh dir doch an, was er bisher getan hat.«

Sie wollte nicht, dass Jackson ihren gemeinsamen Feind unterschätzte. Sie selbst hatte es einmal getan und die schwerwiegenden Folgen getragen.

»Wenn deine Familie hier ist, und ich vermute, deine Schwestern sind schon auf dem Weg?« Als sie nickte, sprach er weiter: »Dann können wir über Gratsos reden. Aber ich glaube, jetzt solltest du dir erst einmal anhören, was Inez zu sagen hatte.«

Sie sah ihn mit offenem Mund an. »Du hast tatsächlich Inez angerufen und ihr gesagt, wir würden heiraten?«

Er zuckte die Achseln, doch das belustigte Schmunzeln in seinen Augen entging ihr nicht. »Nicht direkt. Ich habe zu ihr gesagt, wir wollten augenblicklich heiraten und die ganze Ortschaft zu einer Hochzeit am Strand einladen, aber wir hätten keine Ahnung, wie man das anstellt.«

Sie schlug sich die Hände vors Gesicht und lugte zwischen ihren Fingern heraus. »Das hast du nicht getan.«

Einen Moment lang sah sie seine Zähne aufblitzen, doch dann fing er sich wieder und wurde ernsthaft. »Und dann habe ich auf Anweisung von Inez die Dardens angerufen. Anscheinend laufen bei ihnen alle Fäden zusammen, wenn sich hier im Ort etwas tut, und daher können sie sofort tätig werden, sagt Inez.«

»Im Moment kostet es mich Mühe, dich nicht zu hassen.«

Er nahm seinen Teebecher in die Hand und trank, ein erfolgloser Versuch, sein Grinsen zu verbergen. »Heute Morgen hat dir die Idee noch gefallen.«

»Ja, gleich nach dem Sex. Da war ich noch von Sinnen! Inez? Machst du dir überhaupt eine Vorstellung davon, worauf du dich da eingelassen hast? Sie wird unsere Hochzeit als Ereignis des Jahres aufziehen. Sie wird dich in einen Smoking mit Zylinder stecken.«

Jetzt war sein süffisantes Lächeln unverhohlen. »Wir feiern eine Strandhochzeit. Deshalb wird sie dich in einen Bikini stecken.«

Er schielte lüstern und zog die Augenbrauen mehrfach hintereinander schnell rauf und runter. »Wir werden beide barfuß sein.«

»Träum weiter, mein Lieber. Inez wird dafür sorgen, dass du reichlich von den Socken bist, aber nicht so, wie du dir das denkst.«

Sein Lächeln verblasste und wurde von einem Stirnrunzeln abgelöst. »Ich werde einen kleinen Plausch mit ihr halten.«

»Du hast schon oft genug mit ihr geplaudert. Diesmal rede ich mit Inez.« Sie rümpfte entrüstet die Nase.

»Wir werden heiraten, Elle, und mir ist scheißegal, ob wir es hier mit dem Hund als unserem Zeugen tun oder vor aller Welt, aber wir bringen das hinter uns. Also besorg deine Geburtsurkunde und halte sie bereit. Wir holen die Erlaubnis ein.«

Sie verdrehte die Augen. »Wie ich sehe, braucht der große, böse Jackson mal wieder eine Lektion. Du hast es dringend nötig, dass dir jemand einen Dämpfer verpasst.«

»Und was glaubst du wohl, wie ein kleines Mädchen wie du das hinkriegen könnte?«, forderte er sie heraus.

Ein verruchtes Lächeln zog an ihren Mundwinkeln. Sie ließ ihren Blick forschend über sein Gesicht und über seine Brust gleiten und dann noch tiefer unten verschwinden. »Ich könnte unter den Tisch kriechen, während du dein Frühstück isst, und dann sehen wir ja, wer hier der Boss ist.«

Sie leckte sich die Lippen und das Kreisen ihrer Zunge war so anzüglich, dass sein Schwanz augenblicklich reagierte. Er ruckelte in der engen Jeans herum und versuchte es sich mit einem enormen Ständer bequemer zu machen. Ihr Schlafzimmerblick half ihm dabei nicht gerade. Einen Moment lang schnappte er die erotische Vision in ihrem Kopf auf – Elle, die von ihrem Stuhl glitt und auf allen vieren unter den Tisch kroch, ihm langsam den Reißverschluss aufzog und seinen prallen Schaft in ihren eifrigen, begabten Mund nahm.

Elle sah ihm fest in die Augen. Sie ließ ihre Zunge über ihre Zähne gleiten, beugte sich über den Tisch zu ihm vor und zeigte ihm ihr hämisches Lächeln. »Meine Schwestern sind da. Würde es dir etwas ausmachen, an die Tür zu gehen, während ich den Tisch abräume und das Geschirr im Spülbecken stapele?« Ihre Stimme triefte vor Unschuld.

Er packte ihre Hand, als sie sich anmutig erhob, und zog sie an seine Seite. »Du glaubst, damit kommst du mir davon?« Sein Mund saugte an ihrer Brust und seine Hand legte sich über der Jeans auf ihren Schamhügel. »Irgendwann müssen sie wieder fortgehen, und dann blüht dir einiges.«

Sie lachte leise und mit deutlichem Spott, denn sie wusste ganz genau, dass sie ihn besiegt hatte. Er beobachtete, wie sie ihre Hüften schwenkte, als sie die Teller vom Tisch nahm und damit zum Spülbecken ging. Wo auch immer sie war fühlte er sich zu Hause. Und sie gab ihm das Gefühl, lebendig zu sein. Er trug die Teebecher in die Küche, blieb hinter ihr stehen und zwängte ihren Körper zwischen seinem und dem Spülbecken ein, ehe er die Tassen abstellte, um beide Hände frei zu haben.

Elle drehte sich um und blickte zu ihm auf, und er fühlte, wie der Atem in seiner Kehle stockte. Und dann küsste er sie. Ihr Geschmack war suchterregend, ihr Mund süß und heiß und so hungrig wie sein eigener. Sie reckte sich auf die Zehenspitzen, um ihm die Arme um den Hals zu schlingen, sie öffnete ihm ihren Mund, und ihre Zunge tanzte mit seiner, streichelte und liebkoste sie, lange Küsse, die sich ewig hinzogen, bis das Pochen an der Tür beide in die Realität zurückholte.

»Gut, dass du dir einen Bart wachsen lässt. Mein Gesicht wäre sonst schon ganz wund. Ich habe nämlich eine empfindliche Haut. Ich werde dich nicht mehr küssen können, wenn du dich wieder rasierst.«

Er ließ seine Hände auf ihrer Taille liegen und hielt sie still. »Ich werde meinen Job aufgeben müssen. Ich kann nicht als Sheriff arbeiten, wenn ich nicht auch für verdeckte Einsätze zu gebrauchen bin. Deshalb habe ich mir den Bart doch nur wachsen lassen.« Er rieb sich den kurzen Bart.

»Du siehst aus wie ein grimmiger alter Fallensteller.«

»Ein rauer Bursche.« Seine Stimme klang erfreut. »Jackson, der harte Kerl.«

Sie rieb mit ihrer Hand über die Ausbuchtung vorn in seiner Hose. »Jackson in Schwierigkeiten.«

Er schob sie energisch von sich und brachte seinen Körper unter Kontrolle, damit er zur Haustür gehen konnte und nicht jeder Schritt schmerzhaft war. Auf seiner Veranda hatte sich bereits eine kleinere Menschenmenge versammelt. Bomber legte den Kopf zur Seite und sah ihn an.

»Ja, klar, du hast dir von ihr ein Zeichen geben lassen, nicht zu bellen. Auf wessen Seite stehst du eigentlich?« Er sah seinen Hund, den Verräter, böse an und machte die Tür weit auf, um Elles Familie in sein Haus einzulassen.

Sie waren alle gekommen. Die gesamte Drake-Familie. Sarah mit Damon. Damon mochte er wirklich; er war der stillste unter ihnen und wahrscheinlich auch der brillanteste, obwohl auch Tyson, Libbys Verlobter, im Rennen um diesen Titel ziemlich weit vorn lag. Damon war älter und viel gesetzter. Er übte auf alle eine beruhigende Wirkung aus und sagte nicht viel, doch wenn er den Mund aufmachte, hörten sie alle auf ihn.

Jackson hatte eine Schwäche für Sarah. Als älteste Drake-Schwester passte sie immer auf ihre jüngeren Schwestern auf– und auf jeden anderen auch. Sarah war eine vernünftige Frau. Er fühlte, wie sie Elles Bewusstsein berührte, es nur ganz leicht streifte und innerlich zusammenzuckte. Sie drückte Damons Hand und lächelte, bevor sie einen schnellen Blick auf Jackson warf. Er erkannte, wie deutlich ihr bewusst war, dass er mit Elle geschlafen hatte. Sarah beugte sich vor, um ihn auf die Wange zu küssen.

»Danke, Jackson. Sie ist glücklich«, flüsterte Sarah.

Er sah sich nach Elle um und stellte zu seinem Erstaunen fest, dass sie noch nicht im Raum war. Sarah meinte, sie könnten die Veränderung in ihrem Innern fühlen, und er stellte fest, dass auch er es konnte. Ihr Geist war unbeschwerter. Kräftiger. Elle war zu ihnen zurückgekehrt. Alle ihre Schwestern sahen ihn mit leuchtenden Augen an. Er wand sich unter ihren liebevollen Blicken, denn er war es nicht gewohnt, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen.

»Wie geht es dir, Abbey?« Er wandte sich zu seiner Komplizin um und wich Aleksandrs Blick aus. Der Mann hatte einen Arm eng um die Taille seiner Frau geschlungen und sah nicht so aus, als würde er sie so schnell wieder loslassen.

»Ich stecke in Schwierigkeiten. Aleksandr ist schlimmer als der Hai.« Sie zwinkerte ihm zu. »Ich habe vor allem Prellungen. Einige Stellen mussten auch genäht werden.«

»Infizierte Wunden«, fauchte Aleksandr.

Abbey schnitt eine Grimasse. »Letzte Nacht habe ich noch Antibiotika verabreicht bekommen, und Libby hilft mir, das heißt, mir sollte es bald wieder gutgehen. Die Delfine sind am Leben, und das ist die Hauptsache. Danke, dass du mir letzte Nacht geholfen hast.«

Libby trat gemeinsam mit Tyson ein. Ihre großen Augen sahen ihm forschend ins Gesicht, und etwas in ihrem Innern schien zur Ruhe zu kommen. »Inez hat Sarah heute Morgen angerufen.«

Jackson konnte nichts gegen das breite Grinsen tun, das sich von einem Ohr zum anderen zog. Er fühlte es sofort, als Elle sich ihnen anschloss - sie verschlug ihm den Atem und raubte ihm das Herz. Er stand nur noch da wie ein Idiot, der töricht grinste und kein Wort zu sagen hatte. Sie kam auf ihn zu und wirkte wie eine Königin. Das lange rote Haar fiel ihr über den Rücken. Ihre Augen waren auf ihn gerichtet. Seine Eingeweide zogen sich zusammen. Sie schmiegte sich unter seine Schulter, legte ihm einen Arm um die Taille und blieb mit ihm an der Tür stehen, während ihre Familie hereinkam.

Er kam sich wie ein Trottel vor, weder hart noch böse, sondern total glücklich über eine so doofe Kleinigkeit, aber wenigstens wusste das außer ihm keiner. Elle blickte zu ihm auf. Er seufzte. Okay. Niemand außer ihm und ihr wusste, zu was für einen Vollidioten sie ihn machen konnte. Aber damit konnte er leben. Er fühlte ihr Lächeln in seinem Bewusstsein und in seinem Herzen. Und es wärmte ihn.

Kate kam mit Matt herein. Seine Hand spannte sich fester um Elles Schulter. Kate wirkte stark und ausgeruht, so ausgeglichen wie immer. Sie konnte in die chaotischste Situation Ruhe bringen. Jetzt sah ihn Kate mit einem ganz eigenartigen Lächeln an, und er fühlte sich in ihren kleinen Kreis aufgenommen. Matt hatte zusammen mit ihm beim Militär gedient, die Ausbildung gemeinsam mit ihm durchlaufen, ihm bei Elles Rettung geholfen und nie auch nur einen Moment gezögert. Jackson fühlte sich unwillkürlich ein wenig schuldbewusst, weil er Kate bitten würde, ein derart gefährliches Unterfangen in Angriff zu nehmen. Als läse sie seine Gedanken oder vielleicht auch einfach nur seine Körpersprache, streckte Kate eine Hand aus und legte sie behutsam auf seinen Arm. Schon im selben Moment fühlte er inneren Frieden. Er lächelte sie dankbar an, als sie nickte und in sein Wohnzimmer ging.

Hannah kam herein. Er liebte Hannah. So einfach war das. Hannah hatte etwas an sich, das elegant, charmant und ganz bezaubernd war. Und sie gehörte zu Jonas und würde für Jonas durchs Feuer gehen. Hannah umarmte ihn. Sie hatte ihn schon immer umarmt, und da er wusste, dass sie nicht allzu viele Menschen berührte, hatte er es immer als ein Privileg und eine unverdiente Auszeichnung angesehen, von ihr akzeptiert zu werden.

Er drückte ihr einen Kuss auf die Wange. »Wie fühlst du dich, meine Süße?«

»Abgesehen davon, dass Jonas mich mit Adleraugen bewacht und ich mich ständig übergebe« - sie rieb mit ihrer Hand ihr kleines Bäuchlein -, »geht es mir gut. Hast du etwas dagegen, dass ich ein paar Plätzchen backe, die wir zum Tee knabbern können? Wenn wir eine weitere Heilsitzung mit Elle vornehmen, könnten wir etwas mehr Zucker gebrauchen.«

»Du kannst frei über die Küche verfügen.« Bei Hannah schmeckte alles noch besser als sonst.

Sie tut alles mit Liebe.

»Verdammt nochmal, Elle. Wirst du das endlich bleiben lassen?«, fauchte Jackson. »Du bist verfl...« Er ließ seinen Satz abreißen und sämtliche Schwestern sahen ihn an. »Du bist dickköpfig.«

Sie lachte, dieses verdammte Biest, und fürchtete sich nicht im Geringsten vor seinem Zorn. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Jonas den Kopf schüttelte und die Lippen bewegte, und das, was er von seinen Lippen ablas, sah verdächtig nach »Pantoffelheld« aus. Hinter Elles Rücken zeigte er ihm den Stinkefinger. Jonas lachte ihn einfach nur aus.

Joley kam als Letzte herein, und über ihr ragte Ilja auf. Sie brachte augenblicklich Energie und Glanz ins Zimmer. Joley war wie Quecksilber, und Jackson war schon ein wenig erstaunt gewesen, als es Ilja tatsächlich gelungen war, sie zu einer Hochzeit zu überreden. Er nahm an, sie würden demnächst heiraten, denn nicht nur Hannah, sondern auch Joley war schwanger.

»Dein Haus gefällt mir«, sagte Joley.

»Warte, bis du sein Klavier siehst«, antwortete Elle selbstgefällig. Das schockierte Schweigen schmerzte in seinen Ohren. Er wusste, dass sie rot geworden waren und brannten.

Du heimtückisches Weibstück. Dafür wirst du mir später büßen.

Elle lachte aus voller Kehle. »Er ist ein begnadeter Klavierspieler. Joley, du musst dir mal die Sachen von ihm vorspielen lassen, die er selbst geschrieben hat. Es sind ganz erstaunliche Stücke.«

»Du komponierst?«, fragte Joley mit offenkundigem Interesse. Sie liebte absolut alles, was mit Musik zu tun hatte, und Jackson konnte sehen, dass sie jetzt kaum noch zu halten sein würde. Er räusperte sich mehrfach. »Sie übertreibt. Ich tue das nur so zum Spaß, nichts Besonderes.«

»Du spielst Klavier?«, fragte Jonas, als sei das eine Sünde. Jackson beugte sich hinunter, strich Elle das Haar aus dem Nacken und biss sie. Sie stieß einen spitzen kleinen Schrei aus, und er fuhr lindernd mit seiner Zunge über den Biss.

Sie sah ihn finster an und rieb sich den Nacken.

»Wo hast du das gelernt?«, fragte Sarah.

In seiner Verzweiflung nahm er Elles Hand, biss ihr fest in einen Finger und sog ihn dann in seinen Mund, um seine Zunge darüber gleiten zu lassen. Sie entriss ihm ihre Hand.

Du bist reichlich oral fixiert, stimmt's?

Es war ein Anzeichen für den Grad seiner Verzweiflung, dass er sie nicht mal ausschalt. »Meine Mutter hat es mir beigebracht, als ich ein kleiner Junge war.« Er stieß das Geständnis unwillig aus.

Elle erbarmte sich seiner. Jackson sprach nicht gern über seine Familie oder seine Kindheit. Sie lächelte Libby strahlend an. »Ich dachte, falls ihr alle dazu bereit seid, könntet ihr vielleicht eine weitere Heilsitzung mit mir vornehmen - alle außer Kate –, und dann könnte Kate versuchen, an meinen Gaben zu arbeiten.« Sie sah Sarah an. »Oder meinst du, die Reihenfolge sollte umgekehrt sein? Erst Kate, nur für den Fall, dass etwas schiefgeht?«

»Inwiefern schiefgeht?«, fragte Matt.

Als Ablenkungsmanöver hatte sich das gut bewährt, dachte Jackson, als er sich auf einen Sessel setzte und Elle sich anmutig vor seine Füße plumpsen ließ. Die Drake-Schwestern saßen gern gemeinsam auf dem Boden. Das hatte er vor ein paar Jahren entdeckt, als er ihnen zum ersten Mal begegnet war.

»Ich weiß es nicht, Matt«, antwortete Elle aufrichtig und lehnte ihren Kopf an Jacksons Sessel, »aber ich möchte Kate auf gar keinen Fall gefährden.«

Kate reckte ihr Kinn in die Luft. »Ich weiß, dass ich es tun kann, Elle.«

Bevor Matt Einwände erheben konnte, beugte sich Sarah vor und legte ihre Hand auf Kates Knie. »Natürlich kannst du es, Katie, das bezweifelt keiner. Aber wie hoch ist der Preis? Ich glaube, das ist sowohl Elles als auch Matts Frage, und sie ist berechtigt. Wir dürfen dich nicht in Gefahr bringen, vor allem nicht gerade jetzt.«

»Ich könnte eine Heilung in mehreren Etappen vornehmen«, bot Kate an. »Dabei würde ich mir jedes Mal nur eine Schicht vornehmen. Es würde jedoch einige Zeit in Anspruch nehmen Tage. Ich müsste jeden Tag mit dir daran arbeiten, Elle.«

»Bringt das ein Risiko für dich mit sich, Kate?«, fragte Matt ganz direkt.

»Ein kleines Risiko besteht immer«, gab Kate zu. »Du weißt ja, wie es uns nach der Arbeit geht. Wir sind dann vollkommen ausgelaugt. Libby hat schon eine Menge auf sich genommen, und das kann schädlich sein. Sie muss sich vorsehen, und das werde ich vermutlich auch tun müssen. Aber Elles Heilung ist meiner Meinung nach nicht nur das Risiko wert, wenn man bedenkt, was hier geschieht, sondern es ist ein Risiko, das wir alle eingehen müssen.«

Der Duft von frisch gebackenen Plätzchen hing in der Luft.

Jackson drehte seinen Kopf in Richtung Küche. Hannah lächelte ihn von der Tür aus an. Wenn Kate auch noch so gut den Frieden wahren konnte, schien Hannah doch einen zusätzlichen Hauch von Häuslichkeit und Behagen zu der friedlichen Atmosphäre beizusteuern. Er begriff, dass sich sein Haus so anfühlte wie das Haus der Drakes. Wenn er sie in ihrem Haus aufgesucht hatte, war er immer verändert herausgekommen, mit einem Gefühl von Familie und Liebe. Er war nicht sicher, ob es an ihrem tiefen Glauben an Gott, an ihrer Magie oder an der Familie selbst lag, doch sie lebten so, wie andere sich ihr Leben erträumten - und so, wie er entschlossen war zu leben.

Elle griff hinter sich und nahm seine Hand. »Ich werde Dane jetzt anrufen.« Sie musste es tun, bevor sie die Nerven verlor. Im Moment, im Kreis ihrer Familie, mit dem Duft von Plätzchen in der Luft und einem pfeifenden Teekessel erschien ihr alles normal. Sie konnte anrufen und ihren Bericht ankündigen. Damit wäre der Fall vorerst erledigt, ein weiterer Stein, den sie aus dem Weg geräumt hätte. Sie machte winzig kleine Schritte, aber sie tauchte aus diesem Ort des Grauens auf, an dem sie so lange gelebt hatte.

Jacksons Musikzimmer, ihre ganze Familie in seinem Haus – all diese Dinge gaben ihr wieder ein Gefühl von Kraft. Sie hatte Stavros in ihrer Vorstellung zu einem unbesiegbaren Monster gemacht, und sie würde ihn nicht noch einmal unterschätzen, aber sie würde sich auch nicht so sehr fürchten, dass sie vor Angst gelähmt war und sich vor dem Leben fürchtete. Sie sah Jackson an und wusste, dass er ihren Entschluss missbilligte.

»Versteh das, bitte. Ich muss es tun, Jackson. Es ist nötig. Ich brauche es, für mich selbst und für all diese Frauen auf der Welt, die keine Familien haben, die ihnen zu Hilfe kommen können. Hinterher kann Kate einen Versuch unternehmen, und wenn alles glatt läuft, können meine Schwestern meine Heilung vorantreiben.« Sie zeigte ihm ihre Arme und schob ihre Ärmel hoch. »Siehst du, wie viel besser es schon ist?«

Er schluckte. Ein Muskel zuckte nicht weit von seinem Mund, und dann nickte er - kaum wahrnehmbar.

»Hat dein Telefon Rufnummernunterdrückung? Mein Handy hat hier nämlich keinen Empfang.«

Er nickte wieder, und seine Mundpartie spannte sich noch mehr an.

Es dauerte ein paar Minuten, bis Elle den Anruf machte, ein Auslandsgespräch, um Dane auf seinem privaten Handy zu erreichen. Sie war die Einzige, die diese ganz spezielle Nummer hatte. Elle trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte, als sie darauf wartete, dass Dane ans Telefon ging, und dabei sorgsam Jacksons finsteren Blick mied.

»Hallo, Sheena«, schnurrte Stavros' Stimme. »Wolltest du deinen jüngst verstorbenen Boss sprechen?«