11.

 

Kate sah auf ihre Hände hinunter, als sich ihr alle Blicke zuwandten. In Jacksons Augen besaß Kate Drake eine gewisse majestätische Ausstrahlung. Sie war die stillste der Drake Schwestern, war ein wenig schüchtern und lenkte nur selten die Aufmerksamkeit auf sich. Sie liebte ihre Bücher, und an einem stürmischen Tag gab es für sie nichts Schöneres, als es sich mit ihrer Familie zu Hause gemütlich zu machen. Und sie liebte Matt Granite, den derben, ungehobelten ehemaligen Ranger, mit dem sie verlobt war.

»Du und Jackson, ihr beide seid gemeinsam stark genug, um mich gegen alles abzuschirmen, wovor du dich fürchtest, Elle«, sagte sie, und ihre Stimme klang beschwichtigend und zuversichtlich. Sie trat ans Fenster und blickte über das Meer hinaus. In weiter Ferne konnte sie die Schwaden des dichten, dunklen Nebels sehen, der sich zurückzog. »Ich werde nichts tun, was du nicht willst, aber für mich steht fest, meine Süße, dass dieser Mann, dieser Feind, eine Möglichkeit gefunden hat, in deinen Geist zu gelangen, sowie Jackson seinen Griff lockert.« Elle runzelte die Stirn und rieb ihre schmerzende Kehle. »Aber wie soll das gehen? Ich begreife nicht, wie er derart die Herrschaft über mich an sich reißen kann.« Als hätte er sich irgendwie ihres Geistes bemächtigt, durch den er in sie kroch und sie von neuem vergewaltigte. Sie konnte seine Hände fühlen, die Berührungen, mit denen er sie verletzte, und hören, wie er sie verhöhnte, er könnte ihr Lust bereiten. Sie hatte nicht gewollt, dass Jackson diese Dinge hörte, wusste oder fühlte, doch genau dazu war es jetzt gekommen.

Sie sah Jackson mit Verzweiflung in ihren Augen und grässlichem Entsetzen in ihrem Herzen an. »Es tut mir so leid«, murmelte sie.

»Verdammt nochmal, du glaubst doch nicht etwa im Ernst, ich würde dir jemals die Schuld an den Dingen geben, die er mit dir getan hat?«, stieß Jackson bebend vor Wut hervor, ehe er die Worte zurückhalten konnte. Er unternahm sichtliche Anstrengungen, seine Selbstbeherrschung wiederzufinden, stieß den Atem aus und begrub sein Gesicht für einen langen Moment an ihrem Hals. »Stavros Gratsos hat nichts mit dem zu tun, was zwischen dir und mir ist, und er wird nie etwas damit zu tun haben. Er weiß nicht einmal, was Liebe ist. Oder Lust. Oder Hingabe. Er will dich besitzen und dich in seiner Gewalt haben. Er will dich beherrschen, und er will dich zwingen, genau das zu sein, wonach ihm gerade ist.«

Er mag zwar deinen Körper gezwungen haben, auf ihn zu reagieren, Elle, aber er hat dich nie gehabt. Er wird niemals dein wahres Ich haben.

»Du bist mein Herz und meine Seele, Kleines, und alles, was er getan hat, hatte nur mit ihm zu tun und nicht mit dir.«

»Ich kann es versuchen«, sagte Kate. »Ich würde gern helfen.« Elle holte tief Atem und schüttelte bedauernd den Kopf. Sie war nicht stark genug, um Kate gegen das emotionale Trauma, das ihr widerfahren war, abzuschirmen, und sie dachte gar nicht daran, ihre sanftmütige Schwester einen Mann erleben zu lassen, der so verkommen wie Stavros war. Jackson hatte sie gerettet.

Du hast dich selbst gerettet, indem du mir vertraut hast. Das war für dich ein gewaltiger Sprung ins Ungewisse, und doch hast du mir genug Vertrauen entgegengebracht, um dich mir vollständig zu überlassen.

Und Elles Vertrauen in ihn hatte Jackson beschämt. Nach allem, was sie durchgemacht hatte, war ihr Glaube an ihn immer noch groß genug gewesen, um alles aus der Hand zu geben und sich ihm zu überlassen. Er küsste ihr Haar und bemühte sich, sie nicht in seinen Armen zu zerquetschen. Er verspürte das Verlangen, sie mit aller Kraft festzuhalten, sie zu beschützen und ihr Geborgenheit zu geben, dafür zu sorgen, dass nie mehr jemand an sie herankam.

Elle rührte sich und schmiegte sich enger an ihn, doch sie erwiderte nichts auf seine Worte. Ihre Seele rieb sich an seiner und er nahm Wärme wahr und wurde von einem Gefühl durchdrungen, das ihm nur leise und wenn dann nur durch Elle vertraut war. Liebe. Es kam ihm vor, als würde seine Seele von Liebe durchströmt.

»Wir alle brauchen jetzt ein wenig Ruhe«, sagte Ilja. »Deshalb sollten wir uns auf den Rückweg ins Drake-Haus machen und Jackson und Elle etwas Zeit geben, um sich zu erholen, bevor wir irgendwelche Entscheidungen treffen. Kate, bevor du etwas unternimmst, musst du mit Matt darüber reden.«

Sie reckte ihr Kinn in die Luft. »Ich kann meiner Schwester helfen, ohne mich vorher mit meinem Verlobten zu beraten, Ilja.«

Er zog die Augenbrauen hoch. »Ach, wirklich? Nicht, wenn du dabei riskierst, deine eigenen Gaben zu zerstören.«

Joley sah ihn finster an. »Es ist schon schlimm genug, dass du mir Vorschriften machen willst, aber ich schwöre es dir, Ilja, du verwandelst dich in einen zweiten Jonas. Sag meiner Schwester nicht, was sie tun soll.«

Ilja nahm ihr Kinn in seine Hand und beugte sich zu ihr, um ihr einen Kuss auf den Mund zu drücken. »Glaube mir, Liebling, Jonas und ich können euch selbst mit vereinten Kräften kaum in Schach halten.«

Elle versuchte zu lächeln, als die üblichen Frotzeleien begannen. Ilja hatte die Aufmerksamkeit erfolgreich von ihr abgezogen, und jetzt konnte sie sich damit beschäftigen, was passiert war. Als sie sich umschaute, sah sie die zerbrochene Lampe und die umgekippten Möbelstücke. Sie fühlte jeden ihrer blauen Flecken, und ihre Kehle war wund. Gewährte sie Stavros schlicht und einfach dadurch, dass sie an ihn dachte, Zugang zu ihrem Innern? Ließ sie ihn in ihre Gedanken und in ihren Geist ein? Wenn ja, wie konnte sie es dann verhindern? Er hatte ihr entsetzliche Dinge angetan, Dinge, an die sie sich gegen ihren Willen in lebhaften Einzelheiten erinnerte. Dann kam ihr ein noch schlimmerer Gedanke. Was war, wenn sie einfach nur verrückt war und nichts von all dem real stattfand? Sie wollte, dass Jackson ihr glaubte, aber konnte sie so hysterisch sein, dass sie sich all das irgendwie selbst antat?

Nein! Ich habe ihn auch gefühlt. Und Bomber wusste, dass er hier war. Ich glaube, er hat immer dann Zugang zu dir, wenn ich mich aus deinem Innern zurückziehe. Du bist jetzt total kaputt. Dein natürliches Schutzschild ist zerfetzt. Und er wartet, bis du wehrlos bist, um sich dann wie der Schleim, der er ist, in dich zu ergießen.

Ein anderer Mann hatte seine Frau in seiner Anwesenheit tätlich angegriffen. Wenn es im Rahmen seiner Möglichkeiten gewesen wäre, hätte Gratsos sie vergewaltigt, um ihr zu zeigen, dass sie nichts zu sagen hatte, dass sie ein Nichts war und dass er jederzeit an sie herankommen konnte. Der Zorn wütete tief in seinem Innern wie ein eigenständiges atmendes Lebewesen, und Jackson ging mit gleichmäßigen Atemzügen dagegen an. Er zwang seine Seele, nicht an diesem dunklen Ort zu verweilen, wo er so lange gelebt hatte. Was Gratsos nicht verstand, war, dass Elle viel mächtiger war, als es sich der Schiffsmagnat jemals vorstellen könnte. Und gegen sie in Verbindung mit Jackson würde Gratsos keine Chance haben, wenn sie erst wieder bei Kräften war. Das stand für Jackson fest. Und bis dahin musste er für ihre Sicherheit sorgen.

Es war erstaunlich, wie klein Elle sich machen konnte, wenn sie sich zu einer Kugel zusammenrollte. Sie nahm sehr wenig Platz auf seinem Schoß ein und fühlte sich in seinen Armen winzig und leicht an. Er wollte mit ihr allein sein. »Vielleicht sollten wir Elle jetzt tatsächlich Gelegenheit geben, sich auszuruhen«, stimmte er Ilja zu. Jackson war damit beschäftigt, den Schaden zu untersuchen, den Elle davongetragen hatte, ohne sich allzu deutlich anmerken zu lassen, was er tat. Gratsos war wütend auf sie. Er hatte ihr wehtun wollen, und genau das hatte er auch getan. Sie zitterte und versuchte es vor ihrer Familie zu verbergen.

Libby durchquerte das Zimmer und blieb vor ihnen stehen. »Du willst nicht, dass ich etwas von dem fühle, was dir zugestoßen ist, Elle. Das ist mir schon klar und ich respektiere es. Aber ich bin nicht nur deine Schwester, sondern auch Ärztin, und ich verstehe mich aufs Heilen.«

»Das hast du doch schon getan. Ich merke, dass meine Wunden bereits am Heilen sind«, sagte Elle kleinlaut, ohne aufzublicken. Sie verkroch sich noch mehr.

Libby seufzte. »Damit ist es noch nicht getan, Liebes. Ich muss bestimmte Untersuchungen bei dir vornehmen, das weißt du selbst. Wir können nicht noch länger damit warten. Ich glaube, es wird nicht nötig sein, dass ich dich berühre, es sei denn, ich finde etwas.« Sie wartete. Elle blieb stumm, und Libby kam ihr noch näher und hielt ihre Handflächen über sie. Sie begann auf Höhe des Halses, als sei sie ein Röntgengerät, das Aufnahmen machte. Ganz langsam ließ sie ihre Hände tiefer nach unten gleiten; dicht über ihren Lenden verweilten sie besonders lang. Elle konnte Wärme fühlen, die in sie strömte. Sie schlang ihre Finger um Jacksons Hand und hielt sich daran fest. Sie empfand es als Demütigung, dass sie Stavros nicht aufhalten konnte. Dass es ihm gelungen war, sie zu entführen und sie einen Monat lang Foltern und Vergewaltigungen zu unterziehen. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie den Frauen zumute sein musste, die gewaltsam entführt und über Monate und Jahre als Sexsklavinnen missbraucht worden waren. Wie hoffnungslos ihnen zumute sein musste und wie klein und unbedeutend sie sich fühlen mussten. Und wie groß ihre Scham sein musste.

Lass das, Kleines. Sie haben keinen Grund, sich zu schämen, und du hast ebenso wenig Grund dazu. Die Menschen, die anderen solche Dinge antun, sollten sich schämen.

Jacksons Lippen strichen über ihr Haar. Libby ließ ihre Hand sinken und taumelte. Sarah schlang ihrer Schwester einen Arm um die Taille. »Es liegen keine Krankheiten und auch keine Schwangerschaft vor, und ich habe die Risse in deiner Haut und die blauen Flecken so gut geheilt, wie es ging, ohne dich zu berühren, Elle«, flüsterte Libby mit erstickter Stimme. Sie wandte sich ab und stützte sich schwer auf Sarah.

Elles Schwestern nahmen Libby in die Mitte, als sie zur Tür gingen. »Wir kommen wieder und nehmen eine weitere Heilsitzung vor, und beim nächsten Mal werden wir vorsichtiger sein«, versprach Sarah. »Ilja bringt uns nach Hause. Du weißt, dass du uns jederzeit willkommen bist.«

»Ich kann noch nicht kommen. Lasst mir noch ein paar Tage Zeit«, flehte Elle. »Bis dahin bin ich stärker. Vielleicht kann Kate mir dann ein bisschen weiterhelfen, damit ich mit dem Haus umgehen kann.«

Jackson sah sich in seinem Haus um und nahm die subtilen Veränderungen in den Wänden zur Kenntnis. Er wollte es zwar nicht wahrhaben, aber er begann tatsächlich zu glauben, vielleicht veränderte das Drake-Haus seinen Standort. »Du kannst unbesorgt sein, Sarah. Ich werde gut für sie sorgen«, versprach Jackson.

Sarah nickte und sah ihm in die Augen. »Das glaube ich dir aufs Wort, Jackson. Danke für das, was du getan hast.«

Jackson sah den Drake-Schwestern nach, als sie Ilja aus dem Haus folgten. Alle Anspannung wich aus Elle. Sie sank in seinen Armen schlaff in sich zusammen.

»Ich hatte solche Angst um dich. Mir hat so gegraut.« Elle presste ihr Gesicht fest an seine Brust. »Du hast so viel riskiert. Was wäre gewesen, wenn er in deinen Kopf gelangt wäre? Was wäre gewesen, wenn er dir Schmerzen verursacht oder dich sogar getötet hätte, Jackson? Du bist so leichtsinnig.«

Er strich ihr über das Haar, das er nur teilweise ausgekämmt hatte. »Ich wusste, dass er das nicht schaffen würde. Du hast mich willkommen geheißen. Du hast mich eingeladen. Er ist nur ein Eindringling. Du setzt kein Vertrauen mehr in deine eigenen Fähigkeiten, Elle, weil du glaubst, sie hätten dich im Stich gelassen, aber du bist immer noch stark.«

Ein kleiner Schauer überlief sie. »Ich war nicht stark genug, um ihn aus meinem Innern fernzuhalten.«

»Lass mich dich ansehen. Wie viel Schaden hat er angerichtet?« Er hob sie hoch, stellte sie auf den Boden und hielt sie auf Armeslänge von sich.

Er konnte die dunklen Spuren von Fingerabdrücken auf ihrem Hals sehen. Dann zog er ihr Hemd tiefer herunter. Die blauen Flecken bildeten ein Muster auf ihren Brüsten, und er konnte schwache Bissspuren sehen. Sie erstarrte in seinem Innern und wartete darauf, dass er angewidert zurückwich. Da sie eine Reaktion von ihm erwartete, ließ er es bewusst daran fehlen; er unterdrückte den Hang zur Gewalttätigkeit, der ein Erbe seines Vaters war. Er hatte Geduld, und er würde Gratsos finden und ihn töten, aber im Moment brauchte Elle Zuspruch, und Jackson war entschlossen, Elle genau das zu geben, was sie brauchte. »Ganz so schlimm ist es nicht. Dieser Dreckskerl. Und ich möchte dich darauf aufmerksam machen, dass ich ihn diesmal nicht einen ›verdammten‹ Dreckskerl genannt habe. Ich lerne dazu.«

Sie lächelte, aber damit hatte er gerechnet. »Ich glaube, du hast noch nicht ganz begriffen, worum es mir geht.« Sie streichelte Bombers Kopf und rieb ihm die Ohren. »Du bist ein braver Hund. Danke, dass du versucht hast, mich zu retten.«

»Vielleicht könnten wir uns das zunutze machen«, sagte Jackson plötzlich. »Ich koche dir jetzt auf meine Art einen Tee und kämme dein Haar fertig, während ich darüber nachdenke.«

»Worüber?« Sie sah ihm zu und folgte ihm mit etwas Abstand, als er die Teetassen einsammelte und sie in die Küche trug.

»Worüber denkst du nach?«

»Über Bomber und seine Instinkte. Offensichtlich hat er die psychischen Energien, die Gratsos ausgesandt hat, lange vor uns wahrgenommen. Jedes Mal, wenn du ein Problem hattest, hat er uns vorgewarnt. Mir war das nicht gleich klar, aber genau das hat er getan.« Er sah sie über seine Schulter an. »Hast du Hunger?«

Sie lächelte wieder, und diesmal leuchteten ihre Augen. Sie war aufgewühlt gewesen, da sie nicht wollte, dass ihre Schwestern zu ihrer Heilung beitragen mussten, doch sie war Libby dankbar. Sie hatte sich so unrein gefühlt, und Libby hatte ihr wieder das Gefühl gegeben, unversehrt zu sein, nicht ganz so schmutzig und missbraucht. »Jackson Deveau, du bist ja richtig häuslich veranlagt. Du bist wohl doch kein ganz so harter Kerl.«

Er grinste sie an, nicht ohne eine Spur von Verlegenheit. »Ich bin absolut unausstehlich. Verdirb mir bloß nicht meinen Ruf hier in der Gegend.«

»Meine Schwestern werden ihn aufrechterhalten. Sie werden nämlich fuchsteufelswild, wenn du mich anschreist.«

Ihre Stimme klang selbstgefällig - und neckisch. Das gefiel ihm. Es löste ein Gefühl von Wärme in seiner Magengrube aus. Er hatte sich immer gefragt, was ein Einzelgänger wie er mit einer Frau anfangen sollte, die ständig da war; jetzt wusste er, dass er sie einfach um sich haben wollte.

»Ich lese deine Gedanken«, rief sie ihm ins Gedächtnis zurück, als sie barfuß über den gekachelten Boden der Küche tappte.

»Erzähle mir von deinem tollen Plan.«

Er seufzte und hob sie hoch, um sie neben sich auf die Anrichte zu setzen, während er die Lebensmittel wegräumte, die Inez ihnen gebracht hatte. Er hielt mehrere Tüten mit Elles liebstem Trockenobst hoch – Mandarinen. »Diese Frau kann manchmal ganz reizend sein.«

»Ich hätte nie geglaubt, dass ich dich das einmal über Inez sagen höre. Normalerweise redest du doch gar nicht mit ihr.«

»Ich rede mit ihr.« Er räusperte sich und wandte den Blick von ihr ab. Eine leichte Röte stieg in seinen Nacken auf. »Sie bringt mir manchmal Lebensmittel.«

»Ohne vorherige Bestellung?«

Er zuckte die Achseln und traf Anstalten, belegte Brote zuzubereiten.

»Jackson.« Elle wartete, bis er sie ansah. »Warum bringt sie dir Lebensmittel?«

»Ich weiß es auch nicht. Ich sage ihr immer wieder, das sei doch nicht nötig, aber sie glaubt, sie sei mir etwas schuldig oder so.« An seinem Erröten und dem widerstrebenden Tonfall konnte sie erkennen, dass es ihm wirklich peinlich war. Elle bewegte sich in seinem Innern. Sie zog die Augenbrauen hoch. »Du hast ihr Geld geliehen?«

»Verdammt nochmal, Elle. Sag bloß niemandem etwas davon. Keiner weiß es, und ich habe es ihr auch nicht direkt geliehen. Sie ist eine sehr stolze Frau, und sie greift anderen ständig unter die Arme. Dabei treibt sie es oft zu weit. So hat sie zum Beispiel darauf beharrt, dass Frank Warners Galerie geöffnet bleibt.

Denn er kann jeden Tag aus dem Gefängnis entlassen werden.«

»Wie kann das sein? Die Geschichte ist doch noch nicht einmal ein ganzes Jahr her.« Elle war schockiert. Frank Warner hatte der russischen Mafia gestattet, seine Galerie für den Schmuggel illegaler Ware und für die Geldwäsche zu benutzen. Er tat ihr insofern schon etwas leid, als er nicht gewusst hatte, worauf er sich da einließ. Durch seine Geldgier hatte er es jedoch ermöglicht, dass über die alte Schmugglerroute eine schmutzige Bombe ins Land geschleust wurde.

»Er ist nur zu drei Jahren verurteilt worden und wird wegen guter Führung vorzeitig entlassen. Inez hat sehr viel dazu beigetragen, dass er das Mindeststrafmaß erhalten hat. Frank hat sich sehr für wohltätige Zwecke engagiert und nicht nur bei den Sammlungen von Lebensmittelspenden mitgeholfen, sondern auch bei den Programmen für Schulkinder. Zum Beispiel bei der Organisation von Kleidung und Schulausflügen für Kinder aus sozial schwächeren Verhältnissen. Und er hat bei sämtlichen Auktionen für wohltätige Zwecke die Organisation weitgehend allein übernommen und einige großartige Werke gespendet. Sie wiederum hat unermüdlich daran gearbeitet, ihm zu helfen. Die beiden sind schon seit ihrer gemeinsamen Zeit im Gymnasium miteinander befreundet.«

»Woher weißt du das alles?«

Er reichte ihr ein Sandwich und goss das kochende Wasser in die kleine Teekanne. Bevor Elle in seinem Leben aufgetaucht war, hatte er von Tee keine Ahnung gehabt. Jetzt war er für ihn ein Grundnahrungsmittel. Noch schlimmer war, dass er tatsächlich zwischen verschiedenen Tees unterscheiden konnte. »Ich bin eines späten Abends an ihrem Laden vorbeigefahren, und sie saß draußen im Hof und war in Tränen aufgelöst.« Er konnte nichts gegen die Verlegenheit tun, die sich in seinen Tonfall und in sein Inneres einschlich. Er warf einen Blick auf Elle, als rechnete er fast damit, dass sie etwas sagen würde.

Elle blieb stumm und hatte das komische Gefühl, dass in unmittelbarer Nähe ihres Herzens etwas zu schmelzen begann. Das war eine Seite von Jackson, die sie nie gesehen hatte. Er war ein solcher Einzelgänger, und er benahm sich, als wollte er möglichst mit niemandem reden und sich bloß nicht in das kleinstädtische Leben hineinziehen lassen; und nun fand sie interessante kleine Geschichten über ihn heraus, die ihr mehr sagten als alles, was er ihr von sich aus je erzählt hätte. »Um es kurz zu machen, sie hatte einen großen Teil ihres eigenen Geldes in die Galerie investiert und sich als Warners Partnerin in das Geschäft eingekauft. Nun hat aber in den ersten Monaten nach seiner Verhaftung die Galerie sehr gelitten, und sie kam mit den Raten ihrer eigenen Hypothek nicht mehr ganz nach. Der Lebensmittelladen lief gut, aber sie hat die meiste Zeit selbst dort gearbeitet. Sie wusste nicht, wie sie es bewerkstelligen sollte, jemanden dafür zu bezahlen, damit die Galerie geöffnet bleiben konnte. Sie selber musste ja im Lebensmittelgeschäft arbeiten, um die Hypothek auf ihr Haus zu bezahlen. Franks Wohnung ist über der Galerie und war ihm somit sicher, solange sie die Zahlungen für die Immobilie geleistet hat.«

»Und du hast ihr das Geld geliehen?«, half ihm Elle auf die Sprünge.

Er wand sich vor Unbehagen. »Sie wollte kein Darlehen von mir annehmen.« Er sah sich um, als könnten sie belauscht werden. »Sie hat darauf bestanden, dass ich mich in das Lebensmittelgeschäft einkaufe. Ich wollte es nicht, aber andernfalls hätte sie das Geld nicht angenommen, und mir ist keine andere Lösung eingefallen, um ihr Haus zu retten.«

»Dir gehört ein Teil des Lebensmittelladens?«

Er zuckte die Achseln. »Iss dein Sandwich.«

»Wie groß ist dein Anteil?« Elle ließ nicht locker.

»Na ja, vielleicht die Hälfte. Ich weiß es nicht. Ich habe einfach unterschrieben, ohne mir anzusehen, was Inez schriftlich aufgesetzt hat. Ich habe keinen Wert darauf gelegt und ihr war es wichtig, also habe ich es getan.« Es war, als würde er eine Sünde beichten.

Ein Lächeln ließ ihre Augen leuchten. »Jackson Deveau, du hast ein weiches Herz, stimmt's?«

»Nein, zum Teufel. Inez ist nun mal anders. Sie hat keine Familie und sie braucht jemanden, der sich um sie kümmert, das ist alles.«

»Wie Donny Ruttermyer«, hob Elle mit einer hochgezogenen Augenbraue hervor.

»Iss dein Sandwich und hör auf, mich zu piesacken.« Er reichte ihr ein Glas Milch.

Elle lächelte ihn über den Rand des Glases an. »Es ist dir wirklich ein Gräuel, ein netter Kerl zu sein.«

Er sah sie finster an. »Ich will nur nicht, dass du einen falschen Eindruck von mir bekommst. Ich habe gern meine Ruhe, und ich finde, die meisten Leute sind einfach nur nervig.«

»Wirklich?«

Die kleine Spur von liebevollem Spott in ihrer Stimme richtete etwas in seinem Unterleib an. Gegen seinen Willen regte sich ein gnadenloses schmerzhaftes Verlangen, das sich so schnell nicht wieder legen würde. »Wirklich«, bestätigte er.

Er brauchte eine kurze Pause von dieser ständigen großen Nähe zu ihr. Es war eine äußerst intime Angelegenheit, Elle innerlich umschlungen zu halten; und ihrer sanften, melodischen Stimme zu lauschen war, als striche sie zart über Nervenenden, die im Moment keinen weiteren Reiz gebrauchen konnten. Und dann streifte ihn auch noch ihr Körper mit den weichen Rundungen und der prachtvollen Haut. Er musste aufhören, an sie zu denken. Im Moment und vielleicht auch noch für lange Zeit brauchte sie Heilung und Pflege und ganz bestimmt nicht jemanden, der sie zu berühren versuchte. Aber das hielt ihn nicht von dem sehnlichen Wunsch ab, seine Handfläche über ihre Haut gleiten zu lassen.

Elle feuchtete sich die Lippen mit der Zungenspitze an. Jackson bemühte sich enorm, sich bloß keinen sexuellen Gedanken über sie hinzugeben, doch die Bilder schlichen sich in sein Inneres ein und spülten über sie hinweg, bis ein Teil von ihr seine zunehmende Gier nahezu anfachte. Sie hörte selbst den verführerischen Ton, der sich in ihre Stimme einschlich, merkte, wie sie mit ihm flirtete; und dieser Drang in ihr nahm stetig zu. Ein Teil von ihr wusste, dass sie ihn aus den falschen Gründen reizte. Sie liebte Jackson und wollte bestätigt bekommen, dass sie ihm gefallen konnte und dass er sie trotz allem, was passiert war, attraktiv fand. Sie hegte Zweifel daran, die sie eigentlich nicht hätte haben sollen. Schließlich war er ihr eine große Stütze gewesen, und sie konnte auch seine zunehmende sexuelle Lust fühlen. Aber sie machte sich trotzdem Sorgen, er würde daran denken, wie Stavros sie berührt und wie er einen anderen Mann gezwungen hatte, ihr nahezukommen, und deshalb könnte er sie vielleicht doch nicht wirklich wollen.

»Tu das nicht, Elle.« Jacksons Stimme war gesenkt, heiser -und sexy. »Zweifle nie daran, dass ich dich will und dich immer wollen werde.«

»Das ist verrückt. Du kannst keinen einzigen ungestörten Gedanken haben, und ich kann es auch nicht, denn in dem Moment, wenn du dich von mir zurückziehst, greift er an.« Sie versuchte, sich nicht davon aus der Fassung bringen zu lassen, dass er es wusste, aber es war demütigend. Und das galt auch dafür, dass er alles, was ihr zugestoßen war, bis in die kleinsten Einzelheiten wusste und die Brutalität so lebhaft vor sich sah wie sie selbst. Und er wusste auch, dass es Stavros gelungen war, ihren Körper dazu zu zwingen, dass er auf ihn reagierte.

»Elle. Warum denkst du an ihn?«

»Ich kann es nicht ändern. Es ist mir ein Gräuel. Ich finde es furchtbar, mich zu fragen, ob ich jemals ein Leben mit dir haben werde. Ob ich überhaupt dazu fähig bin.«

»Wir werden ein Leben miteinander haben, Elle.« Er grinste sie großspurig an. Ihr Herz schlug einen Purzelbaum und ihr wurde seltsam flau in der Magengrube. »Unterschätze bloß nicht meine Überredungskunst.«

»Diese Kunst beherrschst du?«

»Und noch so einige andere Künste.«

Elle holte Luft. Auch sie beherrschte einige Künste. An diesen Aspekt hatte sie noch gar nicht gedacht, sondern nur daran, dass sie sich davor fürchten könnte, berührt zu werden. Wenn sie nicht daran dachte, sich zu fürchten, wenn sie sich dazu bringen konnte, entspannt zu sein und bei Jackson einfach ihren angeborenen Instinkten zu folgen – ihr Blick senkte sich auf seine Jeans –, könnte sie vielleicht Wunder wirken.

»Jetzt reicht es mir. Geh ins andere Zimmer«, sagte Jackson.

Sie konnte sehen, wie sich seine Jeans immer mehr auswölbte. Er wandte sich von ihr ab und beschäftigte sich damit, die Arbeitsflächen zu säubern und ihnen beiden Tee einzugießen.

»Es ist nun mal so, verstehst du? Ich habe manches gelernt. Wenn man das richtig anwendet, könnte es Spaß machen.« Und Stavros konnte sich geradewegs zum Teufel scheren. Alles, was er für sich haben wollte, jeden Dienst, den sie ihm hatte erweisen müssen - all das musste sich positiv umsetzen lassen. Es musste doch möglich sein, diese Dinge von sich aus liebevoll zu geben, statt dazu gezwungen zu werden.

»Elle.« Jacksons Stimme klang flehentlich. »Machst du dir eine Vorstellung von den Bildern, die du in deinem Kopf hervorbringst?« Er warf einen Blick über seine Schulter und sah ihr prüfend ins Gesicht. »Setz dich auf einen Sessel, bevor du umfällst. Du bist so blass, dass es aussieht, als würdest du ohnmächtig. Ich bringe den Tee und dann mache ich mit deinem Haar weiter.«

»Jackson.« Sie wartete, bis er sich wieder von dem Tee abwandte und sie ansah. »Hör auf, mich herumzukommandieren.«

Er zuckte ohne eine Spur von Reue die Achseln. »Einer muss es doch tun, Kleines, also kann das ebenso gut ich sein. Du bist ein verzogener Fratz und noch dazu teuflisch stur. Außerdem habe ich Sarah versprochen, gut für dich zu sorgen, und vor ihr habe ich eine Heidenangst.«

Elle seufzte und ging zu ihrem Lieblingssessel zurück. Er war breit genug für einen großen, kräftigen Mann und sie konnte sich darauf zusammenrollen, ihre Beine anziehen und sich einigeln, um sich in Sicherheit zu fühlen. »Was hältst du davon, weiter ins Inland zu ziehen?« Sie bemühte sich zu verhindern, dass ihre Stimme bebte und dass ihr Inneres verriet, wie sehr ihr vor Stavros graute.

Ganz gleich, was Jackson sagte - sie fühlte sich nicht stark und noch nicht einmal besonders mutig. Selbst jetzt noch konnte sie seine Hände fühlen, die sich kräftig und von Wut erfüllt um ihren Hals legten. Sie konnte sie auf ihrem Körper fühlen. Er würde sie niemals loslassen. Und jetzt wusste er von Jackson. Das würde seine ungeheure Wut noch mehr anheizen. Er hatte nicht gewollt, dass ein anderer Mann in ihre Nähe kam, und die Erinnerung daran, wie er den Wächter ermordet hatte, nachdem er sie gezwungen hatte, ihm zu Diensten zu sein, hatte sich für alle Zeiten in ihr Gedächtnis eingebrannt. Das Gesicht des Wächters veränderte sich laufend. Elle war auf den Knien und ihr Mund glitt über Jacksons Schaft; sie blickte auf und sah die Pistole, die ihm in die Kehle gerammt wurde. Sie blinzelte mehrfach rasch hintereinander, weil sie versuchen wollte, die brennenden Tränen zurückzuhalten.

»Lass das. Es ist mein Ernst, Elle. Wenn du immer wieder daran denkst, dann lass es uns besser gleich offen aussprechen. Dir graut davor, dass du niemals in der Lage sein wirst, meinen Schwanz zu lutschen und mir auf diese Weise Lust zu bereiten.«

Seine derbe Ausdrucksweise ließ sie zusammenzucken, aber so war Jackson nun mal. Seine Stimme war hart und seine dunklen Augen funkelten, als er durch das Zimmer auf sie zukam und vor ihr stehen blieb. Sie fühlte sich eingeschüchtert und bedroht, als sie seine kräftigen Oberschenkel anstarrte, zwei stämmige Säulen, und ihr Blick dann etwas höher hinaufglitt, wo sich der Beweis seines Verlangens deutlich abzeichnete. Sie hatte sich schon Gedanken darüber gemacht, wie er wohl schmecken und sich anfühlen würde. Ob sie sich fürchten oder erregt sein würde oder beides zugleich. Und sie hatte ihn erregt. Jetzt wurde ihr klar, dass sie es durchaus absichtlich getan haben könnte.

Elle schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid, Jackson. Ich kann nichts dafür, dass ich mir Sorgen mache.«

»Du hast dir auch Sorgen gemacht, was passiert, wenn du mich küsst, und das hat doch bestens geklappt, Elle.«

»Er hat uns alles genommen.«

»Er hat niemandem etwas genommen.« Seine Hände sanken auf die Knöpfe seiner Jeans.

Ihr Blick folgte gebannt seinen Fingern, als er langsam seine Hose aufknöpfte. Ihr Herz pochte heftig, und sie feuchtete sich die Lippen an. »Was tust du da?«

»Du meinst wohl, was wir hier tun.« Er stieß seine Jeans über seine Hüften und blieb vor ihr stehen, groß und noch beängstigender, als der Eindruck, den sie unter der Dusche gewonnen hatte. »Wir werden herausfinden, ob ich, sowie du deinen Mund um mich legst, sterbe oder nicht.«

Sie schluckte schwer und presste ihre Augen einen Moment lang fest zu. »Jackson, ich glaube nicht ...« Er streichelte sich selbst mit einer lässigen Bewegung, die nicht nur körperlich war. Sie fühlte die Woge der Lust, die ihn durchflutete und die auch sie erfasste. Ihr Körper regte sich, das Wasser lief ihr im Mund zusammen. Sie wollte ihn kosten. Sie wollte jede schlimme Erinnerung durch Jackson ersetzen, ihr Inneres vollständig mit ihm ausfüllen, aber das hier ... Wieder schüttelte sie den Kopf.

Jackson rührte sich nicht von der Stelle. Er trat nicht dichter vor sie. Er zog sie nicht an ihrem Haar auf die Knie. Er stand einfach nur da, hatte seine Hand um seine starke Erektion gelegt und sah sündhaft sexy aus.

»Was ist, wenn ich es nicht kann?«

Er zuckte die Achseln, als spielte das keine Rolle, dabei war es von entscheidender Bedeutung - für sie. Jackson war das Beste in ihrem Leben, er nahm den größten Raum in ihrer Seele ein, und wenn sie ihm keine Lust bereiten konnte ...

Er lachte leise. »Sei nicht so dumm. Lust hat ihren Ursprung im Kopf. Er kann versuchen, sie dir zu entreißen, und er kann dich zwingen, ihn zu akzeptieren, indem er deinem Körper bestimmte Reaktionen beibringt, aber es wird niemals das sein, was wir beide miteinander haben. Du bereitest mir jetzt schon Lust. Ich kann in diesem Augenblick fühlen, wie deine Zunge genau hier über den Schaft gleitet.«

Erst folgte nur ihr Blick seinem Finger, dann ihr Vorstellungsvermögen. Sie konnte ihn beinah kosten. Warm, männlich, ganz und gar Jackson. Ihre Zunge bog sich, und er zuckte.

»Siehst du, Kleines? Es geht um Liebe und um Geben, nicht um Beherrschung und um Dienen. Ich habe keinen Zweifel daran, dass du mir jede Art von Lust bereiten kannst, wann immer du es willst.«

Elle löste ihre Augen nicht von seinem Schaft und sah, dass auf dem breiten Kopf bereits ein kleiner Tropfen schimmerte. Sie ekelte sich nicht davor, ganz im Gegenteil – sie war fasziniert.

Sie konnte fühlen, wie sich der Atem durch seine Lunge bewegte, und sie fühlte auch die Glut, die durch seinen Körper strömte und sich im tiefsten Kern seines Wesens zusammenballte. Ihre Hand bewegte sich zaghaft und legte sich um seinen schweren Hodensack, fast ohne selbst zu merken, dass sie es getan hatte.

Jackson stieß die Luft aus seiner Lunge aus. Ihre Finger streichelten die samtene Beschaffenheit. Er rührte sich nicht, sondern hielt vollkommen still, während ihre Hände ihn erkundeten. Feuer durchzuckte ihn, als ihre Lippen ihn behutsam berührten, und ihr warmer Atem fühlte sich auf seiner empfindlichen Haut ganz köstlich an. Sie fühlte seine Reaktion, als sei es ihre eigene. Seine Erektion schwoll an, wurde noch größer und noch dicker und brannte und schmerzte jetzt vor Verlangen. Sie ließ ihre Zunge über die dicke Eichel gleiten, einfach nur, um ihn zu kosten. Als Reaktion darauf erschauerte er von Kopf bis Fuß. Sein Schaft pulsierte und zuckte. Sie fühlte die explosive Ekstase, die in seinem Kopf ausbrach.

»Sag mir, wer die wahre Macht besitzt, Elle«, flüsterte Jackson mit heiserer Stimme. »Das bist alles nur du, ganz allein du, die mir Lust bereitet. Scheiß auf ihn. Er kann uns nichts nehmen.« Er trat tatsächlich einen Schritt zurück, zwar bebend, aber doch entschlossen, nicht noch weiterzugehen.

Elle wollte nicht aufhören. Sie wollte es selbst sehen. Sie hatte ihn noch nicht in ihren Mund genommen, ihre Zunge noch nicht über ihn gleiten lassen und auch noch nicht gefühlt, wie sein Schaft in ihre Kehle glitt. Sie musste wissen, ob es möglich war, ohne den Akt des Gebens und der Liebe in etwas Verworfenes zu verwandeln. Ihre Hände hielten seinen Rückzug auf und ihre Finger gruben sich in seine Schenkel.

»Ich will dich in meinem Mund fühlen.«

»Kleines ...«

Jacksons Stimme war sanft, doch sie bebte ein wenig, und das sagte ihr, dass er nicht annähernd so gefasst und beherrscht war, wie er sie glauben machen wollte. Das hätte sie erschrecken sollen, doch stattdessen erfüllte es sie mit Begeisterung. Sie ließ ihre Finger auf seinen Schenkeln tiefer nach unten gleiten und dann wieder höher hinauf, um seinen straffen Hodensack zu streicheln. Sie beugte sich vor, um leicht am Ansatz seines Schafts zu saugen.

Jacksons mächtige Erektion zuckte und pulsierte an ihrer Wange. Er keuchte und ein Stöhnen entrang sich ihm. »Du brauchst mir nichts zu beweisen, Elle.«

Sein fester Blick sagte ihr, dass es sein Ernst war. Das, was bisher geschehen war, hätte ihm genügt, denn er hatte das Gefühl, darauf könnte sie ihre Zuversicht aufbauen, aber ihr genügte es nicht. Er stand so sündhaft männlich vor ihr, so hingebungsvoll und zärtlich, und sie wollte, dass er diese explosive Ekstase wieder und immer wieder fühlte. Sie wollte diejenige sein, die das bei ihm auslöste. Und sie wollte die Erinnerung daran auslöschen, was für ein Gefühl es war, zu solchen Diensten gezwungen zu werden, statt sie freudig und liebevoll zu erweisen.

Ihre Hand schlang sich um seine Fülle, und sie glitt auf den Boden, auf ihre Knie, in eine unterwürfige Haltung. Jackson zuckte sichtlich zusammen und packte ihre Schultern. »Ich sage es dir doch, Kleines, das ist nicht nötig.« Aber allmählich wurde es zu einer Notwendigkeit.

Sein ganzer Körper stand in Flammen. Welcher Mann begeisterte sich nicht dafür, seine Frau auf den Knien vor sich zu sehen, weil sie ihm Lust bereiten wollte? Er hatte Angst davor, es zuzulassen, Angst davor, eine negative Reaktion in ihr hervorzurufen; und doch wusste er in dem Moment, als sich ihr Mund über ihm bewegte, dass er verloren war, für alle Zeiten in ihren Bann gezogen. Der einzige Weg, der ihm noch blieb, war der, ihr zu zeigen, was sie ihn empfinden ließ. Er erfüllte ihren Geist bis in den hintersten Winkel mit knisternder Glut.

Elle blickte, vor ihm kniend, zu ihm auf. Sein Gesicht war eine Maske des Verlangens. Seine Augen waren geschlossen, während er es auskostete, ihre Hände zu fühlen, die seine pralle Erektion streichelten. Sie fühlte, wie seine Lust zunahm und sein Verlangen sich ausbreitete, und es hätte sie ängstigen sollen, doch seine Liebe war so eng in jedes Bild und in jeden Gedanken hineingewoben, dass sie nur noch mehr fühlen wollte, ihm noch mehr Freude bereiten wollte, ihm ... alles geben wollte.

Ihr eigenes Verlangen wurde bohrend und unerbittlich, sie wollte Jackson fühlen, seine Form und seine Beschaffenheit kennenlernen, ihren Mund mit seinem Schaft füllen und spüren, wie sein Verlangen nach ihr - nach ihr - seinen Geist ausfüllte.

Sie beugte sich noch weiter zu ihm vor, ließ eine Hand an der Innenseite seines Oberschenkels hinaufgleiten und massierte mit der anderen seine Eier. Sie leckte an der dicken Eichel, rollte ihre Zunge ein und neckte ihn ein wenig, fühlte sein Zucken und Pulsieren, als sie ihn leckte wie ein Eis am Stiel.

Jacksons Mundpartie war angespannt, seine Hände zu Fäusten geballt, eine Mischung aus verzehrender Sehnsucht und Zurückhaltung, die in ihren Augen nicht nur unglaublich schön war, sondern auch so sexy, dass es sie total anmachte. Er packte sie nicht am Haar und rammte seinen schmerzenden Schwanz nicht tief in ihre Kehle. Stattdessen akzeptierte er ihr Bedürfnis, die Lage vollständig unter Kontrolle zu haben, aber sie merkte ihm an, dass sie ihn mit ihren sinnlichen Erkundungen wahnsinnig machte, mit ihrer Zunge, die feucht und begierig über ihn und um ihn glitt und seinen harten Schaft erforschte.

Es verschlug ihm den Atem, als sie ihren Mund an ihm auf und ab gleiten ließ.

In ihrem Innern war kein Raum für andere Dinge, denn sie wurde ganz und gar von dem Wunsch in Anspruch genommen, Jackson Lust zu bereiten. Sie wollte den Vorgang in die Länge ziehen und es genüsslich auskosten, sich seinen Körper anzueignen. Er überließ sich ihr vollständig, doch ein leises Knurren entrang sich ihm, seine Mundpartie spannte sich noch mehr an und die Anstrengung, die Selbstbeherrschung nicht zu verlieren, obwohl das Verlangen wie eine Feuersbrunst in ihm wütete, ließ ihn die Zähne zusammenbeißen.

Elle sah ihm fest in die Augen, als sie ihre Lippen öffnete und ihn unendlich langsam in sich aufnahm und die pralle Eichel in die feuchte, samtene Glut ihres Mundes hineinzog. Wieder erschauerte er von Kopf bis Fuß. Seine Hüften zuckten heftig, und seine Muskeln spannten sich unter ihren Fingern an. Sogar seine Eier wurden als Reaktion darauf noch straffer. Elle stöhnte, und der Laut vibrierte um seinen Schaft herum, als er langsam tiefer in ihr versank. Sie hörte seinen schweren Atem, heiser und krächzend.

Liebe ließ seinen Kopf fast explodieren, glühend und begierig und so sehr mit Lust vermischt, dass sie nicht wusste, wo das eine begann und das andere endete. Die beiden Gefühle waren untrennbar miteinander verwoben, und sie erkannte, dass sie es so haben wollte. Sie wollte es. Das war ihr Geschenk an ihn, ein Schatz, den sie ihm geben konnte, indem sie seinen Körper anbetete und nicht zuließ, dass sie von etwas Hässlichem berührt wurden. Seine Gier nährte ihre Gier. Ihr Mund schloss sich enger um ihn und ihre Zunge neckte und erkundete ihn, während sie fest an ihm saugte.

Jackson ließ beide Hände auf ihre Schultern sinken und seine Finger spannten sich an. »Kleines. Du musst aufhören. Die Dinge geraten außer Kontrolle.« Seine Stimme war rau, kaum wiederzuerkennen.

O ja, es gefiel ihm. Und es gefiel ihm nicht nur. Sie kostete ihren Triumph aus. Stolz und Begeisterung erfüllten sie. Sie ließ ihre Zunge über seinen Schaft und über die Eichel gleiten und neckte die Kerbe darunter, bevor sie ihn wieder tief in sich aufnahm und stark an ihm saugte. Sie gab ihrem Mann alles, sie zeigte ihm ihre Liebe, und keine Spur von Stavros und seiner Niedertracht berührte sie – nichts von all dem konnte ihnen etwas anhaben. Sie wurde von einer Art Euphorie ergriffen, als sie seinen Schaft mit ihrem engen Mund umgab und ihre Zunge Wunder an ihm vollbrachte.

Er keuchte. »Elle.« Diesmal war seine Stimme fordernd. Seine Hüften bewegten sich. »Fühle, was du mit mir tust.« Er konnte die Worte nur mit Mühe ausstoßen, und ein Stöhnen entrang sich ihm, als er versuchte, seinen Körper an einer Reaktion zu hindern. Das war unmöglich, wenn ihr gieriger Mund Forderungen an ihn stellte.

Elle kostete es aus, dass ihm die Kontrolle über sich entglitt und sein Herz in ihrem Mund schlug. Er füllte sie aus, und ihre Lippen wurden von ihm gedehnt. Sein Schaft pulsierte und stieß zuckend an ihre Zunge, als sie ihn mit ihren Händen auf seinen Hüften noch enger an sich zog. Er schmeckte so sexy, wie eine Mischung aus glühender Leidenschaft, Liebe, Lust und sündigem Begehren. Sie rieb ihre Zunge von oben bis unten an seinem prallen Schaft. Besondere Aufmerksamkeit schenkte sie der empfindlichen Stelle direkt unter der vorgewölbten Eichel. Jedes Mal, wenn sie sich konzentriert dieser Kerbe zuwandte, zuckte er, und in seinem Kopf explodierten Feuerwerkskörper.

Sie sah ihm weiterhin fest in die Augen, denn sie wollte nicht nur den Genuss in seinem Innern wahrnehmen, sondern ihn auch auf seinem Gesicht sehen, in seinen Augen, wenn sie sich verschleierten und trübten und doch zugleich auch funkelten. Sie wollte seine zunehmende Lust sehen und seinen schweren Atem hören. Ihre Zunge streichelte und liebkoste, neckte und tanzte, und währenddessen sah sie ihm unablässig ins Gesicht und beobachtete, wie ein Ausdruck der Wonne den anderen jagte. Sie ließ nicht in ihrem kräftigen Saugen nach, als sie die Spitze seines Schafts mit ihrer Zunge umspülte und sich dann langsam zurückzog, bis sie nur noch an der Spitze nippte und ihn dabei sorgsam im Auge behielt. Er fluchte tonlos und in seinen Augen loderte helle Glut auf, als sie ihn ebenso langsam wieder tief in ihrem Mund aufnahm.

»Verflucht nochmal, Elle. Du musst aufhören.« Er konnte es nämlich nicht mehr. Er sollte es tun, aber er konnte es nicht. Diese Form von Stärke besaß er nicht, oder zumindest dann nicht, wenn ihr Mund ihm wie der Himmel vorkam, es verdammt lang her war und er grauenhafte Angst gehabt hatte, sie zu verlieren. »Herrgott nochmal, Kleines, du bringst mich um den Verstand.«

Der raue Ton fachte ihre eigene Begierde noch weiter an. Seine gesamte Konzentration war auf sie gerichtet, mit jeder Faser seines Wesens, und darauf, was sie ihn fühlen ließ, als ihre Zunge wie heißer Samt den empfindlichen Nervenstrang auf der Unterseite seines Glieds peitschte. Je stärker sie seine Lust fühlte, desto mehr wollte sie ihm geben. Sie ertrank in dem Verlangen, sich ihm vollständig hinzugeben.

Sie saugte langsam und leicht an ihm, bis er stöhnte, und ging dann zu schnell und fest über, bis seine Hüften zustießen und er eine Warnung knurrte.

»Du treibst mich zu weit, meine Süße. Du musst wissen, dass ich nicht mehr in der Lage sein werde aufzuhören.« Jackson wollte gar nicht mehr aufhören. Mit ihrem heißen Mund, der so sexy war, raubte sie ihm ohnehin schon den Verstand, und dann sah sie ihn auch noch die ganze Zeit an, wollte ihn, betete seinen Schwanz an und liebte ihn mit jedem einzelnen Hervorschnellen ihrer Zunge.

Elle fühlte sich, als könnte sie in Flammen aufgehen; es kam ihr vor, als würde sie von innen nach außen verbrennen. Ihre Brüste waren mittlerweile überempfindlich; sie schmerzten und fühlten sich geschwollen an. Und zwischen ihren Beinen war sie feucht, von ihrem glühenden Verlangen nach ihm in Nässe getaucht. Sie verspürte den verzweifelten Drang, jeden der sexuellen Damonen, von denen sie besessen war, gewaltsam zu vertreiben. Sie musste Jackson in ihrem Körper fühlen, heiß und hart und ganz real vorhanden, von der Liebe in seinem Innern tief in sie getrieben, um sich in ihr niederzulassen und dort zu leben, sie auszufüllen, damit kein anderer sie jemals berühren konnte. Ohne ihn fühlte sie sich leer, jämmerlich und lechzend. Sie hatte geglaubt, sie würde nie wieder Begehren verspüren, nie erleben, was es hieß, für einen Mann zu entflammen, doch ihr Körper verzehrte sich nach Jackson; ihre Seele hatte sich mit seiner verflochten und brannte und fieberte nach seinen Berührungen und danach, dass er Ansprüche auf sie erhob. Sie wollte, dass er das Gefühl von Verwerflichkeit durch Liebe ersetzte, die Grausamkeit durch Zärtlichkeit.

In ihren Ohren schwoll ein Brausen an und in ihrem Herzen setzten Donnerschläge ein, als sie fühlte, wie Jacksons gewaltige Erektion noch härter und noch dicker wurde. Seine Hüften griffen den Rhythmus auf, in dem sie an ihm saugte, und er stieß sich tiefer in sie. Sie lockerte ihre Kehle, um ihn noch tiefer in sich aufzunehmen. Sowie er fühlte, dass sich ihre Muskeln eng um ihn schlangen, begab sich sein Verstand an einen anderen Ort. Sie fühlte die Woge der Lust, die ihn erschütterte und ihn gleich darauf überwältigte, und das Feuerwerk, das in die Luft ging.

Dann packten seine Hände ihr Haar und er stieß zu. Als er sich tief in sie trieb, brannte ihre Lunge und sie bekam keine Luft mehr, das Zimmer drehte sich und ihr Atem setzte aus. Sie erstarrte, hilflos und gelähmt, unsicher, wo sie war oder was um sie herum geschah. Wut und Furcht vermischten sich miteinander und sie begann sich zu wehren, um sich zu schlagen und nach ihm zu treten, als dicke Stränge heißen Samens aus seinem Körper herausbrachen und sich in ihren Mund ergossen. Ihre Faust landete dicht an seinen Leisten, die andere traf seinen Oberschenkel.

Jackson sprang mit einem Satz zurück; seine Knie waren weich und jegliche Kraft war aus seinem Körper herausgesickert. Er stolperte, weil er sich in der Jeans verfing, die um seine Knöchel gefallen war, und schlug fest auf dem Boden auf. Einen Moment lang blieb er auf dem Rücken liegen und versuchte zu atmen; seine Lunge brannte und sein Körper fühlte sich immer noch von Glut versengt. Er war nicht ganz sicher, was schiefgegangen war, denn sein Gehirn funktionierte noch nicht allzu gut. Das laute Rauschen in seinen Ohren wurde langsam schwächer, während er versuchte, sich einen Reim auf das zu machen, was hier vorging.

Elle kroch von ihm fort; sie krabbelte rückwärts, bis sie die Wand hinter sich spürte. Sie presste sich eine Hand fest auf den Mund, ihre Brust hob und senkte sich heftig, und ihre Kehle war wund. Sie begriff, dass sie laut schrie, und sie zwang sich, damit aufzuhören. Sie hatte ihn geschlagen. Ihm wehgetan. Sie hatte etwas Wunderschönes und Kostbares zerstört, und sie erinnerte sich nicht einmal mehr daran, es getan zu haben, nur daran, dass sie plötzlich mit den Fäusten auf ihn eingeschlagen hatte.

Sie musste schleunigst verschwinden. Fortrennen. Es gab keinen Ort, an den sie gehen konnte, denn sie konnte sich nirgends vor sich selbst verstecken. Und davor, was sie getan hatte. Und dabei wusste sie noch nicht einmal, was passiert war. Sie rollte sich zu einer Kugel zusammen und schluchzte. Sie wünschte, der Boden würde sich öffnen und sie einfach verschlucken.