Bild: Karstinseln im Nationalpark Kornati

ADRIA-MAGISTRALE

Das technische Meisterwerk, gebaut zu Titos Zeiten von Ankaran (Slowenien) bis nach Ulcinj (Montenegro), ist die Hauptschlagader des Adriatourismus. Als eine der schönsten Ferienstraßen Europas verbindet die Adria-Magistrale auf einer Gesamtlänge von über 1200 km die Feriengebiete entlang der kroatischen Küste. In schwindelnder Höhe presst sie sich eng an steil zur Adria abfallendes, zerklüftetes Gestein, windet sich um Meeresarme und Buchten, durch Gärten und über Geröllfelder. Wundervolle Ausblicke eröffnen sich auf das blaue Meer, auf grüne Inseln, bizarre Felsen und mediterrane Städte und Dörfer.

In jüngster Zeit wurden die besonders gefährlichen Streckenabschnitte entschärft. Zudem bringt die neue Autobahn von Zagreb über Split nach Dubrovnik, die bisher bis etwa 120 km vor Dubrovnik ausgebaut ist, Entlastung für die Magistrale. Zur Hauptreisezeit birgt die kurvenreiche Strecke allerdings wegen der vielen Überholmanöver der Autofahrer, die sich zwischen Campingwagen und LKWs drängen, noch immer ein erhöhtes Unfallrisiko.

JURAJ DALMATINAC

Wenige Künstler haben die Architektur und Kunst Dalmatiens so geprägt wie der um 1420 in Zadar geborene Juraj Dalmatinac. Er entwarf und baute die Stadt Pag auf der gleichnamigen Insel, er war maßgeblich an der Kathedrale von Šibenik beteiligt, er arbeitete in Split, Zadar und Dubrovnik. Gelernt hatte Dalmatinac sein Handwerk bei berühmten Baumeistern in Venedig. Dort kam er auch mit der aufkeimenden Renaissance in Berührung, deren dekorative Elemente und Bauformen er mitnahm ins heimatliche Dalmatien und damit das Ende der Gotik einleitete.

Das Universalgenie war sowohl als Stadtplaner wie auch als Architekt und Bildhauer tätig. Zu seinen Meisterwerken zählen die mit Köpfen prominenter Bürger geschmückten Apsiden der Kathedrale von Šibenik und das Relief der Geißelung Christi in der Kathedrale von Split. Geradezu revolutionär war sein Umgang mit dem Baumaterial Stein, den es in Dalmatien im Überfluss gab. Während seine italienischen Kollegen Tonnengewölbe und Kuppeln aus Holz und Ziegeln konstruierten, entwickelte er eine besondere Technik, Steinplatten miteinander zu verfugen. Das eindrucksvolle Ergebnis dieses Verfahrens ist ebenfalls in der Šibeniker Kathedrale zu besichtigen.

DATEN & FAKTEN

Mit dem schönsten Küstenstreifen entlang der Adria, dem weit über Tausend Inseln, Eilande und Riffe vorgelagert sind, mit Bodenschätzen wie Gas und Öl, fruchtbaren Böden, Naturschönheiten sowie einer reichen kulturhistorischen Hinterlassenschaft erstreckt sich die Republik Kroatien vom Mittelmeer bis zur Donau auf einer Fläche von 56 538 km2.

Hrvatska heißt das Land in der kroatischen Sprache. Seine Hauptstadt ist Zagreb (deutsch: Agram; über 1 Mio. Ew.). Die 4,4 Mio. Einwohner Kroatiens sind von der Abstammung her zu etwa 90 Prozent Kroaten. Der römisch-katholischen Kirche zugehörig fühlen sich ebenfalls 90 Prozent der Bevölkerung. Im Norden ist Slowenien das Nachbarland, im Osten sind es Ungarn, Serbien und Bosnien-Herzegowina, im Süden Montenegro.

Die Republik Kroatien ist eine parlamentarische Demokratie. Regierungschefin Jadranka Kosor von der konservativen HDZ verfolgt eine pragmatische, auf Versöhnung mit den ehemaligen jugoslawischen Bruderrepubliken gerichtete Politik; auch der 2010 gewählte, parteilose Präsident Prof. Dr. Ivo Josipović steht für diesen neuen Politikstil ohne nationalistische Untertöne, wie sie zuvor Staatsgründer Tudjman kultiviert hatte. Der Zentralstaat teilt sich auf in 20 Provinzen (Županije). Ziel der Umsetzung der Verwaltungsreform von 2001 ist die Dezentralisierung und Stärkung der lokalen Selbstverwaltung.

2009 wurde Kroatien Vollmitglied der Nato; der im gleichen Jahr vorgesehene EU-Beitritt musste erneut verschoben werden. Ursache sind die nach wie vor starke Verflechtung von Politik und Wirtschaft, die zögerliche Kooperation mit dem UN-Kriegsverbrechertribunal, aber auch ein immer heftiger eskalierender Grenzstreit zwischen Kroatien und dem EU-Mitglied Slowenien um Hoheitsgewässer in der Bucht von Piran, der nach heftigen gegenseitigen Angriffen schließlich von einem internationalen Schiedsgericht geschlichtet werden musste. Kroatien kann hoffen, in der EU-Erweiterungsrunde dabei zu sein.

KLAPA

In den klapa genannten A-cappella-Gesängen spiegeln sich Sehnsucht und Schwermut der dalmatinischen Seele. Klapa bezeichnet sowohl den Chor als auch den Gesang, der früher ausschließlich Männern vorbehalten war. Heute gibt es auch gemischte und reine Frauenchöre. Aufgeweicht wurde auch die Tradition, die Lieder ohne Begleitung von Instrumenten zu singen: Gitarren, und die mandolinenähnliche tamboritza sind bei vielen klapa-Auftritten dabei. Gute Chöre entwickeln einen intensiven klanglichen Schmelz, der jeden Zuhörer in seinen Bann zieht. Es geht um Liebe, die Schönheit Dalmatiens, den Stolz aufs Vaterland. Die klapa hat seit der Unabhängigkeit Kroatiens eine Renaissance erlebt und auch die kroatische Popmusik erobert. Wenn etwa die Klapa Intrade mit dem Pop-Barden Tomislav Bralić auftritt, sind ihre Konzerte binnen kürzester Zeit ausverkauft.

FLORA

Spröder Karst in allen Farbnuancen von Schneeweiß bis Anthrazitgrau beherrscht das Landschaftsbild der kroatischen Küste. Es sind die genügsamen Pflanzen, die in diesem wasserarmen, unwirtlichen Felsengerippe ihre Blütenpracht entfalten und die schroffen Felsen beleben. Im Frühjahr ist das der gelbe Ginsterstrauch. Lavendel und Salbei überdecken die Geröllfelder im Sommer mit ihren violetten Blüten. Im Herbst leuchten die roten Früchte des Erdbeerbaums aus der Macchia.

Die überall verbreitete Macchia – auf wasserarmen Felsenböden im grellen Sonnenlicht wild wuchernde Sträucher von niedrigem Wuchs – hat sich den mediterranen Lebensbedingungen mit immergrünen Blättern angepasst. Schmetterlinge und Bienen lassen sich vom herben Duft des Rosmarins, Thymians und Oreganos anlocken. Schatten spenden Steineichen, Lorbeerbäume, Kiefern, Pinien und Zypressen.

Weingärten und Olivenhaine sind dagegen von Menschenhand angelegt. In Talmulden (polje) sammelt sich fruchtbarer Humusboden. Auf ihm gedeihen Zitronen und Orangen, Kiwis, Melonen und Pfirsiche, auch Zwiebeln, Bohnen, Tomaten, Gurken, Paprika und Artischocken.

LEUCHTTÜRME

An allen wichtigen Punkten entlang der Küste, auf den Inseln, vor Klippen und Untiefen markieren Seezeichen bei Tag und Nacht die Seewege. Viele der Mitte des 19. Jhs. unter österreich-ungarischer Herrschaft gebauten Leuchttürme stehen unter Denkmalschutz an landschaftlich attraktiven Plätzen. Seit einigen Jahren werden in Dalmatien in neun dieser inzwischen automatisch betriebenen Leuchttürme Apartments an Urlauber vermietet, beispielsweise an der Hafeneinfahrt von Makarska, auf den Inseln Dugi otok und Lastovo sowie weit draußen im Meer, auf Sušak und Palagruža. Auskunft: Kroatische Zentrale für Tourismus (Tel. 069 238 53 50), weitere Infos auch unter www.lighthouses-croatia.com

MEERESTIERE

Die Pflanzen- und Tierwelt des Meers ist vor der kroatischen Küste aufgrund der sehr guten Wasserqualität noch weitgehend intakt. Im Umfeld der stark zerfurchten Unterwasserfelsen leben zahlreiche Muscheln, Schwämme, Schnecken, Krebse, Hummer und Tintenfische. Gefischt werden u. a. Zahnbrassen, Meeräschen, Seebarsche, Sardellen und Makrelen. In der Ostadria kommen noch immer etwa 360 verschiedene Fischarten vor.

Auch Delfine werden regelmäßig vor der kroatischen Küste gesichtet. Die Umweltorganisation Blue World verzeichnete eine hohe Delphinkonzentration um die Insel Vis, wo sie Studien zur Erforschung und zum Schutz der Meeressäuger starten will (www.blue-world.org).

Eine Bedrohung für den Fischreichtum stellt jedoch der Tourismus dar, denn der steigende Bedarf führt immer wieder zu Überfischung. So findet man heute kaum noch größere Thunfischschwärme in der Ostadria. Die Kroaten haben deshalb auf Fischzucht umgestellt und produzieren auf Aquafarmen jährlich etwa 10 000 t Fisch, die nicht nur an heimische Restaurants, sondern vor allem in den Export gehen.

KRAWATTE

Im Dreißigjährigen Krieg kam um das Jahr 1635 zur Unterstützung der Truppen von Ludwig XIII. auch ein kroatisches Regiment nach Paris. Die uniformierten 6000 Mann erregten überall große Aufmerksamkeit, denn sie trugen bunte, besonders geknotete Tücher um den Hals. An dieser Zierde, aus grobem Leinen für die einfachen Soldaten, aus feiner Baumwolle und Seide für die Offiziere, begeisterten sich die Franzosen derart, dass sie die cravate ab 1670 zum modischen Accessoire auch ihrer zivilen Kleidung machten. Bald gehörte diese kroatische Erfindung zur Haute Couture. Seither behauptet sich die Krawatte weltweit – vornehmlich in der Herrenmode.

NATURSCHUTZ

Über weite Strecken erscheint die Küste naturbelassen und unverbaut, doch täuscht dieser erste Eindruck, denn überall, wo sich der Staat touristischen Profit versprach, wurde sowohl in jugoslawischer Ära als auch nach der kroatischen Unabhängigkeit mit wenig Rücksicht gebaut, die Felsküste badefreundlich betoniert und die Abwasserbeseitigung dem Meer überlassen.

Dies hat sich mit wachsendem Umweltbewusstsein geändert. Die Kanalisation von Abwässern ist ein Problem, das inzwischen energisch angegangen wird, so im Raum der Split/Kaštelanska Riviera, in dem Hafen und Industrie die Wasserqualität massiv belastet hatten. Seit 2007 arbeitet das staatliche Coast-Projekt mit internationaler Unterstützung daran, Umweltschutzbemühungen an der gesamten dalmatinischen Küste zu bündeln und das Verständnis der Bevölkerung für diese Maßnahmen weiter zu fördern. Und nicht zuletzt wird der aktive Naturschutz auch in den fünf National- und ebenso vielen Naturparks vorangetrieben, die in Dalmatien ausgewiesen sind.

STRÄNDE

Kroatiens Küstenlinie besitzt unendlich viele Felsbuchten, aber nur wenige Kies- oder gar Sandstrände. Diese besondere Topografie hat den Vorteil, dass das Wasser ungetrübt von Sand geradezu kristallklar ist. Sie birgt aber den Nachteil, dass der Weg ins Wasser oft über scharfkantige Felsen führt, an denen sich mit Vorliebe Seeigel verbergen – zwei gute Gründe für Badeschuhe also, denn Verletzungen durch deren mit Widerhaken bewehrten Stacheln können sehr schmerzhaft sein und sich entzünden. Vielerorts haben die Gemeindeverwaltungen die Uferlinie mittels Betonplattformen und Leitern ins Meer entschärft – keine schöne, aber eine ungemein praktische Einrichtung.

WASSERQUALITÄT

Kroatien ist ein Wasserparadies. International durchgeführte und anerkannte Tests, beispielsweise vom ADAC, beweisen immer wieder die hohe Wasserqualität der kroatischen Adria, die zu den saubersten Gewässern des Mittelmeers zählt. Von den insgesamt 116 mit der „Blauen Flagge“ ausgezeichneten Stränden befinden sich allerdings nur 29 in Dalmatien, was nicht unbedingt auf schlechtere Wasserqualität, sondern vielmehr auf das Desinteresse der zuständigen Behörden schließen lässt (Infos auf www.blueflag.org). Sie brauchen sich aber, abgesehen im Umfeld von größeren Häfen, keine Sorgen über die Sauberkeit zu machen.

WINDE

Das Wetter an der Adria wird vom Wind bestimmt: Der Jugo oder Schirokko bringt feuchte, schwüle Luftmassen aus dem Süden. Er kann zu jeder Jahreszeit auftreten. Der Mistral, der ab dem späten Vormittag bis in den frühen Abend hinein vom Meer her bläst, ist im Sommer für Urlauber wie Einheimische stets eine erfreuliche Erfrischung. Die Bora hingegen, der gefürchtete eisige Fallwind aus Nordost, fegt den Himmel frei für sonniges Wetter, wühlt dabei aber das Meer gefährlich auf. Einzelne Böen können Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 200 km/h erreichen.

WIRTSCHAFT & TOURISMUS

Kroatien steckt mitten in einem schwierigen Umwandlungsprozess von der staatlich gelenkten zur Privatwirtschaft, der nicht überall reibungslos verläuft. Die internationale Finanzkrise hat die kroatische Wirtschaft, die sich nach Krieg und Unabhängigkeit gerade zu erholen begann, besonders stark getroffen. Das Bruttoinlandsprodukt, das sich zu 66 Prozent aus dem Dienstleistungsbereich speist, verminderte sich in den letzten Jahren um knapp 6 Prozent, die Industrieproduktion (bislang 28 Prozent des Bruttoinlandsprodukts) verlor knapp 10 Prozent. Die Arbeitslosigkeit erreichte 10 Prozent. Seit diesem Einbruch verzeichnet die Wirtschaft ein niedriges, aber konstantes Wachstum, nicht zuletzt dank dem Tourismus, der das Bruttoinlandsprodukt mit 20 Prozent stützt.