»Dann können Sie ja der CDU beitreten,
Herr Chruschtschow.«

Mit Adenauer in Moskau
1955
Die Zeit der Kriegskorrespondenten war erst einmal zu Ende, nachdem sich die Ost-West-Kriege in Korea und Indochina erschöpft hatten. Die Amerikaner mit ihren Verbündeten waren in Korea aus dem Grabenkrieg nicht mehr herausgekommen. Die Sowjetunion hatte die Chinesen und Nordkoreaner unterstützt, allerdings ohne die Politik der beiden unter Kontrolle zu bringen. Und in Indochina hatten die Amerikaner gegen die Kolonialmacht Frankreich keine Politik durchsetzen können, die von der westlichen Seite gemeinsam gestützt wurde. Sie glaubten nicht mehr an einen Sieg Frankreichs, aber es sollte noch Jahre dauern, bis Washington schließlich auch nicht mehr an einen eigenen Sieg in Vietnam glaubte. Die Kriege in Korea und Vietnam hatten insgesamt weit über eine Million Soldaten das Leben gekostet. Nun setzte sich in Washington und Moskau die Ansicht durch, es sei besser, den Verhandlungsweg zu gehen und eine Lösung zu suchen, die für alle Beteiligten weniger gefährlich und kostspielig wäre.
So begann im Mai 1954 in Genf eine Konferenz zur Zukunft Koreas und Indochinas, an deren Ende eine Vereinbarung stand, die eine friedlich abgegrenzte Koexistenz in geteilten Staaten ermöglichen sollte. Ein ähnlicher Weg hatte sich in Europa ja schon abgezeichnet: An der künstlichen Teilungsgrenze in Deutschland standen sich die Soldaten der NATO und des Warschauer Paktes zwar in Drohhaltung gegenüber, jedoch sorgfältig darauf bedacht, dass aus kleinen Zwischenfällen keine ernsthaften militärischen Zusammenstöße entstanden. Wie da über die Zukunft Koreas und Vietnams verhandelt wurde und mit welchem Ergebnis – das war von größter Wichtigkeit für die Deutschen, die nicht mit am Verhandlungstisch der Genfer Konferenz sitzen durften. Eine kleine Gruppe deutscher Asienexperten und ehemaliger Diplomaten, die in China oder Japan stationiert gewesen waren, bemühte sich gleichwohl, bei den Konferenzteilnehmern inoffiziell Informationen einzuholen. Immerhin gab es Ausweise und Akkreditierungen für ein halbes Dutzend westdeutscher Journalisten – darunter auch ich –, die für einige Tage oder Wochen die Konferenz aus der Nähe verfolgten. Pressekonferenzen waren selten, und anders als heute kamen nicht Dutzende oder Hunderte von Journalisten, sondern allenfalls zehn oder zwanzig, wenn die Pressesprecher mal wieder andeuten wollten, welche Meinungen im Konferenzsaal aufeinandergeprallt waren.
Es war ein angenehmes Korrespondentenleben, der Konkurrenzdruck unter uns Journalisten hielt sich in Grenzen. Da es vormittags fast keine Termine gab, konnte ich für wenig Geld und ohne Sorge, etwas zu verpassen, im Gasthof eines kleinen Örtchens am Genfer See wohnen. Morgens genoss ich den See, und wenn ich nachmittags oder abends in der Stadt war, ging ich manchmal Pizza essen. Das war gerade modern geworden in Europa, und zu einem kleinen Abendessen in der einzigen, brandneuen Pizzeria von Genf konnte man jüngere Diplomaten und natürlich die osteuropäischen Kollegen preiswert einladen. Gute Kontakte konnten auch in Genf nützlich sein, aber besonders wichtig war mir, Verbindungen zu knüpfen und ein wenig Vertrauen bei solchen Kollegen aufzubauen, die ich irgendwann in ihren Heimatländern wiederzutreffen hoffte. Noch gab es keine diplomatischen Beziehungen zwischen Bonn und Moskau, und bisher hatte nur eine ganz kleine Gruppe westdeutscher Kollegen über sowjetische Stellen in Ost-Berlin Einladungen in die Sowjetunion bekommen, vornehmlich dann, wenn die Behörden in Moskau kurzfristig Informationen streuen wollten. Ich hatte noch nicht das Glück gehabt, zu einem solchen Moskaubesuch eingeladen zu werden.
Nun lernte ich in Genf einen sowjetischen Kollegen kennen, der ein paar Jahre älter war als ich und als Korrespondent für die offizielle sowjetische Nachrichtenagentur TASS arbeitete. Wir waren nicht wirklich befreundet, konnten aber sachliche Gespräche führen, ohne ständig die Vorbehalte zu erwähnen, die jeder von uns gegen die politischen Erklärungen der anderen Seite haben mochte, und auch ohne die wodkaselige Geselligkeit, in die Bekanntschaften zwischen Russen und Deutschen manchmal abrutschten. In Genf hatte mein Bekannter noch einen Journalistenausweis, ein Jahr später traf ich ihn in Bonn mit einem Diplomatenpass wieder. Dabei war er nach wie vor bloß ein TASS-Korrespondent, von dem wir mit einiger Sicherheit annehmen konnten, dass er für den Nachrichtendienst des KGB arbeitete. Knapp zwanzig Jahre später sollte er ein wichtiger Mittelsmann bei der Vorbereitung der ersten deutsch-sowjetischen Abkommen sein.
Bis zu diesen Verhandlungen, die Bundeskanzler Willy Brandt Ende der sechziger Jahre in Gang setzte, musste noch viel Zeit vergehen. Im Frühjahr 1955 verdichteten sich Berichte über eine bevorstehende Einladung der sowjetischen an die deutsche Regierung. Bundeskanzler Adenauer stand einem Besuch in Moskau jedoch skeptisch, ja ablehnend gegenüber. Dass die drei Westalliierten in Genf mit der Sowjetunion auch über Entspannung in Europa verhandelt hatten, schien ihm eher ein Warnzeichen. Er war besorgt, sie könnten gemeinsam mit Moskau einen Vertrag über die Zukunft Deutschlands aushandeln, bei dem die Interessen der Bundesrepublik hinter einer Entspannungslösung zurücktreten müssten. Eines der sowjetischen Ziele war es, die Existenz zweier selbständiger deutscher Staaten offiziell und international festschreiben zu lassen. Deshalb wünschte man in Moskau die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit der Bundesrepublik. Wenn sowohl die BRD als auch die DDR weltweit diplomatische Beziehungen unterhalten konnten, so der Hintergedanke, wäre die Teilung Deutschlands formell bestätigt. Eine solche Entwicklung fürchteten nicht nur viele auf der Seite der drei westlichen Mächte, auch in der Bundesrepublik sahen die meisten Politiker darin eine kaum zu überwindende Barriere auf dem Weg zu einem in Westeuropa integrierten wiedervereinigten Deutschland.
Die offizielle sowjetische Einladungsnote traf am 7. Juni kurz vor Adenauers Besuch in Washington ein. Auf dem Flug nach Amerika fragte ihn mein CBS-Kollege Dan Shaw, was er denn von dieser russischen Einladung halte. Ach, sagte der deutsche Bundeskanzler, er habe sie eben im Flugzeug zum ersten Mal gelesen. Das sei ein in lyrischen Worten gehaltener Text. Auf Shaws Nachfrage, warum er denn nach Moskau eingeladen werde, antwortete Adenauer flapsig: »Vielleicht haben die seit Stalins Tod keinen richtigen Diktator mehr gesehen.« Adenauer zweifelte öffentlich daran, dass die Verhandlungen in Moskau überhaupt sinnvoll seien, letztlich konnte er sie aber nicht von der internationalen Tagesordnung streichen. Der amerikanische Außenminister John Foster Dulles wunderte sich, dass der Kanzler die Frage der Wiedervereinigung in Moskau keinesfalls mit besonderem Nachdruck vorbringen wollte. Doch Adenauer wusste genau, dass er mit diesem Thema vor allem in Frankreich und England, aber auch in Amerika Misstrauen wecken könnte, die Bundesrepublik wolle womöglich – wie zur Zeit der Weimarer Republik – besondere Beziehungen zu Moskau anknüpfen. Bezeichnenderweise stand in den USA auf der Bestsellerliste der New York Times gerade ein Buch mit dem Titel Germany Plots With the Kremlin – Deutschland konspiriert mit dem Kreml. Adenauer, so hieß es darin, plane, mit Hilfe der Sowjetunion ein unabhängiges Deutschland zu schaffen, das dann gemeinsam mit Frankreich ein unabhängiges Europa gegen die USA bilden werde.
Nachdem die Einladung in Bonn eingegangen war, hatte Konrad Adenauer immer häufiger vom Schicksal der deutschen Kriegsgefangenen gesprochen. Im Laufe des Kriegs waren über drei Millionen deutsche Soldaten in sowjetische Gefangenschaft geraten. Nur zwei Millionen hatten die Lager überlebt, und fast alle von ihnen waren inzwischen nach Deutschland entlassen worden. Nun ging es um die Freilassung der letzten Zehntausend, die noch in der Sowjetunion festgehalten wurden, sowie um Russlanddeutsche oder Menschen aus den Grenzgebieten, die nach Deutschland ausreisen wollten. Sieben Millionen Petitionen mit der Bitte, die Gefangenen zurückzubringen, waren in den Monaten zuvor im Bundeskanzleramt eingetroffen. Ein sogenannter Freiheitslauf der deutschen Jugend von Berlin nach Bonn hatte mit einer Kundgebung vor Adenauers Kanzleramt geendet. In der Bundesrepublik war so der Eindruck entstanden, wichtigstes Ziel der Reise sei die Heimholung der Gefangenen.
Am 8. September 1955 landete Adenauer mit einer Delegation von zweihundert Politikern, Diplomaten, technischen Mitarbeitern, Sekretärinnen, Leibwächtern und Journalisten auf dem Moskauer Flughafen Wnukowo. Zehn Jahre nach Kriegsende und zwei Jahre nach Stalins Tod musste man eine Konferenz erwarten, die unter schweren emotionalen Belastungen stattfinden würde, unter den Erinnerungen an den Krieg, unter dem Misstrauen und der Furcht, mit denen sich Deutsche und Russen vermutlich gegenüberträten. Moskau, darunter stellten sich viele eine verarmte, kriegszerstörte, von der Polizei beherrschte, eher provinzielle Stadt vor, so wie manche von ihnen Russland im Krieg erlebt hatten. In die Hauptstadt des Weltkommunismus und des KGB zu reisen war der deutschen Delegation und den meisten Journalisten auf jeden Fall unheimlich. Am Tag vor der Abreise hatte Adenauer noch vor Pressevertretern geäußert, er komme sich vor, als fahre er in das Hauptquartier einer Räuberbande.
Tatsächlich wusste man in der deutschen Delegation nur wenig über die Lage in der Sowjetunion nach dem Tode Stalins. Das Auswärtige Amt verfügte damals noch über keine Russlandabteilung mit diplomatischen Experten, auch einen festangestellten Russisch-Dolmetscher gab es noch nicht. Für die Delegation fand man zum Glück einen klugen Übersetzer russischer Literatur und Dichtung, Rolf-Dietrich Keil, der Stimmungen bereits an Tonfall und Ausdrucksweise erkennen konnte. Als Russlandkenner galt in der Delegation ansonsten ein Professor Koch. Er war in der NS-Zeit Ostforscher in Königsberg und »Berater für ukrainische Angelegenheiten« im Oberkommando der Wehrmacht gewesen und hatte sehr holzschnittartige Vorstellungen davon, wie man mit Russen umgehen müsse. Die anderen Mitreisenden waren Diplomaten mit Auslandserfahrung oder führende Vertreter aus dem Bundestag; manche von ihnen, wie der Vizepräsident des Deutschen Bundestags Carlo Schmid oder Kurt Georg Kiesinger, waren zwar gute Gesprächspartner bei offiziellen Essen, wussten aber kaum etwas über die sowjetische Situation und das außenpolitische Konzept der neuen Führung.
Ich war zu jung für die Erinnerungen und Vorurteile, wie sie viele in der Delegation nach Moskau mitbrachten. Stattdessen war ich neugierig auf dieses fremde Land und freute mich, dass ich überhaupt an der Reise teilnehmen konnte, denn eigentlich war das gar nicht vorgesehen gewesen. Die Gruppe der etwa hundert deutschen und ausländischen Korrespondenten umfasste unter anderem die Büroleiter der großen Zeitungen, Agenturen und Rundfunkanstalten mit engen Beziehungen zum Kanzleramt und zu den Experten der Delegation. Erst in letzter Minute war aufgefallen, dass keiner von ihnen Russisch verstand. Daraufhin setzte sich der Kölner Intendant Hartmann entschieden dafür ein, dass ich mit den älteren Kollegen mitreisen durfte. Für mich sprach auch, dass ich einige Monate zuvor bei Chruschtschows erstem Auslandsbesuch in Belgrad eine Art Scoop hatte landen können: Ich meldete als Erster, dass sich Chruschtschow bei Tito für Stalins Verbrechen entschuldigt hatte, eine Weltsensation.
Wir Journalisten waren von Ost-Berlin mit einer Zusatzmaschine abgeflogen und kamen zwei Stunden vor dem Kanzler in Moskau an. Während wir auf dem Flugfeld warteten, trat der sowjetische Protokollchef an unsere Gruppe heran und fragte, ob jemand vom Rundfunk dabei sei. Ich meldete mich vorsichtig, worauf er mich zu einem Mikrofon führte und erklärte: »Hier wird eine Leitung nach Hamburg geschaltet. Von hier können Sie nachher über die Ankunft Kanzler Adenauers berichten.« Ich war völlig überrascht, denn es war nichts Derartiges vorbesprochen worden. Der Mann vom Protokoll – oder vom KGB – meinte jedoch, Rundfunktechniker in Ost-Berlin würden die Verbindung organisieren. Er drückte mir das Mikrofon in die Hand und sagte, sobald Kanzler Adenauer und Ministerpräsident Bulganin sich begrüßten, könne ich anfangen. Zehn Minuten später öffnete sich die Flugzeugtür, und ich begann das Geschehen zu schildern, ohne zu wissen, ob mich überhaupt jemand in Deutschland hörte. Ich beschrieb, wie Adenauer die Gangway herunterkam und wie die sowjetische Paradeeinheit das Gewehr präsentierte und das Deutschlandlied spielte, während der Kanzler mit Ministerpräsident Bulganin vorbeischritt. Auch ohne Kontakt mit der Technik des NDR in Hamburg kommentierte ich also eine Zeremonie, die uns Deutschen am Tag zuvor noch unvorstellbar erschienen war.
Auf einmal beobachtete ich etwas Eigenartiges, vom Protokoll nicht Vorgesehenes: Adenauer nahm seinen Gastgeber bei der Hand und führte ihn in Richtung Pressetribüne. Was er zum Regierungschef der Sowjetunion sagte, konnten wir nicht verstehen. Mehr als zwanzig Jahre später erzählten mir jedoch der deutsche und der sowjetische Dolmetscher, was sie bei der Begegnung aus nächster Nähe erlebt hatten. »Kommen Sie mit. Das sind heute die eigentlichen Diktatoren«, habe Adenauer halblaut gesagt, während er Bulganin zu den Fotoreportern mitnahm. Es war eine Bemerkung, die dem deutschen Dolmetscher unheimlich war: zehn Jahre nach Hitlers und zwei Jahre nach Stalins Tod so von Diktatoren und Fotografen zu sprechen. Alles andere, was das Protokoll vorsah – Vorbeimarsch der Ehrengarde, die flatternden Fahnen der Sowjetunion und der Bundesrepublik, auch die »Hurra, hurra, hurra«-Rufe –, war dagegen keine Überraschung. Doch die Art und Weise, wie Adenauer aus der Situation heraus improvisiert hatte, war für uns ein erstes Zeichen, dass diese Konferenz durchaus ungewöhnlich verlaufen könnte – zumal Parteichef Nikita Chruschtschow ein ganz anderer Typ war als der höfliche, aber konventionelle Bulganin.
Von nun an war alles vorzüglich organisiert. Das überraschte uns, denn wir hatten uns Moskau anders vorgestellt. Man behandelte uns großzügig und gastfreundlich. Es gab ein Besuchsprogramm für Delegierte und Journalisten, das aber kaum wahrgenommen wurde. Theaterkarten waren reserviert, wurden aber nicht abgeholt, und in den großen Hotelrestaurants lagen seitenlange Speisekarten aus, die ungelesen blieben. Die russischen Kollegen fragten, ob wir deutschen Journalisten wirklich ständig Artikel und Kommentare über Adenauer in Moskau nach Hause durchgeben müssten und ob wir gar kein Interesse an Russland hätten. Manche aus der deutschen Delegation wiederum hegten den Verdacht, die Sowjets wollten uns Journalisten durch ein Touristenprogramm bloß ablenken, damit wir nur ja keine wirklichen Informationen über Moskau sammeln könnten.
Tatsächlich war ein direkter Kontakt mit Moskauer Bürgern für Journalisten und Delegationsmitglieder so gut wie unmöglich. Die meisten Russen machten sich schnell davon, wenn man sie als Deutscher auf der Straße ansprach. Über solchen Versuchen der Kommunikation hing ein zweifacher Schatten: die Erinnerung an die schrecklichen Opfer und Wunden, die Deutsche wenige Jahre zuvor dem Land zugefügt hatten, und darüber hinaus die Erinnerung an Stalin, zu dessen Lebzeiten jeder Kontakt mit Ausländern schwer bestraft werden konnte. Diejenigen unter uns, die etwas über das sowjetische Leben und Denken erfahren wollten – und das war nicht die Mehrheit in der Journalistengruppe –, hatten das Gefühl, hinter einer Glasscheibe zu arbeiten.
Am zweiten Abend wagte ich dennoch einen Spaziergang auf eigene Faust. Die Etagendame auf unserem Flur, die unübersehbar ein Auge auf uns hielt, saß gerade nicht an ihrem Platz. In der Halle des Hotel National dösten zwei oder drei Männer und bemerkten mich nicht. Draußen ging es vorbei an einer Bäckerei und einem großen Fischgeschäft. Am zentralen Telegrafenamt war ein Polizist vor der Tür postiert, aber auch er regte sich nicht. Hinter dem Bolschoi-Theater stand noch einer. Vor der Prunkfassade des Theaters kam ich auf eine breite Straße mit hohen modernen Häusern, die in meinem alten Stadtplan gar nicht verzeichnet war. Gerade die Tatsache, dass sich überhaupt nichts rührte, empfand ich als bedrohlich. Wir alle waren gewarnt worden, jeder Schritt und jedes unserer Worte würden registriert und die Geheimpolizei habe uns immer im Visier. Doch nun ging ich durch die Moskauer Nacht, ohne dass sich jemand für mich interessierte – auch die Männer nicht, die bei meiner Rückkehr noch immer in der Hotelhalle saßen, und die Etagendame fragte bloß, ob ich eine Tasse Tee haben wolle. Ich war kaum fünf Minuten zurück in meinem Zimmer, da klingelte das Telefon. Ich hob ab, aber es meldete sich niemand. So unbeobachtet, wie ich gedacht hatte, war ich offenbar doch nicht gewesen.
Die meisten mitreisenden Bonner Korrespondenten pflegten ihre deutschen Informationsquellen und wurden ab und zu von Delegationsmitgliedern und Leuten des Bundespresseamtes mit einigen Details versorgt. Weder die deutschen noch die sowjetischen Presseamtsvertreter waren befugt, Eindrücke vom Verlauf der Verhandlungen wiederzugeben. An Interviews mit Mitgliedern der Delegation war gar nicht zu denken. Auf sowjetischer Seite wäre niemand auf die Idee gekommen, Zurufe und Fragen der Journalisten aufzugreifen. Dennoch merkten wir, dass im Sitzungssaal des Spiridonowka-Palais etwas Ungewöhnliches vorging, mehr als nur der Austausch diplomatisch abgewogener Reden. Außenminister Heinrich von Brentano, erst seit kurzer Zeit im Amt, kam irgendwann sichtlich erregt aus dem Palais herausgeschossen und rief uns ein paar Worte zu, so etwas wie: »Unverschämtheit, unerträglich, die Verhandlungen sind zu Ende. Wir reisen ab!« Nur die schlechten Telefonverbindungen bewahrten mich davor, eine Falschmeldung in die Welt zu setzen, wie sie heute innerhalb von Minuten, von Sekunden, über Rundfunk, Fernsehsender und durch das Internet kursieren würde. Dabei war das, was der Außenminister uns vier oder fünf Journalisten, die stundenlang auf der Straße ausgeharrt hatten, zugerufen hatte, lediglich Brentanos »persönliche Meinung«, wie der Kanzler uns später erklärte. Als Adenauer selbst aus dem Verhandlungssaal kam, winkte er uns zu: keine Rede von Abbruch der Verhandlungen. Anders als die meisten seiner Berater und ohne es auszusprechen, hatte der Kanzler sich entschlossen, auf keinen Fall ergebnislos nach Hause zu reisen.
Eine Möglichkeit nachzufragen, gab es an Ort und Stelle nicht. Sich in sowjetische Hotels einzuschleichen, um Delegierte zu befragen, war zu normalen Tageszeiten aussichtslos. Immer weniger deutsche Kollegen wollten länger auf der Straße warten, und auch die wenigen sowjetischen Journalisten zogen nach und nach ins Pressezentrum. Nur einer der jüngsten im sowjetischen Pressetross hielt gemeinsam mit mir bis zur Abfahrt der Limousinen die Stellung. Wir kamen ins Gespräch und stellten fest, dass wir beide gern Korrespondenten werden wollten, er in Bonn und ich in Moskau. Nach der Aufnahme diplomatischer Beziehungen, so dachten wir, müssten schließlich nicht nur Botschafter, sondern auch Journalisten ausgetauscht werden.
Lediglich ein paar Starjournalisten oder Bürochefs, die in Bonn zu den Auserwählten des Kanzlerkreises gehörten, bekamen Hinweise über den Verlauf der Gespräche. Was am nächsten Tag in deutschen Zeitungsartikeln darüber erschien, passte gleichwohl nicht immer zusammen. Hatte Adenauer nun Chruschtschow mit den Fäusten gedroht oder nicht? Hatte Chruschtschow geflucht und gepöbelt und ebenfalls mit der Faust gedroht? Und wie hatten die russischen Gastgeber auf den trockenen Humor Adenauers reagiert, als der beim ersten Empfang auf ein großes Bild von Karl Marx zeigte und zu Bulganin sagte: »Der ist auch aus dem Rheinland.« Oder als der Bundeskanzler den russischen Ministerpräsidenten fragte, ob er schon mal den Namen Pferdmenges gehört habe: »Der ist ein Großneffe von Herrn Friedrich Engels und einer unserer größten Kapitalisten.« Bulganin zeigte keine Reaktion. Wahrscheinlich wusste er das alles tatsächlich nicht. Es waren höchstens solche Gesprächssplitter aus den Konferenzräumen, auf die wir Journalisten uns einen Reim zu machen suchten. Ansonsten waren wir ahnungslos, wie die Stimmungslage war.
In Moskau lebte und arbeitete zu dieser Zeit nur ein knappes Dutzend akkreditierter Korrespondenten aus westlichen Ländern. Sie versuchten natürlich von uns zu erfahren, was im Verhandlungssaal vorging. Wir dagegen hörten von ihnen, was Mitarbeiter der deutschen Delegation den amerikanischen, englischen und französischen Diplomaten, aber nicht den deutschen Korrespondenten mitgeteilt hatten. Doch die Korrespondenten gaben uns sehr oft unterschiedliche Informationen weiter. Manche Botschafter betrieben in dieser Hinsicht ihre ganz eigene Politik. Der amerikanische Botschafter, der hochangesehene Russlandkenner Charles Bohlen, war zunächst besonders kritisch und lehnte Adenauers Moskauer Verhandlungen völlig ab. Dann hörten wir von amerikanischen Kollegen, Bohlen wolle Adenauers Bemühungen nun doch unterstützen, denn Präsident Eisenhower habe ihm in einem scharfen Telegramm mitgeteilt, er vertraue auf Adenauers Verhandlungsstrategie. Das wiederum ließ die US-Botschaft später über amerikanische Korrespondenten zu uns Deutschen durchsickern.
Einige Kollegen mit engen Verbindungen zum Kanzleramt hatten schon aus ihren Bonner Vorgesprächen etwas mehr Hintergrundwissen und reichten uns ihre Erkenntnisse manchmal bröckchenweise weiter. Daraus konnte man sich immerhin die deutsche Themenliste zusammenreimen. Erstens: keine Aufnahme diplomatischer Beziehungen. Zweitens: Bereitschaft zu Verhandlungen über Wirtschaftsbeziehungen. Drittens: Belebung der kulturellen Beziehungen. Und schließlich viertens: Freilassung der Kriegsgefangenen und Verschleppten. Vielleicht hatte es eine solche Liste in Bonn wirklich gegeben, aber sie war offensichtlich nicht die endgültige. Von anderen Bonner Kollegen hörte ich, nach Adenauers Ansicht könne auch über die Wiedervereinigung gesprochen werden oder eben doch über eine Art diplomatischer Beziehungen. Ein Austausch von Botschaftern komme für ihn allerdings wohl nicht in Frage.
Das Problem war, dass man selbst im inneren Kern der Delegation nicht genau wusste, was Adenauer vorhatte. Unter seinen Beratern und Begleitern gab es ganz widersprüchliche Vorstellungen darüber, wie weit man bei der Aufnahme formeller Beziehungen gehen solle. Außenminister Brentano etwa war gegen fast alle Gespräche in Moskau und wollte die Ergebnisse so klein wie möglich halten. Ebenso wie die Außenminister der drei westlichen Mächte waren er und sein Beraterstab für eine restriktive Verhandlungsführung, bei der die Sowjets die bestehenden Grenzen in Deutschland als »vorläufig, aber unveränderbar« bestätigen sollten. Sie empfahlen sogar, auf das Wort »Verhandlungen« ganz zu verzichten und nur den Terminus »Gespräche« zu benutzen.
Eigentlich wollte Adenauer keine deutschen Politiker mit am Verhandlungstisch haben, die wie Brentano eigene rigide Vorstellungen über das deutsch-sowjetische Verhältnis hegten. Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard beispielsweise hatte er deswegen nicht in die Delegation aufgenommen – das beklagten später russische Diplomaten, die sich von den Verhandlungen einen Durchbruch in den Außenhandelsbeziehungen erhofft hatten. Adenauer hatte Sorge, Verhandlungen in Anwesenheit des Wirtschaftsministers würden den engen Rahmen überschreiten, den er gesetzt hatte. Er hatte deswegen den Führer der Freien Demokraten, Thomas Dehler, ebenfalls außen vor gelassen, weil dieser wiederum zu stark auf die Wiedervereinigung als Verhandlungsziel drängte. Bei den vorbereitenden Besprechungen nahm er durchaus zur Kenntnis, was ihm Mitarbeiter und Experten vortrugen, gab diesen selbst aber kaum Hinweise darauf, wie weit er bei den Verhandlungen gehen würde. Adenauer war ein Praktiker und nicht bereit, seinen Spielraum durch ideologische Vorbehalte oder durch Anhänger der einen oder anderen Richtung in der Ost- und Wirtschaftspolitik einengen zu lassen. Sein Antikommunismus und Antisowjetismus standen schließlich außer Frage.
So begannen die Verhandlungen am 9. September. Von vielem, was in den folgenden Tagen in Moskau besprochen wurde, erfuhr ich erst sehr viel später in Unterhaltungen mit deutschen Delegationsteilnehmern oder sogar erst nach zwanzig Jahren von einem russischen Dolmetscher. Der Tag begann mit einem Höflichkeitsbesuch des deutschen Bundeskanzlers bei Außenminister Molotow und Ministerpräsident Bulganin – das war pures Protokoll. Niemand aus dem Westen konnte wissen, dass Molotow zu den alten Führern gehörte, die Chruschtschow wenig später aus Moskau verbannen würde. Um elf Uhr vormittags saßen sich die Delegationen an einem langen Tisch im Spiridonowka-Palais gegenüber. Die erste Sitzung leitete Ministerpräsident Bulganin. Er hielt eine sehr allgemeine Rede, in der er an gute Zeiten deutsch-russischer Zusammenarbeit erinnerte und hervorhob, dass der Friede in Europa auch künftig von solch guter Kooperation abhänge. Seine Rede rückte dann die Aufnahme diplomatischer Beziehungen in den Vordergrund. Adenauer dagegen sprach von der defensiven Ausrichtung der deutschen Wiederbewaffnung im Rahmen der neuen Verträge, die gerade mit Amerika, Frankreich und England geschlossen worden waren. Die Frage der deutschen Einheit nannte er eine Sache der großen Vier. Die Normalisierung der Beziehungen aber könne erst beginnen, wenn die letzten deutschen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion freigelassen und heimgekehrt seien. Die Grundsatzerklärungen der beiden Seiten waren sehr ausführlich und in ihrer Stoßrichtung völlig unterschiedlich, und man trennte sich ohne Diskussion.
Es folgte eine Verhandlungspause mit dreistündigem Mittagessen und sehr vielen Trinksprüchen. Adenauer trank mit Chruschtschow und Bulganin auf ex. Der SPD-Politiker Carlo Schmid, ein großer, gewichtiger Mann, wurde von Chruschtschow als »Gospodin Velikaja Germanija«, als »Herr Großdeutschland«, angesprochen und er trank seinen Wodka wie ein Russe aus dem Wasserglas, was sogar Chruschtschow beunruhigte. Außenminister Brentano versuchte, Adenauer zum Abschied zu bewegen und die Begegnung zu beenden. Aber Chruschtschow und Bulganin protestierten dagegen, auch weil Adenauer mit seiner Schlagfertigkeit immer wieder Gelächter hervorrief. Chruschtschow sprach von der sozialen Fürsorge und den Lebensbedingungen der Bevölkerung, die er verbessern wolle. Adenauer sagte darauf: »Dann können Sie ja bei uns der CDU beitreten.« Chruschtschow: »Sie würden mich ja nicht nehmen.« Adenauer: »Bei Ihrem Sozialprogramm gehören Sie zu uns.« So entstand eine Stimmung, wie sie auf deutscher Seite nur Adenauer schaffen konnte. Die beiden Außenminister, Molotow und Brentano, hörten bei alldem nur mit ernsten Mienen zu.
Die meisten deutschen Delegationsmitglieder hatten zwar in Bonn Handbücher mit Informationen über die Themen und russischen Partner bekommen, aber auf diese Art von Verhandlungen waren sie nicht vorbereitet. Adenauer baute sehr auf den Kontakt mit Ministerpräsident Bulganin, vielleicht weil er ihm schon einmal Anfang der dreißiger Jahre in Köln begegnet war – er als Oberbürgermeister von Köln, Bulganin als Oberbürgermeister von Moskau. Daraus hatte sich jenseits aller Ideologie ein gewisser Respekt zwischen zwei Amtsinhabern entwickelt. Zweifellos hielt Adenauer anfänglich Bulganin für den entscheidenden Mann und Chruschtschow nur für einen, der sich immer wieder vordrängte. Vertrauenerweckender auf die Deutschen wirkte Bulganin mit seinem Spitzbärtchen und seiner altväterlichen Art allemal. Außenminister Molotow dagegen erschien ihnen als Mann aus der zweiten Reihe. Georgi Malenkow, kurz zuvor noch Ministerpräsident, saß meistens schweigsam dabei, und viele aus der deutschen Delegation hielten ihn für einen eher nachdenklichen Intellektuellen. Carlo Schmid erzählte mir später, Malenkow könne sogar Latein. Die deutschen Teilnehmer neigten jedenfalls dazu, aus Gesten und Bemerkungen ihrer Gesprächspartner allzu weitreichende Schlüsse zu ziehen: Bulganin etwa sei ein Russe wie aus vorrevolutionären Zeiten, ein Mann, wie man ihn in der klassischen Literatur beschrieben finde. Der spätere Außenminister Gromyko sei unverkennbar der Spross einer Adelsfamilie und so weiter.
Auf der sowjetischen Seite hatte Valentin Falin, der spätere Botschafter in Bonn, die Aufgabe gehabt, Tausende von Seiten aus westlichen Veröffentlichungen über Adenauer durchzuarbeiten. Daraus war zweifellos eine ernsthafte Studie geworden, aber niemand weiß, inwieweit sie Chruschtschow tatsächlich beeinflusst hat. Ein großer Leser war der nämlich nicht. Gromyko wiederum soll Adenauer in einer Notiz für sein Amt als »reaktionären Superpedanten« charakterisiert haben, als einen Mann, der davon träume, Ostdeutschland zu verschlingen. Vielleicht hatte Chruschtschow diese Einschätzung im Hinterkopf, als er dem deutschen Delegationschef im Verhandlungssaal gegenübersaß – die Wortwechsel waren jedenfalls ungewöhnlich genug. Und sie waren keineswegs immer freundlich.
Am Konferenztisch hatten sich Szenen mit Gefühls- und Wutausbrüchen ereignet, die an Dramatik alles übertrafen, was die deutschen Politiker und Diplomaten auf internationalen Konferenzen mit westlichen Mächten je erlebt hatten. Chruschtschow redete Adenauer in der Erregung manchmal mit »Du, Konrad« an, drohte mit den Fäusten, Adenauer drohte zurück. Chruschtschow schrie, Adenauer beleidige das sowjetische Volk, wenn er behaupte, auch sowjetische Soldaten in Deutschland hätten schreckliche Dinge getan. Adenauer wehrte sich entschieden gegen den Vorwurf, er sei ein Kriegstreiber, der Hitlers Politik gegen die Sowjetunion wiederaufnehmen wolle. Wenn sich die Gelegenheit geboten hätte, beteuerte Adenauer, hätte er Hitler mit eigenen Händen erwürgt.
Der Zusammenprall der Meinungen und der Temperamente zeigte nur, wie tief das Verhältnis zwischen Deutschen und Russen von Erinnerungen und Emotionen geprägt war. Am Verhandlungstisch hatte Adenauer bei Chruschtschow für Empörung gesorgt, als er die Freilassung der letzten deutschen Kriegsgefangenen zur Vorbedingung für verbesserte Beziehungen machte. Aber Adenauer rechnete damit, dass eine solche Freilassung unter Umständen der einzige Erfolg sein könnte, der für ihn in Moskau zu erzielen war. Und so hielt er daran fest, obwohl sein Berater Herbert Blankenhorn gewarnt hatte, ein derartiges Insistieren könne dazu führen, dass die sowjetische Seite an die fast sechs Millionen Kriegsgefangenen in den deutschen Lagern erinnerte. Die Hälfte von ihnen hatte die Wehrmacht verhungern lassen oder umgebracht. Ebenso gefährlich war es, die Leiden der Deutschen unter sowjetischer Besatzung in die Diskussion zu bringen, denn immerhin hatte Hitlers brutaler Eroberungskrieg 15 Millionen ziviler Sowjetbürger das Leben gekostet.
Was Adenauers Berater nicht wussten: Chruschtschow und Bulganin wollten die Frage der Kriegsopfer und besonders der Kriegsgefangenen nicht in einen langen Streit einbeziehen, weil sie fürchteten, im eigenen Land die Erinnerung an jene kriegsgefangenen Russen zu wecken, die das Elend der deutschen Lager überlebt hatten und nach ihrer Rückkehr als Landesverräter in sibirischen Lagern eingesperrt worden waren. Chruschtschow schob die Frage der Kriegsgefangenen deshalb zunächst an den Rand der Diskussion, um sie für die Endphase der Verhandlungen bereitzuhalten. Er hatte in den letzten Wochen vor der Adenauer-Reise die DDR-Regierung darauf vorbereiten lassen, dass Moskau bereit sei, das Thema einzubringen. Die meisten Gefangenen hatten inzwischen an der etwas verbesserten Versorgung bemerkt, dass sich eine Änderung ihrer Lage abzeichnete. Das allerdings war Adenauer und den deutschen Unterhändlern nicht bekannt, als der Bundeskanzler in der ersten Sitzung ihre Freilassung als Vorbedingung einer Übereinkunft erwähnte.
So begann der zweite Verhandlungstag in einer völlig anderen Tonart als der erste. Bulganin griff Adenauers Bemerkung über die Kriegsgefangenen auf und sprach nun von den Verbrechen der Hitler-Armee, von den Morden an Frauen, Kindern und Greisen, von Zehntausenden Opfern in Kiew und der Schlucht in Babi Jar. Bis dahin hatte niemand in der Sowjetunion diesen Massenmord an den Juden erwähnt. Bulganin sprach ganz erregt: »Kann man die Tonnen von Haaren vergessen, die den zu Tode gemarterten Frauen in Majdanek abgeschnitten wurden?« Niemals hatten er oder andere Sowjetführer solche Nazigräuel so klar benannt und beschrieben. Adenauer antwortete spontan und ohne Notizen, man dürfe sich nicht entgegenschreien, was einer dem anderen vorwerfe, doch dann sprach er selbst davon, dass auch in der von der Sowjetarmee besetzten Zone viele entsetzliche Dinge vorgefallen seien.
Es war genau die Art von Diskussion, die Adenauer eigentlich hatte vermeiden wollen. Die Mitglieder der deutschen Delegation waren überrascht, dass der Kanzler solche Anschuldigungen erhob. In den internen Beratungen zuvor hatte er von allen Zurückhaltung gefordert, und nun löste er selbst die härteste Auseinandersetzung der deutsch-russischen Verhandlungen aus. Chruschtschow rief: »Wo sind denn die sowjetischen Männer, die im Krieg umkamen? In der Erde. In der sowjetischen Erde.« Dabei soll er aufgestanden sein und Adenauer mit den Fäusten gedroht haben. Adenauer berichtet in seinen Memoiren, auch er sei aufgestanden und habe seine Fäuste gegen Chruschtschow erhoben. Nun warf Chruschtschow in höchst emotionaler Form dem deutschen Bundeskanzler vor, er wolle die Wiedervereinigung nur, damit ganz Deutschland Mitglied der NATO und Todfeind der Sowjetunion und des sowjetischen Volkes werden könne. So ging es nun stundenlang hin und her. Russische und deutsche Delegationsmitglieder erzählten mir später kopfschüttelnd von diesem verbissenen Streit.
Schließlich meldete sich der SPD-Politiker Carlo Schmid, den Adenauer eigentlich nicht als Verhandlungsteilnehmer, sondern nur als eine Art würdevollen politischen Beobachter mitgenommen hatte, zu Wort und hielt eine kluge und menschlich eindrucksvolle Rede. Er bat die Sowjets darum, Gnade walten und die »Festgehaltenen« zu ihren Frauen, Kindern und Eltern zurückkehren zu lassen. Da applaudierte Chruschtschow und sagte: »Das ist das rechte Wort auf die rechte Art.« Jetzt könne man weitersprechen. Erregung und Schärfe waren damit vorerst aus der Diskussion genommen.
Nachmittags war von den Spannungen des Vormittags kaum noch etwas zu spüren. Der Kanzler hatte die sowjetischen Delegierten auf seine Datscha eingeladen – in das Landhaus, das ihm die Russen zur Verfügung gestellt hatten. Chruschtschow erschien in einer buntbestickten Russenbluse, und Adenauer überreichte ihm als Gastgeschenk eine Flasche Schwarzwälder Kirsch, den Chruschtschow sogleich probierte, aber zu stark fand. Die Deutschen waren überrascht. Adenauer selbst hatte seine Mitarbeiter darauf vorbereitet, dass russische Gastgeber enorm trinkfest seien, und ihnen vor Beginn des Empfangs einen Esslöffel Olivenöl verpassen lassen. Ganz so gefährlich wurde es dann doch nicht, die Stimmung war vergleichsweise freundlich und unverkrampft. Dem Pressechef der Bundesregierung, Felix von Eckardt, gelang es, Journalisten durch das Tor auf das Gelände der Datscha zu lotsen. Das war zwar gegen alle Spielregeln, aber die Polizisten gestatteten uns dennoch den Zutritt. Dann ließen sich die sowjetischen und deutschen Gäste im Garten und im Haus zu allen möglichen, keineswegs protokollregulierten Fotos bewegen. Irgendwann wurde es Ministerpräsident Bulganin zu bunt, und er fragte, ob er auch noch auf einen Baum klettern solle. So locker hatten wir uns die Begegnung zwischen sowjetischen Führern und deutschen Gästen nicht vorgestellt, jedenfalls passte der Eindruck nicht recht zu den Informationen über angeblich laute Auseinandersetzungen während der Verhandlungen. Wie ich später von einem der russischen Dolmetscher erfuhr, unterhielt sich Adenauer an diesem Nachmittag mit Chruschtschow sehr allgemein über Weltpolitik, über Düsenflugzeuge, über Dinge des persönlichen Lebens. Es war ein fast zwangloses Gespräch, das manchem aus der deutschen Delegation missfiel, Adenauer selbst aber außerordentlich wichtig war. Unter uns Journalisten waren viele enttäuscht von der Belanglosigkeit dessen, was wir aus zweiter Hand hörten.
Am Abend saßen wir mit einigen Hundert sowjetischen Zuschauern im Bolschoi-Theater und sahen nicht nur die große und weltberühmte Aufführung des Balletts Romeo und Julia, sondern auch einen bewegenden Auftritt des sowjetischen und des deutschen Regierungschefs. Schon als Bulganin und Adenauer die Zarenloge betraten, erhob sich das russische Publikum und begrüßte die beiden mit großem Beifall. In der Pause, als es in einem Nebenraum hinter der Zarenloge Kaviar und Wodka gab, wurde einigen konservativeren Mitgliedern der deutschen Delegation das Klima der Verbrüderung fast unheimlich. Im Vorfeld der Reise hatte man in Bonn gerätselt, wie wohl Staatssekretär Hans Globke in Moskau aufgenommen würde – ein Mann, der in Hitlers Reichsinnenministerium die juristischen Grundlagen der Judenverfolgung mitformuliert hatte. Aber anders als einige befürchteten, gab es keine kritischen Hinweise auf seine Vergangenheit, wie man sie aus der DDR-Presse kannte. Im Gegenteil: In der weißgoldenen Zarenloge des Bolschoi-Theaters trat Chruschtschow auf Globke zu, ließ zwei Gläser Wodka einschenken und gratulierte ihm zum Geburtstag. Sie tranken in einem Zug aus, ließen nachschenken und tauschten die Gläser. Man konnte glauben, sie hätten Bruderschaft getrunken.
Getanzt von der großen Galina Ulanowa, erlebte das Publikum den Kampf zwischen den Geschlechtern Montague und Capulet und den Tod Julias und Romeos. Als sich die Väter auf der Bühne über den Leichen ihrer Kinder in die Arme fielen, erhoben sich Bulganin und Adenauer von ihren Sitzen und fassten sich an den Händen. Den Zuschauern schien es, als würden die beiden sich ebenfalls gleich in die Arme fallen. Im Saal und auf den Rängen des Bolschoi-Theaters applaudierten die Menschen begeistert und gerührt. Ihr Beifall galt nicht nur der Ulanowa, sondern den beiden alten Männern, die da in einer Geste der Versöhnung in der goldenen Loge verharrten. Auch bei den meisten Mitgliedern der deutschen Delegation löste sich die Anspannung. Dieser Eindruck allerdings, das merkte ich in den Gesprächen mit Delegationsmitgliedern, wurde schon nach wenigen Stunden vom politischen Kalkül überlagert. Manche sahen in Adenauers Geste nur Berechnung. Der Kanzler selbst bemerkte später einmal, er habe ganz impulsiv gehandelt. So haben es damals die russischen Zuschauer im Bolschoi-Theater und auch ich empfunden. Die Erinnerung an den Krieg war noch immer so lebendig und die Furcht vor einem neuen Konflikt so groß, dass das Bild der beiden Männer einen Ausbruch echten Gefühls ausgelöst hatte. Mein Eindruck war, dass Adenauer die Bedeutung dieses Augenblicks erkannt hatte.
Der dritte Verhandlungstag war ein Kontrastprogramm. Erst ein Protokollbesuch Adenauers beim Moskauer Oberbürgermeister und dann eine Besichtigung der Kreml-Museen. Parallel dazu Gespräche der Außenminister Molotow und Brentano, der beiden größten Zweifler am Sinn dieser Verhandlungen. Wie erwartet, produzierten sie Missverständnisse und Verärgerung. Im deutschen Sonderzug, in dem sich viele aus der deutschen Delegation trafen, forderten einige daraufhin, man solle sofort abreisen. Bundespressechef von Eckardt erzählte später, er habe in einem offenen, unverschlüsselten Telefongespräch eine Lufthansa-Maschine aus Deutschland für den vorzeitigen Rückflug angefordert. Ob Adenauer selbst den Einfall mit dieser unausgesprochenen Abreisedrohung gehabt hatte, konnten wir Journalisten nicht herausfinden, und ob die sowjetische Seite darauf reagierte, erfuhren wir erst recht nicht.
Meinen Kollegen und mir schien es, als sei die Luft aus den Verhandlungen nun endgültig heraus. Jetzt stehe nur noch das abendliche Schlusszeremoniell an, so dachten wir. Tatsächlich wurde dieses dann auch mit allem zaristischen wie sowjetischen Pomp abgewickelt, ein großer Empfang im Kreml für mehrere Hundert Gäste. Salutierende Gardisten standen auf den Stufen der großen Treppe zum Georgssaal. Eine dicke rote Kordel trennte die Sowjetführer und die deutsche Delegation von der Masse der Gäste. Die meisten Reden wurden vom Blatt gehalten, wirkten präzis abgestimmt und enthielten keine Überraschungen: das Ende einer ergebnislosen Großkonferenz. Dann jedoch sah ich, wie Ministerpräsident Bulganin den deutschen Bundeskanzler am Arm nahm und, gefolgt von den beiden Dolmetschern, mit ihm zur Seite des Saals ging. Die anderen Gäste, mit dem Champagner- oder Wodkaglas in der Hand, betrieben derweil weiter Konversation, während zwischen Adenauer und Bulganin ein intensives Gespräch entstand. Die Dolmetscher haben es in ihren Notizen festgehalten.
Nach drei langen Tagen begann Bulganin mit der Frage: »Wie wollen wir nun diese Verhandlungen abschließen?« Adenauer wiederholte die Formeln vom ersten Tag und sagte mit bewegter Stimme, er habe den festen und aufrechten Willen, den Frieden zu sichern und die Verhandlungen deshalb zu einem guten Ende zu führen. Es entstand eine Pause, dann sagte Adenauer, er wolle in der Offenheit und Ehrlichkeit bis zum Letzten gehen: Die Frage der Kriegsgefangenen und anderer in der Sowjetunion lebender Deutscher sei nach allem, was das deutsche Volk habe durchmachen müssen, von außerordentlicher psychologischer Bedeutung. Ohne eine Lösung dieser Frage könne eine Normalisierung der Beziehungen zwischen Bonn und Moskau der deutschen Öffentlichkeit nicht zugemutet werden. Er bat Bulganin – im Protokoll eines der Dolmetscher steht das Adjektiv »inständig« –, wenigstens einen Schritt in diese Richtung zu tun. In den letzten zwei Jahren seien Briefe von hundertdreißigtausend Deutschen eingegangen, die aus der Sowjetunion in die Bundesrepublik ausreisen wollten. Die Briefe lägen vor, so Adenauer, aber er wolle die Atmosphäre der Verhandlungen nicht dadurch stören, dass er auch dieses Material auf den Tisch lege. Bulganin nickte: Im Fall der Aufnahme diplomatischer Beziehungen könnten alle diese Personen freigegeben werden.
Wir Journalisten drängelten uns an der roten Kordel und sahen, dass das Gespräch zwischen den beiden nicht im Streit endete. Adenauer, der Wochen vorher den westlichen Regierungen erklärt hatte, dass eine gegenseitige diplomatische Anerkennung zwischen Moskau und Bonn nicht in Frage komme, sagte nun zu Bulganin, dieser habe ihn mit seinen Worten ganz glücklich gemacht. Bulganin wiederum gab dem Bundeskanzler das Ehrenwort der Sowjetregierung und wiederholte mehrere Male, das Wort werde gehalten. Nach Tagen angespannter Verhandlungen kam der Durchbruch also am Rande eines Kreml-Empfangs. Unter den deutschen Delegierten fragten manche allerdings, ob Adenauer nicht seine ganze außenpolitische Strategie aufgegeben habe, indem er auf ein Ehrenwort hin die Aufnahme diplomatischer Beziehungen akzeptierte.
Ein letzter Verhandlungstag musste nun noch der klärenden Auseinandersetzung über Formulierungen dienen. Es scheint, als seien Chruschtschow, Bulganin und Adenauer von der Wirkungskraft diplomatischer Vorbehaltsklauseln weniger überzeugt gewesen als ihre Außenminister und die Experten, die noch einige Stunden lang konferierten und über den Text der Briefe verhandelten, die als Konferenzergebnis ausgetauscht werden sollten. Die Formulierungen, auf die sie sich einigten, wirkten letztlich unverbindlich. Die Aufnahme normaler Beziehungen, »die zur alsbaldigen Wiederherstellung eines deutschen demokratischen Staates« beitragen würden, war eine Wendung, auf der die deutsche Seite ursprünglich hatte bestehen wollen, doch die sowjetischen Unterhändler waren auf keinen Fall bereit, das Wort »alsbaldig« zu akzeptieren. Die Entlassung der letzten deutschen Kriegsgefangenen wurde überhaupt nicht erwähnt. Bei den Trinksprüchen des Abschlussbüfetts hörte ich, wie Adenauer sagte, leider müsse er wohl seine Karte für das Ballett »Schwanensee« verfallen lassen, weil kein Ergebnis in Sicht sei. Aber dann fuhr er doch noch ins Bolschoi-Theater. Den Brief mit den deutschen Vorbehalten, die das Alleinvertretungsrecht der Bundesrepublik für ganz Deutschland und die Vorläufigkeit der Grenzen darlegten, hat er irgendwann spätnachts oder am nächsten Morgen vor der Abfahrt ohne Zeremonie unterzeichnet.
Ich verbrachte den Abend des vierten und letzten Verhandlungstages mit drei Kollegen im Hotelzimmer. Wir schrieben auf, was wir an Informationen oder Gerüchten tagsüber gesammelt hatten, und verglichen, was an Hinweisen im Umlauf war. Vieles war Spekulation, einiges gezielte Stimmungsmache, Fakten und Zitate fehlten ganz. Die Delegationsmitglieder, die bei der Formulierung der Abschlussdokumente mitgemacht hatten, waren für uns Journalisten unerreichbar. In diesen Nachtstunden erfuhr ich wieder einmal, dass es meist mehr Fragen gab als Antworten und dass auch diese Antworten wiederum oft fragwürdig blieben. Aus den offiziellen Verlautbarungen am Tag danach ließ sich ebenfalls nicht wirklich ablesen, was sich durch die Moskauer Entscheidungen im Verhältnis zwischen Deutschen und Russen verändern würde. Die Gewinner waren zweifelsohne die Kriegsgefangenen, die von ihren Lagerkommandanten schon auf die Entlassung vorbereitet worden waren und wenige Wochen später in der Bundesrepublik eintrafen. Jubel und Anerkennung für Adenauers Befreiungsaktion waren in der Bundesrepublik gewaltig. In den sowjetischen Zeitungen dagegen war zu lesen, dass die Kriegsgefangenen aufgrund der Bitte des Präsidenten der DDR, Wilhelm Pieck, begnadigt worden seien.
Adenauers Moskaureise markierte letztlich keineswegs den Anfang neuer Beziehungen zwischen der Sowjetunion und der Bundesrepublik. Bereits wenige Tage nach dem Ende der Gespräche war das Verhältnis zwischen Bonn und Moskau so formell und distanziert wie vorher, und so sollte es auch noch mehr als ein Jahrzehnt bleiben. Drei Jahre lang verhandelte man in den beiden Hauptstädten weiter über juristische Feinheiten der Konsular- und Handelsverträge. Über die Wiedervereinigung konnte überhaupt nicht gesprochen werden. Die diplomatischen Beziehungen mit Moskau blieben ein Sonderfall: Bonn akzeptierte sie nur, weil die Sowjetunion als Siegermacht gewisse Sonderfunktionen im ganzen geteilten Deutschland hatte. Ansonsten galt die Regel: Ein Land, das die DDR anerkannte, durfte keine diplomatischen Beziehungen mit der Bundesrepublik unterhalten.
Mit einer solchen Entwicklung hatte ich nicht gerechnet, als ich mich gleich nach der Rückkehr bemühte, als erster ständiger Korrespondent aus Westdeutschland ein Visum für die Sowjetunion zu bekommen. Jetzt, da die letzten deutschen Kriegsgefangenen von Adenauer endlich aus der Sowjetunion herausgeholt worden waren, konnten die meisten meiner Kollegen und Freunde nicht recht verstehen, dass ich freiwillig nach Moskau umsiedeln wollte. Aber ich war überzeugt davon, dass Moskau zwar nicht gerade der angenehmste, aber sicherlich einer der spannendsten Korrespondentenposten war, den man in diesen Jahren bekommen konnte.
Der neue Chef des Bundespresseamts war immerhin bereit, bei einer Flasche Wein meinen Plan zu diskutieren. Er gab sich jedoch skeptisch: Die Akkreditierung eines Korrespondenten sei eine Sache der Gegenseitigkeit, und ob man einen sowjetischen Korrespondentenposten in Bonn haben wolle, sei auf der deutschen und vermutlich auch der sowjetischen Seite ungeklärt. Daraufhin wandte ich mich an einen älteren Kollegen, der in den dreißiger Jahren in Moskau gewesen war und jetzt mit einem befristeten Visum nach Moskau fahren durfte. Klaus Mehnert versprach mir, den russischen Kollegen zu kontaktieren, mit dem ich während des Adenauer-Besuchs über unseren gemeinsamen Wunsch gesprochen hatte, Korrespondent im Land des jeweils anderen zu werden. Nach einigen Wochen kehrte er mit der Nachricht zurück, dass möglicherweise die Gewerkschaftszeitung Trud, ein Blatt mit Millionenauflage, den russischen Journalisten nach Bonn schicken könne. Also ging ich wieder zum Chef des Bundespresseamts und berichtete ihm, in Moskau bereite man die Akkreditierung eines ständigen Korrespondenten in Bonn vor. Vielleicht klang meine Darstellung ein wenig definitiver als die Information, die ich aus Moskau bekommen hatte. Wie auch immer, einige Wochen später rief mich der Bundespressechef an: Es sei von sowjetischer Seite tatsächlich eine Aufenthaltsgenehmigung für einen Korrespondenten in Bonn beantragt worden. Jetzt könne ich an meiner Akkreditierung in Moskau weiterarbeiten.
Es sah also gut aus. Nun musste ich nur noch die ARD, die Gemeinschaft der westdeutschen Sender, davon überzeugen, dass der deutsche Rundfunk einen Korrespondenten in Moskau brauchte. Bei einigen Intendanten war das nicht schwer, andere dagegen fanden jeden Kontakt mit der kommunistischen Weltmacht überflüssig und gefährlich. Es sei widersinnig, meinten diese Kritiker, dass sich die ARD mit einem Mann in Moskau die sowjetische Propaganda auf eigene Kosten ins Programm hole. Der Kölner Intendant zog einen Schlussstrich unter diese Debatte: Er entschied, mich als WDR-Korrespondenten nach Moskau fahren zu lassen und meine Berichte allen ARD-Sendern anzubieten, die sie übernehmen wollten. Plötzlich ging alles ganz schnell: Ich holte mein sowjetisches Dauervisum bei der Botschaft in Bonn ab, und mein russischer Kollege erhielt seines von der deutschen Botschaft in Moskau. Und so war ich bereits ein paar Wochen später zum zweiten Mal auf dem Weg in die sowjetische Hauptstadt.