12

 

Der Tag brach langsam an; das Licht wuchs am Horizont, und die orangefarbene Sonne glitt hinter einer Wolkenbank hervor. Das heller werdende Licht breitete eine zerklüftete und trostlose Landschaft vor ihnen aus. Scharfe, baumlose Felswände stiegen aus Tälern auf, die dicht mit verfilztem, dornigem Unterholz bewachsen waren; felsübersäte Abhänge mündeten hier und da in Höhleneingängen. Weit weg am Horizont sah man die dunklen, gleichmäßigen Schatten, die Dane im Mondlicht als Gebäude identifiziert hatte. Aber jetzt bei Tag konnte er sehen, daß es eine Ruinenstadt war: die hohen Türme zerfallen, die Dächer gähnend zum Himmel geöffnet.

Es wäre leicht genug, Deckung zu nehmen, dachte Dane; schwer würde es sein, nicht in eine Falle zu geraten, welche Deckung sie auch wählten. Aus diesem Grund legte er sofort sein Veto gegen Riannas Vorschlag ein, daß ein Höhleneingang ihnen Schutz in der Dunkelheit bieten würde und daß der enge Gang leicht zu verteidigen wäre.

Nach neunhundertsoundsoviel Jagden, sagte er ihr grimmig, würde er sogar Geld darauf wetten, daß die Jäger die Höhlen wie ihre eigenen Westentaschen kannten. Die meisten Höhlen hatten mehr als einen Eingang und mehr als einen Ausgang. Vielleicht konnten sie den Höhleneingang verteidigen, in dem sie sich befanden aber sie würden einem Angriff von hinten völlig ausgeliefert sein. Dasselbe galt für die zerfallenen Gebäude. Sie waren nicht besser als Fallen.

Vom Wasserfall aus bewegten sie sich vorsichtig in das Tal hinab, wobei sie sich an die Verteidigungstaktik hielten, die Dane ausgearbeitet hatte; Aratak vorneweg mit seiner großen, knotigen Keule und der kurzen Axt er nannte es eine kurze Axt, Dane nicht an seinem Gürtel. Dane nannte sie Rübezahls Pfadfinderbeil; der Schaft war so dick, daß Dane ihn kaum mit beiden Händen hätte umfassen können, und die Waffe insgesamt war so schwer, daß Dane lediglich imstande gewesen wäre, sie über den Kopf zu heben und fallen zu lassen. Obwohl alles, worauf es landete, nicht wieder aufstehen würde. Dane ging vorsichtig ein paar Schritte von ihm entfernt, das Schwert locker in der Scheide. Hinter ihnen hielt Rianna die Mitte mit ihrem langen Speer und ihren Messern. Genau hinter ihrer rechten Schulter bewegte sich Cliff mit der üblichen Geschmeidigkeit, wachsam nach beiden Seiten sichernd; und zur Linken bildete Dallith die Nachhut mit ihrer Schleuder. Er hatte ihnen allen geraten, das dichteste Gebüsch zu vermeiden; nur Rianna und Mekhar waren für einen wirklichen Nahkampf ausgerüstet. »Aratak und ich brauchen Schlagraum; und Dallith braucht ein freies Feld für einen Schuß. Aber wenn sie uns entgegentreten, müssen wir auf alles vorbereitet sein.«

So bewegten sie sich mit griffbereiten Waffen durch das verlassene Land, die Nerven zum Zerreißen gespannt, und hielten nach einer erhobenen Stelle Ausschau möglicherweise die Spitze eines steilen Hanges –, wo nichts unbemerkt an sie herankommen konnte. Dane hatte halbwegs erwartet, daß mit dem Sonnenaufgang das Land in Gewalt, Kampfgeschrei und Blutvergießen explodieren würde; statt dessen bewegten sie sich durch ein Land, das noch nie zuvor die Spuren einer lebenden Kreatur gesehen haben mochte.

Die Jagd dauert elf Tage, sagte Dane zu sich selbst. Das ist das verteufelte. Wir können uns keine Minute lang ausruhen!

Im Gegenteil. Je länger wir unbehelligt so gehen, desto größer ist die Gefahr, daß sie unser Verteidigungskonzept durchschauen und sich vorbereiten es zu zerschlagen.

Stunde um Stunde verging. Die Sonne erreichte den Zenit, und der Winkel wurde schon wieder kleiner; der kurze Tag neigte sich seinem Ende zu, und bis jetzt gab es noch keinen Hinweis auf Jäger oder auf anderes Wild. Um die Mitte des Nachmittages machten sie eine Rast nahe einem Felsenhaufen, wo eine Quelle aus einer Felsspalte sprudelte, und aßen die Süßigkeiten und das Konfekt, das sie mitgebracht hatten. Rianna wollte hinter die Felsen gehen, doch Dane sagte: »Nein. Wir bleiben alle zusammen.«

Sie hob die Augenbrauen und sagte: »Mir ist dein Standpunkt vollkommen klar, aber was fängt man an mit dem, was man bescheiden einen Ruf der Natur nennen könnte?«

»Nimm Dallith mit dir«, entgegnete Dane kurz, »und bleibt in Rufnähe. Bis die Sonne untergeht und wir einen der neutralen Eßbereiche finden, ruhen wir uns nicht aus und legen auch unsere Waffen nicht ab auch nicht für fünf Minuten.«

Cliff sagte mit wildem Grinsen: »Das ist es, wo wir im Vorteil sind gegenüber euch Protosimianern. Ich habe meine Waffen immer zur Hand.« Trotzdem bemerkte Dane, als er sich von der Gruppe entfernte, um seine Notdurft zu verrichten, daß die große Katze gespannt und wachsam stehen blieb und zu der Stelle schaute, an der Aratak sie mit seiner Keule erwartete.

Die Jäger könnten uns natürlich sogar jetzt beobachten; während sie uns verfolgen. Sie könnten versuchen, sich eine Vorstellung von unseren Waffen und unserem Kampfstil zu machen, dachte Dane. Als er fertig war und seine Kleider zusammenband, schaute er sich um und beschloß, ein bißchen weiter zu kundschaften. Sie befanden sich in einem langen, tiefen Tal, das ungefähr in nördlicher Richtung auf die lange Hügelkette am Rande der Ruinenstadt zeigte. Wir sollten die Hänge hinaufsteigen, dachte er. Sie könnten uns zum Ende des Tales treiben und dort einschließen. Abgesehen davon müssen wir gegen Sonnenuntergang eine Bergspitze ausmachen und nach diesen Gebieten mit gelben Lichtern Ausschau halten. Natürlich ist es möglich, daß die Jäger unsere Äsungsplätze ausnutzen, sich draußen aufstellen und uns einsammeln, wenn wir herauskommen, aber wir können nicht elf Tage ohne Nahrung und Schlaf auskommen. Er hatte sich ein gutes Stück von den anderen entfernt, obwohl er sie immer noch unter sich sehen konnte; die Frauen hatten sich wieder zu Aratak gesellt und standen, wachsam um sich schauend, auf einem Felsen. Cliff sprang den Hang herauf auf ihn zu. Dane erreichte einen ebenen Vorsprung und wartete auf den Mekhar. Er machte einen Schritt auf ihn zu.

Es war nicht Cliff! Diese Tatsache wurde ihm in einem Sekundenbruchteil der Erkenntnis klar. Dieser hat ein Schwert!

Fast ehe der Gedanke sein Bewußtsein erreicht hatte, glitt sein eigenes Schwert aus der Scheide; er machte automatisch einen Schritt zurück in Kampfstellung und starrte auf die Kehle des Mekhar hinter der Spitze seiner Klinge. Der Löwenmann blieb stehen und zückte seine Waffe.

Danes Hals war trocken, und sein Herzschlag klang ihm laut in den Ohren. Das war es! aber sein Training zahlte sich aus, und er konnte mit entschlossener Ruhe dem Hämmern seines Herzens lauschen.

Aber war dies ein Jäger oder Wild?

Vielleicht gibt es gar keine wirklichen Jäger. Vielleicht liegt ihr Genuß darin, uns zu beobachten, wie wir uns gegenseitig abschlachten

»Wer bist du«, rief er und war erstaunt, daß seine Stimme nicht zitterte. »Was willst du? Bist du hinter mir her?«

Mit einem katzenhaften Wutschrei sprang der Mekhar nach vorn, und Dane hatte kaum Zeit, einen gewaltigen Schlag gegen seinen Kopf zu parieren. Der Körper der Kreatur drehte sich im Sprung, und Danes Schlag kam zu kurz, als der Katzenmann leicht auf seinen Füßen landete und außer Reichweite zurücksprang.

Dane hielt die Stellung und beobachtete seinen Gegner.

Seine Position ist fast wie eine Säbelkampfstellung, dachte er; aber die Klinge des Mekhar war lang und gerade, viel leichter als seine eigene. Er zwang sich, die rechte Hand locker und die linke das Hauptgewicht tragen zu lassen. Er wird mich erreichen, dachte er. Diese Stellung müßte ihm fast die Reichweite eines Rapierfechters geben. Und diese Sprünge! Aber natürlich ist die Schwerkraft hier geringer; der Mond ist nur etwa halb so groß wie seine eigene Welt

Aber es war keine Zeit mehr, um nachzudenken. Die lange, gerade Klinge drang in einem weiten Ausfall gegen Danes Brust. Er parierte und machte seinerseits einen Ausfall, als das Schwert des Mekhar ungefährlich über seiner rechten Schulter spielte. Danes Arme schwangen im Schlag nach oben.

Der Löwenmann drehte sich weg, zog dabei das Schwert über seinen Kopf, und mit stählerner Kraft trieb Danes Schlag die Rückseite der geraden Klinge in den Skalp des Mekhar.

Nun war es an Dane zurückzuspringen, weg von einem tief geschwenkten Schlag gegen seine Beine. Der Mekhar knurrte wortlos, ein tiefer, rauer Laut.

Die beiden standen sich auf einer Entfernung von ungefähr drei Schritten gegenüber. Der Katzenmann duckte sich, die Klinge vor sich ausgestreckt. Blut tropfte von der leichten Kopfwunde. Aber Danes Klinge war nicht lange auf die Kehle des Jägers gerichtet. Statt dessen hielt er sie nach oben gerichtet mit beiden Händen fest über seinem Kopf. Chudan no Kamae, Jodan no Kamae. Technische Ausdrücke und Erklärungen schossen in sinnlosem Strom durch seinen Kopf, aber sein Körper spielte unerschütterlich seine eigene Rolle, fiel anmutig in die perfekte tänzerische Position, drehte das Schwert vorsichtig in den genauen Winkel Der Katzenmann hieb nach seinem ungeschützten Bauch. Dane machte einen Ausfallschritt, und die alte Samuraiklinge hieb den Arm des Jägers am Ellenbogen ab. Hand und Schwert fielen zu Boden.

Der Katzenmann schrie, ein gräßliches Geräusch, weder katzenhaft noch menschlich, das zu einem würgenden Gurgeln wurde, als Danes Schwertspitze in seine Kehle drang. Aber das Wesen beugte sich weit nach vorn, über die Spitze hinaus, zu seinem abgetrennten Arm hinunter, ergriff ihn, machte sich mit einem Ruck von Danes Schwert frei und rannte, Haken schlagend, von einer Seite zur anderen springend, den Berg hinauf.

Überraschung Bestürzung lähmte Dane eine Sekunde lang, bevor er ihm folgen konnte. Allein von der Armwunde her, müßte die Kreatur verbluten! Und der Stich in die Kehle es war überhaupt keine Frage. Das hätte ihr den Rest geben müssen. Das hatte ihr den Rest gegeben. Und doch und doch da war das Wesen, rannte den Abhang hinauf und wurde nicht einmal langsamer.

Die Kreatur der Jäger? duckte sich hinter einen Felsen. Vorsichtig, das Schwert immer noch blank gezogen in der Hand, folgte ihm Dane, immer auf der Hut vor einem Hinterhalt.

Aber da war nichts hinter dem Felsen. Nichts. Keine Katzenkreatur. Kein abgetrennter Arm. Nichts.

Kein Blut. Nicht ein einziger Blutfleck auf dem Boden. Dane ging zurück zum Ort des Kampfes, die Lippen gekräuselt, und stieß einen leisen Pfiff der Verwunderung und des Erstaunens aus. Er hatte das Ding am Kopf bluten sehen. Blut Blut, das genauso aussah, wie normales Blut war aus dem abgetrennten Arm geströmt.

Es gab hier auch Blut auf dem Boden. Aber nicht viel. Weniger als zwei Meter von dem Ort entfernt, an dem Dane den Arm des Wesens abgetrennt hatte, verringerten sich die Blutflecke bis auf ein paar Tropfen und hörten dann ganz auf.

Nachdenklich steckte Dane sein Schwert in die Scheide zurück. Das erste Blut, dachte er. Was war das für ein Ding gewesen? Es war so sicher wie das Amen in der Kirche kein Mekhar. Er hatte Cliff bluten sehen. Aber ebenso sicher hatte es ausgesehen wie ein Mekhar.

Eine Abart der Protofelinen?

War es das, was die Jäger waren, nur abgewandelte Protofelinen? Na sicher. Protofelinen. Intelligente Katzen, die ihren Arm aufheben konnten, den man ihnen abgetrennt hatte nach dem sie einen Schwertstoß genau in die Halsschlagader bekommen hatten und mit ihm wegrannten und sich dann in Luft auflösten.

Er begann langsam den Abhang hinunterzusteigen zu der Stelle, wo er seine Freunde zurückgelassen hatte. Aratak und Rianna rannten auf ihn zu; offensichtlich hatten sie den letzten Schrei des Wesens gehört. Mit einem benommenen Gefühl stellte er fest, daß er sie vor weniger als fünf Minuten verlassen hatte.

Rianna fragte: »Was war los? Ein Jäger? Ich dachte einen Augenblick lang, es sei Cliff …«

»Das dachte ich auch zuerst«, antwortete Dane grimmig, »bis ich sah, daß er ein Schwert hatte.«

»Und ich sah, daß der Mekhar noch bei uns war. Wir rannten los Dane, hast du ihn getötet?«

»Eigentlich ja.« Dane erzählte ihnen die Geschichte. Einer nach dem anderen kamen sie herauf, um das Blut zu sehen; aber keiner von ihnen hatte eine Erklärung. Cliff zeigte offenes Mißtrauen; es war offensichtlich, daß er kein Wort von Danes Geschichte glaubte.

»Dein letzter Schlag hat ihn offensichtlich nicht getroffen«, sagte er, »und er rannte einfach hinter den Felsen und …«

»Und ging geradewegs durch die Bergwand hindurch?«

»Wahrscheinlich hat er sich hinter Büschen versteckt. Es könnte irgendwo einen Höhleneingang geben, und er hat sich seinen Weg hinunter gebahnt, als du ihn nicht beobachtet hast.«

Dane sah den Mekhar böse an. »Könntest du deinen Arm aufheben und damit wegrennen, wenn ich ihn dir abgetrennt hätte, Cliff?«

Cliff schüttelte den Kopf. »Vielleicht dachtest du nur, du hättest ihm die Hand abgeschlagen. Es war dein erster Kampf. Vielleicht warst du zu sehr erregt«, sagte er gönnerhaft. »Wenn du ihn getötet hättest, wäre sein Körper hier. So einfach ist das.«

Dane antwortete nicht. Er konnte es sich nicht leisten, mit der Katze zu streiten, und er wußte, wenn er ihm diesmal antwortete, würde er es tun. Ruhig drehte er sich um und bedeutete ihnen, ihm zu folgen. »In jedem Fall halte ich es für besser, wenn wir aus diesem Tal herauskommen«, sagte er. »Wenn einer der Jäger sich hier befindet, ist anzunehmen, daß es noch andere hier gibt.«

Aber sie sahen kein weiteres Lebewesen, als sie sich zum Rande des Tales hinaufquälten und eine lange, mit Steinen übersäte Ebene erreichten. Die Sonne ging hinter den Ruinen der Stadt unter, und die schattenhaften Umrisse erhoben sich gegen das Licht wie gezackte Zähne, die aus einem zerbrochenen Schädelknochen hervortreten. »Was ist das?« fragte Dallith und deutete auf ein Licht am Horizont.

»Der Mond Verzeihung, die Welt der Jäger geht auf«, sagte Rianna.

Dane schüttelte den Kopf. »Nein, das Licht ist gelb«, sagte er. »Neutrales Gebiet, und die Sonne ist untergegangen. Die Jagd ist vorüber bis Mitternacht. Wir sollten besser dort hinuntergehen und sehen, was wir zu essen bekommen können.«

Am Ende ihrer Kräfte, hielten sie auf die Lichter zu. Dane war sehr müde, und Rianna taumelte vor Erschöpfung; sogar Aratak zog seine Keule hinter sich her, anstatt sie kraftvoll über der Schulter zu tragen. Die Lichter schienen sehr weit entfernt zu sein, und selbst das Wissen, daß jenseits dieser Lichter die Sicherheit winkte, hielt Dane kaum in Bewegung. Er fragte sich, ob sie sie erreichen würden, bevor er auf dem Wege zusammenbrach.

Die große, ziegelrote Scheibe der Welt der Jäger stand hoch über der Ruinenstadt, bevor sie das erste Licht erreichten. Das ganze Gebiet war von großen, runden Kugeln, die an hohen Metallpfählen aufgehängt waren, hell erleuchtet. Innerhalb des großen Kreises hundert bis hundertfünfzig Ar mindestens –, der mit den Pfählen abgegrenzt war, bewegten sich gleichmütige Diener. Sie glitten hier zwischen Steinen, Moos und Unterholz so glatt vor und zurück wie in der Waffenkammer. In dem Lichterkreis gab es kein anderes Lebewesen außer einer riesigen protoursinen Kreatur, die in einem Fellknäuel schlief, die Reste einer reichhaltigen Mahlzeit neben sich.

Natürlich. Es gibt noch andere neutrale Gebiete; andere Gefangene müssen sie gefunden haben. Wir werden sie auch finden, wenn wir lange genug leben, dachte Dane.

Genau in der Mitte des Lichterkreises gab es ein Angebot an Nahrungsmitteln in großen Kästen mit den gleichen Farbschlüsseln, wie das Essen auf dem Sklavenschiff der Mekhar bezeichnet war.

Dane hielt es für ein Symbol dafür, wie sehr dieser Tag der Not sie zusammengeschweißt hatte, als sie sich alle zu ihm umwandten, ehe sie das Essen anrührten. Er sagte: »Eßt, soviel ihr könnt und schlaft eine Weile. Aber nicht zu lange. Ich möchte vor Mitternacht ein gutes Stück von hier entfernt sein und das ist der Zeitpunkt, zu dem die Jagd fortgesetzt wird.«

»Ich brauche Schlaf noch dringender als Essen«, sagte Dallith, aber sie ging pflichtbewußt hin und aß einige Früchte, bevor sie sich in ihren Umhang wickelte und auf das dicke Moos niederlegte. Die anderen folgten ihrem Beispiel.

Dane sagte zu Aratak: »Schlaf ein paar Stunden, und dann bleibst du wach, während ich schlafe.«

»Glaubst du nicht, daß wir hier in Sicherheit sind? Du traust den Jägern nicht?«

»Ich traue ihnen zu, daß sie Jäger sind«, entgegnete Dane. »Ich glaube, daß wir hier sicher sind. Aber ich will draußen nicht genau in ihre Arme laufen. Schlaf ein bißchen, Aratak. Danach werde ich mit dir darüber sprechen.«

Der riesige Saurier legte sich nieder und glühte bald über und über blau, als er schlief. Dane betrachtete ihn und dachte mißmutig über seine Pläne nach. Er ließ Aratak ein paar Stunden schlafen, dann weckte er ihn und legte sich selbst hin um auszuruhen. Als sei sein Plan im Schlaf gereift, wußte er genau, als er aufwachte, was zu tun war. Ruhig weckte er Cliff und die Frauen.

»Jeder von euch macht sich ein kleines, tragbares Paket mit Nahrung für zwei oder drei Tage«, wies er sie an. »Vielleicht unterbrechen sie die Jagd wirklich jede Nacht bei Sonnenuntergang; möglich, daß sie den Schlaf der Ungerechten schlafen oder sich an einem Lagerfeuer mit Singsang unterhalten –, drüben in ihren eigenen Ruhebereichen. Aber denkt daran, wie die Mekhar uns in dem Raumschiff darauf testeten, ob wir vorauszudenken in der Lage waren. Ich möchte wetten, daß es hier genauso ist. Vielleicht ist es in der ersten Nacht oder in den ersten zwei oder drei Nächten sicher, bis Mitternacht zu schlafen und dann hinauszugehen, aber ich wette, daß früher oder später, jeder, der sich an diese nette, sichere Routine gewöhnt und ihr vertraut, niedergeschlagen und zu Jägersuppe gemacht wird. Von jetzt an lagern wir im Freien wobei wir abwechselnd Wache stehen und kommen nur sehr kurz direkt nach Sonnenuntergang hier herein, und zwar einmal in zwei oder drei Tagen, um Nahrung zu holen.«

»Das ergibt einen Sinn«, stimmte der Mekhar zu. »Ich habe auch ungefähr in diese Richtung gedacht.«

»Gut.« Dane begann, Nahrungsmittel auszuwählen, die haltbar waren Nüsse, getrocknete Früchte, harte Waffeln aus irgendeinem getrockneten Korn. Als er diese Dinge zwischen den verderblicheren Nahrungsmitteln ausgelegt gesehen hatte (und, wie er annahm, gab es Entsprechendes für nichtmenschliche Wesen), war ihm klar geworden, daß das ein weiterer Test war. Wenn die Jäger die Absicht hatten, ihnen jede Nacht zur Essenszeit Sicherheit zu gewähren, hätten sie nur für Essen gesorgt, das sofort verzehrt werden mußte. Wieder lasen sie die Intelligenteren und Wachsameren unter ihrer Beute heraus und versorgten sie mit Gelegenheiten wenn sie intelligent genug waren, die Gelegenheiten zu ergreifen –, ihr Leben zu verlängern und vielleicht sogar solange dem Gestelltwerden zu entgehen, bis die Jagd beendet war.

Ich habe nicht den Eindruck, daß sie es zu unseren Gunsten tun, dachte Dane, oder auch nur aus einem übertriebenen Sinn für Fairneß heraus. Sie wollen die Jagd verlängern uns länger nachpirschen. Und wenn wir ihnen wirklich zu einem schönen Jagderlebnis verhelfen, macht es ihnen nichts aus, einen oder zwei von uns laufen zu lassen.

Seine Gedanken machten einen Sprung. Wenn ich uns alle fünf durchbringen könnte Nein. Das war zu weit voraus gedacht. Er mußte sich darauf konzentrieren, den Tag zu überleben durch diese Nacht zu kommen.

Er sah, wie Dallith ihren Umhang um sich wickelte und das Säckchen mit getrockneten Früchten und Nüssen vorn in ihrer Tunika befestigte. Sie hatte ihr Haar zu einem einzigen langen Zopf geflochten. Er trat neben sie und sagte ruhig: »Hast du eine Haarnadel oder irgend etwas anderes, um das Haar auf deinem Kopf festzustecken? So wie es jetzt herunterhängt, wird jeder, der dich verfolgt, finden, daß dieser Zopf gerade richtig ist, um dich daran festzuhalten.«

Sie lächelte unentschlossen. »Ich habe nie daran gedacht. Man vergißt so etwas. Ich werde ihn abschneiden, wenn du willst.«

Er berührte ihn mit der Spitze seines Fingers, eine sanfte, bedauernde Berührung. »Es ist wundervolles Haar«, sagte er und, einem plötzlichen Impuls folgend, küßte er die feinen Spitzen des Zopfes. »Aber wenn wir überleben, wird es wieder wachsen, und ich würde mich wohler fühlen, wenn du keine Haltegriffe hättest, an denen man dich leicht festhalten kann.«

Sie zog ihr Messer aus der leichten ledernen Scheide. Mit einer raschen Bewegung trennte sie die helle Flechte ab und ließ sie zu Boden fallen. Sie lächelte ihn an und ging davon. Dane blieb noch einen Augenblick stehen und sah ihr nach. Dann bückte er sich aus einer seltsamen Laune heraus und hob den langen, seidigen Zopf auf. Er lag fein und weich und elastisch in seiner Hand. Er rollte ihn zusammen und befestigte ihn in seiner Tunika auf der Haut. Ein Gunstbeweis meiner Dame, dachte er.

Als er sah, daß die anderen gegürtet und bereit waren, gab er ihnen ein Zeichen und führte seine kleine Gruppe in die Dunkelheit hinaus. Lange bevor die Welt der Jäger im Zenit stand, waren die gelben Lichter des neutralen Gebietes zu einem Blinken verblaßt und verschwanden dann weit hinter ihnen.

Sie schliefen noch einmal abwechselnd ein paar Stunden in einer Senke zwischen den Hügeln versteckt. Bei Tagesanbruch gingen sie weiter durch die Vorberge, ungefähr in Richtung auf die Ruinenstadt zu. Einmal, kurz nachdem es hell geworden war, hörten sie von weit her ein scharfes Klirren wie von Schwertern und Schildern und ein hohes, heulendes Gebrüll: einen Todesschrei. Aber der Schrei wurde immer leiser, bis die Landschaft wieder still war, so still wie der Tod.

So still wie der Tod. So still wie all die Toten, die sie gesehen hat. Wie wahr diese alten Klischees doch sein können

Es war wieder später Nachmittag, als sie einen lang gestreckten, mit Felsen übersäten Berg erreichten, wo sie Rast machten, um einige Bissen zu essen und von einem Wasserlauf zu trinken, der die felsigen Klippen herunterfloß.

Es war die Ungewißheit und die Erregung, die ihn verrückt machte, stellte Dane fest. Niemand konnte es aushalten, den Bogen für endlose Tage in voller Spannung zu halten. Das Spiel war also manipuliert, und zwar zugunsten der Jäger manipuliert, dachte er, denn sie konnten ihr Wild beschleichen, es ermüden und es dann in aller Ruhe angreifen. Sie konnten sich gefahrlos ausruhen; es war unwahrscheinlich, daß die Gejagten unerwartet über sie herfallen oder sie überrumpeln könnten. Rianna, die auf etwas herumkaute, was wie Streifen getrockneten Pökelfleisches aussah, es aber sicher nicht war, sagte zu Dane: »Wenn ich das überlebe, werde ich nie wieder einen Sport aus der Jagd machen.«

Dane empfand es genauso. Nicht daß er jemals ein begeisterter Jäger gewesen wäre, außer mit der Kamera, aber er hatte immer etwas für die Mystifizierung der Jagd übrig gehabt.

Er sah Rianna an, die sich, den Kopf auf die Arme gelegt, ausruhte. Dallith hatte ihr Mahl beendet und stand auf einem Felsen, den kurzhaarigen Kopf geneigt, als lausche sie einem entfernten Geräusch. Er rief ihr leise zu: »Hast du etwas gehört?«

»Nein ich glaube nicht ich bin nicht sicher«, antwortete sie, und ihr schmales Gesicht sah angestrengt und verwirrt aus.

Wenn sie am zweiten Tag der Jagd schon so aussieht, wie wird sie sich dann am Ende fühlen? Wie lange kann sie sich halten?

Er ließ alle eine weitere halbe Stunde ausruhen, bevor er sie zusammenrief und sie den Hang hinaufzusteigen begannen. Die Bergspitze konnte ein guter Ort sein, die Nacht dort zu verbringen, wenn sie im Freien bleiben wollten. Sie konnten den ersten Teil der Nacht ohne Furcht schlafen und den Rest hindurch Wache halten, ohne befürchten zu müssen, daß jemand sich an sie heranschlich.

»Seid vorsichtig am Gipfel des Berges«, warnte er, als sie anfingen hinaufzusteigen. »Es ist ungefähr dieselbe Tageszeit, zu der uns der Jäger gestern angegriffen hat. Vielleicht bevorzugen sie die Zeit kurz vor Sonnenuntergang zum Angreifen.«

Er wollte seinen Platz in der Reihe einnehmen, aber Cliff drängte an ihm vorbei. »Ich beanspruche das Recht, euch zu führen«, sagte er stolz. »Gestern warst du die Vorhut, und du hast das erste Blut vergossen. Jetzt bin ich an der Reihe! Willst du allen Ruhm für dich?«

Zum Teufel mit dem Ruhm, Freund, dachte Dane, aber er sprach die Worte nicht aus. Er fing langsam an, ein wenig zu verstehen, wie das Gehirn des Mekhar arbeitete. Ein menschlicher Stratege legte Wert auf Schlagkraft. Aber der Protofeline war nicht menschlich, und ihn interessierte die Schlagkraft nicht mehr als der technische Fortschritt. Im allgemeinen arbeitete er fast unglaublich gut mit ihnen zusammen; aber wenn seine Moral absank, würde er das nicht mehr tun. Wenn es ihn glücklich machte, die Führung und das Risiko manchmal zu übernehmen, hatte Dane das Gefühl, daß er nicht mit ihm darüber streiten sollte.

Cliff sagte eifrig: »In jedem Fall sind meine Ohren die schärfsten. Laßt mich ein bißchen vorauskundschaften.«

Dane zuckte die Schultern. »Geh voran, Murr. Aber gib ihm Rückendeckung mit dem Speer, Rianna.«

Während sie begannen, den felsigen Hang hinaufzuklettern, sprang der Mekhar eifrig vor ihnen her. Der Pfad war steil, und Rianna fiel immer mehr zurück; der Katzenmann hüpfte leichtfüßig über denselben Boden, der unter Danes Füßen wegglitt und schlitterte und kleine Steinregen unter ihm auslöste, Riannas Füße rutschten aus, und sie fiel, wobei sich ihr Fuß fast in dem Speer verfangen hätte. Dane faßte sie stützend unter dem Ellenbogen. Sie kam schnell wieder auf die Füße und sagte: »Hilf Dallith« und suchte sich gewandt ihren Weg über die Steine.

Dane blieb stehen, um Dallith die Hand zu geben und bemerkte, daß Aratak zurückfiel. Wir sind eine schöne Kampfgruppe, dachte er, über den ganzen Berghang verteilt. Er hob den Kopf, um Cliff zuzurufen, daß er warten solle.

Dallith stieß einen erstickten Laut aus; einen Moment lang fragte Dane sich, ob sie seine Angst übernommen hatte, aber zur selben Zeit zischte der Mekhar scharf, warf sich hinter einen Felsblock und bedeutete den anderen mit dem Arm, in Deckung zu gehen.

Dane zog erst Dallith, dann Rianna halb in den Schatten eines nahe gelegenen riesigen Felsens, dann preßte er sich selbst an ihre Seite. Aratak hatte sich flach auf den Boden geworfen. Es gab keine Deckung in der Nähe, hinter der er sich hätte verstecken können, aber wenn er sich nicht regte, fügte er sich in die felsige Landschaft ein wie ein weiterer Stein.

Über sich sah Dane, wie Cliff, der Klippenkletterer, seitlich von seinem Felsen schnell, ruhig und geduckt zur Bergspitze hinaufschlich, katzenhafter denn je. Sie haben ihm sicherlich den richtigen Namen gegeben, dachte Dane. An seiner Seite hörte er Dalliths tiefes Stöhnen, und über sich sah er den Katzenmann erstarren. Was es auch immer ist, es kommt, wußte Dane.

Dann sah er es. Ein Protofeline wie der Mekhar. Dane dachte an den Katzenmann, den er getötet hatte oder fast getötet hatte und seine Hand legte sich um den Griff des Schwertes. Er spannte sich, bereit zu ziehen.

Er hörte eine plötzliche, eigenartige Veränderung in Dalliths Atmung, aber bevor er es analysieren oder verstehen konnte, sah er den Mekhar auf die Füße springen, auf der Spitze des Felsens stehen, wo er sich gegen den Himmel abhob und weit sichtbar war für den Neuankömmling.

Dieser verrückte Mekhar! Er will ihn zum Zweikampf herausfordern! Der Katzenmann hatte nicht angehalten, als er der anderen Katze ansichtig wurde, sondern kam geradewegs den Berg hinunter auf ihn zu. Und dann drehte sich Cliff irrsinnigerweise zu ihnen um und winkte.

»Es ist in Ordnung«, rief er ihnen zu, und es lag Freude in seiner Stimme. »Er trägt die Barttracht meiner Sippe. Er ist aus meiner Verwandtschaft!« Er sprang vom Felsen hinunter und lief auf den anderen zu, während er ihm etwas zurief, was wie eine rituelle Begrüßung klang: »Heimteiler und Jagdhelfer …«

Dallith sprang auf die Füße und schrie: »Nein! Nein! Cliff nein, nein es ist …« Sie umklammerte Danes Arm, ihre Fingernägel gruben sich schmerzhaft in seinen Unterarm. »Halt ihn auf! Hilf ihm! Es ist ein Trick, eine Falle …« Plötzlich bückte sie sich zum Boden herab und legte hastig einen Stein in ihre Schleuder.

Verwirrt sah Dane den Hügel hinauf und sah, wie der Mekhar mit allen Anzeichen der Freude und des Vertrauens zu dem anderen Mekhar hinaufging und wie die Stahlklauen in der Sonne aufblitzten, als sie nach Cliffs ungeschützter Kehle schlugen. Dann schrie Dane und riß sein Schwert heraus, und Schmutz und kleine Steine spritzten unter seinen Füßen auf, als er ohne Rücksicht den Berg hinaufhetzte und jeden Moment darauf gefaßt war, hinzufallen und sich in seinem eigenen Schwert aufzuspießen. Über sich sah er den Klippenkletterer zurücktaumeln, während Blut aus einer Wunde an seinem Hals strömte, und dann stolpernd im Handgemenge mit seinem Angreifer.

Von unten kam ein tiefes, rasselndes Gebrüll. Das konnte nur Aratak sein. Dane schrie wieder und kämpfte um sein Gleichgewicht auf dem abschüssigen Hang.

Die zwei großen Katzen rollten den Berg hinunter auf ihn zu, in tödlichem Kampf ineinander verkeilt, beide in Blut gebadet: Rotes Blut strömte aus Cliffs Kehle und beschmierte die Krallen seines Gegners; die Klauen des Mekhar suchten die Augen, die Weichteile. Aber Cliff wurde schwächer und als Dane keuchend den Felsblock erreichte, hinter den der Mekhar sich geduckt hatte, zitterte der Klippenkletterer plötzlich krampfhaft und lag dann still, während das Blut weiter aus seiner aufgerissenen Kehle sprudelte.

Der andere Protofeline, der über den Körper geduckt stand, hob die Augen und starrte Dane an. Eine von Cliffs Pranken war immer noch in seinen Kehlbart verkrallt nein! Gebannt sah Dane, daß die Klauen des toten Mekhar immer noch tief in der Kehle seines Mörders steckten, wie im Todesgriff festgefroren.

Wenigstens hat er ebenso viel ausgeteilt, wie er einstecken mußte, dachte Dane. Er hat den Bastard mit sich genommen!

Und dann geschah das Unglaubliche: Der Katzenmann ergriff Cliffs leblose Pfote mit beiden Händen und bäumte sich zurück. Dane sah, wie die steif werdenden Klauen des Mekhar durch den Hals des anderen gezogen wurden. Blut quoll kurz hervor und versiegte dann. Der Katzenmann erhob sich, augenscheinlich unverwundet, und stand Dane in Kampfstellung geduckt gegenüber, als der Erdenmann auf ihn zustürmte.

Irgend etwas traf den Jäger an der Schulter und wirbelte ihn herum. Es war eines von Dalliths Schleudergeschossen, bemerkte Dane. Und hinter sich hörte er ein solches Krachen und Schmettern von Steinen, daß es nur Aratak sein konnte, der seine enorme Masse den Berg hinaufkämpfte.

Ein weiterer Stein prallte gegen den Felsen hinter dem Jäger, und einen Augenblick lang zögerte er, während er nach Cliffs Körper griff, als ob er ihn wegtragen wolle. Aber als Dane auf Schlagweite herankam, kehrte die Kreatur um und sprang den Abhang hinauf, in einer Geschwindigkeit, mit der Dane nicht Schritt halten konnte. Er blieb auf dem Gipfel stehen, und ein großer Felsblock löste sich aus seinem Bett und krachte hinunter, so daß Aratak gezwungen war, zur Seite zu springen. Dann verschwand er über den Rand des Berges.

Dane kletterte schwerfällig weiter, bis er den Gipfel erreicht hatte. Aber, wie er es schon halb erwartet hatte, war Cliffs Mörder nirgends zu sehen.

Er verschwand auf dieselbe Weise wie der andere. Und er ist diesen Berg mit aufgerissener Kehle hinaufgeklettert!

Das heißt vermutlich, daß der, den ich getötet habe, auch nicht tot ist

Er stieg den Hang wieder hinunter. Dallith beugte sich über den Körper des Mekhar. Dane dachte einen Augenblick lang, sie würde weinen, aber sie hob ein weißes, tränenloses Gesicht zu ihm empor. »Das war ein Jäger?«

»Das«, antwortete Dane grimmig, »war ein Jäger, Gott steh uns bei.« Rianna beugte sich über Cliffs blutüberströmten Körper. Tränen fielen auf sein mattes Fell, als sie sanft seine starren gelben Augen zudrückte.

»Sein Kapitän wünschte ihm ein ehrenhaftes Entkommen oder einen blutigen und ehrenhaften Tod«, flüsterte sie. »Nun, er hat es bekommen. Ruhe in Frieden, Freund.«

Dane schaute auf den Körper ihres toten Verbündeten hinunter, und seine Gedanken waren bitter. »Willst du allen Ruhm für dich?« hatte der Mekhar gefragt, und statt dessen hatte er den Tod gefunden, war der erste im Sterben. Kopfüber war er in den Tod gerannt. »Das hätte eigentlich ich sein sollen«, sagte Dane laut. Aber es war keine Zeit zu klagen, nicht einmal Zeit, ihren toten Freund zu begraben.

Auf diesem Berghang sind wir wie lahme Enten, wenn der Jäger irgendwelche Freunde in der Nähe hat, dachte Dane, und grimmig befahl er weiterzugehen. Rianna protestierte schluchzend und er sagte freundlich: »Wir tun ihm keinen Gefallen, wenn wir uns mit ihm töten lassen, Rianna. Laß uns hoffen, daß der Jäger für heute sein Jagdlimit erreicht hat und nicht in der nächsten Sekunde zurückkommt.«

Aratak fügte hinzu, während er Rianna freundlich am Arm nahm und sie wegführte: »Er ist jetzt vereint mit aller Weisheit, Rianna oder anders, er ist Staub, der zum Staub zurückkehrt. Wie auch immer, deine Pflicht gehört jetzt uns, wie unsere dir gehört. Komm, mein Kind.«

Sie ließ sich von dem riesigen Saurier wegführen, aber sie war immer noch vom Weinen geschüttelt. Dane fühlte sich ebenfalls traurig. Er hatte nicht bemerkt, wie sehr der Mekhar zu einem Teil ihrer Gruppe geworden war. Es war nicht nur die Lücke, die es in ihre Verteidigungsreihen riß, es war Cliff selbst, den er vermissen würde. Sein Mut, seine Fröhlichkeit in der Gefahr sogar seine nicht zu unterdrückende Arroganz, seine scharfen, offensichtlichen Beleidigungen.

Einer weniger. Vier übrig, und sie begannen zu ahnen, wie die Jäger waren und das Bild war nicht angenehm.

Kann man diese verdammten Dinger überhaupt töten?