Erstes Kapitel

 

Ohne Frage – die neuen, hellen Kiefernmöbel machten sich gut, die bunten Vorhänge und der frische Anstrich brachten Farbe ins Haus, und der rustikale Kaminofen sorgte für kuschelige Wärme und eine rundum wohlige Atmosphäre. Tessy stolzierte von Zimmer zu Zimmer und begutachtete mit zufriedener Miene ihr Werk.

 

Edgars Häuschen hatte eindeutig gewonnen, die Räume wirkten größer und ordentlicher, wenn auch der schrullige Charme ihres Onkels bei der Umgestaltung verloren gegangen war. Aber vielleicht war das gut so.

 

Tessy seufzte, als sie in die Küche ging, wo ein blauer Küchenschrank die wurmstichige und wacklige Anrichte ersetzt hatte. Tessy gönnte sich ein zweites Frühstück und warf dabei einen Blick aufs vereiste Feld, das direkt hinter ihrem Haus begann.

 

Es hatte sich ja im Verlauf des letzten Jahres durchaus angedeutet, dass ihr Onkel der Hauptstadt nicht mehr allzu viel abgewinnen konnte, obwohl er im Süden von Berlin ausgesprochen ländlich wohnte. Er fühlte sich bei seinem Wildkatzenprojekt in Bayern sauwohl. Es war eine neue wichtige Aufgabe für ihn. Doch als Edgar Weihnachten nach einigem Herumgedruckse schließlich damit herausgerückt war, Berlin ganz verlassen zu wollen, hatte Tessy doch ziemlich verdutzt aus der Wäsche geguckt. Edgar hatte verlegen gelächelt und schließlich eilig erklärt, dass er ihr das Häuschen für eine geringe Miete und das Versprechen überließ, weiterhin für die beiden Kater Chili und Pepper zu sorgen.

 

Wenige Tage später hatte er sich mit einigen liebgewonnenen Möbelstücken und einem Dutzend Kisten und Kartons voll persönlichem Kram aus mehreren Jahrzehnten in einem Umzugswagen auf den Weg nach Bayern gemacht, wo sein alter Freund schon auf ihn wartete.

 

Bevor Tessy anfangen konnte, melancholisch zu werden, beschloss sie, die Honorare aus einigen kleineren Aufträgen zu verwenden, um aus Edgars Häuschen endgültig ihr eigenes Reich zu machen und dabei auch längst überfällige Renovierungsarbeiten durchführen zu lassen. Edgar war ein ebenso begeisterter wie unbegabter Hobbyhandwerker, was dem Haus an vielen Ecken und Enden auf nicht immer charmante Weise anzumerken war – diesbezüglich gab es nichts zu deuteln.

 

Doch nun trocknete der letzte Anstrich, die Fenster waren vernünftig abgedichtet, es existierten eine neue Dusche, robuste Regale und ein Buchenholz-Schreibtisch, den sie preiswert beim Trödler erstanden und eigenhändig aufgearbeitet hatte. Tessys Bilder waren im ganzen Haus verteilt, und die beiden Kater freundeten sich allmählich mit dem neuen Ambiente an, während der Winter sich nach langem Zögern nun doch entschlossen hatte, mit eisiger Wucht hereinzubrechen.

 

Tessy wollte sich gerade mit ihrem Espresso vor den Kamin kuscheln und Gertrud anrufen, um sie zu einem zünftigen Abendessen einzuladen und anschließend das neue Bett auszuprobieren – ebenso zünftig, versteht sich –, als ihr Telefon klingelte. Auf dem Display leuchtete eine Berliner Festnetznummer auf, die Tessy unbekannt war.

 

„Hugo Brandner“, erklang eine angenehme Männerstimme. „Spreche ich mit Frau Tessy Ritter, der Privatdetektivin?“

 

Tessy straffte die Schultern. Das klang offiziell. Ein neuer Auftrag wäre jetzt ganz nach ihrem Geschmack. Es durfte auch ein größerer sein. Seit dem Müggelsee-Fall im letzten Sommer hatte sie zwar gut zu tun gehabt, war allerdings in der Hauptsache mit nervtötendem Kleinkram beschäftigt gewesen – untreuen Ehemännern und -frauen auf den Fersen zu bleiben gehörte dabei noch zur spannendsten Kategorie. Um vor Langeweile nicht vorzeitig zu ergrauen, hatte sie sogar einen Fortbildungskurs für private Ermittler belegt und sich in einem Kampfsportstudio angemeldet. Ihre Mutter war begeistert gewesen!

 

„Ganz recht, Herr Brandner, die bin ich“, erwiderte Tessy forsch und schob das Bild ihrer dürren, fitnessgestählten und diätversessenen Mutter, das ungefragt vor ihrem inneren Auge aufgetaucht war, unwirsch beiseite.

 

„Ich würde mich freuen, wenn wir uns zu einem Gespräch treffen könnten und Ihre Kapazitäten es erlaubten, einen Auftrag zu übernehmen“, erklärte Brandner.

 

„Darf ich fragen, woher Sie …“

 

„Natürlich. Konrad Bohl hat Sie empfohlen.“

 

„Ach?“ Tessy reagierte zunächst perplex. Sie hatte den Erotikclubbesitzer Bohl im Zuge ihrer Ermittlungen im Fall der verschwundenen Studentin Rhea Kossner kennengelernt, die in einem Haus am Müggelsee gefangen gehalten und als Sexgespielin missbraucht worden war. Bohl war seinerzeit über Tessys Schnüffeleien in seinem Club nicht gerade erfreut gewesen, um es zurückhaltend zu formulieren. Andererseits hatte ihre Beharrlichkeit dazu geführt, Rhea zu retten und Bohls Lebensgefährtin zu entlarven. Tessys Hartnäckigkeit und Zielstrebigkeit schienen ihm stärker imponiert zu haben, als er seinerzeit erkennen ließ.

 

„Ja“, bekräftigte Brandner. „Bohl hält große Stücke auf Sie. Hätten Sie Zeit? Vielleicht sogar noch heute?“

 

Tessy überlegte kurz. Es war nicht gut, übereifrig zu wirken und zu schnell zuzusagen. Außerdem wollte sie Brandner zunächst polizeilich überprüfen lassen, bevor sie sich mit ihm traf. Ihre Beziehung mit Kommissar Dirk Hanter barg so manche Vorteile – und dazu gehörte nicht nur heißer Sex, sondern ein zumindest ähnliches berufliches Interesse und eine inzwischen gewachsene Freundschaft. Außerdem hatte der Kommissar Tessy schon aus manch prekärer Lage befreit. Sie wusste, dass Hanter ihre Freiheitsliebe bezüglich amouröser Abenteuer mit anderen Männern und Frauen nur mühsam tolerieren konnte und sie am liebsten für sich allein hätte, aber genau diesen Wunsch konnte sie ihm nicht erfüllen. Nichts interessierte Tessy weniger als eine monogame Beziehung – na ja: dicht gefolgt von einem Aerobic-Kurs im Fitnessstudio ihrer Mutter.

 

„Ich erwarte noch einen wichtigen Anruf eines Kunden“, wich Tessy aus. „Schicken Sie mir doch bitte Ihre Kontaktdaten per Mail, und ich melde mich so schnell es geht, wahrscheinlich noch heute Abend.“

 

„Einverstanden“, meinte Brandner und verabschiedete sich.

 

Die Mail traf fünf Minuten später ein. Als Tessy sie geöffnet und die Nachricht überflogen hatte, pfiff sie leise durch die Zähne. Brandner war Inhaber einer exklusiven Autovermietungsfirma. Tessy hoffte sehr, dass der Mann keine Privatdetektivin engagieren wollte, um seiner Frau hinterher zu schnüffeln. Es sei denn, sie hat besondere Vorlieben, überlegte Tessy und setzte ein süffisantes Lächeln auf.

 

 

 

Zu ihrer Verblüffung hatte Dirk Hanter nicht nur Zeit, sich auf ihre Bitte hin sofort an den Polizeicomputer zu setzen und Hugo Brandner durchchecken zu lassen, sondern war auch einverstanden, dass sie noch am Vormittag in seinem Büro in der Polizeidirektion an der Gallwitzallee vorbeikam. Es geschehen noch Zeichen und Wunder, dachte Tessy, als sie nach einmaligem Anklopfen schwungvoll eintrat.

 

Hanter saß hinter seinem Schreibtisch. Der übliche Dreitagebart überschattete sein Gesicht. Er blickte hoch und lächelte ihr aus blitzblauen Augen entgegen, bevor er sich räusperte und ein wenig förmlich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch wies. „Setz dich doch.“

 

Tessy grinste. Er mochte es nicht, wenn sie ihn im Dienst anmachte oder mit Anzüglichkeiten verunsicherte. Meist scherte sie sich nicht darum. „Na? Alles klar, Herr Kommissar?“

 

Dirk nickte. „Und ob. Gute Idee, erstmal nachzufragen, bevor du einen neuen Auftrag übernimmst.“

 

„Gibt es denn Probleme mit dem Typen?“

 

Tessy setzte sich und schlug ein Bein über das andere. Sie spürte, wie ihr plötzlich warm wurde und ein angenehmes Kribbeln sich zwischen ihren Beinen bemerkbar machte. Vielleicht hatte Dirk ja Lust, die Mittagspause mit ihr zu verbringen. Sie biss sich kurz auf die Unterlippe, als sie sich seinen knackigen Hintern vorstellte. Wie lange war es eigentlich her, dass sie seinen Schwanz im Mund hatte?

 

„Nein, keine Probleme“, bemerkte Dirk mitten in ihre alles andere als jugendfreien Fantasien hinein. Ihre Wangen röteten sich. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Unterlippe.

 

„Brandner ist erfolgreicher Unternehmer und seit gut zehn Jahren im Autovermietungsgeschäft tätig – in der gehobenen Klasse, Luxuslimousinen, Sportwagen und so weiter“, fuhr er fort. „Zumindest haben wir nichts gegen ihn vorliegen, was natürlich nichts heißen muss. Hat er angedeutet, worum es geht?“

 

Tessy schüttelte den Kopf. „Nein, mit keiner Silbe. Aber interessant ist der Umstand, dass Konrad Bohl mich empfohlen hat. Vielleicht ist Brandner ab und an mal Gast in seinem Erotikclub oder aber er steht in geschäftlicher Verbindung mit Bohl.“

 

Dirk lehnte sich zurück und hob kurz die Hände. „Sei in jedem Fall vorsichtig, wenn ich das mal so sagen darf.“

 

„Du darfst“, lächelte Tessy. „Ich treffe mich nicht an dunklen geheimnisvollen Orten mit ihm – versprochen!“

 

„Ich meine es ernst.“

 

„Ja, ich auch. Sag mal, apropos dunkle geheimnisvolle Orte – hast du bezüglich deiner Mittagspause schon Pläne?“

 

„Meine Pause fällt aus“, beeilte er sich zu versichern. „Ich habe gleich einen wichtigen Termin.“ Er verzog keine Miene, als Tessy ihn frech angrinste und eine Braue hochzog.

 

„Könnte hinkommen.“ Sie lachte und warf den Kopf zurück.

 

„Ich meine es ernst.“

 

„Du wiederholst dich. Lass uns doch kurz zu mir fahren – dauert keine zehn Minuten, sieben, wenn du Gas gibst. Ich verspreche dir, es lohnt sich. Ich bin noch nie vor einem Kamin gevögelt worden.“

 

„Klingt vielversprechend, aber wir müssen das auf heute Abend verschieben.“

 

„Das eine schließt doch das andere nicht aus.“

 

„Tessy…“

 

Ein Klopfen unterbrach den lebhaften Disput. Sekundenbruchteile später stand eine Frau in der Tür, bei deren Anblick es Tessy die Sprache verschlug, was durchaus selten vorkam. Schulterlange schwarze Locken umrahmten ein strenges Gesicht mit tiefbraunen, nahezu schwarzen Augen, deren forschender Blick Tessy kurz streifte. Kein verbindliches Lächeln oder auch nur freundlicher Zug erhellte ihre Miene. Die Frau war mindestens einsachtzig groß, schlank, wirkte dabei aber kraftvoll, und ihre Haltung verriet Selbstbewusstsein und Durchsetzungsfähigkeit. Tessy schätzte sie auf Anfang Vierzig, und ihr Puls beschleunigte sich abrupt. Die Lady strahlte genau die Autorität aus, die Tessy bei Frauen regelmäßig frösteln ließ.

 

„Bist du so weit?“, wandte die Schwarzgelockte sich an Dirk, nachdem sie Tessy betont beiläufig zugenickt hatte, ohne dabei das geringste Interesse oder auch nur ganz alltägliche Neugier erkennen zu lassen. Die tiefe Stimme passte perfekt zu ihrem dunklen Teint.

 

„Geh doch schon mal vor“, erwiderte Hanter eilig. „Ich komme gleich.“

 

Die Frau verschwand so schnell, wie sie gekommen war. Tessy lauschte ihren Schritten auf dem Flur nach, und einen Moment herrschte Stille.

 

„Meine Güte, wer ist diese beeindruckende Lady?“, fragte Tessy schließlich.

 

„Das ist Carola Stein“, antwortete Dirk und räusperte sich. „Kriminalhauptkommissarin. Sie ist meine Nachfolgerin, und sie kann private Ermittler nicht ausstehen. Ermittlerinnen übrigens auch nicht. Aber das nur am Rande.“

 

Ob der Neuigkeit riss Tessy die Augen auf vor Erstaunen. Vielleicht auch vor Entsetzen.

 

 

 

Die Flammen loderten hell, und einen Moment lang musterte Tessy Dirks Gesicht über sich – der leicht geöffnete Mund und die geschlossenen Augen verrieten zutiefst empfundenen Genuss. Er stöhnte leise und bewegte sich heftig zwischen ihren Beinen, während sie ihre Fingernägel in seinen Hintern krallte.

 

Tessy lag mit gespreizten Beinen auf dem Schaffell. Ich werde ihn vermissen, schoss es ihr durch den Kopf, seine Qualitäten als Liebhaber, seine schönen blauen Augen und den kratzigen Dreitagebart. Aber auch seinen Charme und die Fürsorge und diesen manchmal sorgenvollen Gesichtsausdruck, wenn ihm ein Fall besonders nahe ging, oder Tessy bei ihren Aufträgen mal wieder viel zu unvorsichtig war. Wahrscheinlich würde sie sogar seine zwar gut kontrollierte, aber doch stets präsente Eifersucht vermissen. Zumindest hin und wieder.

 

Er hielt inne und drehte sie behutsam auf den Bauch. Tessy liebte diese Position ganz besonders. Sie streckte ihm ihren Hintern entgegen und gierte nach seinen Stößen. Seine Eichel umspielte ihre Schamlippen, bevor er endlich erneut tief und kraftvoll in ihre feuchte und weit geöffnete Höhle eindrang. Das laute rhythmische Klatschen ihrer Körper wurde schneller. Dirk umfasste ihre Hüften, und Tessy spürte, wie sein Schwanz in ihr anschwoll und zitterte. Sie schrie, als sie kam. Aus den Augenwinkeln bekam sie mit, dass einer der Kater entsetzt Reißaus nahm. Du kleiner kastrierter Held hast ja keine Ahnung …

 

Das LKA Hannover also. Eine aussichtsreiche Stelle, die er nicht ablehnen konnte und auch nicht wollte. Dirk machte ungewöhnlich viele Worte, um seine Entscheidung zu begründen, als sie schließlich mit roten und erhitzten Wangen vor dem Kamin saßen, Rotwein tranken und Käse aßen, während die heftige Erregung fürs Erste abebbte. Viel mehr Worte, als unbedingt nötig gewesen wären. Tessy hörte ihm zu, und plötzlich begriff sie, was er sich nicht zu sagen beziehungsweise zu fragen traute.

 

Sie schüttelte innerlich den Kopf. Ich kann dich nicht begleiten, dachte sie. Es würde nicht gut gehen, weil mir so ein Leben nicht reicht. Plötzlich verstummte er und sah ihr in die Augen. Sie erwiderte den Blick. Dann lächelte sie und küsste ihn rasch auf den Mund. Sie war froh, dass er die Frage nicht stellte.

 

Edgar hatte sich endgültig nach Bayern abgesetzt, Dirk würde schon in den nächsten Tagen nach Hannover umsiedeln. Berlin ist wohl doch nicht so in, wie es immer heißt, überlegte Tessy mit deutlich spürbarer Wehmut. Einen Moment lang ließ sie das Gefühl zu, dann stellte sie ihr Glas beiseite und beugte sich hinunter, um Dirks bestes Stück wieder in Schwung zu bringen. Sie hatte keine Lust nachzudenken und Hanter schon jetzt zu vermissen, während er so wundervoll präsent war. Sie hatte erneut Lust auf seinen Schwanz.

 

„Auf zur zweiten Runde“, flüsterte sie mit rauer Stimme und nahm ihn in den Mund. Er schmeckte nach ihr und nach ihm, und er wurde fast augenblicklich wieder hart. Dirk legte seine Hände auf ihren Kopf, während sie saugte und zärtlich knabberte, ihn rein- und rausgleiten ließ, die Eichel fest mit ihren Lippen umschloss und seine Hoden mit gekonntem Griff knetete.

 

Tessy schloss die Augen und stellte sich vor, dass Gertrud unter ihr lag und mit flinker Zunge ihre nasse Furche verwöhnte. Gertrud? Nun ja, oder auch die neue Kommissarin… Als Dirks Schwanz knüppelhart war, setzte sie sich rittlings auf ihren Geliebten, und er stieß zitternd in ihre Möse. Nun bestimmte sie den Rhythmus, und sie ritt Dirk wie einen störrischen Hengst, bis sie gleichzeitig kamen. Danach blieben sie eng aneinandergekuschelt auf dem Schaffell liegen und blickten still in die verglimmende Glut.