Pflanzendienst

- Wie lange bist du im System?, fragte meine Mutter.

Sie konnte es sich nicht merken. Nicht, wann ich frei hatte, und auch nicht, welcher Wochentag gerade war.

Als die Sommerferien kamen, wusste sie dann doch langsam die Zeitenbesser gefiele mir: hatte sie sich die Zeiten langsam eingeprägt, aber nach den Ferien war ja wieder alles anders und sie stellte immer wieder die Frage: - Wie lange bist du im System?

Oma mochte es nicht, wenn Mutter mich direkt nach der Schule abholte, weil Mutter meine Hausaufgaben nicht kontrollierte. Und weil es bei Mutter nicht jeden Mittag warmes Essen gab.

Opa hatte gar nicht gewollt, dass ich mich mit Mutter traf. Nachdem sie angerufen hatte, hatten er und Oma die Schlafzimmertür zugemacht und ich hatte zuerst nicht verstehen können, was sie redeten, doch Opa war immer lauter geworden.

Drei Tage später, an einem Samstag, holte Mutter mich ab. Sie hatte ein eckiges Gesicht und ich wusste nicht recht, ob ich mitwollte. Ich erinnerte mich an sie, aber da war ihr Gesicht runder gewesen und sie hatte gelächelt. Jetzt bewegte sie sich wie eine Spielfigur mit zu wenig Gelenken, und Opa gab ihr nur kurz die Hand, sagte guten Tag und ging dann wieder ins Wohnzimmer, während Oma mit uns im Flur wartete, bis ich mir die Schuhe angezogen hatte.

Auf dem Weg ins Auto legte Mutter mir kurz ihre Hand auf den Kopf, und obwohl ich sie nicht ansah, merkte ich, wie sich etwas veränderte. In ihrem Auto waren viele leere Schachteln und Dosen, eine Schaufel und ein großer Sack voller Blumenerde.

Während der Fahrt sah sie an den Ampeln immer zu mir, aber sie sagte nichts. Es war noch Frühling, aber schon sehr warm, und sie kurbelte das Fenster herunter und ihre langen Haare bewegten sich im Wind.

Wir parkten und gingen einen Weg, wo nur Fußgänger gehen durften und wo links und rechts ganz viele kleine Häuschen und große Gärten waren.

- So, sagte sie, als wir stehenblieben, das hier ist meine Schule.

Das weiß ich noch. Obwohl sie mich später nach dem System fragte, sagte sie an diesem ersten Tag, an dem wir uns nach vier Jahren wieder sahen: Das hier ist meine Schule.

Ich fragte nicht, was sie dort lernte.

Im Garten zeigte sie mir eine winzigen grünen Trieb in einem kleinen Gewächshaus und und sagte:

- Weißt du, was das ist? Nein, man kann ja noch gar nichts erkennen. Nicotiana.

Sie sah mich an, ihr Gesicht war jetzt runder.

- Tabak, sagte sie. Und weißt du, was man aus Tabak macht?

- Zigaretten, sagte ich.

- Genau. Und du, hast du schon mal geraucht? Mir darfst du es ruhig erzählen, sagte sie, ich petzte auch nicht, versprochen.

Ich schüttelte den Kopf.

- Und das hier, fragte sie, weißt du, was das ist? Man kann es noch nicht so gut erkennen, aber wenn du dran riechst, müsstest du es wissen.

Sie hockte sich hin und zupfte etwas ab und gab es mir.

- Pfefferminz, sagte ich und jetzt lachte Mutter.

- Ja, sagte sie, gut. Pfefferminz. Und das hier?

- Äh, Götterspeise, nein, also ... Waldmeister.

- Bravo, mein Großer. Das reicht schon für heute.

Sie zog sich einen Liegestuhl in den Schatten, machte sich eine Dose Bier auf, gab mir eine Kappe und einen Schlauch und ließ mich die Pflanzen gießen, während sie rauchte. Hinterher säten wir ein paar Samen und Mutter ließ mich die Namen der Pflanzen nachsprechen. Viele hatte ich noch nie gehört, aber beim Mohn sagte ich: - Klatschmohn.

Denn das kannte ich.

- Ja, sagte Mutter und lachte, aber das hier ist ein anderer, der klatscht nicht, der schläft.

Sie legte wieder eine Hand auf meinen Kopf und sagte:

- Ouasim ...

Und dann wie zu sich selbst:

- Wie blond du bist.

Dabei war sie ja auch blond.

Oma und Opa sagten immer Wasi zu mir, als sei mein Name Wassily. Auch in der Schule wurde ich so genannt. Aber in diesem Sommer nannte Mutter mich immer Ouasim, und das war schön. Als sei das unser Geheimnis. Obwohl es ja in meinem Pass stand.

Und wir hatten noch andere Geheimnisse. Ich durfte die Pflanzen im Garten nicht verraten.

- Sie gehören nicht mir, sagte Mutter, sie gehören nur sich selbst, und deswegen darfst du auch niemandem verraten, wer alles hier ist, versprochen?

Ich nickte. Wir spielten später noch Memory an diesem Tag und Mutter war gar nicht schlecht für eine Erwachsene. Dann hat sie eine Kassette in den Rekorder getan und zuerst nur mitgesungen, aber dann hat sie angefangen zu tanzen. Und sie wollte, dass ich auch tanze. Zuerst wollte ich nicht. Aber Mutter war so fröhlich und sie hat sich nicht mehr bewegt wie eine Spielfigur, sondern wie Haare im Wind.

Wir haben getanzt, bis wir ganz nassgeschwitzt waren. Dann hat sie mir ein Handtuch unters T-Shirt geschoben, damit ich mich nicht erkälte. Mutter hat sehr viel gelacht, als wir uns ausruhten. Sie war richtig albern, wie Oma und Opa es nie waren.

Erst als wir vor unserem Haus gehalten haben, ist ihr Gesicht wieder eckig geworden.

- Hat es dir gefallen?, hat sie mich gefragt.

Ich habe genickt.

- Sollen wir das wiederholen?

- Ja.

- Kriege ich noch einen Kuss? ... Na, vielleicht nächste Woche.

- Wie siehst du denn aus?, sagte Oma, als ich reinkam. Hat deine Mutter sich in den Liegestuhl gelegt und dich die Gartenarbeit machen lassen? Geh mal ins Bad und zieh die dreckigen Sachen aus.

Auch an den nächsten Samstagen holte Mutter mich mit dem Auto ab und wir verbrachten die Zeit in ihrem Schrebergarten. Wir tanzten, tranken selbstgemachte Limonade, machten Kopfstände und spielten mit Murmeln. Mutter hatte Kassetten, die ganz anders waren als die Musik, die ich kannte. Pablo Gad, John Holt, Eddy Grant, Lucky Dube, sie brachte mir die Namen der Sänger bei und erzählte mir, wie sie in England gewesen war, in London. Dort hatte sie eine Kassette mit ganz vielen verschiedenen Sängern gekauft, von einem Schwarzen an einem Straßenstand.

- Die Dinge bewegen sich, sagte sie. Nicht nur, wenn man tanzt. Die Kassette wollte von England nach Deutschland und ich habe ihr dabei geholfen.

- Aber du hast sie doch gekauft, sagte ich. Sie gehört ja jetzt dir. Du kannst entscheiden, wohin die Kassette geht.

- Ja?, sagte meine Mutter und sah mich ganz verwundert an. Womit habe ich die Kassette denn gekauft?

Vielleicht wollte sie mich auf den Arm nehmen.

- Mit Geld.

- Und wem gehörte das Geld?

- Na, dir.

- Ja? Und warum habe ich es dann jemand anderem gegeben, wenn es mir gehörte?

- Na, um die Kassette zu bekommen.

- Und dann gehört das Geld nun ihm?

- Ja.

- Und was hat er damit gemacht?

- Er hat sich etwas dafür gekauft.

- Aha, er hat es auch wieder weggegeben.

- Ja.

- Schau, sagte Mama, diese Hose, die gehört doch dir?

Ich nickte.

- Und du würdest sie wiedererkennen unter ganz vielen Hosen, richtig? Und du würdest sie nicht jemand anderem geben. Aber das hier – sie holte einen Schein heraus –, das würdest du nicht wiedererkennen unter ganz vielen anderen Scheinen. Und man kann es weggeben, ohne dass man es schade findet. Oder ohne dass man genau denselben Schein noch mal haben möchte. Das ist mit den Sachen, die einem gehören, anders. Geld gehört einem nicht. Man gibt es nur weiter. Es fließt. Wie Wasser. Und das Wasser im Fluss oder im Meer gehört auch niemandem. Hosen und Knöpfe und Autos und Gärten können nicht fließen. Der Garten gehört mir vielleicht, aber die Pflanzen nicht, denn Pflanzen können fließen. Sie bewegen sich. Sie wollen die Welt sehen. Ich habe dir erzählt von den Kartoffeln, den Tomaten, dem Chili, dem Pfeffer und dem Zimt. Vom Tee und Kaffee. Sie haben alle die Menschen genutzt, weil sie die Welt sehen wollten. Sie kamen nicht allein über den Ozean, also haben sie sich Menschen als Transportmittel gesucht. Die Menschen glauben, die Pflanzen würden ihnen gehören und sie würden die Pflanzen nutzen, dabei ist es nicht so. Wir haben uns nur daran gewöhnt zu glauben, es würde sich alles um uns drehen. Aber die Pflanzen waren schon lange vor uns da. Und sie werden auch nach uns hier sein. Sie kommen uns nur besuchen.

Manchmal redete sie so viel und ich verstand oft nicht genau, was sie sagen wollte. Wenn sie dann aufhörte zu reden, dann sah sie mich an. Nicht als wollte sie schauen, ob ich sie verstanden hatte. Nicht wie eine Lehrerin. Sie schaut mich an und ihre Augen glänzten und ihre Lippen sahen so aus, als hätten wir lange zu einer Kassette getanzt. Sie sah so aus, als würden wir zusammengehören. Als wären wir zwei Superhelden, die immer zusammen arbeiteten vielleicht: Ein Team von Superhelden (um die zusammengehören-Wiederholung zu vermeiden) .

Erst als es nicht mehr lang dauerte bis zu den Sommerferien, durfte ich auch unter der Woche zu Mama. Ich war lieber bei ihr als Fußball zu spielen oder auf den Fahrrädern durch den Wald zu fahren. Damals fing Mama dann an mich zu fragen, wie lange ich denn im System wäre. Sie fand es schön, mich von der Schule abzuholen, das konnte ich sehen. Sie lehnte immer am Auto, manchmal in ihrer Gärtnerlatzhose. Meistens rauchte sie.

Wenn sie mich von zu Hause abholte, dann lächelte sie selten, ihr Gesicht war dann kantig und einmal fragte ich sie im Auto, warum Opa nie mit ihr redete.

- Weil er mich liebt, sagte sie. Nur auf Menschen, die man sehr liebt, kann man so böse sein, dass man nicht mehr mit ihnen spricht.

Dann hielten wir an einer Ampel und sie drehte sich nach hinten:

- Und nur mit Menschen, die man sehr liebt, kann man viel reden, ohne müde zu werden. Komisch, nicht? Vielleicht auch nicht. Es sind Geschichten. Man möchte die gleichen Geschichten kennen wie die Menschen, die man liebt. Und wenn die Liebe weh tut, dann möchte man die Geschichten vergessen.

In den Sommerferien durfte ich dann zwei oder drei Tage in der Woche zu Mama in den Garten. Sie redete viel, sie erzählte Geschichten, wie Parvati Shiva den Hanf gebracht hatte, wo der Kaffee herkam, wie der Wind Teeblätter ins heiße Wasser geweht hatte, weil er den Menschen den Tee schenken wollte.

Ihre Worte, die Sonne, die selbst gemachten Limonaden, die Selbstgedrehten, die meine Mutter rauchte und von denen sie behaupteten, sie würden Drachenzauber heißen, die Grüntöne der Pflanzen, das Jäten, das Gießen, das Harken. Manchmal, wenn ich heute zurückschaue, sieht es so aus, als stecke meine ganze Kindheit in diesem Sommer. Als hätte ich nur Erinnerungen an diese Zeit, die außerhalb von allem war, was ich sonst kannte, abenteuerlich und heil zugleich.

Die einzigen Sorgen, die dieser Sommer brachte, waren im Gesicht meiner Großmutterbesser: die dieser Sommer brachte, waren … (denn sonst sieht er sie zuerst und dann sind sie wieder kaum zu sehen). Doch sie waren versteckt zwischen den Falten, man konnte sie kaum sehen, nur hören, wenn Waschtag war oder Gartenarbeit anstand, dann stöhnte sie mehr als sonst. Meine Mutter stöhnte nicht, sie redete mit den Pflanzen, nicht wie man mit einem Hund redet oder einer Katze, sondern so wie sie mit mir redete.

Gram und LangenGram und Langen?, das ist unausweichlich, doch sie kamen erst nach diesem Sommer, sie hatten darin keinen Platz.

- Wie lange bist du im System?

Ich verstand schon beim ersten Mal, dass meine Mutter wissen wollte, wann ich frei hatte, aber ich begriff dennoch nicht, was sie mir mit dieser Fragen sagen wollte.

- Warum sagst du das immer?, fragte ich nach einigen Wochen, warum sagst du System zur Schule?

- Du darfst nicht reden im Unterricht, du musst aufpassen, du musst lernen, du bekommst Noten, du wirst bewertet, aber nur in den Dingen, die in der Schule wichtig sind. Niemand da möchte wissen, wie gut du dich mit den Pflanzen auskennst oder warum du gerne mit dem Fahrrad durch den Wald fährst. Sie wollen nur wissen, wie gut du in die Schule hineinpasst. Das ist ein System. Und wenn du Hausaufgaben gemacht hast, hast du Feierabend, dann bist du raus aus dem System. Du hast frei. Später, wenn du groß bist und Geld ausgibst, das niemandem gehört, dann hast du nicht mehr frei. Nie. Das vergisst man, wenn man viel fern sieht und Bier trinkt und in den Urlaub fährt. Das vergisst man, wenn man glaubt, dass das Geld einem gehört und man es für seine Arbeit bekommt. Dabei bekommt man es nur, damit das System weiterläuft. Du wirst später nicht Geld für deine Arbeit bekommen, sondern du wirst Geld dafür bekommen, wie gut du in das System passt. Du wirst nie mehr richtig frei haben. Du wirst nicht mehr rauskommen.

Jetzt sah sie nicht so aus, als wären wir Superhelden. Ihre Gesicht wurde aber auch nicht eckig. Jetzt war es rund und traurig.

- Die Pflanzen, sagte sie, sie wachsen, sie nähren uns, sie kleiden uns, sie schenken uns Momente des Friedens, denn sie wissen, wie es ist, frei zu sein. Wir haben das verlernt. Wir glauben, dass alles Arbeit macht. Sogar der Garten. Dabei ist das nur ein Dienst an den Pflanzen.

Sie sah mich an.

- Das verstehst du noch nicht, sagte sie, aber du wirst es verstehen, wenn du größer bist. Und wenn du es verstehst, dann wird es schon zu spät sein.

- Ist es für dich schon zu spät?

Sie lachte.

- Ja, es ist für alle schon zu spät. Wir können nur noch ins Bett gehen. Aber ich habe ja die Gefährten im Garten.

An diesem Tag schnitten wir einige Pflanzen ab und hängten sie mit dem Kopf nach unten an die Decke des Schrebergartenhäuschens.

- Damit das Harz in die Spitzen fließen kann, sagte Mama.

Als wir später tanzten, waren ihre Bewegungen nicht so weich wie sonst. Und ihre Augen glänzten hinterher weniger als sonst Vielleicht ahnte sie etwas.

Nach diesem Tag sah ich sie lange nicht mehr. Sie hatte gefragt, wann ich am Freitag aus dem System sei, doch sie war nicht gekommen.

Oma hatte mich gewarnt. Ganz am Anfang schon. Im Frühling.

- Deine Mutter ist nicht zuverlässig, hatte sie gesagt. Verlass dich nicht auf sie. Eines Tages wird sie einfach wieder verschwinden.

Sie hatte es noch oft wiederholt, erst nach den Ferien waren ihre Warnungen seltener geworden.

- Sei nicht überrascht, wenn es passiert, hatte sie gesagt.

Aber ich war überrascht. Mama kam und kam nicht. Sie war manchmal zu spät gekommen, doch so sehr ich auch wartete, das Auto bog diesmal nicht um die Ecke.

- Warten ist eine Droge, hatte Mama im Garten mal gesagt, es ist etwas, das die Zeit füllt, mit der du nichts anfangen kannst. Du darfst dein Leben nicht mit Warten verbringen. Warte nicht darauf, dass du später aus dem System kommst. Es macht keine Pause.

Stundenlang stand ich auf dem Parkplatz. Ich wollte es nicht glauben. Ich dachte, wenn ich nur lange genug da stand und mich nicht bewegte, dann würde sie kommen. Dann würde alles gut werden. Wenn ich nur lange genug nicht weinte, dann würde sie auftauchen. Lachend.

Als ich nach Hause kam, sah Oma gleich, was passiert war. Sie nahm mich in den Arm, doch Opa schrie uns beide an, das geschähe uns nur Recht.

Mama ging nicht ans Telefon. Sie kam nicht vorbei. Sie war nicht zu Hause. Sie war verschwunden. Opa fuhr zum Garten. Als er wiederkam, schrie er sehr laut und sehr lange. Vielleicht, weil er meine Mutter liebte. Und mich. Verantwortungslos, hörte ich durch die Wände, verlottert, Rabenmutter, Araberschlampe, Scheiße, Teufelszeug, Haschgesellen, Terroristen. Die ganze Zeit versuchte ich nicht zu weinen, die ganze Zeit hoffte ich, wenn ich nicht weinte, würde alles gut werden.

Als ich Mutter das nächste Mal sah, war es in einem Raum ohne Fenster. Ihr Gesicht war wieder ganz eckig und ihre Augen waren dunkel, als hätte sie schon lange nicht mehr getanzt. Sie ging in die Knie und umarmte mich.

- Freu dich, flüsterte sie mir zu, freu dich. Wir hatten einen Garten, du und ich. Und wenn du aus dem System raus warst, hatten wir zusammen frei. Das kann uns keiner nehmen.

Es hat lange gedauert, bis ich wirklich verstanden habe, wo wir Mutter damals besucht haben. Es hat lange gedauert, bis ich eine Ahnung davon bekam, warum mein Vater sich von ihr angezogen gefühlt haben mochte. Und wieso er so bald nach meiner Geburt verschwunden war. Es hat lange gedauert, bis ich verstanden habe, wie sehr sich die Welt meiner Mutter von der Welt anderer Menschen unterschied. Nicht etwa, weil sie verrückt gewesen wäre. Nein, sie war gerade. Meine Großeltern, ihre Lehrer, der Staat, niemand hatte sie zur Vernunft bringen können. Sagten sie. Nur: Zu wessen Vernunft wollten sie sie denn bringen?

Damals hatte ich nach der Schule frei, später im Studium manchmal auch noch. Doch danach gab es keinen Feierabend mehr. Meine Mutter hatte Recht gehabt. Danach gab es nur doch das Feiern. Es gab nur nichts zu feiern. Das sagten wir nur so, wenn wir Drogen nahmen. Feiern. die letzten drei Sätze finde ich sprachlich schief. Eine wirklich gute Lösung fällt mir aber auch nicht ein. Vielleicht so: Statt Feierabend gab es nur noch das Feiern. Aber da war nichts, was wir feiern konnten. Wir sagten das nur so, wenn wir Drogen nahmen.