8. KAPITEL

Das Freizeichen ertönte. Mit der rechten Hand hielt ich den Telefonhörer an mein Ohr gepresst, mit der linken Handfläche wischte ich mir den Schweiß vom Gesicht. Was sollte ich tun, wenn der Professor gar nicht in seinem Büro war? Oder wenn er das Gespräch einfach abwürgte und die Polizei alarmierte? Es gab zu viele offene Fragen. Ich musste einfach improvisieren, mir blieb nichts anderes übrig.

„MacLaren.“

Nach dem dritten Freizeichen wurde der Hörer abgenommen. Unwillig musste ich mir eingestehen, dass die Stimme des Verbrechers eigentlich sehr angenehm klang. Sie war tief und wohltönend. Es war das Organ eines Mannes, der gut mit Worten umgehen kann. Ich konnte mir gut vorstellen, dass die Studenten in den Vorlesungen aufmerksam an seinen Lippen hingen. Und das galt nicht nur für junge Mädchen, die heimlich auf MacLaren standen. Sicher konnte er auch die Typen in seinen Bann schlagen. Dieser Professor war einer der beliebtesten Lehrenden an unserer Universität, dafür musste es ja Gründe geben. Aber ein Mörder war er trotzdem.

„Hallo? Mit wem spreche ich?“

Die Stimme des Professors hörte sich nun ein wenig ungeduldig an. Ein paar Sekunden lang hatte ich schweigend gezögert. Nun musste ich endlich ein Lebenszeichen von mir geben, sonst würde MacLaren auflegen, das spürte ich. Und ich war mir nicht sicher, ob ich mich ein zweites Mal trauen würde, ihn anzurufen.

„Professor MacLaren? Hier spricht Lindsay Duncan.“

Ich versuchte, möglichst fest und selbstsicher zu klingen. Ob es mir gelang, kann ich nicht sagen. Ich selbst fand eigentlich, dass meine Stimme an das Piepsen eines Mäuschens erinnerte, das in die Enge getrieben worden war. Aber es fehlte mir einfach an Erfahrung. Noch nie zuvor hatte ich mit einem Mann telefonieren müssen, der seine Geliebte mit einem Messer getötet hat.

Einen sehr langen Augenblick lang herrschte Schweigen am anderen Ende der Leitung. Ich befürchtete schon, MacLaren würde auflegen. Oder wollte er das Gespräch bewusst hinauszögern, damit die Polizei den Anruf bis zu meiner Telefonzelle zurückverfolgen konnte? Aber warum hätten die Cops überhaupt seinen Büroanschluss überwachen sollen? Sie rechneten doch gewiss nicht damit, dass ich mit MacLaren Kontakt aufnahm. Ich wusste nicht mehr, was ich glauben sollte. Aber bevor ich zu sehr ins Grübeln geriet, ertönte seine Stimme erneut.

„Ich muss gestehen, dass Sie mich verblüffen, Miss Duncan. Wenn mich nicht alles täuscht, waren Sie doch nie in einer meiner Veranstaltungen, oder? Ich kenne Ihren Namen nur durch die Polizei, die alle Hochschullehrer nach dem Mord an Alice Wright befragt hat.“

„Wirklich, Professor MacLaren? Hat Alice nie mit Ihnen über mich gesprochen? Sie wird Ihnen doch erzählt haben, dass wir nicht gerade die besten Freundinnen waren.“

„Daran kann ich mich nicht erinnern. Alice Wright war meine Assistentin, und ihr Tod hat mich tief getroffen. Aber wir haben immer nur über universitäre Dinge geredet, und …“

„Den Schmus können Sie sich für die Polizei aufsparen, Professor. Ich weiß, dass Alice Ihre Freundin war. Sie hatten ein Verhältnis mit ihr!“

Einen Moment lang fürchtete ich, ich hätte den Bogen überspannt. Wenn MacLaren wirklich so ein dominanter Typ war, durfte eine junge Studentin ihm gegenüber garantiert nicht so einen Ton anschlagen. Es sei denn, er hatte wirklich etwas zu verbergen.

„Rufen Sie deshalb an, Miss Duncan?“, fragte er kalt. „Um von Ihrer eigenen Schuld abzulenken und meinen guten Ruf in den Dreck zu ziehen?“

In diesem Moment wusste ich, dass der Professor angebissen hatte. Und das war ein gutes Gefühl. Wäre MacLaren wirklich unschuldig gewesen, dann hätte er einfach nur auflegen und vielleicht noch die Polizei verständigen müssen. Aber das tat er nicht. Und dafür konnte es nur einen Grund geben: Ich war der Wahrheit auf der Spur.

„Sie glauben wohl, Sie hatten Alice völlig um den Finger gewickelt, MacLaren? Aber da täuschen Sie sich. Alice war nicht so leichtgläubig, wie Sie gedacht haben. Ihre Geliebte muss etwas von ihren finsteren Plänen geahnt haben. Jedenfalls hat Alice mir einige Tage vor ihrem Tod einen Umschlag überreicht. Sie sagte, er würde reinstes Dynamit enthalten. Und der Inhalt handelt angeblich von nichts anderem als dem Verhältnis zwischen Ihnen und Alice.“

Der Mann am anderen Ende der Leitung lachte. Aber es klang nicht, als ob er sich wirklich amüsieren würde. Vielmehr fand ich, dass sich seine Stimme ziemlich nervös anhörte. Oder war das nur Wunschdenken?

„Es ist wirklich schade, dass Sie eine Schwerkriminelle geworden sind, Miss Duncan. Bei der blühenden Fantasie, die Sie haben, hätte aus Ihnen eine sehr kreative Künstlerin werden können.“

Der Umschlag, von dem ich gerade geredet hatte, war wirklich frei erfunden. Aber so schlecht konnte meine Lüge nicht sein, sonst wäre MacLaren mir wohl nicht auf den Leim gegangen.

„Ich freue mich, dass Sie mich für so talentiert halten, Professor. Ich habe wirklich vor, als Künstlerin zu arbeiten. Aber das muss in einem anderen Land und unter falschem Namen geschehen. Denn Sie haben ja leider dafür gesorgt, dass ich in ganz Großbritannien gejagt werde wie ein tollwütiges Tier.“

„Rufen Sie mich an, um sich vor Ihrer Abreise von mir zu verabschieden?“, fragte MacLaren zynisch. Das machte mich sauer. Am liebsten hätte ich ihm richtig die Meinung gesagt, doch ich bremste mich. Dieser Mann spielte mit Menschen, damit sie sich in seinem Sinn verhielten. Und den Gefallen würde ich ihm nicht tun.

„Ja, Sie werden mir fehlen.“ Auch ich kann ironisch sein. „Aber ich brauche noch ein kleines Taschengeld, um in einem anderen Land neu anzufangen. Ich hatte an 10.000 Pfund gedacht.“

„Und warum sollte ich Ihnen wohl 10.000 Pfund schenken, Miss Duncan?“

„Weil ich andernfalls den Umschlag der Polizei schicken werde, Professor. Vielleicht ist der Inhalt ja völlig harmlos, wer weiß? Ich habe nicht hineingeschaut. Wenn Sie es darauf ankommen lassen wollen – meinetwegen. Sind Sie eine Spielernatur? Lieben Sie das Risiko?“

Der Mörder stieß ein leises Knurren aus. Ich wusste nicht, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war. Redete ich mich gerade um Kopf und Kragen? Schmiedete MacLaren vielleicht schon einen Plan, um mich ebenfalls für immer zu beseitigen? Dieses Risiko musste ich eingehen. In Wirklichkeit ging es mir ja gar nicht um das Geld, sondern um sein Geständnis. Ich wollte endlich wieder eine Straße entlanggehen können, ohne beim Anblick eines Streifenwagens eine Panikattacke zu bekommen. Und das würde nur geschehen, wenn die Polizei den wahren Mörder verhaftete.

„Sie sind ein Biest, Miss Duncan. Aber es gefällt mir, wenn eine Frau ihren eigenen Kopf hat und sich nicht alles gefallen lässt. Was Ihre finanziellen Wünsche angeht, kann ich Ihnen nichts versprechen. Doch ich wäre zu einem persönlichen Treffen mit Ihnen bereit. Kommen Sie heute Abend um 22 Uhr in die Drumchapel Road, Ecke Kirkhope Drive. Und zwar allein, verstanden?“

„Okay, kein Problem. Dann werde ich den Umschlag mitbringen. Ich hoffe, dass Ihre Brieftasche gut gefüllt sein wird.“

„Lassen Sie sich überraschen, Miss Duncan.“

Nach diesem Satz legte der Professor den Hörer auf. Ich verließ die Telefonzelle mit gemischten Gefühlen. Einerseits war ich mir nun hundertprozentig sicher, dass ich mit dem wahren Mörder von Alice Wright telefoniert hatte. Andererseits war mir gar nicht wohl bei dem Gedanken, dass ich mich mit Angus MacLaren verabredet hatte. Dieser Mann hatte ja schon bewiesen, dass er verflucht hinterhältig sein konnte. Doch es war die einzige Möglichkeit, meine Unschuld zu beweisen.

Cameron und Onkel Arthur bestürmten mich mit Fragen. Ich erzählte ihnen von dem Telefonat und dem gefakten Kuvert. Der alte Bildhauer grinste.

„Ich habe noch ein paar größere Umschläge, von denen wir einen mit Zeitungspapier ausstopfen können. Den nimmst du dann mit, wenn du dich mit dem Dreckskerl triffst.“

Man konnte meinem Freund anhören, dass er von der geplanten Begegnung mit dem Killer nicht begeistert war.

„Aber du willst doch hoffentlich nicht allein dorthin gehen, Lindsay?“

„Ich weiß, du wolltest mich begleiten. Aber MacLaren hat sehr stark betont, dass ich niemanden mitbringen soll.“

„Ja, warum wohl? Er will dich um die Ecke bringen, um eine lästige Mitwisserin zu beseitigen. Ich werde auf jeden Fall in deiner Nähe sein. Und wenn du es nicht willst, dann komme ich eben auf eigene Faust zu eurem Treffpunkt.“

Elliot machte eine beschwichtigende Handbewegung.

„Streitet euch nicht, Kinder. Am besten begleitet ihr mich erst mal in mein Atelier. Dort präparieren wir gemeinsam den Umschlag mit den angeblichen Beweisen, den wir diesem Dreckskerl unterjubeln wollen. Außerdem mache ich mein berühmtes Irish Stew für euch. Dann müsst ihr nicht ohne Stärkung in dieses Abenteuer starten.“

Auf die Erwähnung von etwas Essbarem reagierte mein Magen mit lautem Knurren. Cameron und ich blickten uns an. Dann lachten wir gleichzeitig los. Das war sehr befreiend.

„Ja, ich könnte auch eine anständige Mahlzeit vertragen“, sagte mein Freund. „Aber was ist mit den Cops? Observieren sie dein Atelier nicht, Onkel Arthur?“

Der Bildhauer schüttelte den Kopf.

„Das glaube ich nicht. Die Polizei war gestern bei mir, aber ich hatte ja Lindsays alte Kleider und die Handschellen schon verschwinden lassen. Es würde mich wundern, wenn ich noch auf der Verdächtigenliste stehe. Außerdem habe ich höllisch aufgepasst, als ich hierhergekommen bin. Ich wurde definitiv nicht verfolgt.“

Wir entschlossen uns, das Risiko einzugehen. In Begleitung von Elliot verließen Cameron und ich den Park Glasgow Green. Der alte Bildhauer verfrachtete uns in seinen museumsreifen VW-Kastenwagen, in dem es nach Rost und Maschinenöl stank. Seit meinem Praktikum wusste ich, dass Elliot mit dieser Kiste die Schrottplätze auf der Suche nach wertlosem Metall abklapperte. Cameron und ich saßen hinten in dem geschlossenen Aufbau und hielten Händchen. Vorne neben Elliot war kein Platz frei, denn den Beifahrersitz hatte er schon vor langer Zeit ausgebaut.

„Dieses Auto erinnert mich an den Gefangenentransporter“, sagte ich zu Cameron, nachdem der Bildhauer losgefahren war. „Aber in deiner Gesellschaft fühle ich mich viel wohler als bei diesen kriminellen Schnepfen.“

Cameron grinste.

„Das ist wohl das schrägste Kompliment, das ich je bekommen habe.“

Ich legte meine flache Hand auf seine Brust. Es war ziemlich aufregend, sein Herz dort pochen zu hören. Gerne hätte ich Cameron die Kleider vom Leib gerissen und ihn nach Strich und Faden vernascht. Er war ein fantastischer Liebhaber, und wenn ich an unsere gemeinsame Liebesnacht dachte, zog es angenehm warm in meiner Körpermitte. Aber vorerst musste dieser Wunsch eine prickelnde Fantasie bleiben. Ich meine, was hätte Onkel Arthur von uns denken sollen? Außerdem konnte ich mich nicht wirklich entspannen und fallen lassen, denn bald würde die Fahrt in dem klapprigen Van vorbei sein. Aber wenn wir dieses ganze zermürbende Abenteuer erst einmal hinter uns hatten, wollte ich Cameron zeigen, wie sehr ich ihn begehrte.

Vorerst beließ ich es bei einem heißen Zungenkuss.

Wir lösten uns erst voneinander, als der alte Bildhauer den Motor abstellte und die Handbremse anzog.

„Endstation, alle aussteigen“, trompetete Elliot gut gelaunt. Trotzdem war ich angespannt, als ich die Schiebetür des Lieferwagens von innen öffnete. Wenn Onkel Arthur die Polizisten, die ihn observierten, einfach übersehen hatte? Er war ja nicht mehr der Jüngste, und wir hatten es mit absoluten Profis zu tun. Wenn wir erst einmal in dem Atelier waren, saßen wir in der Falle. Die Polizei musste dann nur noch das Gebäude umstellen.

Ängstlich schaute ich mich um, konnte aber nichts Verdächtiges bemerken. Wahrscheinlich waren meine Nerven durch den Dauerstress schon ziemlich im Eimer. Elliot schenkte mir ein wissendes Lächeln. Ob er ahnte, was in mir vorging? Jedenfalls sagte er nichts. In seiner Küche braute er erst mal einen starken Tee für uns alle. Dann machte er sich daran, den Irish Stew zuzubereiten. Während sich allmählich die verführerischen Düfte des dicken Eintopfs im Raum ausbreiteten, präparierten Cameron und ich einen großen braunen Umschlag.

„Sobald MacLaren das Kuvert öffnet, fliegt dein Schwindel auf, Lindsay. Er wird gleich bemerken, dass sich darin statt Belastungsmaterial nur alte Zeitungen befinden.“

„Ja, du hast recht. Ich muss ihm eben sein Geständnis entlocken, bevor es dazu kommt.“

„Und was wird danach geschehen? Glaubst du, er lässt dich einfach laufen, nachdem er den Mord und die Intrige gegen dich eingestanden hat?“

„Nee, wahrscheinlich nicht. Hör zu, ich kann nicht jede einzelne Sekunde des Abends, der vor uns liegt, vorausplanen. Aber du hast doch selbst gesagt, dass du in der Nähe bleiben wolltest, oder?“

„Ja, allerdings. Und ich werde nicht zulassen, dass MacLaren dir etwas antut. Und wenn er sich tausendmal Delbaeth nennt, davon lasse ich mich nicht einschüchtern. Auch ich habe keltisches Blut in mir.“

Mir war klar, dass mein Freund kein Jammerlappen war. Cameron hatte mir schon mehr als ein Mal bewiesen, dass er mir helfen konnte. Und zwar nicht durch leere Worte, sondern durch Taten.

Elliot schaltete das Radio ein. Es kamen Nachrichten. Zunächst gab es Berichte über Naturkatastrophen und Terroranschläge aus aller Welt. Doch dann kam eine Meldung, die mich aufhorchen ließ.

„Die mutmaßliche Mörderin Lindsay D. aus Glasgow befindet sich nach wie vor auf freiem Fuß. Zeugen gaben an, sie in der Nähe des Busbahnhofs gesehen zu haben. Die Polizei geht davon aus, dass Lindsay D. sich möglicherweise nicht mehr in Glasgow aufhält. Wer Angaben zu der jungen Frau machen kann, sollte sofort den Notruf wählen.“

Cameron schnaubte verächtlich.

„Inzwischen sind die Cops völlig neben der Spur. Aber wenn sie glauben, dass du nicht mehr hier bist, kann das nur gut für uns sein.“

Elliot wiegte den Kopf.

„Wie man’s nimmt. Wir müssen auch damit rechnen, dass die Polizei Lindsay eine Falle stellen will. Diese Nachricht soll sie in Sicherheit wiegen, damit sie einen Fehler macht.“

„Es wäre durchaus auch möglich, dass MacLaren zu den Cops geht und heute Abend ein paar Beamte in Drumchapel auf uns warten“, sagte Cameron. Der alte Bildhauer schüttelte den Kopf.

„Das glaube ich nicht. MacLaren wird nicht riskieren, dass die Polizei ihm womöglich unbequeme Fragen stellt. Außerdem ist der Professor ein Macho, wie er im Buche steht. Er löst seine Probleme lieber auf seine Weise. Ihr solltet auf alles gefasst sein, wenn ihr euch mit ihm trefft.“

Darauf erwiderten weder Cameron noch ich etwas. Wir wussten ja, dass MacLaren ein Mörder war. Schlimmer konnte es wohl nicht kommen.

Nach einigen Stunden Ruhe und mit einer großen Portion Irish Stew im Bauch sah die Welt schon wesentlich erfreulicher aus. Trotzdem: Als wir um Viertel vor zehn an der Haltestelle Garscadden Road aus dem Bus stiegen, war ich schon wieder ziemlich beklommen. Von hier aus waren es nur noch wenige Hundert Meter bis zu dem Punkt, wo ich auf den Professor warten sollte: Drumchapel Road.

Man konnte die Straße unter den Schuhsohlen spüren. Überall lagen Glassplitter herum, und niemand hatte Lust, sie zusammenzufegen. Wahrscheinlich wäre das auch sinnlos, weil wenig später der nächste Betrunkene eine Bierflasche zerbricht. Ich rümpfte die Nase, denn in dieser Gegend riecht es stets und ständig nach Whisky und Urin. Das nahm ich jedenfalls an, denn allzu oft bin ich in diesem Teil von Glasgow noch nicht gewesen. Es mag Leute geben, die Elendsviertel spannend und abenteuerlich finden. Mich machen sie nur traurig, vor allem wegen der Kinder. Ich hätte nicht zwischen Schnapsleichen und ausgebrannten Autos aufwachsen mögen.

Cameron und ich blieben an der Ecke stehen. Schräg gegenüber befand sich ein Tabakladen, der mit Stahlgittern und Überwachungskameras gesichert war. Ansonsten gab es in der näheren Umgebung noch eine schmierige Fish-and-Chips-Bude, in der ich niemals etwas gegessen hätte. Es waren kaum Passanten auf der Straße, und auch der Autoverkehr hielt sich um kurz vor 22 Uhr in Grenzen.

Ich fröstelte, obwohl es ein lauer Abend war. Zweifellos lag das eher an dieser tristen Umgebung als an den Temperaturen.

„Das ist nicht gerade der schönste Teil Glasgows, Cameron. Ich frage mich, warum MacLaren mich ausgerechnet hierher bestellt hat.“

„Wer kann schon sagen, was im Kopf eines Mörders vor sich geht?“

„Ja, du hast recht. – Hier wird es langsam ungemütlich.“

Ich wusste, dass Cameron nicht nur den kühlen Nachtwind meinte. Im fahlen Schein der wenigen Straßenlaternen, die noch funktionierten, näherten sich uns üble Gestalten. MacLaren gehörte nicht zu ihnen. Ich wusste ja, wie er aussah, denn ich hatte den Professor an der Uni gelegentlich von Weitem gesehen.

Die Typen, die jetzt auf uns zukamen, waren ganz sicher keine Studenten. Sie sahen eher so aus, als ob sie die Lektionen des Lebens auf der Straße gelernt hätten. Keiner von ihnen konnte älter als siebzehn sein. Sie trugen weite stylishe Sportklamotten und teure Sneakers, die man sich gewiss nicht von der Sozialhilfe leisten kann. Als sie näher kamen, bemerkte ich, dass sie alle bis zum Hals tätowiert waren. Eigentlich finde ich Tattoos ja cool, aber nur in Maßen. Ich habe ja selber eins, nämlich ein vierblättriges Kleeblatt auf der linken Schulter. Aber diese Kerle wirkten auf mich nicht, als ob sie auf Glückssymbole abfahren würden. Eher auf Totenköpfe oder Monsterschädel. Und dann erkannte ich das unverkennbare Symbol der Bloody Priests auf dem Hals eines hochgewachsenen Rothaarigen. Meine Knie wurden weich wie Butter.

„Das riecht nach Ärger“, sagte Cameron halblaut zu mir. „Wenn ich losrenne, läufst du in die entgegengesetzte Richtung, verstanden? Wenn wir uns trennen, haben wir größere Chancen. Es sind einfach zu viele, um gegen sie zu kämpfen. Aber wenn wir flitzen, sieht es für uns besser aus. Diese Gangtypen qualmen meistens wie die Schlote, die hängen wir ab.“

Ich antwortete nicht, weil jetzt keine Zeit für lange Diskussionen war. Der Gedanke, mich von Cameron trennen zu müssen, gefiel mir gar nicht. Aber vermutlich hatte mein Freund recht. Dem Ärger würden wir auf keinen Fall aus dem Weg gehen können. Es mussten mindestens acht oder neun Gestalten sein, die da auf uns zusteuerten. Und es gab nun keinen Zweifel mehr daran, dass sie es auf uns abgesehen hatten.

Ich dachte gar nicht mehr an MacLaren, nicht in diesem Augenblick. Wenn der Mörder jetzt mit seinem Auto angefahren kam und die Gangtypen bemerkte, würde er wahrscheinlich nicht anhalten. Und das war das Beste, was er tun konnte. Und die Polizei?

Cameron hatte mir schon sein Handy gegeben, damit ich das Geständnis des Professors aufnehmen konnte. Ich hätte es auch benutzen können, um den Notruf zu wählen. Es war immer noch besser, wieder zurück ins Gefängnis zu gehen, als diesen Brutalos in die Hände zu fallen. Ich hatte schon schlimme Dinge über die Bloody Priests gehört. Wenn auch nur die Hälfte davon stimmte, konnten wir unser Testament machen.

Inzwischen hatten uns die Kerle erreicht. Einer von ihnen trat vor, die übrigen blieben respektvoll einen Schritt zurück. Nun bemerkte ich auch, dass sich zwischen den Gangmitgliedern einige Mädels befanden. Aber das beruhigte mich nicht wirklich. Ich hatte gehört, dass die Frauen in den Gangs mindestens genauso rabiat waren wie die Typen.

Der Kerl, dem die anderen den Vortritt gelassen hatten, war offenbar der Sprecher oder Anführer. Es war der große Rotschopf, dessen Tattoo mir eben schon aufgefallen war.

„He, was fällt euch ein, an meiner Ecke rumzustehen?“

Der Gangtyp sprach meinen Freund an. Und Camerons Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Falls er Angst vor den Kerlen hatte, zeigte er sie jedenfalls nicht.

„Deine Ecke? Ich wusste nicht, dass diese Straßen hier dir gehören. Ich sehe nirgendwo dein Namensschild. Oder heißt du vielleicht zufällig Drumchapel Road?“

Der Anführer grinste breit, aber seine tückischen kleinen Augen lachten nicht mit.

„Ein Komiker. Du bist ja richtig lustig. Wirst du es auch noch komisch finden, wenn wir deiner kleinen Freundin die Klamotten vom Leib reißen?“

Der Rothaarige warf mir einen Seitenblick zu. Ich hatte keinen Zweifel daran, dass diese Typen dazu fähig waren. Und das war dann vermutlich noch die harmloseste Aktion, die ich von ihnen erwarten konnte.

„Habt ihr nichts anderes zu tun?“, fragte Cameron zurück. „Ich dachte, ihr Bloody Priests wärt vollauf damit beschäftigt, alten Ladys die Handtaschen zu klauen.“

Ich hoffte, dass Cameron wusste, was er tat. Falls es ihm darauf ankam, den Anführer wütend zu machen, hatte er das jedenfalls schon erreicht. Ich bemerkte ein gemeines Glitzern in den Augen des Rotschopfs, und das gefiel mir gar nicht.

„Handtaschen abziehen? Wenn du glaubst, mehr hätten wir nicht drauf, dann wirst du es noch bitter bereu… aaaah!“

Der Satz des Gangbosses ging in einem Schmerzensschrei unter. Denn Cameron trat ihm gegen das linke Knie, um gleich darauf wegzusprinten.

„Kriegt mich doch, ihr Lutscher!“, rief er den Bloody Priests über die Schulter hinweg zu. Der Rothaarige stürzte zu Boden. Das bekam ich allerdings nur aus dem Augenwinkel mit, weil ich nun ebenfalls losgerannt war.

„Mädels, schnappt euch das kleine Miststück!“, rief der Anführer. Mit dem Miststück war offenbar ich gemeint. Die Gangtussis rannten nun hinter mir her. Ich konnte nur hoffen, dass Camerons Plan aufging. Nach seinen Provokationen würden diese Kleinkriminellen Hackfleisch aus uns machen, wenn sie uns in die Finger bekamen. Aber andererseits wären wir wahrscheinlich sowieso geliefert gewesen, weil wir uns zur falschen Zeit am falschen Ort aufgehalten hatten.

Und das alles nur wegen diesem verfluchten MacLaren.

„Bleib stehen, du Schlampe!“

Das tat ich natürlich nicht, im Gegenteil. Das wütende Kreischen hinter mir spornte mich nur zu noch mehr Tempo an. Die Todesangst kurbelte meinen Adrenalinspiegel in ungeahnte Höhen. Ein bestimmtes Ziel hatte ich nicht. Ich rannte einfach in Richtung Glenkirk Drive. Plötzlich bog ein Auto aus der Spey Road in die Hauptstraße ein. Wenn der Fahrer nicht in die Eisen gestiegen wäre, hätte er mich glatt überfahren. Er erschrak sich wahrscheinlich noch mehr als ich, als die Stoßstange nur wenige Zentimeter an meinen Schienbeinen vorbeijagte. Dann kam der Wagen zum Stehen, und der Mann hinter dem Lenkrad hupte empört. Ich konnte es ihm nicht verdenken. Aber ich hatte keine Zeit für eine Entschuldigung. Stattdessen warf ich nur einen bedauernden Blick über die Schulter hinter mich.

Und ich bemerkte, dass meine Verfolgerinnen aufgeholt hatten!

Es waren drei Mädels, die es auf mich abgesehen hatten. Doch selbst wenn es nur eine gewesen wäre, rechnete ich mir keine guten Chancen aus. Wer in einer Gang war, für den zählten Schlägereien zum Alltag. Nach allem, was ich gehört hatte, waren die weiblichen Bloody Priests kaum weniger hart drauf als ihre Macker.

Doch momentan drohte mir mehr Gefahr vom miserablen Straßenbelag der Drumchapel Road als von diesen Prügelmiezen. Das merkte ich allerdings erst, als es schon zu spät war. Ich trat nämlich in eins der faustgroßen Löcher, die sich in dem rissigen Asphalt befanden. Ein heißer Schmerz durchzuckte meinen Knöchel, und ich knallte der Länge nach zu Boden.

Einen Moment lang war ich benommen. Verzweifelt versuchte ich, wieder auf die Beine zu kommen. Aber da hatten mich die drei Gang-Chicks schon eingeholt. Eine von ihnen packte mich an der Jacke.

„Unten bleiben!“, kommandierte sie.

„Mach schon, Lizzie!“, kreischte eine andere. „Tritt ihr die Zähne weg!“

Jetzt musste ich mir etwas einfallen lassen, und zwar schnell. Mit Gewalt kam ich gegen dieses Trio nicht an, also musste es anders gehen. Im letzten Moment kam mir die rettende Idee.

„Stopp!“, rief ich und hoffte, dass meine Stimme eindringlich genug klang. „Ich kenne Suzie. Sie hat mir gesagt, ich könnte bei euch mitmachen!“

Eben hatte ich mich nämlich an die übergewichtige Mitgefangene erinnert, die ich im Gefangenentransporter kennengelernt hatte. Wenn ich mich nicht täuschte, hatte die Polizistin sie mit Suzie angesprochen. Und diese Suzie war Mitglied bei den Bloody Priests, jedenfalls hatte sie das passende Tattoo.

Auf jeden Fall hatte ich damit meine drei Verfolgerinnen aus dem Konzept gebracht. Lizzie, die schon mit ihrem Stiefel ausgeholt hatte, hielt in der Bewegung inne. Ich hatte sie und die beiden anderen Schnepfen verwirrt, das spürte ich. Jetzt musste ich meine Karten richtig ausspielen. Mit Gewalt hätte ich sowieso keine Chance gegen dieses Brutalo-Trio.

„Was für eine Suzie?“

„Stell dir vor, ich hab sie nicht nach ihrem Familiennamen gefragt. Auf den Namen kommt es im Knast nicht an, nur auf den Respekt. Das solltet ihr doch wissen. Jedenfalls ist sie so eine dicke Blonde. Und sie trägt die Farben der Bloody Priests. Ihr lasst doch nicht zu, dass sich jede x-Beliebige euer Tattoo sticht, oder?“

„Die Schleimerei kannst du dir sparen“, knurrte Lizzie gefährlich leise. Aber immerhin ging sie mich immer noch nicht körperlich an. Stattdessen wandte sie sich an die beiden anderen Mädels: „Sugar und Ruth, was haltet ihr von der Sache?“

„Die fette Suzie hockt gerade in U-Haft, also könnte die Story stimmen“, sagte eine Rotblonde mit einem Frettchengesicht. Ob sie Sugar war? Besonders süß wirkte sie auf mich eigentlich nicht. Andererseits waren ihre Zähne größtenteils schwarze Stummel. So wie das Gebiss eben aussieht, wenn man auf zuckrigen Naschkram steht und sich niemals beim Zahnarzt blicken lässt.

„Sugar hat recht“, meinte die Dritte, die also Ruth sein musste. „Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Suzie mit dieser Streberin gelabert hat.“

„Streberin nennst du mich? Eure Freundin Suzie hat auch erst gedacht, ich wäre eine Schlaftablette. Aber glaubt ihr, wenn ich so ein braves Herzchen wäre, würde ich nachts in Drumchapel abhängen?“

Darauf fiel den drei Gang-Chicks keine clevere Antwort ein. Während ich mit ihnen redete, arbeitete mein Gehirn auf Hochtouren. Wie es wohl Cameron ging? Ob wenigstens er seinen Verfolgern hatte entkommen können? Die Vorstellung, dass mein Freund von diesen Schlägern durch die Mangel gedreht wurde, war für mich beinahe unerträglich. Erst jetzt wurde mir so richtig bewusst, wie sehr ich Cameron eigentlich liebte. Die gemeinsame Flucht mit ihm war bisher die intensivste Zeit meines Lebens gewesen. Er war ein Typ, der selbst in den übelsten Gefahrensituationen immer noch ein Ass im Ärmel hatte. Ich musste einfach darauf vertrauen, dass er auch diesmal seinen Kopf aus der Schlinge ziehen konnte. Höchstwahrscheinlich hatte er jedenfalls momentan selber genug Probleme damit zu überleben. Diesmal konnte ich mich nicht auf seine Hilfe verlassen.

Ich kauerte immer noch auf dem Boden. Nun erhob ich mich langsam, um die Mädels nicht zu provozieren. Lizzie zog unwillig die Augenbrauen zusammen. Ich erwartete schon einen Schlag oder einen Tritt von ihr. Doch stattdessen öffnete sie wieder ihre schmalen Lippen.

„Dann erzähl doch mal, warum die Bullen dich eingelocht haben. Hast du im Kaufhaus einen Lippenstift mitgehen lassen?“

Sugar und Ruth kicherten albern, aber ich hob einfach nur meine Schultern. Ich hoffte, dass ich dabei so lässig wirkte, wie ich gar nicht war.

„Das jetzt nicht. Ich habe meine schlimmste Feindin abgestochen. Sie ging mir auf die Nerven.“

Die drei Schlägerinnen wechselten einen ungläubigen Blick. Offenbar trauten sie mir so eine Bluttat genauso wenig zu wie ich mir selbst.

„Du, eine Messerstecherin? Du glaubst wohl, du kannst uns jeden Müll erzählen.“

Aber da kam mir ausgerechnet Sugar zu Hilfe. Sie schnippte mit den Fingern.

„Nee, Lizzie, das könnte doch echt sein! Ich meine, bestimmt hat uns dieser alte Spießer deshalb angeheuert! Vielleicht war die Tussi, die abgestochen wurde, seine Tochter oder so. Er wollte sich einfach rächen und war zu feige, um es selbst zu machen.“

Was für ein alter Spießer?

Mir kam ein entsetzlicher Verdacht. Cameron hatte recht gehabt. Der Treffpunkt in Drumchapel, den der Professor vorgeschlagen hatte, war von vornherein eine Falle gewesen. MacLaren hatte überhaupt nicht vorgehabt, mir Auge in Auge gegenüberzutreten. Stattdessen war diese Straßengang von ihm bezahlt worden, um Cameron und mich zu beseitigen. Die Bloody Priests hatten sich nicht einfach auf uns gestürzt, weil sie Spaß an Gewalt hatten. Nein, diesmal nicht. In dieser Nacht hatten sie ein Blutgeld dafür bekommen. Und zwar von dem ehrenwerten Professor Angus MacLaren!

Auf jeden Fall schien es Lizzie gar nicht recht zu sein, dass Sugar diese Tatsache in die Welt hinausposaunt hatte. Sie stieß ihre Gang-Schwester hart vor die Brust. Sugar taumelte ein paar Schritte zurück.

„Aua! Was soll das? Tickst du noch ganz richtig?“

„Mir geht es super. Aber du kannst dein Maul einfach nicht halten. Du weißt doch genau, dass wir nichts über diesen Kerl in dem schwarzen SUV sagen sollen.“

„Na und? Gleich kann das Miststück nichts mehr weitertratschen, weil sie sowieso fällig ist. Aber du – du spielst dich hier nicht als Chefin auf. Du hast mir überhaupt nichts zu befehlen, Lizzie!“

Mit diesen Worten stürzte sich Sugar auf Lizzie. Im Handumdrehen war ein richtiger Cat-Fight im Gang. Die beiden Gang-Schnepfen schenkten sich gegenseitig nichts. Offenbar war für sie eine Schlägerei so alltäglich wie für mich das Checken meiner E-Mails. Doch das spielte für mich keine Rolle. Zwei andere Dinge waren mir viel wichtiger:

Erstens sollten Cameron und ich auf jeden Fall sterben, jedenfalls hatte ich Sugar so verstanden. Und zweitens waren Lizzie und Sugar momentan ausschließlich miteinander beschäftigt. Fluchend wälzten sie sich auf dem Gehweg, rissen sich an den Haaren und traktierten einander mit Fäusten. Also blieb nur noch eine Gegnerin für mich.

Diese Chance musste ich ausnutzen, denn eine weitere würde ich vermutlich nicht kriegen. Also stürzte ich mich mit dem Mut der Verzweiflung auf Ruth. Sie war ungefähr so groß wie ich. Und im Gegensatz zu mir hatte sie wahrscheinlich schon unendlich viele Raufereien mehr oder weniger erfolgreich hinter sich gebracht. Aber mein Angriff kam überraschend, sie hatte nicht damit gerechnet. Ich rammte ihr meinen Ellenbogen zwischen die Rippen. Ruth jaulte auf und krümmte sich zusammen.

„Dafür mache ich dich alle!“, drohte sie. Ich wartete nicht darauf, dass sie ihre Ankündigung in die Tat umsetzen konnte. Wieder rannte ich los, bevor Ruth ihre Schrecksekunde überwunden hatte. Auch Lizzie und Sugar ließen nun offenbar voneinander ab, um sich auf mich zu konzentrieren. Ein dreistimmiger Chor des Hasses brandete hinter mir auf. Wenn ich diesen Mädchen noch einmal in die Finger geriet, würde ich nichts zu lachen haben. Das durfte auf keinen Fall geschehen. Ich aktivierte meine letzten Kraftreserven und bog um die nächste Straßenecke.

Wieder heulte ein Motor auf.

Ich fürchtete schon, wieder um Haaresbreite überfahren zu werden. Aber diesmal war alles anders. Wie ein schwarzer Fels schien plötzlich der dunkle SUV aus dem Boden zu wachsen. Seine aufgeblendeten Scheinwerfer erinnerten mich an Drachenaugen. Die Beifahrertür wurde aufgestoßen, und eine starke Männerhand packte mich am Jackenärmel.

Ich war viel zu verblüfft, um Widerstand zu leisten. Im Handumdrehen hatte mich der Unbekannte in sein Auto gezerrt. Die Beifahrertür wurde wieder zugeschlagen. Und bevor meine drei Verfolgerinnen den SUV erreichen konnten, trat der Fahrer das Gaspedal bis zum Fahrzeugboden durch. Im Rückspiegel sah ich, dass Lizzie einen Pflasterstein aufhob und hinter uns her schleuderte. Aber das Wurfgeschoss verfehlte die Stahlblechkarosserie.

„Diese Straßengang-Luder sind wirklich zu nichts zu gebrauchen“, sagte eine Stimme, die mir nur allzu bekannt war. Ich drehte den Kopf. Obwohl in dem SUV Halbdunkel herrschte, spendeten die beleuchteten Instrumentenanzeigen auf dem Armaturenbrett genug Licht. Ich wusste nun, neben wem ich saß.

Der Wagen wurde von Angus MacLaren gelenkt, Kunstprofessor und Mörder von Alice Wright.