Richmond

image

Lage: Südwestlich der City

U-Bahn: Richmond

River Tours: Richmond ab Westminster

Richmond im Südwesten Londons am Südufer der Themse gehört zu den »besten« Adressen der Stadt. Ein Ausflug hierher führt aus der Hektik Londons in ein ruhig-ländliches England.

Dies schätzten schon die englischen Monarchen: Heinrich I. besaß hier im 12. Jh. ein Herrenhaus, das zum Sheen Palace ausgebaut und 1501 unter Heinrich VII. durch Richmond Palace ersetzt wurde. Dort brachte Heinrich VIII. nach der Scheidung Anna von Cleve unter, und dort starb Elisabeth I. An den Palast erinnern nur noch wenige Reste rund um den Old Palace Yard, darunter das Torhaus mit dem Wappen des Bauherren; das Trumpeters’ House von 1701 nimmt den Platz des mittleren Tors von Richmond Palace ein.

imageRichmond Green

Richmond Green war einst die »Spielwiese« der Palastbewohner und ist heute mit Häusern aus dem 17. und 18. Jh., engen Gassen mit manch hübschen Läden und Pubs wie The Cricketers von 1666 oder Princes’ Head. Besonders fallen die vier Backsteinhäuser namens Maids of Honour Row auf, die der spätere Georg II. 1724 für die Ehrendamen seiner Gemahlin erbauen ließ.

Richmond Hill

Von der Bridge Street geht man den Hill Rise an den eleganten Terrace Gardens entlang zum Richmond Hill. Von dort genießt man an klaren Tagen einen wunderbaren Blick über das grüne Themsetal, der manchmal sogar bis Windsor reicht.

imageRichmond Park

Der 1000 ha große Richmond Park südlich des Orts (Bus Nr. 65 von der U-Bahn-Station) wurde 1637 unter Karl I. eingezäunt. Seither durchstreifen ihn Dam- und Rotwildherden. Besondere Anziehungspunkte sind das nach dem Zweiten Weltkrieg angelegte Waldgehege und Blumenparadies »Isabella Plantations« sowie der »Prince Charles Spinney« genannte Teil, in dem einige der ältesten Eichen auf der Insel wachsen.

In der von Georg II. erbauten White Lodge wurde König Eduard VIII. geboren; es war auch Wohnsitz des Herzogs von York, des späteren Königs Georg VI. Heute ist hier die Schule des Royal Ballet untergebracht. In Pembroke Lodge, nun Restaurant, lebten seit 1847 Premierminister Lord John Russell und später sein Enkel, der Philosoph Bertrand Russell. Vom Aussichtspunkt King Henry’s Mound sieht man die Spitzen der 15 km entfernten City.

BAEDEKER WISSEN !

Königliche Parks und Residenzen

image

Grafik downloaden: www.baedeker.com/ebooklondon-downloads/koenigliche-parks-und-residenzen

Ham House

Ham House, 1610 von Sir Thomas Vavasour erbaut, liegt westlich vom Park an der Themse und war ursprünglich ein bescheidener Landsitz. Mitte des 17. Jh.s erbte Elizabeth Murray, Countess of Dysart das Haus – ihr Vater war »whipping boy« Karls I., d.h. er musste sich statt des Prinzen verprügeln lassen, wenn dieser etwas angestellt hatte – und vergrößerte es nach ihrer Heirat mit dem Herzog von Lauderdale. Heute ist es Teil des Victoria and Albert Museums und weitgehend so, wie es die Lauderdales hinterließen. So kommt man in den Genuss eines Interieurs, wie es typisch war für den vermögenden Adel im England der Stuarts. Ein Schatz für sich ist die Miniaturensammlung.

image Bus Nr. 371 von der U-Bahn-Station; Mitte März – Mai Mo. – Do., Sa., So. 12.00 – 16.00; Juni – Okt. bis 17.00 Uhr; Eintritt: 9,90 £

image Royal Air Force Museum

image

Lage: Hendon, NW 9

U-Bahn: Colindale

image tgl. 10.00 – 18.00 Uhr

Eintritt: frei

www.rafmuseum.org.uk

Für das Royal Air Force Museum muss man sich weit in den Norden Londons aufmachen. Doch für eines der größten Flugzeugmuseen der Welt lohnt die Anfahrt.

Das Museum ist auf dem Gelände der einstigen Fabrik des Flugpioniers Claude Grahame White (1879 – 1959) zu Hause. White lernte das Fliegen bei Louis Blériot, der 1909 als Erster in einem Flugzeug den Kanal überflog, und betrieb in Hendon eine Flugschule und bald eine Flugzeugfabrik. Im Museum sind über 100 Flugzeuge vom Beginn der militärischen Luftfahrt bis heute ausgestellt, dazu Dokumente, Orden, Technik.

Flugzeughallen

Auf fünf große Hallen verteilen sich die Flugzeugveteranen und sonstigen Ausstellungsstücke. In Whites ehemaliger Fabrikhalle sind Maschinen aus dem Ersten Weltkrieg zu sehen. Britische und amerikanische Bomber – z. B. eine Avro Lancaster oder eine B-17 Flying Fortress – stehen in der Bomber Hall; die Historic Hangars versammeln in fünf Unterabteilungen Flugzeuge der Royal Air Force vom Ersten Weltkrieg bis heute. Meilensteine der Luftfahrtgeschichte wie die Blériot XI oder die Me 262 stellt die Halle dieses Namens vor; 14 britische, deutsche und italienische Flugzeuge, die an der Luftschlacht um England im Sommer 1940 beteiligt waren, werden in der »Battle of Britain Hall« gezeigt. Experimente rund ums Fliegen zum selbst ausprobieren bietet die Halle »Aeronauts Interactive«.

image St. James’s Palace

image

Lage: Pall Mall, SW 1

U-Bahn: Green Park nicht zugänglich außer Kapellen für Sonntagsgottesdienste

Der St. James’s Palace wenig nördlich der Mall, ein ausgezeichnetes Beispiel für ein Ziegelgebäude im Tudorstil, ist nach wie vor offizieller Amtssitz des britischen Monarchen.

Königliche Residenz

Sein Name erinnert an ein Lepra-Krankenhaus, das im 12. Jh. gegründet wurde und James the Lesser, Bischof von Jerusalem, gewidmet war. Dieses ließ Heinrich VIII. 1532 abreißen und nach Plänen von Hans Holbein d. J. den Königlichen Palast erbauen, in dem Karl II., Jakob II., Maria II., Anna und Georg IV. geboren wurden. Nach dem Brand von Whitehall Palace wurde St. James’s Palace 1698 Residenz. Daraus erklärt sich u. a., dass Botschafter heute immer noch »am Hof von St. James’s« akkreditiert werden, auch wenn Königin Viktoria Buckingham Palace zur Londoner Residenz der Monarchen machte. In St. James’s Palace, der sich um vier Höfe aufbaut, haben heute noch zahlreiche königliche Ämter ihren Sitz; wichtige Zeremonien, wie etwa die Ausrufung eines neuen Königs, finden ebenfalls hier statt. Außerdem ist der Palast Londoner Wohnsitz von Prinz Charles und Prinzessin Anne.

Gate House

Die St. James’s Street läuft auf das Gate House mit den Initialen Heinrichs VIII. zu. Dahinter beginnt der Colour Court mit einem Säulengang aus dem 17. Jahrhundert.

Chapel Royal

Rechts vom Gate House, von der Stable Yard Road einsehbar, liegt der Ambassadors’ Court (Botschafterhof) mit der 1532 erbauten Chapel Royal, deren Kassettendecke Holbein bemalt haben soll. In der Kapelle heirateten Wilhelm III. und Maria II. (1677), Anna (1683), Georg IV. (1795), Viktoria (1840; ihre Heiratsurkunde in der Sakristei) und Georg V. (1893). Elisabeth I. betete hier während des Angriffs der spanischen Armada 1588; 1997 war Prinzessin Diana vor dem Altar aufgebahrt. Georg Friedrich Händel war Organist der Chapel Royal.

image Sonntagsgottesdienste: erster So. im Okt. bis Karfreitag 8.30 und 11.15 Uhr

Queen’s Chapel

Die Queen’s Chapel wurde für Henrietta Maria, Gemahlin Karls I., gebaut. Inigo Jones verwirklichte hier den ersten klassisch-palladianischen Kirchenbau in England. In der Kapelle heiratete Karl II. 1661 Katharina von Braganza, 100 Jahre später fand noch einmal eine königliche Hochzeit statt, als Georg III. mit Charlotte Sophie von Mecklenburg-Strelitz getraut wurde.

image Sonntagsgottesdienste: Ostersonntag bis letzter So. im Juli 8.30 und 11.15 Uhr

Clarence House

An der Stable Yard Road liegt Clarence House, 1825 von John Nash für den Herzog von Clarence, den späteren König Wilhelm IV., gebaut. Es war bis zu ihrem Tod das Zuhause von »Queen Mom«, nun leben Charles und Camilla hier.

Lancaster House

Lancaster House gegenüber von Clarence House wird heute vom Foreign & Commonwealth Office genutzt, war aber 1825 von Benjamin Wyatt für den Herzog von York geplant, der jedoch noch vor Fertigstellung starb. Einer seiner Gläubiger, der Marquis von Stafford und spätere Duke of Sutherland übernahm das 1840 von Robert Smirke und Charles Barry fertiggestellte Gebäude und nannte es natürlich Stafford House. Der erste Lord Leverhulme aus dem Haus Lancaster erwarb es 1913 und taufte es Lancaster House. Er schenkte es dem Staat mit der Auflage, in ihm das Museum of London unterzubringen, was von 1914 bis 1951 auch der Fall war. Die Pracht der Gemächer charakterisiert ein Ausspruch Königin Viktorias, als sie von der Herzogin von Sutherland hier begrüßt wurde: »Ich bin von meinem Haus in Ihren Palast gekommen.«

Spencer House

Spencer House, ein schönes Beispiel für einen Londoner Stadtpalast aus dem 18. Jh., liegt am St. James’s Place. Es war Residenz der Familie des Earls of Spencer, aus der Prinzessin Diana stammte. Die Repräsentationsräume können besichtigt werden.

image Führungen So. 10.30 – 17.45 Uhr; Eintritt: 12 £

Pall Mall – Londons »Clubland«

Vor dem Torhaus von St. James’s Palace kreuzen sich St. James’s Street und Pall Mall – die Hauptachsen von »London’s Clubland«, denn hier waren und sind die berühmtesten Londoner Clubs zu Hause (imageBaedeker Wissen siehe >>). Vor allem Pall Mall, deren Name von dem im 17. Jh. beliebten, crocketähnlichen Spiel »Paille Maille« kommt, hat einige exklusive Adressen: Nr. 36 – 39 Army and Navy Club, Nr. 104 Reform Club und Nr. 106 Traveller’s Club, beide Gebäude von Sir Charles Barry, Architekt der Houses of Parliament, oder Nr. 116, der United Services Club von John Nash.

Ungefähr auf halbem Weg zum Trafalgar Square öffnet sich an der Pall Mall hinter einer Häuserzeile imageSt. James’s Square, einer der schönsten Plätze im Westend. Henry Jermyn, Earl of St. Albans, ließ ihn in den 1660er-Jahren anlegen. Die Platzmitte nehmen ein hölzerner Säulenrundbau von John Nash und ein Reiterstandbild von König Wilhelm III. ein. Unter den Häusern ringsum ragen zwei besonders heraus: Nr. 15, Lichfield House, wurde von Athenian Stuart 1764 bis 1768 für Thomas Anson nach dem Vorbild des Athener Minerva-Tempels erbaut; Nr. 20, Distillers House, errichtete Robert Adam, von 1771 bis 1774 für Sir Watkin Williams. In Nr. 31 wurde Georg III. geboren.

Bald darauf erreicht man Waterloo Place mit der Eingangsseite von Carlton House Terrace, dessen Schauseite zur Mall zeigt. Auch hier hat es einige sehr feine Adressen: Nr. 5 Turf Club, Nr. 6 Royal Society, Nr. 16 Terrace Club. Weiter rechts schließen die Carlton Gardens an, wo in Nr. 4 von 1940 bis 1944 Charles de Gaulle das freie Frankreich vertrat. Nr. 7 – 9 war bis 1939 Sitz der deutschen Botschaft.

image St. James’s Park · Green Park

image

Lage: The Mall, SW 1

U-Bahn: St. James’s Park, Green Park

St. James’s ist Londons ältester und vor allem schönster Park, was man am besten bei einem Bummel vom Buckingham Palace zu Horse Guards Parade in Whitehall erlebt.

Londons schönster Park

Nicht umsonst erinnert er an Landschaften in Kent, Hampshire oder Sussex. Das Gelände, ursprünglich ein sumpfiges Feld, machte Heinrich VIII. 1532 zu seinem Jagdrevier. Jakob I. ließ eine Menagerie mit exotischen Tieren aufbauen, darunter auch einige Vogelvolièren an der Südseite, weshalb die Straße dort Birdcage Walk heißt. Karl II., beraten vom französischen Gartenbauarchitekten Le Nôtre, verwandelte den Park in einen streng barocken Garten. John Nash schließlich gab diesem im Auftrag Georgs IV. im Jahr 1829 sein heutiges Gesicht als Idealbild eines aufgelockerten englischen Gartens und machte aus Le Nôtres Kanal den heutigen See.

Green Park

Green Park gehörte ebenfalls zu Heinrichs VIII. Jagdgründen. Als Upper St. James’s Park öffnete Karl II. ihn dem Publikum, doch blieb er weitgehend ungestaltet und zeigt sich daher heute noch als baumbestandener Rasen. Nichts deutet mehr darauf hin, dass Green Park bei Londons Duellanten sehr beliebt war. An seiner äußersten Nordwestspitze, gegenüber vom Wellington Arch (imagesiehe >>), ist Anfang Juli 2012 das letzte große britische Denkmal zur Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg eingeweiht worden: Das Bomber Command Memorial ehrt die über 55 000 gefallenen Besatzungsmitglieder der britischen Bombenflugzeuge. An dem am Park zum Buckingham Palace entlangziehenden Constitution Hill liegt das Ehrenmal für die Gefallenen aus Asien, Afrika und der Karibik, auf Höhe des Palasts das Ehrenmal für die kanadischen Gefallenen beider Weltkriege.

BAEDEKER WISSEN !

Londons Klubs

Members only

Kein Schild an irgendeiner Tür: In Pall Mall und St. James’s Street sieht man kaum, dass hier das Herz des Londoner Klublebens schlägt. Das ist auch nicht nötig: Wer dazugehört, weiß, wo er eingelassen wird.

Die große Zeit der Klubs war das viktorianische 19. Jahrhundert. Für eine Aufnahmegebühr und einen jährlichen Beitrag waren die Members unter sich, um im Klubrestaurant zu speisen, im Salon zu diskutieren oder zu spielen oder in der Bibliothek zu lesen, umsorgt von einer devoten Dienerschaft in einem luxuriösen Rahmen, den sich nicht jeder leisten konnte, hätte er alles aus eigener Tasche bezahlen müssen. Nach Hause ging man eigentlich nur, um zu schlafen, und eine Ehe war höchstens eine Belastung. Folgerichtig waren Frauen als Mitglieder nicht zugelassen, eine Regel, an der heute noch viele Klubs festhalten. Der Klub bot aber noch einen anderen, unschätzbaren Vorteil: Nicht jeder durfte mitmachen – exklusiv anders zu sein als die anderen war (und ist) die tragende Säule eines jeden Klubs. Entsprechend lang waren die Wartelisten, entsprechend oft gründeten bei einem bestimmten Klub abgewie- sene Bewerber ihren eigenen – der selbstverständlich wieder strengstens darauf achtete, dass nur würdige Herren Mitglied werden konnten – und entsprechende Animositäten bestanden zwischen manchen Klubs.

Beginn im Kaffeehaus

Angefangen hat alles 1693 in White’s Chocolate House. John Arthur bot seinen Kunden »gallantry, pleasure and entertainment«, und das hieß vor allem Spiel um große Summen und Wetten auf die unmöglichsten Dinge abschließen – wie Lord Arlington, der 1750 um 3000 Pfund wettete, welcher von zwei Regentropfen als erster das Fenster hinabgeronnen sein würde. Um diese Zeit bestand bereits ein »Inner Club«, in den nicht jeder eintreten konnte und der die Keimzelle des einige Jahre später in 37 – 39 St. James’s Street offiziell gegründeten White’s Club wurde, des ältesten und exklusivsten der Londoner Klubs. Georg IV., Wilhelm IV., Eduard VII., der Herzog von Wellington, Sir Robert Walpole, William Pitt d. Ä. und natürlich Beau Brummell, Inbegriff des Dandy, waren Mitglied. 1760 fanden sich die Widersacher der Reformpolitik Pitts, allen voran der Prince of Wales, im Brook’s Club, 60 St. James’s Street, zusammen. Doch der politische Charakter dieser beiden Klubs war nur kurz. Nicht ganz 90 Jahre später hatte man sich um wichtigere Dinge zu kümmern: Über die Frage, ob bei White’s geraucht werden dürfe, wo bisher doch nur Schnupftabak erlaubt war, entbrannte ein heftiger Streit. Zähneknirschend richtete man einen Rauchsalon ein, nichtsdestotrotz aber gründete die Raucherfraktion den Marlborough Club, wo in allen Räumen nach Herzenslust gepafft werden durfte.

Viktorianische Klubs

Zu dieser Zeit schossen die Klubs wie Pilze aus dem Boden. Soldaten gründeten den United Services Club und den Army and Navy Club, Pferdesportenthusiasten den Turf Club. Im 1831 vom Duke of Sussex eröffneten Garrick Club, 15 Garrick Street, trafen sich Schriftsteller, Künstler und Schauspieler, darunter Charles Dickens und William Thackeray. Schon sieben Jahre zuvor hatte der Schriftsteller und Politiker John Wilson Croker den Athenaeum Club ins Leben gerufen, der seit 1830 unter der Adresse 107 Pall Mall die geistige Elite des Landes zu vereinen trachtet. Croker gebührt das Verdienst, als Erster den Begriff »Konservativer« für die Tories ins politische Leben Englands eingebracht zu haben. Diese erlebten bei den Unterhauswahlen 1832 ein Desaster, und flugs gründeten ihre übrig gebliebenen Abgeordneten einen Klub, in dem die konservativen Werte gepflegt werden sollten: den nach seinem zweiten Sitz, dem Carlton Hotel, so getauften Carlton Club, 69 St. James’s Street. Mitglied kann bis heute nur werden, wer sich zu den Prinzipien der konservativen Partei bekennt. Alle Tory-Premiers, von Gladstone angefangen, gehörten dem Carlton an. Ihre politischen Gegner, die Whigs, eröffneten noch im selben Jahr den Reform Club, 104 – 105 Pall Mall, der es auch zu literarischen Ehren gebracht hat: Hier wettete Jules Vernes’ Phineas Fogg, die Welt in achtzig Tagen umrunden zu können. Selbstverständlich konnte ein Gentleman Mitglied in mehreren Klubs sein, aber auch nicht wieder in allen. So gehörte William Thackeray dem Reform, dem Garrick und dem Athenaeum an, in den erheblich versnobteren Traveller’s Club schaffte er es aber nie.

image

Die Tradition lebt

White’s, Brook’s, Athenaeum, Carlton, Garrick und Reform sind nur einige der glanzvollsten Namen aus der großen Ära der Klubs. Sie alle existieren heute noch, doch die Zeiten, als sie das gesellschaftliche Leben beherrschten und allerlei Exzentriker aus ihren Reihen für Unterhaltung sorgten, sind mehr oder weniger vorbei. Andererseits darf man ihren Einfluss nicht zu gering einschätzen: Mitglied im richtigen Klub zu sein, kann sich als höchst förderlich für die Karriere erweisen. Noch immer umschwebt sie der Hauch der Exklusivität, auch wenn manche von ihnen geradezu revolutionäre Anpassungen an den Zeitgeist vorgenommen haben wie der Reform Club, der seit 1981 (!) auch Frauen als Mitglieder aufnimmt – schließlich ist man sehr stolz darauf, ein fortschrittlicher Klub zu sein.

image

Blick über St. James’s Park auf die Dächer von Whitehall

image St. Martin-in-the-Fields

image

Lage: Trafalgar Square, WC 2

U-Bahn: Charing Cross

Im Trubel von Trafalgar Square behauptet sich an dessen Nordecke St. Martin-in-the-Fields, die Kirche der Admiralität.

Seit 1222 ist an dieser Stelle eine Kirche belegt. Heinrich VIII. ließ 1542 eine neue erbauen, die 1721 wiederum ersetzt wurde nach Entwürfen von James Gibb, einem Schüler Wrens. St. Martin ist die Kirche der Admiralität, weswegen bei offiziellen Anlässen die Flagge der britischen Flotte, die White Ensign, gehisst wird, und sie ist außerdem die Kirche des Königshauses, denn zur Gemeinde zählt auch Buckingham Palace. Mit dem Neubau von St. Martin gelang Gibb ein Meisterwerk, das mit korinthischem Säulenportal und schlankem, 56 m hohem Turm für viele Kirchen in den nordamerikanischen Kolonien zum Vorbild wurde. Im Giebelfeld erscheint das Königswappen. Im Innenraum kann man die von den Italienern Bagutti und Arturi geschaffene elliptische Gitterdecke bewundern. Links vom Altar befindet sich die königliche Loge (Royal Box), ihr gegenüber die der Admiralität. In St. Martin sind u. a. William Hogarth und Nell Gwynne, die Geliebte Karls II., begraben.

St. Martin ist seit der Zeit, als der sehr um die Armen der Stadt bemühte »Dick« Sheppard Vikar war (1914 – 1927) als »Church of the Ever Open Door« eine der wichtigsten Londoner Anlaufstellen für Arme und Obdachlose.

BAEDEKER TIPP !

Musik in St. Martin

Konzerte in St. Martin-in-the-Fields genießen einen hervorragenden Ruf: Abendveranstaltungen mit klassischer und Kirchenmusik (natürlich auch mit dem Kammerensemble der Academy of St. Martin-in-the-Fields), Lunchtime Concerts mit Talenten und die Jazzabende im Crypt Café. Infos und Karten unter www.smitf.org.

Außer für Könige und Admiräle hat St. Martin auch noch für die »Pearlies« ihre spezielle Bedeutung. Sie rekrutieren sich aus den Marktleuten des East End und sammeln traditionsgemäß für wohltätige Zwecke. Jeden Oktober treffen sie sich in St. Martin zum Costermongers’ Harvest Festival, zu dem sie ihre mit Perlmuttknöpfen übersäten Anzüge und Kleider tragen und einen »Pearly King« und eine »Pearly Queen« wählen.

image

Ein »Pearly« sammelt für einen guten Zweck.

St. Mary-le-Bow

image

Lage: Cheapside, EC 2

U-Bahn: St. Paul’s, Bank

www.stmarylebow.co.uk

St. Mary-le-Bow nimmt im Herzen der Londoner einen besonderen Platz ein: Nur wer in Hörweite ihrer heute zwölf Glocken, der Bow Bells, zur Welt gekommen ist, gilt als waschechter Cockney.

Die Kirche der Cockneys

Denn seit dem Mittelalter läutete die Great Bell of Bow jeden Morgen die Londoner aus dem Schlaf und schickte sie abends um neun wieder zu Bett: So markierte sie akustisch die Grenzen der City.

Normannischen Ursprungs und eine der ältesten Steinkirchen Londons, wurde sie nach dem Großen Feuer von Christopher Wren 1670 bis 1683 neu erbaut. Im Zweiten Weltkrieg erheblich beschädigt, konnte sie erst 1964 neu geweiht werden; Deutschland spendete dazu das Kruzifix. Ihren Namen hat sie von den normannischen Bögen der Krypta, die Wren am 73 m hohen Turm mit seiner fast 3 m langen Wetterfahne in Form eines Drachen wiederholt. Neben diesen Bögen sind in der Nordwestecke der normannischen Krypta auch einige Stufen der Zugangstreppe zur mittelalterlichen Kirche zu sehen.

image St. Paul’s Cathedral

image

Lage: Ludgate Hill, EC 4

U-Bahn: St. Paul’s, Mansion House

image Mo. – Sa. 8.30 – 16.00, Galerien 9.30 – 16.15 Uhr

Eintritt: 15,00 £

www.stpauls.co.uk

St. Paul’s Cathedral, Kirche der Diözese London und »Pfarrkirche des britischen Commonwealth«, ist das größte und berühmteste Gotteshaus der City.

Die zweitgrößte Kuppel der Welt

Die Kathedrale, deren mächtige Kuppel das Bild der City bestimmt, ist bereits der fünfte Kirchenbau an dieser Stelle, an der wohl schon ein römischer Dianatempel stand. Zu ihrer Zeit eine der reichsten Kirchen der Welt war die im 12. / 13. Jh. errichtete Old St. Paul’s. Diese große gotische Kathedrale, in der u. a. Sachsenkönig Ethelred begraben war, wurde 1561 durch Feuer schwer beschädigt, danach von Inigo Jones zum Teil wieder aufgebaut (1627 – 1642) und beim Großen Feuer von 1666 endgültig zerstört. Den heutigen Kirchenbau und Nachfolger von Old St. Paul’s, 1675 begonnen und 1711 fertiggestellt, entwarf Christopher Wren. Sein Entwurf wurde erst nach langen Streitigkeiten mit den Kirchenräten genehmigt, denen Wrens Ideen zunächst zu revolutionär waren. So entstand ein Kompromiss zwischen Wrens ursprünglicher Idee eines Doms (zu sehen am Modell in der Krypta) und den Vorstellungen der Räte von einem Grundriss in Form eines lateinischen Kreuzes. Dennoch ist der Bau zweifellos das Meister- und Lebenswerk Wrens. Ihre Kuppel ist nach der des Petersdoms in Rom die zweitgrößte der Welt. In St. Paul’s heirateten 1981 Prinz Charles und Prinzessin Diana; 2002 nahm man hier Abschied von Queen Mum.

BAEDEKER WISSEN ?

Nicht versäumen

  • Grabfigur von John Donne
  • Gräber von Christopher Wren, Admiral Nelson und des Herzogs von Wellington in der Krypta
  • Whispering Gallery
  • Aussicht von den Kuppelgalerien

St. Paul’s Cathedral

image

Grafik downloaden: www.baedeker.com/ebooklondon-downloads/st-pauls-cathedral

Hauptschiff

Man bewegt sich in einem der größten Kirchenräume der Welt. Gleich links liegt die All Souls’ Chapel, seit 1925 Gedächtniskapelle für den 1916 gestorbenen Feldmarschall Lord Kitchener. Nach der St. Dunstan’s Chapel mit einer eichenen Schirmwand aus dem 17. Jh. und einem Mosaik von Salviati folgen im nördlichen Seitenschiff die Grabmäler des Malers John Leighton, des Generals Charles George Gordon und des Premierministers William Melbourne. Das mächtige Wellington Monument, Grabmal des 1852 gestorbenen Herzogs und Siegers der Schlacht von Waterloo, ist ein Werk von Alfred Stevens, dem 1912 die von John Tweed geschaffene Reiterstatue hinzugefügt wurde. Zwei allegorische Kolossalgruppen stellen Tapferkeit und Feigheit, Wahrheit und Lüge dar.

Querschiffe

Das nördliche Querschiff birgt den Taufstein, Statuen u. a. von Joshua Reynolds und Dr. Samuel Johnson und das Gemälde »Licht der Welt« des Präraffaeliten Holman Hunt. Im südlichen Querschiff wird Britanniens anderer große Held der Napoleonischen Kriege mit dem Nelson Monument von John Flaxman geehrt. Es zeigt allegorische Darstellungen der Nordsee, der Ostsee, des Mittelmeers und des Nils und verzeichnet am Sockel mit »Copenhagen – Nile – Trafalgar« Nelsons bedeutendste Siege.

BAEDEKER WISSEN !

St. Paul’s Cathedral

image

Grafik downloaden: www.baedeker.com/ebooklondon-downloads/st-pauls-cathedral2

imageKuppel

Höhepunkt in St. Paul’s ist der Blick in die Kuppel, die von acht wuchtigen Doppelpfeilern mit korinthischen Kapitellen gestützt wird, denen wiederum je vier Nebenpfeiler Halt geben. Die acht Darstellungen aus dem Leben des Apostels Paulus stammen von James Thornhill, Salviati führte Ende des 19. Jh.s die Mosaiken aus.

Chor

Ein wahres Kaleidoskop an Bildkraft bietet das eichene Chorgestühl, eine meisterhafte Arbeit des 17. Jh.s aus der Werkstatt von Grinling Gibbons. Der Hochaltar mit seinem domartigen Gewölbe wurde 1958 von Dykes Bower und Godfrey Allan nach Skizzen Wrens geschaffen. Die schmiedeeisernen Gitter im Chor und im Chorumgang sind allesamt Werke des Hugenotten Jean Tijou. Hinter dem Hochaltar liegt die American Memorial Chapel, in der eine Ehrenrolle mit den Namen von 28 000 im Zweiten Weltkrieg in Großbritannien stationierten und gefallenen Amerikanern aufbewahrt wird. Im südlichen Chorumgang befindet sich die Grabfigur von John Donne, Dichter und Dekan von St. Paul’s. Diese Skulptur ist die einzige, die den Brand von Old St. Paul’s 1666 überstanden hat.

Krypta

Zu beiden Seiten des Chors geht es hinab in die Krypta. Sie nimmt den gesamten Raum unter der Kirche ein und ist Grabstätte vieler berühmter Briten. Im Nordflügel sind u. a. die Maler Constable, Turner, Landseer und Reynolds sowie der Penicillin-Entdecker Alexander Fleming begraben; eine Büste erinnert an T. E. Lawrence, besser bekannt als Lawrence of Arabia.

Unter dem südlichen Seitenschiff findet man das schlichte Grabmal des Architekten Christopher Wren mit der Inschrift »Lector, si monumentum requiris, circumspice – Leser, wenn du ein Denkmal suchst, blicke um dich«. Auch die Sarkophage von Wellington und Nelson stehen in der Krypta. Nelsons Marmorgrab war ursprünglich als Sarkophag für Kardinal Wolsey, Kanzler Heinrich VIII., gedacht; der eigentliche Sarg wurde aus dem Hauptmast des 1798 in der Seeschlacht von Abukir gesprengten französischen Flaggschiffes »L’Orient« gefertigt. Wellingtons schlichter Sarkophag ist aus Granit aus Cornwall; rundum sind die Banner drapiert, die seine Leichenprozession begleiteten – das preußische fehlt, denn es wurde im Ersten Weltkrieg entfernt.

GALERIEN UND KUPPEL

Triforiumsgalerie

143 Stufen führen zur über dem südlichen Seitenschiff liegenden Triforiumsgalerie, in der Pläne und Modelle der früheren Kirchen ausliegen. Auf der westlichen Galerie sind verschiedenste Stücke aus der Geschichte von St. Paul’s ausgestellt, darunter auch die von den Kirchenräten verworfenen Pläne Wrens.

Whispering Gallery

Von der Bibliothek am Ende der Triforiumsgalerie erreicht man die Whispering Gallery (Flüstergalerie). Ihren Namen verdankt sie ihrer akustischen Besonderheit: Selbst von der 48 m im Halbkreis entfernt gegenüberliegenden Seite versteht man noch jedes gegen die Wand geflüsterte Wort. Von hier hat man nicht nur den besten Blick auf die Kuppelmalereien von Thornhill, sondern gewinnt auch den nachhaltigsten Eindruck von der Größe und den Proportionen des Hauptschiffes.

Stone Gallery Golden Gallery

Über 117 weitere Stufen gelangt man zur Stone Gallery, von wo es noch einmal 166 Stufen bis zur Golden Gallery am Fuß der Laterne sind. Auf dem Weg hinauf eröffnet ein Guckloch im Boden einen atemberaubenden Blick hinab zur Kirchenbasis. Die die Laterne krönende Kugel kann zehn Personen aufnehmen.

PATERNOSTER SQUARE

Paternoster Square an der Nordseite von St. Paul’s, ein 2003 abgeschlossenes Bauprojekt, ist seit 2004 Sitz der London Stock Exchange und großer Investmentbanken. Mittendrin steigt die 23 m hohe Paternoster Square Column auf, zugleich den Ventilationsschacht für die unter dem Pflaster liegenden Räume bidlet.

Vor dem Seiteneingang von St. Paul’s steht der Torbogen Temple Bar. Er markierte bis 1878 das Westende der Fleet Street, wurde dann abgebrochen und 1880 von dem Brauer Heny Meux, der die Steine gekauft hatte, in Theobald’s Park wieder aufgebaut. Von dort ist der Torbogen an seinen heutigen Platz verlegt worden.

image Science Museum

image

Lage: Exhibition Road, SW 7

U-Bahn: South Kensington

image tgl. 10.00 – 18.00 Uhr

Eintritt frei

www.nmsi.ac.uk

Das Science Museum beschäftigt sich mit Geschichte und Aufgaben von Naturwissenschaften, Industrie und Technik. Es ist vor allem auch für Kinder ein großes Erlebnis.

Denn sie können hier viele Apparate bedienen und Experimente durchführen: die Jüngsten betätigen sich im Untergeschoss im »Garden«, bis zu Achtjährige im »Pattern Pod« im Erdgeschoss und Kleine und Große zusammen gehen in der »Launchpad Gallery« im dritten Stock ans Werk.

Erdgeschoss und erster Stock

Im Erdgeschoss werden zunächst in einer großen Halle allerlei Möglichkeiten zur Energieerzeugung vorgestellt. Vorbei an einem Foucault’schen Pendel geht es in die Weltraumhalle, wo u. a. Raketen und Steine vom Mond ausgestellt sind und die Geschichte der Raumfahrt dargestellt wird. Die folgende Abteilung präsentiert 150 der bedeutendsten Stücke des Museums, so Stephensons Lokomotive »Rocket« von 1829 und die Raumkapsel Apollo 10. Auf der Ebene im Anbau wird die Frage »Who am I?« beantwortet.

Die Abteilungen im ersten Stock befassen sich mit verschiedensten Materialien und ihrer Herstellung (z. B. Eisen und Stahl, Glas und Kunststoffe), der Telekommunikation – hier ein Telefon von Graham Bell und ein Telegraf von 1846 –, der Gasgewinnung, mit Landwirtschaft, Meteorologie, Landvermessung und Zeitmessung sowie mit Lebensmitteln, wo auch die älteste erhaltene Konservendose (1823) zu sehen ist.

Zweiter und dritter Stock

Im zweiten Stock geht es um Papierherstellung und Druck (mit einer Schreibmaschine von 1875 mit der ersten, heute noch gültigen Tastenanordnung), Mathematik und Datenverarbeitung – hier die Rechenmaschine Engine 1, die Charles Babbage 1832 baute – sowie um Schifffahrt, Schiffsbau und die Erdatmosphäre. Der dritte Stock bietet Wissenswertes über Wissenschaft im 18. Jh., Gesundheitsforschnug und vor allem über die Luftfahrt. Man kann hier Experimente zur Physik der Luftfahrt durchführen und Originalflugzeuge bewundern, so die Vickers Vimy, mit der Alcock und Brown 1919 als Erste den Atlantik überflogen, und eine Gloster E 28 / 39 »Whittle«, das erste britische Düsenflugzeug. In der Fortsetzung im Anbau beschäftigt man sich spielerisch und interaktiv mit der Zukunft.

Vierter und fünfter Stock

Im vierten und fünften Stock dreht sich alles um Medizin – sowohl für Menschen als auch für Tiere. Zu den Objekten hier gehören das erste gebrauchsfähige Stethoskop aus dem Jahr 1818 und eine von Louis Pasteur benutzte Versuchsanordnung.

Smithfield Market

image

Lage: Charterhouse Street/ West Smithfield, EC 1

U-Bahn: Barbican, Farringdon

image Mo. – Fr. 3.00 – ca. 12.00 Uhr

In den viktorianischen Hallen von Smithfield Market werden täglich fast 500 Tonnen Fleisch und andere Waren umgeschlagen – seit der Eröffnung 1868 ist er der größte Fleischmarkt Londons und heute der letzte innerstädtische Großmarkt.

Londons letzter innerstädtischer Großmarkt

Hier versorgen sich Metzger, Restaurants und Lebensmittelgeschäfte der City vor allem mit Fleisch, aber auch mit Geflügel, Käse und anderen Delikatessen. Der Markt blickt auf eine lange Geschichte zurück: Schon seit dem 10. Jh. ist auf dem »Smooth Field« ein freitäglicher Viehmarkt nachgewiesen, der im Lauf der Jahrhunderte immer größer wurde und es Mitte des 19. Jh.s auf einen Jahresumschlag von 220 000 Rindern und 1,5 Mio. Schafen brachte. Damit einher gingen aber unhaltbare hygienische Zustände, denn ein Großteil der Tiere wurde vor Ort auch gleich geschlachtet. 1855 wurde der Markt daher eingestellt. Per Parlamentsakte beschloss man aber 1860 die Errichtung eines Vieh- und Geflügelmarkts. Sir Horace Jones entwarf die beiden heute noch betriebenen zentralen Gebäude; ringsum liegende andere alte Markthallen werden heute anderweitig genutzt.

Smithfield hat allerdings auch eine Geschichte als Fest- und Hinrichtungsplatz. 1390 ließ Richard II. hier ein – von Geoffrey Chaucer organisiertes – Ritterturnier ausrichten, zu dem sich 60 Ritter aus ganz Europa einfanden. Viel Volk zogen die Hinrichtungen an: 1305 bestieg der schottische Rebell William Wallace das Schafott, 1381 wurde der Anführer der Bauernrevolte Wat Tyler hier geköpft und Mitte des 16. Jh.s ließ Queen Mary 200 religiöse Dissidenten in Smithfield hinrichten.

BAEDEKER WISSEN ?

Früh aus den Federn…

Wer das Marktleben in vollem Gang erleben will, muss früh aufstehen: Die beste Zeit ist morgens gegen 7.00 Uhr. Die Pubs ringsum haben dann schon auf, wo schon die Händler und die Clubber vom »Fabric«-Megaclub gegenüber ihren Morgendurst stillen.

RUND UM SMITHFIELD MARKET

imageSt. Bartholomew-the-Great

St. Bartholomew-the-Great, die älteste Pfarrkirche der City, liegt südlich der Markthallen versteckt hinter einem Fachwerktorhaus aus dem 16. Jahrhundert. Sie ist der Rest des 1123 von Rahere, Höfling und Hofnarr Heinrichs I., gegründeten Hospitals und Klosters. Bis zur Säkularisierung unter Heinrich VIII. war sie zu einer beachtlichen Größe ausgebaut worden, dann wurde das Hauptschiff abgerissen und der Chor zur Gemeindekirche gemacht; im 18. Jh. dienten die Gebäude als Lagerhalle, Schuppen, Wirtschaft, Schmiede und Druckerei, in der 1724 auch Benjamin Franklin arbeitete.

Die Hufeisenbögen im Chor und das umlaufende Würfelgesims belegen die normannische Kirchenbauarchitektur. Der um 1145 gestorbene Rahere ist in einem im 16. Jh. gefertigten Grabmal bestattet, das ihn liegend zeigt, gekleidet in das Schwarz der Augustinermönche. Ein gekrönter Engel am Fußende trägt ein Schild mit dem Wappen des Klosters. Weitere interessante Gegenstände sind das Alabastergrab von Sir Walter Mildmay, Schatzkanzler unter Elisabeth I., das Taufbecken aus dem frühen 15. Jh., an dem William Hogarth getauft wurde, sowie der 1405 gebaute Kreuzgang, in den man durch ein normannisches Portal mit Toren aus dem 15. Jh. gelangt. Wo sich einst das Hauptschiff wölbte, befindet sich heute der kleine Kirchhof; das hier noch stehende Portal aus dem 13. Jh. war ehemals der Eingang zum südlichen Seitenschiff.

image

St. Bartholomew-the-Great ist die älteste Pfarrkirche Londons.

Charterhouse

In der Verlängerung der Charterhouse Street an der Nordseite des Markts kommt man auf den Charterhouse Square. Hier kann man links durch das Torhaus einen Blick in den Hof von Charterhouse werfen. Es hat seinen Namen vom Kartäuserorden, dessen Londoner Ableger 1371 von Sir Walter de Manny gegründet wurde. 1535 ließ Heinrich VIII. den Orden aufheben; Prior John Houghton, der sich dagegen wehrte, ließ er auf dem Tyburn aufhängen, vierteilen und einen seiner Arme an das Torhaus nageln. Das Anwesen gehörte dann u. a. John Dudley, Herzog von Northumberland (1553 hingerichtet) und Thomas Howard, Duke of Norfolk (1572 wegen Konspiration mit Maria Stuart hingerichtet), bis es 1611 Thomas Sutton kaufte und in ein Altenheim und eine Schule umwandelte, die 1872 nach Godalming umzog und noch heute zu einer der besten Privatschulen Englands zählt. Im Londoner Charterhouse leben heute 40 Pensionäre, die Mitglied der Kirche von England und Junggesellen oder Witwer sein sowie als Offizier gedient oder dem Klerus angehört haben müssen.

St. John’s Gate

Nördlich vom Markt (via St. John Street und St. John Lane) kommt man zu St. John’s Gate, dem alten Tor der Priorei des Johanniterordens. Der im 11. Jh. in Jerusalem gegründete Orden kam im 12. Jh. nach England und baute 1148 seinen Sitz hier in Clerkenwell. Diesen brannte der Bauernrebell Wat Tyler 1381 nieder. Kaum war die Priorei 1504 neu errichtet, wurde 1537 der Orden aufgelöst. Das 1504 erbaute Torhaus ist der einzige noch erhaltene Teil der Priorei. William Hogarth lebte einige Jahre lang hier, als sein Vater im Torturm ein Kaffeehaus betrieb. An Stelle der Prioreikirche von 1185 und unter Verwendung von deren Chorwänden ist 1721 bis 1723 St. John’s Church erbaut worden. Ihr Altargemälde aus dem 15. Jh. zeigt den Sieg der Johanniter über die Türken bei der Belagerung von Rhodos. Die normannische Krypta (1140 – 1180) blieb erhalten.

Heute informiert hier das Museum of the Order of St. John über die Geschichte der englischen Johanniter.

image Mo. – Sa. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt frei, www.museumstjohn.org.uk

image Soho

image

Lage: zwischen Oxford Street, Charing Cross Road, Leicester Square, Piccadilly Circus und Regent Street

U-Bahn: Oxford Circus, Tottenham Court Road

Soho hatte lange den Ruf des Sündenpfuhls und der Lasterhöhle weg, dabei war es einst ein durchaus nobles Viertel. Heute geht es hier auch nicht verruchter als andernorts in ähnlichen Vierteln zu, im Gegenteil: eine lebendige Kneipen- und Cafészene gibt den Nährboden für Medienleute, Banker und ganz normale Menschen.

Die sündigen Zeiten sind fast vorbei

Der Name kommt vom Jagdruf »so-ho«, denn Heinrich VIII. hatte hier eines seiner Jagdreviere. Im 17. Jh. ließ sich mancher Adlige eine Villa bauen, aber Jahrzehnte später trieb es sie weiter an fashionablere Plätze; Einwanderer vom europäischen Festland und aus Asien lösten sie ab und gaben dem Viertel einen volkstümlicheren Anstrich. Seinen Ruf als das Rotlichtquartier schlechthin erwarb sich Soho erst im 19. Jh.; 1958 ist die Straßenprostitution verboten worden, und seit der »Säuberungsaktion« der Londoner Stadtväter in den 1980er-Jahren geht es noch ruhiger zu. In der Geschäftswelt ist Soho ein Gütesiegel: Dank seiner zentralen Lage siedelten sich – etwa in der Wardour Street – Filmgesellschaften, Verlage, Plattenfirmen und Werbeagenturen an. So bestimmen tagsüber die Kreativen Büromenschen das Bild. Londons Schwulenszene trifft sich vor allem in der Old Compton Street. Feinschmecker schließlich sehen in Soho die erste Adresse für Delikatessenläden und Restaurants: Wer Kulinarisches aus fremden Ländern kochen möchte, kauft hier ein, etwa auf dem Berwick Street Market oder in Chinatown; wer einem exotischen Restaurant einen Besuch abstatten will, geht ebenfalls nach Soho. Theaterbesucher kommen hier wie sonst kaum in London auf ihre Kosten, haben doch einige der berühmtesten West-End-Theater ihren Sitz in Soho (Erleben und Genießen, Abends). Unterwelt und zweifelhaftes Vergnügen, Bars und Revuen, Porno und Prostitution – auch das gibt es natürlich, u. a. in der Great Windmill Street, doch das allein ist nicht Soho.

Soho muss man zwei Mal besuchen

Baedeker Tour 4, siehe >>

Soho sollte man einmal am Tag und einmal in der Nacht besuchen. Tagsüber kann man nachschauen, was aus der in den 1960ern so berühmten Carnaby Street, dem Treff der Flower-Power-Generation, geworden ist – bis vor wenigen Jahren eine Fußgängerzone mit Allerweltsangebot, heute wieder eine quirlige Einkaufsstraße mit witzigen kleinen Läden. Man kann in der Wardour Street einen Blick in die Kirche St. Anne’s Soho werfen, in der u. a. Theodore, König von Korsika, begraben ist; danach die Dean Street hinauf – wo in Haus Nr. 28 von 1851 bis 1856 Karl Marx wohnte – zum Soho Square schlendern, einer Oase der Ruhe mit einer Statue Karls II. und einem nachgebauten Tudor-Gartenschuppen in der Mitte. Ecke Greek Street und Soho Square steht das 1746 erbaute House of St. Barnabas, wo man noch einen Eindruck davon erhält, wie es sich im feinen Soho lebte. An der Kreuzung mit der Old Compton Street ist man im eigentlichen Herz von Soho und kann unter Mengen von Pubs, Bars, Cafés und Restaurants aussuchen, nicht zuletzt für den zweiten Besuch am Abend. In der von ihr abgehenden Frith Street gibt es Ronnie Scott’s Club, Londons bekanntesten Jazzklub; geradeaus sieht man das Palace Theatre von 1891, in dem 1910 Anna Pavlova ihr Londoner Debüt gab und das heute dem Musicalkönig Andrew Lloyd Webber gehört. Das Palace liegt am Cambridge Circus, von dem die Shaftesbury Avenue zum Piccadilly Circus führt, gesäumt von einigen der bekanntesten Theater wie dem Lyric von 1888, dem Apollo von 1901, dem Globe von 1903 und dem Shaftesbury von 1911. Das schönste dieser Häuser ist das viktorianische Palace, doch ist es nicht immer leicht, Karten zu bekommen; man kann es aber am Half Price Ticket Booth am Leicester Square versuchen.

BAEDEKER TIPP !

Dim Sum

»Kleine Liebesstückchen für das Herz« – das bedeutet Dim Sum und das ist die beste Methode, (süd)chinesische Küche in Chinatown zu erleben. Die kleinen Köstlichkeiten werden auf wagern durch das Restaurant gerollt, und man nimmt sich, was gefällt. Gute Adressen sind Yaucatcha (15 Broadwick St., Tel. 020 74 94 88 88) und Leong’s Legends (4 Macclesfield St., Tel. 020 72 87 02 88).

image

Wie überall auf der Welt feiern auch die Einwohner von Londons Chinatown das Chinesische Neujahrsfest mit einem Umzug.

Leicester Square

Leicester Square ist der Dreh- und Angelpunkt des Theaterviertels im West End. Das war nicht immer so, denn nachdem der zweite Graf von Leicester sich 1631 hier ein Haus gebaut hatte, folgten ihm noch andere hochmögende Persönlichkeiten wie Isaac Newton, Joshua Reynolds oder William Hogarth. Ihre Statuen stehen an den Ecken des kleinen Gartens mit der Shakespeare-Skulptur in der Mitte. Im 19. Jh. aber hatten sich schon einige Music Halls etabliert, heute sind es Kinos wie das Empire oder das Odeon, die den Platz zum Herzen der Londoner Kinowelt machen. Deshalb ist auch Charlie Chaplin als Statue verewigt.

imageChinatown – China auf engstem Raum

Eine gute Idee: den Abend in einem Restaurant in Chinatown ausklingen lassen, die sich vor allem auf die Hauptachse Gerrard Street, auf die Lisle Street und einen Abschnitt der Wardour Street erstreckt. Die aber sind das Zentrum der 60 000 Köpfe zählenden chinesischen Gemeinde in London und ein Mikrokosmos Chinas mit zahllosen engen Restaurants, in denen die Pekingenten im Fenster hängen, mit exotischen Lebensmittelläden, Akupunkturpraxen, Buchläden, Friseurgeschäften und sogar Telefonzellen in Pagodenform. Allerorten spricht man nur Kantonesisch. Chinatown entstand seit Ende der 1940er-Jahre; bis dahin lebten die meisten Londoner Chinesen um die Docks von Limehouse herum.

South Bank

image

Lage: westliches Südufer der Themse

U-Bahn: Waterloo, Westminster

Das Südufer der Themse zwischen Waterloo und Westminster Bridge, einst mit Werften und Werkstätten belegt, hat sich zum Kulturzentrum mit Flanierweg gewandelt, von dem aus man das Panorama der Stadt von Westminster bis zur City vor sich hat.

Vom Industrie-zum Kulturzentrum

Die Werften machten South Bank im Zweiten Weltkrieg zum bevorzugten Ziel der deutschen Luftwaffe. Seit 1951, als die Royal Festival Hall fertiggestellt worden war, entstand auf den zerstörten Flächen nach und nach das Kulturzentrum South Bank Centre. Zum Millennium hat die Gegend mit dem Riesenrad »London Eye« und der Eröffnung des IMAX-Kinos vor Waterloo Station einen weiteren Impuls erhalten. Der Spaziergang beginnt am besten am östlichen Ende der Westminster Bridge bei der County Hall.

County Hall

Die massige County Hall, erbaut von 1912 bis 1932, war bis 1986 Sitz des Greater London Council. Sie beherbergt außer Gastronomie und einem Marriott Hotel das London Sea Life Aquarium, das sich als das größte der Welt sieht und dessen Highlights Schaubecken, Unterwassertunnel mit Haien und ein Streichelaquarium sind. Auch ein London Film Museum ist hier zu finden, das man aber nicht verwechseln sollte mit dem lange schon geschlossenen Museum des British Film Institute (s. u.): Das auf Interaktion setzende Museum in der County Hall wird von Privatleuten betrieben, weshalb es hier nicht nur um den britischen Film geht, sondern auch um Blockbuster aus Hollywood.

Sea Life Aquarium: Mo. – Do. 10.00 – 18.00, Fr. – So. 10.00 – 19.00 Uhr; Eintritt: 7,50 £; www.visitsealife.com

London Film Museum: Mo. – Mi., Fr. 10.00 – 17.00, Do. 11.00 – 17.00, Sa. 10.00 – 18.00, So. 11.00 – 18.00 Uhr; Eintritt: 13,50 £;
www.londonfilmmuseum.com

imageLondon Eye

Auf County Hall folgen die Jubilee Gardens, 1977 zum 25-jährigen Thronjubiläum angelegt. Davor ragt 135 m hoch Londons auch nicht mehr ganz neues Wahrzeichen auf, das im März 2000 eröffnete Riesenrad London Eye, damals das größte Riesenrad der Welt, konstruiert von David Marks und Julia Barfield (imageBaedeker Wissen siehe >>). Wer sich die Fahrt leistet, wird mit einem phantastischen Ausblick belohnt, der bei klarem Wetter 40 km weit reicht.

image tgl. ab 10.00 Uhr; Standard-Ticket 15 £; www.londoneye.com

image

London leuchtet.

South Bank Centre

Als architektonisch gelungen kann man das in der Themsebiegung liegende Kulturzentrum South Bank Centre kaum bezeichnen, zu sehr strahlt die Kälte vom blanken Beton. Was kulturell allerdings geboten wird, kann sich mehr als sehen lassen. Die Royal Festival Hall ist nach einem Entwurf von Robert Matthew und J. M. Martin 1951 erbaut worden. Die 1967 eröffnete Queen Elizabeth Hall bietet Symphoniekonzerte, Kammermusik und Solokonzerte und im Purcell Room Kammerkonzerte. Im British Film Institute (Eingang unter der Waterloo Bridge) kann man Filme nicht nur im Kino anschauen, sondern auch aus der immens großen Mediathek auswählen. Die diesem Gebäudekomplex quasi übergestülpte Hayward Gallery stellt schon von außen dar, was den Besucher innen erwartet: moderne Kunst. Der Bau, 1968 im New Style errichtet, teilt sich in zwei Ebenen, in denen optimale Kunstlichtverhältnisse herrschen. Die Galerie zeigt hochkarätige Wechselausstellungen moderner Kunst.

Im National Theatre wird auf den drei Bühnen Lyttelton Theatre, Olivier Theatre – benannt nach dem ersten Direktor Laurence Olivier – und Cottesloe Theatre gespielt.

National Theatre: Führungen Mo. – Fr. 10.15, 10.30, 12.15, 12.30, 17.15, 17.30; Sa. 10.30, 12.15 Uhr; Preis: 8,50 £ www.nationaltheatre.org.uk

Royal Festival Hall, Queen Elizabeth Hall, Purcell Room, Hayward Gallery: www.southbankcentre.co.uk, Karten-Tel. 020 79 60 42 00

British Film Institute: bfi.org.uk

BAEDEKER WISSEN !

image

Grafik downloaden: www.baedeker.com/ebooklondon-downloads/riesenraeder

Oxo Tower

Letzte Station vor der Blackfriars Bridge: Oxo Tower. Obwohl gesetzteren Alters, gibt er sich aktueller denn je, denn der in den 1930ern gebaute Block mit Turm, einst Fabrik für Liebigs Fleischextrakt, wurde in ein zeitgeistiges Apartment- und Geschäftshaus verwandelt und ist dank (teurer bis sehr teurer) Bar und Restaurant im 8. Stock angesagter Treff.

Und weiter …

Wer noch nicht müde ist, kann den Spaziergang jenseits der Blackfriars Bridge am Southwark-Ufer der Themse fortsetzen: an der Tate Modern vorbei durch Southwark (s. anschließend) bis zur Tower Bridge.

Southwark

image

Lage: östliches Südufer der Themse

U-Bahn: London Bridge

Schon zu Zeiten der Römer vertrieben sich die männlichen Londinier am Südende der ersten London Bridge in Spelunken und mit Prostituierten die Zeit.

Londons erste sündige Meile

Daran hat sich im Grunde bis ins 19. Jh. nichts geändert, nur dass außer käuflicher Liebe auch noch Bullen- und Bärenkämpfe und Theater geboten wurden. Dann wurden die Bordelle niedergerissen und Werften und Lagerhäuser gebaut, die heute meist zu Apartmenthäusern und Malls geworden sind. In diesem Viertel gibt es viel zu entdecken!

image Southwark Cathedral

image Mo. – Fr. 8.00 – 18.00, Sa. und So. 8.30 – 18.00 Uhr

Schönste Gotik

Southwark Cathedral, die Mutterkirche der Diözese Southwark, ist nach Westminster Abbey der schönste gotische Sakralbau Londons. Angeblich soll eine Fährmannstochter namens Mary an dieser Stelle ein Kloster gegründet haben, das folgerichtig den Namen St. Mary of the Ferry erhielt. Im Jahr 1106 ließ Gifford, Bischof von Winchester, eine große Kirche erbauen, die nun St. Mary Overie (»Over the River«) hieß. Nachdem diese abgebrannt war, wurde ab 1207 unter Bischof Peter de Rupibus neu gebaut. Aus dieser Zeit stammen der Unterbau des 55 m hohen Turms, Chor und Chorumgang sowie das Zentrum des Kreuzschiffs. Das Hauptschiff, im 13. Jh. hinzugefügt und 1469 umgestaltet, wurde 1890 bis 1896 von Sir Arthur Blomfield wiedererrichtet.

Innenraum

Im nördlichen Seitenschiff ist das normannische Eingangstor (12. Jh.) zum Kreuzgang erhalten. Rechts davon sieht man am Dachstuhl originelle hölzerne Verzierungen – auf einer wird Judas Ischariot (im Schottenrock!) vom Teufel verschlungen. Unter dem sechsten Fenster ist der Dichter John Gower (1330 – 1408) begraben, dargestellt in liegender Haltung mit dem Kopf auf seinen Büchern »Speculum Meditantis«, »Vox Clamantis« und »Confessio Amantis«. Im nördlichen Querschiff mit normannischen Wandbögen erinnert das Lockyer Monument an den Quacksalber Lionel Lockyer († 1672), der aus Sonnenstrahlen angeblich Wunderpillen herstellte. Im nördlichen Chorumgang zeigt das Trehearne Monument den Günstling Jakobs I., John Trehearne, mit Familie. Das Ehepaar hält eine Tafel mit der Inschrift: »Ließe sich der Tod überreden, so hätte der König ihn überredet, den Verstorbenen noch länger in seinen Diensten zu lassen«. Die hölzerne Totenfigur eines Ritters aus dem späten 13. Jh. in der Ecke ist eine der ältesten dieser Art in England.

Der Chorraum gilt als einer der ältesten gotischen Sakralbauten Londons. Der Chor selbst entstand um 1273, der Hochaltar mit Säulen aus dem 13. Jh. wurde 1520 geschaffen. Im südlichen Chorumgang ist Lancelot Andrewes bestattet († 1626), Bischof von Winchester und Übersetzer des Neuen Testaments ins Englische. Im südlichen Querschiff, um 1310, sieht man u. a. Wappen und Hut von Kardinal Beaufort, Halbbruder Heinrichs IV. Schließlich im südlichen Seitenschiff das Shakespeare-Fenster und darunter das 1912 geschaffene In Southwark Cathedral sind William Shakespeares 1607 gestorbener Bruder Edmund und Lawrence Fletcher begraben, der mit ihm und Burbadge zusammen das Blackfriars and Globe Theatre gepachtet hatte. Beim Taufstein ist ein Arkadenabschnitt aus dem 13. Jh. erhalten.

image

Southwark Cathedral: eines der ältesten gotischen Bauwerke in London

BAEDEKER TIPP !

The George Inn

Von der Borough High Street führt eine Hofeinfahrt zum George Inn. Dieser 1676 erbaute Pub ist der einzige original erhaltene Fuhrmannsgasthof Londons. Die knarzenden Dielen und blank gescheuerten Tische erzählen von der Zeit, als die Fuhrleute hier abstiegen, bevor sie ihre Waren auf dem anderen Ufer der Themse in der City ablieferten.

BEI SOUTHWARK CATHEDRAL

Borough Market

Gegenüber der Kathedrale sind unter den zur London Bridge Station führenden Gleisen die 1851 erbauten Hallen von Borough Market eingeklemmt. Der seit 1276 nachgewiesene Markt ist heute eine Top-Einkaufsadresse für Gourmets und Hobbyköche. An vielen Ständen gibt es Leckeres direkt auf die Hand; ringsum findet man nette Cafés und Restaurants.

image Mo. – Mi. 10.00 – 15.00 »open for lunch«; Do. 11.00 – 17.00,
Fr. 12.00 – 18.00, Sa. 8.00 – 17.00 Uhr; www.boroughmarket.org.uk

Old Operating Theatre and Herb Garret

An der St. Thomas Street gegenüber vom Markt war seit dem 12. Jh. ein Hospital belegt, das 1862 in den Londoner Westen umzog. Geblieben ist – heute im Dachstuhl der St. Thomas’s Church – der gynäkologische Operations- und Hörsaal, in dem man einen Eindruck von den brachialen Methoden aus den Zeiten vor Antisepsis und Hygiene bekommt. Auch die Sammlung medizinischer Geräte lässt keine Hoffnung aufkeimen.

image tgl. 10.30 – 17.00 Uhr; Eintritt: 6 £; www.thegarret.org.uk

LONDON BRIDGE STATION

London Bridge Quarter

London Bridge Station am Südende der London Bridge ist der älteste Bahnhof der Stadt: Am 14. Dezember 1836 fuhr hier der erste Zug ein. Der Bahnhof und seine Umgebung werden baulich aufgewertet: Es entsteht das neue London Bridge Quarter mit Freiflächen, dem Büro- und Geschäftshaus The Place und vor allem mit dem Hochhaus The Shard: Die mit Spitze 310 m hohe »Scherbe«, entworfen von Stararchitekt Renzo Piano, wird mit scharfkantigen Glasfassaden ihrem Namen gerecht. Investor ist die königliche Familie von Qatar. 72 der 87 Stockwerke können genutzt werden: Neben Büroetagen, Aussichtsterrassen und einem Luxushotel über die Stockwerke 34 bis 52 wird es in den Etagen 53 bis 65 zehn Riesenwohnungen für Superreiche geben. The Shard wird somit zum treffenden Symbol für die Gesichter der Stadt: Einerseits steht es in Southwark, einer der ärmsten Innenstadtgemeinden mit hoher Jugendarbeitslosigkeit, andererseits zeigt es die von Krisen ungebrochene Dynamik und den auffälligen Reichtum dieser ruhelosen Stadt.

In 244 m Höhe bieten drei vollverglaste und für das Publikum gegen allerdings horrend teuren Eintritt zugängliche Stockwerke (»The View«) einen zugegeben unübertroffenen Rundumblick auf die Stadt und ihr Umland.

The View: tgl. 9.00 – 22.00 Uhr; Eintritt: 29,95 £ (online: 24,95 £);
www.theviewfromtheshard.com

image

The Shard: absoluter Luxus im bislang vernachlässigten Viertel

Tooley Street

Unter den Bahnbögen an der Tooley Street haben sich drei multimediale Ausstellungen eingemietet.

Im London Dungeon, Platzhirsch und ältestes derartiges Etablissement, will man die grausamen Teile der Geschichte Londons und Großbritanniens mit kunstblutigen Inszenierungen und schaurig Kostümierten vermitteln: der Mord an Thomas Becket, die Pest, Scheiterhaufen und Folterszenen, Jack the Ripper und Konsorten. Ähnlich The London Bridge Experience als weiterer Versuch, das mittelalterliche London möglichst schaurig erscheinen zu lassen.
Wie sich die Londoner durch den Kriegsalltag schlugen und den »Blitz« erlebten, zeigt die Ausstellung Winston Churchill’s Britain at War mit allerlei Spezialeffekten.

London Dungeon: 28 – 34 Tooley St.; tgl. ab 9.30 oder 10.00 Uhr; Eintritt: 24 £; www.the-dungeons.co.uk

London Bridge Experience: 2-4 Tooley St.; Mo. – Fr. 10.00 – 17.00, Sa. und So. bis 18.00 Uhr; Eintritt: 23 £; www.thelondonbridgeexperience.com

Britain at War: 64 – 66 Tooley St.; April. – Okt. tgl. 10.00 – 17.00; Nov. – März bis 16.30 Uhr; Eintritt: 14,50 £; www.britainatwar.co.uk

AN DER THEMSE

Hays Galleria

Zur Themse hin liegt Hays Galleria, Teil des Einkaufszentrums London Bridge City. In ihrer Mitte sprüht, rattert und zischt die Stahlskulptur »The Navigator« von David Kemp.

»HMS Belfast«

An Symons Wharf ankert »HMS Belfast«, der letzte große Kreuzer der Royal Navy. Das 11 500 t große Schiff wurde 1938 in Dienst gestellt und war u. a. 1943 an der Versenkung der »Scharnhorst« vor dem Nordkap und im Juni 1944 an der Landung in der Normandie beteiligt. 1963 wurde es außer Dienst gestellt und gehört seither als Museumsschiff zum Imperial War Museum.

image März – Okt. tgl. 10.00 – 18.00; Nov. – Feb. bis 17.00 Uhr; Eintritt: 14 £; www.iwm.org.uk

City Hall

Die am Ufer in Höhe der Belfast aufgetürmte, etwas schiefe gläserne Ellipse ist Londons 2002 eröffnetes neues Rathaus von Sir Norman Foster. Im Untergeschoss kann man London von oben zu Fuß erkunden: Der Boden ist mit einer aus 200 000 Einzelbildern zusammengesetzten, 16 x 16 m großen Luftaufnahme von Greater London ausgelegt.

image Mo. – Fr. 8.00 – 20.00 Uhr

St. Mary Overie Dock

Westlich der Kathedrale liegt im St. Mary Overie Dock ein Nachbau der legendären »Golden Hind« von Sir Francis Drake.

image tgl. 10.00 – 17.30; Eintritt: 6 £; http://goldenhinde.com

Winchester Palace Ruins

Einige Schritte weiter geht der Uferweg an den Ruinen von Winchester Palace, der Londoner Residenz der mächtigen Bischöfe von Winchester, vorbei. Von der Pracht dieses im 12. Jh. erbauten Palasts gibt die hohe Mauer der großen Aula mit Fensterrose ein beeindruckendes Zeugnis.

Clink Prison Museum

Die Clink Street hat ihren Namen vom Kerker des einst hier befindlichen Palasts der Bischöfe von Winchester. Mit der Geschichte dieses berüchtigten Gefängnisses und seiner Insassen – oft Prostituierte, Schuldner und Säufer – beschäftigt sich das Clink Prison Museum.

image Juli – Sept. tgl. 10.00 – 21.00; Okt. – Juni Mo. – Fr. 10.00 –18.00, Sa. und So. 10.00 –19.30 Uhr; Eintritt: 7 £; www.clink.co.uk

Vinopolis

Vinopolis bietet eine Einführung in die Welt des Weins. Auf verschiedenen geführten oder selbstgeführten Touren durch die Räume lernt man, wo der Wein herkommt und kann selber einiges ausprobieren. Bier-, Whisky- und Cocktailproben gehören ebenfalls zum recht hochpreisigen Angebot.

Wer lieber ein Bier in authentischer Umgebung trinkt, gehe zur Themse in den Pub The Anchor, am besten auf die schöne Terrasse – er ist seit Ende des 17. Jh.s belegt; das jetzige Haus stammt aus dem 18. Jahrhundert.

Vinopolis: Tour ab 15 £, www.vinopolis.co.uk

imageShakespeare’s Globe Theatre

Südlich vom Anchor hatte in der jetzigen Park Street die Theatertruppe von William Shakespeare im Globe Theatre ihr »Hauptquartier« – nur eines von mehreren elisabethanischen Theatern in Southwark. Das runde, reetgedeckte Gebäude wurde 1598 erbaut, aber bereits 1644 wieder geschlossen, wie eine Gedenktafel in der Park Street zu berichten weiß. Es ist dem jahrelangen Bemühen des amerikanischen Schauspielers Sam Wanamaker zu verdanken, dass Shakespeares Welt wieder auferstanden ist, wenn auch ein Stück weiter westlich. Hier wird wieder in alter Manier unter freiem Himmel gespielt, selbstverständlich auch bei Regen. Die Geschichte des elisabethanischen Theaters erzählt eine Ausstellung.

Finden Matineen statt, fallen die Führungen im Theater aus. Ersatzweise geht die Führung dann zu den Ausgrabungen vom ersten Theater an der Bankside, dem 1587 gebauten »The Rose«, für das Christopher Marlowe schrieb, wo Edward Alleyn (imagesiehe >>) spielte und Shakespeare sein Handwerk lernte.

image Ausstellung: tgl. 9.00 – 17.00 Uhr
Führungen Globe Theatre: Mo. 9.00 – 17.00, Di. – Sa. 9.30 – 12.30, So. 9.30 – 11.00 Uhr; Eintritt: 13,50 £ (Ausstellung und Führung)
Führungen Rose Theatre: Di. – Sa. 13.30 – 17.00 Uhr (nur bei Matineen im Globe); Eintritt: 10 £ (Ausstellung und Führung)
www.shakespearesglobe.com

image The Strand

image

Verlauf: Trafalgar Square bis Temple Bar

U-Bahn: Charing Cross, Aldwych, Temple

The Strand ist nicht der Themsestrand, sondern die Hauptachse zwischen Londons Westen und der City. Ihren Namen hat sie tatsächlich von einem Pfad am Ufer der Themse, der jedoch schon lange verschwunden ist.

Hier gibt es eine ganze Reihe alteingesessener Geschäfte, Pubs und Hotels, oft bereits im 19. Jh. gegründet, als der Strand die Londoner Edelmeile schlechthin war – nicht umsonst lässt Bertolt Brecht seinen Mackie Messer am Strand um die Ecke verschwinden.

Craven Street

Marschiert man vom Trafalgar Square los, geht bald rechts die Craven Street ab. In Nr. 36, heute Museum, lebte fast 20 Jahre lang Benjamin Franklin. Heinrich Heine hielt es in Nr. 32 gerade drei Monate lang aus und klagte in den »Englischen Fragmenten«:

Schickt einen Philosophen nach London; beileibe keinen Poeten! Schickt einen Philosophen hin und stellt ihn an eine Ecke von Cheapside, er wird hier mehr lernen als aus allen Büchern der letzten Leipziger Messe, und wie die Menschenwogen ihn umrauschen, so wird auch ein Meer von neuen Gedanken vor ihm aufsteigen, der ewige Geist, der darüber schwebt, wird ihn anwehen, die verborgensten Geheimnisse der gesellschaftlichen Ordnung werden sich ihm plötzlich offenbaren, er wird den Pulsschlag der Welt hörbar vernehmen. […] Aber schickt keinen Poeten nach London! Dieser bare Ernst aller Dinge, diese kolossale Einförmigkeit, diese maschinenhafte Bewegung, diese Verdrießlichkeit der Freude selbst, dieses übertriebene London erdrückt die Phantasie und zerreißt das Herz …

Benjamin Franklin House: Multimediashow Mi. – So. 12.00, 13.00, 14.00, 15.15, 16.15 Uhr, 7 £; Mo. Führungen zu denselben Zeiten, 3,50 £
www.benjaminfranklinhouse.org

BAEDEKER TIPP !

Briefmarkensammler

… werden auf The Strand und ihren Seitenstraßen fündig, denn hier reihen sich einige Händler aneinander. Der größte und bekannteste ist Stanley Gibbons (Nr. 339); stöbern lohnt sich auch bei Cecil Court Stamp Shop (6 Cecil Court), Malcom Sprei (2 Savoy Court) und Michael Chipperfield (1 Southampton St.).

Savoy Hotel

Nach der Bedford Street sieht man links das 1881 eröffnete und 1930 im Art Déco renovierte Adelphi Theatre. Etwas weiter kommt auf der anderen Straßenseite das legendäre Savoy Hotel, 1889 eröffnet – das erste Hotel mit elektrischem Licht und Bad in jedem Zimmer. Gleich daneben das Traditionsrestaurant Simpson’s in the Strand, wo das wahre englische Roast Beef gepflegt wird – nirgends ist es besser (wohl aber günstiger).

Savoy Chapel

Savoy Chapel, offiziell Queen’s Chapel of the Savoy, da Eigentum der Königin in ihrer Eigenschaft als Herzogin von Lancaster, ließen Heinrich VII. und Heinrich VIII. an Stelle des im Bauernaufstand von 1381 zerstörten Savoy Palace im späten Perpendikular-Stil erbauen. Man erreicht sie nach rechts auf die Savoy St. und wiederum rechts in der Savoy Row.

St. Mary-le-Strand

Jenseits der Auffahrt zur Waterloo Bridge folgt rechts Somerset House, Sitz der Courtauld Institute Gallery und des King’s College. Dann geht man an St. Mary-le-Strand vorbei, seit dem 13. Jh. belegt. In der heutigen Kirche von James Gibbs, 1724 vollendet, konvertierte 1750 der katholische Schottenprinz »Bonnie Prince Charlie« heimlich zur Anglikanischen Kirche. Die Eltern von Charles Dickens ließen sich 1809 hier trauen.

St. Clement Danes

Bald darauf folgt St. Clement Danes, von Christopher Wren 1681 errichtet und 1719 mit einem Turm von James Gibb versehen. Der Namenszusatz stammt von einer an diesem Ort im 9. Jh. vermuteten dänischen Kirche. Londons Kindern ist die Kirche ein Begriff, weil sie in dem Lied »Oranges and Lemons« vorkommt, das die Glocken täglich um 9.00, 12.00, 15.00 und 18.00 Uhr spielen. Es geht auf einen Brauch der Marktleute vom ehemaligen Clare Market an der Drury Lane zurück, die an jedem Markttag eine süße Spende für die Kinder der Gemeinde hinterließen. Noch immer findet deshalb alljährlich im März ein Kindergottesdienst statt, bei dem jedes Kind eine Apfelsine und eine Zitrone erhält. Allerdings reklamiert auch St. Clement Eastcheap in der Nähe des Monument die Urheberschaft für sich.

St. Clement Danes wurde am 10. Mai 1941 von deutschen Bomben fast zerstört und mit Spenden der britischen Luftwaffe 1958 wieder eröffnet. Seither ist sie die Hauptkirche der Royal Air Force. Das zeigt sich u. a. in den in den Boden eingelassenen über 800 Staffelabzeichen, in den Ehrenrollen mit ca. 125 000 Namen von im Zweiten Weltkrieg gefallenen alliierten Luftwaffensoldaten, an Altar und Taufstein der niederländischen und norwegischen Luftwaffe in der Krypta, an der von der US Air Force gestifteten Orgel und vor der Kirche mit den Denkmälern für Air Chief Marshal Lord Dowding und Air Marshal Arthur Harris, genannt »Bomber-Harris«, verantwortlich für den Bombenkrieg gegen Deutschland. Das dritte Denkmal auf dem Vorplatz zeigt das Gemeindemitglied Samuel Johnson, den literarischen Kopf im England des 18. Jahrhunderts.

image

Keine Ritterburg, sondern Gerichtshof: die Royal Courts of Justice

Royal Courts of Justice

Kurz darauf sieht man links die burgartigen Royal Courts of Justice oder Law Courts, einen viktorianischen Prachtbau von 1882. Hier werden Zivilklagen verhandelt, Strafsachen kommen in Old Bailey (imagesiehe >>) zum Aufruf. Gegenüber markieren zwei Chinesenfiguren und ein vergoldeter Löwe den Eingang zum Teehaus Twinings, das Thomas Twining im 1706 von ihm gekauften Tom’s Coffee House gründete. Es besitzt auch ein kleines Teemuseum. Wenig weiter endet The Strand vor dem Temple Bar Memorial an der Grenze von Westminster und City, wo sie die Fleet Street fortsetzt.

Cleopatra’s Needle

Ein kleiner Abstecher auf die Waterloo Bridge eröffnet den Blick auf die Themse und die westlich unterhalb der Brücke am Victoria Embankment stehende Cleopatra’s Needle, einen ägyptischen Obelisken aus rosa Granit. Er ist ein Geschenk des ägyptischen Vizekönigs Mohammed Ali an die britische Krone. Nach einer stürmischen Seereise, bei der sechs Matrosen umkamen, wurde er 1878 hier aufgestellt und sofort mit dem Spitznamen »Cleopatra’s Needle« bedacht. Die Hieroglyphen des um 1500 v. Chr. in Heliopolis errichteten Obelisken preisen Taten und Siege von Thutmosis III. und Ramses dem Großen. Sein Pendant steht im Central Park in New York.

image Tate Gallery

Die Tate Gallery wurde 1897 in einem von Sidney R. J. Smith entworfenen neoklassizistischen Gebäude am Themse-Ufer in Millbank / Pimlico eröffnet. Sie ging aus einer Schenkung des Zuckerfabrikanten und Kunstsammlers Sir Henry Tate hervor. Heute zählt sie zu den bedeutendsten privaten Kunstsammlungen weltweit.

Die Schätze der Tate werden in getrennten Häusern präsentiert – britische Kunst vom 16. bis zum 20. Jh. als »Tate Britain« am alten Standort, Kunst des 20. und 21. Jh.s als »Tate Modern« in der Bankside Power Station am Südufer der Themse in Southwark. Zwischen beiden verkehrt alle 40 Minuten das »Tate Boat«. Weitere Standorte sind Liverpool und St. Ives.

image www.tate.org.uk

image TATE BRITAIN

image

image Millbank, SW 1; U-Bahn: Pimlico;
tgl. 10.00 – 18.00, Fr. bis 22.00 Uhr; Eintritt frei Late at Tate Britain: Lesungen, Filme, Diskussionen an jedem ersten Freitagabend im Monat

Alle Säle in der Tate Britain stehen entweder unter einem Motto oder sind monografisch einem Künstler gewidmet. Das älteste Stück mit dem Titel »A Man in a Black Cap«, wurde 1545 von John Bettes gemalt. Aus dem 17. Jh. sind u. a. vertreten Anthonis van Dyck (»Lady of the Spencer Family«) und William Dobson (»Endymion Porter«, 1643 / 1645). Der Zeichner und Kupferstecher William Blake schuf zahlreiche Illustrationen (»Newton«, 1795 / 1805). Eines der berühmtesten Stücke stammt von William Hogarth: »O’ the Roast Beef of Old England« (1748). Großen Raum nehmen die Landschaften ein, u. a. von Thomas Gainsborough, Joshua Reynolds, George Stubbs, Edwin Landseer und Henry Fuseli (Johann Heinrich Füssli), vor allem aber John Constable (»Chain Pier, Brighton«, 1826 / 1827) ist breit vertreten. Aus dem 19. Jh. sind zu erwähnen John Everett Millais und James Abbot McNeill Whistler (»Nocturne in Blue and Gold: Old Battersea Bridge«, 1872 / 1875). Für die moderne britische Kunst stehen u. a. Lucian Freud, David Hockney oder Gilbert & George.

In der Clore Gallery, von James Stirling entworfen, werden die besten Werke aus dem gesamten imageNachlass von William Turner (1775 bis 1851) ausgestellt, einschließlich seiner Aquarelle.

image

Wo einst Maschinen zischten, steht heute moderne Kunst:
Blick in die große Halle der Tate Modern.

image TATE MODERN

image

image Bankside Power Station, SW 1
U-Bahn: Blackfriars, Southwark;
tgl. 10.00 – 18.00, Fr. bis 22.00 Uhr; Eintritt frei

Für die moderne Kunst baute das Schweizer Architektenteam Herzog & de Meuron das von Giles Gilbert Scott entworfene, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gebaute Kraftwerk Bankside Power Station um – das sollte auch Zeitgenossen, die wenig mit moderner Kunst anfangen können, Grund genug sein, zumindest einmal kurz hereinzuschauen und über die gewaltigen Ausmaße des Gebäudes zu staunen. Außerdem bietet sich vom obersten Geschoss ein phantastischer Blick auf die City. Die Schweizer Architekten arbeiten an einem 64 m hohen Anbau, der südlich des Kraftwerks entstehen wird.

Die immer wieder kritisierte mehr oder weniger freie Hängung ist 2006 zugunsten einer klassischen, nach Themen und Epochen gegliederten Anordnung aufgegeben worden. Zu den Höhepunkten zählen Claude Monets »Wasserlilien«; den Kubismus vertreten u.a. Georges Braque (»Mandore«, 1909 / 1910) und Fernand Léger, von Pablo Picasso ist u. a. seine »Weinende Frau« zu sehen. Ein Schlüsselwerk der abstrakten Kunst sind Wassily Kandinskys »Kosaken« von 1911. Dadaismus und Surrealismus repräsentieren Giorgio de Chirico, Max Ernst, Paul Klee, Salvador Dalí und Joan Miró; hinzu kommen Expressionismus (Karl Schmidt-Rottluff, Max Beckmann), Pop-Art (Andy Warhol: »Marilyn Diptych«; Roy Lichtenstein: »Whaam!«), Minimal Art und Conceptual Art. An deutschen Gegenwartskünstlern findet man Joseph Beuys mit zehn Werken, Gerhard Richter mit sechs, Markus Lüpertz und Georg Baselitz.

imageMillennium Bridge

Von der Tate Modern zur City führt Londons jüngste Themsebrücke: Die filigrane Millennium Bridge von Norman Foster und Anthony Caro, besonders schön bei nächtlicher Beleuchtung, endet unterhalb von imageSt. Paul’s.

image The Temple

image

Lage: Fleet Street, EC 4

U-Bahn: Temple

Am Temple Bar Memorial auf der Fleet Street öffnet sich rechts ein kleiner Torbogen. Dahinter tut sich ein liebenswürdig-verträumtes georgianisches Häuser- und Gassengewirr auf – die Anwaltskammer und Juristenschule The Temple.

Charles Dickens schildert sie in »Barnaby Rudge«: »Es gibt schlechtere Orte als den Temple, wenn man ein Sonnenbad nehmen oder sich im Schatten ausruhen will. Seine Höfe wirken immer noch verschlafen, und seine Bäume und Gärten strahlen eine verträumte Entrücktheit aus. Wer über seine Gassen und Plätze geht, kann noch das Echo seiner Schritte auf den hallenden Steinen hören und an seinen Toren lesen, wenn er aus dem Trubel des Strand und der Fleet Street kommt: Wer hier eintritt, lässt den Lärm hinter sich.«

Die Juristenschulen und das besondere englische Rechtssystem entstanden unter Eduard I. (imagesiehe >>). Im 12. und 13. Jh. war der Temple-Bezirk englischer Sitz des 1119 in Jerusalem gegründeten Templerordens. Nach dessen Auflösung 1312 fiel der Besitz an die Krone und wurde dem Grafen von Pembroke vermacht, nach dessen Tod der Bezirk zum Johanniterorden kam. Dieser überließ ihn 1346 einer Gemeinschaft von Rechtsgelehrten. Seitdem ist der Temple das Quartier der Rechtsanwälte, für die es von hier nur ein Katzensprung ist zu den Royal Courts of Justice.

Middle Temple

Von der Fleet Street aus gelangt man durch das Pförtnerhaus von Wren in den Middle Temple, zu dessen Mitgliedern u. a. Walter Raleigh, Thomas More, Thomas de Quincey, W. M. Thackeray und Mahatma Gandhi gehörten. Leicht bergab geht es zur Middle Temple Hall, 1572 als Speise- und Versammlungsraum erbaut. Ein großer Teil der ursprünglichen Täfelung, die geschnitzte Wand, das doppelte Hammerbalkendach, das Wappenglas und die aus dem Holz von Sir Francis Drakes Schiff »Golden Hind« geschnitzten Tische haben die Bomben des Zweiten Weltkriegs überstanden. An der Stirnseite hängt ein Reiterbild Karls I. von Godfrey Kneller. Am 2. Februar 1602 wurde in dieser Halle Shakespeares »Was ihr wollt« uraufgeführt.

Inner Temple

Nach dem Brunnenhof öffnet sich links der Durchgang zum Inner Temple. In der Inner Temple Hall stehen Standbilder von Templern und Rittern des Johanniterordens. In den Inner Temple Gardens erinnern weiße und rote Rosen an die Rosenkriege zwischen den Yorks (weiß) und den Lancasters (rot) im 15. Jh.; Shakespeare siedelt hier eine entscheidende Szene aus seinem Rosenkriegs-Stück »Heinrich VI.« an.

Inner Temple Gardens: Mo. – Fr. 12.00 – 15.00 Uhr

Temple Church

Die Temple Church besteht aus der ursprünglich normannischen, der Grabeskirche in Jerusalem nachempfundenen Rundkirche von 1185 (The Round) und einem 1240 angebauten Altarraum im Early English Style. 1682 wurde sie von Christopher Wren erneuert. Eine große Kostbarkeit sind die neun Grabfiguren von Tempelrittern aus Marmor (12. bis 13. Jh.); eine davon, mit einer mit Blattrelief verzierten Platte unter dem Kopfpolster, zeigt angeblich William Marshal, Earl of Pembroke († 1219) und Schwager König Johanns, Regent für den minderjährigen Heinrich II. Im Kirchhof ist der Schriftsteller Oliver Goldsmith (1728 – 1774) begraben.

image i. d. R. Mo., Di, Do., Fr. ab 11.00, Mi. ab 14.00 Uhr; Eintritt: 4 £;
www.templechurch.com

image

Grabfiguren von Tempelrittern in der Temple Church

image Tower of London

image

Lage: Tower Hill, EC 3

U-Bahn: Tower Hill, Tower Gateway

imageMärz – Okt. Di. – Sa. 9.00 – 17.30, So., Mo. 10.00 – 17.30; Nov. – Feb. Di. – Sa. 9.00 – 16.30, So. u. Mo. 10.00 – 16.30 Uhr (letzter Einlass jew. 30 Min. früher)

Führungen: alle 30 Min. vom Treffpunkt Middle Tower; letzte Tour 15.30 (Sommer) bzw. 14.30 Uhr (Winter)

Eintritt: 20,90 £ (online: 18 £)

www.hrp.org.uk

Der Tower ist der geschichtlich bedeutsamste Ort in England. Noch heute werden hier die Kronjuwelen aufbewahrt – sie sind eine der Top-Attraktionen Londons.

Geschichsträchtiger Ort

Die unregelmäßige, von einer Zinnenmauer und einem tiefen Graben umgebene Gebäudemasse liegt außerhalb der ehemaligen Stadtmauer. Schon in der Römerzeit stand hier an der Themse wohl ein Kastell; Wilhelm der Eroberer ließ 1078 den Bau des White Tower beginnen. Ständig vergrößert und ausgebaut wurde die Festung zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert. Sie diente bis unter Jakob I. als Königspalast, war Gefängnis, Münzstätte, Schatzkammer, bis zum Bau des Observatoriums von Greenwich auch Sternwarte und beherbergte bis 1834 sogar eine Menagerie. Trotz häufiger Belagerungen konnte der Tower nie genommen werden.

In der Geschichte des Towers spiegelt sich die Geschichte Englands. Hier waren viele Männer und Frauen eingekerkert, darunter David II. von Schottland (1346 – 1357), Johann der Gute von Frankreich (1356 bis 1360), Jakob I. von Schottland (1406 – 1407), Karl Herzog von Orléans (1415), die spätere Königin Elisabeth I. (1554), Walter Raleigh gleich drei Mal (1592, 1603 – 1616 und 1618) und William Penn (1668 bis 1669). In seinen Mauern wurden viele hingerichtet oder ermordet, so Heinrich VI. (1471), Eduard V. und sein Bruder, der Herzog von York (1483), beide im Kindesalter, Thomas More (1535), Heinrichs VIII. Gemahlinnen Anne Boleyn (1536) und Catherine Howard (1542), Thomas Cromwell (1540) und die »Neun-Tage«-Königin Jane Grey (1554). Das letzte Todesurteil im Tower wurde 1941 an einem deutschen Spion vollstreckt.

BAEDEKER TIPP !

Gewusst wie

Für Besuche in der Hochsaison und an Wochenenden sollte man sich sein Ticket schon vorher kaufen – bis zu 7 Tage im Voraus unter www.hrp.org.uk/TowerOfLondon oder Tel. *0844 482 77 99. Besitzer einer Vorverkaufskarte können einen separaten Eingang (»Advanced Tickets«) benutzen.

image

Konzentrierte englische Geschichte erlebt man im Tower.

imageCeremony of the Keys

Der Tower wird offiziell von den 35 Yeoman Warders bewacht, die die traditionelle Uniform der Tudorzeit tragen und als »Beefeaters« bekannt sind, was eventuell davon herrührt, dass in früheren Zeiten viel Rindfleisch zu ihrer Verpflegung gehörte. Heute führen sie vor allem die Touristen durch das Gelände, besorgen aber auch das abendliche Abschließen des Haupttors, die Schlüsselzeremonie (Ceremony of the Keys), ein seit 700 Jahren unveränderter Brauch, den der Kommandant (Chief Warder) ausführt. Will man dabei sein, muss man mindestens ein halbes Jahr im Voraus schriftlich ein Ticket beantragen (Freiumschlag und zwei internationale Antwortscheine beilegen). Einlass ist um 21.30 Uhr am Haupteingang.

image Antrag an: The Ceremony of the Keys, Waterloo Block, HM Tower of London, EC 3N 4AB

Anlage

Der Grundriss des Towers ist ein verschobenes, über 5 ha großes Fünfeck. Den vermutlich im 14. Jh. von Eduard I. angelegten Außenhof (Outer Ward) fasst eine Mauer mit sechs Türmen und zwei Bastionen ein. Den Innenhof (Inner Ward) trennt eine unter Heinrich III. im 13. Jh. erbaute Mauer mit 13 Türmen ab. Der Eingang liegt an der Südwestecke, wo ursprünglich das Lions’ Gate stand, das seinen Namen vom einstigen königlichen Löwengarten bekam.

OUTER WARD

Bell Tower

Eine steinerne Brücke, flankiert vom 1307 unter Eduard I. erbauten Middle Tower und dem zur selben Zeit entstandenen Byward Tower (»Losungswort-Turm«), führt über den Burggraben. Gegenüber vom Byward Tower erhebt sich der Bell Tower, unter Richard I. um 1190 errichtet. Hier ließ Maria Tudor ihre Halbschwester Elisabeth zwei Monate lang einsperren.

Traitor’s Gate

Zwischen den Wällen sieht man Traitor’s Gate (»Verrätertor«). Als die Themse der Hauptverbindungsweg zwischen dem Palast in Westminster und dem Tower war, wurden hier die in Westminster verurteilten Gefangenen abgeliefert.

St. Thomas’s Tower · Wakefield Tower

Über dem Verrätertor erhebt sich der St. Thomas’s Tower, unter Heinrich III. 1242 erbaut und zusammen mit dem Wakefield und dem Lanthorn Tower Überrest des mittelalterlichen Wohnpalasts, wie man am Nachbau von Heinrichs Schlafzimmer im St. Thomas’s Tower sehen kann. Im Wakefield Tower, wo bis 1968 die Kronjuwelen untergebracht waren, wurde 1471 Heinrich VI., der letzte Lancaster-König, beim Gebet ermordet. Neben dem Turm lag die große Halle, in der der Prozess gegen Anne Boleyn stattfand.

Bloody Tower

Gegenüber vom St. Thomas’s Tower steht der unter Richard II. erbaute Bloody Tower. In ihm ließ der spätere Richard III. 1483 die 10 bzw. 12 Jahre alten Söhne seines verstorbenen Bruders Eduard IV. einkerkern und angeblich ermorden. Ihre Skelette fand man fast 200 Jahre später im White Tower. Im selben Turm wurde Walter Raleigh insgesamt 13 Jahre lang – überwiegend komfortabel – gefangen gehalten, was er zum Schreiben von Teilen seiner »Geschichte der Welt« nutzte. 1618 hat man ihn schließlich doch enthauptet.

Tower Wharf

Zwischen Cradle Tower und Well Tower liegt der Durchgang zum 1228 angelegten Towerkai (Tower Wharf), wo zum Regierungsantritt und zur Krönung eines Monarchen, bei Geburt von Prinzen und Prinzessinnen Salutschüsse abgefeuert werden – das Privileg der Honourable Artillery Company (H.A.C.), der ältesten Militäreinheit Großbritanniens. Sie wurde 1537 von Heinrich VIII. als »Bruderschaft des heiligen Georg« gegründet.

INNER WARD

Queen’s House

Im Inner Ward liegt links Queen’s House, ein hübscher Fachwerkbau aus der Zeit Heinrichs VIII. Hier haben Anne Boleyn und Jane Grey ihre letzten Tage verbracht; Guy Fawkes, der das Parlament in die Luft sprengen wollte, wurde hier verhört, und auch Rudolf Hess saß hier ein. Daran grenzt das Haus des Kerkermeisters (Yeoman Gaoler’s House), der bei zeremoniellen Anlässen noch heute in historischer Uniform mit dem Richtbeil in der Hand auftritt.

Beauchamp Tower

Der Beauchamp Tower (1199 – 1216) ist nach Thomas Beauchamp, Earl of Warwick, benannt, der wegen Hochverrats unter Richard II. hier gefangen gehalten wurde (1397 – 1399). Andere noble Insassen haben sich an den Wänden verewigt, darunter mit einem veritablen Relief John Dudley, Duke of Northumberland, der Jane Grey zur Königin machte und sein Sohn Guildford, Gemahl von Jane, der ein »Jane« an der Wand hinterließ. Im Untergeschoss macht die Ausstellung »Prisoners of the Tower« mit weiteren Schicksalen von Gefangenen bekannt.

Scaffold Site

Auf der Richtstätte wurde mit dem Beil enthauptet. Nur bei Anne Boleyn erlaubte Heinrich VIII. eine Ausnahme: Sie fiel durch das Schwert. Die meisten Hinrichtungen fanden allerdings auf Tower Hill vor dem Tower statt; Exekutionen im Tower waren ein Privileg, in dessen »Genuss« nur Lord Hastings, Anne Boleyn, Catherine Howard und Jane Grey, die Gräfin Salisbury und der Graf von Essex kamen. Ihre Namen nennt eine 2006 aufgestellte Skulptur von Brian Catling.

Chapel Royal of St. Peter ad Vincula

In der um 1100 erbauten, im 13. Jh. umgestalteten Chapel Royal of St. Peter ad Vincula (»St. Peter in Ketten«) sind viele der Hingerichteten begraben, u.a. Thomas More (1535), Anne Boleyn (1536), Thomas Cromwell (1540), Catherine Howard (1542), Lord Admiral Seymour of Sudeley (1549), Lord Somerset (1552), John Dudley (1553), Jane Grey und Guildford Dudley (1554), Robert Devereux, Graf von Essex (1601), James Fitzroy, Herzog von Monmouth (1685) und Simon, Lord Fraser of Lovat (1747).

Fusiliers’ Museum

An der Ostseite des Innenhofs stellt das Fusiliers’ Museum Andenken und Trophäen des im Tower stationierten, traditionsreichen Regiments der Royal Fusiliers aus. Daran schließt sich das Hospital an.

East Wall

Dahinter verläuft die östliche Innenmauer mit dem Constable Tower, dem Broad Arrow Tower und dem Salt Tower. Hugh Draper, der darin 1561 unter der Anklage der Hexerei eingekerkert war, hinterließ an der Wand ein astrologisches Relief. Im Martin Tower war von 1606 bis 1621 Henry Percy, 9. Earl of Northumberland, wegen angeblicher Beteiligung am Gunpowder Plot eingesperrt – mit Koch, drei wissenschaftlichen Gehilfen, Bibliothek, eigener Kegelbahn und Zugang zu seinen Mitgefangenen wie Walter Raleigh. Hier ist nun eine Ausstellung über die Geschichte der Kronjuwelen zu sehen.

Waterloo Barracks

Die gesamte Nordseite des Innenhofs riegeln die Waterloo Barracks ab. Hier sind die Kronjuwelen ausgestellt (s. u.). Dahinter ist der Bowyer Tower interessant – in ihm soll der Herzog von Clarence, Bruder Eduards IV., in einem Fass Malvasier ertränkt worden sein.

image KRONJUWELEN

Fotografieren nicht gestattet

Die Kronjuwelen sind der größte Publikumsmagnet im Tower. Man gleitet auf einem Laufband an den Kostbarkeiten vorbei, die zumeist aus der Zeit nach 1660 stammen, da die alten Insignien und Kronjuwelen nach der Hinrichtung Karls I. unter Cromwell eingeschmolzen worden sind.

Herausragende Stücke

Die St. Edward’s Crown wurde aus purem Gold für die Krönung Karls II. neu geschaffen und ist die Krönungskrone der Monarchen. Trotz dem hat man die Imperial State Crown für die Krönung Viktorias im Jahr 1837 angefertigt; noch heute trägt sie Königin Elisabeth II. zur Parlamentseröffnung. Sie ist mit über 2800 Diamanten und anderen Edelsteinen besetzt, darunter vorn ein großer Balasrubin, den Pedro der Grausame von Kastilien 1369 dem »Schwarzen Prinzen« zum Geschenk machte und den Heinrich V. in der Schlacht von Agincourt am Helm trug. Einer der beiden »Sterne von Afrika«, die aus dem größten je gefundenen Diamanten, dem »Cullinan«, geschnitten wurden, ist darunter eingearbeitet; an der Rückseite sieht man den »Stuart-Saphir«, den angeblich Eduard der Bekenner besessen hatte. Die Imperial Indian Crown von 1911 trägt einen Smaragd von über 34 Karat und ist mit mehr als 6000 Diamanten besetzt. In der Queen Elizabeth’s Crown ist der wohl berühmteste Diamant der Welt eingearbeitet, der legendenumwobene, 108 Karat schwere »Koh-i-Noor« (»Berg des Lichts«). Er gehörte dem Raja von Lahore, Runjit Singh, wurde 1849 von den Engländern geraubt und Königin Viktoria geschenkt. Die Krone wurde für die Gemahlin Georgs VI., die 2002 verstorbene Queen Mum, gearbeitet.

Das Royal Sceptre trägt den zweiten »Stern von Afrika«, mit 530 Karat der größte geschliffene Diamant der Welt; die Kugel des 40 kg schweren St. Edwards Sceptre enthält angeblich ein Stück vom Kreuz Christi. Interessant sind noch das silberne Taufbecken, mit dem Kinder der königlichen Familie getauft werden, sowie das von einem goldenen Adler gehaltene Salbungsgefäß, dessen Löffel der einzige noch erhaltene Teil des alten Kronschatzes aus dem 12. Jh. ist.

image

St. Edward’s Crown

image

Imperial State Crown

BAEDEKER WISSEN ?

Die Raben im Tower

Im Tower-Gelände hüpfen sechs Raben umher (ein siebter Reserverabe muss im Käfig beim Wakefield Tower bleiben). Sie müssen das britische Empire schützen, das angeblich zu Grunde geht, sollten sie jemals den Tower verlassen. Diese Gefahr besteht allerdings kaum, denn einer ihrer Flügel ist gestutzt, und zu ihrem Schutz wird alles getan – so wurden sie im Zweiten Weltkrieg vor den deutschen Bomben sicher untergebracht. Die Raben sind auch verantwortlich dafür, dass das Königliche Observatorium nach Greenwich umzog: Als sich Chefastronom Flamsteed über die Vögel beschwerte und ihren Abzug verlangte, schickte Karl II. lieber die Himmelsgucker fort.

WHITE TOWER

Ältester Teil des Towers

Der White Tower, die bedeutendste normannische Festung Englands, hat seinen Namen vom ursprünglichen Baumaterial, weißem Stein aus Caen in der Normandie. Wilhelm der Eroberer befahl 1078 den Bau anstelle zweier von König Alfred 885 errichteter Bastionen. Gundulf, der spätere Bischof von Rochester, lieferte die Pläne dazu, und Ranulph Flambard, Bischof von Durham, vollendete das Werk um 1100 – er konnte dann auch gleich als erster Gefangener einziehen. Unter der Treppe zum ersten Stock fand man 1674 die Gebeine der im Bloody Tower ermordeten Prinzen. Der 28 m hohe Turm geht über vier Stockwerke, seine Mauern sind drei bis vier Meter stark. Im 17. Jh. erhielt er die Kuppeln der Ecktürme und Christopher Wren restaurierte die Fassade.

Royal Armouries

Im White Tower ist ein Teil der die königlichen Waffensammlungen ausgestellt, die Heinrich VIII. begann: leichte und sportliche Waffen, Rennzeuge und Prachtrüstungen, europäische Waffen und Rüstungen vom Mittelalter bis zum 19. Jh. und natürlich auch persönliche Waffen und Rüstungen Heinrichs VIII.

Chapel of St. John the Evangelist

Die im Südostturm im zweiten Stock liegende Chapel of St. John the Evangelist, um 1080 erbaut, ist mit ihren derben Rundsäulen, den Würfelkapitellen und der von normannischen Bögen getragenen Apsis eines der besterhaltenen Baudenkmäler des normannischen Stils in England.

image Tower Bridge

image

Lage: Whitechapel, EC 1

U-Bahn: Tower Hill

Die Tower Bridge, ein herrliches Beispiel viktorianischer Ingenieurs- und Baukunst, ist neben Big Ben das berühmteste Wahrzeichen Londons.

Baedeker Wissen siehe >>

Sie wurde 1886 nach Plänen von Horace Jones und John Wolfe Barry begonnen und 1894 eröffnet. Ihren blau-weiß-roten Anstrich erhielt sie allerdings erst 1977, zuvor kam sie in Schlachtschiffgrau daher. Zwei je 82 m lange Kettenbrücken verbinden das Ufer mit den beiden neugotischen Türmen, die 7,5 m tief in der Themse versenkt sind. Zwischen ihnen verlaufen 9 m über Hochwasserstand die beiden Teile einer Klappbrücke; in luftiger Höhe konnten früher Fußgänger auch bei hoch gezogener Brücke die Themse auf dem »Catwalk« überqueren – heute muss man Eintritt dafür bezahlen. Die Brückenhälften lassen sich innerhalb von einer Minute öffnen, um großen Schiffen die Durchfahrt zu ermöglichen. Dieses Schauspiel findet immerhin noch einige Male in der Woche statt, zu früheren Zeiten allerdings hob sich die Brücke bis zu fünfzehn Mal täglich. Tower Bridge ist nach wie vor eine der wichtigsten Verkehrsverbindungen vom Süden in den Norden Londons und zudem ihr eigenes Museum: In den Türmen wird in der Tower Bridge Exhibition ihre Geschichte erzählt; auch die alte Dampfhydraulikanlage kann besichtigt werden.

BAEDEKER WISSEN !

Tower Bridge

image

Grafik downloaden: www.baedeker.com/ebooklondon-downloads/tower-bridge

image Trafalgar Square

image

Lage: Westminster, SW 1

U-Bahn: Charing Cross

Ungemein belebt und geschäftig wie Piccadilly Circus, aber ungleich schöner, vor allem harmonischer – Trafalgar Square ist einfach Londons majestätischster Platz.

Der Platz, der an den Sieg Admiral Nelsons über die französisch-spanische Flotte vor dem spanischen Kap Trafalgar am 21. Oktober 1805 erinnert, wurde von John Nash entworfen und 1829 begonnen, doch erst 1851 konnte Charles Barry ihn vollenden. Von ihm stammt die Nordterrasse vor der National Gallery, von der man einen wunderbaren Blick Whitehall hinunter auf Big Ben und das Parlament hat. Jedes Jahr lässt Norwegen einen riesigen Weihnachtsbaum aufstellen als Dank für die Befreiung im Zweiten Weltkrieg.

Nelson Column

In der Mitte steigt über 56 m hoch die 1840 bis 1843 errichtete Nelson Column auf, entworfen von William Railton, der sich eine der Säulen des Tempels des Mars Ultor in Rom zum Vorbild nahm. Von oben blickt das über 5 m hohe Standbild von Horatio Nelson herab; bevor er allerdings seinen Platz einnehmen konnte, feierten noch vierzehn Steinmetze ein Dinner auf der Plattform. Am Sockel schildern aus französischen Kanonen gegossene Bronzereliefs Szenen aus den vier großen Siegen des Admirals: an der Nordseite die Schlacht von Abukir (1798), an der Ostseite die Schlacht von Kopenhagen (1801), an der Westseite die Schlacht von St. Vincent (1797) und an der Südseite die Schlacht von Trafalgar. Dieses Relief zeigt die letzten Augenblicke des Admirals und sein berühmt gewordenes Flaggensignal an die Flotte: »England expects that every man will do his duty« (»England erwartet von jedem Mann, dass er seine Pflicht tue«). Die vier kolossalen Löwen von Edwin Landseer kamen 1868 hinzu, die beiden Springbrunnen nach Entwürfen von Sir Edwin Lutyens wurden 1948 aufgestellt.

BAEDEKER WISSEN ?

Wussten Sie schon …

… dass ein Yard die Entfernung von der Nasenspitze eines in Vergessenheit geratenen Königs bis zu den Fingerspitzen seines ausgestreckten Arms ausmacht? So jedenfalls die populäre Erklärung. Nachzumessen am »Ur-Yard« am Trafalgar Square.

Weitere Denkmäler zeigen: im Südosten den Eroberer des indischen Lucknow, Henry Havelock (die Ende des 19. Jh.s rechts davon aufgestellte Säule war Versteck für einen Polizisten, der durch die Sehschlitze das Treiben beobachten und telefonisch Verstärkung rufen konnte), in der Nordostecke Georg IV., zwischen den Brunnen General Gordon, an der Westseite Charles James Napier, den Eroberer von Sind in Indien. Kurios die Plattform in der Nordwestecke: Über 150 Jahre lang debattierte man, was für ein Denkmal darauf stehen sollte. Schließlich einigte man sich auf das Fourth Plint Project: In regelmäßigem Wechsel werden seit 1999 moderne Skulpturen und Installationen aufgestellt. Auf der Whitehall zugewandten Verkehrsinsel markiert ein Reiterstandbild Karl I. von Le Sueur aus dem Jahr 1633 Charing Cross, wo das letzte von zwölf Kreuzen stand, die Eduard I. am Trauerweg für seine verstorbene Frau Eleonore von Nottinghamshire nach Westminster aufstellen ließ. An der Brüstung an der Nordseite sind die ehemaligen britischen Standard-Längenmaße (Imperial Standards of Length) in Messing eingelassen: 1 foot, 2 feet und 1 imperial yard.

image

Einfach majestätisch: Trafalgar Square

Canada House South Africa House

Von den Gebäuden ringsum sind außer der National Gallery und imageSt. Martin-in-the-Fields an der Westseite Canada House und an der Ostseite South Africa House interessant. Von der Südwestecke geht man durch den Admiralty Arch auf die Mall, südlich nach Whitehall, im Südosten auf The Strand und im Norden zum Leicester Square und nach Soho.

image Victoria & Albert Museum

image

Lage: Cromwell Road, SW 7

U-Bahn: South Kensington

image tgl. 10.00 – 17.45,
Fr. bis 22.00 Uhr
Führungen stdl. 10.30 – 15.30 Uhr

Eintritt: frei

www.vam.ac.uk

Prinz Albert von Sachsen-Coburg-Gotha, Gemahl Königin Viktorias, hatte die Idee für ein Museum, das Kunsthandwerk höchster Güte sammeln und angehende Handwerker inspirieren sollte. Daraus ist ein Museum von Weltrang geworden.

Grundstock dieses »Museum of Manufacturers« waren viele Stücke der Great Exhibition von 1851, die von 1852 an in Marlborough House gezeigt wurden. Nach fünf Jahren zog man nach South Kensington um. Königin Viktoria legte 1899 den Grundstein für das jetzige, von Aston Webb entworfene Gebäude. Seit Jahren diskutiert wird ein spektakulärer Anbau namens »The Spiral« von Architekt Daniel Libeskind – doch der Staat will kein Geld dafür geben.

image

Mehr als ein Museumscafé: Morris Room im V & A

EMPFOHLENE RUNDGÄNGE

Das V & A ist eines der bedeutendsten und größten Kunstmuseen der Welt – und das ist auch das Problem: Man steht fast ratlos vor der Fülle von Abteilungen und Objekten. Eine erste Orientierung ermöglicht immerhin die Unterteilung in vier Gebiete: Asien, Europa, Moderne und »Materials and Techniques«.

Den Überblick verlieren kann man auch leicht im Museums-Shop: von Nippes und Gimmicks bis zu hochwertigen Reproduktionen reicht das Angebot für Souvenirjäger und Kunstfreunde.

Europa in Mittelalter und Renaissance

Dieser Rundgang bleibt in den Ebenen 0 (Souterrain) und 1. Gleich am Anfang auf Level 0 stehen einige Höhepunkte der mittelalterlichen Kunst: im Saal 8 die elfenbeinerne Symmachi-Tafel (um 400), der in Köln gefertigte Eltenburger Reliquienschrein von 1180, der Kerzenleuchter von Gloucester aus dem 12. Jh. und ein seltenes silbernes Handreliquiar aus Flandern (13. Jh.). Eine Etage darüber in den Sälen 50a bis 50d sind Plastik und Architekturschmuck des späten Mittelalters und der Renaissance versammelt, z.B. ein Lettner aus Marmor und Alabaster aus s’Hertogenbosch (1600 – 1613) sowie Kirchenausstattungen und Grabmäler aus Italien. Weiter hinten auf dieser Ebene widmen sich die Säle 26, 27 und 16a religiöser Skulptur von 1300 bis 1600 und Glasmalereien, u. a. mit prächtigen Glasfenstern des 16. Jh.s aus deutschen Klöstern. Der absolute Glanzpunkt dieser Abteilung jedoch befindet sich in Raum 48a: die Kartons von Raffael, die er 1515/1516 als Vorlage für die Wandteppiche der Sixtinischen Kapelle anfertigte.

BAEDEKER WISSEN ?

Nicht versäumen

  • Kerzenleuchter von Gloucester: Silberarbeit aus dem 12. Jh. (Raum 8)
  • Raffael-Kartons: die Vorlagen für die Wandteppiche der Sixtinische Kapelle (Raum 48a)
  • Ardabil-Teppich: persisches Glanzstück aus dem 16. Jh. (Raum 42)
  • Tippoo’s Tiger: makabre mechanische Figur (Raum 41)
  • Gemälde von John Constable (Räume 603 – 620)
  • Morris Room, Gamble Room und Poynter Room: Prachträume für das erste Museumsrestaurant Englands

Materialien und Techniken

Der zweite Rundgang führt auf verschiedenen Ebenen des Museums zu britischem Kunsthandwerk und berühmten Großplastiken. In den Gipshöfen sind Meisterwerke der Bildhauerkunst wie Michelangelos David, die Portico de la Gloria aus Santiago de Compostela, die Bronzetüren von Hildesheim und die – halbierte – Trajansäule als Abgüsse versammelt. In den Räumen 52 – 58 (Level 2) und 118 – 125 (Level 4) wird britisches Kunsthandwerk von 1500 bis 1900 gezeigt, darunter die komplette Musikkammer von Norfolk House am St. James’s Square (1756) mit feinen Schreinerarbeiten und Holzschnitzereien, von Hugenotten gewebte Seidenstoffe, Roubiliacs Händel-Statue, der Schreibkasten von Heinrich VIII., der Hochzeitsanzug Jakobs II., aber auch die allererste englische Gabel. Größtes Stück ist das 3,6 m x 3,6 m große Bett aus dem White Hart Inn von Ware, das auch eine Rolle in Shakespeares »Was ihr wollt« spielt.

Victoria and Albert Museum

image

Grafik downloaden: www.baedeker.com/ebooklondon-downloads/victoria-and-albert-museum

Asien

Auf Level 1 geht es zur Kunst Asiens, beginnend mit China in der T. T. Tsui Gallery (Raum 44) mit Exponaten vieler Kunstgattungen, etwa Keramik der Tang-Dynastie (700 – 900), Möbel der Ming-Dynastie (1368 – 1644) und einem aus dem Südlichen Palast aus Peking erbeuteten Kaiserthron aus der Qing-Dynastie (1750 – 1820). Danach folgt Japan, u. a. mit einer Sammlung von Netsukes und einer Buddhaskulptur aus dem 13. Jahrhundert. Glanzstück der islamischen Abteilung ist der Ardabil-Teppich, 1539 / 1540 für Safi-al Din, den Begründer der Safawiden-Dynastie, gefertigt. Die Indien-Abteilung ist die größte Sammlung indischer Kunst außerhalb des Subkontinents; hier sieht man u.a. Tippoo’s Tiger, eine Holzskulptur vom Ende des 18. Jh.s, die sich der Sultan von Mysore anfertigen ließ: Sie zeigt, wie ein Tiger einen britischen Soldaten zerfleischt – ein Musikmechanismus imitiert das Brüllen des Tigers und die Schreie seines Opfers.

image

Weitere Abteilungen

Weitere Abteilungen auf Level 3 seien ausdrücklich empfohlen: die hervorragenden Silbersammlungen, dann die Ironwork Gallery, die zeigt, was alles aus Eisen angefertigt werden kann, und die Schmuckkollektionen (Räume 91 – 93) – hier sei nur ein goldener irischer Halsreif aus dem 7. Jh. erwähnt. Auf Level 3 im Raum 87 sollte man sich nicht die Gemälde von John Constable entgehen lassen (Räume 603 – 620), besitzt das V & A doch die weltgrößte Kollektion dieses englischen Malers. Die Nachbarräume beherbergen die hochkarätige Ionides Collection mit Gemälden von der italienischen Renaissance bis zu den englischen Prä-Raffaeliten und den französischen Impressionisten.

Morris, Poynter & Gamble Rooms

Das Museumscafé hat nicht nur ein überbordendes Angebot, es ist selbst Kunst, denn es wurde von namhaften Künstlern ihrer Zeit entworfen: Von William Morris stammt der Green Dining Room mit Glasfenstern von Edward Burne-Jones und Philip Webb, von Edward Poynter der Grill Room mit niederländischen Kacheln und von James Gamble der Zentralraum mit Sprichwörtern zum Thema Essen in den Fenstern. Alle Räume zusammen bildeten das erste Museumsrestaurant der Welt.

BROMPTON ORATORY

Direkter Nachbar des V & A ist die römisch-katholische Brompton Oratory, die Kirche der Oratorianer. Diese Ordensgemeinschaft wurde 1575 vom heiligen Filippo Neri in Rom gegründet und ist 1847 vom späteren Kardinal Newman, dessen Statue im Hof der Kirche steht, in England eingeführt worden.

Die Kirche entstand 1854 bis 1884 nach Plänen von Herbert Gribble im italienischen Renaissancestil. Das Kirchenschiff ist das drittgrößte in England nach dem von Westminster Abbey und des Münsters von York. Neben den Apostelfiguren aus Carrara-Marmor aus dem Dom von Siena sind vor allem der Renaissancealtar in der Lady Chapel, dessen Altarblatt aus der Dominikanerkirche von Brescia stammt, sowie der Altar in der St. Wilfred Chapel mit seinem Altarblatt aus der Kathedrale von Maastricht sehenswert. Brompton Cemetery, der Gemeindefriedhof in West Brompton, ist der größte Londons. Auf ihm ist u. a. der Tenor Richard Tauber begraben.

image V & A Museum of Childhood

image

Lage: Cambridge Heath Road, E 2

U-Bahn: Bethnal Green

image tgl. 10.00 – 17.45 Uhr

Eintritt frei

www.museumofchildhood.org.uk

Das ehemalige Bethnal Green Museum of Childhood im Londoner Eastend gehört heute zum Victoria and Albert Museum und ist die größte Spielzeugsammlung des Landes.

Das Museum wurde 1872 in einem ungewöhnlichen viktorianischen Gebäude eingerichtet, das ursprünglich Stücke aus der Great Exhibition von 1851 beherbergte. Es ist für Kinder und Sammler z. B. alter Puppen gleichermaßen ein Paradies: orientalische Spielzeugsoldaten, europäische Teddybären, Matchbox- und Corgi-Autos, mannigfache Puppen, Puppenhäuser und -garderobe – darunter auch Hochzeitspuppenkleider aus dem 19. und 20. Jh. – und natürlich Spiele. Einen interaktiven Bereich gibt es selbstverständlich auch.

image Wallace Collection

image

Lage: Manchester Square, W 1

U-Bahn: Baker Street, Bond Street

image tgl. 10.00 – 17.00 Uhr

Eintritt frei

www.thewallacecollection.org

Die Wallace Collection bietet eine hochwertige Palette bildender Kunst und Kunsthandwerk verschiedenster Richtungen. Und im Innenhof gibt es ein stilvolles Café-Restaurant …

Es war der vorwiegend in Paris lebende vierte Marquis von Hertford, der die Leidenschaft seiner Vorgänger fortführte und die Familiensammlung zu allererster Güte ausbaute; sein Sohn Richard Wallace (1818 – 1890) vergrößerte sie weiter, und dessen Witwe schließlich vererbte sie der britischen Nation. Seit 1900 ist die Sammlung in 25 Räumen von Hertford House untergebracht, das 1776 bis 1788 für den Herzog von Manchester erbaut wurde und heute einen guten Eindruck vom adligen Wohnstil jener Zeit vermittelt. Viele Räume sind mit Stücken der französischen Möbelbauer Boulle (1642 – 1732), Cressent (1685 – 1768) und Riesener (1734 – 1806), mit Sèvres-Porzellan, Bronzen und Majolika ausgestattet. Die Räume 5 bis 8 zeigen Waffen und Rüstungen, darunter eine Ross-und-Reiter-Rüstung von ca. 1480 aus dem bayerischen Schloss Hohenaschau.

Gemälde und Miniaturen

Herausragend aber sind die Miniaturen – u. a. ein Holbein-Porträt von Horenbout – in den Räumen 20 und 21 und vor allem die Gemälde, darunter Lawrence mit »Georg IV.« und »Countess of Blessington« in Raum 1, Clouet und Foppa in den Räumen 3 und 4, Murillo mit religiösen Themen in den Räumen 12 und 19 und Venedig-Ansichten von Canaletto und Guardi in 13 und 14. In den Räumen 15 – 19 sind holländische und flämische Meister des 17. Jh.s versammelt: u. a. Rubens (»Heilige Familie«, »Isabella Brandt«, »Landschaft mit Regenbogen«), Rembrandt (»Barmherziger Samariter«), imageFrans Hals (»Lachender Kavalier«) und mehrere Werke von Nicolaes Berchem; weiterhin Velázquez (»Dame mit Fächer«), Tizian (»Perseus und Andromeda«), Reynolds, Gainsborough (»Mrs. Robinson«) und Philippe de Champaigne. Die folgenden Räume bieten neben Joshua Reynolds überwiegend französische Maler, so Fragonard (»Die Schaukel«)

Wembley Stadium

image

Lage: Wembley, HA 9

U-Bahn: Wembley Park

Führungen: Reservierung
Tel. *0844 800 27 55; Preis: 16 £

www.wembleystadium.com

Wembley ist das Mekka des englischen Fußballs. Es wurde am 28. April 1923 mit dem Cupfinale Bolton Wanderers gegen West Ham United eingeweiht, das 240 000 (!) Menschen sehen wollten. 1948 fanden hier die Leichtathletikwettkämpfe der Olympiade statt.

Von diesem Stadion ist allerdings nichts mehr übrig – es wurde 2003 abgebrochen und durch einen Neubau von Norman Foster ersetzt, der 1,2 Mrd. € kostete und damit der teuerste Stadionbau der Welt ist. Für diese Summe hat London das mit 90 000 (Sitz-)Plätzen zweitgrößte Stadion Europas nach dem Camp Nou in Barcelona und ein architektonisches Wunderwerk bekommen. Sein Wahrzeichen, ein 315 m langer und um 22° geneigter Stahlgitterbogen, steigt 133 m hoch auf und hält das gesamte Norddach sowie mehr als die Hälfte des Gewichts des verschließbaren Dachteils. Das Stadion wurde mit dem 2007er-Finale um den FA Cup eingeweiht. Am Haupteingang steht in Bronze gegossen Bobby Moore (1941–1993), Kapitän der englischen Nationalelf, die 1966 an diesem Ort die Weltmeisterschaft gewann. Diese und viele andere Geschichten aus dem Mutterland des Fußballs hört man auf einer Stadiontour.

BAEDEKER WISSEN ?

Fußball ist nicht alles

Das alte Wembley-Stadion war Schauplatz legendärer Open-Air-Konzerte. Die Hitliste der Auftritte:
· Michael Jackson: 15 (1,1 Mio. verkaufte Karten)
· Rolling Stones: 12
· Fleetwood Mac: 10
· Madonna: 9
· U 2: 9
· Elton John: 7
· Tina Turner: 7
Auch im neuen Stadion finden natürlich Konzerte statt. Rekordhalter bisher: Take That spielte 2011 acht Abende hintereinander.

Shri Swaminarayan Mandir

Der größte Hindutempel außerhalb Indiens liegt südöstlich vom Wembley-Stadion an der Brentfield Road. Britische Hindus finanzierten das über 21 m hohe Wunderwerk aus 2800 t Sandstein und 2000 t Carrara-Marmor. Das Baumaterial wurde nach Indien verschifft, dort bearbeitet und dann in London innerhalb weniger Wochen verbaut. Das Ergebnis – herrliche Skulpturen des hinduistischen Götterkosmos – können auch Nichthindus besichtigen. Für die empfiehlt sich die Ausstellung »Understanding Hinduism«; ein vegetarisches Restaurant gibt es auch.

image 105 – 119 Brentfield Road, Neasden, NW 10; U-Bahn: Wembley Park, dann Bus 206; Ausstellung tgl. 9.00 – 18.00 Uhr, Eintritt: 2 £; www.mandir.org

image

Englands Fußball-Mekka mit neuem Gesicht: Wembley Stadium

image Westminster Abbey

image

Lage: Broad Sanctuary, SW 1

U-Bahn: Westminster

image Mo. – Fr. 9.30 – 16.30, Mi. bis 19.00, Sa. 9.30 – 14.30 Uhr

Eintritt: 16 £

www.westminster-abbey.org

Westminster Abbey, offiziell The Collegiate Church of St. Peter in Westminster, ist nicht nur eine der größten Touristenattraktionen Londons, sondern durchaus noch eine »gewöhnliche« Kirche für Gottesdienste.

Deshalb kanalisieren die Verantwortlichen die Touristenströme in einem Rundgang, der am Nordportal beginnt und durch das Westportal wieder hinausführt.

BAEDEKER WISSEN !

Moderne Märtyrer

1998 setzte man in eine leere Nische über dem Westportal Skulpturen von zehn Märtyrern des 20. Jh.s. Unter ihnen erkennt man Maximilian Kolbe (1. Figur links) und Dietrich Bonhoeffer (4. Figur von rechts).

Schon zu Beginn des 7. Jh.s soll an diesem Ort eine angelsächsische Kirche gestanden haben, die zur Unterscheidung von der im Osten gelegenen, Eastminster genannten Abtei St. Mary-of-the-Graces Westminster genannt wurde. Nach der Zerstörung durch die Dänen gründete Eduard der Bekenner sie 1065 neu. An deren Stelle wiederum ließ Heinrich III. den jetzigen Bau beginnen, ein Musterbeispiel für den Early English Style. Teile der 1298 durch einen Brand zerstörten Abtei erbaute Henry Yevele 1388, 1506 fügte Abt Islip das Deckengewölbe hinzu. Die gotisierende Fassade mit den beiden 68 m hohen Türmen wurde 1735 bis 1740 von Nicholas Hawksmoor, einem Schüler Wrens, erstellt. Die Westminster-Abtei ist heute 156 m lang, das Querschiff misst 61 m und mit 34 m Höhe ist das gotische Kirchenschiff das höchste in England. Seit der Gründung der anglikanischen Kirche durch Heinrich VIII. ist sie direkt der englischen Krone unterstellt.

Beginnend mit Wilhelm dem Eroberer 1066 wurden – ausgenommen Eduard V. und Eduard VIII. – alle englischen Könige hier gekrönt, und seit Wilhelms Beisetzung bis zum Tod Georgs II. 1760 sind die meisten englischen Könige hier zu Grabe getragen worden. Bis heute finden Persönlichkeiten von nationalem Rang in der Kathedrale ihre letzte Ruhe oder werden mit einer Gedenktafel geehrt. Königliche Hochzeiten sind eher selten – bislang nur 16, zuletzt natürlich die Trauung von Prinz William und Kate im April 2011.

image

Das Westportal von Westminster Abbey

NÖRDLICHES QUERSCHIFF

Statesmen’s Aisle

Vom Nordportal tritt man ins nördliche Querschiff, den Statesmen’s Aisle. Rechts sieht man u. a. Denkmäler für Premierminister William Pitt d. Ä. († 1778), den Staatsmann und Richter Lord Mansfield († 1793) und für Warren Hastings († 1818), Generalgouverneur von Indien; links u. a. die Grabmäler für Lord Norris († 1801) in der Andreaskapelle, in der Michaelskapelle das dramatische Grab von Elizabeth Nightingale († 1734) von Roubiliac und in der Johanneskapelle von Sir Francis Vere († 1608), Offizier Elisabeths I. Am Gitter des Chorumgangs befindet sich das Denkmal für Admiral Peter Warren († 1752), davor der Grabstein von William Gladstone (mehrfacher Premierminister; † 1898) und daneben das Denkmal für Sir Robert Peel (Innenminister und »Erfinder« der Bobbies; † 1850; imageBaedeker Wissen siehe >>).

ROYAL CHAPELS

Nördliches Ambulatorium

Nach links zu den Königskapellen hin betritt man das nördliche Ambulatorium mit der zwei Stockwerke hohen Islip Chapel. Im unteren Teil sieht man das Grabmal des Abts und Kirchenbaumeisters Islip († 1532), oben eine Gedächtniskapelle für das Medical Corps. In der anschließenden Chapel of St. John the Baptist ist u. a. Thomas Cecil, Graf von Exeter († 1622), geheimer Rat Jakobs I., begraben. Der Platz zur Linken war für seine zweite Frau bestimmt, die dies aber ablehnte, da den Ehrenplatz zur Rechten bereits ihre Vorgängerin einnahm. Es folgt die Chapel of St. Paul, in der u. a. Sir Rowland Hill († 1879; vorn), der »Vater der Briefmarke«, und James Watt († 1819; rechts) begraben sind.

image Chapel of Henry VII (Lady Chapel)

Zwölf schwarze Marmorstufen führen nun in die Grabkapelle von Heinrich VII. Sie entstand 1503 bis 1519 nach Plänen von Robert Ertue, dem Hofbaumeister Heinrichs. Ihr Hauptschiff ist mit seiner prunkvollen Ausstattung und seinem wunderschönen Deckengewölbe ein großartiges Werk des Perpendicular Style. Die Grabstätte des Königspaars schuf der florentinische Bildhauer Torrigiani. Heinrich VII. († 1509) und Elisabeth von York († 1502), als goldbronzene Liegefiguren dargestellt, vereinigten durch ihre Heirat die Häuser Lancaster und York und beendeten die Rosenkriege. Im selben Gewölbe ist auch Jakob I. begraben; vor dem Grab Heinrichs VII. fanden u. a. Georg II. und Eduard VI. ihre letzte Ruhe. Über dem Grabmal sieht man die Banner und zu beiden Seiten vollendet geschnitzte Gestühle der Ritter des Ordens von Bath.

Im linken Seitenschiff sind in der Innocents’ Corner Sophie und Mary begraben, die Töchter Jakobs I., die nur drei Tage bzw. zwei Jahre alt wurden. Daneben steht ein kleiner Sarkophag mit den Gebeinen der im Tower ermordeten Söhne Eduards IV.; vorn die Gräber von Königin Elisabeth I. († 1603) und Maria Tudor († 1558), Elisabeths katholischer Halbschwester (»Bloody Mary«).

In den kleinen Grabkapellen sind wichtig das Marmorgrab des Herzogs von Montpensier († 1807), Bruder des Bürgerkönigs Louis Philippe; daran anschließend die Royal Air Force Chapel mit dem »Battle of Britain Memorial Window« zum Gedenken an die Luftschlacht um England 1940; links davon das Grab von John Sheffield, Herzog von Buckinghamshire († 1723), und davor das Grab von Anna von Dänemark († 1618), Gemahlin Jakobs I. Bis 1661 war auch Oliver Cromwell hier begraben. Im rechten Seitenschiff sind beachtenswert: das Grab von Lady Margaret Douglas († 1577), Tochter von Königin Margarete von Schottland, umgeben von ihren sieben Kindern, die Liegefigur der 1587 enthaupteten Maria Stuart und die lebensgroße Figur von George Monk, Herzog von Albemarle († 1670), Erneuerer der Macht der Stuarts. Im Gewölbe vor dem rechten Seitenschiff sind Karl II., Wilhelm III. mit Gemahlin und Königin Anna mit Gemahl begraben.

Auf die Kapelle Heinrichs VII. folgt die Henry V. Chantry Chapel mit der Liegefigur Heinrichs V. – ohne Kopf, denn der wurde in der Regierungszeit Heinrichs VIII. gestohlen.

Westminster Abbey

image

Grafik downloaden: www.baedeker.com/ebooklondon-downloads/westminster-abbey

imageSt. Edward’s Chapel

Im Zentrum der über die Apsis der alten Kirche gebauten St. Edward’s Chapel steht der seines ursprünglichen Schmucks beraubte hölzerne Schrein für Eduard den Bekenner († 1066), 1269 auf Befehl Heinrichs III. errichtet und lange Zeit als heiligster Ort der Kirche Pilgerziel. An der Rückwand des Altarraums sieht man links den alten, eichenen Krönungsstuhl Eduards I. 700 Jahre lang lag unter ihm der Stone of Scone, ein Sandstein von der Westküste Schottlands und Herrschaftssymbol der schottischen Fürsten: Es soll der in der Genesis Kap. 28, 18 erwähnte Stein sein, auf den Jakob sein Haupt gebettet hatte. Eduard I. brachte ihn 1296 als Zeichen der Unterwerfung der Schotten nach London; erst 1996 hat England ihn zurückgegeben. Neben dem Stuhl sind das Staatsschwert und der Schild Eduards III. angebracht. An den Seitenwänden sind zu beachten (rechts vom Stuhl beginnend): die einfache Grabplatte Eduards I. († 1308); das prächtige Porphyrgrab mit Mosaik von Heinrich III. († 1272); in einem Grab mit altfranzösischer Aufschrift Königin Eleonore († 1290), erste Gemahlin Eduards I.; Philippa von Hainault († 1369), Gemahlin Eduards III.; Eduard III. selbst († 1377); die mit neun Monaten gestorbene Margaret Woodville († 1472), Tochter Eduards IV.; schließlich Richard II., 1399 ermordet.

Südliches Ambulatorium

In der ersten Kapelle im südlichen Ambulatorium, der Chapel of St. Nicholas, steht das Marmorgrab von Sir George Villiers, erster Herzog von Buckingham († 1606), und seiner Frau; die Gemahlin Heinrichs V., Katharina von Valois, war 350 Jahre lang darunter beerdigt und liegt nun in der Henry V. Chantry Chapel. Das Grab von Elisabeth, Herzogin von Northumberland († 1776), ist eine Meisterarbeit von Robert Adam und Nicholas Read (rechts). Zu den schönsten Gräbern in der Chapel of St. Edmund gehören das von William de Valence, Earl of Pembroke und Halbbruder Heinrichs III., 1296 bei Bayonne gefallen, mit der reich emaillierten, liegenden Figur des Toten und vergoldeten Kupferplatten (rechts); das Grab von Eleanor de Bohun, Herzogin von Gloucester († 1399), als Nonne dargestellt (Mitte); die Alabastergrabmäler von John of Eltham († 1334), dem zweiten Sohn Eduards II. (links), und von Edward Talbot, Earl of Shrewsbury († 1617; rechts). Die Chapel of St. Benedict enthält u. a. links das Alabastergrab von Simon Langham († 1376), Abt von Westminster und Erzbischof von Canterbury, in der Mitte das Grab von Lionel Cranfield, Earl of Middlesex († 1645), Schatzkanzler Jakobs I., sowie das Grab von Anna von Cleve, vierte Frau Heinrichs VIII.

image

Perpendicular Style in Reinkultur: Chapel of Henry VII

SÜDLICHES QUERSCHIFF · CHOR · SANKTUARIUM

imagePoets’ Corner

Nach den königlichen Kapellen geht es nach links in das südliche Querschiff. Dessen Süd- und vor allem die Ostwand, dazu der Fußboden sind mit Statuen und Gedenktafeln britischer Dichter bestückt, was dieser Ecke den Namen »Poets’ Corner« einbrachte. Geehrt werden u.a.: Sir Walter Scott († 1832), Oliver Goldsmith († 1774), John Gay († 1732), Verfasser der »Beggars’ Opera«, William Shakespeare († 1616), John Dryden († 1700), H. W. Longfellow († 1882), Geoffrey Chaucer († 1400), Percy Bysshe Shelley († 1822), Lord Byron († 1824), der schottische Nationaldichter Robert Burns († 1796), Charles Dickens († 1870), Lord Tennyson († 1892), Lewis Carroll († 1898), Rudyard Kipling († 1936), Dylan Thomas († 1953) und T. S. Eliot († 1965). Auf der rechten Seite (Westseite): die Reliefgruppe um den Schauspieler David Garrick († 1779), der Schriftsteller W. M. Thackeray († 1863), Laurence Olivier († 1989) und links oben die Statue Georg Friedrich Händels von Roubiliac.

Chor und Sanktuarium

Der Chor zieht sich über das Querschiff hinaus bis in die Mitte des Hauptschiffs. Dem Altar zugekehrt ist das Sanktuarium, in dem die englischen Herrscher gekrönt werden. Sein marmorner Mosaikfußboden, 1268 von Rom nach London gebracht, ist ein Meisterwerk im Stil der Familie Cosmati. Links sieht man drei sehr schöne mittelalterliche Gräber: für den Gründer des Hauses Lancaster, Edmund Crouchback († 1296), für Aymer de Valence, Earl of Pembroke († 1324), und für die Gemahlin Crouchbacks, Aveline († 1273). Auf der rechten Seite nimmt die Geistlichkeit in den sog. Sedilien aus Eichenholz Platz, die wahrscheinlich über dem Grab des Sachsenkönigs Sebert aus dem 7. Jh. aufgebaut wurden. Am Hochaltar, 1867 von Gilbert Scott geschaffen, fällt besonders das Glasmosaik von Salviati (»Das letzte Abendmahl«) auf.

KREUZGANG

Der Kreuzgang ist in seiner jetzigen Gestalt ein Werk des 13. und 14. Jh.s, geht aber auf das 11. Jh. zurück. Auch hier findet man viele Gräber; außerdem gibt es ein Café. Westlich vom Kreuzgang schließen das Dechanat, der Jericho Parlour und das Jerusalem Chamber an, in dem Heinrich IV. starb (nicht zugänglich).

CHAPTER HOUSE · PYX CHAMBER · ABBEY MUSEUM

Chapter House

In das Kapitelhaus (Chapter House) gelangt man vom Kreuzgang. Das Gewölbe des achteckigen, 20 m durchmessenden Raums, wahrscheinlich von Heinrich von Reims erbaut (1245 – 1255), trägt ein einziger Pfeiler (allerdings eine 1866 gefertigte originalgetreue Nachbildung). Besonders hervorzuheben sind im Vorraum ein römischer Sarkophag, im Hauptraum das Pflaster aus dem 13. Jh., das Rippenwerk um die sechs Fenster, das im 13. Jh. gefertigte, kreisförmige Tympanon über dem Torweg sowie im Vestibül die um 1050 eingesetzte Tür, dadurch die angeblich älteste Großbritanniens. Im Chapter House traf sich 1257 der Parlamentsvorläufer Great Council, und von 1282 bis 1547 tagte dort das House of Commons; danach diente es bis 1865 als Staatsarchiv.

BAEDEKER TIPP !

Wertvoller Holzkopf

Einen genauen Extrablick verdient die Figur König Eduards III. (1312 bis 1377) im Abteimuseum: Es ist das älteste in Europa erhaltene Holzbildnis eines Monarchen überhaupt.

Pyx Chamber

Die Pyx Chamber (Chapel of the Pyx) ist Teil der Kirche von Eduard dem Bekenner von 1070. Hier ist der älteste Altar der Abtei zu sehen. Ihr Name kommt von der hier aufbewahrten »Pyx«, einer Schatulle mit den Prüfplatten aus Gold und Silber, mit denen die Münzen des Königreichs geprüft wurden.

Abbey Museum

In der Normannischen Krypta (Norman Undercroft), noch aus der Zeit Eduards des Bekenners, zeigt das Abteimuseum Siegel, Urkunden, den Krönungsstuhl von Maria II. sowie Sattel, Helm und Schild Heinrichs V. aus der Schlacht von Agincourt. Kurios ist eine Sammlung lebensgroßer wächserner Totenfiguren, die bei Begräbnissen bedeutender Persönlichkeiten in der Kathedrale gezeigt wurden, u. a. von Karl II., Elisabeth I., Maria II., Wilhelm III., vom Herzog von Buckingham und von Lord Horatio Nelson.

image Mo. – Sa. 10.30 – 16.00 Uhr

College Garden

Der heute von der Westminster School genutzte College Garden soll der älteste Garten in England sein.

image nur Di. – Do., zu erreichen via Little Cloister

KIRCHENSCHIFFE

Südliches Seitenschiff

Zurück geht es dann ins südliche Seitenschiff. Hier ist die Gedenkplatte für Baden Powell († 1914), den Begründer der Pfadfinderbewegung, in den Boden eingelassen. Rechts sieht man u. a. Abbot’s Pew, eine kleine Eichengalerie, im 16. Jh. von Abt Islip erbaut, das Denkmal für den Methodisten John Wesley († 1791) und das Denkmal für Godfrey Kneller († 1723), von ihm selbst entworfen. Er ist der einzige in Westminster Abbey verewigte Maler. Links u. a. die Büste von Pasquale Paoli († 1807), korsischer Nationalheld, und das Denkmal für den Bibelübersetzer William Thynne († 1584).

image

Blick durch das Langhaus zum Hauptaltar von Westminster Abbey

Mittelschiff

Steinplatten im Mittelschiff bedecken die Gräber u. a. des Architekten Sir Charles Barry († 1860), von Sir Gilbert Scott († 1878), des Afrikaforschers David Livingstone († 1873), des Erfinders Robert Stephenson († 1859), der Staatsmänner Andrew Bonar Law († 1923) und Neville Chamberlain († 1940). Nur wenig vom Westportal entfernt liegen das Grabmal des Unbekannten Soldaten, der hier in flandrischer Erde begraben ist, und der Gedenkstein für Sir Winston Churchill († 1965).

Nördliches Seitenschiff

Im nördlichen Seitenschiff steht über dem Portal das allegorische Denkmal für Premierminister William Pitt d. J. († 1806), eine Rede haltend, der rechts die Geschichte lauscht, während links die Anarchie in Ketten gelegt ist. Weitere wichtige Denkmäler auf dieser Seite: William Wilberforce († 1833), einer der entschiedensten Gegner der Sklaverei; der Staatsmann Charles James Fox († 1806); der Dichter Ben Jonson († 1637); die Musiker Orlando Gibbons († 1625), Henry Purcell († 1695) und William Croft († 1727), letztere beide auch Organisten der Abtei; Charles Darwin († 1882); ein Fenster für den Ingenieur Isambard Brumel († 1859) und am Ende des Chors links schließlich der schwarze Sarkophag von Sir Isaac Newton († 1726).

St. George’s Chapel

Bevor man die Abtei verlässt, sollte man noch in die St. George’s Chapel schauen. Sie ist den Gefallenen des Ersten Weltkriegs geweiht. Neben einer Gedenktafel für Franklin D. Roosevelt ist ein Porträt Richards II. aus dem 14. Jh. besonders beachtenswert.

RUND UM WESTMINSTER ABBEY

Sanctuary

Das Tudor-Torhaus schräg links gegenüber dem Westportal der Abtei steht ungefähr an der Stelle, an der sich früher der Glockenturm und das Sanktuarium der Abtei befanden. Wer auf der Flucht war, fand hier Schutz. Zu ihnen zählte auch die Mutter von Eduard V., die ihren Sohn im Sanktuarium geboren hat.

Westminster School

Westminster School, eines der führenden Colleges Londons, schließt südlich an. Sie wurde 1339 zum ersten Mal als Klosterschule erwähnt, jedoch 1560 von Elisabeth I. erneut gegründet. Zu ihren Schülern zählten Dryden, Locke, Ben Jonson, Christopher Wren, Churchill, Peter Ustinov und Andrew Lloyd Webber. Am Fastnachtsdienstag findet »Tossing the Pancake« statt – dabei wirft der Schulkoch einen Pfannkuchen unter die Schüler, und wer das größte Stück erwischt, erhält vom Dekan eine Münze.

Middlesex Guildhall

Zum Parliament Square hin liegt die 1913 fertiggestellte Middlesex Guildhall. Im Zweiten Weltkrieg tagten hier die alliierten Kriegsgerichte. Daran erinnern in der Eingangshalle Gedenktafeln mit Unterschriften von Georg von Griechenland, Wilhelmina von Holland und Haakon von Norwegen.

St. Margaret’s

St. Margaret’s an der Nordseite von Westminster Abbey, im 11. Jh. von Eduard dem Bekenner gegründet und von Robert Stowell im Auftrag der Wollhändler von Westminster zwischen 1488 und 1523 umgebaut, ist seit Palmsonntag 1614, als sich erstmals die meist puritanischen Mitglieder des House of Common hier zum Gottesdienst einfanden, die offizielle Kirche des Unterhauses. Außerdem ist sie bei der englischen Aristokratie als Hochzeitskirche beliebt – u. a. heiratete Winston Churchill hier.

Hauptsehenswürdigkeit sind die flämischen Glasmalereien des Ostfensters, ein Geschenk von Ferdinand und Isabella von Spanien zur Hochzeit von Prinz Arthur, dem älteren Bruder Heinrichs VIII., mit Katharina von Aragón. Als das Fenster in London eintraf, war Arthur aber schon verstorben und Katharina inzwischen mit Heinrich verheiratet. Das Glas wurde daraufhin in die Waltham-Abtei geschickt und 1758 vom Parlament zurückgekauft. Von den Totengedenktafeln bedeutend ist die für Sir Walter Raleigh, Gründer von Virginia, der hier nach seiner Hinrichtung begraben worden sein soll.

Westminster Cathedral

image

Lage: 42 Francis St., SW 1

U-Bahn: Victoria

image Mo. – Fr. 9.30 – 17.00, Sa. und So. 9.30 – 18.00 Uhr

Eintritt: 5 £

www.westminstercathedral.org.uk

Westminster Cathedral ist Sitz des Kardinal-Erzbischofs von Westminster und neben der Kathedrale von Liverpool das bedeutendste katholische Gotteshaus Englands.

Die 120 m lange Kirche wurde nach Plänen von John Francis Bentley 1895 bis 1903 in romanisch-byzantinischem Stil erbaut. Ihr Grundriss entspricht dem einer Basilika, die von vier Kuppeln bekrönt wird. Beim Nordwesteingang liegt der Fahrstuhl zum 94 m hohen St. Edward’s Tower, der einen weiten Blick über London bietet.

Im Kirchenvorraum symbolisieren zwei Säulen aus rotem norwegischen Granit das kostbare Blut Jesu, dem die Kathedrale geweiht ist. Bei der linken Säule steht das Bronzebild des hl. Petrus, eine Kopie des berühmten Sitzbilds im Petersdom. Das mit 52 m breiteste Kirchenschiff in England ist dreigeteilt. An der Ausschmückung wird gearbeitet; die Mosaiken in den Kapellen sind bereits fertig. Besondere Beachtung verdienen die St. George’s Chapel mit dem Grab des 1654 gestorbenen John Southwark, die Chapel of St. Thomas of Canterbury im nördlichen Querschiff, in der Kardinal Herbert Vaughan begraben ist, der den Bau der Kathedrale veranlasste; schließlich die Chapel of St. Patrick and the Saints of Ireland mit Abzeichen irischer Regimenter aus dem Ersten Weltkrieg. Die Krypta bzw. Chapel of St. Peter enthält die Reliquiensammlung, darunter eine Bischofsmütze von Thomas Becket und Fragmente vom Heiligen Kreuz.

image Whitehall

image

Lage: Westminster, SW 1

U-Bahn: Westminster, Embankment, Charing Cross

Whitehall, kein Bauwerk, sondern eine Straße, ist das Synonym für das britische Regierungsviertel: Hier fühlt man noch den Geist des Empire.

Regierungsviertel

Seinen Namen hat sie allerdings vom Whitehall Palace, der sich über eine halbe Meile lang zwischen Trafalgar Square und Westminster Bridge einerseits und Themse und imageSt. James’s Park andererseits ausdehnte. Er geht auf den im 13. Jh. errichteten York Palace zurück, Sitz des Erzbischofs von York, den Kardinal Wolsey vergrößern ließ. Nachdem Wolsey in Ungnade gefallen war, zog Heinrich VIII. ein und ließ einen königlichen Palast bauen. Es entstanden u. a. eine Festhalle, ein Turnierplatz und das Holbein-Tor, ein großes Renaissancebauwerk nahe des heutigen Cenotaph. Jakob I. hatte noch größere Pläne, mit denen er Inigo Jones und John Webb beauftragte, letztendlich kam aber nur Banqueting House zustande. Dieses allein ist beim Brand von 1698 verschont geblieben.

VOM PARLIAMENT SQUARE ZUM TRAFALGAR SQUARE

Parliament Square

Der Spaziergang beginnt am Parliament Square an den Houses of Parliament. Das Rasengeviert umstehen die Flaggen des Commonwealth und Denkmäler britischer und US-Staatsmänner, von denen das für Winston Churchill sicher das beeindruckendste ist. Von hier geht es auf der Parliament Street hinauf zum Trafalgar Square.

Public Offices

Die erste Querstraße, die King Charles Street, durchschneiden die Public Offices, einen großen, von 1868 bis 1873 erbauten Gebäudekomplex. Im Nordteil: Foreign Office (Außenministerium), Commonwealth Office, das Home Office (Innenministerium) und India Office Library, im südlichen Teil u. a. das Schatzamt.

imageChurchill War Rooms

Am Ende der King Charles Street führt eine Treppe hinab zu den Churchill War Rooms. Von diesen 19 Bunkerräumen lenkte das Kriegskabinett die britischen Aktionen im Zweiten Weltkrieg. Sie sind im Originalzustand von 1945 belassen und enthalten allerhand interessante Stücke, darunter das Telefon, das Churchill für seine häufigen Gespräche mit US-Präsident Roosevelt benutzte. Selbst das schlichte Schlafzimmer des Premiers ist noch bestens erhalten – allerdings schaute er lieber vom Dach den deutschen Bombern zu oder schlief im Savoy. Einige Räume wurden zu einem Museum für Winston Churchill umgewidmet; eine weitere Präsentation beschäftigt sich mit dem Leben im Bunker.

image tgl. 9.30 – 18.00 Uhr, Eintritt: 16,50 £, www.iwm.org.uk

Cenotaph

Auf Höhe des Foreign Office steht in der Straßenmitte das Nationaldenkmal für die Gefallenen beider Weltkriege, das Cenotaph (griech. »leeres Grab«). Entworfen von Sir Edward Lutyens, wurde es 1920 am zweiten Jahrestag des Waffenstillstands vom 11. November 1918 als Erinnerungsmal für die Toten des in Großbritannien »Great War« genannten Ersten Weltkriegs enthüllt. Nach dem Zweiten Weltkrieg änderte man die Inschrift in »The Glorious Dead«. Es trägt die Embleme von Heer, Luftwaffe, Kriegs- und Handelsmarine. Am Kriegergedenktag (Remembrance Day), dem zweiten Sonntag im November, versammeln sich am Cenotaph um 11.00 Uhr Vertreter des Commonwealth zur Gefallenenehrung.

Downing Street

Dann sieht man – immer noch auf der linken Straßenseite – ein massives Gittertor, bewacht von Bobbies und umlagert von Neugierigen, die ab und zu einer Regierungslimousine Platz machen müssen: Hier beginnt Downing Street, eine unscheinbare Sackgasse mit berühmtem Namen und neun Hausnummern: Seit 1735, als Georg II. das Haus dem ersten Premierminister, Sir Robert Walpole, zur Verfügung stellte, ist Nr. 10 dessen offizielle Residenz. In Nr. 9 residierte der »Chief Whip« (eine Art Parlamentarischer Staatssekretär), Nr. 11 ist Amtssitz des Schatzkanzlers, in Nr. 12 sitzt das Pressebüro des Premiers. Die Hausnummern 13, 17 und 19 waren nie bebaut. Nr. 14 bis 16 wurden abgerissen und die Nummern 18 und 20 warten auf Verwendung. Das Sträßchen ist in den 1680er-Jahren für den Diplomaten Sir George Downing gebaut worden. Von außen präsentiert es sich schlicht und gar nicht groß, hinter den Fassaden aber offenbart sich eine erstaunliche Raumfülle. Diese allerdings wird man nicht zu Gesicht bekommen, denn seit Margaret Thatcher die Gittertore anbringen ließ, ist Downing Street gesperrt.

Women of World War Two Memorial

Seit 2005 ehrt in der Straßenmitte das Women at War Memorial den Einsatz der britischen Frauen im Zweiten Weltkrieg. Künstler John Mills zeigt Uniformen und Arbeitskleidung wie an einer Garderobe aufgehängt. Dann folgt Dover House, Sitz des schottischen Regierungsamts (Scottish Office).

imageHorse Guards

Der Höhepunkt von Whitehall aus touristischer Sicht ist Horse Guards. Dieses von William Kent 1753 fertig gestellte Gebäude, symmetrisch um einen kleinen Hof mit Torbogen und zwei Wachhäuschen angelegt, nimmt den Platz des einstigen Wachhauses von Whitehall ein. Aber nicht das Gebäude ist die Attraktion, sondern die davor Wache haltenden Soldaten: Ein Gardist zu Fuß und zwei zu Pferd vom Corps der Household Cavalry stehen, unbeeindruckt von den um sie herum wuselnden Touristen, auf ihrem Posten. Die Household Cavalry besteht aus den Queen’s Life Guards mit scharlachrotem Rock und weißem Federbusch am Helm und den Blues and Royals mit blauem Rock und rotem Federbusch. Die Life Guards gehen auf die Leibgarde Karls I. zurück, die Blues and Royals gründen ihre Tradition auf ein Regiment Cromwells.

image

Dienstschluss: Eine Schwadron der Life Guards verlässt Horse Guards und reitet zurück in die Kaserne.

Die täglich bei nahezu jedem Wetter stattfindende imageWachablösung ist eine Touristenattraktion ersten Ranges; man sollte rechtzeitig vor Ort sein, um alles mitzubekommen. Das Corps hat sein Quartier in den Hyde Park Barracks in Knightsbridge, und jeden Tag wird der lange Ritt dorthin zurück so angesetzt, dass die Kavalleristen den Buckingham Palace ungefähr in dem Moment passieren, wenn dort die Foot Guards aufziehen.

Hinter Horse Guards öffnet sich der Paradeplatz Horse Guards Parade zum imageSt. James’s Park hin. Im Juni wird hier der offizielle Geburtstag von Königin Elisabeth II. mit dem farbenprächtigen Schauspiel »Trooping the Colour« gefeiert, das gewöhnliche Touristen (und Londoner) allerdings nur als Zaungäste miterleben können. Rechts am Ende des Durchgangs liegt der Eingang zum Household Cavalry Museum, das die Tradition der Kavalleristen zeigt. Man kann auch einen Blick in die Stallungen werfen.

Wachablösung: Mo. – Sa. 11.00, So. 10.00 Uhr

Household Cavalry Museum: März – Sept. tgl. 10.00 – 18.00, Okt. – Feb. bis 17.00 Uhr; Eintritt: 6 £; www.householdcavalrymuseum.co.uk.

imageBanqueting House

An der Straßenseite gegenüber steht Banqueting House, einziger vollständig erhaltener Rest von Whitehall Palace. Es ist das dritte Gebäude an dieser Stelle, aber das erste Londons im palladianischen Stil, im Auftrag Karls I. von Inigo Jones entworfen und 1619 bis 1622 fertiggestellt. Es zeigt sich in der klaren Gestalt des Palladianismus mit Fensterreihen auf zwei Stockwerken und abwechselnden Rund- bzw. Dreiecksgiebeln in der Horizontalen, in der Vertikalen mit einem von korinthischen bzw. ionischen Halbsäulen gegliederten Risalit und Pilastern.

Banqueting House diente als Bankett- und Empfangssaal des Königshauses; auch heute noch wird es dazu von Königshaus und Regierung genutzt. Und hier fand Geschichte statt: Im alten Gebäude heirateten 1533 Anne Boleyn und Heinrich VIII., hier starb der König auch; Prinzessin Elisabeth wurde von hier in den Tower abgeführt. Karl I. musste am 30. Januar 1649 durch ein Fenster das auf Whitehall errichtete Schafott besteigen (seine von Le Sueur gefertigte Büste bezeichnet diese Stelle); es war an diesem Tag so bitterkalt, dass man ihm ein zweites Hemd anzog, damit er nicht friere … Nachfolger Oliver Cromwell wohnte und starb (1658) in diesen Mauern, und bei der Wiedereinsetzung der Stuarts gelobte ebenfalls an diesem Ort das Parlament dem neuen Monarchen Karl II. ewige Treue. Wilhelm von Oranien schließlich wurde nach der Glorious Revolution in Banqueting House die Königswürde angetragen.

Innen offenbart sich Banqueting House als ein einziger Raum von 38 m Länge, 18 m Breite und 18 m Höhe. Seine ganze Pracht schöpft der Saal aus imageneun allegorischen Deckengemälden von Peter Paul Rubens, die er im Auftrag Karls I. 1635 vollendete. Im Mittelpunkt steht die Apotheose von Karl I., ein weiteres Motiv symbolisiert die Vereinigung von England und Schottland. Rubens erhielt dafür 3000 Pfund und wurde vom König zum Ritter geschlagen.

image Mo. – Sa. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 5 £, www.hrp.org.uk

BAEDEKER WISSEN !

Bobbies

Die Bobbies und ihre Ahnen

Bis 1829 gab es keine Polizei für ganz London, sondern nur etwas dubiose Wachtruppen. Sir Robert Peel gründete eine Polizei, aus der die berühmteste der Welt werden sollte: Scotland Yard.

Den ersten Versuch, eine echte Polizeitruppe aufzustellen, machten 1748 der Schriftsteller Henry Fielding in seiner Eigenschaft als Ratsherr der City und später sein Bruder John. »Mr. Fielding’s people« waren zunächst sieben unerschrockene Männer, die Diebe und Einbrecher jagten und als »Bow Street Runners« in die Stadtgeschichte eingingen, da sie ihr Quartier in der Bow Street am Covent Garden hatten. 1782 installierte die City eine auch am Tage wachsame, in Blau gekleidete Polizei. 1798 wurde die Thames Police gegen die Flusspiraten gegründet, und 1805 bekamen die Bow Street Runners eine berittene Einheit, ihrer roten Westen wegen bald »Robin Redbreasts« getauft.

image

Scotland Yard

Aber immer noch mangelte es London an einer für die ganze Stadt zuständigen und vor allem fähigen Polizei. Sir Robert Peel (1788 bis 1850) setzte 1829 als Innenminister gegen den Willen der City die Bildung der London Metropolitan Police durch, die alsbald ihr Hauptquartier in Nr. 4 Whitehall Place bezog. Man erreichte es durch einen Hof mit einem heute weltbekannten Namen: Es war die Geburtsstunde von Scotland Yard, der berühmtesten Polizeitruppe der Welt. Sie umfasste zunächst 3000 Mann, die in blaue Uniformen mit Zylinderhut gesteckt wurden.1839 gingen zwar die Bow Street Runners und die Thames Police in ihr auf, im selben Jahr aber wurde die bis heute existierende City of London Police geschaffen. Erst 1842, nach zwei spektakulären Mordfällen, bildete Scotland Yard eine erste Kriminalabteilung. 1864 erhielt die Truppe eine neue Uniform – eine Tunika und den berühmten Helm – und hatte sich eine beachtliche Reputation erworben, die nicht zuletzt in ihrem Spitznamen »Bobby«, in dem Robert Peel weiterlebt, zum Ausdruck kam. Anfang der 1870er-Jahre wurde die Kriminalabteilung erheblich ausgeweitet. Ihre Erfolge begründeten den eigentlichen Ruhm von Scotland Yard und ließen fast vergessen, dass die Kriminalabteilung nur ein Teil der gesamten Metropolitan Police ist. Dennoch sind die Bobbies nicht minder populär dank ihrer Hilfsbereitschaft. Auch das ist in ihrer Tradition begründet: Von Anfang an waren sie unbewaffnet.

Ministry of Defence

Rechts von Banqueting House erstreckt sich das Verteidigungsministerium (Ministry of Defence). Vor der Fassade stehen Denkmäler für Offiziere der britischen Armee, u. a. für Sir Walter Raleigh und Feldmarschall Montgomery. Das Gebäude steht auf einem Rest von Whitehall Palace: dem Weinkeller Heinrichs VIII.

Old War Office

Nach der Horse Guards Avenue folgt auf Banqueting House das Old War Office, das ehemalige Kriegsministerium. Am Ende der Horse Guards Avenue, der Themse zu, ein weiteres Überbleibsel des Whitehall-Palasts: Queen Mary’s Terrace. Christopher Wren entwarf diese 1691 gebaute Treppe und die Bootsanlegestelle.

Scotland Yard

Zurück auf Whitehall zweigt bald rechts eine Straße namens Great Scotland Yard ab. Hier besaß bis zum 16. Jh. der schottische König einen Palast. Legendär aber ist Scotland Yard als Synonym für die 1829 von Robert Peel gegründete London Metropolitan Police (imageBaedeker Wissen siehe >>), die hier ihren ersten Sitz hatte, den sie 1890 aber verließ und der seit 1967 in New Scotland Yard in der Victoria Street unweit der Westminster Abbey liegt.

Old Admiralty

Gegenüber erkennt man die einstigen Gebäude der Admiralität (Old Admiralty). Dann ist man über Charing Cross hinweg mit ein paar Schritten auf Trafalgar Square.

Wimbledon

image

Lage: im Süden Londons

U-Bahn: Southfields

Bahn: Wimbledon ab Waterloo Station

Etwa 10 km südlich des Londoner Zentrums liegt der gepflegte Villenvorort Wimbledon, der alljährlich im Sommer Austragungsort des weltberühmten Tennisturniers ist.

Mekka der Tenniswelt

Kurios ist dessen Zustandekommen: Im veranstaltenden All England Lawn Tennis and Croquet Club spielte man ursprünglich eben nur Croquet. Als man 1877 kein Geld für eine Rasenwalze hatte, kam man auf die Idee, ein Turnier mit dem gerade in Mode gekommenen Tennis zu veranstalten und von den Startgeldern die ersehnte Walze zu kaufen: Sie ist heute an einem Ehrenplatz aufgestellt.

Wimbledon Lawn Tennis Museum

Im Wimbledon Lawn Tennis Museum an der Church Road (Gate 4) erfährt man alles Wissenswerte über den »weißen Sport«, kann Tennisausrüstungen bewundern, die begehrten Pokale sehen, darf sogar einen Blick auf den geheiligten Centre Court werfen und ein holografischer John McEnroe erklärt in seiner Umkleidekabine, wie es damals war.

image tgl. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 11 £, mit Führung 20 £,
www.wimbledon.org

Wimbledon Common

Es gibt auch ein Wimbledon jenseits des Tennis: Wimbledon Common, ein großes Wald- und Wiesenglände, lockt zum Spaziergang, etwa zur Windmühle von 1817, jetzt Museum. Im 1687 gebauten Southside House, Teil der Wimbledon King’s College School, wohnen nicht nur einige Mitglieder der Familie Pennington Munthe wie anno dazumal bei Kerzenlicht und Kaminfeuer, es versteckt auch ausgesprochene Schätze: Gemälde von Anthonis van Dyck und Hogarth, Romneys Porträt von Lady Hamilton oder die Halskette, die Marie-Antoinette auf dem Schafott trug.

Wimbledon Windmill: Ende März – Ende Okt. Sa. 14.00 – 17.00, So. 14.00 – 17.00 Uhr; Eintritt: 2 £

Southside House: Führungen Ostersonntag – letzter So. im Sept. Mi., Sa, So. 14.00, 15.00, 16.00 Uhr, 9 £; www.southsidehouse.com

BAEDEKER WISSEN ?

Wussten Sie schon …

… dass der erfolgreichste Wimbledon-Teilnehmer aller Zeiten weder Boris Becker noch Roger Federer heißt? Es ist Hugh Lawrence »Laurie« Doherty. Er gewann zwischen 1897 und 1906 vierzehn Titel: im Einzel von 1902 bis 1906 und im Doppel mit seinem Bruder Frank »Reggie« Doherty von 1897 bis 1905. Der wiederum entschied die Einzel in den Jahren 1897 bis 1900 für sich.

image Windsor Castle

Lage: Windsor, Berkshire, 35 km westlich von London

Bus: Green Line 701, 702 von Victoria Station und Hyde Park Corner

Bahn: ab Waterloo oder Paddington

imageMärz – Okt. tgl. 9.45 – 17.15, Nov. – Feb. tgl. 9.45 – 16.15, Kassenschluss jeweils 1 1/4 St. früher

Wachablösung: April – Juli Mo. – Sa. 11.00 Uhr; Aug. – März jeden 2. Tag

Eintritt: 17 £

www.royalcollection.org.uk

Wer sich etwas länger in London aufhält, sollte einen Ausflug nach Windsor unternehmen – die am längsten und größte noch bewohnte Burg der Welt ist es wert.

Geschichte

Windsor Castle steigt auf einem Kreidefelsen über der Themse auf. Eine erste, hölzerne Burg wurde auf Geheiß Eduards des Bekenners erbaut, Heinrich I. ließ um 1110 die ersten Steinbauten errichten. Unter Heinrich II. ersetzte man die hölzerne Palisade durch einen Steinwall mit quadratischen Türmen und Heinrich III. ließ Wehrbefestigungen anlegen. 1189 belagerten die englischen Barone die Burg und schlugen die Waliser von Prinz John, dem späteren König John Lackland, der Jahre später im nur wenig entfernten Runnymede die Magna Charta unterzeichnen musste. Eduard III., 1312 in Windsor geboren, ließ die alte Holzburg niederreißen und durch William of Wykeham, Bischof von Winchester, weitere Befestigungen, darunter den Round Tower, anlegen. Unter Elisabeth I. kam die Nordterrasse hinzu. In der Regierungszeit Karls II. wandelte man die Burg in ein bequemes Wohnschloss um, das indes nur selten genutzt wurde. Erst als Georg III. um 1800 einzog, ging der Ausbau weiter. Georg IV. veranlasste umfassende Restaurierungen, die bis in die Regierungszeit Königin Viktorias anhielten.

Seit 900 Jahren ist Windsor Sommerresidenz der Königlichen Familie. Weilt die Queen hier, weht vom Round Tower ihr Banner; ihre Ruhe trüben aber sicher die pausenlos im Tiefflug über das Schloss hinwegdonnernden Flugzeuge, die in Heathrow gestartet sind. Die Gebäude erstrecken sich um die Höfe Lower Ward und Upper Ward, zwischen denen sich der Round Tower erhebt. Den Lower Ward begrenzt nach Norden die St. George’s Chapel; die Staatsgemächer befinden sich an der Nordseite des Upper Ward.

image

Windsor Castle, Sommerresidenz der Royals

LOWER WARD · MIDDLE WARD

Man betritt den Lower Ward durch den monumentalen, unter Heinrich VIII. erbauten Henry VIII. Gateway. Die Südseite des Hofs nehmen zwischen Salisbury Tower und Henry III Tower die einstigen Wohnungen der Ritter des von Eduard III. gegründeten Ordens der Military Knights of Windsor ein.

Horseshoe Cloisters

Dem Eingangstor gegenüber sieht man die hufeisenförmigen Gebäude der Horseshoe Cloisters, unter Heinrich IV. erbaut. An deren Nordwestecke liegt der Eingang zum Curfew Tower (»Zapfenstreichturm«). Er wurde unter Heinrich II. 1227 erbaut und ist der älteste noch vorhandene Teil des Schlosses; dazu gehören Teile des Kerkers und ein Fluchttunnel.

Canons’ Residence

Richtung Themse öffnet sich ein kleinerer Hof mit den Wohnungen der Domherren (Canons’ Residence) und der Kapitelbibliothek, beides Teile des Canons’ Cloister aus dem Jahr 1333. In der Nordostecke erhebt sich der Winchester Tower, in dem sich 1390 Geoffrey Chaucer aufhielt.

Deanery

An der Nordseite der St. George’s Chapel vorbei kommt man zu den Dean’s Cloisters und zur Deanery mit ihrem malerischen Kreuzgang aus dem Jahr 1356.

imageSt. George’s Chapel

Die St. George’s Chapel ist die Ordenskapelle der Hosenbandritter. Eduard IV. begann 1474 mit ihrem Bau anstelle einer Kapelle Heinrichs I., Heinrich VIII. vollendete dieses einzigartige Beispiel des späten Perpendikularstils. Das riesige Fenster über dem Hauptportal trägt 75 Glasmalereien aus dem 16. Jh., die Päpste, Könige, Prinzen, Heerführer, Bischöfe und Heilige darstellen. Nord- und Südfassade zeigen seit dem Jahr 1882 die Wappentiere und Schildhalter der Häuser York und Lancaster: Falke, Hirsch, Stier, schwarzer Drache, Hirschkuh und Windhund für die Yorks, Löwe, Einhorn, Schwan, Antilope, Panther und roter Drache für die Lancasters.

Im hellen Inneren beeindruckt das fächerförmige Deckengewölbe des Hauptschiffs. Von besonderer Pracht ist der Chor aus dem 15. Jh. mit dem aus dem Holz von Windsor-Eichen geschnitzten Gestühl. Es zeigt detailreich Begebenheiten aus dem Leben des hl. Georg, Eduards III. sowie der Hosenbandritter. Hinter und über den Stühlen sieht man Wappen, Schwerter und Banner von 700 Ordensrittern. In der Mitte des Chors sind Heinrich VIII., Jane Seymour und Karl I. beigesetzt. Unter dem Chor erstreckt sich das 1240 erbaute Royal Tomb House, in dem Georg III., Georg IV. und Wilhelm IV. ihre letzte Ruhe fanden. Weiterhin beachtenswert: im südlichen Seitenschiff die Bray Chapel – jetzt der Buchladen – mit dem Grabmal von Sir Reginald Bray († 1503); in der Südwestecke die Beaufort Chapel mit den Gräbern des Earl of Worcester († 1526) und des Herzogs von Kent, Vater von Königin Viktoria; in der Nordwestecke die Urswick Chapel mit dem marmornen Denkmal für Charlotte, Tochter Georgs IV., schräg gegenüber das Grabmal für Georg V. und Königin Maria; im nördlichen Chorumgang u. a. die Gräber von Georg VI. (links) und Eduard IV. (rechts); im südlichen Chorumgang von Eduard VII. und Heinrich VI., in der Südostecke die Lincoln Chapel für den 1585 gestorbenen Earl of Lincoln und Gemahlin und wiederum an der Chorwand die Oxenbridge Chantry, an deren Außenwand das Schwert Eduards III. befestigt ist.

Windsor Castle

image

Grafik downloaden: www.baedeker.com/ebooklondon-downloads/windsor-castle

imageAlbert Memorial Chapel

An die St. George’s Chapel schließt die Albert Memorial Chapel an. Von Heinrich VII. als seine Gruftkirche erbaut, blieb sie jedoch leer, da er in Westminster Abbey begraben ist. Jakob II. nutzte sie als katholische Kapelle. Königin Viktoria ließ sie zur Gedenkstätte für ihren 1861 gestorbenen Prinzgemahl Albert umgestalten. Sie ist aufs Prächtigste mit Marmor, Mosaiken, Skulpturen und Glasmalereien geschmückt. Dargestellt sind biblische Szenen, Mitglieder des Königshauses und Verwandte Alberts, der in einem Sarkophag ruht. Rechts daneben steht der Porphyrsarkophag des Herzogs von Clarence († 1892), des ältesten Sohns Eduards VII., an der Westtür sieht man die Marmorfigur des Herzogs von Albany († 1884) in schottischer Tracht.

Round Tower

Zwischen Lower Ward und Upper Ward erhebt sich der Round Tower. Er wurde zur Zeit Eduards III. auf einem aufgeschütteten Hügel erbaut, auf dem auch schon Wilhelm der Eroberer den Bergfried hatte errichten lassen. Der Aufstieg zur 24 m über dem Boden liegenden Plattform des Round Tower wird durch einen wunderbaren Rundblick über das Schloss und das Themsetal belohnt.

UPPER WARD

Den Upper Ward oder »Quadrangle« umgeben die State Apartments im Norden, die Visitors’ Apartments im Süden und die Private Apartments, die Wohnräume der Royals, im Osten. An der Westseite des Hofs steht eine Statue von Karl II. aus dem Jahr 1679.

imageState Apartments

Die Staatsgemächer können bei Abwesenheit des Hofes besichtigt werden (Öffnungszeiten wie Schlossgelände). Heute sind sie im Wesentlichen Ergebnis der Umgestaltung durch Geoffrey Wyattville in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Von der Terrasse gelangt man auch zum Schauraum mit dem Puppenhaus der Königin Mary von 1923 (Queen Mary’s Doll House) von Edward Lutyens.

Durch das China Museum (Porzellansammlung) kommt man in das Große Treppenhaus (Grand Staircase), das von Chantreys Statue Georgs IV. dominiert wird und mit Waffen und Rüstungen ausgestattet ist, darunter eine von Heinrich VIII. Das Grand Vestibule ist mit Rüstungen, Fahnen und Militaria wie einem Umhang Napoelons ausstaffiert. Fast eine Reliquie: die hier gezeigte Kugel, die Nelson in der Schlacht von Trafalgar tötete. Waterloo Chamber, 30 m lang, mit Schnitzereien von Grinling Gibbons und einem riesigen indischen Teppich ausgestattet, zeigt Porträts von Männern rund um die Ereignisse zwischen 1813 und 1815, so Wellington, Blücher, Castlereagh, Metternich, Papst Pius VII., Zar Alexander I., Friedrich Wilhelm III. von Preußen sowie die englischen Könige Georg III. und Georg IV. Links geht es in den Garter Throne Room, in dem seit Georg IV. der Hosenbandorden verliehen wird. Im sich anschließenden großen Empfangssaal in prächtigstem Rokoko fallen Wandteppiche mit der Geschichte Jasons und Medeas sowie eine große Malachitvase auf, ein Geschenk des russischen Zaren Nikolaus I.

Die im 14. Jh. erbaute St. George’s Hall, Bankettsaal der Königin, brannte 1992 aus, ist aber wieder restauriert. Die Gemälde stammen u. a. von van Dyck, Kneller und Lely. Die folgenden Queen’s Rooms waren die Repräsentationsräume der Königin. Im Queen’s Guard Chamber sieht man Rüstungen, indische Kanonen und einen goldenen Schild, ein Geschenk Franz’ I. von Frankreich an Heinrich VIII. Das Deckengemälde im Empfangszimmer der Königin (Queen’s Presence Chamber) mit dem Bildnis von Katharina von Braganza malte Antonio Verrio. Die Gobelins hier erzählen die Geschichte von Esther und Mardochai. Die Gobelinserie setzt sich im Empfangskabinett der Königin (Queen’s Audience Chamber) fort, dessen Deckengemälde wiederum Verrio schuf. Der Queen’s Ball Room, von Karl II. als Ballsaal für Katharina von Braganza gedacht, wurde unter Georg IV. mit Gemälden von Anthonis van Dyck ausgestattet, darunter »Karl I. und seine Familie«, »Die Kinder Karls I.«, »Karl I. zu Pferd« und ein Selbstporträt des Künstlers. Schließlich das einstige Privatgemach der Königin, der heutige Queen’s Drawing Room, der u. a. van Dycks Gemälde der fünf Kinder Karls I. enthält.

image

St. George’s Chapel, Ordenskapelle der Hosenbandritter

Es folgen die King’s Rooms. Im Königskabinett (King’s Closet) und im Ankleidezimmer (King’s Wardrobe) sind Gemälde von Holbein, Rubens, Rembrandt und das berühmte imageDreierporträt Karls I. von van Dyck zu bewundern. Im anschließenden Schlafgemach des Königs (King’s State Bed Chamber) hängen Gemälde von Canaletto und Gainsborough; im Empfangssaal des Königs (King’s Drawing Room) u. a. von Rubens, darunter die »Heilige Familie«, und van Dyck (»Heiliger Martin«). Der letzte Raum ist der Speisesaal (King’s Dining Room) mit holzgeschnitzten Dekorationen von Grinling Gibbons, einem herrlichen Deckengemälde von Verrio (1678 / 1680) und einem Porträt der Katharina von Braganza von Jacob Huysmans.

BAEDEKER WISSEN !

Hosenbandorden

Honi soit qui mal y pense

Im Jahr 1348 gründete König Eduard III. auf Windsor Castle den Hosenbandorden – The Most Noble Order of the Garter – als höchsten Orden, den das englische Königreich zu vergeben hat.

Anlass für die Gründung soll ein Fest gewesen sein, auf dem eine Hofdame ihr Strumpfband verlor, das Eduard aufhob und sich selbst ans Bein band, was großes Gelächter der Höflinge auslöste. Eduard erwiderte, dass es binnen kurzem für seine Ritter eine Ehre sein werde, ein solches Band zu bekommen. Der Hosenbandorden ist – in Anlehnung an Artus’ Tafelrunde – der Versuch, im ausgehenden Mittelalter, in dem sich der Niedergang des Rittertums abzeichnete, eine erlesene Gemeinschaft von die ritterlichen Tugenden wahrenden Männern zu etablieren. Ihm dürfen nur 26 Knights oder – in der Neuzeit – Ladies angehören, deren Zahl jedoch mit der Ernennung von Extra-Knights durch den Ordenssouverän – den Monarchen – überschritten werden kann.

image

Die Queen als Ritterin des Hosenbandordens

Der Orden wird in einer farbenprächtigen Zeremonie im Garter Throne Room in Schloss Windsor verliehen. Die Ordensinsignien, bei feierlichen Anlässen die schwere Ordenskette mit dem Ordenszeichen »The George«, bei geringeren Anlässen das Schulterband mit »The Lesser George« sowie das berühmte Hosenband aus dunkelblauem Samt mit dem Motto »Honi soit qui mal y pense« (»Schlecht, wer Schlechtes dabei denkt«), das die Ritter unter dem linken Knie und die Ladies am linken Oberarm tragen, können in Raum 46 des British Museum besichtigt werden

Home Park Great Park

Im Home Park stehen Frogmore House and Mausoleum, in dem Königin Viktoria begraben ist. Nur an wenigen Tagen im Mai und August ist es Besuchern geöffnet (s. www.royalcollection.org.uk).

WINDSOR · ETON

Windsor

Das Städtchen Windsor mit seinen Fachwerkhäusern und Gasthöfen aus dem 17. und 18. Jh., schmalen, verwinkelten Gassen und Kopfsteinpflaster zeigt sich im Kern noch heute im mittelalterlichen Kleid. Den Entwurf zur Guildhall (Rathaus) lieferte Christopher Wren.

Eton

Über die Themsebrücke hinweg ist man von Windsor schon in Eton. Ihr weltberühmtes, 1440 von Heinrich VI. gegründetes College gehört zu den feinsten Schulen, die ein Engländer besuchen kann. Eton-Schüler waren so berühmte Männer wie Henry Fielding, William Pitt, Percy B. Shelley, William Gladstone und der Herzog von Wellington. Die Grundschule (Lower School) wurde 1624 bis 1639, die Oberschule (Upper School) 1689 bis 1692 erbaut. Besonders sehenswert ist die 1441 im Perpendicular Style errichtete Schulkapelle, deren Wandmalereien vom Ende des 15. Jh.s Szenen aus dem Marienleben zeigen. Das Museum of Eton Life erzählt die Geschichte der Eliteschmiede.

image Führungen: Ende April – Anf. Okt. in den Ferien tgl., in den Semestern nur Mi. und Fr. – So. jew. 14.00 und 15.15 Uhr; 7 £

imageLegoland Windsor

Das wenig außerhalb von Windsor an der B 3022 Richtung Ascot gelegene, 60 ha große Legoland bietet Fahrgeschäfte, Ritterburgen, Piratenschiffe, eine Ministadt und allerlei Technisches aus den berühmten bunten Steinen. Von der Windsor Parish Church und gegenüber vom Theatre Royal fährt ein Shuttle-Bus.

image www.legoland.co.uk