image Hampton Court Palace

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Lage: East Molesey, 25 km südwestl.

Bahn: Hampton Court ab Waterloo Station

River Tours: Hampton Court Bridge ab Westminster Pier (April – Okt.)

image Palast: Ende März – Ende Okt.
tgl. 10.00 – 18.00,
Ende Okt. – Ende
März bis 16.30 Uhr

Formale Gärten: Sommer 10.00 – 19.00, Winter bis 17.30 Uhr

Eintritt: 16,95 £ (online: 14,40 £)

www.hrp.org.uk

Hampton Court, herrlich in einer Themseschleife gelegen, gilt als einer der schönsten englischen Königspaläste und als Musterbeispiel der Tudor-Architektur.

Geschichtsträchtiger Ort

Es waren die englischen Johanniter, die 1236 an diesem Platz ein Gut aufbauten. Dieses pachtete 1494 der Höfling Giles Daubeney; 1514 übernahm Lordkanzler Kardinal Thomas Wolsey (1475 – 1530) die Pacht. Er ließ bis 1520 den Palast bauen und führte dort ein luxuriöses Leben, das dem am Königshof in nichts nachstand. Zeitgenosse John Skelton veranlasste dies zu den satirischen Zeilen

»The king’s court / Should have the excellence, But Hampton Court/Hath the preeminence.«

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Vom Clock Court geht es in die königlichen Räume des Palasts.

Wolsey fiel 1528 bei Heinrich VIII. in Ungnade und verlor Ämter und Besitz, weil er beim Papst die Scheidung seines Königs von Katharina von Aragón nicht durchsetzen konnte. Heinrich sicherte sich Hampton Court Palace und ließ die Great Hall sowie die Anbauten um den Fountain Court ausführen. Hier lebte er mit allen seinen acht Frauen; der Geist von Catherine Howard, der fünfte Ehefrau, und der Geist von Dame Sybill Penn, Amme von Elisabeth I., sollen gar noch durch die Gemächer spuken. Elisabeth hielt sich gerne in Hampton Court auf; so erfuhr sie hier vom Sieg über die spanische Armada 1588. Karl I. wohnte ebenfalls hier – sowohl als König als auch als Gefangener Oliver Cromwells. Erst unter Wilhelm III. und Maria II. kam es wieder zu größeren Veränderungen: Während die Westseite im Tudorstil erhalten blieb, wurden der Ostflügel und der Fountain Court mit den State Apartments von Christopher Wren erneuert. Seit 1838 ist der Palast für Besucher geöffnet.

Wichtige Räume im Palast

Der Weg in den Palast führt unter dem Torbogen Anne Boleyn’s Gateway zunächst in den Clock Court, der seinen Namen der großen astronomischen Uhr verdankt, die 1540 für den imageSt. James’s Palace angefertigt und im 19. Jh. hierhergebracht wurde. Eine einführende Ausstellung dort verschafft eine erste Übersicht.

Der Zugang in die Räume Heinrichs VIII. befindet sich im Torbau von Anne Boleyn’s Gateway und führt gleich in die 1531 bis 1536 erbaute imageGreat Hall. Dieser eindrucksvollste Raum im Palast ragt durch die wunderbare Stichbalkendecke und die Wandteppiche heraus, die im 16. Jh. nach Kartons des Flamen Bernaert van Orley gefertigt wurden und die Geschichte Abrahams zeigen. Shakespeares Theatertrupp trat 1603 hier vor Jakob I. auf. Von der Halle kommt man durch das Great Watching Chamber (Raum der königlichen Leibwache) und die Haunted Gallery, wo Catherine Howard umgeht, in die unter Wolsey erbaute und unter Heinrich VIII. ausgeschmückte königliche Kapelle. Sie wurde von Christopher Wren umdekoriert, aber selbstverständlich tastete er dabei die einzigartige, in Blau und Gold leuchtende Tudordecke nicht an. Beiderseits des Eingangs prangen die Wappen von Heinrich VIII. und Jane Seymour.

Über eine Wendeltreppe im Südflügel des Clock Court kommt man in die Wolsey Rooms, die ältesten Räume im Palast, in denen nach Wolsey auch Heinrich VIII. und Katharina von Aragón lebten. Hier führt eine imageAusstellung durch das Leben des jungen Heinrich: Gemälde (u. a. Porträts von Hans Holbein) in Kombination mit interaktiven Terminals lassen die Zeit lebendig werden, in der der König europäische Machtpolitik betrieb und noch nicht als Weiberheld und Saufaus verschrien war.

Auf der von Antonio Verrio prächtig ausgemalten imageKing’s Staircase kommt man hinauf in die von Wren geplanten Gemächer von Wilhelm III., die allesamt von großen Barockkünstlern ausgestaltet wurden: Holzschnitzereien von Grinling Gibbons, Fresken von Antonio Verrio, Schmiedeeisen von Jean Tijou, Marmorarbeiten von John Nost, Gemälde u. a. von Tintoretto im King’s Drawing Room. Königliches Machtbewusstsein strahlt der Thronsaal aus. Eher nüchtern fallen dagegen die Räume von Wilhelms Gemahlin Maria aus; im Queen’s Guard Chamber hängt immerhin ein Gemälde von Godfrey Kneller.

Auf keinen Fall auslassen darf man die Tudor Kitchens. Küchen, Bier- und Weinkeller geben einen Eindruck davon, welcher Aufwand für die Versorgung des Palasts mit 600 Bewohnern betrieben werden musste – pro Jahr wurden beispielsweise 1240 Ochsen und 8200 Schafe verarbeitet. Wenn man Glück hat, erlebt man auch eine der Kochvorführungen, die in der Regel an jedem ersten Wochenende eines Monats stattfinden.

Gärten und Park

Beim Rundgang durch die Gärten streift man durch den Privatgarten Wilhelms III., den unter Wilhelm von Oranien angelegten Brunnengarten, den Tudor- und elisabethanischen Knotengarten sowie den von Wren konzipierten Broad Walk, wo eine echte Rarität steht: der überdachte Tennisplatz aus der Tudorzeit, auf dem heute noch nach alten Regeln gespielt wird. Besonders sehenswert ist der vom berühmten Landschaftsgärtner Capability Brown 1769 gepflanzte imageGreat Vine, ein Trollinger-Weinstock mit einem Durchmesser von heute vier Metern. Die Jahresernte von ca. 300 kg Trauben wird an Besucher verkauft. Sind Kinder dabei, sollte man sich auf jeden Fall auch in den großen Heckenirrgarten imageThe Maze wagen, der seit 1690 besteht. Die zur Themse hin zeigende Lower Orangery bewahrt ein Meisterwerk der europäischen Kunst und eines der bedeutendsten Werke der Renaissance-Malerei überhaupt: Andrea Mantegnas (1431 bis 1506) Zyklus image»Triumphzug des Cäsar«, neun Gemälde mit überlebensgroßen Figuren, die Karl I. 1629 erwarb.

Im Themsebogen erstreckt sich auf 2,8 km2 der Home Park mit Teichen, langen Spazierwegen und Wildbestand.

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Nicht versäumen

  • Great Hall: Prachtstück aus der Tudorzeit
  • Young Henry VIII Exhibition
  • Tudor Kitchens: täglich kochen für 600 Hungrige
  • The Maze: zum Verirren
  • »Triumphe des Cäsar«: Gemäldezyklus von Andrea Mantegna
  • Tudor Tennis Court: Heinrichs VIII. Tennisplatz

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image Harrods

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Lage: 87 – 135 Brompton Rd., SW 1

U-Bahn: Knightsbridge

image Mo. – Sa. 10.00 – 20.00 Uhr

Neben Tower, British Museum, Buckingham Palace, Westminster Abbey und Big Ben ist Harrods die meistbesuchte Attraktion Londons – und wer Großbritanniens größtes Kaufhaus nicht gesehen hat, hat wahrlich etwas versäumt.

Henry Edward Harrod eröffnete 1824 einen Laden für Stoffe und Kurzwaren in Southwark. 1834 findet man ihn, nun Lebensmittelhändler, im East End und 1849 zog er in die Nähe des Hyde Parks, weil er sich durch die dortige Great Exhibition von 1851 gute Geschäfte versprach. Sein Sohn Charles Digby Harrod erweiterte das Sortiment und baute nach einem Brand, der 1883 sein Kaufhaus zerstörte, das heutige, in aller Welt bekannte Gebäude.

1985 kaufte der Ägypter Mohammed Al-Fayed das Luxusgeschäft. Sein Sohn Dodi begleitete Prinzessin Diana, als diese im Sommer 1997 in Paris tödlich verunglückte. Danach brachte Al-Fayed es fertig, dass Harrods das Privileg des Hoflieferanten entzogen wurde, weil er behauptete, Prinz Philip habe das Paar vom Geheimdienst ermorden lassen. 2010 verkaufte er für 1,5 Mrd. £ an die Königsfamilie von Qatar. Der Altar für Diana und Dodi im Treppenhaus bei der Egyptian Hall ist auch unter den neuen Eigentümern geblieben.

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In der Kathedrale der Delikatessen: Harrods’ Food Hall

»Alles für alle, überall hin«

Aus Mr. Harrods kleinem Laden ist eine Institution mit 330 Abteilungen auf 90 000 m2 Verkaufsfläche und 4000 Angestellten geworden, die stolz ihrem Firmenmotto nacheifern: »Alles für alle, überall hin.« Harrods ist Erlebnis und Ereignis zugleich. Mag Fortnum & Mason (imagesiehe >>) eine Idee vornehmer sein – die Harrods-Angestellten tragen immerhin keinen Cut bei der Arbeit wie die Konkurrenz in Piccadilly –, so versteht sich der Konsumtempel an der Brompton Road am besten auf die Inszenierung seiner selbst: Harrods ist nicht nur Kaufhaus, sondern zur Marke geworden. Der größte Unterschied zu den Rivalen ist der, dass es bei Harrods alles gibt; was es nicht gibt, wird selbstverständlich besorgt. Man sollte nicht befürchten, Harrods sei nur eine Sache für Menschen mit dicker Brieftasche – hier kann man auch ganz normal einkaufen. Der Reiz aber ist der Luxus. Deshalb drängen Ströme von Touristen durch die Eingangstüren und werden auch eingelassen, sofern sie keine kurzen Hosen, keine zu freizügige Oberbekleidung und keine umgehängten Rucksäcke tragen und: ja nicht fotografieren! Dann aber kann man staunenden Auges durch die Abteilungen wandeln: die Egyptian Hall mit edelster Einrichtung, die riesige Parfümabteilung, die Abteilung für feine Geschenke für den Herrn, die Sportabteilung, wo es beste Ausrüstung für Cricket, Golf und Polo gibt, die Spielzeugabteilung oder die typisch britische Abteilung für Schuluniformen. Höhepunkt aber sind die viktorianischen imageFood Halls im Erdgeschoss: In diesen üppig geschmückten Hallen fühlt man sich wie in einer Kathedrale der Delikatessen.

BAEDEKER TIPP !

Picknick im Hyde Park

Spätestens zwischen Dutzenden Sorten italienischer Salami, französischen Käses und englischer Biskuits wird jeder schwach und greift zum Portemonnaie: Ist es nicht herrlich, mit einer in Harrods Food Hall wohlgefüllten Tüte in der Hand zum Picknick in den nahen Hyde Park zu gehen?

image Houses of Parliament

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Lage: Parliament Square, SW 1

U-Bahn: Westminster

Besuchereingang: St. Stephen’s Entrance (Westseite)

www.parliament.uk

Das Herz der britischen Demokratie schlägt in den Houses of Parliament. Sie sind Sitz von Oberhaus und Unterhaus und heißen offiziell »The Palace of Westminster«, stehen sie doch am Ort des alten Königspalasts.

Alte Königsresidenz Baedeker Wissen siehe >>

Dieser wurde von Eduard dem Bekenner erbaut und von Wilhelm dem Eroberer und Wilhelm Rufus vergrößert, der zwischen 1097 und 1099 auch Westminster Hall erbauen ließ. Ein Brand im Jahr 1512 verschonte nur diese, die im 14. Jh. errichtete St. Stephen’s Chapel sowie die Krypta. Bis 1529, als Heinrich VIII. den benachbarten Whitehall Palace übernahm, war der Westminster-Palast königliche Residenz. 1547 wurde er Sitz des Parlaments: Das Unterhaus zog in die St. Stephen’s Chapel, das Oberhaus in einen am Südende des Hofs gelegenen Saal. Das heutige Parlamentsgebäude ist ein Werk von Sir Charles Barry (1795 – 1860), der es von 1839 an als Reverenz an Westminster Abbey im neogotischen Stil erbaute. Die erste offizielle Parlamentseröffnung fand 1852 statt, doch erst 1888 waren die Bauarbeiten abgeschlossen. Die im Zweiten Weltkrieg schwer getroffenen Gebäude wurden 1948 bis 1950 wiederaufgebaut.

Gunpowder Plot

Aufruhr gab es 1605, als eine von Robert Catesby angeführte Gruppe von Katholiken das Parlament in die Luft sprengen wollten, um König Jakob I. bei der Parlamentseröffnung am 5. November zu töten. Mit der Ausführung war Guy Fawkes beauftragt, der als überzeugter Katholik 1593 das protestantische England verlassen hatte, um sich in den Spanischen Niederlanden als Soldat zu verdingen und von dort die nötige militärische Erfahrung mitbrachte. Er deponierte in einem Keller unter dem Parlament 36 Fässer Pulver. Der Anschlag wurde jedoch verraten, und bei der Durchsuchung der Räume entdeckte man Fawkes. Zum Tode verurteilt, sollte er am 31. Januar 1606 vor dem Parlament – wie zwei seiner Mitverschwörer – gehängt und gevierteilt werden. Ersteres blieb ihm erspart: Er sprang vom Schafott und brach sich das Genick.

Seither findet jedes Jahr vor der Eröffnung des Parlaments eine genaue Durchsuchung der Kellerräume in historischen Kostümen statt (Abb. siehe >>), und jeweils am 5. November begeht man den »Guy Fawkes Day« mit Feuerwerk und Maskeraden. In jüngster Zeit ist Guy Fawkes zur Symbolfigur der Occupy-Bewegung geworden.

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Besuch im Parlament

Das Innenleben des Parlaments kann man auf zweierlei Art erleben: auf den Besuchergalerien, um Debatten mitzuverfolgen (kostenlos) oder mit einer Führung (15 £).

Debatten im Unterhaus: Mo. und Di. ab 14.30, Mi. ab 11.30, Do. ab 10.30, Fr. ab 9.30 Uhr

Debatten im Oberhaus: Mo. und Di. ab 14.30, Mi. ab 15.00, Do. ab 11.00, Fr. ab 10.00 Uhr

Man reiht sich – am besten 2 St. vor Sitzungsbeginn – in die Schlange am St. Stephen’s Entrance ein.

Führungen: Sa. 9.15 – 16.30 das ganze Jahr über; Ende Juli – Anf. Sept. auch Mo. – Fr. 9.15 – 16.30 Uhr; Karten: www.ticketmaster.co.uk oder Tel. 0844 8 47 16 72 oder im Ticket Office beim Jewel Tower (8.45 – 16.45 Uhr)

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Das britische Parlament

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Westminster Bridge

Den besten Blick auf das Parlament hat man von der Westminster Bridge. Sie wurde 1856 bis 1862 als Ersatz für eine Steinbrücke gebaut, die als zweite Brücke nach der London Bridge die Themse überspannte. Die Skulpturengruppe gegenüber von Big Ben stellt die keltische Königin Boadicea dar.

Türme

Über der Westminster Bridge steigt der weltberühmte Uhrturm Big Ben auf, neben der Tower Bridge wohl das berühmteste Wahrzeichen Londons. Big Ben ist eigentlich der Name der nach Sir Benjamin Hall benannten Glocke, doch hat er sich sehr bald auf den ganzen Turm übertragen. Ihr Klang ist seit Neujahr 1923 das Erkennungszeichen der BBC. 2012 hat der Turm zum 60-jährigen Thronjubiläum der Queen offiziell den Namen Elizabeth Tower erhalten.

Das architektonische Gegengewicht zu Big Ben gibt der Victoria Tower, der zur Bauzeit größte und höchste quadratische Turm der Welt. Tagt das Parlament, weht von seiner Spitze der Union Jack.

Jewel Tower

Der Juwelenturm gegenüber vom Victoria Tower gehört zu den wenigen erhaltenen Teilen von Westminster Palace. Er wurde 1366 als Aufbewahrungsort für das Privatvermögen von Eduard III. von Henry Yevele erbaut. Vom Anfang des 17. Jh.s an war er Archiv des Oberhauses, von 1869 bis 1938 war in ihm das Eichamt untergebracht. Heute ist hier eine Ausstellung über das Parlament und den alten Palast zu sehen.

image April – Okt. tgl. 10.00 – 17.00, Nov. – März nur Sa. und So. 10.00 – 16.00 Uhr; Eintritt: 3,50 £

Im Parlament (s.a. Baedeker Wissen siehe >>)

Königliche Räume

Die 16 m hohe Royal Entrance (Königspforte) am Victoria Tower durchschreitet die Queen, wenn sie das Parlament feierlich eröffnet. Ein Treppenaufgang (Royal Staircase) führt in die Normannische Vorhalle (Norman Porch). Daran schließt sich der Robing Room (königliches Ankleidezimmer) an. Hier legt die Queen die Kronjuwelen an. In der Royal Gallery (Königliche Galerie) sind die Wappen der englischen und schottischen Monarchen angebracht, zwei Monumentalfresken von Daniel Maclise stellen den »Tod Nelsons« und »Wellington und Blücher nach der Schlacht von Waterloo« dar. Das anschließende Prince’s Chamber (Prinzenzimmer) ist der Vorraum zum Oberhaus. Die Täfelung zeigt Porträts von Tudor-Herrschern und deren Verwandten, die Reliefs darunter Szenen aus deren Regierungszeiten. Dem Eingang gegenüber steht Königin Viktoria in
weißem Marmor, eingerahmt von der »Gerechtigkeit« und der
»Gnade«.

House of Lords

Peers’ Lobby, das Vorzimmer zum Oberhaus (House of Lords), ist mit glasierten Ziegeln gepflastert; über den Türen erkennt man die Wappen der englischen Königsgeschlechter. Von hier führt der Peers’ Corridor zur Central Lobby, der achteckigen Halle zwischen Ober- und Unterhaus mit einer 25 m hohen, gewölbten Decke.

Das Oberhaus beeindruckt durch seine Pracht. Auf den roten Ledersitzen nehmen die Peers Platz. Sie haben sich im November 1999 quasi selbst entmachtet, als sie einem Gesetz der Regierung Blair zustimmten, das die automatische Mitgliedschaft des Erbadels abschaffte – immerhin saßen 646 Erblords im Oberhaus, nun nur noch 92, dazu auf Lebenszeit ernannte Lords sowie die höchsten Richter und die anglikanischen Bischöfe.

House of Commons

Das Vorzimmer zum House of Commons (Unterhaus) die Commons’ Lobby, schmücken Statuen von Staatsmännern des 20. Jh.s, darunter von Winston Churchill und David Lloyd George. Am Nordende des Unterhauses sitzt der Parlamentspräsident, der Speaker. Bei Sitzungsbeginn ertönt der Ruf: »Mr. Speaker! – hats off – strangers!« Man steht auf und lässt eine Prozession vorbei, angeführt vom Serjeant-at-Arms, der den Amtsstab (»The Mace«) über der Schulter trägt und ihn vor dem Platz des Speakers ablegt – erst dann kann die Sitzung beginnen. Ihm folgt in einem schwarzen Talar und mit Perücke der Speaker. Den Schluss bilden ein Schleppenträger, ein Geistlicher und ein Sekretär. Vor jeder Sitzung betet der Geistliche mit den Abgeordneten, »dass Gott sie erleuchten möge«. Am Ende der Sitzung verlässt die Prozession wieder den Saal.

Westminster Hall

Die 73 m lange und 30 m hohe Westminster Hall, 1097 begonnen und 1099 vollendet, überstand einigermaßen den Brand im Jahr 1299, der den alten Westminster Palace in Schutt und Asche legte. Richard II. (reg. 1377 – 1400) ließ sie von Henry Yevele neu aufbauen; Zimmermann Hugh Herland steuerte die mächtige Stichbalkendecke aus Eichenholz bei. Die 13 Statuen englischer Könige von Eduard dem Bekenner bis Richard II. wurden 1385 aufgestellt. Von 1189 bis 1821 fanden in der Halle die Krönungsbankette statt, bei denen sich der neue Monarch den Lords am King’s Table präsentierte, von dem Fragmente erhalten sind. Oliver Cromwell wurde hier 1653 als Lord Protector eingesetzt.
Als Sitz von vier Gerichtshöfen war Westminster Hall der Nabel der englischen Rechtsprechung. Berühmte Prozesse fanden hier statt, so gegen William Wallace (1305), Richard II. (1399), Sir Thomas More (1535) und Karl I. (1649).

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Späte Rache

Nach der Wiederherstellung der Monarchie unter Karl II. im Jahr 1660 machte man den Revolutionären in Westminster Hall den Prozess. Die Leiche des 1658 gestorbenen Cromwell wurde ausgegraben, nachträglich auf dem Tyburn exekutiert und sein Kopf auf einem Turm der Halle aufgesteckt, wo er 20 Jahre lang blieb.

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Unter- und Oberhaus

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St. Stephen’s Hall

In St. Stephen’s Hall trat von 1547 bis 1834 das Unterhaus zusammen. Die Mosaiken zeigen die Gründung der Kapelle durch König Stephan, die Statuen stellen Könige und Königinnen der Plantagenets und der Normannen sowie Staatsmänner des 17. bis 19. Jh.s dar.

Hyde Park · Kensington Gardens

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Lage: Westlich der City

U-Bahn: Hyde Park Corner, Marble Arch, Lancaster Gate

www.royalparks.org.uk

Einst königlicher Jagdgrund, Exerzierplatz und beliebt bei Duellanten, ist Hyde Park heute der Ort, an dem sich London entspannt – beim Sport, beim Picknick, beim Spazierengehen oder einfach nur beim Faulenzen.

image HYDE PARK

Hier entspannt sich London

Ein Gang durch den Park, vor allem im Sommer, ist zu jeder Tageszeit ein Vergnügen: Am Morgen ist es noch still, und nur wenige Spaziergänger, Jogger und Reiter sind unterwegs; mittags verspeisen die Angestellten der umliegenden Büros ihr Sandwich auf den Bänken, und ab dem Nachmittag nehmen Fußballspieler und Sonnenhungrige den Rasen in Beschlag.

Ursprünglich im Besitz der Westminster Abbey, kaufte Heinrich VIII. 1536 das Gelände und machte es zum Jagdgrund. 1637 öffnete Karl I. den Park den Londonern, und vor allem die Wohlhabenden unter ihnen machten aus ihm den Ort, wo man sich in der Kutsche spazieren fahren ließ, um gesehen zu werden. 1851 war der Hyde Park Schauplatz der Great Exhibition und 2012 des olympischen Triathlons sowie des 10-km-Schwimmen (im Serpentinenteich).

Spaziergang

Haupteingang ist der 1828 von Decimus Burton geschaffene dreifache Grand Entrance an Hyde Park Corner (imagesiehe >>), dessen Reliefs Motive aus dem Parthenon-Fries zeigen (British Museum). Gleich dahinter steht die sog. Achilles-Statue, die Richard Westmacott 1822 zu Ehren des Herzogs von Wellington aus französischen Kanonenkugeln goss. Sie stellt allerdings nicht den antiken Gott, dar sondern ist die Nachbildung eines Rossebändigers vom Quirinal in Rom – trotzdem sorgte sie für einen Skandal, war sie doch die erste öffentliche Darstellung eines Nackten in Britannien.

Vom Grand Entrance durchziehen drei Hauptwege den Park: Links führt The Carriage Road zum Albert Memorial (imagesiehe >>, rechts geht die East Carriage Road zu Marble Arch und Speakers’ Corner am 7th July Memorial für die Opfer des Terroranschlags im Jahr 2005 vorbei. Der mittlere Weg führt zum Serpentinenteich (The Serpentine), den Königin Caroline von Ansbach, Gemahlin Georgs II., 1730 anlegen ließ und auf dem man heute mit einem Solarboot herumfahren kann. Nicht weit vom Ostrand des Teichs steht das Holocaust Memorial; am Westrand erinnert der Diana Memorial Fountain an Prinzessin Diana und, nördlich des Teichs liegt das Bird Sanctuary (Vogelgehege) mit Epsteins nacktem »Geist der Natur« davor.

Zwischen Serpentine und Carriage Road zieht sich die Reitern vorbehaltene Rotten Row dahin, eine Verballhornung des französischen »Route du Roi«. Wilhelm III. ließ sie samt Beleuchtung anlegen, um sicher zu seiner Residenz im Kensington-Palast zu kommen.

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Durchatmen: Im Hyde Park gönnt man sich Ruhe von der Millionenstadt.

Speakers’ Corner

Speakers’ Corner bietet seit 1872 Gelegenheit für jeden, sich über jedes beliebige Thema auszulassen, ohne Repressalien befürchten zu müssen. Besonders samstags und sonntagnachmittags herrscht Hochbetrieb. Karl Marx sprach hier schon, Lenin und Yomo Kenyatta, erster Präsident Kenias, waren unter den Rednern; auch Idi Amin, der berüchtigte Diktator von Uganda, mischte sich oft unter die Zuhörer, als er noch Feldwebel in der britischen Armee war – seine Lektion in Demokratie hat er dabei aber nicht gelernt.

Marble Arch

Von Speakers’ Corner blickt man hinüber zu Marble Arch auf einer Insel inmitten des Verkehrs. Der mächtige Torbogen wurde 1828 von John Nash im Stil des römischen Konstantin-Bogens als Haupttor zum Buckingham Palace entworfen. Als sich jedoch herausstellte, dass die Durchfahrt zu schmal für die königliche Staatskarosse war, bekam er 1851 seinen heutigen Standort. Das war der Tyburn, vom Ende des 12. Jh.s bis 1783 der Exekutionsplatz: Hierher wurden vom Tower oder vom Newgate-Gefängnis die Delinquenten getrieben, um am Galgen, dem Tyburn Tree, zu enden. Jede Hinrichtung zog Massen von Zuschauern an.

image KENSINGTON GARDENS

Spaziergang

Westlich der Brücke über die Serpentine beginnt Kensington Gardens. Wiederum war es Caroline von Ansbach, die dem Park von 1728 bis 1731 seine im Gegensatz zum Hyde Park planmäßigere Anlage gab. Seit 1841 ist auch er öffentlich zugänglich. An der Stirnseite des Long Water, der den Park durchfließt und die Serpentine bildet, liegen die Italian Gardens, ein Geschenk von Prinzgemahl Albert an Gattin Viktoria. Nicht weit davon erreicht man, am Lancaster Gate vorbei, einen kleinen (verschlossenen) Hundefriedhof, den der Duke of Cambridge 1880 anlegen ließ. Am Westufer des Long Water kommt man zum schönsten Denkmal der Kensington Gardens, zur 1912 von George Frampton geschaffenen Statue von Peter Pan. Um den Jungen, der nie alt werden wollte, sind alle seine Freunde aus der Tier- und Märchenwelt versammelt. Der Weg führt weiter zur Serpentine Gallery, in der in Wechselausstellungen zeitgenössische Kunst gepflegt wird.

image tgl. 10.00 – 18.00 Uhr; Eintritt frei, www.serpentinegallery.org

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Albert Memorial

Ganz am Südrand der Kensington Gardens enthüllte KöniginViktoria 1876 das Denkmal für ihren früh verstorbenen Gemahl Prinz Albert von Sachsen-Coburg-Gotha (1819 – 1861), das von Sir George Gilbert Scott entworfen worden war. Ursprünglich hatte der Monarchin ein gewaltiger monolithischer Obelisk aus Granit vorgeschwebt, der aus Spenden finanziert werden sollte. Jedoch kam nicht genug zusammen, und so entstand das neogotische Denkmal.

Die überlebensgroße Gestalt des Prinzen Albert sitzt unter einem 58 m hohen Baldachin und hält den Katalog der Great Exhibition von 1851 in der Hand, die maßgeblich auf seine Initiative hin zustande gekommen war. Das Postament schmücken Marmorreliefs mit 178 Figuren von Berühmtheiten aus Kunst und Wissenschaft aller Epochen; die frei stehenden Figurengruppen an den Ecken des Sockels stellen Industrie, Ingenieurskunst, Handel und Landwirtschaft dar. An den Ecken des Aufgangs symbolisieren Figurengruppen Europa, Asien, Afrika und Amerika.

Albert Memorial Tours: März – Dez. an jedem 1. So. im Monat 14.00 und 15.00 Uhr; Treffpunkt am Denkmal; 6 £

Royal Albert Hall

Prinz Albert blickt hinüber zur Royal Albert Hall, deren Bau er selbst vorgeschlagen hatte. Das elliptische Gebäude mit einem Rotundenumfang von über 210 m wurde von den Armeeingenieuren Captain Fowke und General Scott entworfen und 1871 vollendet. Obwohl die schlechte Akustik allgemein bekannt war – inzwischen wurde erfolgreich Abhilfe geschaffen –, ließen der von einer mächtigen Glaskuppel bekrönte Innenraum und ihre hochkarätigen Konzerte sie zu einer der beliebtesten Konzerthallen Londons werden. Hier finden u. a. jedes Jahr die Proms statt (imageErleben und Genießen, siehe >>).

image KENSINGTON PALACE

image März – Okt. tgl. 10.00 – 18.00; Nov. – Feb. bis 17.00 Uhr (Kassenschluss jeweils 1 St. früher); Eintritt 14,50 £; Tickets unter www.hrp.org.uk oder Tel. 004420 31 66 60 00

Kensington Palace, von 1689 bis 1760 die Privatresidenz der englischen Herrscher, liegt am Westende der Kensington Gardens. Prinzessin Margaret, Schwester der Queen, lebte hier 42 Jahre lang. Er ist vor allem aber weltweit bekannt als letzter Wohnort von Prinzessin Diana, nach deren Tod Zehntausende Blumen an den Palasttoren ablegten. Im Frühjahr 2012 zog Britanniens neues Traumpaar William und Kate ein.

Nachdem Wilhelm III. das 1605 gebaute Landhaus gekauft hatte, beauftragte er Christopher Wren, es zu seiner Privatresidenz umzuwandeln. Georg I. machte eine offizielle Residenz daraus, ließ sie von Colen Campbell umbauen und von William Kent ausstatten. Der letzte hier residierende König war Georg II. Königin Viktoria wurde in diesem Palast geboren, ebenso Königin Maria. In diesen Räumen starben Wilhelm III., seine Gemahlin Maria II., Anna und Georg II. Vor der Südseite des Palasts steht die Statue Wilhelms III., ein Geschenk des deutschen Kaisers Wilhelm II. an Eduard VII. Die Statue von Königin Viktoria vor der Ostseite schuf deren Tochter Prinzessin Louise zum 50-jährigen Thronjubiläum ihrer Mutter.

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Olympische Spiele 2012

Triathlon im Hyde Park

Langstreckenschwimmen im Serpentine-Teich, Radrennen auf der Mall, Reiten in Greenwich, Beachvoleyball auf Horse Guards: Die Planer setzten auf einen Mix aus bestehenden und neuen Wettkampfstättenund hatten überwältigenden Erfolg. Die Spiele von London gingen als die »Spiele im Herzen der Welt« in die Geschichte ein.

Groß war der Jubel in Britanniens Kapitale, als das Olympische Komitee auf seiner Sitzung in Singapur am 6. Juli 2005 den Austragungsort für die XXX. Olympischen Sommerspiele 2012 bekanntgab: London. Die Themsestadt hatte sich gegen Paris durchgesetzt. Mit dieser Nominierung hat London olympische Geschichte geschrieben: Es ist bislang die einzige Stadt, in der zum dritten Mal Olympische Spiele stattfinden. London war schon 1908 und 1948 Gastgeber.

Teure Angelegenheit

Als die Spiele am 27. Juli 2012 eröffnet wurden, stand bereits fest, dass ein vier Jahre alter Rekord nicht fallen würde, denn Peking 2008 hat mit 42 Mrd. $ schwindelnde Höhe erreicht. Jedoch: Dem 2005 verabschiedeten Londoner Budget von 4,5 Mrd. $ standen tatsächliche Ausgaben von über 17 Mrd. $ gegenüber – ohne Infrastrukturprojekte für den Verkehr. Durch die größte Mobilisation von Polizei und Militär seit dem Zweiten Weltkrieg explodierten die Sicherheitskosten auf 850 Mio. $, d.h. ca. 500 $ pro Athlet und Tag. Das meiste Geld wurde natürlich für Neubauten ausgegeben. Im nordöstlichen Stadtteil Stratford im Lower Lea Valley entstand auf alten Industrie- und Gleisflächen (und Schrebergärten, was große Proteste hervorrief) die 250 ha großen Olympic Zone. Ihr Mittelpunkt war das 80 000 Zuschauer fassende Olympiastadion von der auf Sportstätten spezialisierten Architekturfirma Populous. Dort fanden die meisten Leichtathletikwettkämpfe statt. Für den Wasserport baute Zaha Hadid in ihrem unverkennbaren Stil das Aquatic Centre mit 17 500 Plätzen; weitere Neubauten waren der London Velopark für Bahnrad- und BMX-Wettbewerbe, die Riverbank Arena für Hockey, vier Hallen für Ballsportarten und Fechten und natürlich das Olympische Dorf für 17 000 Gäste. Etwas weiter südlich des Olympiaparks nutzte man in der River Zone auf beiden Ufern der Themse bereits existierende Bauten und Anlagen: das ExCel Exhibition Centre u. a. für Boxen, Gewichtheben und Ringen und den O2-Dome u. a. für Basket- und Handball.

Geniestreich

Soweit das übliche Vorgehen aller Olympiaplaner: riesige Neubauten an der Peripherie. In London aber hatten sie noch eine andere, geniale Idee – sie holten einen Teil der Wettkämpfe mitten in die Stadt. Und so machten die Londoner die Spiele zu ihren Spielen und nicht zu einer Veranstaltung von Funktionären, Politikern und Sporttouristen: Volksfeststimmung auf den letzten Kilometern der Radrennfahrer durch Chelsea und Kensington bis zum Ziel auf der Mall, Picknicklaune von Zehntausenden bei den Reitwettbewerben im Park von Greenwich vor der wunderbaren Kulisse von Queen’s House und ein phantastisches olympisches Happening beim Beachvolleyball auf Horse Guards Parade – und mittendrin oft genug die Royals. Selbst die coolsten Profisportler waren überwältigt von dieser Atmosphäre. Dass es so kommen würde, konnte man bei der Eröffnungsfeier ahnen: Locker und ironisch präsentierte sich Großbritannien. Zwar brachte David Beckham die Olympische Flamme zum Stadion, entzündet wurde sie aber von sieben unbekannten jugendlichen Sportlern. Und auch die Queen machte mit: Sie ließ sich von 007 Daniel Craig im Buckingham-Palast abholen, bestieg mit ihm einen Hubschrauber und sprang per Fallschirm über dem Stadion ab – zumindest sah es so aus …

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Farbenrausch bei der Eröffnungsfeier

Und danach?

Eine wichtige Frage vor Olympischen Spielen ist immer: Was passiert, wenn alles vorbei ist? In Athen (2004) verfallen die Olympiastätten, und auch Peking (2008) weiß nicht so recht etwas damit anzufangen. London will auch das anders machen: Aus dem Olympischen Park soll eine neue Grünzone am Wasser werden – im Norden naturnaher Lebensraum für viele Tiere und zur Themse hin ein Park, der die Reisen berühmter britischer Botaniker gärtnerisch umsetzt. Das Olympiastadion wird auf 25 000 Plätze zurückgebaut, und auch das Aquatics Centre wird auf 2500 Plätze reduziert und für Schul- und Vereinssport genutzt. Für den London-Besucher bleiben die 115 m hohe Aussichtsturm-Skulptur »Arcelormittal Orbit«, eine Gondelbahn, die in 50 m Höhe die Themse vom O2-Dome zum ExCel-Ausstellungsgelände überquert und die neue U-Bahn-Station Stratford, eine riesige Shopping-Mall.

Orangery

Die Orangerie an der Nordseite wurde Christopher Wren zugeschrieben, doch schuf sie wohl Nicholas Hawksmoor im Jahr 1704. Sie ist ausgestattet mit Schnitzereien von Grinling Gibbons, die man heute bei einem Kaffee oder Fünfuhrtee studieren kann.

Neugestaltung

Im April 2012, nach einer umfangreichen Renovierung und teilweisen Neugestaltung, eröffnete der Palast mitsamt seinen Gärten wieder. Ziel war eine völlig neue, vor allem weniger »steife« Präsentation des Palasts und seiner Bewohner in den vergangenen 300 Jahren. Der Zugang zu den State Apartments (Räume von Wilhelm III. und Königin Maria) erfolgt wie im frühen 18. Jh. über die King’s Staircase, die Wandmalereien von William Kent aus dieser Zeit mit lebhaften Darstellungen von Botschaftern, Höflingen und anderen Figuren am Hof schmücken. Auch die lange King’s Gallery, ein mit Porträts (z. B. ein Bildnis Karls I. von van Dyck) behangenen Saal zum Promenieren bei schlechtem Wetter, zeigt sich im Zustand des Jahres 1727. Die Geschichten der Trauer um Prinzessin Diana und der 18-jährigen Prinzessin Viktoria, die am 20. Juni 1837 in Kensington Palace mit der Botschaft geweckt wurde, dass sie nun Königin sei, zeigen die menschlichen Schicksale der Palastbewohner.

HYDE PARK CORNER

Wellington Arch · Wellington Monument

An Hyde Park Corner an der Südostecke des Parks treffen mit Knightsbridge, Park Lane und Piccadilly drei heftig befahrene Straßen zusammen. Gegenüber vom Parkeingang ragt Wellington Arch auf, ein von 1828 bis 1830 von Decimus Burton geschaffenes Triumphportal, das den Sieg von Arthur Wellesley, Herzog von Wellington (1769 – 1852) bei Waterloo feiert. Den monumentalen Bogen krönt die größte Bronzeskulptur Europas, eine Friedensquadriga, die 1912 das bis dahin dort thronende, über 9 m hohe des Herzogs ersetzte. Ein neues, bescheideneres wurde gegenüber von Apsley House aufgestellt: Es zeigt Wellington auf seinem Pferd »Copenhagen«; am Sockel flankiert von einem englischen Grenadier, einem schottischen Highlander, einem walisischen Füsilier und einem nordirischen Dragoner. Die Quadriga Gallery zeigt Ausstellungen zu Englands Denkmälern; zu Füßen der Quadriga kann man von der Aussichtsplattform. zum Buckingahm Palace und in den Hyde Park schauen. Drei weitere Denkmäler stehen rundum: das Royal Artillery War Memorial (1928), das Machine Gun Corps Memorial (1927) mit einer Figur des biblischen Königs David und die neue Gedenkstätte (2003) für die australischen und neuseeländischen Gefallenen beider Weltkriege.

image Mi. – So. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt: 4 £

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Strafversetzt?

Das riesige Reitermonument des Herzogs ist schon bald nach seiner Aufstellung bespöttelt worden. Selbst Queen Victoria störte sich daran. Seit 1885 steht das Denkmal vor der Royal Garrison Church in Aldershot, ca. 65 km südwestlich von London.

imageApsley House • Wellington Museum

Von seinem Denkmal hat der Sieger von Waterloo und spätere Premierminister Apsley House im Blick, seinen Londoner Wohnsitz. Von Robert Adam für Baron Apsley zwischen 1771 und 1778 erbaut, erwarb es 1807 Wellingtons Bruder Richard Wellesley und erkaufte es wiederum 1817 dem frisch gebackenen Herzog. Der ließ 1819 den Dining Room anbauen und 1828/1829 den korinthischen Portikus sowie den Westflügel mit der Waterloo Gallery. Außerdem wurde das Haus, als »No. 1 London« bekannt, mit Bath-Sandstein verkleidet und selbstverständlich für viel Geld im Regency-Stil ausgestattet.

An den Iron Duke – angeblich nicht wegen seiner militärischen Erfolge so genannt, sondern wegen der eisernen Fensterläden, die er an Apsley House anbringen ließ, nachdem ihm politische Gegner 1832 die Scheiben eingeworfen hatten – erinnern zahlreiche Stücke. So ist der China and Plate Room im Erdgeschoss angefüllt mit Silber und Porzellan, darunter das KPM-Service, das er nach der Schlacht von Waterloo vom König von Preußen bekam, und das Ägyptische Service, das Napoleon seiner Josephine zur Scheidung schenken wollte; außerdem ist hier der Säbel zu sehen, den Wellington bei Waterloo trug. Im Treppenhaus steht das wohl beeindruckendste Stück: die in doppelter Lebensgröße von Canova ausgeführte Statue Napoleons, die den Kaiser der Franzosen nur mit einem Feigenblatt bekleidet zeigt. Sie wurde vom Louvre nach London gebracht.

Die Räume im ersten Stock zeigen hervorragende Gemälde, von denen Wellington viele Joseph Bonaparte nach der Schlacht von Vitoria (1813) abnahm: herausragend Velázquez’ »Wasserverkäufer«, »Christus in Gethsemane« von Correggio (Wellingtons Lieblingsbild) und ein Reiterbildnis des Herzogs aus der Hand von Goya in der Waterloo Gallery, wo Wellington seine Gefährten alljährlich zum Waterloo Dinner einlud. Der dabei benutzte Tafelaufsatz, Geschenk des Königs von Portugal, steht heute im Dining Room.

image April – Okt. Mi. – So. 11.00 – 17.00; Nov. – März nur Sa. und So. 11.00 – 16.00 Uhr; Eintritt: 6,30 £

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Apsley House gibt einen würdigen Rahmen für die Gemäldesammlung des Siegers von Waterloo ab.

image Imperial War Museum · Lambeth

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Lage: Lambeth Road, SE 1

U-Bahn: Lambeth North

image tgl. 10.00 – 18.00 Uhr

Eintritt frei

www.iwm.org.uk

Das Imperial War Museum im Stadtteil Lambeth befasst sich mit Großbritanniens Kriegen im 20. und 21. Jahrhundert. Neben allerlei Kriegsgerät sieht man hier beeindruckende historische Dokumente.

Es wurde 1920 gegründet und ist seit 1936 im ehemaligen Bethlem Royal Hospital in Lambeth untergebracht. Zum Museum gehören noch der Kreuzer »HMS Belfast« (Southbank), die Churchill War Rooms (Whitehall), eine große Flugzeugsammlung auf Duxford Airfield bei Cambridge sowie der Ableger IWM North in Manchester. Mittelpunkt des Londoner Museums ist die große Halle, in der Flugzeuge, Panzer und Geschütze zu sehen sind, darunter der Kommandopanzer von Marshal Montgomery, eine britische Spitfire, eine deutsche Focke-Wulf FW 190, eine amerikanische P-51 Mustang, ein deutsches Ein-Mann-U-Boot sowie die deutschen »V-Waffen« V 1 und V 2. In den unteren Räumen werden die Weltkriege chronologisch dargestellt; dort gibt es manch einmaliges historisches Stück zu sehen, so die Djellaba (arabisches Gewand), die Lawrence von Arabien trug, oder eine Durchschrift von Hitlers Testament. In The Blitz Experience kann man einen deutschen Bombenangriff im Bunker nachfühlen; in ähnlicher Weise wird man durch einen Schützengraben des Ersten Weltkriegs geführt. Weitere Abteilungen beschäftigen sich u. a. mit den Konflikten nach 1945, Geheimdienstaktionen und dem Holocaust.

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Flugzeugveteranen des Zweiten Weltkriegs im Imperial War Museum

WEITERE SEHENSWÜRDIGKEITEN IN LAMBETH

Lambeth Palace

Am östlichen Kopf der Lambeth Bridge liegt der Ende des 12. Jh.s erbaute Lambeth Palace, seit über 700 Jahren Londoner Residenz des Erzbischofs von Canterbury. Die erzbischöfliche Bibliothek, die Lambeth Palace Library, zeigt in Wechselausstellungen Pretiosen aus ihren Beständen.

In der ehemaligen Kirche St. Mary-at-Lambeth beim Palast stellt das Garden Museum Geschichte und Geheimnisse der englischen Gartenbaukunst vor. Besonders beschäftigt es sich mit Vater und Sohn Tradescant, Gärtner von Karl I., die beide im Kirchhof begraben sind. Auch Admiral William Bligh, Kapitän der berühmten »Bounty«, fand hier seine letzte Ruhe.

Garden Museum: So. – Fr. 10.30 – 17.00, Sa. bis 16.00 Uhr, jew. am 1. Mo. im Monat geschlossen; Eintritt: 7,50 £, www.gardenmuseum.org.uk

Florence Nightingale Museum

Etwas nördlich beim Ostende der Westminster Bridge erzählt dieses neu gestaltete Museum Leben und Werk von Florence Nightingale (Berühmte Persönlichkeiten), Begründerin des Krankenschwesternwesens.

image tgl. 10.00 – 17.00 Uhr; Eintritt: 5,80 £; www.florence-nightingale.co.uk

image Kew Gardens · Syon House

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Lage: Kew Road, Kew

U-Bahn: Kew Gardens

River Tours: Kew ab Westminster

Kew Gardens: tgl. ab 9.30 Uhr; Eintritt: 13,90 £

Kew Palace: tgl. 11.00 – 17.00 Uhr Eintritt: 5,30 £

www.kew.org

Ein Tag in den Royal Botanic Gardens in Kew im Südwesten Londons an der Themse ist eigentlich ein Muss, wird man doch von der Hektik der Großstadt entführt in grüne Oasen. Einziger Wermutstropfen ist der Lärm der Flugzeuge, die den nahen Flughafen Heathrow so niedrig anfliegen, dass man fast in die Fenster schauen kann.

Die Gärten, seit 2003 Weltkulturerbe, dienen aber nicht nur der Erholung, hier wird auch ernsthafte Wissenschaft betrieben: Der Königliche Botanische Garten kultiviert in Kew und in seiner Dependance Wakehurst in der Grafschaft Sussex 19 000 Arten, darunter etliche bereits in der freien Natur ausgestorbene und zahlreiche bedrohte; zudem bewahrt er die Samen von über 30 000 Arten auf.

Frederick Prince of Wales ließ seit den 1730ern die ersten Gärten anlegen, doch seine Witwe Prinzessin Augusta, die 1751 den Architekten William Chambers und den Gärtner William Aiton engagiert hatte, gilt als die eigentliche Begründerin. Unter Joseph Banks, der als Botaniker mit James Cook die Welt umsegelt hatte und 1773 Direktor wurde, begann die Epoche der Expeditionen in alle Erdteile, die zahllose exotische Pflanzen nach Kew brachten und immer noch bringen. Sir William Hooker, seit 1841 Direktor der Gärten, begründete den Weltruf von Kew Gardens.

Kew Explorer

Für alle, denen die Gärten doch zu weitläufig sind, gibt es den Kew Explorer. Dieser gasbetriebene Kleinbus fährt auf einer festen Route durch das Gelände und hält an sieben interessanten Punkten, wo man beliebig oft aus- und zusteigen kann Das Tagesticket kostet 4 £ pro Person.

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Kinder haben ihren Spaß auf dem Treetop Walk, einer der neueren Attraktionen in Kew Gardens.

Attraktionen rund um Pflanzen

Kew Gardens bieten eine Vielzahl botanischer Attraktionen vom kleinen Wasserlilienteich über japanische Bambushaine bis hin zu den beiden riesigen viktorianischen Gewächshäusern. Diese sind Gemeinschaftsarbeiten des Architekten Decimus Burton und des Ingenieurs Richard Turner. Das von 1844 bis 1848 gebaute Palm House gilt heute als die bedeutendste noch existierende Eisen- und Glaskonstruktion jener Zeit; hier stehen u. a. Seychellenpalmen, die die größten Samen aller Pflanzen ausbilden. Im 1859 begonnenen Temperate House gedeihen Pflanzen aus Afrika, Australien und Ozeanien, darunter das fast ausgestorbene St- Helena-Ebenholz (Trochetiopsis ebenus) und eine fast 18 m hohe Honigpalme, die größte Pflanze unter Glas weltweit. Das 1982 eröffnete Princess of Wales Conservatory versammelt exemplarische Pflanzen aus zehn verschiedenen Klimazonen. Kleiner ausgefallen ist das Evolution House, in dem die Entwicklung der Pflanzen im Kauf der erdgeschichte das Thema ist. Im Arboretum kann man vom 18 m hohen Baumwipfelpfad den Bäumen von Kew in die Kronen schauen.

Die Marianne North Gallery widmet sich dem Lebenswerk der Pflanzenmalerin Marianne North (1830 – 1890), die auf ausgedehnten Reisen um die Welt 833 Gemälde schuf. Im Museum No. 1 sind außergewöhnliche Stücke der botanischen Sammlung ausgestellt.

Kew Palace

Der flämische Kaufmann Samuel Fortrey baute sich 1631 den heutigen, kleinen Kew Palace. Hier lebte König Georg III., nachdem er für geisteskrank erklärt worden war, und hier starb seine Gemahlin, Königin Charlotte; an beide erinnern viele Gegenstände im Haus.

Queen Charlotte’s Cottage

Queen Charlotte’s Cottage ist ein frühes Beispiel für die im 18. Jh.aufgekommene Sehnsucht nach Landleben, die man natürlich im angemessen edlen Rahmen mit Personal genießen konnte. Hier traf sich die königliche Familie zum Tee; im abgerissenen Gehege hielt die Königin Tiger und später Kängurus.

Pagoda und Japanese Gateway

Weitere interessante Bauten im Park sind die fast 50 m hohe chinesische Pagode, 1761 von Sir William Chambers erbaut, und das japanische Tor, Kopie eines Tors vom Nishi-Honganji-Tempel in Kyoto für die Anglo-Japanische Ausstellung 1912.

Kew Village

In Kew Village auf dem anderen Ufer der Themse jenseits der Kew Bridge sind drei Museen sehenswert. Das imageKew Bridge Steam Museum, zu erkennen am hohen Turm, zeigt eine Sammlung teils mächtiger Dampfmaschinen aus dem 19. und frühen 20. Jh., unter ihnen die »100 inch«, die größte Kolbendampfpumpe der Welt. Das Musical Museum stellt Musikautomaten bis hin zur Wurlitzer-Musikbox aus. Im Museum des Nationalarchivs sind einige Schätze versteckt, so u. a. die Magna Charta, ein Brief von Jack the Ripper und das SOS-Telegramm der »Titanic«.

Kew Bridge Steam Museum: Green Dragon Lane; Di. – So. 10.00 – 16.00 Uhr; Eintritt: 10 £ (Jahreskarte); www.kbsm.org

Musical Museum: 399 High St.; Di. – So. 11.00 – 17.30 Uhr; Eintritt: 8 £; www.musicalmuseum.co.uk

National Archives Museum: Ruskin Ave.; Di. – Sa. 9.00 – 17.00 Uhr; Eintritt frei; www.nationalarchives.gov.uk

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Eine schillernde Familie

Henry Percy, ein enger Freund von Walter Raleigh, war leidenschaftlicher Alchimist und Zeichner der ersten Mondkarte. Er wurde wegen angeblicher Beteiligung am Gunpowder Plot für 15 Jahre in den Tower geworfen. Sein Vergehen: Er hatte am Vorabend des missglückten Attentats mit einem der Verschwörer gespeist.
Hugh Smithsons Sohn James stiftete die Smithsonian Institution in Washington DC.
Die dritte Duchess of Northumberland war Erzieherin der späteren Königin Viktoria.

imageSyon House · Syon Park

U-Bahn: Gunnersbury, dann Bus 237 o. 267 bis Brentlea Gate

Syon House: Mitte März – Okt. Mi., Do. und So. 11.00 – 17.00 Uhr

Syon Park: März – Okt. Do. – So. 10.30 – 17.00, Fr. u. Sa. 10.30 – 17.00 Uhr

Eintritt: 10,50 £ (Haus und Garten; auch Einzeltickets)

www.syonpark.co.uk

Syon House

Syon House im südlich an Kew Village anschließenden Brentford wurde im 15. Jh. als Kloster zum Berge Zion gegründet, 1539 von Heinrich VIII. aufgelöst und zum Adelssitz umgewandelt, den 1594 Henry Percy kaufte, der 9. Earl of Northumberland. Seither wohnt die Familie dort und hat das Anwesen zu einem innenarchitektonischen Kleinod gemacht. Dies ist vor allem Hugh Smithson zu verdanken, 1. Duke of Northumberland, der im 18. Jh. mit Robert Adam zur Neugestaltung der Räume und Capability Brown zur Anlage des Parks zwei der Besten ihres Fachs engagierte. Adam schuf in sechs Räumen ein in London einzigartiges klassizistisches Interieur mit römischen Säulen, Statuen, antiken Möbeln, Gemälden und feinen Wandbespannungen.

Syon Park

Im Park errichtete Charles Fowler 1826 / 1827 ein herrliches Gewächshaus. Dieses imageGreat Conservatory aus Eisen, Glas und Kalkstein soll ihm als Inspiration für den Crystal Palace (imagesiehe >>) gedient haben und nahm die Sammlung exotischer Pflanzen des Herzogs auf.

Leadenhall Market

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Lage: Gracechurch Street, EC 3

U-Bahn: Bank, Monument, Aldgate

Manch ein Büromensch aus der City entflieht mittags in den viktorianischen Leadenhall Market zum Lunch in eines der Restaurants oder auf ein Pint in der Lamb Tavern. Oder man kauft ein, etwa Lebensmittel von gehobener Qualität.

Schon seit dem Mittelalter gab es hier, wo einst das Forum des römischen Londinium stand, einen Markt. Ab Mitte des 15. Jh.s wurden Geflügel, Eier, Käse und viele andere Lebensmittel verkauft. Kaum vorstellbar, dass im Leadenhall Market einmal 34 000 Gänse am Tag geschlachtet wurden. 1881 baute Sir Horace Jones die in Grün, Beige und Rot strahlenden, heute denkmalgeschützten viktorianischen Hallen; um die Wende vom 19. zum 20. Jh. wurde der Geflügelverkauf eingestellt und man verlegte sich vor allem auf Fleisch und Fisch. Einen Metzger gibt es heute noch; wer Geschenke, Schmuck oder Mode (und einen Pub) sucht, wird hier auch fündig.

Lloyd’s Building

Verlässt man den Markt durch den Ausgang zur Whittington Avenue, sieht man das Gebäude der Lloyd’s-Versicherung aufragen. Obschon 1986 vollendet, ist das Lloyd’s Building nach wie vor eines der spektakulärsten Gebäude Londons. Es wurde von Stararchitekt Richard Rogers entworfen. Die architektonische Raffinesse besteht darin, dass das Innere des Gebäudes – Aufzüge, Treppen und Rohrleitungen – nach außen gekehrt wurde. Nur beim Eingang an der Leadenhall Street ist noch ein Fassadenteil des alten Gebäudes von 1928 zu sehen. In den 11. Stock hat man den Adam Room, den Robert Adam 1763 entworfen hat, eingebaut.

Lloyd’s ist keine Versicherung im üblichen Sinn, sondern eine Börse, an der Makler Versicherungen im Namen der »underwriters« oder »names« abschließen, die sich mit Kapital beteiligen und mit ihrem Vermögen haften. Lloyd’s nahm seine Anfänge im 1688 eröffneten Kaffeehaus von Edward Lloyd in der Tower Street, wo sich Kapitäne, Reeder und Kaufleute trafen und nebenbei Versicherungen auf ihre Schiffe und Ladungen abschlossen. Die Geschäfte werden im »Underwriting Room« abgewickelt, in dessen Mitte unter dem »Rostrum« aus dem alten Lloyd’s Building die Glocke der 1799 gesunkenen Fregatte »HMS Lutine« hängt, die bei Lloyd’s versichert war. Die 1859 vom Meeresgrund geborgene Glocke wird nach wie vor bei schlechten Nachrichten ein Mal, bei guten zwei Mal geläutet. Daneben steht ein Pult mit einem Kontorbuch (»loss book«), in dem noch heute jedes gesunkene Schiff, das bei Lloyd’s versichert war, eingetragen wird.

30 St. Mary Axe

Mindestens so spektakulär ist Norman Fosters 180 m hoher Bau in der Straße St. Mary Axe nicht weit von Lloyd’s. 2004 eröffnet, hatte es schnell seinen Spitznamen weg: »The Gherkin«, die Gurke – unbestritten passend. Foster konstruierte ein Tragwerk aus ineinander verschlungenen Stahlspiralen; er baute ökologisch und energiesparend: Sechs Stockwerke sind jeweils zu einem Atrium zusammengefasst, durch die kaminartig Luft strömt, wenn sich je nach Witterung die Fenster computergesteuert öffnen. So wird die richtige Klimaanlage nur selten angeworfen. Foster entwarf den Bau gemeinsam mit Ken Shuttleworth für die Schweizer Rückversicherungsgesellschaft Swiss Re an Stelle des 1992 durch einen Anschlag der IRA zerstörten Gebäudes der Baltic Exchange. Inzwischen gehört es der deutschen Immobiliengesellschaft IVG.

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Norman Fosters »Gurke« leuchtet über der Stadt.

imageSt. Helen’s Bishopsgate

Wenig westlich gegenüber liegt die im 12. Jh. gegründete St. Helen’s Bishopsgate, eine der schönsten Kirchen der City und zugleich eine der ungewöhnlichsten. Sie besitzt zwei gleich große Schiffe, weil Nonnen und Laien sie gleichzeitig besuchten. Die Gottesfrauen versammelten sich im nördlichen Schiff, während das südliche der Pfarrgemeinde vorbehalten war. So sieht man im Nordschiff noch die Treppe aus dem 15. Jh., auf der die Nonnen vom Kloster in die Kirche treten konnten. Bemerkenswert sind vor allem aber die Grabmonumente: Beim Nonnenchor ist Thomas Gresham († 1579), Gründer der Royal Exchange, begraben, daneben Julius Cesar Adelmare († 1636), Berater von Jakob I. Unter einem Baldachingrab liegt William Pickering († 1574), Botschafter in Frankreich und Spanien, gegenüber Sir John Crosby († 1475); an der Südwand Lord Mayor John Spencer († 1608).

BAEDEKER TIPP !

Souvenir aus London

Mit einem Tuch, einem Schal, einer Krawatte oder etwas aus der Papierwarenabteilung von Liberty als Mitbringsel aus London kann man eigentlich nichts falsch machen.

Liberty

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Lage: Regent Street, W 1

U-Bahn: Oxford Circus

image Mo. – Sa. 10.00 – 20.00, So. 12.00 – 18.00 Uhr

www.liberty.co.uk

Ist Harrods stolz darauf, so ziemlich alles Gewünschte anbieten zu können, nährt sich das Selbstbewusstsein des Kaufhauses Liberty gerade aus dem Gegenteil: Hier gibt es lange nicht alles, aber was hier verkauft wird, ist umso feiner.

Teppiche, Möbel, Stoffe, Porzellan

Seit seiner Gründung durch Arthur Lasenby Liberty im Jahr 1875 ist es die erste Adresse Englands für Stoffe, Teppiche, Möbel und Porzellan aus dem Orient und Asien. Berühmt wurde Liberty für seine im Haus entworfenen bedruckten Seidenstoffe – Klassiker bis heute, und jeder englische Landhausbesitzer, der auf sich hält, hat sein Cottage im sprichwörtlichen Liberty Style eingerichtet.

Das heutige, 1924 gebaute Haus allein ist schon eine Sehenswürdigkeit. Das beginnt mit der Tudorfassade am Eingang Great Marlborough Street und findet seine Fortsetzung in den wunderbaren Verkaufsräumen, die sich um einen großen Innenhof balkonartig emporschrauben. Die heimelige Atmosphäre – ganz Liberty Style – kommt von der Holzvertäfelung, für die nicht irgendein Holz, sondern das der beiden letzten hölzernen Schiffe der Royal Navy »HMS Impregnable« (Stapellauf 1810) und »HMS Hindustan« (1841) verwendet wurde.

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Einkauf mit Stil bei Liberty

Lincoln’s Inn

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Lage: Chancery Lane, WC 2

U-Bahn: Holborn, Chancery Lane

Höfe: Mo. – Fr. 7.00 – 19.00 Uhr

Kapelle: Mo. – Fr. 12.00 – 14.30 Uhr

Gebäude: nur mit Führung, Anmeldung und Informationen unter

www.lincolnsinn.org.uk

Berühmte Anwaltsschule

Lincoln’s Inn, im 14. Jh. vom Earl of Lincoln gegründet, gehört mit Gray’s Inn und den beiden Inns im Temple zu den vier Rechtsanwaltskammern (Inns of Court, imagesiehe >>) Londons. Im Register tauchen Berühmtheiten wie Thomas More, Oliver Cromwell, John Donne, William Pitt, Horace Walpole, Benjamin Disraeli und William Gladstone auf. Die Anlage ist die am besten erhaltene und schönste ihrer Art in London. Man muss beim Pförtner an der Chancery Lane Einlass erbitten.

Das 1517 bis 1521 errichtete Torhaus trägt die Wappen von Heinrich VIII., des Earl of Lincoln und von Thomas Lovell, Speaker des Unterhauses. Danach sieht man die 1609 im Tudorstil umgebauten Old Buildings, geradeaus die Old Hall und rechts die 1623 geweihte Kapelle im gotischen Stil, die Christopher Wren 1685 grundlegend restaurierte. Die Old Hall wurde 1485 erbaut und diente bis 1883 als Großkanzler-Gericht. An der Kapelle vorbei gelangt man zur Great Hall und der Bibliothek. An sie schließen die Stone Buildings an, links davon öffnet sich der New Square von 1680.

Lincoln’s Inn’s Fields

In der stillen Parkanlage hinter Lincoln’s Inn verbringen viele Anwälte ihre Mittagspause. Lincoln’s Inn Fields war zur Tudor- und Stuartzeit Hinrichtungsstätte.

Im Royal College of Surgeons an der Südseite des Parks zeigt das Hunterian Museum Stücke aus der anatomisch-pathologischen Sammlung des schottischen Arztes John Hunter (1729 – 1793).

image Di. – Sa. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt frei

imageSir John Soane’s Museum

Wer ein Faible für kuriose Museen hat, sollte nicht an Sir John Soane’s Museum an der Nordseite von Lincoln’s Inn Fields vorbeigehen. Denn das Haus des Architekten (er entwarf u. a. die Bank of England, imagesiehe >>, und die Dulwich Picture Gallery, imagesiehe >>) und Lehrers an der Royal Academy Sir John Soane (1753 – 1837) ist kein gewöhnliches Museum, es ist ein Gesamtkunstwerk. Soane führte seine Schätze – Gemälde, Skulpturen, Architekturstücke und manche Skurilität – am Tag vor und am Tag nach seinen Vorlesungen seinen Studenten vor.

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Sammelsurium der Kunst: Sir John Soane’s Museum

Nach seinem Tod wurde bis hin zur Platzierung selbst des kleinsten Nippes nichts verändert. So wirkt alles ein bisschen unordentlich und überladen, gewinnt dadurch aber seinen großen Reiz. Aus der Masse heben sich besonders das Deckengemälde von Howard in Bibliothek und Speisezimmer sowie in denselben Räumen ein Reynolds-Gemälde und das Porträt von John Soane von Lawrence hervor. Das Gemäldezimmer kann dank seiner Faltwände zahlreiche Bilder aufnehmen, darunter zwölf Hogarth-Werke (»The Rake’s Progress« und »The Election«), mehrere Bilder von Canaletto und Entwürfe von Soane. Im Mönchssalon findet man mittelalterliche Kunst und wiederum Werke von Canaletto, dazu von Calcott und Ruisdael sowie im angrenzenden Raum von Watteau. In der Grabkammer im Untergeschoss stellte Soane den 1817 im Tal der Könige gefundenen Sarkophag von Sethos I. auf, Vater Ramses’ des Großen.

image Di. – Sa. 10.00 – 17.00 Uhr, Eintritt frei; Führung: Sa. 11.00 Uhr, (10 £); www.soane.org

BAEDEKER TIPP !

Candlelight Museum

Noch geheimnisvoll-verwunschener wirkt das Museum, wenn es am jeweils ersten Dienstag des Monats abends von 18.00 bis 21.00 Uhr öffnet: Dann nämlich wird nur mit Kerzen beleuchtet. Ab 17.30 Uhr werden die Karten verkauft.

London Bridge

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Verlauf: von der City nach Southwark

U-Bahn: Monument, London Bridge

London Bridge ist wahrscheinlich die einzige Nichtsehenswürdigkeit Londons, denn die Brücke, um die es geht, steht schon lange nicht mehr hier.

Londons einzige Nichtsehenswürdigkeit

Auch die berühmte Liedzeile »London Bridge is falling down…« stimmt nicht – die Brücke zwischen der City und Southwark ist nie eingestürzt, aber des öfteren neu gebaut worden. Schon um ca. 50 n. Chr. hat an dieser Stelle eine Brücke die Themse überspannt, die nach dem Abzug der Römer verfiel. Ob die Angelsachsen sie reparierten, ist unklar; die Normannen jedenfalls bauten eine neue, die 1091 von einem Sturm zerstört und danach notdürftig geflickt wurde.

Um den wachsenden Verkehr zu bewältigen, baute Peter de Colechurch von 1176 bis 1209 die Old London Bridge, die erste steinerne Themsebrücke und bis zur Mitte des 18. Jh.s die einzige Themseüberquerung. Sie trug auf ihren 20 Pfeilern nicht nur den Brückenweg, sondern zu beiden Seiten auch Häuser mit Läden und sogar eine Kapelle, die Thomas Becket geweiht war. Am Südende unterbrach eine Zugbrücke die Straße; auf dem Südturm der Zugbrücke spießte man die Köpfe von Hingerichteten auf – auch das Haupt von Sir Thomas More fand sich dort wieder. Wie man sich die mittelalterliche London Bridge vorzustellen hat, zeigen ein sehr schönes Modell im Museum of London und eines in St. Magnus-the Martyr (imagesiehe >>). 1831 ersetzte John Rennie etwas flussaufwärts die mittelalterliche durch eine neue, fünfbogige Konstruktion, die wiederum 1973 der jetzigen, langweiligen Brücke weichen musste. Die Rennie-Brücke ersteigerte der US-Millonär Robert P. McCulloch und ließ sie in Lake Havasu, Arizona, wieder aufbauen. Dem Gerücht, er habe die Tower Bridge im Visier gehabt und erst nach Lieferung seinen Irrtum bemerkt, hat er vehement widersprochen.

image Madame Tussauds

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Lage: Marylebone Road, NW 1

U-Bahn: Baker Street

image tgl. zwischen 9.00 und 10.30 Uhr

Eintritt: 30 £, online günstiger

www.madametussauds.com

Mit dem hohen Eintrittspreis ist im Zweifel noch lange nicht alles bezahlt: Madame Tussauds bietet mannigfaltige andere Möglichkeiten, die Urlaubskasse zu erleichtern. Trotzdem: Das Wachsfigurenkabinett ist ein Publikumsmagnet, vor dem man im Sommer gut und gerne eine Stunde zu warten hat.

Die Elsässerin Marie Grosholtz (1761 – 1850), spätere Tussaud, lernte im Paris des 18. Jh.s von dem gebürtigen Deutschen Dr. Phillippe Curtius die Wachsbildnerei. Das brachte ihr während der Französischen Revolution einige zweifelhafte Aufträge ein: Sie musste Totenmasken geköpfter Aristokraten anfertigen. 1802 entschloss sie sich zur Umsiedlung nach England. Im Gepäck hatte sie die von Curtius gegründete und ihr vererbte Wachsfigurensammlung, die Grund-stock des Kabinetts wurde, das sie 1835 in London eröffnete. Es präsentiert »Dauergäste« wie die Queen oder Muhammad Ali neben Kurzprominenten, die nach einer Saison auch schon wieder aussortiert werden.

The Mall

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Verlauf: Vom Admiralty Arch zum Buckingham Palace

U-Bahn: Charing Cross

Die überbreite Mall führt vom Admiralty Arch zum Buckingham Palace. Sie ist Londons repräsentative Prachtstraße für Paraden.

Londons Prachtstraße

Auch die Royals fahren oder reiten bei offiziellen Anlässen wie »Trooping the Colour« auf der Mall vom Buckingham Palace in die City. Meist aber braust der Verkehr vierspurig auf ihr dahin. In früheren Zeiten war es hier wesentlich ruhiger, denn bis 1911, als Aston Webb den Boulevard in seiner jetzigen Breite anlegte, war die Mall ein stiller Promenierweg, wie ihn Karl II. schon im Sinn hatte, als er ihn in Auftrag gab.

Admiralty Arch

Den Beginn der Mall am Trafalgar Square markiert der dreibogige Admiralty Arch von 1910. Er hat seinen Namen von der Admiralität, die zu Horse Guards Parade (Whitehall) hin liegt.

imageCarlton House Terrace

Spaziert man vom Admiralty Arch Richtung Buckingham Palace, sieht man gleich rechts eine Reihe strahlend weißer Säulen und Giebel. Es ist der terrassenförmige Doppelbau von Carlton House Terrace, immer noch eine der nobelsten Adressen Londons. John Nash errichtete die Häuser von 1827 bis 1832 an der Stelle des alten Carlton House von 1709. Dieses, 1829 abgerissen, war Wohnsitz des späteren Königs Georg IV. gewesen; wie groß es war, lässt sich erahnen, wenn man den Säulenportikus der National Gallery betrachtet, der Teil von Carlton House war. Heute ist hier u.a. das Institute of Contemporary Art (ICA) zu Hause, eine der führenden Avantgardegalerien Londons, die mit wegweisenden Ausstellungen von sich reden macht. Das ICA-Café hat sich zum beliebten Szenetreff entwickelt. Nr. 9 war bis 1939 Sitz der deutschen Botschaft.

BAEDEKER WISSEN ?

Wussten Sie schon

… weshalb die Mall einen roten Straßenbelag hat? Damit soll tatsächlich ein roter Teppich simuliert werden. Schließlich sind oft genug gekrönte Häupter und andere Zelebritäten auf ihr unterwegs und da darf es nicht an protokollarischem Respekt mangeln.

Zwischen den Gebäudehälften blickt Frederick, Duke of York, von der 38 m hohen Duke of York Column über die Stadt. Der in seinem Todesjahr 1827 zum Oberkommandierenden der britischen Armee Ernannte und (unglücklich) mit Prinzessin Friederike Charlotte von Preußen Verheiratete war berüchtigt für seine Schuldenmacherei – deshalb soll sein Standbild auch so hoch stehen, denn nur dort war er vor seinen Gläubigern sicher. Zumindest hatte für die Baukosten jeder Soldat der britischen Armee auf einen Tag Sold zu verzichten.

ICA: Ausstellungen tgl. 11.00 – 18.00, Do. bis 21.00 Uhr; Tickets unter Tel. 020 79 30 36 47; www.ica.org.uk

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Auch für Londoner kein alltäglicher Anblick: die Golden State Coach auf der Mall, hier beim Goldenen Thronjubiläum der Queen.

Marlborough House

Nach Carlton House Terrace folgt, etwas zurückversetzt, Marlborough House, Sitz des Commonwealth Secretariat. Es ist 1709 bis 1711 von Christopher Wren für Sarah, Herzogin von Marlborough, erbaut worden. 1850 wurde es zur offiziellen Residenz derer von Sachsen-Coburg-Gotha, unter ihnen der nachmalige König Leopold I. von Belgien, von König Georg V. (bis 1910) und Königin Maria (von 1936 bis zu ihrem Tod 1953).

Kurz vor dem Green Park geht rechts die Stable Yard Road ab und läuft am imageSt. James’s Palace entlang zur Pall Mall.

image Monument

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Lage: Fish Street Hill, EC 3

U-Bahn: Monument

imagetgl. 9.30 – 18.00 Uhr

Eintritt: 3 £

www.themonument.info

Zur Erinnerung an das Große Feuer von 1666 wurde zwischen 1671 und 1677 diese 61,50 m hohe dorische Säule errichtet.

Sie steht genau 61,50 m von jener Stelle in der Pudding Lane entfernt, an der das Feuer ausgebrochen war – und einfach »Monument« genannt. Steht man vor dem Werk von Christopher Wren und Robert Hooke, muss man sich vorstellen, dass es frei am City-Brückenkopf der alten London Bridge stand. Heute wird sie, immerhin die höchste einzeln stehende Säule der Welt, von den umgebenden Gebäuden regelerecht eingeklemmt. Deshalb ist die Aussicht von der Plattform – die man 1842 nach insgesamt sechs Selbstmorden seit Eröffnung mit Gittern versah – auch nicht mehr ganz ungetrübt. Oben thront eine 4 m hohe Urne mit einem vergoldeten Flammenball, Symbol des Großen Feuers.

St. Magnus-the-Martyr

Vom Monument geht es Fish Street Hill ein kurzes Stück hinab zur Kirche St. Magnus-the-Martyr. Sie ist seit dem 11. Jh. an diesem Ort am Nordende der London Bridge belegt und dem Norwegerfürsten Magnus von den Orkney-Inseln geweiht, der um 1117 von seinem Vetter Hakon ermordet und 1135 heilig gesprochen wurde. Das Große Feuer zerstörte die alte Kirche und Wren errichtete von 1671 bis 1676 eine neue, deren Innenraum sich durch ihren ionischen Säulenschmuck, eine von Wren gestaltete Kanzel und eine schöne Schwerthalterung von 1708 auszeichnet (links vom Altar).

Henry de Yevele, Baumeister der Westminster Abbey beteiligt und Brückenmeister der London Bridge, ist in St. Magnus begraben. Ein Modell der Brücke steht im Kirchenraum links vom Eingang. Als 1756 begonnen wurde, die Läden und Häuser auf der alten Brücke abzureißen, um sie für den Verkehr zu verbreitern, wurde auch ein Teil der Kirche für einen Durchgang zur Fish Street abgerissen.

image Museum of London

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Lage: London Wall, EC 2

U-Bahn: St. Paul’s, Barbican, Moorgate

image tgl. 10.00 – 18.00 Uhr

Eintritt: frei

www.museumoflondon.org.uk

Das Museum of London im Barbican-Komplex, das größte Stadtmuseum der Welt, lädt ein zum Gang durch die über 2000-jährige Geschichte der Stadt.

Neben römischen Relikten – u. a. Marmorskulpturen aus dem Mithrastempel – werden Waffen aus der angelsächsischen Zeit sowie Möbel, Kleider, Urkunden und Musikinstrumente der Tudor- und der Stuartepoche gezeigt. Eine römische Küche wurde ebenso wie eine Zelle des alten Newgate-Gefängnisses aufgebaut, ein Laden und Kontore aus der Zeit Königin Viktorias und König Eduards VII. originalgetreu errichtet, und sogar ein Art-Déco-Aufzug aus dem Kaufhaus Selfridges ist zu sehen. Das »Great Fire of London« wird ausführlich dargestellt mit den Gründen, den Folgen und den handelnden Personen.

Die Abteilungen, die die Spanne vom 18. Jh. bis in die Gegenwart behandeln, sind neu gestaltet worden. Insbesondere das 19. Jh., als London als Hauptstadt des Empire auf dem Höhepunkt seiner Bedeutung stand, wird zum Leben erweckt, u. a. mit einer viktorianischen Ladenstraße. Pracht- und Prunkstück aber ist die goldene Kutsche, die einmal im Jahr das Museum verlässt, um den neuen Lord Mayor durch die City zu fahren.

image National Gallery

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Lage: Trafalgar Square, WC 2

U-Bahn: Charing Cross

image tgl. 10.00 – 18.00, Fr. bis 21.00 Führungen tgl. 11.30, 14.30,
Fr. auch 19.00 Uhr;
Treffpunkt:
Sainsbury-Flügel

Eintritt frei

www. nationalgallery. org.uk

Die National Gallery zählt zu den bedeutendsten Gemäldesammlungen weltweit. Sie bietet einen nahezu vollständigen Querschnitt der europäischen Malerei vom Mittelalter bis ins ausgehende 19. Jahrhundert.

Die gesamte Nordseite von Trafalgar Square nimmt die Front der National Gallery ein. Sie wurde 1824 ins Leben gerufen, als die Regierung 38 Gemälde des verstorbenen Bankiers und Sammlers John Julius Angerstein ankaufte und zunächst in dessen Haus in 100 Pall Mall ausstellte. Ein eigenes Galeriegebäude, nach Entwürfen von William Wilkins 1832 am Trafalgar Square begonnen, war 1838 vollendet. Dabei baute Wilkins den mächtigen Säulenportikus von Carlton House ein. Schon 1876 erfolgte eine erste Vergrößerung, bei der auch die Kuppel aufgesetzt wurde, die der Galerie den Beinamen »nationaler Gewürzständer« einbrachte. Die letzte Erweiterung von 1991 brachte den Sainsbury-Flügel, gestiftet von den Brüdern Sainsbury, Besitzer einer Supermarktkette.

BAEDEKER WISSEN ?

Nicht versäumen

  • Jan van Eyck:
    »Ehepaar Arnolfini«
  • Sandro Botticelli:
    »Venus und Mars«
  • Hans Holbein d.J.:
    »Die Gesandten«
  • Leonardo da Vinci:
    »Felsengrotten-Madonna«
  • Tizian: »Bacchus und Ariadne«
  • Rembrandt: Selbstporträt mit 34 Jahren
  • Diego Velázquez:
    »Venus vor dem Spiegel«
  • John Constable: »Der Heuwagen«

Bevor man die Galerie betritt, sollte man von der Terrasse den wunderbaren Blick auf Trafalgar Square und Whitehall genießen. Vor dem Gebäude stehen das Denkmal von Jakob II. als römischer Kaiser von Grinling Gibbons (1686) sowie eine Bronzereplik der Washington-Statue von Houdon in Richmond, Virginia.

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Die National Gallery, Wallfahrtsort für Kunstfreunde

SAINSBURY-FLÜGEL (MALEREI VON 1260 BIS 1510)

Ein Meisterwerk spätgotischer Malerei ist das wohl in Frankreich um 1395 entstandene Wilton Diptych (Saal 53), ein zweitafeliges, goldgrundiges Altarbild mit dem knienden englischen König Richard II. (1367 bis 1400), der von seinen Schutzheiligen Johannes dem Täufer, Eduard dem Bekenner und Edmund der Madonna empfohlen wird.

Italienische Malerei

Die spätgotische Malerei Italiens im 14. Jh. repräsentiert Duccio di Buoninsegna aus Siena mit einer »Verkündigung« und »Heilung des blinden Knaben« in zarter Farbgebung, feinem Linearismus und ausgewogener, wenngleich unperspektivischer Raumkonzeption (Saal 51). Die Frührenaissancemalerei im Florenz des 15. Jh.s entdeckt die Perspektive und ein neues Menschenbild auf der Grundlage des Anatomiestudiums und des antiken Schönheitsideals wieder. So malt Piero della Francesca nach 1442 die »Taufe Christi« vor einer eindrucksvollen, sich im Wasser des Jordans spiegelnden Landschaft (Saal 66). Paolo Uccello gestaltet in den 1450er-Jahren den dramatischen »Kampf Georgs mit dem Drachen« und die 1432 bezeugte »Schlacht von San Romano« zwischen Florenz und Siena als vielfiguriges, turnierartiges Getümmel mit extremen perspektivischen Verkürzungen (Saal 54). Im Vergleich zwischen Masaccios lebensnaher, körperbetonter »Madonna mit Kind« (1426, Saal 53) und Sandro Botticellis manierierter Gestaltung der sich lasziv räkelnden »Venus und Mars« (um 1485, Saal 58) werden die malerischen Positionen von Früh- und Hochrenaissance deutlich. Andrea Mantegna verlegt das »Gebet am Ölberg« (um 1460, Saal 62) in eine herbe Felsenlandschaft vor vieltürmiger Stadtkulisse mit dem römischen Kolosseum und der Trajanssäule. Dagegen stehen das psychologisch einfühlsame »Bildnis des jungen Mannes« von Antonello da Messina (um 1479) und sein nicht minder berühmter »Hieronymus im Gehäuse« in reizvollem Kontrast zum Staatsporträt (um 1500) des Dogen Leonardo Loredan von Giovanni Bellini (alle Saal 62).

National Gallery (Ebene 2)

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Grafik downloaden: www.baedeker.com/ebooklondon-downloads/national-gallery-ebene2

Altniederländische und deutsche Malerei

Robert Campin eröffnet den Reigen der bedeutenden altniederländischen Meister mit seiner »Madonna im Gemach« (um 1430, Saal 56). Die dem Christuskind die Brust reichende Madonna wird statt eines Heiligenscheins von einem geflochtenen Ofenschirm hinterfangen. Jan van Eyck stellt das »Ehepaar Arnolfini« 1434 bildnishaft in einem Innenraumbild von einzigartiger Intensität und Raumwirkung dar (Saal 56). Hans Memlings Altarbild für Sir John Donne zeigt in der Mitteltafel die thronende Muttergottes, gerahmt von den Heiligen Katharina und Barbara, die die Stifterfamilie der Madonna empfehlen, während auf den Seitentafeln Johannes d. T. und Johannes der Evangelist erscheinen (Saal 63). Albrecht Dürer gelang mit dem Porträt seines Vaters ein ausdrucksvolles Altersbild (Saal 65).

WESTFLÜGEL (MALEREI VON 1510 BIS 1600)

Italienische und spanische Malerei

Leonardo da Vinci malt kraftvolle Körper in sensibler Farb- und Lichtführung in atmosphärisch verdichteten Landschaftsräumen wie z. B. in der »Felsengrotten-Madonna« (1483 – 1508, Saal 2), wo der Johannes- und Christusknabe im Beisein Mariens und eines Engels betend und segnend in einer felsigen Landschaft erscheinen. Eher kontemplativ als »sacra conversazione« präsentiert Raffael (Saal 8)die »Thronende Muttergottes« mit den Heiligen Johannes dem Täufer und Nikolaus (1506). Großartig ist außerdem sein Bildnis »Papst Julius II.« (1512). Die Malerei des Manierismus in Italien ist vertreten durch Michelangelos »Grablegung« (Saal 8), deren Figurenkomposition und muskulöse Körper auf die 1500/ 1501 ausgegrabene Laokoongruppe verweisen. Agnolo Bronzino gestaltete seine kühl-erotische »Allegorie« in den 1540er-Jahren mit den nackten Figuren von Venus und Amor, der Haare raufenden Eifersucht, der maskenhaften Darstellung des Betrugs und des alten Mannes als Verkörperung der Zeit (Saal 8). Correggio malte 1520/1525 seine reizvolle Lehrstunde von Merkur für Amor im Beisein von Venus in der Art der Heiligen Familie und eine liebreizende Madonna mit Kind vor der Zimmermannswerkstatt von Joseph (beide Saal 2). Bewegungsreich und dramatisch inszeniert dagegen Tizian die Begegnung von »Bacchus und Ariadne« (Saal 12), während Andrea del Sarto das grüblerisch-blasse »Bildnis eines jungen Mannes« (Saal 8) wiedergibt. Lorenzo Lotto präsentiert eine herausgeputzte venezianische Dame als »Lukrezia« (Central Hall). Dekorativ-festlich gestaltete Paolo Veronese seine großformatigen Schilderungen wie die »Die Familie des Darius vor Alexander« (Saal 9). Spektakulär ist Tintorettos Auffassung von der »Entstehung der Milchstraße« (Saal 10): In zuckendem Licht erscheinen torsierte Körper, als Hera den an ihrer Brust säugenden Heraklesknaben wegschleudert und sich dabei der Strahl der göttlichen Milch über den Himmel ergießt. In flackerndes Farblicht taucht El Greco seine religiösen Schilderungen mit den typisch manieristisch gelängten Figuren wie der »Vertreibung der Wechsler(Saal 10).

BAEDEKER TIPP !

Friday Lates

»Start your weekend at the Gallery«. So wirbt die National Gallery für die Freitagabende, wenn bis 21.00 Uhr geöffnet ist – für mehr als nur Gemälde betrachten, denn es gibt Führungen, Live-Musik, Diskussionsrunden oder einfach nur entspannte Gespräche an der Bar.

Deutsche und niederländische Malerei

Von Lucas Cranach d. Ä. stammt ein feinsinniges »Bildnis einer jungen Frau« (Saal 4) und von Hieronymus Bosch eine ausdrucksvolle Wiedergabe von »Christus mit der Dornenkrone« (Saal 5). Albrecht Altdorfer präsentiert sich mit der »Landschaft mit Brücke« (Saal 4) als Meister der so genannten Donauschule. Hans Holbein d. J. aus Augsburg malte 1533 die französischen »Gesandten« am Hof von London, Jean de Dinteville und Bischof Georges de Selve, in einem perspektivischen Bravourstück mit allerlei Gegenständen wie Globus, Sonnenuhr und Musikinstrumenten, die hintergründigen Verweischarakter haben (Saal 4). Von Jan Brueghel d. Ä. stammt eine bäuerlich-drastische »Anbetung der Hl. Drei Könige« (Raum 14).

NORDFLÜGEL (MALEREI VON 1600 BIS 1700)

Niederländische Malerei

Peter Paul Rubens lieferte als Beitrag zur Barockmalerei des 17. Jh.s das reizende Bildnis seiner Schwägerin »Susanne Fourment« mit dem Strohhut. Bewegte, in Licht und Schatten getauchte Menschenmassen kennzeichnen seine Darstellung von »Krieg und Frieden«: der Frieden als üppige Nackte, gefolgt von Glaube und Wohlstand; dagegen rechts der Krieg als Gepanzerter mit der Kriegsgöttin, der Zwietracht und der Pest sich zur Flucht wendend (beide Saal 29). Anthonis van Dyck war Englands bedeutendster höfischer Maler in der Epoche Karls I. Das Reiterporträt des Monarchen ist eine seiner großartigsten Schöpfungen (Saal 31). Frans Hals (»Mann mit Schädel«, Saal 24), Gabriel Metsu (»Mann und Frau am Virginal«, Saal 27), Jan Vermeer (»Dame am Klavichord«, Saal 25) und Jan Steen (»Kegelspieler vor einem Wirtshaus«, Saal 15) dagegen malten die bürgerliche Lebenswelt. Zu den wichtigen Landschaftsmalern zählen Philips Koninck mit einer »Landschaft mit Straße und Fluss« (Saal 22) sowie Jacob van Ruisdael mit einer »Landschaft mit Ruine und Kirche« (Saal 22). Rembrandt van Rijn besticht durch seine einfühlsamen Porträts in weich modelliertem Farblicht, z. B. sein Selbstbildnis oder das Porträt von Hendrickje Stoffels (beide Saal 23). Eine neuartige Verbindung von Historienbild und religiöser Thematik lieferte er mit seinem berühmten Frühwerk »Belsazar erblickt die Schrift an der Wand« (Saal 24).

Spanische, italienische und französische Malerei

Diego Velázquez, der überragende Barockmaler Spaniens, ist vertreten mit dem Bildnis »Philipp IV. von Spanien« sowie mit der erotischen Darstellung der nackt sich im Spiegel betrachtenden »Venus«. Francisco de Zurbarán malte die »Hl. Margarete« im zeitgenössischen Kostüm einer Schäferin und den »Franz von Assisi« in Meditation. Bartolomé Esteban Murillo beeindruckt durch ein heiteres Porträt eines »Bauernjungen am Fenster« und die ausgewogene Komposition der »Wunderheilung Christi an einem Gelähmten« (alle erwähnten Gemälde in Saal 30). Die italienische Barockmalerei erlebte einen ersten Höhepunkt in den von starkem Helldunkel und kräftiger Körpermodellierung geprägten Werken von Caravaggio, z. B. im »Emmaus-Mahl« (Saal 32). In Frankreich vertrat Claude Lorrain (Saal 20) eine gefühlsbetonte Landschafts- und Architekturmalerei, während Nicolas Poussin eher klassizistische Strenge walten ließ (Saal 19). Die Brüder Le Nain (Saal 18) dagegen malten die Lebensumstände der Unterschichten wie die »Bauersfrau mit ihren fünf Kindern« (1642). Philippe de Champaigne wird mit seinem Staatsporträt »Kardinal Richelieu« seinem Ruf als höfischer Porträtmaler gerecht (Saal 18).

OSTFLÜGEL (MALEREI VON 1700 BIS 1920)

Britische Malerei

William Hogarth wagte mit seiner sechsteiligen Darstellung »Marriage A-la-Mode« einen kritischen Blick auf die Scheinmoral von Adel und Bürgertum am Beispiel der Heiratsmoden (Saal 35). George Stubbs hingegen malte just diese Schichten in gefälligen Darstellungen bei Landpartien und Pferdezucht (Saal 35). Joshua Reynolds verbindet in seiner Porträtkunst Individualität mit Repräsentationsbedürfnis, so bei »Colonel Sir Banastre Tarleton« (Saal 36) oder bei »Lord Heathfield« (Saal 34). Thomas Gainsborough malte seine Porträts, z. B. im »Morgenspaziergang« (Saal 34), in einer fast vorimpressionistisch anmutenden Farb-Form-Auflösung. John Constable steht mit seiner naturalistischen Landschaftsschilderung an der Schwelle zum 19. Jh. und beeinflusste nachhaltig die spätere französische Freilichtmalerei. Die unvollendete »Bucht von Weymouth«, »Der Heuwagen« (alle Saal 34) sowie »Salisbury Cathedral und Leadenhall« sind große Beispiele seiner Malerei (alle Saal 34). J. M. W. Turner entwickelte sich von der romantischen Landschaftsmalerei bis an die Grenze zur Gegenstandslosigkeit im Spätwerk. »Die kämpfende Temeraire« (1838) zeigt in der diffusen Lichtstimmung des verlöschenden Tages die letzte Fahrt dieses zum Abwracken bestimmten Schiffs; in »Calais Pier« verdeutlichen dynamische Farbwirbel die Seenot eines Schiffs. In »Regen, Dampf und Geschwindigkeit« fährt ein Zug lindwurmartig durch eine bis zur Unkenntlichkeit in Farblicht aufgelöste Landschaft fährt (alle Saal 34).

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John Constable malte den »Heuwagen« im Jahr 1821.

Französische Malerei

Berückende Interieurs und sinnliche Stillleben schuf Jean Siméon Chardin (»Die junge Lehrerin«), während Antoine Watteau mit »La gamme d’amour« ein Maler jener imaginären »fêtes galantes« war, in denen sich Traum und Wirklichkeit der Rokokowelt durchdringen (alle Saal 33). In der Mitte des 19. Jh.s pflegte Jean Auguste Dominique Ingres einen eher klassizistisch-ruhigen Stil, was das Porträt »Madame Moitessier« (Saal 41) verdeutlicht. Gustave Courbet zählt mit seinen Landschaften zum französischen Realismus (Saal 41), wohingegen Camille Corot bereits der Freilichtmalerei verpflichtet war (Saal 42). Zur Gruppe der Impressionisten gehörten Edouard Manet (»Hinrichtung Kaiser Maximilians«), Claude Monet, der 1870 zusammen mit Camille Pissarro London besuchte (»Die Themse unterhalb von Westminster«, Saal 43), Pierre Auguste Renoir (»Ruderboot«, Saal 43), Edgar Degas (»Tänzerinnen«, Saal 46) und zeitweilig Paul Cézanne (»Die Badenden«, Saal 45).

Spanische und italienische Malerei

Goyas eher skeptischer Blick auf und in den Menschen kommt vor allem in seinen Porträts »Herzog von Wellington« und des Rechtsgelehrten »Dr. Peral« zum Ausdruck (beide Saal 39). Das ausklingende 18. Jh. erlebte in Venedig einen malerischen Höhepunkt mit der luftigen Rokokomalerei von Giovanni Battista Tiepolo (Saal 40), in den Veduten von Canaletto (Saal 38) und Guardi (Saal 39), die in immer neuen Variationen die Plätze, Kanäle, Kirchen und Lagunenansichten mit teils fotografischer Genauigkeit oder in auflösender Farblichtmalerei festhielten.

image National Portrait Gallery

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Lage: St. Martin’s Place, WC 2

U-Bahn: Charing Cross

image tgl. 10.00 – 18.00, Do., Fr. bis 21.00

Eintritt frei

www.npg.org.uk

Eine etwas andere Kunstsammlung: In der National Portrait Gallery ist nicht unbedingt die Qualität des Werks entscheidend, sondern der Ruhm des Porträtierten.

Die 1856 gegründete Sammlung besitzt heute ca. 160 000 Darstellungen – Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen, Fotografien – von Briten, die sich in ihrer Zeit einen Namen gemacht haben. Die interessantesten zeigt die ständige Ausstellung (imageAbb. siehe >>).

Rundgang

Der chronologische Rundgang beginnt auf Ebene 2 mit der Tudorzeit. Herausragend sind die Darstellung Heinrichs VIII. in Lebensgröße von Hans Holbein d. J., mehrere Porträts von Elisabeth I., Miniaturen von Walter Raleigh und Francis Drake von Hilliard sowie eine Shakespeare-Darstellung von John Taylor, das erste von der Galerie erworbene Stück. Das 17. Jh. illustrieren Porträts u. a. von Karl I. und Karl II., Nell Gwynne, Oliver Cromwell, dem Earl of Arundel (von Rubens) und Samuel Pepys. Die anschließenden Räume widmen sich dem 18. Jh., u. a. mit Christopher Wren, Isaac Newton, dem Herzog von Marlborough und Robert Walpole (alle von Godfrey Kneller). Von William Hogarth ist ein Selbstbildnis zu sehen, desgleichen von Joshua Reynolds, James Cook wurde von John Webber gemalt. Aus dem ausgehenden 18. und frühen 19. Jh. werden u. a. Porträts von Lord Byron in wildromantischer albanischer Kostümierung, von Lord Nelson und Lady Hamilton, von Sir Walter Scott (von Edwin Landseer) und ein von deren Bruder Branwell gemaltes Bildnis der drei Schwestern Brontë gezeigt.

Ebene 1 beginnt mit dem viktorianischen Zeitalter natürlich mit Königin Viktoria selbst, weiterhin u. a. Cecil Rhodes, Benjamin Disraeli, Henry James (von John Singer Sargent) und eine Karikatur von Oscar Wilde. Die übrigen Räume sind Personen des 20. Jh.s vorbehalten. Die Spanne reicht von Lawrence von Arabien, James Joyce, Winston Churchill und John Maynard Keynes bis zu John Major, Mick Jagger, Prinzessin Diana und ihren Söhnen.

image Natural History Museum

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Lage: Cromwell Road, SW 7

U-Bahn: South Kensington

image tgl. 10.00 – 17.50, letzter Einlass 17.30 Uhr

Eintritt frei

www.nhm.ac.uk

Wer die Natur verstehen möchte, wer mit Kindern in London ist, sollte unbedingt das Natural History Museum besuchen, denn dieser Glücksfall von einem Museum vermittelt schwierige Materie einleuchtend, unterhaltend und mit vielen Möglichkeiten zum Selbstausprobieren.

Der 1753 verstorbene Naturwissenschaftler Sir Hans Sloane hatte seine umfangreichen Sammlungen aus 50 000 Büchern, 10 000 Tierpräparaten und 334 Bänden gepresster Pflanzen dem Staat vermacht und damit den Grundstock für das British Museum gelegt. 1860 beschloss man, den naturwissenschaftlichen Teil gesondert zu präsentieren und beauftragte Alfred Waterhouse mit dem Bau eines Museums in Kensington. Es entstand ein kathedralenähnlicher Palast, in dem 1881 das Natural History Museum eröffnet wurde. Das im romanischen Stil erbaute, terrakottaverkleidete Gebäude hat zwei 64 m hohe Türme und beherrscht mit seinen 230 m Länge die Cromwell Road. Expeditionen in die ganze Welt erweiterten die Bestände. Ein besonders eifriger Sammler war Joseph Banks, der mit James Cook die Welt umsegelte. Auch Charles Darwin brachte von seinen Expeditionen neues Material mit.

BAEDEKER WISSEN ?

Nicht versäumen

  • Dinosaurier-Abteilung
  • »Creeping Crawlies« – deine Freunde, die Insekten
  • Der Kokon im Darwin
    Centre – Biologie als Hightech-Wissenschaft
  • Modell der Erde in der Roten Zone

Central Hall

Das Museum ist aufgeteilt in eine blaue, eine grüne, eine rote und eine orangefarbene Zone. Vom Haupteingang an der Cromwell Road geht es in die imposante Central Hall mit einem 26 m langen Skelett eines Diplodocus.

Blaue Zone

Links der Halle beginnt die Blaue Zone mit der imageDinosaurier-Abteilung, wo die Welt von Triceratops und Tyrannosaurus Rex lebendig wird. Videos, bewegliche Modelle und Dioramen erklären Entwicklungsgeschichte, Körperbau und Lebensweise der urzeitlichen Riesen. Höhepunkt: ein fast lebensechtes Modell des Tyrannosaurus. Die übrigen Abteilungen der Blauen Zone behandeln die Biologie des Menschen – u.a. mit einem überlebensgroßen Modell eines menschlichen Fötus – und die Säugetiere. Zu sehen sind hier auch fossile Arten und vom Menschen ausgerottete Säuger; unter der Decke schwebt das 27 m lange Modell eines Blauwals. Anschließend geht es zu den Fischen, Reptilien und Amphibien sowie zu den Wirbellosen.

Grüne Zone

Rechts der Central Hall liegt die Grüne Zone mit einem weiteren Höhepunkt: der Abteilung für Spinnen und Kriechtiere image»Creepy Crawlies«. Das Riesenmodell eines Skorpions, No. 1 Crawley House, in dem man Schubladen und Schränke öffnet, um zu sehen, welche Krabbeltiere es im Haushalt gibt, und ein begehbarer Termitenhügel sind nur einige Highlights dieser höchst lehrreichen und amüsanten Abteilung. Weniger amüsant, aber nicht minder lehrreich ist die gegenüber beginnende Abteilung Ökologie. Zur folgenden Vogelabteilung zählen auch Präparate ausgestorbener Arten wie des Dodo. Im ersten Stock findet man die Abteilungen über Primaten und über die Stellung des Menschen in der Evolution. Danach geht es zu den Mineralien.

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Einen Vorgeschmack auf die fantastische Dinosaurierabteilung gibt das 26  lange Skelett eines Diplodocus in der Central Hall.

Rote Zone

Kaum weniger spektakulär geht es in der Roten Zone im Anbau zu, die sich mit Erdgeschichte und Geologie befasst. Per Rolltreppe macht man eine Reise durch einen Riesenglobus, in dem die Vielfalt des Planeten Erde aufleuchtet. »Earth Today and Tomorrow« befasst sich mit dem Umgang mit den Ressourcen der Erde; hier steht auch der 3,5 t schwere Cranbourne-Meteorit aus Australien. Man macht eine Zeitreise zurück zum Urknall; anschaulich wird vorgeführt, wie Erdbeben entstehen und Vulkane ausbrechen, und in der Abteilung »Restless surface« erlebt man, wie Wind und Wetter die Oberfläche der Erde verändern. Letzter Höhepunkt: »Earth’s treasury« mit seltenen, teils spektakulären Mineralien.

Orange Zone

Schon im September 2002 eröffnet wurde das imageDarwin Centre als Hauptteil der orangefarbenen Zone, 2009 war auch der Erweiterungsbau so weit. Hier fährt man per Lift zur Spitze eines 28 m hohen, kokonartigen Betongebildes. Entlang einer von dort absteigenden Rampe lassen 40 interaktive Installationen die Arbeit der Naturforscher lebendig werden – und tatsächlich kann man durch Glasscheiben auch in die Labore schauen und den Forschern Fragen stellen.

image Piccadilly Circus

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Lage: City of Westminster, W 1

U-Bahn: Piccadilly Circus

Londons bekanntester Platz, Piccadilly Circus, in den 1960er-Jahren eines der Synonyme für »Swinging London«, ist für die Londoner »The Hub of the World«, der Angelpunkt der Welt.

The Hub of the World

Der erste Eindruck aber irritiert, denn Piccadilly Circus ist laut, hektisch und erstickt im Verkehr: Hier treffen sich seit 1819 Regent Street, Piccadilly, Haymarket und Shaftesbury Avenue. Abends und nachts ist es kaum leiser, aber dann offenbart sich der Platz als der illuminierte Einstieg in die Theaterwelt im West End. Das Shaftesbury-Denkmal in der Platzmitte, zum Gedenken an den Earl of Shaftesbury von Sir Alfred Gilbert in Aluminium gegossen, kennt jeder als »Eros-Brunnen« – eigentlich soll die Figur aber den Engel der Nächstenliebe darstellen. Eindeutig die »Vier Pferde des Helios« hingegen zeigt der fast monumentale Brunnen Ecke Piccadilly Circus / Haymarket. Bühne und Zuschauerraum des Criterion Theatre an der Südseite, eröffnet 1874, sind unterirdisch angelegt. Der London Pavilion an der Nordostseite, 1885 als Musikhalle erbaut, ist heute Teil des Vergnügungskomplexes »London Trocadero« und zur Einkaufspassage umfunktioniert.

PICCADILLY

Eine sehr feine Adresse

Die von Piccadilly Circus Richtung Hyde Park abgehende Straße verdankt ihren Namen möglicherweise dem Schneider Robert Baker, der in seinem Geschäft am Strand zu Beginn des 17. Jhs. durch den Verkauf von hohen Krägen mit steifen Ecken, »pickadills« genannt, zu Wohlstand kam und sich ein großes Haus auf dem zu jener Zeit brach liegenden Gelände baute. Bald machten es ihm viele Reiche nach und heute wie damals firmieren entlang Piccadilly einige der traditionsreichsten und feinsten Adressen Londons.

Zu den besten zählt das 1707 gegründete Kaufhaus imageFortnum and Mason, berühmt für seine geradezu aristokratische Lebensmittelabteilung, deren Spezialitäten – abgesehen von sündhaft teuren Picknickkörben – Tee, Gebäck und Marmeladen sind.

Royal Academy of Arts

Die 1768 gegründete Akademie hat seit 1869 ihren Sitz im 1664 begonnenen Burlington House gegenüber von Fortnum and Mason. Ihr erster Präsident war Sir Joshua Reynolds (1723 – 1792), dessen Denkmal im Hof steht. Die Akademie hat so berühmte Künstler wie Constable, Lawrence, Turner und Millais ausgebildet. Die alljährlich von Mai bis August veranstaltete Ausstellung zeitgenössischer britischer Künstler findet große Beachtung ebenso wie die regelmäßigen Sonderausstellungen, die von höchster Qualität sind. Ausgewählte Stücke aus der Sammlung werden in den »John Madejski Fine Rooms« präsentiert; in der Sackler Gallery gibt es eine Kostbarkeit allererster Güte: imageMichelangelos einzige Skulptur in England, ein Tondo von Maria, Jesus und dem Knaben Johannes, von Michelangelo unmittelbar nach seinem »David« für den Florentiner Patrizier Taddeo Taddei geschaffen. 1823 kaufte es Sir George Beaumont, der es nach seinem Tod der Akademie schenkte-

image So. – Do. 10.00 – 18.00; kostenlose Führungen durch die Madeijski Rooms: Di. 13.00, Mi. – Sa. 13.00 und 15.00 Uhr; www.royalacademy.org.uk

imageBurlington Arcade

Kurz nach der Akademie folgt Burlington Arcade, eine exklusive Einkaufspassage im Regencystil, erbaut 1819 für Lord Cavendish. Über 70 kleine Geschäfte bieten Wichtiges für den Gentleman und seine Lady an: Maßhemden, Kaschmirpullover, handgefertigte Schuhe, Toilettenartikel und Tabakspfeifen. Mehr als alle Worte lässt die Benutzungsordnung den Stil der Passage erkennen: »… eine Piazza zum Verkauf von Kurzwaren, Kleidungsstücken und Gegenständen, die weder durch ihr Aussehen noch ihren Geruch Anstoß erregen. Es ist weder gestattet zu pfeifen, zu singen, ein Musikinstrument zu spielen, ein Paket zu tragen, noch einen Regenschirm aufzuspannen.« Eine eigene Wachtruppe, die vornehm in Cut und Zylinder gekleideten Beadles, sorgt dafür, dass sich jeder daran hält.

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Die »Vier Pferde des Helios« an Piccadilly Circus

BAEDEKER TIPP !

Teatime auf Piccadilly

Afternoon Tea mit Gurkensandwich, Scones und Clotted Cream ist in großen Hotels wie The Ritz und im Fountain Restaurant bei Fortnum and Mason stilecht, aber recht teuer. Eine preiswertere Pause mit Blick über die Dächer bietet das Café im obersten Stockwerk von Waterstones, der größten Buchhandlung in England (203 – 206 Piccadilly).

Jermyn Street

Burlington Arcade findet seine Fortsetzung auf der anderen Straßenseite (zu beiden Seiten von Fortnum and Mason) in den kaum weniger exklusiven Piccadilly Arcades und Princes Arcades. Sie münden in die Jermyn Street, wo der stilbewusste Gentleman eine ganze Reihe hochkarätiger Herrenausstatter vorfindet.

The Ritz Hotel

Ecke Piccadilly / Green Park ist eine der ersten Adressen der Hotelwelt: das 1906 eröffnete Ritz, auch ein Wallfahrtsort der Teetrinker, die ihren Afternoon Tea im herrlichen Palm Court einnehmen – ein nicht billiges, aber höchst standesgemäßes und sehr britisches Vergnügen. Anzug und Krawatte sind Pflicht!

Regent’s Park

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Lage: Marylebone, W 1

U-Bahn: Baker Street, Regent’s Park, Great Portland Street

Was einst königlicher Jagdgrund war, später parkartiges Villenviertel für begüterte Herrschaften werden sollte, ist heute Londons beliebter Freilufttreff.

Freizeit statt Palast

Heinrich VIII. machte das Gelände 1538 nach Auflösung der Klosterbesitztümer zum königlichen Jagdgrund, der es bis 1649 als Marylebone Fields blieb. Als John Nash (1752 – 1835) 1811 vom Königshaus den Auftrag erhielt, das Areal neu zu gestalten, schwebte ihm ein Landschaftspark mit zwei Ringstraßen und Terrassenhäusern vor. Zudem sollten ein Palast für George, Prince of Wales, und herrschaftliche Villen entstehen; außerdem wollte Nash den Regent’s Canal durch den Park leiten. Aus diesen 1812 in Angriff genommenen Plänen ist kaum etwas geworden – kein Palast und nur acht von 56 geplanten Villen sind verwirklicht worden. So ist Regent’s Park, seit 1835 öffentlich zugänglich, zum Freizeitrefugium geworden: Auf dem Boating Lake kann man rudern und es gibt Plätze für zahllose Sportarten. Im Freilufttheater werden im Sommer Theater und Konzerte geboten, und im Queen Mary’s Garden, einem schönen Rosen- und Steingarten, oder im viktorianischen Avenue Garden kann man lustwandeln. Die Londoner Moslems haben seit 1978 ihre Hauptmoschee (London Central Mosque) am Westende des Parks.

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Beatlemania

In der Nähe von Regent’s Park liegt ein Wallfahrtsort für Beatles-Fans: der Zebrastreifen vor den Abbey Road Studios, der das Cover des gleichnamigen Albums ziert. Man geht von der U-Bahn-Station St. John’s Wood die Grove End Road nach Westen bis zur Kreuzung mit der Abbey Road kreuzt und dann nach rechts: Haus Nr. 3 sind die Studios. Wer noch mehr wissen will, schließe sich einer der Beatles-Touren der Original London Walks an (Tel. 020 76 24 39 78, www.walks.com).

London Zoo

Den Nordteil des Parks nimmt der vom Regent’s Canal durchzogene Londoner Zoo ein, von Sir Stamford Raffles und Sir Humphrey Davy 1826 gegründet und somit ältester wissenschaftlicher Tiergarten der Welt. Besondere Attraktionen sind u. a. das Snowdon Aviary (Vogelvolière), das 2007 eröffnete Freigehege für Gorillas und der Kinderzoo. Eingänge befinden sich am Outer Circle, an der Prince Albert Road und am Broad Walk.

image tgl. ab 10.00 Uhr, Schließung saisonal verschieden; Eintritt: 22 £ in der Hochsaison; www.zsl.org

RUND UM REGENT’S PARK

imageBauten von John Nash

Wie Regent’s Park hätte aussehen können, zeigen einige von Nash entworfene Gebäude in nächster Nähe. Am Südostende, wo Portland Place einmündet, findet man ein sehr schönes Beispiel für einen halbbogenförmig gestalteten, von Säulenfronten bestimmten sog. Crescent, den 1821 vollendeten Park Crescent. Umrundet man den Park auf dem Outer Circle, wird man noch manche Häuserreihe von Nash entdecken, so York Terrace von 1821 westlich vom Crescent oder – am Ostrand – Chester Terrace von 1825 mit der längsten ununterbrochenen Säulenfassade. Daran schließt Cumberland Terrace (1828) mit seinem die Britannia darstellenden Giebelrelief an.

Primrose Hill

Nördlich vom Zoo, jenseits des Kanals, steigt 78 m hoch Primrose Hill auf – nobles Villenviertel und Aussichtshügel, von dem man einen schönen Ausblick auf die Stadt genießt.

Lord’s Cricket Ground

Nur wenig westlich vom Park, ebenfalls jenseits des Regent’s Canal, liegt das Mekka der Cricketfans: Lord’s Cricket Ground, 1814 vom Cricket-Veteranen Thomas Lord angelegt und Spielstätte des 1787 gegründeten Marylebone Cricket Club, ist für den Cricketspieler, was Wimbledon für den Tenniscrack und Wembley für den Fußballprofi bedeutet. Die Geschichte des Platzes und vor allem des urenglischen – und schwer zu durchschauenden – Cricket illustriert ein Museum. Dabei darf man auch einen Blick auf die »Ashes« werfen, die Siegestrophäe bei den jährlich die Gemüter erregenden und Tage dauernden Matches zwischen England und Australien: gewöhnliche Holzasche in einer Urne.

image Führungen: tgl. 10.00, 11.00, 12.00 und 14.00 Uhr; zus. Termine s. www.lords.org; Preis 9 £

Sherlock Holmes Museum

221 B Baker Street – wer jemals eine Geschichte mit Sherlock Holmes gelesen hat, kennt diese Adresse gegenüber vom Südwesteingang des Regent’s Parks. Tatsächlich findet man hier heute das Sherlock Holmes Museum, doch wird man feststellen, dass es zwischen den Hausnummern 237 und 239 liegt. Wer eintritt – allerdings nicht von Mrs. Hudson begrüßt, sondern von einem gewöhnlichen Türsteher – kann im ersten Stock Holmes’ Wohnung besichtigen, einschließlich seiner Geige und seines Tabakbeutels in Form eines türkischen Pantoffels auf dem Kaminsims (imageBaedeker Wissen siehe >>).

image tgl. 9.30 – 18.00 Uhr, Eintritt: 6 £, www.sherlock-holmes.co.uk

REGENT’S CANAL

Der 1820 eröffnete Regent’s Canal verbindet den von Birmingham kommenden Grand Union Canal mit dem Londoner Hafen und bringt heute einen Hauch Venedig nach London. Ursprünglich hatte John Nash ihn quer durch den Regent’s Park verlegen wollen, doch fürchtete man, die unflätigen Binnenschiffer könnten die dort flanierende feine Gesellschaft stören – so macht er nun einen Bogen um ihn. Er beginnt in Paddington an Little Venice, einem wirklich romantischen und stillen Hafenbecken, wo man kaum glaubt, im hektischen London zu sein und wo man sich im Bootscafé oder im Canal Café eine Pause geben sollte (U-Bahn: Warwick Ave.). Von dort fließt er zum Regent’s Park durch den London Zoo hindurch nach Camden. Was danach bis zu den Docklands und der Themse folgt, ist weniger interessant, sieht man ab vom London Canal Museum, im alten Lagerhaus des Eishändlers Carlo Gatti untergebracht.

London Canal Museum: 12 / 13 New Wharf Road; U-Bahn: King’s Cross; Di. – So. 10.00 – 16.30 Uhr; Eintritt frei; www.canalmuseum.org.uk/

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Auf Treidelpfaden

Wer keine Bootsfahrt auf dem Regent’s Canal machen will (Erleben und Genießen siehe >>): Ein Spaziergang auf dem Treidelpfad am Kanal entlang ist fast genauso schön. Vom Regent’s Park zum Camden Lock braucht man z. B. ca. 20 Minuten, nach Little Venice ca. 30 Minuten.

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Idyll am Regent’s Canal in Little Venice

Regent Street

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Verlauf: von Carlton House bis Langham Place

U-Bahn: Piccadilly Circus, Oxford Circus

Regent Street war zur Zeit ihrer Entstehung das ehrgeizigste stadtplanerische Projekt in London. Heute ist sie die prächtigste Einkaufsmeile der Stadt.

Londons Boulevard

Geplant hat sie John Nash als Verbindung zwischen Carlton House (imagesiehe >>) und Regent’s Park. Im Gegensatz zum Park, der als herrschaftliches begrüntes Villenviertel gedacht war, sollte Regent Street von Beginn an zum Flanieren und Einkaufen dienen. Ihren Namen haben Straße und Park vom Prinzregenten und späteren König Georg IV. Von Nashs zwischen 1811 und 1825 errichteten Bauten ist bis auf All Souls nichts mehr geblieben, da man zwischen 1895 und 1927 die Straße neu gestaltete. Abgerissen wurde auch der »Quadrant«, ein elegant geschwungener Säulenbau, dessen Bogen der am Piccadilly Circus beginnende Abschnitt nachvollzieht. Von hier Richtung Oxford Circus passiert man u. a. das seit Jahren geschlossene Café Royal, wo Oscar Wilde Stammgast war, später Hamley’s, das größte Spielwarengeschäft der Welt und kurz darauf das Edelkaufhaus Liberty.

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Sherlock Holmes

Sherlock Holmes, beratender Detektiv

Das Leben des größten Detektivs aller Zeiten, der sich selbst als »beratenden Detektiv« bezeichnete, lässt sich nur nach seinen eigenen Aussagen und nach den Aufzeichnungen seines Gefährten und Chronisten, des Arztes Dr. John H. Watson, rekonstruieren.

Sherlock Holmes wurde am 6. Januar 1854 im ländlichen Yorkshire geboren. 1881 begegnete er am St. Bartholomew’s Hospital in London zum ersten Mal Dr. John H. Watson, den die Suche nach einer Unterkunft zu ihm geführt hatte. Sie bezogen gemeinsam eine Wohnung bei der Witwe Mrs. Hudson unter der mittlerweile legendären Adresse 221 B Baker Street. Watson schildert Holmes als hageren, durchtrainierten Menschen von ungeheuer scharfem Verstand, der alles über die merkwürdigsten Verbrechen sammelte und wusste. Zudem war er ein hervorragender Chemiker, der mit einer Monografie über »140 verschiedene Arten von Zigarrenasche« brillierte, interessierte sich aber umso weniger für Literatur und Philosophie, war darin geradezu ein Ignorant. Zum Nachdenken spielte er Geige – eine echte Stradivari, aber sehr günstig erworben – und rauchte billigen Tabak. Zu Frauen hatte er eher ein »Unverhältnis«, er zog das Junggesellendasein mit Watson vor – eine große Ausnahme allerdings gab es: Irene Adler, »die Frau«, die sich im Fall »Ein Skandal in Böhmen« als ebenbürtige Gegnerin erwiesen hatte.

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Nicht auf seinen Freund Watson blickt hier Sherlock Holmes, sondern auf Arthur Conan Doyle, mit dem er ebenfalls gut bekannt war.

Berühmte Fälle 

Holmes löste äußerst komplizierte Fälle mit seiner ihm eigenen Methode: genaues Studium des Vorgefundenen – Suche nach möglichen Erklärungen – Ausscheiden des Unmöglichen – entsprechende Schlussfolgerungen. Auf diese Art klärte er so berühmt gewordene Verbrechensfälle wie den »Hund der Baskervilles« und, als ersten »gemeinsamen« Fall, »Eine Studie in Scharlachrot« auf, einen bestialischen Mord in den Lauriston Gardens nahe der Brixton Road. Wie dieser trugen sich viele seiner Fälle in London zu; einer der spektakulärsten war das Geheimnis um das »Zeichen der Vier«, das Holmes nach einer dramatischen Verfolgungsjagd per Dampfboot auf der Themse von Westminster Pier flussabwärts löste. 1891 konnte Holmes sein Netz um Professor Moriarty (übrigens sein alter Hauslehrer), den »Napoleon des Verbrechens«, zusammenziehen. In der Schweiz kam es am 4. Mai in der Reichenbachklamm bei Meiringen zur dramatischen Begegnung. Moriarty ließ Holmes noch die Zeit, einen Abschiedsbrief zu schreiben und zu hinterlegen. Nach kurzem Kampf aber stürzte Moriarty in die Tiefe; Holmes erkannte die Chance, die in seinem vermeintlichen Tod lag und ließ sogar Watson im Glauben, er selbst sei auch zu Tode gekommen.

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Holmes im Kampf mit Professor Moriarty in der Reichenbachklamm

Geheimes Leben

Nur Holmes’ Bruder Mycroft kannte die Wahrheit. Die drei folgenden Jahre verbrachte er nach eigenen Aussagen mit Reisen u. a. in den Himalaya und Forschungen in einem Labor in Toulouse, von denen er unter dem Pseudonym »Sigerson« berichtete. Eingeweihte wollen wissen, er habe sich nach Wien zu Sigmund Freud begeben, um sich von seiner Morphiumsucht heilen zu lassen; andere glauben, er habe sich zeitweise in die montenegrinische Hauptstadt Cetinje zurückgezogen, wo er Irene Adler wiedergetroffen und einige Zeit mit ihr zusammengelebt habe. Aus dieser Verbindung soll ein Sohn hervorgegangen sein, der in den USA eine große Karriere als Detektiv machte. In diesem Zusammenhang wird häufig der Name Rex Stout genannt. Holmes aber tauchte 1894 zur größten Überraschung Watsons wieder in der Baker Street auf, um erneut erfolgreich auf Verbrecherjagd zu gehen. Im Oktober 1903 zog er aus der Baker Street nach Sussex, um dort Bienen zu züchten und über Gelée Royale zu forschen. Von hier löste er auch seinen letzten Fall, als er den deutschen Meisterspion von Bork zur Strecke brachte und damit das Empire rettete. Holmes starb am 6. Januar 1957. Seine letzten Worte sollen »Irene« gewesen sein. 

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Nicht Rush Hour, sondern Normalzustand an Oxford Circus, wo sich Regent’s und Oxford Street kreuzen

imageAll Souls

Jenseits von Oxford Circus sieht man den spitzen Turm von All Souls. Die Kirche, von 1822 bis 1824 erbaut, ist aus zwei Gründen bemerkenswert: Sie ist zum einen der einzige Kirchenbau von John Nash in London, zum anderen fällt sie durch ihre außergewöhnliche Gestalt auf, setzt sie sich doch aus einer kreisförmigen Säulenvorhalle und einem sich darauf erhebenden, von einem Ring frei stehender Säulen umschlossenen Turm zusammen. All Souls steht im Schatten des BBC-Gebäudes an der Straße Portland Place, die zum Regent’s Park führt und sehr schöne Beispiele neoklassizistischer Bauten der Gebrüder Adam aneinanderreiht.