EPILOG
Wir hätten mit den Erdschleichern zu unserer gemeinsamen Errettung kooperieren können, aber es sind Menschen und sie kennen nur Dominanz und Besitz. Das Einzige, was uns bleibt, ist ein Krieg bis zum Tod. Trotz ihrer Intelligenz sind Menschen blind für die Bedrohungen vor ihren Augen. Wir hatten nie die Chance, ihre Hilfe zu gewinnen, daher kämpfen wir jetzt für uns allein. Und dafür werden wir über ihre Leichen gehen.
(MYRRAH, DIE LOCUST-KÖNIGIN)
WRIGHTMAN-KRANKENHAUS, EIN PAAR TAGE SPÄTER
Die Maden waren immer noch nicht in größerer Zahl zurückgekehrt und bei denen, die auftauchten, handelte es sich fast ausschließlich um Drohnen.
Dom wollte eigentlich nie das Wort gelangweilt benutzen, wenn er nicht ums Leben kämpfen meinte, aber er hatte definitiv das Gefühl, nicht zu wissen, was er mit sich anfangen sollte, und er war nicht allein damit.
»Scheiße, ich werd mir ein Hobby zulegen müssen«, meinte Cole. »Wo zum Teufel soll ich so was herbekommen?«
»Baird-Beschimpfen«, schlug Dom vor. »Ist auch noch ein echter Publikumssport.«
Sogar die schrumpfende King-Raven-Flotte nutzte den Rückgang der Geschäfte, indem der Hälfte der Schwadron Wartungsarbeiten aufgebrummt wurden. Dom spürte einen Wandel kommen, einen bedeutenden, aber er war sich nicht sicher, weshalb er keine Freude darüber empfand. Vielleicht lag es daran, dass es keinen Sinn für ihn hatte, das Leben wiederaufzubauen, solange Maria verschollen blieb.
Das erste Anzeichen neuer Probleme – Umweltprobleme, keine Maden – zeigte sich am Morgen bei der Patrouillenbesprechung. Es handelte sich um eine beinahe beiläufige Erwähnung des geologischen Chefgutachters, dem Berichte über Flüchtlinge vorlagen, die in den Kolonien der Gestrandeten eintrafen. Überflutungen vertrieben sie aus dem zwei Stunden von Jacinto entfernten Tollen.
»Ist das unser Problem?«, fragte Hoffman. »Abgesehen davon, außerhalb der Sicherheitszone die öffentliche Ordnung durchzusetzen?«
»Kein Problem per se«, erwiderte der Chefgutachter. »Bis auf die Tatsache, dass wir weder Ursache noch Ausmaß kennen. Könnte nur lästig sein, könnte aber auch katastrophal sein. Wie schön war doch die Zeit der Satellitennetzwerke.« Er zog einen Schnitzel Papier aus seiner Tasche. »Heute erreichte uns diese Nachricht aus dem Katastrophenschutz-Zentrum: Die ganze Scheiß-Stadt läuft mit Wasser voll. Heiß uns, ihr Arschlöcher. Tja, das ist ziemlich eindeutig, wenn auch eher unwissenschaftlich.«
Dom hatte seit einem Jahrzehnt die Kommunen der Gestrandeten durchgekämmt. Er scheute nicht davor zurück, einen Blick auf Kolonien zu werfen, die weiter draußen lagen, denn überall, wo sich Gestrandete aufhielten, konnte auch Maria sein oder sich zumindest ein Hinweis auf sie finden lassen.
»Gibt’s da unten überhaupt noch irgendwen?«, frage Baird.
»Ich dachte, die Gegend sei schon vor Jahren evakuiert worden.« »Gestrandete«, sagte Cole. »Gestrandete gibt’s überall.« Baird grinste höhnisch. »Sag ich doch, da ist niemand übrig –«
Nur kurze Zeit nach Tag A war Dom ein paar Mal in Tollen gewesen; ein ziemlich öder Ort, große, trostlose Geschäftsgebäude und eine endlose aufgeschüttete Schnellstraße. Zumindest hatte es so ausgesehen, bevor die Locust die Stadt überrannten. Jetzt war sie der COG verloren gegangen.
»Sollen wir mal nachschauen, Colonel?«, fragte Marcus. Was immer auch zwischen ihnen vorgegangen sein mochte, Marcus und Hoffman schienen wieder zu einer Übereinkunft gefunden zu haben. Dom hoffte, es würde eine Weile halten. »Nur für den Fall.«
»Vergesst nicht, dass wir keine Zivilisten evakuieren können«, sagte Hoffman. »Einen derartigen Lufttransport kriegen wir nicht gebacken. Wenn ihr also geht, dann geht ihr mit dem Eilbefehl, dass ihr unter keinen Umständen mit Passagieren zurückkehrt.«
Dom beschloss, Marcus später beiseite zu nehmen und das zu erklären. Aspho Point hatte bei Hoffman mehr Altlasten hinterlassen als nur die Befürchtung, Marcus würde eine Aufklärung in eine humanitäre Hilfsaktion verkehren. Bis zum heutigen Tag hatte er Probleme mit seiner Verantwortung gegenüber allen Personen, die nicht zur Koalition gehörten.
Dom hatte jedoch gelernt, über den wütenden Hoffman, der mit Nichts und Niemandem zufrieden war, hinauszuschauen. Der Mann hinter diesen unzufriedenen Augen hatte Versagensängste. Er fürchtete sich davor, als zu spät gekommenes Frontschwein, das vor Akademieabgängern keine Beförderung verdiente, abgestempelt zu werden, und davor, wie ein normaler Mensch seinen eigenen Impulsen nachzugeben, weil seine Oberen dann vielleicht seine Gewöhnlichkeit bemerken und gegen ihn verwenden könnten. Er wirkte, als lastete das Überleben der gesamten Menschheit allein auf seinen Schultern. Und mehr als alles andere schien er sich für jeden verantwortlich zu fühlen, der während seiner Wache Schaden nahm.
Armer Bastard. Trotz allem, was er Marcus angetan hat … armer Bastard. Aber er hat mir geholfen, Marcus an Bord zu ziehen. Er ist immer noch der Mann, den ich kannte.
Dom hatte miterlebt, wie Marcus unter der erdrückenden Last der Erwartungen aufwachsen musste. Wahrscheinlich verabscheute Hoffman Marcus, weil sie viel zu viel gemein hatten. Er hatte den Ruf, vornewegzumarschieren, wenn er es nicht sollte, und seine Ohren vor Befehlen zu verschließen, die mysteriöserweise wegen schlechter Funkverbindung nicht zu verstehen waren. Vielleicht erkannte Marcus diese Ähnlichkeiten und hatte Angst vor der Vorstellung, was aus ihm werden könnte, wenn er alt wurde.
»Besichtigungstour«, sagte Marcus nach der Besprechung. »Drüberfliegen und aufklären. Du, ich, Baird.«
»Leichtmasse?«, fragte Baird.
»Was soll damit sein?«
»Wir wissen nicht, was für Absenkungen sie verursacht hat. Vielleicht wurden unterirdische Tunnels umgeleitet. Gibt jede Menge Wasser unter der Erde, das wir nie zu Gesicht bekommen.«
Marcus zuckte mit den Schultern. »Wir werden’s rausfinden. Gibt nicht viel, was wir jetzt für die Einheimischen tun können.«
Die King Ravens entfernten sich selten weit von der Stadt. Sie waren zu wertvoll und zu beschäftigt. Als Dom in die Kabine stieg, brachte ihm die Besatzung ein Gefühl von … nicht Spannung, aber doch extremem Interesses entgegen. Barber war heute der Bordschütze und der Pilot hieß Gettner. Dom hatte diesen leichten Albtraum, dass er eines Tages als Verwundeter evakuiert werden würde – zusammen mit Dr. Hayman in einem Raven, der von Gettner geflogen wurde. Beide stammten von derselben Benimmschule, auf der man das Prinzip Stell-mich-nicht-infrage-kleiner-Mann erlernte. Barber verdrehte schweigend die Augen, während sie die Vorflugkontrolle durchführten.
»Ich bin schon seit Jahren nicht mehr so tief im Süden gewesen«, sagte Gettner. »Bin mir nicht sicher, ob ich den Ort überhaupt auf der Karte finde.«
»Überaus beruhigend«, sagte Baird.
»Meinste, du kriegst es besser hin, Kettensäge?«
Dom stieß Baird kräftig mit dem Ellbogen in die Rippen. »Nein, Lieutenant«, sagte Dom. »Unser Kumpel hat nur manchmal etwas Flugangst.«
»Oh, dann werd ich seinen Fallschirm besser persönlich zusammenlegen …«
Barber formte mit den Lippen die Worte gute Laune und hakte seine Sicherheitsleine ein. Aus dem Heli betrachtet, erstreckte sich die Zerstörung unter ihnen in konzentrischen Ringen wie bei einer Zielscheibe, bei der Jacinto das Schwarze bildete. Während sie nach Süden flogen und Aufklärungsbilder schossen, tauchten auf ein paar Lichtungen kurz vereinzelte Siedlungen auf und verschwanden wieder in der Deckung der Bäume. Sie erinnerten sie daran, wie wenig Menschen noch an dem gefährlichen Leben außerhalb der Stadt festhielten. Als sie sich Tollen näherten, lösten zerstörte Vorstädte die Bäume ab.
Dom beobachtete das Gelände unter sich, genau wie er es in seinen Tagen als Commando gelernt hatte, und versuchte, sich Entfernungen und Kurs einzuprägen. Der Raven schien zu kreisen.
»Barber«, sagte Gettner. »Wirf doch mal für mich einen Blick auf die Sichtflugkarte, ja?«
Barber griff in das Steckfach mit den Papierkarten. »Die ist sechs Jahre alt.«
»Schon, aber Städte laufen ja nicht …«
»Ich hab’s ja gesagt«, murmelte Baird, blieb aber so vernünftig, nicht weiter auszuholen.
Gettner kreiste weiter. Als der Raven in Schräglage ging, stach Dom durch die zerstörten Türme und Häuser eine blendende Reflexion ins Auge.
»Oh Scheiße«, sagte er.
Barber faltete die Karte auf seinen Knien aus, faltete sie auf den passenden Bereich zusammen und lehnte sich aus der Kabine, um nach Orientierungspunkten Ausschau zu halten.
»Ich seh’s wie Santiago«, meinte er. »Allerdings Scheiße. Ich würde sogar so weit gehen und auf die Mutter aller Scheiße erhöhen.«
Gettners spröde Jubelstimmung hatte deutlich nachgelassen. »Ich bin froh, dass ich keine Wahnvorstellungen habe.«
»Sie ist weg«, sagte Dom und zeigte aus der Kabine. Marcus beugte sich vor und sein Blick folgte dem ausgestreckten Finger. »Sieh nur. Ich bin doch nicht verrückt, oder?«
Der Umfang von Tollen hatte sie verwirrt. In den Randgebieten standen immer noch Gebäude, aber das Herz der Stadt hatte sich in einen See verwandelt, der sich über Kilometer zu erstrecken schien. Erst als der Raven höher stieg, konnte Dom das ganze Ausmaß überblicken und auf gut zehn Klicks schätzen. Es war einfach gar nichts mehr vorhanden außer Trümmern – Bäume, Plakatwände, Dachstücke –, die auf einer Oberfläche trieben, die weniger nach einem See, sondern eher nach einem aufgebrachtem Meer aussah.
Die Stadt war weg. Sie war weg.
Riesige Blasen quollen durch den Oberflächenschaum, als ob tief unten eine gewaltige Unterwasserbombe detoniert wäre. Für einen Moment glich die Oberfläche einem Hexenkessel, dann traten die Blasen regelmäßiger und langsamer nach oben. Dann wurden sie für einen Augenblick wieder heftiger. Was immer sich unter der Oberfläche befand, stürzte ein, sodass Luftkammern aufgerissen wurden.
Und natürlich waren Leichen zu sehen. Die meisten waren ziemlich aufgedunsen. Die akute Überschwemmung musste sich also schon vor ein paar Tagen oder Wochen ereignet haben. Dom hielt automatisch nach Überlebenden Ausschau, die sich vielleicht an irgendetwas klammerten, um über Wasser zu bleiben, aber es hatte keinen Sinn. Egal, was er entdeckte, er würde sich nur verpflichtet fühlen zu helfen. Aber das konnte er nicht und daher würde er auch nichts mitnehmen können außer einem albtraumhaften bleibenden Schuldgefühl, weil er Menschen dem Tod überließ.
Die Blasen waren ziemlich eindrucksvoll.
»Scheiße. Macht euch jetzt nicht ins Höschen, Jungs.« Gettner riss den Raven scharf herum und entfernte sich mit einer Schleife von dem brodelnden Wasser in der Tiefe. »Ich mein’s ernst. Macht euch bereit, notfalls rauszuspringen. Das ist gar nicht gut.«
Barber knallte mit einem Rutsch gegen Dom, als sich der Raven schräg legte, reckte aber weiter seinen Hals, um zu sehen, was zum Teufel los war. »Wovon redest du überhaupt, Gill?«
»Methan. Wenn das Methankammern sind, dann kommen wir runter wie ein Sack Ziegelsteine. Und wenn es dort hochkommt, wenn so eine eingestürzte Kammer eine ganze Stadt versenken kann, dann kann es überall hochkommen.«
»Scheiße«, sagte Barber. Es war fast nur ein Hauch.
Dom hatte nicht die geringste Ahnung, wovon Gettner redete. Er fing an, es zu durchdenken, aber das Schauspiel einer Stadt, die sich in einen See – nein, in ein Meerverwandelte, lenkte einfach zu sehr ab. Je weiter sie sich wieder entfernten, desto unmöglicher sah es aus.
Und auch kreisförmiger.
»Das ist kein Methan«, sagte Baird.
»Oh, soll ich mal zurückfliegen und diese Scheiß-Hypothese überprüfen, Professor? Wenn wir abstürzen, liegst du falsch. Können wir gern machen.«
Baird hatte endlich jemanden gefunden, der sogar noch mürrischer und bissiger war als er. Er hielt die Klappe.
Marcus beugte sich zu Dom. »Methan verringert die Dichte von Wasser und Luft«, erklärte er leise, um vor den anderen nicht als Klugscheißer aufzufallen. Natürlich kannte Marcus sich aus: Er war in der Schule immer der Beste in den naturwissenschaftlichen Fächern gewesen. »Schiffe schwimmen nicht mehr, Flugzeuge fliegen nicht mehr – Platsch. Manchmal steigt es nach Seebeben vom Meeresboden auf.«
»Dicht dran.« Baird lehnte sich, so weit es ging, aus seinem Sitz, um das Phänomen zu beobachten. »Aber ich bleibe dabei, dass es kein Methan ist. Das da unten ist eine ziemlich gleichmäßige Ellipse. Mutter Natur baut keine geometrischen Formen. Schau.«
Der Raven befand sich jetzt ungefähr in fünfundvierzig Grad Höhe zu dem Becken, hoch und weit genug entfernt, um einen guten Überblick zu haben. Baird hatte recht: Es sah gleichmäßig, ja fast schon von Menschenhand gemacht aus.
»Kreisrunde Krater«, begann Barber. »Sechseckige Basaltsäulen. Eigentlich hat Mutter Natur jede Menge Geometrie drauf, Corporal.«
Baird zuckte bloß mit den Schultern. »Du glaubst also, die Leichtmasse hat die Gesteinsschichten hier so weit erschüttert, um das anzurichten?«
»Schon mal ’ne ordentliche Bodenabsenkung in einem Bergbaugebiet gesehen?« Barber klatschte mit der flachen Hand kräftig wie die andere. »Gerade Kanten. Senkrecht runter wie …«
»Ein Sack Ziegelsteine«, unterbrach ihn Gettner. »Sag ich doch. Genug Bilder gesammelt, Mister Beobachter?«
»Nein, aber du wirst wahrscheinlich nicht noch mal drüberfliegen, oder?«
»Gut geraten. Diese Vögel sind nicht zu ersetzen.«
Marcus drückte auf seinen Ohrstöpsel und wartete darauf, dass die Zentrale reagierte. »Anya, hier ist Delta. Ich hab hier krassen Scheiß für Hoffman.«
»Ich werde liebend gern krassen Scheiß an ihn weiterleiten, Marcus.«
Marcus finsterer Blick änderte sich kein Stück. Es hatte Zeiten gegeben, in denen er sich etwas aufgehellt hätte. »Tollen ist jetzt ein See.«
»Du meinst, schwerwiegend überschwemmt?«
»Ich meine See. Ich meine Wassermassen und sonst nichts. Ich meine, die Stadt ist nicht mehr da.«
Anya holte kurz Luft. »Okay, das fällt definitiv in die Kategorie krasser Scheiß.«
Wenigstens schien es sie aufzuheitern, wieder mit Marcus zu tun zu haben. Das wirkte allerdings nicht ansteckend. Barber, Baird und Marcus reckten alle die Hälse, um mit grimmiger Miene über den See zu blicken, der sich in die Ferne erstreckte.
»Es könnte eine ganz natürliche Erklärung dafür geben«, meinte Dom. »Der Planet macht immer noch alles Mögliche, oder? Seismische Aktivität, Wetterumschwünge, Gletscherschmelze, so Kram eben.«
»Ja«, bestätige Baird. »Tut er. Trotzdem sind sie zurück. Die Maden sind zurück. Glaub mir. Sie sind zurück und ich habe nicht den leisesten Schimmer, wie sie das geschafft haben.«
Das war ein großer intuitiver Sprung, wie Marcus es nannte, vielleicht nicht mehr als die wilde Einbildungskraft eines cleveren Kerls, der genauso gut völlig falsch liegen konnte. Aber Baird blickte auf eine erschreckende Erfolgsgeschichte des Rechthabens zurück.
»Es ist eine langwierige Methode, die Menschen zu vertreiben«, meinte Barber. »Es sei denn, die Leichtmasse hat’s ihnen wirklich besorgt und ihre Waffenproduktion wurde so schwer getroffen, dass sie es nur noch hinkriegen, Wasser umzuleiten.«
»Das ist keine überschwemmte Stadt.« Baird fing an, etwas auf einen ausgefransten Block zu kritzeln. Es sah aus, wie ein Querschnittsdiagramm. »Das ist eine Stadt, die versunken ist. Seht euch an, wie hoch das Land drum herum liegt.«
»Du bist ja verrückt«, meinte Barber.
»Die Maden sind nicht wie wir. Sie denken nicht wie wir. Wir wissen nicht einmal, was sie eigentlich wollen, oder?« Baird hatte einen rasiermesserscharfen Verstand, insbesondere wenn es um Maden ging. Für ihn stellten sie nur eine weitere Maschine dar, die er auseinander nehmen und verstehen musste. »Es gibt immer mehr Beweggründe für einen Krieg, außer die anderen einfach umlegen zu wollen. Wir müssen nur herausfinden, welche das sind.«
»Und du kannst das, aber die Wissenschaftler nicht?«, stöhnte Barber.
»Blöde Arschlöcher«, murmelte Baird. »Die haben vierzehn Jahre lang keine Antworten gefunden, oder? Entschuldige, dass ich lieber meinem eigenen Hirn traue als ihren.«
Bis auf das stete ohrenbetäubende Dröhnen von Rotor und Motor herrschte Stille in der Kabine. Von innen hörte sich ein Raven völlig anders an. Dom sah zu, wie das Glitzern des neuen Sees zu einem Punkt in der Ferne wurde und dann verschwand. Dann flogen sie wieder über Bäume und verfallene Gebäude.
»Können Maden schwimmen?«, fragte Dom.
»Können sie ertrinken?«, entgegnete Marcus.
Dom konnte nur beten, dass es so war.
Marcus verschränkte die Arme vor der Brust, schloss die Augen und sah aus, als ob er döste. Dom wusste verdammt gut, dass er es nicht tat und lediglich über etwas brütete, über das er nie reden würde.
Doms Gedanken wanderten wieder zu Maria und er sagte sich, dass sie nicht in dieser versunkenen Stadt gewesen sein konnte, weil sie noch am Leben war. Und er würde sie finden.
Lebend. Er war sich sicher.