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Das Gute, das Bessere und das Beste,

Werterfüllung kontra Wettbewerb

Sitzung 868, Mittwoch, den 25. Juli 1979

(Wieder einmal fühlte Jane sich unbehaglich wegen der überaus feuchten Abendluft.

Als wir uns für die Sitzung bereitmachten, meinte ich, daß ich eigentlich ganz froh wäre, wenn Seth einen besonders lebhaften Traum, den ich letzte Nacht gehabt hatte, erläutern würde. Ich hatte ihn mir, wie alle Träume, an die ich mich erinnern kann, beim Erwachen in allen Einzelheiten notiert, und Jane hatte ihn beim Frühstück gelesen. Doch war ich nicht sicher, ob sie mich jetzt hörte. »Ich glaube, Seth wird diesem Buch einen vierten Teil anfügen«, sagte sie, »und er wird ihn ›

Von praktizierenden Idealisten‹ nennen. Ich möchte den Titel aber in ›Die Praxis des Idealismus‹ abändern. Sein Titel klingt, als hätte es den schon irgendwo gegeben. Gibt es nicht ein solches Buch? Könnte von einem Politiker geschrieben worden sein, aber ich bin mir nicht sicher...«

Ich konnte nur erwidern, daß ich von einem Buch mit dem Titel »

Von praktizierenden Idealisten« nichts wußte. Dann, um 21.15 Uhr:) Guten Abend.

(»Guten Abend, Seth.«)

Diktat. (Vergnügt:) Vierter Teil: »Von praktizierenden Idealisten«.

(Pause.) Neues Kapitel, das zehnte: »Das Gute, das Bessere und das Beste, Werterfüllung kontra Wettbewerb«.

Geduldet euch einen Moment... Die meisten Leserinnen und Leser dieses Buches können sich in irgendeiner Weise als Idealisten betrachten oder von anderen als solche betrachtet werden. Demgegenüber habe ich in diesem Buch auf so manche soziale und politische Wirklichkeiten hingewiesen, die alles andere als ideal sind. Ich habe versucht, euch die Auswirkungen einer Reihe von Glaubensüberzeugungen zu verdeutlichen, die eure persönliche Integrität als Individuen untergraben und ihren verhängnisvollen Beitrag zu den konkreten Mißständen leisten, von denen die Gegenwartswelt gekennzeichnet ist. (Pause.) Nur sehr wenige Menschen - um es noch einmal zu sagen - handeln wirklich aus böser Absicht. All die aufgezeigten Mißstände sind nicht das Resultat gezielter Bemühung, »Ideale« zu sabotieren; vielmehr haben sie ihren Grund darin, daß viele Menschen jegliches Mittel zur Verwirklichung ihrer Ideale für gerechtfertigt halten.

Wenn die Naturwissenschaften euch und eure Gesellschaft zu verraten scheinen, dann deshalb, weil die von ihnen angewandten Methoden ihrer erklärten Absicht durchaus unwürdig sind - so unwürdig und so wenig in Übereinstimmung mit der eigentlichen Aufgabe jeglicher Wissenschaft, daß diese Methoden geradezu von einer niederträchtigen, antiwissenschaftlichen Einstellung zeugen, die ganz unbemerkt bleibt.

Das gilt natürlich im besonderen für die Medizin, wenn sich ihre Vertreter in ihrer achtenswerten Aufgabe, Leben zu retten, zu abscheulichen Methoden und ganz und gar unwürdigen Experimenten verleiten lassen, in denen Leben zerstört wird, um möglicherweise eine größere Anzahl von Leben zu retten. (Pause.) Oberflächlich betrachtet erscheinen solche Methoden manchmal als zwar bedauerlich, doch notwendig; aber die damit verbundenen Implikationen lassen jeglichen Rechtfertigungsversuch hinfällig werden, denn durch derartige Methoden verlieren die Menschen ihren Sinn für die Heiligkeit des Lebens und maßen sich dann an, bar aller Achtung damit umzuspringen.

Ihr werdet oft angesichts eindeutig verwerflicher Handlungen Nachsicht walten lassen, wenn ihr meint, daß sie im Dienste einer guten Sache begangen wurden. Ihr neigt dazu, nach etwas von Grund auf Bösem Ausschau zu halten und in Kategorien der »Mächte des Guten und des Bösen« zu denken. Ich bin ziemlich sicher, daß viele meiner Leserinnen und Leser von der Macht des Bösen überzeugt sind. Das Böse jedoch existiert in diesem Sinne nicht, und deshalb können sich auch viele offensichtlich idealistisch eingestellte Menschen an verwerflichen Handlungen beteiligen, wobei sie sich einreden, daß der gute Zweck ihr Handeln rechtfertige.

(Nach langer Pause um 21.32 Uhr:) Deshalb fühlen sich Fanatiker in ihrem Handeln gerechtfertigt. Wenn ihr solchem Schwarzweißdenken frönt, dann geht ihr schäbig mit euren Idealen um. Jede Handlung, die sich mit einem eurer Ideale nicht vereinbaren läßt, höhlt es von innen her aus. Mehrfach schon habe ich von der Versuchung gesprochen, die euch blendet, wenn ihr einerseits Idealisten seid und euch andererseits für unwürdig oder ohnmächtig haltet; die Verwirklichung eurer Ideale erscheint euch dann in solcher Zukunftsferne, daß ihr den Einsatz geglichen Mittels für gerechtfertigt haltet. Und wenn das geschieht, gereichen die schönsten Ideale den Menschen zum Unglück. Wenn ihr praktizierende Idealisten sein wollt, dann muß jeder Schritt, den ihr auf eurem Weg zum Ziel setzt mit euren Idealen ethisch vereinbar sein.

Das System der freien Marktwirtschaft in eurem Lande entstand aus - ändere, Joseph, das Wort um in »ist verankert« - ist verankert in sonderbaren Grundlagen. Es gründet sich auf den demokratischen Glauben an das Recht jedes einzelnen Bürgers auf ein menschenwürdiges, lebenswertes Leben. Doch verknüpfte sich dies mit darwinistischen Ideen vom Überleben des Stärkeren, also mit dem Glauben, daß jeder einzelne seinen Vorteil auf Kosten anderer suchen müsse, und mit der völlig abwegigen Vorstellung, daß sämtliche Vertreter ein und derselben Gattung im Wettstreit miteinander leben und daß jede Gattung sich im Wettbewerb mit jeder anderen Gattung befinde.

Die »Gesetze« von Angebot und Nachfrage sind

Fehlinterpretationen, die dem wenig schmeichelhaften Glauben an die grundlegend habgierige Natur des Menschen zu »verdanken« sind. Mit dem Grund und Boden eures Landes seid ihr in früheren Zeiten umgegangen, als wäre eure Gattung als die »stärkste« berechtigt, auf Kosten aller anderen und auf Kosten von Grund und Boden euer Überleben sicherzustellen. Das Ideal eures Landes im ganzen war und ist vortrefflich: jeder Mensch soll das Recht haben, in Würde ein lebenswertes Leben zu führen. Die Mittel jedoch, mit denen man dieses schöne Ideal verfolgte, haben dazu beigetragen, daß es brüchig wurde.

Die in die Praxis umgesetzten darwinschen Prinzipien griffen unseligerweise auf den wirtschaftlichen Bereich und auf die Anschauung vom Menschen als »politischem Lebewesen« über.

(Pause, dann sehr eindringlich:) Die Religion wie auch die Wissenschaft sprachen anderen Gattungen jegliches Bewußtsein ab.

Wenn der Mensch - in seinen großzügigeren Momenten - von der »

Heiligkeit des Lebens« sprach, dann dachte er nur an das menschliche Leben. Ihr lebt nicht im Wettstreit mit anderen Gattungen, auch lebt ihr nicht in irgendeinem natürlichen Wettstreit mit euresgleichen. Und die Welt der Natur ist in keiner Weise das Ergebnis des Wettstreits aller Gattungen. Wäre das der Fall, dann gäbe es überhaupt die Welt, die ihr kennt, nicht!

Als Individuen existiert ihr körperlich aufgrund des unvergleichlichen biologischen Zusammenwirkens sämtlicher Gattungen und, auf tieferen Ebenen, aufgrund der Zusammenschlüsse zu Zellverbänden, an denen die Körperzellen sämtlicher Gattungen beteiligt sind. Werterfüllung ist eine ebensowohl psychische wie auch physische Bestrebung, die in jeder Bewußtseinseinheit wirkt und diese zu ihrer eigenen größtmöglichen Erfüllung in solcher Weise motiviert, daß ihre individuelle Erfüllung auch zur optimalen Entwicklung jeder anderen Bewußtseinseinheit beiträgt.* Diese Bestrebung wirkt sich unterhalb wie innerhalb des materiellen Bezugsrahmens aus. Sie ist auch darüber hinaus wirksam. Mir geht es hier aber um das kooperative Zusammenwirken der Natur, in dem das Prinzip der Werterfüllung allen Bewußtseinseinheiten in eurer körperlich-materiellen Welt innewohnt.

(21.54 Uhr.) Infolge eures Glaubens an den Wettbewerb wurde er nicht nur zur Wirklichkeit, sondern geradezu zu einem Ideal. Man bringt den Kindern bei, miteinander zu wetteifern. Das Kind »wetteifert« von Natur aus mit sich selbst (vergnügt) in dem Bestreben, bereits erbrachte Leistungen durch noch bessere zu übertreffen. Doch ist der Wettbewerb als Ideal in allen Tätigkeitsbereichen gefördert worden. Es ist gerade so, als müßtet ihr immer erst auf andere blicken, um zu wissen, wie gut ihr eure Sache macht - und wenn man euch beigebracht hat, euch nicht auf eure eigenen Fähigkeiten zu verlassen, dann seid ihr freilich in unverhältnismäßiger Weise auf die Meinungen anderer angewiesen.

Natürlich spreche ich nicht von spielerischem Wetteifer, sondern von diesem verbissenen, rigorosen verzweifelten, manchmal fast tödlich ehrgeizigen Wettbewerbsgeist, in dem sich der Wert eines Individuums danach bemißt, wie viele andere Individuen es beiseitezuschieben vermochte. (Pause.)

Das ist die übliche Praxis in der Wirtschaft, Politik, Medizin und anderen Wissenschaften und selbst den Religionen. Deshalb möchte ich nachdrücklich die Tatsache hervorheben, daß das Leben in Wahrheit ein kooperatives Unternehmen ist. So müssen denn auch alle

* Vergleichen Sie auch die Erörterung der »Werterfüllung« in der Sitzung 863

(nach 21.21 Uhr).

Schritte, die ihr zur Verwirklichung eurer Ideale unternehmt, auch in sich selbst lebensfördernd sein.

Ende des Diktats.

(22.01 Uhr. Seth erörterte noch meinen Traum von gestern nacht.

Ich hätte mir, erklärte er, ein Traumselbst geschaffen, mit dem ich einen ständigen Dialog führen und dabei kreative Ungeduld mit mir selbst zum Ausdruck bringen könne. Mich treibt tatsächlich ein Verlangen nach neuen bildnerischen und schriftstellerischen Projekten, noch während ich das Manuskript für dieses Buch aufschreibe und für die Veröffentlichung vorbereite.)

Ende der Sitzung und herzlichst einen guten Abend.

(Aber ich wollte Seth noch nicht gehen lassen. »Darf ich noch etwas fragen?«)

Bitte.

(»Warum reagiert Jane so empfindlich auf das Sommerwetter?«) Wie ich schon einmal sagte, betrachtet Ruburt den Sommer als eine Zeit der Ferien und Zerstreuungen. Es ist nicht die beste Arbeitszeit für ihn, und so befürchtet er, nachlässig zu werden. Er sehnt sich nach kühlerem Wetter.

Natürlich reagieren die Menschen in unterschiedlicher Weise auf die Jahreszeiten; von manchen Besonderheiten lassen sie sich anspornen oder bremsen und nutzen so die Jahreszeiten gewissermaßen als Resonanzböden ihrer Seelenstimmungen. Eine Jahreszeit ist mehr, als ihr denkt; sie steht in einer Wechselbeziehung zu allen Menschen. Ruburt genießt den Sommer in vollen Zügen, wobei er die kühleren Stunden als Kontrast zu nutzen weiß.

Ende der Sitzung.

(»Okay. Vielen Dank!«)

Noch einmal, herzlichst einen guten Abend.

(»Danke, dir auch. Gute Nacht.,)

(Ende um 22.14 Uhr.)

Sitzung 869, Montag, den 30. Juli 1979

(Vor genau zwei Monaten erwähnte ich in der 857sten Sitzung, daß Seth dabeiblieb, Material für dieses Buch nur an Mittwochabenden zu diktieren. Mit einer Ausnahme, darunter ein Teil der Sitzung 862, hat er sich an dieses Verfahren gehalten und die Montagabende anderen regulären oder persönlichen Informationen vorbehalten.

Doch obwohl Seth die 867ste Sitzung vom letzten Montag nicht als Buchdiktat bezeichnete, haben Jane und ich sie hier vorgelegt, weil sich ihr Material über Viren, Krankheit, Gesundheit und biologische Experimente der Thematik von »Individuum und Massenschicksal« ohne weiteres zuordnen läßt. Die Auszüge aus der heutigen Sitzung sind eine Weiterführung jener Darlegungen.

Hiermit folgen die Auszüge der nicht für das Buch bestimmten Sitzung von beute abend.)

(21.28 Uhr.) Eine kurze Anmerkung - denn dies wird eine kurze Sitzung - zu eurem Material über Krankheit: Alle biologischen Organismen wissen, daß das körperliche Leben auf einer ständigen Umwandlung von Bewußtsein und Form beruht. Natürlich sage ich damit, wie ihr das versteht, unter anderem, daß das Leben im Körper durch das Sterben bedingt ist - der Tod erst ermöglicht das Leben. Dieses biologische Wissen wird vom Mikrokosmos eures Organismus zutiefst bejaht. Selbst eure (skandiere das Wort) Z-e-l-l-e-n wissen, daß ihr Sterben für den Fortbestand eurer körperlichen Form notwendig ist.

Diese Vorgänge muten seltsam oder befremdlich nur aus der Sicht eurer bewußten Glaubensüberzeugungen an. Auf die eine oder andere Weise verspüren die meisten Menschen eine Sehnsucht nach dem Tod, bevor sie sterben - eine Sehnsucht, zu der sie sich nur selten zu bekennen vermögen. Auch das Schmerzempfinden ist weitgehend ein Resultat eurer Glaubensüberzeugungen, so daß Schmerzen selbst Krankheiten, die jetzt mit großen Schmerzen verbunden sind, eigentlich nicht begleiten müßten.

Und anders, als ihr glaubt, sind auch »tödliche« Viren ebensowenig als »

Mörder« zu betrachten wie die Katze, die eine Maus frißt. Die Maus wird sterben, und eine Zelle wird durch das Virus den Tod finden; wie aber solches Geschehen aufgefaßt, welche Bedeutung ihm beigelegt wird, das hängt von euren Glaubensüberzeugungen ab. Im größeren Umkreis der biologischen und spirituellen Wirkungszusammenhänge sind die Viren in der von ihnen wahrzunehmenden Funktion Beschützer des Lebens.

Auf die eine oder andere Weise werden sie stets (in Sperrschrift) herbeigebeten - noch einmal: stets herbeigebeten - in Übereinstimmung mit dem größeren Rhythmus des Seins, in dem körperliches Leben auf immerwährender Umwandlung von Bewußtsein und Form beruht. Die ersten Kapitel dieses unseres neuesten Buches* werfen Licht auf Beweggründe nichtbiologischer Natur, die unter solchen Umständen zum Tragen kommen.

(21.40 Uhr.) Geduldet euch einen Moment... Der Tod ist somit eine Phase im Zyklus des Lebens. Ich nahm schon einige Male Bezug auf evolutionäre biologische Experimente** - »evolutionär« nach eurem Evolutionsbegriff. Ihr habt kürzlich über eine Krankheit gelesen, bei der die Haut sich nach anfänglich heftigem Jucken lederartig verändert - eine faszinierende Entwicklung, in deren Verlauf der menschliche Körper versucht, eine lederartige Haut zu bilden, die, würde das biologische Experiment lange genug fortgeführt, hinlänglich geschmeidig wäre, um die Schweißabsonderung und Bewegung zu gestatten, doch derb genug, um sich in einer Dschungelwelt vor den Stichen und Bissen von Insekten und Schlangen, die »noch gefährlicher« als die Krankheit sind, zu schützen.*** Biologische Experimente solcher Art erscheinen ihren Symptomen nach als Krankheiten, da sie mit Beeinträchtigungen einhergehen, die offensichtlich nicht dem Zustand körperlicher Gesundheit entsprechen. (In Sperrschrift:) Bis zu einem gewissen Grade stellt auch Krebs ein evolutionäres, also entwicklungsgeschichtliches Experiment dar.

* Vergleichen Sie die ersten drei Sitzungen (801 bis 803) in Kapitel 1.

** Vergleichen Sie die in der Sitzung 867 (nach 21.46 Uhr) enthaltenen Äußerungen.

*** Die von Seth erwähnte Krankheit Onchozerkose wird durch einen Fadenwurm verursacht, einen Parasiten, der durch den Stich der Kriebelmücke übertragen wird. In seinem beiläufigen Hinweis erwähnte Seth nicht, daß diese Wurmkrankheit außer der schaurigen Lederhaut auch Blindheit verursachen kann - daher ihr im Englischen üblicher Name »river blindness«, Flußblindheit.

Dieses Leiden tritt vor allem in Westafrika auf und befällt dort Millionen Menschen. Vor vier Jahrhunderten wurde es durch Sklaven in die westliche Welt verschleppt und tritt nun beispielsweise in bestimmten Gebieten Südmexikos auf.

Onchozerkose ist nicht tödlich, und der Prozentsatz der an der Krankheit Erblindeten variiert stark. Doch würden wir gern mehr Einzelheiten über die experimentell-evolutionären Aspekte dieser Krankheit erfahren, da wir nicht verstehen, wie ein derart beeinträchtigender Zustand zu etwas Besserem führen könnte. (Vielleicht stellt die Blindheit in diesem biologischen Experiment eine evolutionäre Sackgasse dar.) Wir werden Seth bitten, das noch ausführlicher zu erläutern.

Es sieht tatsächlich so aus, als habe er genügend Informationen über die evolutionären Aspekte von Krankheiten zur Hand, um ein Buch damit zu füllen.

Die ganze Idee solcher biologischen Experimente führt uns zu der Frage, wie und in welchem Maße derartige Ansätze bei all den gewöhnlichen« Krankheiten im Spiel sein mögen, die wir als nichts anderes zu betrachten gewohnt sind denn eben als »Krankheiten«.

Aber solche Vorgänge entgehen allesamt eurer Aufmerksamkeit, weil ihr die sogenannte Entwicklungsgeschichte als abgeschlossen betrachtet.

(Pause.)

Ich möchte euch gern eine erweiterte Sicht hinsichtlich dieser Vorgänge vermitteln. Im gesamten Plan der Natur - und zwar in allen Bereichen, sogar den sozialen und wirtschaftlichen - hat Krankheit stets eine eigene schöpferische Grundlage. Alle möglichen Geburtsfehler stellen als Abweichungen von der Norm stets wahrscheinliche Versionen der Gattung selbst dar - und sie werden im Gen-Pool des Erbguts aufbewahrt und stehen als ein unerschöpfliches Reservoir von Alternativformen zur Verfügung. (Pause.)

Es gibt alle möglichen Arten von Wechselbeziehungen.

Mongoloide Kinder zum Beispiel sind Rückerinnerungen an das rein emotionale Erbe des Menschen, das ganz unabhängig von seinen intellektuellen Errungenschaften besteht. Aus diesem Grunde sind sie in industrialisierten Zivilisationen besonders zahlreich zu finden...

(Pause, dann vergnügt:) In unserem nächsten Buch werden wir versuchen, die Menschen mit dem Bild ihrer wahren Natur als Gattung bekanntzumachen, mit ihrer von allen Glaubenssystemen unabhängigen Existenz. Ich hoffe, dann aufzeigen zu können, daß der Mensch seinen Ursprung in einer inneren Umwelt hat und daß in der »evolutionären Entwicklung« des Menschen Träume die vorwiegende Ursache seiner schöpferischsten Leistungen sind.

Ende der Sitzung, und herzlichst einen guten Abend.

(»Okay, Seth. Gute Nacht.«)

(21.56 Uhr. »Mann, wie er das alles aus mir herausgeholt hat, ist mir schleierhaft!« Jane lachte. Sie hatte sich schon vor der Sitzung sehr entspannt gefühlt. Ihr Vortrag war zügig gewesen. Ich habe einige Teile der Sitzung ausgelassen, die sich nicht auf Krankheit und evolutionäre Experimente beziehen. Jane berichtete, daß sie, als Seth das Material über Onchozerkose brachte, »tatsächlich fühlte, daß die Haut der Menschen sich in eine Art lederige Schutzhülle umzuwandeln begann. Ich weiß nicht, ob ich diese Empfindungen von Seth aufgefangen oder einfach in mir wachgerufen habe, um mit dem Material konform zu gehen.« Doch hatte sie keine Empfindungen im Hinblick auf ihre eigene Haut verspürt.

Seit den letzten fünf Wochen ist Jane gespannt auf Ideen, die Seths neues Buch betreffen, in dem es, wie sie sagt, um »die Therapie der Werterfüllung« geht. Seth hat diese Bezeichnung auch im Zusammenhang mit einem weiteren Werk gebraucht.* Nun scheint es, daß der definitive Titel für sein Buch feststeht - Jane hat ihn in letzter Zeit mehrmals von ihm erhalten: »Träume, ›Evolution‹ und Werterfüllung«.) Sitzung 870, Mittwoch, den 1. August 1979

(»Ich warte bloß«, sagte Jane um 21.19 Uhr, nachdem wir etwa eine Viertelstunde früher für die Sitzung Platz genommen hatten. »Nun komm schon, Seth, um Himmels willen!« sagte sie mit ungewollter Komik. »Es macht mich wirklich nervös, wenn ich eine Sitzung nicht einigermaßen pünktlich anfange - ich frage mich, was da für eine Sperre ist, weißt du...

« Dann: »Ich glaube, eben jetzt fühle ich, daß da irgendwelches Material ist, aber es ist noch nicht richtig eingespurt. Ich möchte einfach Diktat...

Ich glaube, ich bin parat...« Sie war in Trance, bevor sie ihre Brille auf das Teetischchen zwischen uns gelegt hatte. Ihre Augen waren sehr dunkel, als sie mich jetzt als Seth anstarrte. - 21.21 Uhr.) Nun: Diktat.

Die Blaupausen für »ideale« Entwicklungen existieren innerhalb des Pools an genetischem Wissen und eröffnen der Gattung zahllose Wege zur Erfüllung. Die Blaupausen sind psychisch existent als Ideale, und diese bringen sich selbst dank der Impulse und schöpferischen Anlagen der individuellen Exemplare der Gattung zum Ausdruck.

Eure Athleten zum Beispiel verweisen mit ihrer besonderen Leistung auf bestimmte ideale körperliche Bedingungen und Eigenschaften. Sie verfügen über große Wendigkeit, Ausdauer oder Kraft; diese individuellen Eigenschaften, diese idealen körperlichen Qualitäten (Pause) werden zur Schau und unter Beweis gestellt, um den Beifall der anderen zu gewinnen, und verweisen, in welchem Maße immer, auf Fähigkeiten, die der Gattung selbst innewohnen.

(Lauter, nachdem ich Seth gebeten hatte, einen Satz zu wiederholen:) Ich glaube, der Mensch legt heute eine Meile in viel kürzerer Zeit (um etwa zwölf Sekunden weniger) zurück, als das vor dreißig Jahren

* Vergleichen Sie die Fußnote zu Sitzung 862 (Seite 296) und die abschließenden Anmerkungen zu Sitzung 867

der Fall war. Hat sich die Geschwindigkeit körperlicher Fortbewegung plötzlich erhöht? Wohl kaum. Vielmehr haben sich die Glaubensannahmen über die Leistungsfähigkeit des menschlichen Körpers verändert, und demzufolge nahm die Laufgeschwindigkeit zu.

Tatsächlich kann der Körper schneller laufen, als selbst die gegenwärtige Bestleistung vermuten läßt. Ich möchte damit bloß die Auswirkung von Glaubensüberzeugungen auf körperliche Leistungen zeigen. Nicht alle Menschen wollen Rekordschnelläufer sein. Ihre Kreativität und ihre Ideale können auch in ganz anderen Bereichen zum Ausdruck kommen, doch immer trägt die individuelle Leistung zum Wissen der Gattung bei: Gut, besser, am besten. Ist es schlimm, kein guter Läufer zu sein? Sicher nicht, es sei denn, ihr habt das Laufen zu eurem speziellen Hobby oder gar Leistungssport gemacht; und in diesen Fällen könnt ihr eure Leistung durch Üben verbessern.

Nun gehen eure Ideale, welcher Art auch immer sie sind, ursprünglich aus eurer inneren Erfahrung hervor, und das gilt auch für die Gattung insgesamt. Eure Ideen von Gesellschaft und Zusammenarbeit entstehen aus einem ebenso biologischen wie auch spirituellen Wissen, das euch bei der Geburt mitgegeben wurde. Der Mensch erkannte durch die Beobachtung kooperativen Verhaltens in der Tierwelt die Notwendigkeit des Zusammenschlusses von Individuen zu Gruppen. Eure Zivilisationen sind eure brillanten, kreativen, äußeren Nachbildungen einer sozialen Innenwelt der Zellverbände und der kooperativen Naturvorgänge, die euch das Leben im Körper ermöglichen. Damit soll nicht gesagt sein, daß der Intellekt weniger zählt; dank eurer intellektuellen Fähigkeiten bringt ihr äußere Zivilisationen hervor, die ihrerseits Widerspiegelungen psychischer, spiritueller und biologischer innerer Zivilisationen sind. Immer lernt ihr von der Natur, und immer seid ihr ein Teil derselben.

Euer Forscherdrang, euer Wunsch, außerordentliche Leistung auf jeglichem Gebiet besser zu verstehen, eure Ideale - sie sind spirituell und biologisch schon in euch angelegt. Wenn so manche gesellschaftlichen Umstände, die ich in diesem Buch angeschnitten habe, alles andere als ideal sind, dann könnt ihr als Individuen eine Veränderung dieser Umstände in Gang setzen. Ihr könnt es, indem sich zunächst ein jeder von euch als der Mensch, der er ist, akzeptiert und indem ihr mit Vorstellungen von Unwert und Ohnmacht aufräumt, ganz gleich woher sie stammen, indem ihr beginnt, euren eigenen Handlungsimpulsen Aufmerksamkeit zu schenken und eurer eigenen Führung zu vertrauen.

Ihr könnt damit beginnen, wo immer ihr euch jetzt gerade befindet.

Punkt.

(21.42 Uhr.) Ihr haltet euch nicht mit den unerfreulichen Verhältnissen in eurer Umgebung auf, sondern ihr unternehmt Schritte in eurem eigenen Leben, um eure Ideale in der euch bestmöglichen Weise zum Ausdruck zu bringen. Dafür gibt es ungezählte Möglichkeiten.

Ganz generell möchte ich sagen, daß ihr zum Arzt gehen solltet, wenn ihr euch wegen eures Gesundheitszustands ernstliche Sorgen macht, denn andernfalls würden euch eure eigenen Glaubensvorstellungen zuviel Angst machen. Aber macht einmal den Anfang mit Beschwerden, die im Grunde harmlos wiewohl lästig sind, und versucht, selber damit ins reine zu kommen. Versucht herauszufinden, was euch plagt und warum. Wenn ihr Kopfweh habt oder eine einfache Magenverstimmung oder chronische, doch nicht ernsthafte Beschwerden wie Stirnhöhlenkatarrh oder Heuschnupfen - denkt daran, daß euer Körper wirklich imstande ist, sich selber zu heilen.

Macht die in meinem Buch »Die Natur der persönlichen Realität«

angegebenen Übungen, um die geistigen oder seelischen Ursachen eures schlechten Befindens aufzudecken. Statt bei Kopfweh ein Aspirin zu schlucken, setzt euch hin, atmet ruhig und vergegenwärtigt euch, daß ihr ein Teil, und zwar ein wesentlicher, des Universums seid. Überlaßt euch dem Empfinden eurer Zugehörigkeit zur Natur. Durch eine solche Übung kann ein Kopfweh oft in kürzester Zeit abklingen. Und jede solche Erfahrung hilft euch, mehr und mehr Vertrauen in eure eigenen Körpervorgänge zu gewinnen.

Überprüft eure tägliche Lektüre und die Fernsehsendungen, die ihr euch anschaut, und nehmt euch vor, Verweise auf die Anfälligkeit des Körpers nicht zu beachten. Nehmt euch vor, Veröffentlichungen, die sich im Tonfall der Autorität über die niederträchtigen oder gar »mörderischen

« Instinkte der Menschheit ergehen, nicht zu beachten. Unterzieht euch der Mühe, euren Intellekt von diesen hinderlichen Glaubensvorstellungen zu befreien. Versucht es einmal mit euren eigenen Fähigkeiten. Wenn ihr lernt, eurer grundlegenden Integrität als Mensch zu vertrauen, dann wird es euch möglich, eure Fähigkeiten richtig einzuschätzen und sie weder über- noch unterzubewerten. (Pause.)

Ihr werdet dann beispielsweise nicht die Notwendigkeit verspüren, eure »Existenz zu rechtfertigen«, indem ihr eine spezielle Begabung übertreibt und euch verbissen einer besonderen Kunst oder Kunstfertigkeit als dem großen Ideal verschreibt, während ihr in Wirklichkeit bloß mäßig begabt seid und die angestrebte Außerordentlichkeit vermissen laßt, die euch erst den überwältigenden Beifall, nach dem ihr trachtet, sichern würde.

Andererseits gibt es viele hochbegabte Menschen, die ihre Begabungen ständig unter den Scheffel stellen und nicht den kleinsten Schritt wagen, um sie zum Ausdruck zu bringen. Habt ihr euch einmal zu eurer Daseinsberechtigung im Universum bekannt, dann habt ihr auch die Ideale, die eurer Natur entsprechen. Sie werden sich ohne große Mühe verwirklichen lassen und sowohl zu eurer eigenen Erfüllung wie auch zur Weiterentwicklung der Gesellschaft beitragen. (Pause.) In euren Impulsen habt ihr eure intimste Kommunikation mit dem inneren Selbst, denn sie sind die spontane Motivation zu aktivem Handeln, auftauchend aus dem eingeborenen Wissen um euch selbst, das euch im Traum gegeben ist. (Eindringlich:) Ihr wurdet geboren, weil ihr eurem Impuls zu sein gefolgt seid. Das Universum ist vorhanden, weil es den Impuls zu sein hatte. Es gab keinen kosmischen Rattenfänger, der irgendwo im Außerhalb verführerische Melodien auf einer Zauberflöte spielte, um das Universum ins Dasein zu rufen. Der Drang zum Dasein kam von innen, und dieser Drang wiederholt sich in jedem Impuls, der zum Handeln drängt - im Menschen wie im Molekül. Wenn ihr euren natürlichen Impulsen mißtraut, dann fehlt euch das Vertrauen in den Urgrund eures Lebens, in den Urgrund des Universums und somit in euren eigenen Seinsgrund.

(22.01 Uhr.) Einem Tier käme es nicht in den Sinn, dem Urgrund seines Lebens zu mißtrauen, und einem kleinen Kind auch nicht. Alles in der Natur existiert aufgrund von Vertrauen. Die Eichhörnchen sammeln Nüsse und vertrauen darauf, daß sie im Winter Vorräte haben werden; sie vertrauen darauf, daß die nächste Jahreszeit kommen und auf den Winter der Frühling folgen wird. Eure Impulse kommen aus dem Urgrund eures Seins, und dort herrscht Vertrauen. Sie nötigen euch zum Handeln im Vertrauen darauf, daß jetzt gehandelt werden muß. Doch müssen eure Glaubensüberzeugungen euren Impulsen freie Hand lassen; nur zu oft ersticken sie aber die wunderbare natürliche Spontaneität, die von den Impulsen ausgeht. (Pause.)

Wenn ich von Impulsen spreche, werden viele von euch unwillkürlich an Impulse denken, die euch widerspruchsvoll oder gefährlich oder sogar »teuflisch« vorkommen. So könnt ihr aber nur denken, wenn ihr von der grundlegenden Schlechtigkeit eurer Natur überzeugt seid. Es ist euch unbenommen, eure Impulse zu klären, eine Auswahl unter ihnen zu treffen und nur die eurer Auswahl zuzulassen.

Doch ihr müßt sie wahrnehmen und ihr Vorhandensein zur Kenntnis nehmen, denn sie werden euch die Erfahrung der wahren Natur eures Wesens erschließen lassen. Das mag in Anbetracht der von euch gehegten Glaubensüberzeugungen für manche von euch eine längere Erkundungsreise bedeuten; denn ihr müßt euch klarmachen, daß Impulse, die ihr jetzt wahrnehmt, aus dem seelischen Druck resultieren, der in eurer Vergangenheit durch all die nicht zur Kenntnis genommenen Impulse verursacht wurde. Doch kommt in euren Handlungsimpulsen der Grundimpuls eures Lebens zutage. Selbst wenn sie euch gelegentlich widerspruchsvoll vorkommen, so werdet ihr doch im großen ganzen sehen, daß sie aufbauend sind und eine deutliche Entwicklungslinie erkennen lassen - euren Weg zur Erfüllung.

(Nach langer Pause um 22.10 Uhr:) Die natürlichen Anlagen eines Menschen zeichnen sich deutlich in der frühen Kindheit ab, da das Kind mehr Freiheit hat, seinen Neigungen zu folgen. Manche Kinder lieben es, mit Wörtern zu arbeiten, andere beschäftigen sich lieber mit Bildern, wieder andere mit Gegenständen. Einige zeigen große Wendigkeit im Umgang mit Gleichaltrigen, während andere einem natürlichen Hang zum Alleinsein und zum Nachsinnen folgen. Wendet den Blick zurück auf euer impulsives Verhalten als Kind und auf jene Beschäftigungen, die euch am meisten zusagten.

Hat ein Kind gerne Bilder gemalt, so muß das nicht unbedingt heißen, daß es später Kunstmaler werden sollte. Ihr allein kennt den Inhalt und die Stärke eurer Impulse - sind sie jedoch stark und andauernd, dann folgt ihnen! Sollten einige von euch einfach als Hobby malen, dann wird auch dies ihr Leben bereichern und zu ihrem Weltverständnis beitragen. Drängen euch eure Impulse, eine Beziehung einzugehen, dann laßt euch nicht von der Befürchtung hindern, vielleicht nicht gut genug zu sein. Wesentlich ist, eure Ideale zu erkennen und aktiv zum Ausdruck zu bringen, so gut ihr vermögt; das steigert euer Selbstvertrauen und euer Selbstwertgefühl.

Solches Handeln stellt sicher, daß ihr den Akzent nicht auf die Diskrepanz legt, die ihr zwischen eurer Idealvorstellung und der Wirklichkeit in euch selbst oder in der Gesellschaft zu erblicken glaubt.

Viele Menschen wollen die Welt verbessern; doch erscheint ihnen dieses Ideal so erhaben, daß sie glauben, ihm niemals näherkommen zu können, wenn sie nicht etwas ganz Außerordentliches, eine Heldentat vollbringen oder eine politische oder religiöse Machtposition erringen oder einen Aufstand organisieren. Der anvisierte Idealzustand erscheint so fern und unerreichbar, daß unter Umständen schließlich jedes Mittel, egal wie verwerflich, gerechtfertigt zu sein scheint. Wenn ihr die Welt verbessern wollt, dann müßt ihr damit beginnen, euer eigenes Leben zu ändern.

Einen anderen Weg gibt es nicht.

Ihr beginnt, indem ihr euch selbst in eurem Wert als Teil des Universums anerkennt und jedem anderen Lebewesen ebenfalls diese Anerkennung gewährt. Ihr beginnt, indem ihr dem Leben in all seinen Formen und Gestalten mit Ehrfurcht begegnet. Ihr beginnt, indem ihr euer Denken euren Mitmenschen, eurem Land, eurer Familie und euren Arbeitskollegen gegenüber ändert. Und wenn das Ideal, »deinen Nächsten wie dich selbst zu lieben«, euch unerreichbar zu sein scheint, so werdet ihr es (lauter) wenigstens auf jeden Fall unterlassen, euren Nächsten zu töten - und euer Nächster ist jeder andere Mensch auf diesem Planeten!

Tatsächlich könnt ihr euren Nächsten nicht lieben, solange ihr euch selbst nicht liebt. Und wenn ihr glaubt, daß ihr euch selbst nicht lieben dürft, dann seid ihr in der Tat außerstande, irgendeinen anderen Menschen zu lieben.

Zunächst einmal werdet ihr eure Existenz im Zusammenhang der Natur anerkennen, und damit euch das möglich wird, müßt ihr die immensen Verflechtungen und kooperativen Prozesse erkennen, die jegliche Gattung mit jeder anderen verbinden. Wenn ihr eure Vorrechte als Individuum in eurem Land wirklich geltend macht, dann könnt ihr im täglichen Leben weitaus mehr Macht als bisher ausüben. Jedesmal, wenn ihr eure eigene Daseinsberechtigung bekräftigt, helft ihr auch anderen.

Eure psychische Verfassung ist Teil der psychischen Atmosphäre des Planeten.

Ende des Diktats.

(22.27 Uhr. Jetzt kam Seth mit einigen Passagen Material für Jane durch, das hier ausgelassen ist. Dann, um 22.31 Uhr:) Eine Anmerkung: Eure äußeren Zivilisationen spiegeln und reflektieren die großen zellularen Zivilisationen, so daß ihr versucht, deren Ordnung und Kreativität in der Außenwelt zur Darstellung zu bringen.

Viele - genaugenommen alle - technischen Fortschritte sind eigentlich Interpretationen der inneren Mechanismen der Natur im Zuge eurer Bemühungen, die inneren Wirklichkeiten der Natur in der Dingwelt zu reproduzieren. Schon früher habe ich viel von Zivilisationen gesprochen. Aber es ist nahezu unmöglich, Intimzivilisationen, die beispielsweise auf der Grundlage von Duftqualitäten, Temperaturvarianten, Farbalphabeten oder Druckabstufungen beruhen, in Worten zu beschreiben; sie sind zwar wohlorganisiert, doch verbaler Darstellung ganz unzugänglich. Ihr müßtet über zusätzliche Mittel verfügen, nonverbale, um einem Verständnis solcher Naturgeheimnisse näherzukommen.

Was immer ihr euch in eurem Leben wünscht, ist im Rahmen eurer psychischen Natur zu verwirklichen möglich, sofern ihr nur versteht, daß dem so ist.

Habt ihr Fragen?

(»Nein.« Eigentlich hatte ich doch Fragen - sogar eine ganze Menge, insbesondere in bezug auf Themen, über die ich in letzter Zeit geschrieben hatte; aber ich war müde, und so ließ ich das Fragen sein.

Nach ein paar Kommentaren zu Janes und meinen Glaubensüberzeugungen sagte Seth um 22.40 Uhr gute Nacht.

»Du hast deine Sache gut gemacht«, sagte ich zu Jane. Ihr Vortrag war meist zügig gewesen und offensichtlich tief empfunden. Mehr als einmal hatte ich sie wie heute abend ausgezeichnetes Material bringen sehen, obwohl sie vor der Sitzung irgendeinen Einwand vorgebracht hatte, sie abzuhalten.

»Ja. Heute abend habe ich es einfach gemacht, damit es gemacht wird«, sagte Jane. »Ich habe jetzt Sitzungen zu Zeiten, die ich früher überhaupt nicht in Betracht gezogen hätte. Ich hatte schon vor der Sitzung Themen aufgefangen, aber ich habe keine Ahnung, was er dann in der Sitzung gesagt hat - ich kann mich an nichts erinnern. Aber gut war’s doch, hm?«)

Sitzung 872, Mittwoch, den 8. August 1979

(Die 871ste Sitzung vom Montag abend war nicht für »Individuum und Massenschicksal« bestimmt.)

(Um 21.15 Uhr, flüsternd:) Guten Abend.

(»Guten Abend, Seth.«)

Diktat: Es mag einigen Leserinnen und Lesern so vorkommen, als habe die Thematik dieses Buches (Pause) nur sehr wenig mit einer Erörterung der spezifischen Entwicklung psychischer Fähigkeiten zu tun.

Ich weiß, daß Ruburt viele Zuschriften mit der Bitte um Darlegung geeigneter Methoden zur Entwicklung besonderer psychischer Fähigkeiten bekommt. Auf seine Weise jedoch ist dieses Buch tatsächlich darauf angelegt, die Entwicklung solcher Fähigkeiten zu fördern, denn was ihrer Entfaltung im Wege steht, ist nicht ein Mangel an Methoden.

Vielmehr stehen dem »psychischen Fortschritt« jene sehr negativen Glaubenshaltungen im Wege, auf die ich euch immer wieder hinweise.

Viele von euch halten unentwegt Ausschau nach einem scheinbar entrückten inneren Selbst, dem ihr euer Vertrauen entgegenbringen und das ihr um Hilfe und Unterstützung bitten könntet, und mittlerweile mißtraut ihr unentwegt dem wohlbekannten Selbst, mit dem ihr so engen Kontakt habt. Ihr zieht unter diesen Aspekten des Selbst ganz unnötige Trennlinien.

In manchen Zuschriften heißt es: »Mir ist klar, daß ich zu selbstbezogen bin.« Zahlreiche Schulen für spirituelle Entwicklung lehren euch, »dem Wirrsal eurer Impulse und Begierden zu entsagen«

und das Selbst beiseitezuschieben, dessen größere idealisierte Version ihr so inständig sucht. Zunächst einmal ist das Selbst, das ihr seid, ewigwechselnd und niemals statisch. So gesehen gibt es ein inneres Selbst, aber dieses innere Selbst, das der Ursprung eures gegenwärtigen Daseins ist, spricht durch eure Impulse. Sie sind es, welche die inneren spirituellen und biologischen Antriebe zu eurer (bitte in Sperrschrift) bestmöglichen, idealen Entwicklung liefern. Ihr müßt dem Selbst vertrauen, das ihr jetzt seid!

Wollt ihr im tiefsten Sinn euch selbst erkennen, dann müßt ihr mit euren eigenen Gefühlen, Empfindungen, Wünschen, Absichten und Impulsen den Anfang machen. Spirituelles Wissen und Weisheit der Seele ergeben sich ganz natürlich aus dem inneren Einssein mit sich selbst.

Noch einmal: Impulse sind von Natur aus gut, sowohl in spiritueller wie in biologischer Hinsicht. Sie entstammen ja dem Bezugssystem 2, dem inneren Selbst: sie haben ihre Grundlage in dem großen inneren Kommunikationsnetz, das alle Gattungen auf eurem Planeten miteinander verbindet. (Pause.) Es sind die Impulse, die euch den natürlichen Antrieb zum jeweils gebotenen Verhalten liefern. So mag euch beispielsweise eine Reihe von Impulsen zu körperlicher Tätigkeit anspornen, während andere, scheinbar gegensätzliche Impulse euch zu besinnlicher Stille führen, so daß insgesamt mehr oder weniger ein Gleichgewicht gewahrt bleibt.

Manche Menschen verspüren nur - oder fast nur - Impulse des Ärgers oder der Wut, weil sie ihre natürlichen Impulse, in denen sich Liebe äußern möchte, zu unterdrücken pflegen. Wenn ihr nun beginnt, euch selbst Vertrauen entgegenzubringen, wird euch zunächst einmal klar, daß ihr eurem Selbst und euren Impulsen bisher nicht vertraut habt: ihr hieltet Impulse für etwas Gefährliches, Destruktives, vielleicht sogar schlechthin Böses. Wenn ihr nun also beginnt, Selbstvertrauen zu lernen, dann nehmt ihr zunächst einmal eure Impulse zur Kenntnis. Ihr probiert sie gewissermaßen an und schaut, ob sie euch passen. Ihr räumt ihnen eine gewisse Freiheit ein und seht zu, wohin sie euch führen. Findet ihr Antriebe, die darauf hinauslaufen würden, andere geistig-seelisch oder gar körperlich zu verletzen, oder die euren gegenwärtigen Glaubensüberzeugungen strikt zuwiderlaufen, so folgt ihr ihnen nicht -

aber ihr nehmt sie zur Kenntnis. Ihr versucht auf jeden Fall, solche aggressiven Impulse tiefer auszuloten. Und immer werdet ihr auf unterdrückte Impulse gegenteiligen Inhalts stoßen; auf Impulse, die vom Wunsch geladen sind, geliebt und verstanden zu werden - ein Idealzustand, der euch einfach unerreichbar erscheint. Deshalb unterdrückt ihr diese tieferen Impulse und überlaßt euch denen an der Oberfläche. So lebt ihr dann euren Ärger, eure Wut aus...

Wenn ihr solchen irritierenden Anwandlungen auf den Grund geht, werdet ihr entdecken, daß unter der Decke eures durch komplizierte innere Prozesse gesteuerten Verhaltens immer auch Angst im Spiel war, die euch davon abhielt, in positiver Einstellung die sprichwörtlichen »

kleinen Schritte« auf den von euch gewünschten Idealzustand hin zu wagen. Eure natürlichen, mit den Eingebungen eures Selbst übereinstimmenden Impulse führen euch auf den völlig natürlichen Weg zu schöpferischer Erfüllung, zur Erweiterung eures Bewußtseins, zu psychischen Exkursionen und zu bewußtem kreativem Träumen.

(Durchweg eindringlich um 21.40 Uhr:) Keinerlei Methode wird euch helfen, wenn ihr vor der Natur eures wahren Seins Angst habt. Die meisten von euch verstehen, daß das All-Eine in ihnen ist, daß Gott in seiner Schöpfung, in der Materie gegenwärtig ist und daß »Er« nicht bloß als kosmischer Direktor irgendwo außerhalb der Realität amtiert. Ihr müßt nun verstehen, daß auch das spirituelle innere Selbst in gleicher Weise innerhalb eures Ich als gleichsam eures körperlichen Selbst existiert. Das innere Selbst ist weder weit entrückt noch irgendwie geschieden von euren tiefinnersten Wünschen und Anliegen, vielmehr teilt es sich in jeder noch so geringfügigen Lebensäußerung, in jedem Streben nach Verwirklichung eines noch so unscheinbaren Ideals mit.

Dieses Gefühl der Spaltung innerhalb des Selbst jedoch nötigt euch zu glauben, daß es einerseits ein entrücktes, spirituelles, weises, intuitives inneres Selbst gibt und andererseits ein verwirrtes, bedrücktes, spirituell unwissendes, minderwertiges, bloß körperlich ausgerichtetes Selbst, nämlich das Ich, mit dem ihr euch identifiziert. Zudem glauben viele von euch, daß das Ich, das »Körperselbst«, von Natur aus schlecht sei und daß seine Impulse, gäbe man ihnen nach, dem Allgemeinwohl schnurstracks zuwiderlaufen und den tieferen spirituellen Einsichten in die innere Wirklichkeit ins Gesicht schlagen würden. Das innere Selbst wird dann so sehr idealisiert und entrückt gesehen, daß allein durch die Kontrastwirkung das Körperselbst noch unwissender und nichtswürdiger erscheint.

Vor dem Hintergrund derartiger Glaubensüberzeugungen erscheinen die Entwicklung psychischer Fähigkeiten, die Entfaltung der Fähigkeit innerer Wahrnehmung, die Möglichkeit, spirituelles Wissen zu erlangen oder auch nur ein vernünftiges Leben zu führen, als unerreichbare Ideale. Es gilt daher, euer eigenes Wesen gebührend zu feiern und euren Eingebungen und Impulsen als den natürlichen Vermittlern zwischen unkörperlichem und körperlichem Selbst Achtung zu erweisen. Kinder erlernen den aufrechten Gang, indem sie ihren Impulsen vertrauen, und indem ihr euren Impulsen vertraut, könnt ihr lernen, zu euch selbst zurückzufinden. (Pause.) Ende des Diktats.

(21.49 Uhr.) Geduldet euch einen Moment...

Bewußtsein ist das Primäre, das vor aller körperlichen Form existiert. Bewußtsein ist das Primäre, das vor dem materiellen Universum existiert hat. (Lange Pause.) Bewußtsein ist das Primäre, das vor all seinen Manifestationen existiert hat.

Der Lebensimpuls zu sein, hat in jeder euch verständlichen Hinsicht weder Anfang noch Ende. Eure körperlich sichtbaren Gattungen sind Manifestationen innerer Gattungen des Seins, sind kreative, aus dem Bewußtsein entstandene Gruppierungen - materielle Sichtbarwerdungen, von Bewußtsein durchströmt. So also entstand die Welt und entstanden die Gattungen und Arten in einem Entstehungsprozeß ganz anderer Art, als gemeinhin vorgestellt wird, einem Prozeß, der wissenschaftlich nicht verifizierbar ist - schon gar nicht innerhalb der engen Grenzen, in denen die Wissenschaft sich eingeschanzt hat.

Die Urbilder der Erde und ihrer Geschöpfe waren, bevor sie körperlich-materiell vorhanden waren, ebenso wirklich wie jetzt, und sehr viel wirklicher als beispielsweise ein von dir, Joseph, geplantes Bild. Das Universum mit seinen Planeten und Lebewesen war - in eurer Terminologie - immer schon objektiv vorhanden. Alle Gattungen und Arten existierten, so wie sie sind, schon immer in ihren Urbildern.

(Pause.)

Ich finde diese Analogien wenig befriedigend, aber manchmal sind sie alles, was ich zur Verfügung habe, um Sachverhalte auszudrücken, die so sehr außerhalb normaler Wissensvermittlung liegen. Es ist, als ob die Erde mit der Vielfalt ihrer Gattungen und Arten vollständig existierte (sehr eindringlich) als ein multidimensionaler kosmischer Bildgrund, der als Ganzes nach und nach in Erscheinung trat. Die Vögel sind nicht aus Reptilien entstanden. Sie waren schon immer Vögel. Sie brachten auf der Suche nach einer bestimmten Form eine bestimmte Art von Bewußtsein zum Ausdruck. Körperlich trat die Art - traten alle Gattungen und Arten -

in ähnlicher Weise auf den Weltplan, wie wenn, so könnt ihr es euch vorstellen, die Elemente eines äußerst komplizierten Traumes plötzlich körperlich-materielle Formen annähmen. Die Bilder waren im Bewußtsein vorhanden, und in einem »Aufblitzen kosmischer Inspiration

« nahmen sie plötzlich sichtbar werdende Formen an.

Insofern ist die biblische Deutung der Weltentstehung durchaus zutreffend. Das Leben war gegeben; es war frei, sich seinen charakteristischen Bedingungen entsprechend zu entfalten. Der Planet war vorbereitet und wurde mit Leben beschenkt. Das Bewußtsein gestaltet die Formen, und so existiert das Leben innerhalb des Bewußtseins von Anfang an und in alle Ewigkeit. Es gab keinen Punkt, an dem Moleküle oder Atome plötzlich Leben annahmen, denn ihnen war immer schon Bewußtsein zu eigen, das die Voraussetzung allen Lebens ist. Um es mit euch verständlichen Worten zu sagen: Alles Leben, das ihr wahrnehmt, trat mehr oder minder (gestikulierend) gleichzeitig in Erscheinung, weil die Bewußtseinsmuster oder Urbilder einen Kulminationspunkt erreicht hatten. Ihre Vitalität war stark genug, um ihnen Differenzierung und Kooperation im Rahmen der Materie zu ermöglichen.

(Nach einer Pause um 22.07 Uhr:) Ich weiß, dem Anschein nach sind etliche Gattungen und Arten ausgestorben, aber ruft euch die Wahrscheinlichkeiten ins Gedächtnis zurück und versteht daß jene Gattungen und Arten sich einfach den Planmustern wahrscheinlicher Erden entsprechend »weiterentwickelten«. Bedenkt immer: Ihr habt es nicht mit einer einspurigen Entwicklung alles Materiellen zu tun, sondern mit einer unvorstellbaren Kreativität, in deren Urgrund sämtliche Versionen eurer Erdenwelt existieren, deren jede sich ihrer irdischen Natur vollkommen sicher ist. Es gibt da eine ganz unvorstellbare Mannigfaltigkeit. In bestimmten Trancezuständen oder mit der Hilfe gezielter Träume mag es euch bisweilen gelingen, einen flüchtigen Blick auf die komplexen inneren Zusammenhänge zu werfen, auf das Netzwerk der Verflechtungen, die eure offiziell beglaubigte eine Erde mit anderen wahrscheinlichen Erden verbinden. Ihr selbst wählt immer wieder eure Zeit und euren Brennpunkt in der Welt der Materie, aber eure innere geistig-seelische Wesenheit weiß um viele scheinbar mysteriöse Parallelentwicklungen, von denen die Gattung betroffen ist.

Sogar (du solltest das Hauptwort skandieren) die Z-e-l-l-e-n sind hinlänglich losgelöst von Zeit und Raum, daß sie eine ganz individuelle Gestaltung des Seins in der Gegenwart aufrechtzuerhalten vermögen und zugleich durchdrungen sind von jenem größeren »Wissen« um das, was ihr als die Vergangenheit der Erde betrachtet. In einem umfassenderen Sinne findet die Erschaffung der Erde und all ihrer Lebewesen in jedem Augenblick statt. Ihr fragt euch, was dem ersten Ei oder Samen Leben eingab, und meint, daß durch die Beantwortung dieser Frage die meisten anderen beantwortet wären; denn das Leben so sagt ihr, wurde von einem Punkt an einfach weitergegeben.

Aber woher erhält das Ei oder der Samen jetzt Leben, wie wird es in Gang gehalten, woher kommt diese Energie? Die Urknalltheorie (als Erklärung der Entstehung des Universums) vermittelt euch die Vorstellung einer ungeheuren Explosion von Energie, die irgendwie zu Leben wird, sich aber irgendwann aufbrauchen muß - und wenn dem so wäre, dann müßte das Leben immer schwächer werden; das aber ist nicht der Fall. Ein Kind ist heute ebenso frisch, vital und neu wie ein Kind vor fünftausend Jahren, und ebenso frisch und neu ist jeder Frühling.

Was gibt den Bausteinen der Stoffwelt jetzt Leben? Das ist die bessere Fragestellung. Alle Energie ist nicht nur mit Bewußtsein ausgestattet, sondern sie ist der Ursprung aller Bewußtseinsorganisationen und aller körperlich-materiellen Formen.

(Lange Pause.) Es gab einen Tag, an dem - in bezug auf ihre Verkörperung in der Materie - die träumende Welt, wie ihr sagen würdet, plötzlich zur vollen Wirklichkeit erwachte. Der Planet ist Besuchsort vieler Wünsche. Geistig-seelische Reisen finden statt, psychische Landschaften und Bauten entstehen, Traumzivilisationen - die dann verwirklicht werden.

Ende der Sitzung. Vieles blieb ungesagt.

(»Ja.«)

Euch beiden meine herzlichsten Grüße - und bitte, Ruburt, sei der Macht des Denkens immer gewärtig.

(»Okay. Gute Nacht.«)

(22.30 Uhr. »Ich weiß nicht, wo zum Teufel ich heute abend gewesen bin«, sagte Jane. »Ich hätte ebensogut ohne Körper sein können, so weit weg war ich. Ich habe bloß gespürt, daß er nach Analogien suchte, um die Aussagen aber die Evolution zu verdeutlichen. Was wirklich bei mir ankam, ist die Tatsache, daß uns noch die Begriffe fehlen für etwas, das unserer gewohnten Wirklichkeit so fremd erscheint ganz gleich, wie sehr wir uns darum bemühen, selbst du und ich. Aber das meine ich nicht irgendwie persönlich.

Ich deute das Gefühl, das mir kam, so, daß Bewußtseinsfragmente von der Erde träumten und sie besuchten, und dann wachte ein Teil darin auf und wurde zu ihr, während alles, was sie brauchte, schon vorhanden war...«

»Bist du dir darüber im klaren«, warf ich ein, welche Glaubenstransformationen stattfinden müßten, bevor dieses Material von der Elite dieser Welt auch nur in Betracht gezogen, geschweige denn akzeptiert würde? Für den Wissenschaftler, der an die Stammesgeschichte der Evolutionslehre glaubt, würde eine Welt zusammenbrechen.«

Meine Bemerkung erinnerte Jane an einen Gedanken, der sie heute nachmittag beschäftigt hatte, nämlich daß die Wissenschaft jede Information, gleich woher sie stammt, zumindest in Betracht ziehen sollte. Dann fing sie von Seth auf, daß man ihre Art Information jedenfalls als »Nichtinformation« betrachten und somit ignorieren wurde.

Aber das bekümmerte uns nicht, denn allem Anschein nach hatte Seth mit seinem heutigen Material über die Evolution sein nächstes Buch

»Träume, ›Evolution‹ und Werterfüllung« vorbereitet.) Sitzung 873, Mittwoch, den 15. August 1979

(Seit ihrer 872sten Buchsitzung vom Mittwoch hat Jane zwei weitere Sitzungen abgehalten. Doch beide sind persönlicher Natur und fanden Sonntag und Montag abend statt.

»Ich will dir etwas sagen«, meinte sie, als wir für die heutige Sitzung Platz nahmen, »ich habe nicht die geringste Idee im Kopf... ich warte bloß. Komm schon, Seth!«. Immerhin wußten wir, daß Seth »

Individuum und Massenschicksal« bald abschließen würde, da er in den letzten Sitzungen bereits eine Art Zusammenfassung gebracht hat.

Gestern ist Jane von einem Raum in den anderen umgezogen, wobei uns zwei Freunde halfen, die Möbel umzuräumen; und so ist jetzt das Wohnzimmer des Hügelhauses ihr Arbeitszimmer geworden, und ihr ehemaliges Arbeitszimmer an der rückwärtigen Nordseite des Hauses dient jetzt als Wohnzimmer oder, sagen wir einmal, als gemütliche Fernsehbude. Das neue Arrangement wirkt sehr behaglich. Jane war in letzter Zeit etwas rastlos und brauchte eine Veränderung. Unsere Freunde spürten das, und es gelang ihnen, den Raumwechsel zu einer Art Miniferien für sie zu gestalten.

Vor über zwei Jahren beschrieb ich in den einführenden Anmerkungen zu Sitzung 801 und zu Sitzung 805 unseren Entschluß, dem Haus einen Arbeitsraum anzufügen. Nun hatten alle vier Beteiligten großen Spaß bei dem Umzug - denn die Freunde, die Jane und mir gestern halfen, die Möbel umzuräumen, sind die Inhaber, Vater und Sohn, des Bauunternehmens, das damals den Anbau bewerkstelligte.) (Um 21.31 Uhr, flüsternd:) Guten Abend.

Diktat, in eurer gemütlichen neuen Bude.

Man könnte sagen, daß ihr, sofern ihr wahre Idealisten bleiben wollt, (bitte sperren) praktizierende Idealisten sein müßt. Ihr müßt kleine, praktische Schritte unternehmen, auch wenn ihr viel lieber mit Riesenschritten vorwärts stürmen würdet - auf jeden Fall aber müßt ihr euch handelnd in Richtung eurer Ideale voranbewegen. Andernfalls werdet ihr euch enttäuscht oder ohnmächtig fühlen oder aber zu der Überzeugung gelangen, daß der erstrebte Idealzustand sich nur durch drastische und höchst unideale Methoden erreichen lasse. (Pause.) Alles Leben trachtet immer und überall nach der Verwirklichung des Idealen, sei es nun biologischer oder sei es geistig-seelischer Art.

Dieses Streben gibt dem Leben seine natürliche Würze, macht es anregend und auch dramatisch. Wenn ihr eure Begabungen, ganz gleich welcher Art, entwickelt und wenn ihr euer Selbstsein erforscht und erweitert, dann erfüllt sich euer Dasein mit Sinn, mit Schaffensdrang und Lebensfreude - und ihr leistet einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Gesellschaft und der Gattung.

Es hilft euch nicht, zu sinnieren und euren Wunschvorstellungen nachzuhängen oder euch in Gedanken auszumalen, wie schön es wäre, das Ziel erreicht zu haben, wenn ihr davor zurückscheut, den aus euren Überlegungen und Vorstellungen entspringenden Impulsen entsprechend zu handeln. Wenn ihr nicht tatkräftig Schritte in Richtung auf den von euch als ideal vorgestellten Zustand hin unternehmt, dann fehlt eurem Leben der innere Ansporn. Ihr werdet deprimiert. Ihr lauft Gefahr, kontraproduktive Idealisten zu werden - Leute, die beispielsweise bei der Betrachtung von Naturkatastrophen eine heimliche Genugtuung finden.

(Pause.) Eure ganze Aufmerksamkeit wird sich dann auf derartige zerstörerische Vorgänge richten. Oder ihr beschäftigt euch vornehmlich mit dem Weltuntergang. Auf jeden Fall aber werdet ihr von einem Gefühl persönlicher Frustration angetrieben, vielleicht sogar unterschwellig schwelender Rachsucht, wenn ihr euch mit Vorliebe die Zerstörung einer Welt ausmalt, die euren Idealvorstellungen so wenig entspricht.

Die in diesem Buch erörterten beklagenswerten Erfahrungen können euch erspart bleiben, wenn ihr nur versteht, daß alles Umweltgeschehen nicht zufällig ist. Alles Geschehen nimmt seinen Ursprung im Bewußtsein, und auf den tiefsten Ebenen der Kommunikation ist keine Nachricht geheim, ob ihr sie nun aufgrund eurer technologisch perfekten Apparaturen empfangt oder nicht.

Aufgrund eurer Glaubensüberzeugungen und Wünsche der ganzer Massen, zu denen jedes Individuum beiträgt - kommen all die Vorkommnisse zustande, deren Zeugen ihr im Alltag oder am Fernsehschirm seid. Wenn ihr eure Welt verändern wollt, dann müßt ihr zuerst eure Glaubensannahmen und eure Erwartungshaltung ändern.

Würden alle, die dieses Buch lesen, ihre Einstellung ändern, dann wäre schon morgen, ohne daß ein einziges Gesetz geändert würde, schon vieles in der Welt zum Besseren verändert. Die neuen Gesetze würden dann folgen.

(Nach langer Pause um 21.48 Uhr:) Eine neue Gesetzgebung folgt immer einem Wechsel der Glaubensüberzeugungen, und nicht umgekehrt.

Geduldet euch einen Moment... Es gibt keine Zivilisation, keine Systeme der Wissenschaft, keine Kunst, keine Philosophie, die nicht Ursprung im Geistigen hätten. Wenn ihr euch äußerlich zu Ideen bekennt, mit denen ihr innerlich nicht übereinstimmt, dann verratet ihr eure Ideale und schadet sowohl euch selbst als auch der Gesellschaft insofern, als ihr sowohl euch als auch die Gesellschaft um den Gewinn betrügt, der sich aus eurem eigenen Verständnis ergeben würde. Jeder Mensch ist ein Idealist. Ich will euch nur helfen, euren Idealismus abzuklären und Schritt für Schritt im Alltagsleben zu praktizieren.

Jeder lebende Mensch ist Mitgestalter am lebendigen Abenteuer der Zivilisationen, der Kulturen, deren Augenzeugen in eurer Zeit ihr seid.

Wenn ihr euer Bestes in eurem eigenen Leben tut, dann tragt ihr wahrhaftig dazu bei, die Qualitäten allen Lebens zu verbessern.

In dem Maße, wie ihr lernt, eurem Selbst zu vertrauen und euren Eingebungen und Impulsen mehr Spielraum zu geben, werdet ihr entdecken, wie eng sie mit euren Idealvorstellungen vom Leben verknüpft sind. Es wird euch aufgehen, daß diese spontanen Antriebe eures Wesens, eurer Natur ebenso grundlegend, gut und lebensfördernd sind wie die stofflich-physikalischen Elemente der Erde, die den Nährboden für alles biologische Leben bilden. Darüber hinaus jedoch entstammen diese Antriebe dem Urgrund, aus dem alles Leben hervorgeht.

(21.59 Uhr.) Geduldet euch einen Moment... Ich hoffe, ihr werdet nach all dem Gesagten eure Impulse nicht länger als Störquellen und Unruhestifter betrachten. Eure Impulse sind Teil der unerhörten Dynamik des Daseins. (Pause.) Euer Selbst, dem eure Impulse als Anteil der Persönlichkeit entstammen, ist sich aller in dieser Welt ablaufenden Vorgänge gewahr. Ihr seid miteinbezogen in ein kooperatives Unternehmen, in dem euren Eingebungen und Impulsen, auch den geringsten, wesentliche Bedeutung zukommt, da sie mit allen anderen Vorgängen innig verflochten sind. Es steht in eurer Macht, euer Leben und die Welt zum Besseren zu verändern, doch müßt ihr zunächst eure Ideale wie auch die zu deren Verwirklichung angemessenen Methoden neu bestimmen. Wissenschaft und Religion haben, eine jede für sich, zur Entwicklung des Menschen beigetragen. Doch müssen auch sie ihre Ideale und ihre Methoden neu bestimmen. (Pause.) Eigentlich steht und fällt alles mit dem Menschen. So gibt es wissenschaftlich und so gibt es religiös eingestellte Menschen. Die Kategorien von Religion und Wissenschaft wären an und für sich bedeutungslos ohne die Individuen, die ihnen Bedeutung beimessen. In dem Maße, wie diese Menschen ihre Sicht der Wirklichkeit erweitern, müssen auch Wissenschaft und Religion umfassender werden. Ihr solltet beherzt euren Idealen entgegenstreben und dabei vor allem darauf achten, daß jeder Schritt auf eurem Weg in Übereinstimmung mit euren Idealen vollzogen wird.

Als praktizierende Idealisten wißt ihr, daß ihr nicht im Namen des Friedens töten könnt; tut ihr das, so bringen eure Methoden unweigerlich eure Ideale zu Fall. Die Heiligkeit und die Unantastbarkeit des Lebens und des Geistes sind ein und dasselbe. Ihr könnt nicht den Körper verdammen, ohne im Grunde auch die Seele zu verdammen. Ihr könnt nicht die Seele verdammen, ohne im Grunde auch den Körper zu verdammen.

Ich wünschte aufrichtig, ihr alle wäret praktizierende Idealisten, und wenn ihr es seid, dann werdet ihr ganz von selbst den Überzeugungen der anderen Menschen mit Toleranz begegnen. Ihr werdet, hoffe ich, die Freundlichkeit nicht vergessen. Ihr werdet den Menschen ein gesundes Mitgefühl entgegenbringen und die Welt nicht ohne Humor betrachten, und ihr werdet immer nach dem grundlegenden guten Willen des Menschen Ausschau halten. Ihr werdet ihn finden. Er war schon immer da. Ihr werdet auch euren eigenen grundlegenden guten Willen entdecken und sehen, daß er hinter all euren Handlungen gestanden hat - (mit freundlicher Ironie) selbst hinter denen, die der Verfolgung eurer persönlichen Ideale am wenigsten dienlich waren.

Der Zweck rechtfertigt nicht die Mittel. Wenn ihr diese Lektion des Lebens beherzigt, dann wird euer guter Wille euch erlauben, in eurem persönlichen Lebens- und Erfahrungsbereich und in euren Beziehungen mit anderen Menschen effektiv und kreativ zu handeln. Eure gewandelten Glaubensüberzeugungen werden die geistig-seelische Atmosphäre eurer Umgebung, eures Volkes, ja der Welt verändern.

(Nach langer Pause um 22.13 Uhr:) Geduldet euch einen Moment... Ihr müßt dem Selbst begegnen, das ihr jetzt seid. Eure Impulse anerkennen. Ihren Sinn erforschen. Euch auf euch selbst verlassen. Ihr werdet weit mehr an Tatkraft, Leistungsvermögen und Vortrefflichkeit in euch finden, als ihr vermutet.

Ende der Sitzung. Ende des Kapitels. Hol, Joseph, unserem Freund ein paar Zigaretten.

(Nachdem ich das besorgt hatte, um 22.16 Uhr:) Ruh deine Hand aus.

(Nach neuerlicher Pause um 22.17 Uhr, mit geschlossenen Augen:) Um es noch einmal zusammenzufassen: Ihr seid Individuen, doch ein jedes von euch gestaltet einen Teil der Weltwirklichkeit. Bewußt nehmt ihr gewöhnlich nur eure eigenen Gedanken wahr, doch diese Gedanken verschmelzen mit den Gedanken aller anderen Menschen auf der Welt.

Ihr wißt, was Fernsehen ist. In euch jedoch tragt ihr ein Bild der Weltnachrichten, das sich aus Signalen zusammensetzt, die von den (skandiert bitte) Z-e-l-l-e-n übermittelt werden, aus denen die gesamte belebte Materiewelt besteht. Wenn ihr in euch Impulse zu handeln verspürt, so sind das natürlich eure eigenen Impulse; doch euer Handeln ist Teil des Handelns der Welt. Innere Systeme sorgen wie eine Art Nervensystem weltweit für ständige Kommunikation. Wenn ihr den Gedanken, daß der Mensch ein Geschöpf ist, das grundsätzlich gut ist, als Tatsache akzeptiert, dann gebt ihr der Natur eures Seins die Möglichkeit, sich frei und natürlich zu entfalten - und diese Natur entfaltet sich über eure Impulse und steht in keinem Widerspruch zu ihnen.

Es gibt kein Geschehen auf der Erde, bei dem nicht jedes einzelne Individuum aufgrund des Inhalts seiner Gedanken und Gefühle, seiner Glaubensüberzeugungen und Erwartungen seine Rolle gespielt hätte, und sei sie noch so klein.

Es gibt keine Entscheidungen öffentlichen Rechts und keine Vorgänge der kleinen und großen Politik, an denen ihr nicht in gleicher Weise Anteil habt. Ihr seid im Innersten mit sämtlichen Ereignissen eurer Epoche verbunden, die später Geschichte sein werden. (Lange Pause.) Ihr habt auf eure Weise daran mitgewirkt, einen Menschen auf den Mond zu schicken, ganz gleich ob ihr an dem konkreten Vorgang selbst beteiligt wart oder nicht. Ihr könnt jetzt an einem anderen Entdeckerabenteuer teilnehmen: Die Zivilisationen und Organisationen der Menschheit werden eine neue Richtung nehmen, wenn sie die grundsätzlich gute Gesinnung und die Ideale des Menschen widerspiegeln. Ihr könnt dazu beitragen, indem ihr darauf achtet, daß jeder eurer Schritte den idealen Zielen, die ihr euch gesetzt habt, »in idealer Weise entspricht«. Es liegt an euch, euch an die dementsprechenden Methoden zu halten.

Tut ihr das, so wird euer Leben von spontaner Kreativität, Begeisterung und Schaffensfreude erfüllt sein, und diese Lebensqualitäten übertragen sich in die Außenwelt der Gesellschaft, der Politik, der Wirtschaft und auch der Wissenschaft. Das ist eine Herausforderung, die es wohl wert ist, angenommen zu werden - eine Herausforderung, die, so hoffe ich, jede Leserin, jeder Leser annehmen wird. (Pause.) Praktizierende Idealisten... (Pause.) Geduldet euch einen Moment... Wenn alles gesagt und getan ist, dann gibt es nichts hinzuzufügen.

Ich wünsche jedem einzelnen von euch Erfolg bei diesem Unternehmen!

Ende des Buches. (Lauter:) Ende der Sitzung.

(»Danke.« )

Ich habe die abschließenden »Verlautbarungen« gesondert gebracht, da ich dachte, sie würden auf diese Weise besser zur Wirkung kommen. (Humorvoll:) Und ich wünsche euch beiden praktizierenden Idealisten herzlichst einen guten Abend.

(22.36 Uhr. In diesem liebenswürdigen Tonfall brachte Seth »

Individuum und Massenschicksal« zum Abschluß. Bis zum Ende blieb er bei seiner Gewohnheit, Buchdiktat am Mittwoch abend zu bringen. Zwar hatten Jane und ich damit gerechnet, daß er demnächst den Schlußpunkt unter seine Arbeit setzen würde; doch als dann der Augenblick kam, empfanden wir dennoch ein gewisse Überraschung, eine gewisse nostalgische Enttäuschung: etwas, das zu unserer wöchentlichen Routine gehört hatte, würde nicht mehr da sein.

»Ich fühle mich immer ganz komisch, wenn er ein Buch abschließt

«, meinte Jane. »Es kommt mir immer unglaublich vor. Zugleich aber möchte ich alles durchfliegen und sehen, wie alles herausgekommen ist...

«

»Na schön«, sagte ich, um sie aufzuziehen, »dann solltest du dich beeilen, er hat bekanntlich schon sein nächstes Buch geplant - über Träume, Evolution und Werterfüllung - weißt du doch! Aber ich glaube, ich muß mich in acht nehmen«, fügte ich hinzu. »Wenn du und dein Geselle früher als gedacht damit anfangen solltet, säße ich ganz schön in der Tinte!« Etwas verzagt dachte ich an all die Arbeit, die mir noch zu tun blieb, um das Manuskript dieses Buches für die Veröffentlichung vorzubereiten.

Und tatsächlich werden wir beide auch weiterhin so viel zu tun haben wie eh und je. Jane will im nächsten Monat ihre Einführung zu diesem Buch schreiben, wenn sich der Sommer seinem Ende nähert.

Mittlerweile ist sie mit ihrem jüngsten eigenen Buch, »The God of Jane: A Psychic Manifesto« beschäftigt, das sie vergangenen Mai unter dem Titel »Heroics« begonnen hatte. Sie hat inzwischen die ersten Entwürfe für etliche Kapitel des Buches geschrieben und hat den größeren Teil der noch verbleibenden Kapitel geplant, wobei sie freilich an jeder Stelle ihrer Arbeit jederzeit Abänderungen vornehmen kann. Nun erinnerte sie mich daran, daß sie in »God of Jane« viele Dinge im Anklang an Themen geschrieben habe, die Seth in »Individuum und Massenschicksal« bringt.

Janes Herausgeber, Tam Mossman, hat noch nichts von ihrem neuen Buch gesehen, obgleich er aufgrund einer Serie längerer Telefongespräche schon wohlvertraut damit ist. Jane denkt, daß sie die Verlagsverträge vermutlich gegen Ende des Jahres, das heißt noch vor Weihnachten, wird unterzeichnen können. Und ihr dritter Seven-Roman,

»Oversoul Seven and the Museum of Time«, wartet auch noch auf seine Fortsetzung.

Während ich mit meiner Arbeit an diesem Buch fortfahre, werden wir natürlich die Sitzungen für Seths »Träume, ›Evolution‹ und Werterfüllung« abhalten.* Ein Ziel, das ich mir persönlich für die Arbeit an den Seth-Büchern gesteckt habe und das ich sehr schwer zu erreichen finde, besteht darin, den mit den Buchveröffentlichungen verbundenen Arbeitsrückstand aufzuholen, so daß ich meine Aufmerksamkeit in erster Linie dem jeweils im Entstehen begriffenen Seth-Buch widmen kann. Das wäre freilich ein Luxus für mich. In meinen Anmerkungen zu dem hier jetzt vorliegenden Buch habe ich gezeigt, wie kompliziert es manchmal bei Jane und mir zuging, wenn ich mehrere Projekte gleichzeitig über lange Zeitstrecken hinweg jonglieren mußte.

* Dieses zweibändige Werk wird voraussichtlich im Frühjahr 1990 im Ariston Verlag erscheinen.

Übrigens wissen wir noch immer nicht, wann die holländische Ausgabe von »Seth Speaks«, die vom Verlag Ankh-Hermes veröffentlicht werden soll, erscheinen wird. Aber wir wissen, daß unsere gute Freundin Sue Watkins zur Zeit an Kapitel 15 der »Conversations with Seth«

arbeitet, dem Buch, das sie über Janes ASW-Kurse schreibt. Ich weiß auch, daß unsere sieben Monate alten Kätzchen, Billy der Zweite und Mitzi, durch das Haus toben, während ich diese Anmerkungen schreibe.

Bei all unseren persönlichen Aktivitäten sind Jane und ich uns der kulturellen, wissenschaftlichen, künstlerischen und wirtschaftlichen Aspekte der Welt, in der zu leben und zu arbeiten wir gewählt haben, sehr deutlich bewußt. Im Augenblick ist uns besonders bewußt, wieviel Gutes Menschen unserer Welt in jeder Minute eines jeden Tages für uns und Millionen andere bewirken. Allerdings sind die durch den Unglücksfall im Kernkraftwerk Three Mile Island entstandenen Probleme noch keineswegs gelöst.

Wie Jane und ich aus einer Vielzahl von Berichten der letzten Zeit herauslesen, werden noch »mehrere Jahre« verstreichen, ehe die wissenschaftlichen Experten das Areal endgültig als vollständig entseucht erklären können, nach wer weiß welch enormem finanziellem Aufwand, denn bei diesem Säuberungsprozeß erfordert jeder Schritt höchste Sicherheitsvorkehrungen.

Übrigens freue ich mich, daß dieses Buchdiktat sein Ende fand, als der Sommer seinen Höhepunkt überschritt und sich dem Herbst zuneigte.

Und da fiel es mir ein! Natürlich! Der Wechsel der Jahreszeiten bedeutete, daß die Wildgänse südwärts fliegen würden. Ich freue mich schon jetzt auf ihre Wanderzüge, diese seit undenklichen Zeiten sich vollziehende große Bewegung, die für mich besondere Bedeutung annahm, seit wir vor über vier Jahren in das Hügelbaus umgezogen sind.

Indem ich diesen Gedanken anklingen lasse, möchte ich Janes und meine Arbeit stärker mit dem Naturgeschehen in Beziehung setzen, vor dessen unerhörter schöpferischer Fülle alle Technologie verblaßt.

Können wir jemals auch nur annäherungsweise erfassen, was die Natur für uns verkörperte Geschöpfe wirklich bedeutet? Für mich jedenfalls ist, ohne mich jetzt auf eine Erörterung der unbegreiflichen, allumfassenden Originalität des All-Einen einzulassen, die Natur die primäre Grundlage, der wunderbare Lebensraum für alle Lebewesen. Und das Staunen, das mich jedesmal ergreift, wenn zweimal im Jahr die Wildgänse über unser Hügelhaus hinwegziehen, vermittelt mir eine Ahnung vom unergründlichen Mysterium der Natur.

Ich kann mir nichts Besseres vorstellen, als im Bild dieser Zugvögel meine Arbeit an »Individuum und Massenschicksal« abzuschließen.)