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Mythen, Ereignisse

und ihre inneren Ursachen

Sitzung 817, Montag, den 30. Januar 1978

(Seths Feststellung am Schluß des Diktats der 815ten Sitzung »Ich werde versuchen, die Arbeit an unserem Buch künftig voraussagbarer zu gestalten« zeugt von seiner guten Absicht, aber die Sache kam doch wieder anders. Zunächst kam Jane und mir die Ferienzeit dazwischen, und Sitzung 816, die am Tag nach Weihnachten stattfand, bezog sich überhaupt nicht auf die Arbeit am Buch. Dann hielten wir ab Anfang Januar acht Sitzungen ab, die sich mit Fragen befaßten, die wir lange beiseitegeschoben hatten; einige davon waren persönlicher Natur, andere wiederum nicht. Indes behielten wir unsere routinemäßigen Sitzungen jeden Montag und Samstag bei und waren im übrigen weiter mit all unseren anderen Projekten beschäftigt.*

Wir durchlebten einen wahrhaft kalten und winterlichen Monat mit einer Reihe heftiger Schneestürme in der letzten Woche, den schlimmsten seit mehr als zehn Jahren. - 21.35 Uhr.)

Guten Abend.

(»Guten Abend, Seth.«)

Diktat: Neues Kapitel mit dem Titel: »Mythen, Ereignisse.« (Lange Pause.) »Und ihre inneren Ursachen.«

Geduldet euch einen Moment... Bevor wir erörtern, welche Rolle der Einzelmensch beim Zustandekommen von wie immer geartetem Umweltgeschehen, an dem ganze Massen beteiligt sind, spielt, müssen wir uns zunächst die inneren Ursachen vergegenwärtigen, die zu

* Mit diesen »anderen Projekten« war unsere Arbeit an »Emir« und an Band 2

der »›Unknown‹ Reality« gemeint. Vor zwei Wochen lieferte Sue Watkins die beiden letzten Kapitel des Manuskripts der »Natur der Psyche« ab, die sie für uns getippt hat; wir müssen das Buch noch durchgehen und die Anmerkungen dazu fertigstellen. Dann erhielt Jane gestern von ihrem Verlag die Korrekturfahnen von »James«, und so werden wir die nächste Woche über auch dieses Werk noch einmal sorgfältig durchgehen.

einem Geschehen in Form konkreter und realer Ereignisse führen. Die alles mit sich fortreißende Gewalt von Naturereignissen kann man nur verstehen, wenn man in einen Bereich ihrer Wirklichkeit Einblick nimmt, der sich eurer Wahrnehmung entzieht. Deshalb müssen wir die innere Triebkraft von Naturereignissen erforschen.

Ein Naturforscher untersucht die Außenseite der Natur. Selbst die Forschungsarbeit mit Atomen und Molekülen oder [hypothetischen]

Partikeln, die sich schneller als das Licht bewegen, bezieht sich auf die Teilchennatur der Wirklichkeit. Der Wissenschaftler sucht für gewöhnlich nicht das Herz der Natur. Ganz sicher betreibt er nicht das Studium ihrer Seele.

Alles Sein ist Manifestation von Energie - eine emotionale Manifestation von Energie. Der Mensch kann das Wetter nach Kriterien von Luftdruck und Luftströmungen interpretieren. Er kann Verwerfungslinien beobachten mit dem Bemühen, Erdbeben zu verstehen. Das funktioniert auch alles - äußerlich und bis zu einem gewissen Grad. Doch ist die Psyche des Menschen emotionell nicht nur ein Teil seiner körperlich-materiellen Umwelt, vielmehr ist sie zuinnerst mit allen Manifestationen der Natur verbunden. Unter Zuhilfenahme der im letzten Kapitel eingeführten Bezeichnungen läßt sich sagen, daß die emotionale Identifikation des Menschen mit der Natur eine stark empfundene Wirklichkeit in System 2 ist. Und dort müssen wir die Antworten auf die Frage nach der Beziehung des Menschen mit der Natur suchen. Dort, in Bezugssystem 2, erscheint die Natur der Psyche ganz klar, so daß ihre großen Bewegungen und Rhythmen verständlich werden. Die Manifestationen physischer Energie folgen emotionellen Rhythmen, die auch von den empfindlichsten Instrumenten nicht registriert werden können.

Warum kommt ein Mensch um, während ein anderer am Leben bleibt? Warum wird ein ganzer Landstrich von einem Erdbeben verwüstet? Worin liegt die Beziehung des Individuums zu solchen ganze Massen von Menschen ereilenden Katastrophen? Bevor wir mit der Erörterung derartiger Fragen beginnen können, müssen wir wieder den Blick auf eure Welt richten und ihren Ursprung erkunden, denn gewiß entspringen eure Welt und die Natur ein und demselben Prinzip. Im Zuge dieser Betrachtungen werden wir das ganze Buch hindurch immer wieder Unterscheidungen zu treffen haben zwischen einem Geschehen selbst und der Bedeutung solchen Geschehens.

Allem Anschein nach ist eure Welt etwas gegenständlich Feststehendes und Tatsächliches, und das tägliche Leben in ihr gründet sich auf die euch bekannten Geschehnisse und Fakten. Ihr trefft klare Unterscheidungen zwischen dem Tatsächlichen und dem bloß Vorgestellten, zwischen Fakten und Phantasieerfahrungen. Ihr nehmt es im allgemeinen für selbstverständlich, daß der derzeitige Wissensstand, über den ihr als Volk verfügt, auf wissenschaftlichen Prinzipien beruht, die gesichert und unanfechtbar sind. Zweifellos hat sich doch die technologische Entwicklung auf der Grundlage gesicherter konkreter Fakten vollzogen.

Die Ideen, Phantasien und somit die Mythen der Welt scheinen von der geläufigen Erfahrung weit entfernt zu liegen - und doch hat alles, was euch als Wissen und Erfahrung zum Bewußtsein kommt, seinen Ursprung in jener schöpferischen Dimension des Seins, die ich als Bezugssystem 2

bezeichne. Man könnte sagen, daß eure Tatsachenwelt einem Wurzelgrund aus Phantasie und Imagination, somit Mythen entsprießt, dem all die unzähligen Einzelheiten eurer Lebenszusammenhänge entstammen. Was aber sind Mythen, und was verstehe ich unter diesem Begriff?

Mythen sind nicht Verzerrungen tatsächlicher Wirklichkeit; vielmehr sind sie der Schoß, durch den das Tatsächliche geboren werden muß. In Mythen kommt eingeborenes Wissen um die Natur der Realität, eingebettet in imaginative Begriffe und beseelt von einer schöpferischen Kraft so stark wie die Natur selbst, zum Ausdruck. Mythenschöpfung ist eine natürliche seelische Fähigkeit, eine elementare Funktion der Psyche, die in einem gesamtseelischen Zusammenwirken mythische Abbilder der inneren Wirklichkeit erschafft. Diese Abbilder dienen als Modell, das der Organisation eurer Zivilisationen zugrunde liegt und das zugleich ein Instrument der Wahrnehmung bildet, durch dessen Linse ihr die Vorkommnisse eures Lebens als Einzelpersonen in ihrem geschichtlichen Zusammenhang seht und interpretiert.

(22.06 Uhr.) Wenn ihr Mythen akzeptiert, dann nennt ihr sie freilich Tatsachen, denn so sehr werden sie Teil eures Privat- und Berufslebens und auch eurer Gesellschaft, daß sie euch als offensichtlich und selbstverständlich erscheinen. Mythen sind daher Ausdruck gewaltiger psychischer Dramen und von tieferer Wahrheit als das, was ihr Tatsachen nennt. Sie bringen das immerwährende Schauspiel der Realität hervor. Es muß also klar verstanden werden, daß ich, wenn ich von Mythen spreche, die Natur des psychischen Geschehens miteinbeziehe, dessen fortwährende Realität in System 2 existiert und die Muster bildet, die dann in eurer Welt interpretiert werden.

Jemand, der von einer Naturkatastrophe betroffen ist, mag sich die Frage stellen: Ereilt mich die Strafe Gottes, und wofür? Ist die Vergeltung Gottes Ursache der Katastrophe? Ein Wissenschaftler könnte statt dessen fragen: Hätten wir mit besserer Technologie das Unglück irgendwie voraussehen und viele Menschenleben retten können? Und er mag, frei von Emotionen, das Unglück einfach als das unpersönliche Walten der blinden Natur deuten, die weder wußte noch sich darum scherte, was ihr zum Opfer fiel.

Auf jeden Fall aber lassen solche Situationen augenblicklich Fragen entstehen, Fragen im Hinblick auf die persönliche Realität und Lebensrichtung des Menschen, seine Beziehung zu Gott, zu seinem Planeten und zum Universum. Er beantwortet diese Fragen entsprechend seinen eigenen Glaubensüberzeugungen. Schauen wir uns also ein paar davon an.

Macht Pause. (22.18 bis 22.27 Uhr.)

Nun: Mythen sind natürliche Erscheinungen, die ebenso unzweifelhaft aus der Psyche des Menschen aufsteigen, wie sich gewaltige Gebirge aus dem Erdinneren emportürmen. Ihre tiefere Wirklichkeit jedoch ist in System 2 als Quellenmaterial für die euch vertraute Welt vorhanden.

In diesem Sinne entstehen die großen Religionen eurer Zivilisationen aus Mythen, die ihren Charakter im Laufe der Jahrhunderte verändern, so wie auch Gebirge entstehen und vergehen. Die Gebirge könnt ihr sehen. Es wäre lächerlich, ihre Wirklichkeit zu leugnen. Eure Mythen seht ihr etwas weniger unmittelbar, doch treten sie in all euren Tätigkeiten offen zutage, und sie bilden die inneren Strukturen eurer Zivilisationen in all ihrer Mannigfaltigkeit.

In diesem Sinne sind also das Christentum und eure anderen Religionen Mythen, deren Aufdrift durch ein inneres Wissen hervorgerufen wurde, dessen immense Dimensionen sich bloßer Faktizität entziehen. In diesem Sinne ist auch eure Wissenschaft wesentlich mythisch. Das zu erkennen mag einigen von euch schon schwieriger erscheinen, denn sie scheint ja so gut zu funktionieren.

Andere wiederum werden zwar geneigt sein, die Wissenschaft unter ihrem mythischen Aspekt zu sehen, doch sehr davor zurückscheuen, Religion, so wie ihr sie versteht, im gleichen Lichte zu sehen. Doch sind es all diese Ideen, die in größerem oder geringerem Ausmaß eure Interpretation allen Geschehens bestimmen.

In diesem zweiten Teil des Buches beschäftigen wir uns vorwiegend mit aus eurer Sicht katastrophalen Ereignissen in der Natur.

Wiederum wird es für manche keine Frage sein, daß Naturkatastrophen eine Vergeltung Gottes oder doch zumindest eine Mahnung des Himmels sind, Buße zu tun, wogegen für andere eine solche Katastrophe ihrem Wesen nach völlig neutral und unpersönlich ist und in keinerlei ursächlichem Zusammenhang mit der Gefühlswirklichkeit des Menschen steht. Weil ihr euch selbst von der Natur absondert, seid ihr außerstande, ihre Manifestationen zu verstehen. Allzuoft verstellen euch eure Mythen den Ausblick. Wenn Mythen standardisiert und allzu buchstäblich genommen werden, wenn ihr beginnt, sie allzueng mit der Tatsachenwelt zu verknüpfen, mißdeutet ihr sie völlig. Wenn Mythen als Tatsachen genommen werden, haben sie immer bereits an Wirklichkeit eingebüßt.

Unter dem Druck solcher Nötigung verflüchtigt sich ihre Macht.

(22.43 Uhr.) Geduldet euch einen Moment... Die meisten Menschen interpretieren ihre Lebenswirklichkeit, ihre Siege und Niederlagen, ihre Gesundheit oder Krankheit, ihr Glück oder Unglück im Licht einer mythischen Wirklichkeit, die als solche nicht erkannt wird.

Was verbirgt sich hinter diesen Mythen, worin liegt der Ursprung ihrer Macht?

Tatsachen sind zwar sehr dienlich, doch sind sie immer nur ein schwacher Aufguß der Wirklichkeit. Anhand tatsächlichen Geschehens werden gewisse Erfahrungen kurzerhand als wirklich und andere als nicht wirklich deklariert. Die Psyche aber läßt sich nicht so einengen. Sie hat ihre Existenz in einem Seinsbereich, in dem es alle Möglichkeiten gibt.

Sie erschafft Mythen wie das Meer den Schaum. Mythen sind ursprünglich psychische Hervorbringungen von so großer schöpferischer Kraft, daß sie zum Ursprung ganzer Zivilisationen und Kulturen werden.

Die ihnen innewohnende Symbolkraft und emotionelle Wertigkeit prägen sich der materiellen Welt so tief ein, daß sie nie mehr die gleiche sein wird wie zuvor.

Sie werfen ihr Licht auf historische Ereignisse, denn sie sind die Ursache dieser Ereignisse. Sie verknüpfen und verweben die innere, unsichtbare, doch tief empfundene ewige psychische Erfahrung des Menschen mit den raumzeitlichen Geschehnissen seiner Erdentage und strukturieren in ihrer Kombination Gedanken und Glaubensüberzeugungen wirksam von einer Zivilisation zur anderen. In System 2 waltet die innere Macht der Natur in beständigem Wandel. Die Träume, Hoffnungen, Bestrebungen und Ängste des Menschen wirken in unablässiger Bewegung aufeinander ein, und aus dieser Bewegung entsteht das Geschehen eurer Welt. In dieses Ineinanderwirken ist natürlich nicht nur der Mensch, sondern auch die Gefühlswirklichkeit aller Lebensformen irdischen Bewußtseins, das der Mikrobe und des Gelehrten, des Froschs und des Sterns, miteinbezogen. Ihr deutet die Erscheinungen eurer Welt im Sinne der von euch akzeptierten Mythen.

Ihr organisiert also die materielle Erscheinungswelt anhand von Ideen.

Nur die Wahrnehmungen, die eure Ideen bestätigen, werden von euch verwertet. Der physische Körper selbst jedoch ist durchaus imstande, die Welt nach ganz anderen Kriterien zu ordnen als bloß nach dem einen euch vertrauten.

Ihr sondert euch von der Natur und ihren Absichten in weit größerem Maße als die anderen Lebewesen ab. In ihren gewaltigen Ausbrüchen erscheint euch die Natur wie ein Widersacher. In solchen Zeiten müßt ihr also, um eine Erklärung für die scheinbar feindselige Absicht der Natur zu finden, entweder nach Gründen außerhalb eurer selbst suchen, oder aber ihr müßt sie als absolut gleichgültig hinstellen.

Von seiten der Wissenschaft wurde oft gesagt, daß der Natur am Einzelwesen wenig, daß ihr nur am Bestand der Art gelegen ist; und so kommt es, daß ihr euch oft als Opfer in einem allgemeinen Kampf ums Überleben seht, in dem eure persönlichen Intentionen keinen Pfifferling zählen.

Ende des Diktats. Ende der Sitzung, es sei denn, ihr habt noch Fragen.

(»Nein, ich glaube nicht.«)

Ihr könnt euch auf allerlei Gutes gefaßt machen. Mehr will ich jetzt nicht sagen.

(» Okay. «)

Meine herzlichsten Grüße und einen schönen guten Abend.

(»Danke, Seth. Gute Nacht.«)

(23.02 Uhr. Janes Vortrag in Trance war ausgezeichnet gewesen gleichmäßig und konzentriert.)

Sitzung 818, Montag, den 6. Februar 1978

(Am letzten Mittwoch abend fand keine Sitzung statt, weil Jane und ich damit beschäftigt waren, die Korrektur von »James» durchzusehen. Ich hatte die Abzüge heute postfertig gemacht, blieb dann aber zu Hause, denn gegen Mittag kam ein schwerer Schneesturm auf. Als wir uns um 21.15 Uhr für die Sitzung bereitmachten, stürmte es heftiger denn je.

Meterhohe Schneewehen häuften sich gegen die Nordseite des Hauses und unsere Veranda auf der Westseite. Laut Wetterbericht soll der Sturm die Nacht hindurch andauern.

Wir warteten eine Stunde und vier Minuten auf den Beginn der Sitzung - etwas bisher nie Dagewesenes. Wir schwiegen immer wieder lange. Um 22.05 Uhr sagte Jane: »Ich habe so ein Gefühl, als würde irgendwo da hinten eine Menge Material zusammengestellt; es ist bloß noch nicht bis hierher durchgedrungen. Sonderbar... ich glaube, ich habe mich noch nie so wie eben jetzt gefühlt, sonst würde ich mir einfach sagen, na wenn schon, und etwas anderes anfangen. Aber wenn heute abend keine Sitzung stattfindet, dann muß ich in der nächsten herausfinden, warum es diesmal nichts gewesen ist. Es ist so, als könnte ich um zwei Uhr früh aufwachen und sagen: ›O mein Gott, hier ist es...‹«

Die sonderbaren Empfindungen Janes gaben den Ausschlag, daß wir diese Sitzung hier einflechten, obwohl es sich nicht um für das Buch Diktiertes handelt. Seth kam mit interessantem Material über die Kommunikation zwischen seiner und unserer Wirklichkeit durch und vermittelte uns Einsichten, nach denen wir immer gesucht haben, wenn wir das ganze Umfeld der Seth-Erfahrung zu verstehen suchten, und wenn wir schon solche Informationen erhalten, möchten wir sie auch anderen zugute kommen lassen. Doch waren wir wahrhaftig nicht darauf gefaßt, daß Seth Bezugssystem 3 erörtern würde, da wir noch immer mit der Aneignung seines Materials über Bezugssystem 1 und 2 beschäftigt sind.

»Eigentlich müßten wir, so wie wir hier warten, frustriert sein, wenn nicht, alles so zeitlos zu sein schiene«, sagte Jane, während wir immer noch wartend dasaßen. »Hast du nicht auch dieses Gefühl?« Ich bejahte. Das warme Wohnzimmer mit seinem milden Lampenschein und der Sturm draußen schienen von zeitloser Dauer. Unser Hügelhaus ist so gut isoliert, daß wir die Angriffe des Sturms nur wie aus weiter Ferne hören, abgesehen von gelegentlichem Geklapper der Metalljalousien.

Dann endlich, um 22.19 Uhr, kam Seth durch.) Guten Abend.

(»Guten Abend, Seth.«)

Nun: Ich weiß nicht so recht, wie ich es in Worte fassen soll, um es zu erklären, aber man könnte vielleicht sagen, daß ich Reisen unternehme

- allerdings durch psychische Realitäten, durch seelische Landschaften.

Solche Reisen sind nach euren Begriffen »keine Frage der Zeit«. Doch muß ich für unsere Sitzungen zahlreiche Aktivitäten zeitlich aufeinander abstimmen, so daß ich manchmal bei euch und zugleich andernorts in Anspruch genommen bin.

Ihr habt einen Sturm. Die Wetterexperten sprechen von örtlichen Wetterbedingungen und dem Ineinanderfließen von Luftströmungen; meine Reisen indes vollziehen sich in Bereichen, wo Bewußtsein ineinanderfließt. Ich weiß nicht, ob ich besonders darauf hingewiesen habe, aber ihr müßt verstehen, daß ich mich in einem Zustand unablässigen Wachstums, fortwährender Ausdehnung und Entwicklung befinde. Erinnert euch an Ruburts Episoden mit der [psychischen]

Bibliothek.* Das sind Beispiele für weit geringere Versionen meiner Aktivitäten, und doch reise ich in diesem Sinne, um eine Analogie zu gebrauchen, zu vielen großen Universitäten des Geistes.

Wieder läßt sich manches nur schwer erklären, denn Information und Wissen werden fortwährend transformiert - werden gewissermaßen immer neu geboren aufgrund der Beschaffenheit der Gedanken selbst.

Wahrgenommenes Wissen wird durch die Veranlagung des jeweils wahrnehmenden Bewußtseins verwandelt. Es nimmt zu und erfährt zugleich eine Verfeinerung. Es ist eine fortwährende Sprache, eine Sprache jedoch, die sich selbst transformiert. Wenn ich »zu diesen Sitzungen komme« oder »spreche«, dann tausche ich mit anderen ein Realitätssystem aus von einer Komplexität, die kein Computer bewältigen könnte. Die grundlegende Art und Weise, in der eure persönliche Wirklichkeit zur Wirklichkeit des von euch erfahrenen Massengeschehens beiträgt, entzieht sich eurer Wahrnehmung wie auch eurem Verständnis. Unbewußt trägt jeder einzelne zur Schaffung

* In »Psychic Politics« hat Jane ausführlich die Entdeckung und Verwendung ihrer immateriellen Bibliothek beschrieben.

dieser Wirklichkeit bei. Ich indessen bin mir dieser Aktivitäten bewußt wiewohl im Hinblick auf sehr viele Wirklichkeiten.*

In gleicher Weise, wie ich versuche, eure Erkenntnisfähigkeit zu steigern und eure Begabungen weiterzuentwickeln, so bin ich auch in anderen Welten tätig. Obwohl unsere Begegnungen in eurer Zeit und im Raum eurer Wohnung stattfinden, muß dem primär eine subjektive, innere Begegnung zugrunde liegen, eine Überschneidung von je eigenem mit anderem Bewußtsein, die dann als körperlich-materiell erfahren wird.

Die Begegnungen selbst finden in einer System-3-Welt statt. Dieses Bezugssystem existiert, wiederum im Sinne einer Analogie, um einen weiteren Schritt von eurem Bezugssystem 2 entfernt **. Ich will hier nicht eine Hierarchie von »Höherem« und »Niedrigerem« andeuten; vielmehr stellen die Bezugssysteme verschiedene Aktionsbereiche dar.

Unsere Begegnungen finden also ursprünglich jenseits der Sphäre statt, in der es ausschließlich entweder um eure materielle Welt oder um den inneren geistig-seelischen Bereich geht, dem eure gegenwärtige Erfahrung entspringt.

In den vergangenen Jahren ist es einige wenige Male vorgekommen, daß Ruburt vor einer Sitzung eine Distanz zwischen uns verspürte oder daß das Material noch nicht richtig vorlag. Ich habe schon erklärt, daß ich euch manchmal ein »Tonband« dalasse, und normalerweise werden solche Momente dadurch überbrückt. Heute abend jedoch verspürte Ruburt nicht nur eine Distanz, sondern auch die Komplikationen, die meine Aktivitäten zur Folge haben.

(22.45 Uhr.) Geduldet euch einen Moment... Bis zu einem gewissen Grad seid ihr beide daran beteiligt, jedoch auf Weisen, die zu erklären mir nahezu unmöglich ist. Doch ist das bitte nicht buchstäblich zu nehmen. Teile eures Bewußtseins wohnen meinem Bewußtsein inne, und so werdet ihr bis zu einem gewissen Grade mitgetragen, wohin ich gehe - etwa so, wie Staubkörnchen im Herbstwind von einem Ort zum anderen wehen. (Scherzhaft:) Ich möchte euch nun ganz und gar nicht mit Staubkörnchen vergleichen, doch habt ihr bis zu einem gewissen Grade Anteil an meinen Reisen. Ihr werdet

* Jane und ich wollen Seth bei Gelegenheit bitten, uns auf eine Weise, die uns ihrem Verständnis irgendwie näherbringen könnte, einige der anderen Wirklichkeiten zu erklären, in denen er existiert und von denen aus er »spricht«.

** Dies ist das zweite Mal, daß Seth ganz kurz Bezugssystem 3 erwähnt hat.

über das Gelände eurer gewohnten Wahrnehmung hinausgetragen, so daß Teile von euch subjektive Szenarien flüchtig wahrnehmen. Diese erregen eure Neugier, selbst wenn euch gar nicht zu Bewußtsein kommt, daß ihr sie wahrnehmt. Und diese Neugier wirkt als Ansporn.

Eure Absichten und Beweggründe, eure Interessen, Bedürfnisse und Wünsche, eure Eigenschaften und Fähigkeiten haben einen unmittelbaren Einfluß auf unser Material, da sie es sind, die euch überhaupt erst dazu gebracht haben.

Ihr wollt, daß das Material in eurer Welt zur Auswirkung kommt.

Das ist ein natürlicher und durchaus verständlicher Wunsch: »Der Existenzbeweis für den Pudding liegt darin, ihn zu essen«, und so weiter.

Doch seid ihr natürlich auch Mitspieler in einem immensen Schauspiel, dessen Haupthandlungen außerhalb eurer Welt in jenen Bereichen stattfinden, aus denen eure Welt hervorgegangen ist - und ihr seid in erster Linie die Ureinwohner jener anderen Bereiche, wie jedes Individuum und jedes Wesen überhaupt.

Jene Bereiche sind alles andere als einsam, düster und chaotisch.

Sie unterscheiden sich auch durchaus von jeglicher Vorstellung eines Nirwanas oder Nichtseins. Sie bestehen aus in endloser Spiralbewegung begriffenen Existenzzuständen, in denen verschiedene Arten von Bewußtsein einander begegnen und miteinander kommunizieren. Es sind keine unpersönlichen Bereiche, vielmehr wirken sie unablässig aufeinander ein in innigstem Austausch. Dieses Aufeinanderwirken ist ein rings um euch her stattfindendes Geschehen, und ich möchte gern, daß ihr ihm gedanklich entgegenstrebt, daß ihr versucht, euer Wahrnehmungsvermögen so weit auszudehnen, daß ihr seiner Existenz doch ein wenig gewahr werdet.

Diese Bezugssysteme sind, obwohl ich sie gesondert bespreche, eines im anderen vorhanden, und jedes greift auf das andere über. In einem gewissen Sinne seid ihr in all diese Wirklichkeiten eingetaucht. So hing zum Beispiel dein Konflikt mit den Notizen* in eigentümlicher Weise mit einem durch die Notwendigkeit der Faktenzusammenstellung bedingten Ordnungsbedürfnis zusammen, das sich dann

* Wenn Band 2 der »› Unknown‹ Reality« veröffentlicht sein wird, können Sie meine Notizen zu den Sitzungen 715 und 716 nachlesen. Ich schilderte dort eine Reihe von Episoden, in denen ich mich als Hauptmann einer römischen Streitmacht zu Beginn des ersten Jahrhunderts n. Chr. sah.

jedoch übertrug, so daß du deine römische Welt und diese gegenwärtige auseinanderhalten und nicht - wie es dir passierte - assoziativ miteinander vermengen wolltest, was dich dann bei der Verfassung deiner Anmerkungen in Verlegenheit brachte. Subjektiv wolltest du die beiden Welten zusammenlegen, um Ähnlichkeiten und dergleichen zu erforschen, praktisch jedoch wolltest du sie für deine Notizen auseinanderhalten.

Versucht nach Möglichkeit, diesen größeren

Existenzzusammenhang, in dem ihr euer Sein habt, zu erspüren. Eure Bemühungen werden reichlich belohnt werden. Natürlich geht es nicht um ein bloß intellektuelles Akzeptieren der Idee, sondern um ihre gefühlsmäßige Verwirklichung. Ruburt wollte Material für dieses Buch, und das ist recht so. Das Buch ist wichtig. Das Buch hat seinen Sinn in eurer Welt, aber mir ist daran gelegen, daß ihr nicht den größeren Zusammenhang aus den Augen verliert, aus dem diese Sitzungen hervorgehen. Diese Art der Mitteilung kann zumindest Reaktionen eurerseits auslösen, die es mir ermöglichen, euch noch weitergehendes Wissen zu erschließen.

In eurer Welt muß Wissen in spezifische Gegebenheiten übersetzt werden, aber wir haben es auch mit Wirklichkeiten des Gefühls zu tun, die nicht so leicht zu entziffern sind. In dieser Sitzung, in den Worten, die ich spreche, und - noch wichtiger - in der ganzen Atmosphäre der Sitzung, sind flüchtige Hinweise auf jene unentzifferbaren, doch machtvollen Wirklichkeiten enthalten, die ich nach und nach in Begriffe fassen werde, die euch verständlich sind.

(23.13 Uhr.) Mehr steht noch aus, aber ich werde damit zuwarten, einfach weil es zur Zeit noch unübersetzbar ist. Unter der Einwirkung dieser Sitzung werden euch eure eigenen Wahrnehmungen und Einsichten sowohl im Wachzustand als auch im Traum weitere Hinweise geben. Haltet euer Gemüt dafür empfänglich, ohne bestimmte Erwartungen in bezug auf ihr Wann oder Wie zu hegen. Ruburts eigene Entwicklung verstärkt seine sensitive Aktivität, wodurch weiteres Wachstum ausgelöst wird. Zum Beispiel hat er, ob es ihm nun bewußt ist oder nicht, an seiner Bibliothek weitergearbeitet.

Ende der Sitzung.

(»Danke, Seth. Gute Nacht.«)

(23.15 Uhr. »Mann, ich hab mich wirklich total anders gefühlt, während das lief«, sagte Jane, als sie aus der Trance kam. »Ich hatte ein Gefühl von Macht, das ich sonst nicht kenne. Ich bin froh, daß ich gewartet habe. Mir ist, als sei ich irgendwo anders gewesen, oder so ähnlich. Ich habe das Gefühl, als sei etwas Neues in die Sitzung gekommen, aber ich muß das erst noch herausfinden...«) Sitzung 820, Montag, den 13. Februar 1978

(Heute morgen habe ich das achte und letzte Kapitel zu Janes Buch »

Emir« an die Prentice-Hall abgeschickt.

Die Sitzung 819, die am letzten Samstag abend stattfand, hatte nichts mit dem vorliegenden Buch zu tun. Die Sitzung vom heutigen Abend hingegen scheint uns aus mehreren Gründen, die Sie bald erkennen werden, dazuzugehören, obschon Seth seine Mitteilungen nicht ausdrücklich als Buchdiktat bezeichnete.

Beim Mittagessen hatte ich Jane vorgeschlagen, ein kleines Buch mit dem Material über die Bezugssysteme 1 und 2 zusammenzustellen, das wir von Seth, seitdem er diesen Begriff in einer persönlichen Sitzung am 17. September letzten Jahres zum erstenmal einführte, erhielten. Wir haben seitdem 31 persönliche oder nicht für das Buch bestimmte Sitzungen abgehalten, und eine Reihe davon enthält Äußerungen über die Bezugssysteme 1 und 2, die eine Ergänzung zu den für das vorliegende Buch gegebenen Informationen bilden. Ich dachte, ein solches Buchprojekt ließe sich vielleicht ganz gut mit Janes übrigen Arbeiten vereinbaren. Eigentlich war der Vorschlag ein Versuch meinerseits, mit Seths Produktion von Büchern innerhalb von Büchern (wie ich in meinen einführenden Anmerkungen zu Sitzung 814 schrieb) irgendwie klarzukommen; doch Seth ist so unerschöpflich, daß wir wahrscheinlich unser Lebtag nicht alles Material werden veröffentlichen können.

Jane zeigte mehr Interesse an meiner Idee, als ich erwartet hatte, und verbrachte den Nachmittag damit, die diesbezüglichen persönlichen Sitzungen durchzugehen. Im Laufe der Stunden wurde sie unter dem Eindruck von Seths Daten sehr gelöst und entspannt. Sie »fühlte sich komisch«, wie sie sagte. Doch wollte sie sich auf die Sitzung einstellen.

Um 21.30 Uhr begannen wir zu warten. Dann, grußlos, kam 21.40 Uhr Seth durch.)

Nun denn: Schön, daß ihr wieder an Bezugssystem 2 gedacht habt.

In gewissem Sinne ist das Material über die Bezugssysteme 1 und 2

ein typisches Beispiel. Ihr erhaltet eine Menge Informationen in Sitzungen, die gar nicht dem Buchdiktat gewidmet sind - einfach weil unsere Bücher, obwohl äußerst frei konzipiert, doch von euren Ideen darüber, wie ein Buch zu sein habe, geprägt sein müssen.

Natürlich sind selbst eure Vorstellungen von Kreativität unvermeidlich von eurer Denkweise innerhalb des Bezugssystems beeinflußt, wogegen unsere Sitzungen einer weitergefaßten Konzeption folgen und euch beim Buchdiktat wie auch bei anderem Material unterschiedliche Perspektiven von verschiedenen Gesichtswinkeln her vermitteln. Doch werden Ursprung und Fülle des schöpferischen Materials, so wie es existiert und empfunden wird, nicht unmittelbar von euch wahrgenommen, denn ihr kommt einfach nicht umhin, es bloß ratenweise wahrzunehmen.

Ich habe gesagt, daß die Funktionsweise von Bezugssystem 2 sich noch am ehesten in schöpferischen Entwürfen spiegelt, da es hier allemal zu Glaubens- und Inspirationssprüngen kommt und Barrieren durchbrochen werden.

Jedes unserer Bücher trägt zu den vorigen bei, Ruburts Bücher mitinbegriffen, wie auch die Reihe der in eurem Sinne noch gar nicht geschriebenen Bücher, so daß die künftigen Bücher auch die von euch als vergangen betrachteten beeinflussen. Und wiederum kommen die Inhalte der Bücher, während sie in eurer Zeit erscheinen, von außerhalb eurer Zeit.

Wenn ihr ein Buch wie üblich schreibt, verwendet ihr euch und anderen bekannte Ereignisse, Erinnerungen und Assoziationen, die ihr vielleicht vergessen hattet, die euch jedoch infolge eurer Absicht und eurer Gedankenverbindungen plötzlich wieder einfallen. Wenn ein Künstler eine Landschaft malt, so wird er vielleicht auf der Suche nach einer neuen schöpferischen Kombination unbewußt Hunderte von Landschaften und Hunderte von scheinbar vergessenen, auf Gras oder Bäumen in der Vergangenheit gewahrten Farbtönen miteinander vergleichen. Kunst ist sein Brennpunkt, so daß er von Bezugssystem 2 all jene relevanten Daten bezieht, die er für sein Gemälde braucht. Es geht nicht bloß um Technik, vielmehr bringt er seine gesamte visuelle Lebenserfahrung mit ins Spiel.

In Bezugssystem 2 waltet eine viel umfassendere Kreativität, in der es um die Kunst eures Lebens geht, und alle Voraussetzungen zu seinem Gelingen sind dort verfügbar. Wenn ihr ein Produkt herstellt oder ein Kunstwerk schafft, wird das Ergebnis viel mit euren Vorstellungen über das so Geschaffene zu tun haben - und so werden auch eure Vorstellungen über euer Leben oder das Leben selbst viel mit eurer Erfahrung des Lebens als einer lebenden Kunst zu tun haben.

Wenn ihr an die für allgemeingültig gehaltenen Gesetze von Ursache und Wirkung oder an die für allgemeingültig gehaltenen Gesetze der Polarität glaubt (sie wurden uns gerade heute in einem Brief ausführlich dargelegt), dann werdet ihr durch diese Gesetze gebunden sein, denn sie werden eure künstlerische Technik beeinflussen. Ihr werdet glauben, daß ihr euch an diese Gesetze halten müßt, um das lebensechte Porträt eures Lebens zu malen. Ihr werdet deshalb eure Erfahrung strukturieren, indem ihr von Bezugssystem 2 nur das abruft, was dazu paßt. Ihr werdet nicht über die »Technik« verfügen, andere Erfahrungen herbeizurufen, und solange ihr euch auf eine einzige Technik beschränkt, werden eure Lebensbilder von einer gewissen Monotonie geprägt sein.

Doch bringt der Schriftsteller oder der Maler mehr in sein Werk ein als die bloße Fähigkeit, zu schreiben oder zu malen. Auf die eine oder andere Weise bringt er seine gesamte Lebenserfahrung mit ins Spiel.

Wenn eure Aufmerksamkeit vor allem Bezugssystem 1 gilt, so ist das, als hättet ihr nur einfache Sätze zu schreiben gelernt, in denen einfach ein Wort auf das andere folgt. Der eigentliche Ausdruck fehlt. In eurem Leben schreibt ihr Sätze wie »Sieh Tommy laufen«. Euer Bewußtsein beschäftigt sich nicht eigentlich mit Begriffen, sondern mit der einfachen Wahrnehmung von Objekten, so daß nur wenig Imagination ins Spiel kommt. Ihr könnt die Örtlichkeit von Objekten im Raum zum Ausdruck bringen, und ihr könnt euch anderen mitteilen, indem ihr die offensichtlichen dinglichen Eigenschaften bestätigt, die auch von anderen wahrgenommen werden.

So gesehen und um bei unserer Analogie zu bleiben, würde euch also die Wahrnehmung der Wirklichkeit von Bezugssystem 2 aus von der niedrigen Warte des Bezugssystems 1 auf ein höheres Niveau versetzen, wo große Kunst entsteht, wo Worte nicht nur dazu dienen, das Sichtbare, sondern auch das Unsichtbare auszudrücken - nicht nur bloße Fakten, sondern auch Gefühle offenzulegen -, und wo die Worte selbst sich aus dem gewohnten Muster der Aufeinanderfolge lösen und die Emotionen in Bereichen dingfest machen, die Zeit und Raum enthoben sind.

(22.13 Uhr.) Hin und wieder werden Menschen kurze Augenblicke solcher Erfahrung zuteil, und doch hat jede persönliche Wirklichkeit ihr Sein in einem Ewigschöpferischen, dem wiederum eure Welt entspringt.

Es ist auch nicht so, daß jene größere Wirklichkeit sich eurer Wahrnehmung völlig entzöge, durchaus nicht. Sie kommt in der persönlichen Erfahrung jedes einzelnen zum Vorschein, und sie tritt offen zutage in der Existenz eurer Welt als solcher. Große Religionskünder haben sie auf die eine oder andere Weise stets wahrgenommen, obwohl der Versuch, jene Wirklichkeit in Begriffen der allgemein anerkannten Tatsachenwelt zu deuten, sie notwendigerweise entstellt.

Geduldet euch einen Moment... Eure Welt ist also das Ergebnis eines multidimensionalen schöpferischen Unternehmens, ist Kunstwerk in einem Sinne, der für euch fast unmöglich zu verstehen ist, in dem jeder Mensch und jedes Lebewesen und jeder Partikel eine Lebensrolle spielt.

Auch ist in Bezugssystem 2 ein jedes Geschehen bekannt, vom Fallen eines Blattes bis zum Fallen eines Sterns, vom Erleben des kleinsten Insekts an einem Sommertage bis hin zum grausigen Tod eines in einem Großstadtviertel ermordeten Menschen. Jedes dieser Geschehnisse hat seine Bedeutung in einem übergreifenden Muster von Aktivität. Dieses Muster ist von eurer Wirklichkeit nicht verschieden, euch nicht von außen aufgenötigt, nicht von eurer Erfahrung getrennt. Es scheint nur oft so zu sein, weil ihr eure Erfahrungen so sehr unterschiedlichen Kategorien zuordnet und sondert, daß ihr euch automatisch von solchem Wissen abtrennt.

Das Schöpferische befaßt sich nicht mit Unterteilungen. Es durchbricht alle Schranken. Aber selbst schöpferisch arbeitende Menschen wenden ihre zusätzlichen Einsichten und Kenntnisse gewöhnlich nur auf ihre Kunst an - nicht auf ihr Leben. Punktum. Sie fallen zurück in das Schema von Ursache und Wirkung.

Euer Leben im engen Rahmen des Bezugssystems 1 aber beruht auf der Vorstellung, daß ihr nur soundsoviel Energie zur Verfügung habt, daß ihr euch aufbrauchen werdet und daß eine bestimmte Menge an verausgabter Energie ein bestimmtes Ergebnis zeitigt - anders gesagt, daß der Aufwand einer bestimmten Art zielstrebigen Bemühens die besten Resultate zeitigen wird. Gleichermaßen herrscht der Glaube vor, daß die Energie des Universums sich aufbrauchen wird - immer unter Voraussetzung der »Tatsache«, daß keine neue Energie in die Welt einströmt. Die Schöpferquelle der Welt gäbe es somit nicht mehr, da sie sich bei der Anstrengung, die materiellen Phänomene eurer Erscheinungswelt hervorbringen, erschöpft hat. Im Licht solchen Denkens wäre Bezugssystem 2 eine Unmöglichkeit.

So ist es aber nicht. Unablässig strömt die Lebensenergie in eure Welt ein in einer Weise, die nichts zu tun hat mit euren sogenannten physikalischen Gesetzmäßigkeiten. Ich sagte (vor vierzehn Jahren), daß sich das Universum ebenso ausdehnt wie eine Idee, und genau das meine ich auch.

Das umfassendere Leben eines jeden Lebewesens existiert in jenem Bezugssystem, das es »ursprünglich« ins Leben rief, und in einem umfassenderen Sinne wird jedes Geschöpf, ganz gleich, wie alt es sein mag, tatsächlich fortwährend wiedergeboren. Ich kleide all dies in Begriffe der euch bekannten Wirklichkeit eurer Welt, was bedeutet, daß ich die lokalen Eigenschaften von Bezugssystem 2 heranziehe, insoweit sie auf eure Erfahrung einwirken.

Ruh deine Finger aus! (Pause um 22.39 Uhr.) Wir werden höchstwahrscheinlich die Sitzung beenden müssen, denn es gibt hier Punkte, an denen die Übersetzung überaus schwierig wird. Ihr persönlich habt jetzt eine Zeit, in der ihr wieder voranzuschreiten bereit seid und in der die gegebenen Informationen euch beizeiten einholen werden, so daß ihr auf neue Aha-Erlebnisse, Traumerfahrungen und dergleichen, gefaßt sein dürft.

Ende der Sitzung.

(»Danke, Seth.«)

(22.43 Uhr. »Das war wirklich seltsam«, sagte Jane, als sie ihre Seth-Mitteilungen beendet hatte. Überrascht bemerkte ich, daß ihr ziemlich übel zu sein schien. »So etwas habe ich noch nie erlebt«, meinte sie, »es wurde mir zunehmend schlecht, als ob das Material mir irgendwie zusetzte. Gegen Ende des Diktats habe ich mich sehr unter Druck gefühlt im Zusammenhang mit Material, das ich nicht übersetzen konnte. Als stünde ich kurz davor, etwas unerhört Großartiges mitgeteilt zu bekommen. Und so fühle ich mich noch immer...

Vielleicht wurden meine Gefühle nicht sachbezogen hervorgerufen, sondern durch eine Art Beschleunigung in der Hinbewegung auf einen Zustand, den ich nicht erreichen konnte, statt irgendeiner großartigen Eröffnung für die Welt«, sagte Jane etwas später. »Aber mir war wirklich übel.« Ihre Ausführungen stimmen durchaus mit Seths abschließender Bemerkung über die Übersetzungsschwierigkeiten überein; auch konnten wir im Sitzungsmaterial selbst keinen Grund für ihre Reaktion finden. Ich gab zu bedenken, daß das nötige Verständnis sich ihr wahrscheinlich später erschließen würde. Allem Anschein nach hing ihr sonderbarer Zustand mit ihren Gefühlen vom Nachmittag und frühen Abend zusammen.)

Sitzung 821, Montag, den 20. Februar 1978

(Letzten Samstag abend ließen wir die reguläre Sitzung entfallen. Wir haben beschlossen, den seit acht Monaten eingehaltenen Turnus der Sitzungen jeweils am Montag und Samstag aufzugeben und die Sitzungen wieder wie früher am Montag und Mittwoch abend abzuhalten. So verfügt Jane über mehr Zeit, an den Wochenenden die Post zu erledigen.

Meine Tagesarbeit ist davon kaum betroffen; zwar helfe ich ihr bei der Beantwortung der ankommenden Briefe, den Großteil der Arbeit aber bewältigt sie selbst. - 21.30 Uhr.)

Nun: Diktat. Ihr seid natürlich ein Teil der Natur und ein Teil der Schöpferquelle des Ursprungs der Natur.

Den Wachstumsprozeß vom Kleinkind zum Erwachsenen zu durchlaufen war eine der schwierigsten und zugleich die müheloseste aller Leistungen, die ihr in einem Leben vollbringt. Als Kind habt ihr euch mit eurer eigenen Natur identifiziert. Ihr habt intuitiv verstanden, daß euer Wesen in dem Wachstumsprozeß beschlossen und ein Teil desselben war.

All euer intellektuelles Wissen und die noch so große Ansammlung all dessen, was ihr Wissenstatsachen nennt, vermögen euch nicht das innere Wissen zu vermitteln, das nötig ist, die körperlich-materiellen Geschehnisse zu bewirken, die sich aus jenem Wachstumsprozeß heraus entfalten. Ihr lernt lesen, aber das Sehen ist eine weitaus größere Leistung

- eine Leistung, die anscheinend ganz von selbst geschieht. Sie geschieht eben deshalb, weil jeder von euch tatsächlich ein Teil der Natur und ihres schöpferischen Ursprungs ist.

Eure Religionen haben eure Beziehung zum Ursprung der Natur auf die eine oder andere Weise immer stillschweigend vorausgesetzt, selbst wenn sie der Natur selbst oft keinerlei primäre Bedeutung beimaßen. Die meisten Religionen haben die eine oder andere durchaus gültige Einsicht zu ihrem alleinigen Angelpunkt erhoben und sie zugleich verfälscht, indem sie alles andere ausschlossen, was nicht dazu zu passen schien. »Ihr seid Kinder des Universums.« Diesen Satz hört man oft - und doch war der entscheidende Punkt der Christusgeschichte nicht sein Tod, sondern seine Geburt, und nicht weniger wichtig waren seine oft wiederholten Worte, daß jeder Mensch »ein Kind des Vaters« ist.

In der Bibel gibt es viele spätere Einfügungen wie beispielsweise die Geschichte vom Feigenbaum, in der die Natur heruntergespielt wird.

Der »Vater« Jesu Christi ist jedoch der Gott, der um jeden Sperling weiß, welcher vom Dache fiel, der um das Dasein eines jeden seiner Geschöpfe weiß, welcher Art und Gattung es auch angehören mag. Die Geschichte von den Hirten und Schafen entspricht viel eher Christi Lehre, der zufolge ein jedes Geschöpf für die anderen Sorge tragen soll.

Die Vertreter insbesondere der römisch-katholischen Kirche änderten viele Bibelstellen ab, indem sie diese von allem »säuberten«, was als Hinweis auf heidnische Praktiken oder auf Naturverehrung, wie sie sie verstanden, gelten mochte. In eurer Zivilisation und Kultur wurden Natur und Geist begrifflich voneinander getrennt. Deshalb spielen sich eure Lebenserfahrungen weitgehend vor diesem Hintergrund ab. Folglich müßt ihr euch als mehr oder minder getrennt von eurem Körper und dem Naturgeschehen empfinden. Und so entgeht euch die überwältigende Erfahrung emotionaler Verschmelzung und Einswerdung mit der Natur.

Ihr studiert diese Vorgänge, als wäret ihr irgendwie davon abgesondert.

(Nach langer Pause, einer von vielen, um 21.51 Uhr:) Geduldet euch einen Moment... Dennoch lassen euch die Glaubensüberzeugungen eurer Gesellschaft genügend Freiraum, so daß die meisten von euch während des Heranwachsens ihrem Körper vertrauen. Als Erwachsene jedoch werden viele von euch dem Vertrauen in die körpereigenen Lebensprozesse entfremdet. Die Abhandlungen vorherrschender Wissenschaft machen euch glauben, daß das Erreichen des Erwachsenenalters kaum mehr für euch zu bedeuten hat, als das Fortbestehen der Gattung durch Elternschaft zu sichern - wonach die Natur bereitwillig auf euch verzichten kann. Es wird euch glatt gesagt, daß ihr zu nichts weiter dient.*

* Seth bezog sich auf die neuesten Ideen der Wissenschaft über »selbstsüchtige Gene« - ein Thema, über das Jane und ich heute gesprochen hatten.

Eine Reihe von Wissenschaftlern (Biologen, Zoologen und Psychologen) hat in letzter Zeit mit großem Beifall aufgenommene Bücher veröffentlicht, in denen aufgezeigt wird, wie unser individuelles Verhalten angeblich manipuliert wird durch unsere Gene, denen nur an ihrem eigenen genetischen Überleben gelegen sei, auch wenn wir meinen, in unserem Leben Qualitäten wie zum Beispiel Nächstenliebe zum Ausdruck zu bringen. Jane und ich denken, daß die Idee eines solchen egozentrischen genetischen Verhaltens viel zu beschränkt, zu simpel und »mechanistisch« ist. Die Vorstellung von selbstsüchtigen Genen setzt auch Planung seitens dieser Entitäten voraus und gerät so gefährlich in Widerspruch zu Grundsätzen der Wissenschaft selbst, etwa dem, daß das Leben durch Zufall entstanden sei, daß es sich selbst durch zufällige Mutationen und den Existenzkampf (oder die natürliche Auslese) in Gang halte und daß das Leben ohne tieferen Sinn sei.

Und ferner: Wenn die Wissenschaft beispielsweise das Funktionieren eines DNA-Moleküls, des »Meister-Moleküls« des Lebens, wie es oft genannt wird, zu verstehen meint und damit vorzugeben scheint, daß sie die DNA ihres Geheimnisses beraubt und unsere Lebensfunktionen auf leichtverständliche mechanistische Vorgänge reduziert habe, so halten Jane und ich dagegen, daß das Begreifen des wunderbaren Funktionierens der DNA vielmehr unser Staunen vor dem Wunder und Geheimnis des Lebens vergrößern sollte. Das DNA-Molekül liegt in all seinen Teilen offen vor uns, aber die Fragen nach dem Leben in ihm bleiben unbeantwortet. Warum will die Wissenschaft, daß wir mit dem Gedanken leben, Geschöpfe zu sein, die nur auf das Überleben ihrer selbstsüchtigen Gene programmiert sind? Sogar die Biologen (und andere Wissenschaftler), die auf unsere mechanistischen Grundlagen pochen, tun es mit viel Gefühl!

So muß es den Anschein haben, daß die Gattung selbst keine andere Rechtfertigung hätte als die der geistlosen Entschlossenheit zu existieren. Die Religionen betonen mit Nachdruck, daß der Mensch einen Lebenszweck habe; doch sprechen sie oft so, als müsse das Lebensziel erreicht werden, indem man den Körper, in dem der Mensch seine Lebensgrundlage hat, verneint oder indem man sich über die »Roheit und Niedrigkeit« alles Irdischen »erhebt«. Punkt. In beiden Fällen wird der Natur des Menschen und der Natur selbst kurzer Prozeß gemacht.

Wir haben es da mit Mythen wahrhaft mächtiger Wirkung zu tun.

Sie stellen allerdings die dunklere Seite eines Gesamtmythos dar - in dessen Schatten ihr gegenwärtig eure Welt erblickt. Ihr werdet die Geschehnisse eures privaten Lebens und die Dramatik der historischen Abläufe im Lichte jener vorgefaßten Sicht der Wirklichkeit interpretieren.

Sie färbt nicht nur eure Erfahrung, sondern ihr selber schafft auch die Ereignisse, durch die dann eure Annahmen mehr oder minder bestätigt werden.

(Nach langer Pause:) Diejenigen, die ihr Leben durch Naturkatastrophen »verlieren«, werden zu »Opfern« der Natur. Ihr seht in solchen Geschichten Beispiele für sinnloses Sterben und weitere Beweise für die Gleichgültigkeit der Natur gegenüber dem Menschen. Oder aber ihr seht in solchen Ereignissen die rächende Hand eines zürnenden Gottes, und wiederum dient die Natur dazu, den Menschen zu züchtigen.

Es ist die Natur des Menschen, zu leben und zu sterben. Der Tod ist keine dem Leben zugefügte Schmach, sondern er bedeutet die Fortsetzung des Lebens - nicht nur innerhalb des Bezugssystems der Natur, wie ihr sie versteht, sondern im Sinne des schöpferischen Ursprungs der Natur.

Dann allerdings erscheint Sterben als natürlich.

In ihrer natürlichen Verflechtung nimmt eure Psyche den inneren Elan und Fluß eures Lebens und seine Beziehung zu jedem anderen Lebewesen durchaus wahr. Jeder Mensch wird mit dem intuitiven Wissen nicht nur um seinen Selbstwert geboren, sondern auch darum, daß er in der denkbar genauesten und schönsten Weise in den Zusammenhang des Universums eingefügt ist. Bei Geburt und Tod eines jeden Individuums ist das eleganteste Timing im Spiel. Das exquisite Spiel eurer eigenen inneren Natur gibt euch die Möglichkeit, euch mit allen Aspekten der Natur im allgemeinen zu identifizieren - und diese Identifikation führt euch zu dem tieferen Wissen um eure eigene Teilhaberschaft am schöpferischen Ursprung der Natur.

(22.19 Uhr.) Die Mythen, die ihr eurem Leben zugrundelegt, programmieren eure Existenz, so daß ihr oft in Worten leugnet, was ihr in eurem Inneren wißt. Wenn Menschen in einer Naturkatastrophe zu Schaden kommen, werden sie zumeist behaupten, darin keinerlei Sinnzusammenhang für sich zu erkennen. Sie werden die inneren Gefühle ignorieren oder leugnen, die allein dem Geschehnis irgendeinen Sinn in ihrem Leben zu geben vermöchten. Der Gründe für ein solches Einbezogensein gäbe es natürlich unendlich viele - und lauter triftige.

In jedem dieser Fälle begegnen sich Mensch und Natur in einer Weise, die - von den größten globalen Auswirkungen bis hin zu den geringsten, persönlichsten Aspekten der miteinbezogenen Individuen -

sinnträchtig ist. Natürlich seht ihr Naturgeschehen und euer Leben getrennt aufgrund der von euch gehegten Mythen, die meine Art der Erklärung überaus wichtig und zugleich schwierig machen. Zum Beispiel betrachtet ihr Regen oder Erdbeben als Naturereignisse, während ihr eure Gedanken oder Gefühle nicht in gleicher Weise als Naturereignisse versteht. Deshalb bereitet es euch Schwierigkeiten, irgendeine tatsächliche Wechselwirkung zwischen emotionalen und physikalischen Zuständen zu erkennen.

Ihr denkt vielleicht: Natürlich bin ich mir darüber im klaren, daß das Wetter meine Stimmung beeinflußt, doch wird nur sehr wenigen von euch der Gedanke kommen, daß eure Stimmungen einen Einfluß auf das Wetter haben könnten. Ihr habt euch dermaßen auf die Kategorisierung, Abgrenzung und Erforschung der Dingwelt konzentriert, daß sie völlig fraglos »die einzig wirkliche« zu sein scheint. Anscheinend übt sie Gewalt oder Druck auf euch aus, oder sie drängt sich euch auf, oder es scheint zumindest fast alles wie von selbst zu geschehen, so daß ihr euch ihr gegenüber bisweilen machtlos fühlt. Eure Mythen haben dem Draußensein gewaltige Energie verliehen.

(Lange Pause, dann mit gedämpfter Ironie:) In unverhohlener Verbitterung sehen manche von euch einerseits die Natur als gut und dauerhaft und anerkennen ihre Unschuld und Freude, während sie andererseits den Menschen als eine entartete Spezies betrachten, als Makel auf dem Antlitz der Erde, als ein Geschöpf, das ungeachtet auch der besten Absichten immer nur Unheil stiften kann. Folglich haben sie auch kein Vertrauen in die menschliche Natur.

Dieser Mythos mißt den bedeutenderen Naturvorgängen großteils Wert bei, weist jedoch dem Menschen die Rolle des Bösewichts in einer sonst erbaulichen Geschichte zu. Eine echte Identifikation mit der Natur hingegen würde Einsichten in die Funktion des Menschen im Lebenszusammenhang seines Planeten vermitteln und würde die Leistungen ins Licht rücken, die er, fast ohne es zu wissen, vollbracht hat.

Macht Pause.

(22.40 Uhr. Janes Tempo in Trance war recht langsam gewesen, mit vielen langen Pausen. Ich fand jedoch das Material hervorragend und ziemlich »gepfeffert«. Um 22.51 Uhr ging es in gleicher Weise weiter.)

Diktat: Auf diese Leistungen werde ich etwas später zurückkommen. Zunächst möchte ich noch einige andere Punkte ansprechen, darunter den Zusammenhang des Individuums mit Naturkatastrophen oder mit Epidemien der einen oder anderen Art, die

per definitionem große Menschengruppen betreffen.

Ihr gestaltet selbst eure Wirklichkeit. Falls euch mein Insistieren auf diesem Punkt ermüdet, so kann ich nur sagen, ich hoffe, daß euch durch die ständige Wiederholung schließlich eingeht, daß diese Aussage auf wirklich jede, die trivialste wie auch die gewaltigste eurer Erfahrungen zutrifft.

Manche Menschen glauben, daß sie Bestrafung verdienen, und so suchen sie sich unheilvolle Umstände aus. Sie bewegen sich von einem Verhängnis zum nächsten, um die verdiente Strafe zu finden. So mögen sie beispielsweise als Wohnort einen Landstrich bevorzugen, in dem Naturkatastrophen nicht selten sind, oder sie fordern durch ihr Verhalten Reaktionen explosiver Art seitens ihrer Mitmenschen heraus. Oft auch machen sich Individuen Katastrophen für ihre eigenen Absichten zunutze, im Sinne einer nach außen projizierten Kraft, durch die ihr Leben in einen Brennpunkt gerückt wird. Manche mögen mit der Idee des Todes liebäugeln und eine dramatische Begegnung mit der Natur in einem endgültigen Akt wählen. Andere besinnen sich im letzten Moment eines Besseren.

Oft sind die Überlebenden solcher Katastrophen gewissermaßen deren Nutznießer - für sie sind derart »überlebensgroße« Umstände erwünscht, da sie ihnen die Teilhabe an Vorgängen ermöglichen, die mehr Gewicht zu haben scheinen als ihre frühere eintönige Existenz. Sie suchen das Aufregende ungeachtet aller Folgen. Sie sind, wie auch immer, Mitwirkende in einem geschichtlichen Drama. Endlich einmal können sie ihre persönliche Existenz mit einer größeren Ursache identifizieren, woraus viele von ihnen neue Kraft und Vitalität schöpfen.

Gesellschaftliche Abgrenzungen werden hinfällig und wirtschaftliche Positionen vergessen. Die Skala persönlicher Emotionen gewinnt an Reichtum, Fülle und Schwung.

Die Wünsche und Emotionen des Menschen verschmelzen in unterschiedlichem Maße mit den materiellen Aspekten der Natur, wie ihr sie versteht, so daß Unwetter oder Katastrophen ebensosehr das Resultat psychologischer Aktivität wie der Wetterbedingungen sind.

Objektiv - und allem Anschein zum Trotz - sind Unwetter, Erdbeben Überschwemmungen und dergleichen für das Wohlbefinden der Erde durchaus notwendig. Sowohl den Zwecken des Menschen wie der Natur ist damit gedient, wenngleich die Mythen des Menschen ihn diesen Zusammenhängen gegenüber im allgemeinen blindmachen. Im Falle von Krankheiten finden sich stets deutliche Hinweise in den Gedanken und Gefühlen der Betroffenen, doch werden diese meist ignoriert. Die Leute zensieren ihre eigenen Gedanken. Viele fallen so Epidemien der einen oder anderen Art »zum Opfer«, weil sie es wollen, obwohl sie dies heftig abstreiten würden.

Ich spreche insbesondere von Epidemien, die, obwohl die Gefahr besteht, nicht unbedingt tödlich sind. In euren Zeiten, das müßt ihr euch klarmachen, nehmen Krankenhäuser einen bedeutenden Raum in der Gesellschaft ein. Sie erfüllen sowohl eine gesellschaftliche als auch eine medizinische Funktion. Viele Menschen sind einfach einsam oder überarbeitet. Manche setzen sich gegen das allgemein verbreitete Wettbewerbsdenken zur Wehr. Grippeepidemien werden daher zu gesellschaftlichen Vorwänden für dringend benötigte Ruhepausen und dienen als Mittel zur Wahrung des Gesichts, so daß die betreffenden Individuen ihre inneren Schwierigkeiten vor sich selbst verbergen können. In gewisser Weise sorgen solche Epidemien für ihre Gemeinschaften, indem sie einen gemeinsamen Treffpunkt schaffen für Menschen, deren Lebensumstände von der Norm abweichen. Sie dienen als anerkannte Krankheitszustände, in denen die Menschen eine Entschuldigung finden für die Ruhepause oder die stille Selbsterforschung, die sie verzweifelt nötig haben, zu der sie sich jedoch sonst nicht berechtigt fühlen.

(Nach langer Pause um 23.21 Uhr:) Es ist nicht meine Absicht, den so Betroffenen auch nur die geringste Vorhaltung zu machen; vielmehr möchte ich einige der Gründe für solches Verhalten darlegen. Wenn ihr eurer Natur nicht vertraut, dann wird jede Krankheit oder Unpäßlichkeit von euch als ein Anschlag auf eure Gesundheit aufgefaßt. Euer Körper spiegelt getreulich eure innere seelische Wirklichkeit wider. Es liegt in der Natur eurer Emotionen, daß ihr im Laufe eines Lebens die vielfältige Fülle aller Gefühle durchlebt. Eure subjektive Verfassung ist unterschiedlich. Manchmal bewirken traurige oder deprimierende Gedanken einen heilsamen Tempowechsel, indem sie euch zu Perioden stillen Nachdenkens und zu einer Beruhigung des Körpers führen, so daß er sich erholen kann.

Befürchtungen, manchmal sogar dem Anschein nach irrationale, können dazu dienen, den Körper aufzurütteln, wenn ihr zu lethargisch geistig-seelisch oder körperlich in einer Routine festgefahren seid. Wenn ihr eurer Natur vertrauen würdet, so wärt ihr imstande, solchen Gefühlen zu vertrauen, und indem sie ihren eigenen Rhythmen und Routen folgten, würden sie wieder in andere überwechseln. Im Idealfall sind sogar Krankheiten Ausdruck der Gesundheit des Körpers, da sie notwendige Adjustierungen darstellen und auch den subjektiven Bedürfnissen der Person jederzeit entsprechen. (Lange Pause.) Sie sind Teil des Ineinanderspielens von Körper und Geist oder Gemüt.

Die Mehrheit von euch hat eine Krankheit durchgemacht, die allgemein für sehr gefährlich gehalten wird, und zwar ohne überhaupt davon zu wissen, weil der Körper sich selbst ganz normal und natürlich geheilt hat. Die Krankheit wurde nicht etikettiert. Sie wurde nicht als ein besonderer Zustand gekennzeichnet. Es kam nicht zu Sorgen oder Befürchtungen, sondern so, wie die Krankheit kam, ging sie auch wieder.

In solchen Fällen vollzogen sich natürliche Heilungsprozesse, die dem Körper selten angerechnet werden. Solche Heilungen gehen nicht allein mit Veränderungen im Körper einher, denn eine körperliche Heilung kann durch Geschehnisse ausgelöst werden, die allem Anschein nach überhaupt nichts damit zu tun haben.

Jedes Individuum steht mit einem Teil seiner selbst in direktem Kontakt mit dem Ursprung seiner Existenz. Jedes Individuum ist zuinnerst dessen gewahr, daß Hilfe in jeder Situation verfügbar ist und daß Informationen nicht nur durch die physischen Sinne gewonnen werden. Viele Krankheiten werden also durch ganz natürliche Methoden kuriert, die nicht nur körperliche Heilung bewirken, sondern auch noch andere Geschehnisse ins Spiel bringen - Geschehnisse von großer Auswirkung auf die seelischen Elemente, die hinter den Kulissen am Werk sind. Um diese Wechselbeziehungen zu sehen, müssen wir unsere Aufmerksamkeit auf Bezugssystem 2 richten.

Ende der Sitzung.

(»Sehr gut.«)

Danke. Einen schönen guten Abend.

(»Dir auch. Gute Nacht.«)

(23.47 Uhr. Janes Vortrag war gegen Ende der Sitzung noch langsamer geworden.)

Sitzung 822, Mittwoch, den 22. Februar 1978

(21.27 Uhr.) Nun: Guten Abend.

(»Guten Abend, Seth.«)

Diktat: In den Begriffen unserer Diskussion ist das Bezugssystem 2

die innere Mitte, in der eure Welt existiert. Sie stellt die größere psychologische Realität dar, in der euer eigenes subjektives Leben beheimatet ist.

Immer wieder haben im Laufe der Geschichte zahlreiche Individuen Einblicke in dieses Bezugssystem gewonnen, und viele Namen wurden ihm gegeben. Doch wenn ihr ein fremdes Land besucht, so neigt ihr dazu, ein ganzes Volk nach Maßgabe des kleinen Ausschnitts zu sehen und zu beschreiben, den ihr aufgesucht habt, obwohl sich andere Landesteile geographisch und möglicherweise klimatisch und kulturell sehr davon unterscheiden.

Die Individuen, die einen mehr oder minder großen Einblick in Bezugssystem 2 gewonnen hatten, haben es also entsprechend ihren eigenen kurzen »Besuchen« geschildert unter der stillschweigenden Voraussetzung, daß »der Teil beispielhaft für das Ganze« sei. Platon sah es als die Welt der Ideen, in der er die vollkommenen Urbilder erblickte, die jeder unvollkommenen materiellen Erscheinung zugrunde liegen.

Er beschrieb jenen Bereich der Ideen als ewig und unwandelbar, ein vollkommenes Kompositum des Absoluten.* Eine solche Ideenwelt muß einerseits die Menschen wahrlich zu großen Leistungen inspirieren und ihnen andererseits ihr Scheitern schmerzlich zu Bewußtsein bringen, da ihnen ihre Schöpfungen vor einem solchen Hintergrund als hinfällig erscheinen müssen. Platon sah also das Bezugssystem 2 als etwas herrliches Absolutes, in dem alles Menschenwerk seinen Ursprung hat.

Der Mensch selber aber kann, seiner Anschauung zufolge, diese Ideenwelt nicht verändern, doch kann er sie als Quelle der Inspiration nutzen.

Die meisten alten Religionen sahen dort die Götter walten und ordneten die geistige Heimat eines jeden lebenden Wesens primär jenem unsichtbaren Bereich der Wirklichkeit zu. Deshalb wurde das Bezugssystem 2 stets auf die eine oder andere Weise als Ursprung eurer Welt dargestellt. Das Christentum sah es als Himmel, in dem Gott der Vater, seine Engel, die Heiligen und die verstorbenen Gläubigen wohnen.

Es gab einmal eine wissenschaftliche Hypothese, der zufolge der Äther die geistige Mitte sein sollte, in der das materielle Universum existiert.** Demgegenüber verstehe ich Bezugssystem 2 als die psychische Mitte, in der das Bewußtsein der Welt existiert. Man mag gegen das Wort »Ego« viel einzuwenden haben, doch ist es so, wie ich es

* Die menschliche »Teilhabe am Absoluten und Ewigen« sei die Seele, und diese wisse um die Ideen. Demgegenüber komme, so erklärte Platon in dem berühmten Dialog »Timaios«, alles sinnlich erworbene Wissen von der Natur nicht über ein »wohlbegründetes Vermuten« hinaus, und deshalb sei, »alle naturwissenschaftliche Rede Mythos.« Erstaunliche Parallelen dazu ergeben sich aus noch folgenden Seth-Kundgaben, insbesondere aus Sitzung 823.

** Jane überraschte mich: Ich hätte nicht gedacht, daß sie gut genug mit dieser Hypothese vertraut war, um sie derart bündig für Seth in Worte fassen zu können. Vielleicht hat Jane mehr darüber gelesen, als ich weiß. Vielleicht haben wir auch darüber gesprochen.

Die Idee des Äthers war seit der Zeit der alten Griechen im Umlauf. In den letzten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts wurde der Äther als eine unsichtbare, geruch- und geschmacklose Substanz postuliert, die die Übermittlung von elektromagnetischen Wellen und anderen Arten von Strahlungsenergie, zum Beispiel der Wärme, ermöglicht - etwa wie wir die Erde als Übermittlerin seismischer Wellen kennen. Gegen Jahrhundertende führten jedoch einige sehr ausgeklügelte Versuche, das Vorhandensein dieses Äthers zu beweisen, nicht zum gewünschten Erfolg, und nach der Veröffentlichung von Albert Einsteins spezieller Relativitätstheorie im Jahre 1905 wurde die Idee des Äthers endgültig fallengelassen.

Sie ist jedoch, denke ich, ein Beispiel dafür, wie der Mensch immer versucht hat, sein ihm innewohnendes inneres Wissen um Bezugssystem 2 auf die räumlich-materielle Wirklichkeit zu projizieren.

verwende, ein Begriff, der den bewußten, direktiven Teil des Selbst bezeichnen soll. Das Ego ist eure bewußte Version dessen, was ihr seid -

eine, (amüsiert) wenn ich selber das sage, vortreffliche Definition. Es ist nach außen auf die materielle Welt gerichtet. Doch ist es auch einiger eurer »unbewußten« Aktivitäten gewahr. Es ist das Ich, mit dem ihr euch identifiziert; so nimmt es zum Beispiel eure Träume wahr, wie ihr sie wahrnehmt, und es ist sich der Tatsache durchaus bewußt, daß seine Existenz auf einem inneren Wissen beruht, das es selbst nicht besitzt.

So wie ihr ein bewußtes, auf die materielle Welt gerichtetes Ego habt, so habt ihr auch ein inneres Ich oder vielmehr ein inneres Selbst, das auf die innere Wirklichkeit gerichtet ist. Anders gesagt, ein Teil eurer selbst lebt vollbewußt im Bezugssystem 2. Das Ego eurer Alltagswelt, die wir wieder Bezugssystem 1 nennen wollen, ist vortrefflich für diese Umwelt ausgerüstet. Es handhabt bestens die Regeln von Ursache und Wirkung und der zeitlichen Aufeinanderfolge. Es befaßt sich mit einer verdinglichten Wirklichkeit. Zwar kann es seine Fähigkeiten ausweiten und weit mehr innere Geschehnisse wahrnehmen, als ihm normalerweise möglich ist; doch ist es seine vornehmliche Aufgaben, mit der Welt der Wirkungen umzugehen, dem Geschehen zu begegnen.

Das innere Selbst ist vollbewußt. Doch ist es ein Teil eurer selbst, der mit der Schöpfung und Gestaltung von Geschehnissen beschäftigt ist und sich in einem wahren Überschwang der Schaffensfreude regt, die ihr infolge eurer Festlegungen auf Raum und Zeit nicht wahrzunehmen vermögt. Das sogenannte Unbewußte verfügt - und ich habe das schon öfter gesagt - über ein ihm eigenes Bewußtsein, wiewohl dieses in einem anderen Bereich tätig ist. Ihr müßt euch eine Art psychische Kammer, einen gewissermaßen undifferenzierten Bereich, vorstellen, in dem Übersetzungen und Rückübersetzungen stattfinden können. Natürlich geschieht dies in Traumperioden. In Träumen begegnen sich das nach außen gerichtete Ego und das innere Selbst und können bis zu einem gewissen Grade miteinander verschmelzen, wobei sie Informationen austauschen wie Fremde, die einander vielleicht in einem Nachtzug begegnen und nach einigem Geplauder die erstaunliche Feststellung machen, daß sie tatsächlich nahe Verwandte und beide auf derselben Reise sind, obgleich sie allem Anschein nach allein unterwegs waren.

(22.14 Uhr.) In diesem Sinne ist der undifferenzierte Bereich tatsächlich von Bewegung erfüllt insofern, als psychische Übergänge und Übersetzungen stattfinden, bis oft in Träumen die beiden Ichkomponenten miteinander verschmelzen - so daß ihr manchmal einfach in gehobener Stimmung oder mit einem Gefühl erwacht, als hättet ihr im Traum einen sehr geschätzten alten Freund wiedergetroffen.

Eure Welt wimmelt von Menschen, die sich auf körperliche Aktivitäten konzentrieren und sich mit Geschehnissen befassen, die -

wenigstens im üblichen Sinne - »Fertigprodukte« sind. Euer inneres Selbst ist in Bezugssystem 2 zu Hause und schöpferisch mit der Schaffung all dessen beschäftigt, was dann seinen materiellen Ausdruck finden wird. Da das Bezugssystem 2 nach anderen »Regeln« funktioniert, unterliegt seine Wirklichkeit in keiner Weise den Einschränkungen eurer physikalischen Voraussetzungen. In ihm lebt und wirkt das innere Selbst eines jeden Individuums, das jemals auf Erden lebte oder leben wird.

Ich spreche von diesem Bezugssystem jetzt nur im Hinblick auf seine Relevanz für eure Welt - nicht in bezug auf seine Beziehung zu anderen Wirklichkeiten. Ruburt hat dieses Bezugssystem seiner Erfahrung gemäß früher (in »Psychic Politics«) als ein System heroischer Dimension beschrieben. Er sah ganz richtig, daß da ein Geben und Nehmen zwischen den beiden Bezugssystemen - eurer Alltagswelt, Bezugssystem 1, und dieser anderen, umfassenderen Wirklichkeit, Bezugssystem 2 - herrscht. Doch war er sich nicht völlig über das damit gegebene kreative Ineinanderverwobensein im klaren, denn ihm ging damals nicht auf, daß die primäre Arbeit der Schöpfung und Gestaltung eurer Welt tatsächlich von euch selbst in der inneren Mitte einer anderen, umfassenderen Wirklichkeit eurer Existenz geleistet wird.

Materiell steht euch eine Fülle des Wissens zu Gebote in Form der jahrhundertealten mündlichen Überlieferung, in Form von Aufzeichnungen und Büchern und in Form der Informationen seitens der Medien. Heutzutage verwendet ihr Computer, um Informationen zu verarbeiten und zu speichern. Und ihr habt ein mehr oder minder großes Körperwissen, das ihr euch dank der Wahrnehmung durch eure Sinne und so erworbener Erfahrung angeeignet habt. Ihr verfügt über Wissen auf Spezialgebieten, die von Menschen systematisch erforscht und geordnet wurden. In jedem Augenblick liefern euch eure Sinne Informationen, und diese Informationen sind, wiewohl unmerklich, in bestimmter Weise bereits euren Glaubensüberzeugungen, Wünschen und Absichten angepaßt und entsprechend verzerrt.

So werdet ihr zum Beispiel bestimmte Reize, auf die eine andere Person sofort ansprechen würde, als Information ignorieren. So üben schon in eurem Alltag eure Absichten und Wünsche eine Filterfunktion aus, durch die bestimmte Informationen ausgeblendet werden.

Demgegenüber ist die in Bezugssystem 2 erhältliche Informationsmenge nach euren Begriffen unendlich.

(Nach langer Pause, einer von vielen, um 22.28 Uhr:) Es ist der schöpferische Ursprung eurer Welt, und so enthält es nicht nur alles sinnlich erfahrbare Wissen, sondern weitaus mehr. Geduldet euch einen Moment... Ich möchte das innere Selbst keineswegs mit einem Computer vergleichen, denn ein Computer ist weder schöpferisch noch lebendig.

Natürlich haltet ihr das Leben, wie ihr es kennt, für, großgeschrieben, DAS LEBEN. Und doch ist es nur die Manifestation dessen, was als das größere Leben bezeichnet werden muß, aus dem euer Leben entspringt.

Damit soll eure Wirklichkeit in dieser Welt keineswegs in abschätziger Weise mit jener anderen Existenz in der Welt des Ursprungs verglichen werden,- denn eurer Welt kommt, wie jeder anderen Welt auch, eine Einzigartigkeit und Originalität zu, wie es sie nirgendwo sonst gibt - denn keine Welt und keine Existenz ist irgendeiner anderen gleich.

Das innere Selbst ist ein Teil des Selbst; es ist derjenige Teil eurer selbst, der beispielsweise um eure Reinkarnationserfahrungen weiß. Es ist jener Teil von euch, der außerhalb von Zeit existiert, doch zugleich auch in der Zeit lebt. Ihr schafft euch selbst eure Wirklichkeit. Das Ego, das ihr kennt, konnte jedoch offensichtlich nicht euren Körper für euch erschaffen oder eure Knochen wachsen lassen. Es weiß zwar, wie es die Gegebenheiten der Welt einzuschätzen hat, und euer Denken ist außerordentlich wichtig, aber es kann nicht euer Blut durch den Körper pumpen oder eure Augen sehen lernen.

Das innere Selbst verrichtet die eigentliche Arbeit, die all die Geschehnisse hervorbringt, für die ihr euch entschieden habt. Sehr vereinfacht gesagt: Wenn ihr ein Buch zur Hand nehmen wollt und die entsprechende Handlung vollführt, so ist das für euch ein bewußt herbeigeführtes Geschehen, obwohl ihr all die inneren Abläufe, die erforderlich waren, um die Bewegung zu vollführen, gar nicht wahrgenommen habt. Das innere Selbst steuert diese Aktivitäten.

Wenn ihr den Wunsch hegt, euren Job zu wechseln, wird ein neuer Job in genau der Weise in eure Erfahrung treten, in der kraft innerer Abläufe es euer inneres Selbst arrangiert hat. Ein Körpergeschehen setzt die Aktivierung zahlreicher Muskeln und Gelenke voraus und so weiter.

Das Geschehen eines Arbeitswechsels setzt die Aktivierung etlicher Personen sowie die Kommunikationen über ein ganzes Netzwerk mit allen in Frage kommenden und beteiligten inneren Selbst voraus. Klar ist dann, daß jegliches Geschehen auf dem körperlich-materiellen Plan, von dem ganze Massen erfaßt werden, ein inneres Kommunikationssystem erfordert, das eure technologische Kommunikationssysteme weit in den Schatten stellt.

Macht eine Pause.

(Pause von 22.47 bis 23.02 Uhr.)

Diktat: Ihr könnt euch auch, ohne es zu wissen, eine Krankheit zuziehen, die aufgrund einer Reihe von Geschehnissen geheilt wird, die allem Anschein nach gar nichts mit der Krankheit und ihrer Heilung zu tun haben - weil in Bezugssystem 2 das innere Selbst, da es den Grund für die Krankheit wie auch das Heilmittel kennt, genau die Situationen herbeiführt, die den Zustand wieder beheben. Solches Geschehen läuft automatisch ab, sofern ihr euch der Wiederherstellung nicht widersetzt.

Die Kommunikation zwischen dem inneren Selbst und dem äußeren Ego sollte natürlich so klar und offen wie möglich sein.

Allgemein gesprochen ist das innere Selbst von eurer Einschätzung äußerer Gegebenheiten abhängig. Die Art und Weise, wie ihr euch selbst in eurem Privatbereich erlebt und wie ihr euer Einbezogensein in Massenerfahrungen wahrnehmt, hat viel mit eurer Einschätzung der konkreten Situation und mit euren diesbezüglichen Glaubensüberzeugungen und Wünschen zu tun.

Geduldet euch einen Moment... Ein sehr einfaches Beispiel: Ihr wollt einen Brief schreiben, also setzt ihr euch hin und schreibt ihn. Es besteht kein Konflikt zwischen euren Wünschen und Überzeugungen und der Ausführung des Vorhabens, und so wird die erforderliche Handlung mühelos vollzogen. Solltet ihr jedoch aus irgendeinem Grund, etwa aufgrund einer Fehleinschätzung eurer Wirklichkeit, glauben, daß ein solches Vorhaben gefährlich sei, dann werdet ihr den Energiefluß zwischen dem Wunsch und seiner Ausführung behindern. Der vom inneren Selbst in Gang gesetzte schöpferische Fluß gerät ins Stocken.

Ende des Diktats, und geduldet euch noch einen Moment...

(23.13 Uhr. Nachdem Seth einiges Material für Jane und für einen unserer Freunde gebracht hatte, beendete er die Sitzung um 23.42 Uhr.) Sitzung 823, Montag, den 27. Februar 1978

(Seit der letzten Sitzung ist eine Woche vergangen. Jane hat mir meine Arbeit, die hauptsächlich in der Verfassung von Anmerkungen und Fußnoten für die »Natur der Psyche« und die »›Unknown‹ Reality«

bestand, durch aktive Mithilfe sehr erleichtert. Zweifellos freut sie die Herausforderung, die Seth-Bücher auch im Licht meiner Anmerkungen, sozusagen von der anderen Seite her, kennenzulernen. Ich sagte ihr, daß ich mein Interesse und Engagement gegenüber den Seth-Sitzungen und Seth-Büchern früher nie für möglich gehalten hätte. 21.43 Uhr.) Guten Abend.

(»Guten Abend, Seth.«)

Diktat: (Mit vielen Pausen:) Von allergrößtem Einfluß ist der eure Erfahrungen verfälschende Mythos, dem zufolge ihr all eure Wahrnehmungen und all euer Wissen einzig und allein der Vermittlung durch eure Sinne verdankt.

Dies ist der Mythos des nach außen gerichteten Bewußtseins - eines Bewußtseins, das, wie euch gesagt wird, nur in bezug auf die dingliche Realität offen ist; es scheint »am anderen Ende«, das in dieser Sicht eure Geburt darstellt, geschlossen zu sein.

Und in der Tat kann das Bewußtsein aus der Sicht dieses Mythos keinen Ursprung haben, da der Mythos alles ausschließt, was über ein auf die materielle Welt ausgerichtetes, mechanistisch gedrilltes Bewußtsein hinausgeht. Ein solches Bewußtsein kann nicht nur den Tod nicht überdauern, es kann ganz offensichtlich auch keinen Zugang zu einem nicht über die Körpersinne erworbenen Wissen haben. Dieser Mythos ist es, der eurem Verständnis so sehr im Wege steht und der euch undurchlässig macht für die größere Natur der euch zuinnerst angehenden Geschehnisse. Dieser Mythos ist es auch, der euer eigenes Miteinbezogensein in Geschehnisse, von denen größere Menschenmassen betroffen werden, manchmal unverständlich erscheinen läßt.

In vielen Fällen scheint es tatsächlich dafür keinerlei Grund zu geben, einfach weil die komplizierten inneren Kommunikationssysteme des Bewußtseins äußerlich überhaupt nicht erkannt werden.

Ich spreche vor allem Menschen des Westens an, und so gebrauche ich hier bestimmte Begriffe, um Ideen auf eine Weise zu erklären, die verstanden wird. Wenn ich vom inneren Selbst (in der letzten Sitzung) gesprochen habe, so möchte ich noch einmal betonen, daß das »

Unbewußte« in Wirklichkeit über Bewußtsein verfügt - und mit Bewußtsein meine ich, daß daran nichts irrational ist. Seine Verfahrensweisen sind keineswegs chaotisch, und die Merkmale, die es charakterisieren, sind denen des bekannten Ego nicht nur durchaus zu vergleichen, vielmehr sind sie ihnen an Flexibilität und Wissen deutlich überlegen.

Die Bezugssysteme 1 und 2 repräsentieren offensichtlich nicht nur zwei verschiedene Wirklichkeitssphären, sondern auch zwei unterschiedliche Arten von Bewußtsein. Um diese Erörterung, für den Moment wenigstens, so einfach wie möglich zu gestalten, stellt euch diese beiden Bezugssysteme oder Bewußtseinszustände als miteinander durch »undifferenzierte Bereiche«, in denen Schlaf, Träume und gewisse Trancezustände vorherrschen, verbunden vor. In diesen undifferenzierten Bereichen vollzieht sich die fortwährende Übersetzung der einen Art von Bewußtsein in die andere, zusammen mit der Übermittlung von Energie.

Ihr seid fortwährend mit der Verarbeitung von Daten beschäftigt, die ihr in eurem Privatleben registriert, einschließlich der Berichte aus der ganzen Welt, die euch die Nachrichtenmedien ins Haus bringen.

Das innere Selbst aber hat Zugang zu einer viel umfassenderen Wissensfülle. Es nimmt nicht nur seine persönliche Position - so wie ihr die eure - wahr, es kennt sich auch sehr genau mit den Massenvorgängen seiner Wirklichkeit aus. Es ist innig verknüpft mit der Entstehung eurer eigenen persönlichen Erfahrungen.

Ich sagte, daß das innere Selbst denkt, doch ist sein Denken nicht durch die Einschränkungen des Prinzips von Ursache und Wirkung behindert, die ihr jeglichem Denkprozeß auferlegt. Das Wirken des inneren Selbst innerhalb der

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*********************************************ersetzungen, in denen die Geschehnisse von Bezugssystem 2 in symbolischer Form erscheinen.

(Einminütige Pause um 22.14 Uhr.) Geduldet euch einen Moment...

Tag für Tag fügen sich die Vorkommnisse eures Privatlebens in die größeren Muster des Weltgeschehens ein, in dessen Zusammenhang sie sich ereignen. Gleichermaßen vollziehen sich die inneren Abläufe eures Traumlebens im größeren Zusammenhang des Traumgeschehens der Welt - in dem sie ihre Wirklichkeit haben.

Euer Bewußtsein, wie es allgemein von der Psychologie beschrieben wird, gleicht in merkwürdiger Weise der blanken, glänzenden Schale einer Frucht, ohne doch eine Frucht zu enthalten, ein Bewußtsein mit einer blanken Oberfläche, die auf Sonne und Regen, auf Temperaturschwankungen und auf ihre Umgebung reagiert, ungeachtet all dessen jedoch eine psychologische Frucht bleibt, die weder Fruchtfleisch noch Kerne hat, sondern eine Leere enthält. So gesehen kommt euch nur die eine Hälfte eures Bewußtseins zur Erfahrung: die auf die Dingwelt eingestimmte Portion. Obstbäume haben ihre Wurzeln; ihr aber gesteht eurem Bewußtsein keinen Seinsgrund zu.

Das kollektive Unbewußte Carl Gustav Jungs war ein Versuch, eurer Welt ihre psychologischen Wurzeln zu geben, aber Jung vermochte nicht die Klarheit, Organisation und den tieferen Zusammenhang zu erkennen, in denen dieses kollektive Unbewußte seine eigene Existenz hat. Wirklichkeit als Bezugssystem 2 ist auf andere Weise organisiert als in der Welt von Bezugssystem 1, und die Bewußtseinsprozesse führen sehr viel rascher zu Erkenntnissen. In Bezugssystem 1 schöpft ihr Erkenntnisse weitgehend durch Ableitung des Besonderen und Einzelnen vom Allgemeinen, und sie müssen immerfort an der scheinbar konkreten Erfahrung materieller Geschehnisse überprüft werden. Die Bewußtseinsprozesse des inneren Selbst führen zur schöpferischen Erschaffung aller Erfahrungen. Es befaßt sich mit Geschehnissen in einem anders gearteten Zusammenhang, denn es ergeht sich in Wahrscheinlichkeiten.

(Nach langer Pause:) Eure Glaubensüberzeugungen und Absichten prägen sich dem inneren Selbst ein und bestimmen, welche Geschehnisse ihr aus einer unendlichen Anzahl von Wahrscheinlichkeiten erleben wollt. Im Traumzustand werden Geschehnisse aus beiden Bezugssystemen verarbeitet. Zum Traumzustand gehört nicht nur ein Bewußtseinszustand, der zwischen den beiden Bezugssystemen der Wirklichkeit existiert, sondern es wohnt ihm - so gesehen - auch eine Verbindung schaffende eigene Wirklichkeit inne. Hier möchte ich betonen, daß alle Arten des Pflanzen- und Tierreichs »träumen«.

Dasselbe trifft auf die »psychologische Aktivität« der Atome und Moleküle und geglichen Partikels zu.* Punkt.

(22.40 Uhr.) Es gibt Intensitäten des Verhaltens, in denen die

* Kaum hatte Jane Seths »psychologische Aktivität« von Atomen und Molekülen erwähnt, drängte sich mir ein Zusammenhang zwischen seinen Feststellungen und bestimmten Prinzipien moderner Atomphysik auf: dem Prinzip der Unschärferelation der Quantenmechanik wie auch dem Komplementaritätsprinzip.

Das Prinzip der Unschärferelation, das von Werner Heisenberg aus der Quantenmechanik abgeleitet und 1927 formuliert wurde, setzt der möglichen Genauigkeit bei gleichzeitiger Messung der Bewegung und Position atomarer Objekte (Elementarteilchen) entschiedene Grenzen und besagt auch, daß Beobachter und beobachtetes Objekt einander beeinflussen. Das 1928 von Nils Bohr formulierte Komplementaritätsprinzip löst das scheinbare Paradoxen, daß Materie - je nach den Bedingungen - sich eher wie eine Welle oder eher wie ein Teilchen, in gewisser Weise jedoch wie beide zugleich verhält. Diese Doppelnatur kommt beispielsweise auch dem Licht zu. Es kann entweder als elektromagnetische Welle oder als Teilchen auftreten.

Ich bezweifle, daß die Physiker in den zwanziger Jahren sich mit der »

psychologischen Aktivität« von Atomen, Molekülen oder Elementarteilchen befaßt haben. Immerhin aber hat Heisenberg das freie Verhalten eines von einem Lichtstrahl ausgesandten Elektrons postuliert. Albert Einstein fand die Vorstellung des freien Willens eines Elektrons unhaltbar, obgleich er viel früher (im Jahre 1905) mit seiner speziellen Relativitätstheorie die Grundlage für die Quantenmechanik gelegt hatte.

Jane ist wenig vertraut mit moderner Atomphysik, findet aber deren Erkenntnisse im allgemeinen faszinierend.

Aktivität, die innere Aktivität eines jeden Wesens oder Teilchens gleichgerichtet ist mit der physikalischen Kraft, die in einem gemeinschaftlichen Zusammenwirken eure Wirklichkeit hervorbringt.

Doch gibt es Varianten, wenn sich diese Aktivität statt dessen auf die innere Natur der Wirklichkeit richtet. Es gibt ein inneres Kommunikationssystem, über das die Zellen aller Lebewesen miteinander verbunden sind. So gesehen gibt es ein Bewußtseinskontinuum.

Macht Pause.

(22.45 Uhr. Vor der Sitzung, das sagte mir Jane jetzt, hatte sie »

gewußt, daß Seth über diese Sachen sprechen würde«. Wie schon in der letzten Sitzung war ihr Vortrag heute ziemlich langsam; anders war heute abend nur, daß sie viele Pausen gespürt hatte. Aber dies war die Art von Sitzung, die ihr lag, und als sie aus der Trance kam, hatte sie das Gefühl, daß mehr Zeit vergangen sein müßte. Jane fügte hinzu, daß man »einen tieferen subjektiven Fluß« des Materials erhalte, wenn der Vortrag länger dauert, nämlich ohne Unterbrechung ungefähr eine Stunde.

Um 23.01 Uhr ging es im gleichen bedächtigen Tempo weiter.) Um euren eigenen Zusammenhang mit dem Geschehen, das ihr persönlich und in Beziehung zu anderen erlebt, wirklich zu verstehen, müßt ihr zunächst mit der inneren Wirklichkeit vertraut werden, in der Ereignisse entstehen.

Welche Rolle spielt beispielsweise der Zufall in eurem Leben? Ist es Zufall, wenn jemand zum Beispiel zu spät zum Flughafen kommt um später zu erfahren, daß das Flugzeug abgestürzt ist? Vielleicht kam es infolge einer »Zufallsbegegnung« mit einem alten Bekannten im letzten Augenblick zu der Verspätung, oder er oder sie hatte das Flugticket verlegt oder war in einen Verkehrsstau geraten, der sich allem Anschein nach ganz ohne Zutun ergeben hatte.

So könnt ihr auch in das Drama einer Naturkatastrophe verwickelt worden sein oder sie aufgrund scheinbar zufälliger Umstände vermieden haben. Was euch als Chance oder Zufall erscheint, ist jedoch in Wirklichkeit das Resultat der erstaunlichen Kommunikation und Organisation, die in der inneren Realität von Bezugssystem 2 am Werk sind. Noch einmal: ihr schafft selbst eure Wirklichkeit. Aber wie? Und in welcher Weise begegnen oder berühren persönliche Existenzen einander, so daß ein Umweltgeschehen daraus wird? Zum Auftakt müssen wir Einblick nehmen in die Natur des Bezugssystems 2.

Es wird dies keine trockene, intellektuelle Untersuchung werden, denn schon die Absicht allein wird genügen, um in eurem Leben etwas auszulösen, das euch Winke und Hinweise in bezug auf euer eigenes inniges Verwobensein in die schöpferischen Vorgänge innerhalb des Bezugssystems 2 geben wird.

Ende des Kapitels.