Jane Roberts

Individuum und Massenschicksal

PDF by Sethunderground 2004

Wir haben nie jemandem irgendwelche Anweisungen gegeben, was zu tun sei, außer dieser einen: sich offenen Blicks den Möglichkeiten des Bewußtseins zu stellen.

Jane Roberts, 19. April 1978

Anmerkung von Robert F. Butts: Seth äußerte sich oft recht unverblümt bei der Erörterung der medizinischen Glaubensüberzeugungen und der Praktiken unserer Gesellschaft sowie ihrer bisweilen ziemlich unerfreulichen Auswirkungen. Zugleich jedoch milderte er seine Ausführungen in Passagen wie der folgenden, die der 870sten Sitzung (Kapitel 10) entnommen ist:

»Ganz generell möchte ich sagen, daß ihr zum Arzt gehen solltet, wenn ihr euch wegen eures Gesundheitszustands ernstliche Sorgen macht, denn andernfalls würden euch eure eigenen Glaubensvorstellungen zuviel Angst machen. Aber macht einmal den Anfang mit Beschwerden, die im Grunde harmlos wiewohl lästig sind, und versucht, selber damit ins reine zu kommen. Versucht herauszufinden, was euch plagt und warum. Wenn ihr Kopfweh habt oder eine einfache Magenverstimmung oder chronische, doch nicht ernsthafte Beschwerden wie Stirnhöhlenkatarrh oder Heuschnupfen - denkt daran, daß euer Körper wirklich imstande ist, sich selbst zu heilen.«

Ein psychisches Manifest

Mein Leben definiert sich selbst,

und so auch das deine.

Überlassen wir die Priester

ihren Himmeln und Höllen

und überantworten wir die Wissenschaftler

ihrem sterbenden Universum

mit seinen zufällig entstandenen Sternen.

Wagen wir es, ein jeder für sich,

unseres Traumes Pforten zu öffnen

und die nichtamtlichen Grenzübergänge

zu erforschen, wo wir beginnen.

Jane Roberts

(Dies ist der erste Vers eines langen Gedichts, das Jane Ende Juli 1979

schrieb, als Seth seine Arbeit an »Individuum und Massenschicksal«

abschloß. Das Gedicht ist unter anderem eine leidenschaftliche psychische Unabhängigkeitserklärung als Antwort auf die in diesem Buch dargelegten Ideen Seths.)

Einführung

Eine Trance ist ein stark persönlichkeitsgebundenes Phänomen. Es stellt die Abkehr des Bewußtseins von der uns bekannten äußeren Wirklichkeit und die Hinwendung zu einer inneren Wirklichkeit dar. Doch wie persönlich eine Trance auch erlebt werden mag, sie bleibt der uns allen vertrauten, gemeinsamen Erscheinungswelt verhaftet. Ich werde vom Geschehen dieser Welt berührt und Sie auch; also kann ich, selbst wenn ich in Trance sitze und als Seth Bücher diktiere, schließlich doch nicht allzuweit von unserer gemeinsamen Wirklichkeit abschweifen. Der Stuhl, auf dem ich sitze, während ich für Seth spreche, ist ein Fabrikat unserer Zeit. Das Glas Wein auf dem Teetischchen vor mir, die Zigaretten und der in Serienproduktion hergestellte Tisch, sie alle weisen darauf hin, daß

- zur Zeit wenigstens - meine Reisen in andere Wirklichkeiten, und seien sie noch so abenteuerlich, in der materiellen Welt eines Geschehens, an dem wir alle teilhaben, verwurzelt sind.

Robert F. Butts, mein Mann, sitzt drüben auf der Couch und notiert sich wörtlich, was ich als Seth sage; er überträgt diese Mittellungen »aus einer anderen Welt« mit einem zeitgemäßen Kugelschreiber auf gutes, weißes Briefpapier. Im Zuge meiner ASW-Kurse wurden die Sitzungen mit Seth immer auf Tonband aufgenommen, und eben diese Woche kam Seth einmal durch, als ich gerade Rundfunkaufnahmen machte, die zu einem späteren Zeitpunkt gesendet werden sollten. So bleibt die Technologie dieser Welt mit all ihren Begleiterscheinungen unserem Leben durchaus nicht fremd.

Zum Beispiel diktierte Seth »Individuum und Massenschicksal«, als sich der Unglücksfall in dem Atomkraftwerk von Three Mile Island bei Harrisburg ereignete, und falls sich der Vorfall zu einer Katastrophe ausgeweitet hätte, wäre unser Chemung County ein Quartier für Flüchtlinge geworden. Natürlich haben sich seit unserer ersten Sitzung Ende 1963 viele spektakuläre Ereignisse auf nationaler Ebene abgespielt; doch nahm Seth auf solche Vorkommnisse nur selten Bezug, und dies auch nur dann, wenn wir ihm deswegen Fragen gestellt hatten.

In dem vorliegenden Buch jedoch erörtert Seth eingehend, wie unsere persönlich erlebten Wirklichkeiten mit Erfahrungen der Massen verschmelzen. Aus diesem Grund macht er öffentliche Schauplätze solchen Geschehens zum Gegenstand seiner Betrachtungen und bringt eine ganze Menge Material sowohl, wie gesagt, zur Affäre von Three Mile Island wie auch beispielsweise zu dem Massenselbstmord von Jonestown. Beide Vorkommnisse ereigneten sich in der Zeit, als Seth dieses Buch diktierte, und obwohl sie sich in der Gegenwart abgespielt haben, stellen sie in ihren Verflechtungen und Konsequenzen typische Beispiele dar.

Robs Notizen stellen für den vorliegenden Band, wie dies schon bei den vorangegangenen »Seth-Büchern« der Fall war, die notwendige äußere Orientierung her. Er beschreibt den äußeren Rahmen unseres täglichen Lebens, in dem Seth zweimal pro Woche so temperamentvoll »

auftritt«, meine Brille herabschubst und damit den Beginn meiner Trance signalisiert. Außerdem haben natürlich meine eigenen Stimmungen, Überlegungen, Freuden und Kümmernisse an solchen Tagen ihr irdisches Netz in meinem Gemüt gesponnen. Vielleicht war ich in meiner eigenen schriftstellerischen Arbeit mehr oder weniger gut vorangekommen.

Vielleicht war es ein ruhiger Tag gewesen; vielleicht waren auch Gäste gekommen, oder es hatte irgendeines der normalen häuslichen Hochs und Tiefs gegeben.

Zum Beispiel starb, während Seth dieses Buch diktierte, unser Kater Billy. Seth erörterte gerade den Vorfall von Three Mile Island; doch unterbrach er, weil wir so bekümmert waren, eine Weile sein Diktat für das Buch und gab uns ausgezeichnetes Material über das Bewußtsein von Tieren vor und nach dem Tode durch - denn es gibt große und kleine

»Tragödien«, und die alltäglichsten Vorkommnisse in unserem Zuhause bieten Seth Gelegenheit, das Leben selbst zu kommentieren.

So fiel, selbst wenn meine Aufmerksamkeit anderswohin gerichtet war und mein Bewußtsein sich nach innen wandte, ein Lichtstrahl von jenem anderen Blickpunkt her auf unsere Welt, fast so, als wachte plötzlich eine Figur aus unseren Träumen auf, träte aus dem Traum hervor und nähme sich die Freiheit, die Welt unseres Alltagsbewußtseins zu kommentieren. Das ist vielleicht kein guter Vergleich - Seth ist alles andere als eine Traumfigur, und ich träume übrigens so gut wie nie von ihm -, aber er ist eine Persönlichkeit, deren Wirklichkeitsebene eine andere als die unsere ist, eine Energiepersönlichkeit, die zwar durch mich Bücher schreibt, jedoch von seinem Standpunkt aus und nicht von meinem.

In diesem Buch erörtert er unsere Religionen, Wissenschaften, Kultphänomene und Glaubensüberzeugungen, vor allem auch in medizinischer Hinsicht, mit kompromißlosem Scharfsinn und großer Weisheit - so als ob er für einen tiefverborgenen Teil der menschlichen Psyche stünde, der es besser weiß und der es immer schon besser gewußt hat, als ob er nicht nur mit meiner Stimme, sondern für viele andere Menschen spräche und als ob er für die Wahrheiten stünde, die zu vergessen wir uns erlaubt haben.

Welche Wahrheiten? Daß unsere Träume zur Mittagszeit wahr werden; daß unsere Gefühle und Überzeugungen zu der von uns erlebten Wirklichkeit werden; daß, tiefgründiger formuliert, wir die Geschehnisse sind, an denen wir teilhaben, und daß Mord um eines Ideals willen immer noch Mord ist. Vor allem aber erinnert uns Seth an etwas, das wir als Kinder wußten: Wir wollen das Gute.

»Ihr selbst schafft euch eure Wirklichkeit.« Diese Feststellung ist eine der grundlegenden Thesen von Seths Material, die er fast von Anbeginn der Sitzungen vorbrachte und in all seinen Büchern wieder und wieder bekräftigte. In diesem Buch allerdings geht Seth noch weiter, indem er die Behauptung vertritt, daß unsere persönlichen Impulse als Triebkraft zur Entfaltung der uns innewohnenden Fähigkeiten in einer Weise wirken, die der gesamten Menschheit und ebenso der natürlichen Evolution von Nutzen ist. Er spricht dabei von unseren alltäglichen Impulsen - Antrieben, Gefühlsregungen und Eingebungen -, Impulsen also, die man uns als gefährlich, chaotisch und widersprüchlich zu sehen gelehrt hat. Seth vertritt die Ansicht, daß wir nicht auf uns selbst vertrauen können, wenn wir gleichzeitig unseren Impulsen mißtrauen. Es geht in diesem Buch oft um den Sinn unserer Impulse und um die Gründe ihres geringen Ansehens in den Augen von Wissenschaft und Religion.

Seth zufolge aber sollen unsere Impulse uns helfen, auf einer persönlichen Grundlage unsere eigenen Wirklichkeiten zu schaffen in einer Weise, die sowohl unser Privatleben als auch unsere Zivilisation und Kultur bereichern würde.

Aber wenn wir das Gute wollen, wie kommt es dann, daß wir uns manchmal in die nichtswürdigsten Handlungsweisen verstricken? Seth stellt sich solchen Fragen ohne Zaudern, und er befaßt sich mit den Motivationen sowohl des Fanatikers als auch des Idealisten. Die Menschen sind idealistisch! Zahlreiche Leserinnen und Leser jeglichen Alters schreiben uns, um zu fragen, wie sie ihr eigenes Potential entwickeln und dadurch mithelfen können, eine »bessere Welt« zu schaffen. Sie sind von tiefer Besorgnis erfüllt und verabscheuen die sozialen Mißstände, die sie rings um sich her sehen, ganz gleich, ob sie nun unmittelbar davon betroffen sind oder nicht. In diesem Buch zeigt Seth ganz klar, wie jeder einzelne von uns in konstruktiver Weise zur Wirklichkeit der Gesellschaft beitragen kann und wie wir vermeiden können, Enttäuschungen oder blindem Fanatismus zum Opfer zu fallen.

Da wir alle mit den Geschehnissen in der Welt verknüpft sind, ist es dringend notwendig, daß wir verstehen, auf welche Weise wir in jegliches Umweltgeschehen und sogar in globale Vorgänge verflochten sind, und daß wir einsehen, wie unsere negativen Vorstellungen über uns selbst und die Menschheit als Ganzes Verhältnisse herbeiführen können, die alles andere als ideal und von den Zielen, die wir uns gesetzt haben, weit entfernt sind. Deshalb erklärt uns Seth unter anderem auch, wie die Theorien von Sigmund Freud und Charles Darwin unser Vorstellungsvermögen und unsere Fähigkeiten einschränken.

Rob und ich wuchsen natürlich auch in der Begriffswelt Freuds und Darwins auf. Und wir waren auch nicht magisch gefeit gegen die unseligen Auswirkungen einer derart engen Sichtweise. Diese Theorien haben, zusammen mit der religiösen Vorstellung vom sündhaften Selbst, ihre Spuren in unser aller Leben hinterlassen. Rob und mir wurde jedoch durch die Seth-Sitzungen eine neue, umfassendere Weltanschauung vermittelt, die wir an unsere Leserinnen und Leser weitervermitteln, und diese Weltanschauung entfaltet sich immer weiter. Sie ist noch lange nicht vollendet. Die Antworten sind noch nicht alle eingebracht. Wir lernen immer noch, die richtigen Fragen zu stellen.

Als Seth dieses Manuskript zu diktieren begann, war ich mit meiner persönlichen Arbeit an der Idee »heroischer Impulse« (als verschieden von unseren alltäglichen Impulsen) beschäftigt, die uns als innere Triebkräfte zu konstruktivem Handeln drängen. In diesem Buch aber stellt Seth fest, daß wir lernen müssen, unseren alltäglichen Impulsen zu vertrauen! Selbst ich war befremdet! Unsere alltäglichen Impulse? Genau die also, die ich nicht zur Kenntnis nahm, wenn ich nach den »heroischen

« Ausschau hielt? Dann endlich begann ich zu verstehen: Unsere alltäglichen Impulse sind heroisch, trotz unseres Mißverstehens. In gewisser Hinsicht ist das ganze vorliegende Buch ein Vertrautmachen mit unseren Impulsen - jenen, denen wir folgen, und jenen, die wir unterdrücken.

Ich habe mich selbst viel mit meinen Impulsen herumgeärgert; ich bin ihnen nur gefolgt, wenn sie mich dorthin zu führen versprachen, wohin ich wollte, und ich beschnitt sie drastisch, wenn ich befürchtete, daß sie mich von meiner Arbeit ablenken würden. Wie viele andere Menschen glaubte auch ich, daß es wohl keinen unzuverlässigeren Weg gäbe, irgendein Ziel zu erreichen, als seinen Impulsen zu folgen - außer beim Schreiben, wo mir Impulse der schöpferischen« Art höchst willkommen waren. Infolge meiner Überzeugungen hatte ich jahrelang unter einer sehr schmerzhaften Arthritis zu leiden, die sich unter anderem auf das Unterdrücken von Bewegungsimpulsen zurückführen ließ.

Wenn Seth mir früher sagte, ich solle dem inneren Selbst vertrauen, so erklärte ich mich einverstanden und stellte mir irgendein hypothetisches inneres Selbst vor, das irgendwo von meinen bewußten Absichten getrennt existierte. Aber als Seth im Verlauf dieses Buches immerfort wiederholte: »Vertraue deinen Impulsen!«, da ging mir endlich ein Licht auf - und seitdem geht es mir körperlich sehr viel besser. Dieses entfernt scheinende innere Selbst war also gar nicht so weit entfernt; »es

« teilte sich durch meine Impulse mit. In gewisser Weise sind Impulse die Sprache der Psyche.

Aber wie steht es dann mit den widersprüchlichen oder aggressiven oder gar mörderischen Impulsen? Wie sollte man denen vertrauen können? Seth beantwortet diese und viele andere Fragen, bis wir uns beim Lesen seiner Erklärungen wundern, wie wir nur unsere eigene Natur so zu mißdeuten vermochten, da wir eben jenen Botschaften mißtraut haben, die uns zu unserem eigenen spirituellen Wachstum wie auch dem der Menschheit führen sollten.

Und welche Rolle spiele ich in alledem? Ich verstehe sie als eine Rückbesinnung auf die ursprüngliche Rolle des Dichters, die darin liegt, die Tiefen seiner eigenen Psyche zu erkunden und sich gegen allgemein akzeptierte psychische Grenzen zu stemmen, bis sie nachgeben und sich ein neuer mystischer Bereich auftut - die Psyche des Menschen, der Menschheit selbst - in einer überwältigenden Schau der inneren Wirklichkeit, die dann der Dichter den Menschen vermittelt, indem er seine Vision in Worte, Rhythmen und Gesänge übersetzt.

So waren wahrscheinlich die Dichter der Frühzeit halb Schamane und halb Prophet, und sie sprachen für die Naturkräfte, für die »Geister«

der Lebenden und der Toten, indem sie ihre Visionen von der Einheit des Menschen mit dem Universum in Sprache übersetzten. Sie sprachen ihre Botschaften, sangen ihre Gesänge, intonierten laut ihre Visionen.

Vielleicht ist dies der Grund, weshalb Seth spricht und sich in erster Linie durch Worte und nicht, beispielsweise, durch automatisches Schreiben mitteilt. Seths Bücher sind in erster Linie gesprochene Hervorbringungen.

Vielleicht sind die Seth-Sitzungen selbst eine Rückbesinnung auf irgendeine längst vergangene Zeit, in der wir das notwendige Wissen über uns selbst auf ebensolche Weise empfingen: indem einer von uns für die anderen die Reise in das »kollektive Unbewußte« unternahm - eine Reise, die irgendwie die Persönlichkeit veränderte und erweiterte -, um nachher seine Visionen, so gut er es vermochte, mitzuteilen.

Wenn dem so ist, dann können solche »Zwischenwelt-Persönlichkeiten« bemerkenswert beständig sein; und wenn sie sich schon unseren Vorstellungen von Individualität entsprechend herausbilden, so können sie uns doch sogar an Komplexität bei weitem übertreffen. Selbst angenommen, Seth sei lediglich ein mit meinem unbewußten Trancematerial ausgefülltes psychisches Modell, so beweist er uns doch wahrhaftig, wie unzulänglich unser Begriff der Persönlichkeit ist und läßt uns indirekt erkennen, daß wir selber noch einen weiten Weg zu gehen haben, um unser volles Potential auszuschöpfen.

So denke ich also, daß es um mehr geht. Ich denke, daß Seth tatsächlich ein Modell für das ist, was wir sein könnten; daß er für jenen Teil unser selbst spricht, der niemals auch nur für eine Minute all den Unsinn über das sündhafte Selbst geglaubt hat.

Was nun meine Beziehung zu Seth und seine Beziehung zu mir betrifft, so müssen wir, wie ich denke, aufgrund unserer jahrelangen Verbindung ein einzigartiges psychologisches Bündnis eingegangen sein.

Irgendwie bin ich zum Teil Seth, und zumindest während der Sitzungen muß Seth zum Teil Jane sein, in einer Art beiderseitigen psychischen Einverständnisses. Seth ist auf meine Stimme angewiesen, um zu sprechen, auch benötigt er mein Leben als Bezugsrahmen, und ganz gewiß haben sich infolge der Sitzungen meine Bewußtseinsinhalte enorm erweitert. Natürlich lebe ich mein tägliches Leben im Bewußtsein dieser Verbindung, und es gehört jetzt seit Jahren zu meiner Alltagsroutine, zweimal wöchentlich »zu Seth zu werden«.

So bildet zum Beispiel diese Einführung meinen einzigen bewußt erarbeiteten Beitrag zum ganzen vorliegenden Buch. Doch sicher sind, wie Seth oft feststellt, selbst die unbewußten Komponenten unserer Persönlichkeit in Wirklichkeit bewußt! Es ist alles eine Frage des Brennpunkts, in dem sich Bewußtsein zentriert. Nicht daß Seth einfach ein anderer Brennpunkt meines Bewußtseins wäre! Denn es ließe sich in ebendiesem Zusammenhang durchaus zu Recht auch sagen, ich sei der Brennpunkt seines Bewußtseins. Vielmehr steht Seth für eine viel umfassendere, höherdimensionierte Psyche, der unser menschliches Bewußtsein entspringt. Das, worum es bei alledem geht, ist eben die Erforschung des menschlichen Bewußtseins, seines Umfangs und seiner Reichweite. In welchem Maße verändert es sich, wenn es sich jenseits der gewohnten Wirklichkeiten einstellt?

Aber wie immer wir versuchen, Seths Wirklichkeit zu umreißen von einem bin ich inzwischen überzeugt: Er bringt uns unser tiefstes Wissen über uns selbst, die Welt, das Universum und den Ursprung des Seins zum Bewußtsein. Nicht daß Seth irgendeine Art von Allvermögen für sich beanspruchte! Das tut er nicht. Sein Material liefert jedoch offenkundig solche Übersetzungen vitalen unbewußten Wissens und bietet uns intuitive Eröffnungen, die Seth zufolge auch nicht merkwürdiger sind als jene, die uns durch die Natur selbst zuteil werden; nur haben wir die Botschaften der Natur zu verstehen verlernt. Es sind Eröffnungen, die, wie Seth sagt, nicht geheimnisvoller sind als jene, die uns in Augenblicken der Inspiration zuteil werden. Aber auch solche Mitteilungen haben wir zu entziffern verlernt. Ja, es gibt nicht wenige Menschen, die sich vor Inspirationen geradezu fürchten.

Ich denke, daß solche Phänomene einem

entwicklungsgeschichtlichen Sinne wichtig waren, indem sie das menschliche Bewußtsein zu entfalten halfen. Und obgleich solches Material häufig entstellt gewesen oder ebensohäufig von der Hand gewiesen worden sein mag, so mußte es doch auf jeden Fall immer wieder neu gedeutet werden, damit es der jeweiligen Erfahrung der Menschen im Rahmen ihres zeitbedingten Verständnisses entsprach.

A propos komplexe psychologische Sachverhalte! Gerade heute wurde mir ein vortreffliches Beispiel für die hier erörterten Ideen geliefert. Als ich die obenstehenden Passagen niederschrieb, schienen mich die Worte selbst in einem bestimmten Rhythmus vorwärtszutragen.

Mir war, als bezöge ich Energie und Wissen aus einer Quelle, die jenseits meiner mir bekannten Möglichkeiten lag. Da es später Nachmittag war, machte ich eine Pause, um ein Weilchen zu schlafen. Weitere Ideen strömten mir zu, die ich im Schlafzimmer eilig niederschrieb. Das subjektive Tempo nahm weiter zu und beschleunigte sich immer mehr -

dann stieß ich gegen eine psychische Wand und konnte den Entwurf nicht weiter ausführen. An diesem Punkt erkannte ich plötzlich Seth an den »

Rändern« meines Bewußtseins. Im nächsten Augenblick war ich eingeschlafen. Als ich eine halbe Stunde später erwachte, ging ich das Nachtessen zubereiten. Rob und ich aßen zu Abend und sahen die Nachrichten im Fernsehen. Dann ging ich in mein Arbeitszimmer zurück.

Kaum hatte ich mich gesetzt, da kam ein solcher Schub von Material, daß ich mit dem Schreiben kaum nachkommen konnte, und ich griff den Faden dort wieder auf, wo zuvor meine Ideen ausgesetzt hatten.

Ich erhielt mehrere Kapitelüberschriften für - ja tatsächlich Seths nächstes Buch, während ich noch die Einleitung für das vorliegende schrieb! Hinter jedem Titel beziehungsweise jedem Thema ahnte ich Wissensbereiche, die zwar für Seth, nicht aber für mich, Jane, zugänglich zu sein schienen. Doch hatte es unmittelbar vor dem Hereinbruch des Materials einen Moment gegeben, in dem ich eine sonderbare psychische Schwelle zu spüren meinte, einen gewissen beschleunigten Zustand, der, zumindest in diesem Fall, eine Überschneidung von Seths und meinen Gedanken signalisierte. Dann kam ein kurzer Moment psychischer Ruhe, eine Art neutrale Pause, in der Seths vages Erscheinungsbild in mir aufzutauchen begann.

In unserer darauffolgenden nächsten Sitzung bestätigte Seth, daß das Material einen Teilentwurf für sein geplantes neues Buch darstelle und daß der Titel, den ich, während er noch dieses Buch diktierte, »

aufgeschnappt« hatte, korrekt sei. So wird er, obwohl er im Moment, da ich dies zwei Tage später niederschreibe, noch nicht damit begonnen hat, mit Sicherheit an einem dieser Tage mit dem Diktat seines nächsten Buches beginnen. Meine Brille wird fortgewischt werden. Seth wird wieder sagen: »Nun, Diktat«, und Rob wird eine neue Titelseite für sein Notizbuch aufmachen.

Die Seth-Sitzungen und Seths Bücher sind natürlich nicht aus dem Zusammenhang mit der Beziehung zwischen Rob und mir zu lösen. Rob ist weit mehr als ein bloßer Registrator oder Schreiber des Materials. Sein beachtlicher Verstand hat mich mit seinen Fragen und seiner sondierenden Art stets angeregt, mein Bestes zu geben; er war für mich immer wie ein unsichtbarer, doch spürbar vorhandener Bildschirm, der mir erlaubte, mich selbst und die Sitzungen so klar wie möglich zu sehen.

Ohne seine Ermutigung und aktive Teilnahme gäbe es wohl kaum die Seth-Sitzungen in ihrer gegenwärtigen Form.

Während Seths Bücher in die Öffentlichkeit hinaus gehen, ergeben sich die Sitzungen selbst im Rahmen unseres Privatlebens. Doch vollzieht sich dieses Leben simultan mit Geschehnissen, die in der Arena der Öffentlichkeit stattfinden und die Massen bewegen, Geschehnisse, von denen wir manchmal nur leicht gestreift, manchmal auch drastisch in Mitleidenschaft gezogenwerden. In diesem Buch beschreibt Seth das Existenzkontinuum, das uns alle zusammenhält und das unsere persönlichen Erfahrungen in das Umweltgeschehen, ja sogar auch in das Weltgeschehen miteinfließen läßt. Diese Welt ist sowohl Ihre Welt wie auch die unsere. Das vorliegende Buch kann uns allen ein Wegweiser sein bei dem Bemühen, diese unsere gemeinsame Welt zu einer besseren Welt zu machen.

Jane Roberts

Erster Teil:

»Naturgewalten« -

Epidemien und

Naturkatastrophen