ACHTES KAPITEL
Wir aßen äußerst genussvoll, die Wirtin Anja umkreiste uns mit der nicht ausgesprochenen Frage: Wer, zum Teufel, ist diese Frau?
Ich verspeiste eine Filetpfanne, Vera mummelte einen Salat mit viel Lachs, den Abschluss bildete ein Eisbecher vom Format der nördlichen Dolomitengipfel, und erst dann gelang es mir, Anja mit einer einfachen Bemerkung unter Freunden zufrieden aussehen zu lassen. »Vera bleibt ein paar Wochen bei mir – hoffe ich.«
Anja, ganz wohlgeratene Tochter wohlgeratener Eltern, sagte hell: »Ach, wie schön!« Sie lächelte zuckersüß, verschwand für eine Minute und kam dann mit der Gabe des Hauses zurück: »Ein Sekt mit Limettensaft, einen doppelten Espresso. Das Haus wünscht Glück.«
Vera errötete, was ihr gut stand.
»Du interessierst dich doch für diese schreckliche Geschichte mit den beiden jugendlichen Toten. Ich kenne einen der Männer, die da im Forsthaus getagt haben«, erzählte Anja und setzte sich mit halbem Hintern auf den dritten Stuhl. »Dieser Hans Becker aus Maria Laach ist ein häufiger Gast hier. Ein guter Gast und ein richtig netter Kerl. Also, ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass der irgendwelche krummen Dinger macht, wie es im Kölner Express stand. Becker ist ein ganz Lieber.«
»Das mit den krummen Dingern ist so eine Sache«, murmelte ich. »Bisher konnten ihm richtig krumme Dinger gar nicht nachgewiesen werden. War er mit jungen Frauen hier?«
»Nein, nie. Und selbst wenn: Warum denn nicht?«
»Richtig«, sagte Vera bestimmt. »Aber es ist so ein Kuddelmuddel entstanden, verstehst du. Einen Mörder haben wir noch lange nicht parat.«
»Vielleicht«, sagte die Wirtin, »steckt euer Mörder ganz woanders. Vielleicht da, wo ihr noch gar nicht nachgesehen habt.«
Als wir gingen, sang eine Amsel in einem Ahorn ihr Abendgebet, die Enz rauschte in ihrem tief liegenden Bett, es war sehr friedlich.
»Eigentlich«, sagte Vera, »sind wir nicht weit weg von Maria Laach, der Heimat des Kaufmanns und Unternehmers Hans Becker.«
»Stimmt. Man müsste wissen, ob er noch im Gewahrsam von Kischkewitz ist oder bereits entlassen werden musste.«
Ich wählte also Kischkewitz' Büronummer und konnte ihn nicht erreichen, weil er unterwegs war. Aber eine seiner Helferinnen antwortete auf meine Frage: »Ja, Becker ist wieder zu Hause. Muss uns zur Verfügung stehen, hat so was wie Hausarrest. Hat zwar wie wild mit Natalie gevögelt, aber gleichzeitig hat er Geld genug, sich alles zu erlauben.« Das klang zynisch.
»Höre ich da Zorn?«
»Ach ja, verdammte Hacke, diese Geldsäcke kommen doch immer frei.«
»Grüßen Sie Kischkewitz, bitte.«
Wir fuhren durch Monreal, dann auf die Schnellstraße, die an Mayen vorbei in Richtung Maria Laach führt.
»Ich mag Laach«, sagte Vera. »Ich war ein paar Mal mit meinen Eltern hier. Es hat mich immer sehr beeindruckt.« Sie lachte leise. »Ich habe als Mädchen immer gedacht, ich könne hier einem Nonnenorden beitreten, ich wusste nicht, dass hier nur die Benediktiner wohnen. Das waren noch schöne Zeiten damals.«
»Wo leben deine Eltern eigentlich?«
»Sie lebten. Meine Mutter starb vor sechs Jahren. Sie hatte Brustkrebs. Mein Vater starb zwei Jahre später, er wollte ohne sie nicht mehr.«
Ich überlegte. »Ich weiß im Prinzip nichts von dir.«
»Von dir weiß ich auch wenig«, entgegnete sie. »Vielleicht können wir das ein wenig ändern. Du hast Anja gesagt, ich würde eine Weile bei dir bleiben. Geht das denn, kannst du damit leben?«
»Ja, das würde mir gefallen. Was hat dein Vater beruflich gemacht?«
»Er war Polizist«, sagte sie. »Er war der Typ Dorfpolizist, der jeden im Revier kannte, der mit jedem schwätzte, der genau wusste, was jeder beruflich machte, der die Schwierigkeiten der Einzelnen kannte. Er war mein Vorbild, ist es eigentlich immer noch. Kennst du Maria Laach?«
»Was heißt kennen? Ich bin oft da, ich streune herum, denke darüber nach, warum sie das Kloster dort gründeten und nicht einen Kilometer weiter südlich oder westlich. Es ist ein geheimnisvoller Ort.«
»Das vollkommenste Bauwerk der deutschen Romanik«, sagte Vera versonnen. »An den Satz erinnere ich mich, der stammt von meinem Vater. Er hatte wahrscheinlich nicht viel Ahnung von Architektur, aber von deutschen Klöstern wusste er eine Menge. Er kannte sie alle. Ich wusste gar nicht, dass es in Laach auch Wohnhäuser gibt.«
»Gibt es auch nicht, außer eben den zum Kloster gehörenden Gebäuden. Wir werden sehen.«
Wir wurden schlauer, als wir am Empfang des Hotels am Laacher See nachfragten. Eine junge Dame teilte uns mit, Hans Becker residiere im alten Forsthaus jenseits der Straße, die nach Bell hinaufführte. Sie sagte tatsächlich residiert und sie meinte es ernst.
Also fuhren wir weiter und entdeckten das Haus hinter einer Gruppe uralter, hoher Buchen. Wir konnten nur zwei Giebelfenster erkennen, die aus einer Schieferfläche herauszuspringen schienen. Da gab es eine schmale Asphaltstraße, die in einem leichten Linksbogen zwischen die Bäume führte.
»Sieh mal«, sagte Vera, »Kameras, alle sechs bis acht Meter Kameras. Auf den Pfählen im Zaun, siehst du sie? Na, der wird nicht zu sprechen sein.«
»Versuchen wir's«, entschied ich.
Ich lenkte den Wagen auf den schmalen Zubringer und wir landeten vor einem schweren, schmiedeeisernen Tor. Kein Hinweis, kein Schild, kein Name. Nur eine Klingel, eingelassen in einen Steinpfosten. Ich schellte und starrte direkt in die nächste Kameralinse.
Der Lautsprecher tönte blechern. Eine Frauenstimme fragte: »Ja, bitte?«
»Mein Name ist Siggi Baumeister. Könnte ich bitte Herrn Hans Becker sprechen. Es geht um die Geschichte mit Natalie Colin.«
»Oh. Ich weiß nicht, ob er sie empfangen will. Es ist ja schon spät.« Hinweis der seriösen Reichen, man möge zu christlichen Zeiten kommen, nicht am späten Abend.
Die Stimme eines Mannes war auf einmal zu hören: »Was kann ich für Sie tun?«
»Das kommt darauf an, ob Sie Auskunft geben wollen. Herr Kischkewitz sagte mir, er habe Sie entlassen und ...«
»Er musste mich entlassen!«
»Na gut, er musste Sie entlassen. Aber finden Sie es nicht ausgesprochen unhöflich, dass wir mit Ihnen über diesen Scheißlautsprecher verkehren müssen und Ihnen nicht einmal ins Gesicht blicken können?«
Er lachte unterdrückt. »Kommen Sie herein. Fahren Sie hoch bis zum Haus.«
Nachdem das Tor ein wenig quietschend aufgeschwungen war, fuhren wir den Weg hoch. Das Haus war aus Basalt, ein gigantischer schwarzer Klotz, Furcht einflößend, bedrohlich, vermutlich mit fünfhundert Quadratmetern Wohnfläche, zwei Schwimmbädern und einem Wintergarten für tropische Pflanzen in der Größe eines Einfamilienhauses.
»Ich friere, wenn ich das sehe«, flüsterte Vera.
Sechs Stufen führten hinauf zu einer hohen, zweiflügeligen Tür aus Bronze. Das rechte Türblatt hatte statt einer Klinke oder eines Knaufs einen gewaltigen Brocken aus Amethyst. Das Portal wirkte wie der Eingang zu einem wirtschaftlich besonders gut ausgestatteten Kloster, unnahbar, im Grunde nicht von dieser Welt, mystisch.
Die Tür ging auf und eine Frau stand dort. Sie mochte sechzig sein, vielleicht älter. Sie war hager und schmal. Unter den grauen Haaren, die kurz gehalten waren, fand sich ein scharf ausgeprägtes Gesicht wie das einer Eule. Sie war ganz in Schwarz gekleidet. Langer Rock, schwarze Bluse, schwarze Strickjacke. Sie musterte uns ungeniert und eingehend und sagte dann: »Ich bin die Hausdame. Wenn Sie mir bitte folgen wollen.«
Wir traten in eine beachtliche Halle mit einer irrwitzig großen und breiten Treppe. Die Stufen waren aus schwarzem Marmor, die Wände mit dunkelroter Seide bespannt. Und überall hingen Bilder, Ölschinken mit den Porträts längst vergangener Menschen, die düster mit dunklen, nichts sagenden Augen auf die Szene blickten.
»Die Treppe hinauf«, erklärte die Frau und ging voran.
In der Mitte der Halle schaukelte ein eiserner Kronleuchter mit einem Durchmesser von mindestens zwei Metern, eindeutig ein Stück aus der Klosterschmiede, deren Stil unverwechselbar ist.
»Wen darf ich melden?«, fragte die Hausdame und blieb im ersten Stock stehen.
»Siggi Baumeister. Ich bin Journalist. Die Dame ist meine Freundin.« Ich wollte Veras Profession nicht verraten, es würde nicht gut für sie sein, als Privatdetektivin mit einem aktuellen, Aufsehen erregenden Fall in Verbindung gebracht zu werden.
»Moment bitte.« Die Dame verschwand hinter einem schweren Vorhang, der quer über einen breiten Flur gespannt war. Dann tauchte sie wieder auf und bat uns mit einer Handbewegung, ihr zu folgen. Das Ziel war ein Raum am Ende des Flurs und ich weiß nicht mehr, ob ich nicht erregt aufseufzte, als wir eintraten.
Der Raum war groß wie ein Rittersaal und düster wie das ganze Haus. Sicher lag die Raumhöhe bei vier Metern und bis auf zwei große Fenster waren die Wände vom Fußboden bis zur Decke mit Bücherregalen bedeckt. Es gab eine Sitzecke gewaltigen Ausmaßes aus schwarzem Leder, einen gewaltigen Schreibtisch, auf dem nichts lag, außer etwa zehn Telefonen in verschiedenen Farben. Hinter diesem Schreibtisch stand ein großer hölzerner Sessel, in dem ein Mann saß. Auch der Mann war groß, ein Häuptling Silberlocke, ohne Zweifel eine imposante Erscheinung. Er trug einen Nadelstreifenanzug mit Weste und dunkler Krawatte. Sofort erhob er sich und kam uns entgegen. Er küsste Vera den Handrücken, drückte meine Rechte ziemlich kräftig und stellte sich mit dunklem Bass vor: »Hans Becker.«
Wir waren ganz artig, folgten ihm wie Hündchen zu der Sitzgruppe und ließen uns nieder.
Er setzte sich uns gegenüber in einen Sessel. »Womit kann ich Ihnen dienen?«
»Das wissen wir nicht genau«, lächelte Vera. »Angesichts der tragischen Affäre stürzen Hunderte von Fragen auf uns ein. Wir wissen gar nicht, wo wir beginnen sollen.«
Kein schlechter Anfang, dachte ich automatisch. »Was war das nun eigentlich für ein Kreis im Forsthaus Bongard?«
Becker grinste schmal. »Sie sagen ›war‹, ich sage ›ist‹. Der Männerkreis ist nicht zerstört, er existiert nach wie vor.
Gewiss, wir haben herbe und vollkommen idiotische Kritik über uns ergehen lassen müssen, aber das kann uns nicht aufhalten, nicht auf Dauer. Oder finden Sie es vielleicht normal, dass eine seriöse Runde von Kaufleuten als kriminelle Vereinigung dargestellt wird?«
»Da gab es tatsächlich eine Reihe schriller Töne«, nickte Vera. »Aber das ist ja nur eine Seite der Medaille, nicht wahr? Die andere Seite, also die der Damen Colin, spricht ja durchaus verständlicherweise die Sensationsgier eines breiten Publikums an.«
»Das ist richtig«, sagte Becker. »Aber wir müssen uns bloß ein paar Wochen, zwei Monate vielleicht, still verhalten und es wird wieder business as usual geben.«
»Glauben Sie, Sie finden noch einmal so ein Haus wie das in Bongard?«, fragte ich.
»Selbstverständlich«, antwortete er. »Zweifeln Sie daran?«
»Keine Zweifel«, bestätigte ich ihm. »Nur die weibliche Seite wird nicht mehr zu bekommen sein.«
»Nun, das nicht«, nickte er heiter. »Insofern war Bongard sicherlich einmalig.«
»Ich nehme an«, Vera sprach nicht, Vera schien die Worte zu seufzen, »ich darf Sie nach der toten Natalie fragen? Sie leben doch allein hier, sind etwa sechzig Jahre alt und Junggeselle.«
»Ich bin achtundfünfzig und kein Junggeselle. Meine Familie lebt in meinem Haus in Hamburg. Meine Frau, meine beiden erwachsenen Kinder. Die sind bald mit dem Studium fertig. Wir sehen uns. Nicht regelmäßig, aber wir sehen uns. Ich bin einer der alten Elefanten, die arbeiten müssen, ständig arbeiten. Da geht jedes Familienleben kaputt. Daher haben wir uns schon vor Jahren arrangiert. Selbstverständlich dürfen Sie mich nach der kleinen Natalie fragen.«
Vera, Liebling, bolz ihn an!, dachte ich.
»Sie haben mit ihr geschlafen. Sie könnte Ihre Tochter sein. Was war das für ein Gefühl?«
Die Frage war brutal, aber sie schien Becker nur weiter zu erheitern. »Das war überhaupt kein Gefühl, gnädige Frau. Es sollte einem Mann in meinem Alter nicht passieren, aber es passierte eben, weil ich entschieden zu viel getrunken hatte. Kein Gefühl. Ich bin hinterher zu ihr gegangen und habe mich für meinen Übergriff entschuldigt.«
»Übergriff nennen Sie das?«, fragte Vera schrill.
»Übergriff«, nickte er. »Wie würden Sie das nennen?«
»Unzucht mit einer Minderjährigen«, sagte sie scharf.
Er wurde nicht nervös, brach das Gespräch nicht ab, warf uns nicht aus dem Haus. Kühl retournierte er: »Nun wollen wir aber mal auf dem Teppich bleiben, Leute. Insofern bin ich richtig froh, dass Sie hier aufgetaucht sind. Die kleine Natalie hätte sechzehn sein können und es wäre keine Unzucht mit einer Minderjährigen gewesen. Die Kleine ist eine auf Profit gedrillte Nutte gewesen und keine noch so vornehme Umschreibung darf darüber hinwegtäuschen.«
Erst jetzt fiel mir auf, dass wir auch hier auf einem Seiden-Isfahan saßen, garantiert eigens für diesen Raum gewirkt. Rottöne herrschten vor, eine unglaubliche Fülle an Ornamenten.
»Lassen Sie ein Tonband mitlaufen?«, fragte Becker plötzlich.
»Nein«, sagte ich matt. »So etwas Linkes machen wir nicht. Haben Sie mehr als einmal mit ihr geschlafen?«
»Wenn ich sage, ja, ist das gelogen, wenn ich sage, nein, ist das auch gelogen. Sehen Sie, es ist so, dass wir eine Gruppe von fünf Jagdfreunden sind. Wir fanden dieses Haus in Bongard. Dort konnten wir uns ausruhen, miteinander reden, miteinander auch Geschäfte besprechen und tätigen. Ich lebe sehr viel nachts, Sie haben die Telefone gesehen. Ich bin einer, der mit Geld Geld macht. Internationale Finanzplätze und so. Eigentlich brauche ich dieses Haus nicht mehr zu verlassen, eine Pleite ist nahezu unmöglich geworden. Dieses Leben erschöpft, in Bongard konnte ich mich erholen. Ich kann zugeben, dass ich ein weiteres Mal mit Natalie schlafen wollte. Ich erinnere mich deshalb so gut, weil ich vor lauter Erschöpfung impotent war. Wir haben darüber gelacht.«
Diese Auskunft war das mit Abstand Raffinierteste, was ich in den letzten Jahren gehört hatte. Er stritt nichts ab, täuschte nichts vor, er ging weit in die Selbstanklage hinein und wurde gerade dadurch nahezu unangreifbar. Welcher Mann erliegt denn nicht gelegentlich einer Versuchung? Und, seht her, Leute, ich bin wirklich nichts anderes als ein normaler Mann.
»Warum dieses Leben in diesem einsamen Haus?«
»Das hat etwas mit dem Kloster nebenan zu tun und mit der faszinierenden Geschichte dieses Ortes. Und das hat mit meiner Jugend zu tun. Haben Sie etwas Zeit?«
Als wir beide nickten, fuhr er fort: »Ich stamme aus einer alten Handwerkerfamilie in Bad Breisig, genauer gesagt Oberbreisig. Mein Vater war ein Schuhmacher, er fertigte orthopädische Schuhe an. Wir waren acht Kinder und wir hatten, soweit unsere wirtschaftlichen Mittel das zuließen, eine sehr erfüllte und glückliche Jugend. Ich diente in der Messe in Bad Breisig, in der alten katholischen Dorfkirche gleich an der B 9. Später dann war ich hier im Kloster Messdiener. Ich radelte mit dem Fahrrad her, eine heute kaum glaubliche Vorstellung, zig Kilometer jede Woche bei jedem Wetter. Ich glaube, ich war ein nachdenkliches Kind.«
Er wurde unterbrochen, die Hausdame kam herein mit einem großen Tablett und stellte es auf den Bronzetisch zwischen uns. Sie goss Wasser ein, Wein, Kaffee und verschwand wieder wie ein Schatten, als habe sie es nicht einmal nötig zu atmen.
Becker nippte an seinem Weinglas. »Ich spielte jahrelang mit der Idee, katholische Theologie zu studieren und in den Benediktinerorden einzutreten. Klösterliches Leben faszinierte mich, fasziniert mich noch immer. Aber es kam anders. Ich machte Abitur und anschließend eine Banklehre. Ich begriff sehr früh die Bedeutung der elektronischen Medien und sehr früh kaufte ich mir die ersten Computer. Ich verstand schnell, dass man sich nicht vom Schreibtisch fortbewegen muss, um zu Geld zu kommen. Kennen Sie die Benediktregel aus dem Kapitel 57?«
»Nein«, antwortete ich.
»Nun, die lautet: ›Bei der Festlegung der Preise darf sich das Übel der Habgier nicht einschleichen. Man verkaufe sogar immer etwas billiger, als es sonst außerhalb des Klosters möglich ist, damit in allem Gott verherrlicht werde.‹« Er lächelte zurückhaltend. »Daran habe ich mich mein Leben lang gemessen.«
»Das klingt sehr arrogant«, stellte Vera fest.
»Das mag Ihnen so erscheinen, aber arrogant ist das nicht. Arroganz wird immer bestraft. Es gibt eine andere Benediktregel, ebenfalls im Kapitel 57, eine wichtige Bemerkung über Handwerker im Kloster: ›Sind Handwerker im Kloster, können sie in aller Demut ihre Tätigkeit ausüben, wenn der Abt es erlaubt. Wird aber einer von ihnen überheblich, weil er sich auf sein berufliches Können etwas einbildet und meint, er bringe dem Kloster etwas ein, werde ihm seine Arbeit genommene« Becker setzte hinzu: »Und ich bin nichts anderes als ein Handwerker.«
»Moment«, widersprach ich, »Sie tun so, als seien Sie ein Mönch unter Mönchen. Ihr Spitzname, wenn ich mich recht erinnere, ist sogar der ›Abt‹.«
»Ja, das ist mein Spitzname. Ich arbeite beratend für das Kloster. Ich erstelle Wirtschaftlichkeitsberechnungen, gelegentlich schließe ich im Namen des Klosters Geschäfte ab. Ich werde dafür bezahlt, aber ehrlich gestanden ist das nur ein Hungerlohn. Ich trete meine Arbeitskraft an das Kloster ab, ich erstatte sozusagen meinen Dank für ein erfolgreiches Leben in der Wirtschaft.«
»Mit wie viel Schwarzgeld operieren Sie?«, fragte Vera.
»Zuweilen ist es viel, zuweilen ist es weniger. Wie Sie wissen, gibt es Branchen, die nahezu ausschließlich mit Bargeld arbeiten. Bei manchen Geldern weiß ich nicht, ob sie schwarz sind oder nicht. Ich kann es auch gar nicht wissen, weil der Geschäftspartner mir das nicht sagen würde. Beispiel: Ich habe für das Kloster in Moskau eine Heilige Maria mit Kind aus dem frühen 17. Jahrhundert vermittelt. Ausgemacht war, dass der Verkäufer meine Provision bezahlt. Ich machte das Geschäft, die Abtei bezahlte das Kunstwerk, ich habe den Vorgang vergessen. Eines Tages steht hier einer meiner russischen Partner aus Moskau vor der Tür, reicht mir einen Aktenmappe voll mit Dollarscheinen und sagt trocken, das sei meine Provision. Er hat sie mir nicht gebracht, weil er so ehrlich ist, sondern weil er weiß, dass er möglicherweise an mich weitere besonders wertvolle Stücke verkaufen kann. Purer Egoismus, sonst nichts. Was soll ich mit diesem Geld jetzt machen? Etwa zum Finanzamt rennen? Es ist mein Recht als Kaufmann, darauf zu achten, so wenig Steuern wie möglich zu zahlen. Ich habe das Geld dazu verwendet, mir einen hochwertigen PKW zu kaufen. Den habe ich bar bezahlt und so den Kaufpreis erheblich drücken können. Steuern zahle ich ohnehin genug.«
»Sie haben Natalie Geld dafür gegeben, dass sie sich um den Millionenerben Adrian Schminck kümmerte, dessen Aktien Ihre Gruppe unbedingt erwerben wollte. Stimmt das?«
Ich hatte erwartet, er würde schweigen, mindestens aber ausweichen. Beides tat er nicht. »Jawohl, so ist das gelaufen. Jeder von uns hat Natalie Geld dafür gegeben. Wir haben die Aktien bekommen und das Paket weitergegeben an eine Industriegruppe, die an dem Handel Interesse hatte. Das war ein durchlaufendes Geschäft, sonst nichts.«
»Augenblick!«, sagte Vera wütend. »Sie machen eine Neunzehnjährige scharf auf diesen Erben. Diese Neunzehnjährige weiß: Dafür muss ich mit dem Mann schlafen! Das tut sie auch. Sie kocht ihn langsam weich, sie suggeriert ihm, dass sie möglicherweise bis in alle Ewigkeit bei ihm bleibt. Dann ist das Geschäft gelaufen und der Mann muss plötzlich begreifen, dass Natalie nichts anderes war als eine geschickt agierende Kurtisane, die nichts anderes wollte als das Geschäft und damit die Provision. Und das nennen Sie ein einfaches Geschäft?«
»Selbstverständlich.« Er erheiterte sich an Veras Wut. »Wir wussten, dass Herr Schminck sehr empfänglich für weibliche Reize und Schönheit ist. Also haben wir Natalie gefragt, ob sie vielleicht ein wenig helfen kann. Du lieber Himmel, seien Sie doch nicht päpstlicher als der Papst: Es gibt uralte Regeln auf dem Sektor des Handels. Und eine davon ist die, dass eine schöne Frau an der richtigen Stelle einem Geschäft blitzschnell auf die Beine helfen kann, vorausgesetzt, sie macht ihre Beine breit.«
»Das ist zynisch!«, brauste Vera auf.
»Mag Ihnen so erscheinen«, nickte Becker. »Aber das ändert nichts am Ergebnis. Wir haben das Paket bekommen und mit Gewinn weitergegeben.« Er lachte leise. »Wissen Sie, eigentlich geht es mir überhaupt nicht mehr um Geld, eigentlich geht es mir um das Spiel.«
»Es geht Ihnen um Macht«, stellte ich fest. »Dieses ganze Haus, dieses ganze Ambiente ist nichts als die Inkarnation geballter Macht, schrecklich kalt.«
Er konterte kühl: »Es ist mein Zuhause, nicht das Ihre.«
»Sie wirken sehr souverän. Wahrscheinlich sind Sie sehr souverän.« Ich wählte meine Worte sorgfältig. »Da gibt es doch den Dr. Lothar Grimm. Der scheint mir dagegen eine miese Figur zu sein, die überhaupt nicht zu Ihnen passt. Er ist wesentlich jünger als Sie und scheint fast eine Art, nun ja, ein Sexbesessener zu sein.«
»Sie wirken richtig moralisch«, grinste Becker. »Sehen Sie, ich muss doch mit dem Mann nicht ins Bett. Wir bereiten Geschäfte vor und führen sie durch. Und diesbezüglich ist Grimm ein hervorragender Partner. Es ist mir wurscht, ob er hinter jungen Mädchen hergeiert oder sich mit sechs Huren gleichzeitig amüsiert.«
»Sie instrumentalisieren Menschen, nicht wahr?«, fragte Vera fasziniert.
»Selbstverständlich«, gab er zu. »Das tun wir alle. Die meisten geben es nur nicht zu. Die Instrumentalisierung ist übrigens in der Politik eine ganz hohe Kunst. Der Exbundeskanzler konnte das meisterhaft und führt noch heute das Volk systematisch hinters Licht. Wenn einer geschäftlich so gut ist wie Lothar Grimm, möchte ich ihn zum Bundesgenossen und seine sexuellen Vorlieben interessieren mich nicht im Geringsten.«
»Was haben Sie gedacht, als die Nachricht kam, Natalie sei ermordet worden?«, fragte Vera hinterhältig.
»Eine gute Frage«, murmelte er. »Das Erste war wohl, dass ich nicht entsetzt war, sondern sofort wusste: Das ist das Aus für das Forsthaus in Bongard. Das Zweite war wahrscheinlich, dass es mich nicht verwunderte: Wer wie die Natalie so außerordentlich früh auf den Broterwerb durch den Körper setzt, muss einfach damit rechnen, dass das schief gehen kann. Drittens dachte ich – wahrscheinlich mit einer gewissen Automatik: Da hat es einer ernst gemeint und nicht geschnallt, dass es für Natalie nur ein Geschäft war. Und dann ist er in seiner Verzweiflung hingegangen und hat sie getötet. Wenn Sie mich fragen, war es der Sven vom Hardbeck. Das arme Schwein hat unter diesem Mädchen nur gelitten. Auf keinen Fall war es Adrian Schminck. Der ist viel zu zart besaitet und kann kein Blut sehen. Außerdem wollte der nur kassieren und sich amüsieren.«
»Was halten Sie denn von Herbert Giessen aus Bad Münstereifel?«
»Der spielt in der gleichen Liga wie ich. Kein Zweifel, dass er sich von der Kleinen trösten ließ, aber ebenso kein Zweifel, dass es für ihn eine geradezu absurde Vorstellung wäre, nur auf die Idee zu kommen, Natalie zu töten. Wozu soll man jemanden töten, den man schon gekauft hat? Und den ich nach jedem Frühstück erneut kaufen kann? Von Herbert stammt der Satz: ›Es gibt keinen Verband aus Tausendmarkscheinen, der nicht augenblicklich wirkt. ‹«
»Und was, bitte, ist mit diesem Andre Kleimann aus Euskirchen?«, fragte ich weiter.
»Er ist Spezialist in Finanzierungsfragen. Wenn Sie mal zwanzig Millionen für dreißig Tage brauchen und wissen nicht, woher die kommen könnten, fragen Sie Andre und schon haben Sie den Zaster. Er ist in so einer Runde unerlässlich.«
»Dann gibt es noch Hardbeck. Was denken Sie über den?«
»Der ist das arme Schwein bei dem Deal. Gleich aus mehreren Gründen. Erstens hat er unwiderbringlich seinen Sohn verloren und zweitens war er immer schon jemand, der sich mit ein paar Millionen zufrieden gegeben hat und nicht unbedingt bei allen Geschäften dabei sein wollte. Er ist halt ein zurückhaltender Eifler Jung.«
»Nun einmal zu den zwölf Giftfässern und dem Polen Ladislaw Bronski«, wechselte Vera das Thema. »Gaben Sie den Auftrag mit den Fässern?«
»Nein. Damit habe ich nichts zu tun. Ladi war ein Idiot, die Fässer ausgerechnet in Mannebach abzuladen. Aber ich vermute mal, er wollte sich bei der Gelegenheit mit Natalie treffen.«
»Was?«, fragte ich verblüfft.
Seine Antwort war ebenfalls von Verblüffung begleitet. »Ja, wissen Sie denn das nicht? Natalie hatte einen Spruch drauf: ›Der Einzige, mit dem ich gern und freiwillig ins Bett gehe, ist Ladi!‹«
»Wusste Sven davon?«, fragte Vera so schnell, dass sein letzter Satz noch in der Luft hing.
»Keine Ahnung, aber der Sven war bei alldem so etwas wie eine tragische Figur, der Clown im Spiel, der nie eine wirkliche Chance hatte. Ich dachte, das hätten Sie herausgefunden.«
»Nein«, sagte ich. »Niemand hat uns erzählt, dass Ladi und Natalie ein Paar bildeten, auch Tina Colin nicht. Halten Sie es für möglich, dass Tina die Mörderin ist?«
»Habe ich auch gedacht, dass möglicherweise die Mutter die Notbremse gezogen hat. Natalie zog sich immer mehr zurück, machte sich selbstständiger. Sie wollte auch auf einmal selbst ihre Preise bestimmen und das Geld persönlich in Empfang nehmen. Um auf Ladi zurückzukommen: Ich denke, er ist mit seinen Fässern nach Mannebach gefahren, um Natalie zu treffen. Das ist eigentlich logisch, die beiden mochten sich wirklich. Ladi ist ein Pole mit dem Handicap des Mannes vom Balkan. Aber er benimmt sich vollkommen frei. Und genau das liebte Natalie so an ihm, weil sie selbst irgendwie genauso war. Ich war übrigens hocherstaunt, dass Ladi so schnell wieder aus der U-Haft entlassen wurde.«
Ich sagte: »Er soll angeblich Besuch aus Polen bekommen haben und in die Eifel gefahren sein. Hat er hier noch nicht angerufen?«
»Nein, hat er nicht.«
»Das wundert mich. Er soll gesagt haben, dass er gegen jeden vorgeht, der ihm irgendetwas unterschieben will. Für wen hat er die zwölf Giftfässer transportiert?«
»Nicht für mich. Das sagte ich doch schon. Müll ist nur mein Ding, wenn ich nichts damit zu tun habe. Ladi ist seit drei oder vier Jahren bekannt dafür, dass er jeden kritischen Transport macht, den er kriegen kann.«
»Er hat für die zwölf Fässer zwanzigtausend Mark erhalten«, murmelte Vera. »Das finde ich nicht schlecht. Wie beurteilen Sie Ladi?«
»Ein ausgesprochen fröhlicher, netter Kerl. Einer zum Pf erdestehlen. Immer gut gelaunt.« Becker starrte zu einem der Fenster hinüber. »Er ist irgendwie ein Krieger. Jemand, der nicht fragt, sondern erst handelt und dann fragt.«
»Könnte er Natalie ermordet haben?«, fragte Vera.
Becker überlegte einen Moment: »Nein. Und zwar deshalb, weil Natalie wichtig für ihn war. Ich meine nicht als Bettgenossin, sondern als Mensch. Die beiden waren fröhlich miteinander und sie bezeichneten sich gegenseitig als Piraten. Nein, das scheint mir ausgeschlossen.« Becker sah Vera an und murmelte: »Sie betrachten mich wie ein seltenes Insekt.«
»Ja«, nickte sie. »Es ist komisch und seltsam. Sie sitzen da und erzählen locker, flockig und leicht vom Hocker. Das klingt alles so, als ginge Sie das nichts an. Aber Sie standen eindeutig in der Mitte des Geschehens. Berührt Sie die Geschichte gar nicht?«
»Doch, sie berührt mich und sie macht mich auch wütend. Wütend deswegen, weil wir nicht daran gedacht haben, dass mit zwei so raffgierigen Frauen über kurz oder lang etwas schief gehen musste. Das hätten wir vorhersehen müssen. Aber wahrscheinlich hat die Stille der Eifel uns eingelullt. Und was mich nachdenklich macht, das ist Sven Hardbecks Tod. Der Junge war die traurige Karte im Spiel. Allzu leicht ist man geneigt zu sagen, dass Natalie Schuld an allem trug. Aber so einfach ist das nicht, denn dieses Mädchen wurde nur zu dem, was sie war, weil ihre Mutter sie so gedrillt hatte. Glauben Sie mir, das berührt mich sehr.«
Ich stopfte mir eine Pfeife, ich wollte sie gleich im Auto rauchen, ich wusste, unsere Zeit hier war zu Ende.
»Sie können ruhig rauchen, ich rieche das gern«, meinte Becker nachdenklich.
»Ich denke, wir müssen gehen, Baumeister«, sagte Vera.
»Ja, natürlich«, pflichtete ich ihr bei und stand auf.
Becker war höflich und begleitete uns durch das Treppenhaus bis an die Haustür. »Tut mir Leid, wenn ich Ihnen nicht weiterhelfen konnte. Leben Sie wohl.«
Wir fuhren los, die Nacht war längst gekommen, irgendwo über dem See schrillte hoch und gellend ein Vogel, es klang nach Tod.
Ich sagte: »Tina ist der Auffassung, dass Natalie möglicherweise zu Becker fuhr, wenn sie mit irgendetwas nicht klarkam. Ist er so jemand, dem man vertraut?«
»Unbedingt«, erwiderte Vera. »Ich ärgere mich darüber, dass ich ihm nicht böse sein kann, dass er mit Natalie schlief. Aber er hat die Gabe, alles so darzustellen, als sei das normal, natürlich und liege im Bereich der ganz normalen menschlichen Fehler. Nun würde mich interessieren, ob Bronski an dem Abend Natalie angerufen hat, er habe ein paar Fässer in die Wälder zu schmeißen und käme anschließend auf einen Sprung vorbei...«
Ich kam auf die kleine Kreuzung, von der aus die Straße nach Bell hochführt. Rechts von uns lag die Basilika, die Türme waren gut gegen den grauen Himmel zu sehen. »Wir fahren die Schnellstraße über Kempenich und den Nürburgring, wenn es dir recht ist. Hier rieche ich immer Geschichte, hier fingen im Jahre 1093 Handwerker an, das Kloster zu errichten. Das ist jetzt fast tausend Jahre her. Und du musst dir vorstellen, dass es erst rund 12.000 Jahre her ist, dass der Laacher See entstand. Ein Vulkan ist explodiert. Er explodierte so gewaltig, dass Staub aus Laach noch in Nordafrika gefunden wurde. Die Vulkanasche bedeckte alle Täler von hier bis zum Rhein und erstickte den Urwald, den es damals hier gegeben hat.«
»Du schwärmst ja richtig.«
»Ja, da schwärme ich, das ist Geschichte zum Anfassen. Und die Arschlöcher, die hier aufkreuzen, um fromme Bibelbetrachtungen in Buchform zu kaufen und sich in honigsüßem Katholizismus zu wälzen, haben davon meist keine Ahnung.«
»Jetzt wirst du unfair«, belustigte sich Vera.
»Ja, tut mir Leid. Versuch bitte, Rodenstock zu erreichen. Ich würde gern wissen, ob sie schon zu Hause sind oder sich noch in Koblenz herumtreiben.«
Als ich die Schnellstraße erreichte, gab ich Gas und schaltete in den sechsten Gang hoch.
Vera telefonierte und sagte: »Er ist eigentlich kein schlechter Typ. Und bei euch? Was war bei euch?« Sie hörte zu, dann murmelte sie: »Bis dann.«
Sie berichtete: »Emma und Rodenstock haben ein Hotel bezogen und kommen morgen gegen Mittag heim.«
Es war zwei Uhr nachts, als wir auf meinen Hof rollten, das Dorf lag still, nichts rührte sich. Im Haus winselte Cisco vor Freude, Paul und Satchmo liefen aus dem Garten herbei und strichen um unsere Beine. Vera nahm den Hausschlüssel und schloss auf. Cisco sprang an ihr hoch, dann an mir.
»Schon gut«, sagte ich, »schon gut. Ich liebe dich auch.«
Da bemerkte ich, dass Vera mit geneigtem Kopf in der offenen Tür zum Wohnzimmer stand. Sie starrte hinein und sagte erstickt: »Oh!« Sie schlug nach dem Lichtschalter.
Er saß auf dem zweisitzigen Sofa vor dem Fernseher. Er wirkte sehr ruhig und betrachtete uns neugierig, ein großer Mann mit kurzen, wirren schwarzen Haaren und einem stark gebräunten, breiten, gutmütigen Gesicht. Er brauchte sich nicht vorzustellen, es war klar, wer er war.
»Hallo, Bronskü«, sagte ich.
»Hallo, Baumeister.« Er bewegte sich nicht, hatte beide Hände flach auf den Oberschenkeln liegen, als wolle er demonstrieren, dass er sich an die Regel halte.
Ich hörte Vera nehmen mir heftig atmen und wollte gerade sagen, sie solle sich ruhig hinsetzen, als sie mit einer wischenden Bewegung ihre Waffe hervorzog und leicht breitbeinig nach vorn wippte. »Die Hände hoch!«, befahl sie ruhig.
»Heh!«, protestierte Bronski.
Sie schoss unmittelbar und die Kugel schlug mit einem hörbaren Pflopp in Westermanns großen Weltaltas, knapp zwei Zentimeter an Bronskis Kopf vorbei. Der Atlas kippte zur Seite und schlug dann mit einem lauten Platsch auf die Fliesen.
»Hör zu«, sagte Bronski und brachte beide Hände flatternd nach vorn. Er war erschrocken.
Sie schoss noch einmal und diesmal erwischte sie den Fernseher. Es war mörderisch laut.
Rau wiederholte sie: »Nimm die Hände hoch!«
Er nahm die Hände hoch.
»Baumeister, schau nach, ob er bewaffnet ist. Aber geh hinter ihn, verdeck ihn nicht.«
»Ganz ruhig«, sagte ich zittrig.
Ich tastete ihn ab. Er trug eine Waffe unter der linken Achselhöhle. Ich zog sie heraus. Es war eine Walther PPK, Kaliber 7.65. Ich legte sie auf den Tisch, tastete ihn weiter ab, fand aber sonst nichts mehr. »Ganz ruhig«, wiederholte ich.
»Ich hätte jetzt gern einen Schnaps«, sagte Vera.
»Ich hole einen«, sagte ich.
»Mir auch einen«, sagte Bronski. »Ihr seid eine verrückte Nummer.«
Ich ging in die Küche, goss den Obstler aus der Eifel ein und stellte die Schnapsgläser vor die beiden hin. Vera saß jetzt rechts von Bronski und hatte die Waffe noch immer auf ihn gerichtet.
»Lass es gut sein«, meinte ich. »Er wird uns nicht töten.«
»Woher wollen wir das wissen?«, fragte sie kühl.
Ich wandte mich an Bronski. »Wie bist du hier hereingekommen?«
»Mit einem Dietrich«, sagte er und lächelte flüchtig.
Sein Deutsch war ausgezeichnet, er sprach es hart und klar, der Pole blieb deutlich.
»Und warum bist du hierher gekommen?«
»Ich habe gefragt, wer am meisten weiß. Sie sagen alle: Baumeister. Und ich bin neugierig. Nur reden, verstehst du?«
»Ich bin gerührt, aber ich weiß nichts. Hast du Natalie getötet?«
Er regte sich nicht auf, schüttelte nur gelassen den Kopf.
Veras Waffe lag nun vor ihr auf dem Tisch, sie beachtete sie nicht mehr. Sie trank etwas von dem Schnaps und stöhnte »Puh«.
»Aber du warst an dem Abend in Mannebach. Du hast die Fässer abgeladen«, sagte sie dann.
»Habe ich.«
»Und du hast vorher mit Natalie telefoniert«, behauptete ich. »Du hast telefoniert und gesagt, du kommst abends. Richtig?«
»Richtig«, nickte er.
»Was hat sie gesagt? Wann hast du angerufen? Und wo war sie, als du sie erreicht hast?«
»Ich habe angerufen aus Köln. Ich habe sie erreicht im Auto. Sie sagte, sie wolle eben mal zu Hans Becker nach Maria Laach. Sie sagte, sie müsse was besprechen.«
Ich sah Vera an, ihre Augen weiteten sich. Sie fragte schnell: »Du bist sicher? Sie war auf dem Weg zu Becker in Laach?«
»Sicher«, erwiderte er etwas gequält. »Wenn ich sage, das war so, dann war das so.«
»Wie spät war es da?«
»Achtzehn Uhr, vielleicht achtzehn Uhr dreißig. Kann auch sein neunzehn Uhr.«
»Wie verlief das Gespräch genau?«, wollte Vera wissen.
»Ich sagte: ›Hallo, Spatz. ‹ Ich nannte sie immer Spatz. Habe ich gesagt, ich käme abends auf einen kleinen Transport in die Eifel. Sagte sie, das ist gut. Sagte sie, wir treffen uns am Jagdhaus von Hardbeck in Mannebach. Okay, sagte ich ...«
»Habt ihr eine Zeit ausgemacht?«, fragte ich.
»Nein, nicht genau. Habe ich gesagt, so gegen Mitternacht. War egal, ich habe einen Schlüssel gehabt, sie hat einen Schlüssel gehabt. Kein Problem.«
»Woher hattet ihr die Schlüssel?«, fragte Vera.
»Na ja, Hardbeck achtet nicht drauf. Haben wir Schlösser ausgetauscht. Türschlösser und Vorhängeschlösser. Dann hatten wir Schlüssel. Haben wir einen Satz bei Hardbeck aufgehängt, damit er reinkonnte. Aber wollte nie rein, nicht in der letzten Zeit.«
»Moment, hat Natalie dort auch andere Leute getroffen?«
»Kann sein, weiß ich nicht. Glaube ich nicht. «
»Warum glaubst du das nicht?« Vera blieb hartnäckig.
»Weil nichts in der Hütte verändert war. Immer noch dieselben Esssachen im Kühlschrank, Bier und Wein und Schnaps und so. Und die Betten genauso wie vorher.«
»Wie oft hast du dich mit ihr dort getroffen?«
»Nicht oft. Ich denke, vielleicht fünfmal in sechs Monaten oder so. Ich war ja oft auf Tour.«
»Hast du sie nur getroffen, weil du mit ihr schlafen wolltest?«
Er sah Vera an und lächelte schmal. »Nein, nicht schlafen. Wir waren Freunde, gute Freunde. Wir haben viel gelacht und ...«
»Aber auch miteinander geschlafen«, beharrte Vera.
»Auch«, bestätigte er. »Natürlich, wir sind völlig normale Leute.«
»Na ja«, murmelte Vera ein wenig von oben herab, als habe sie erheblichen Zweifel an dieser völligen Normalität. »Kannst du erzählen, wie dieser Tag im Ganzen verlief? Von dem Punkt an, bitte, als du aus Köln weggefahren bist. Aber genau.«
»Genau«, murmelte Bronski vor sich hin. Er zog ein Paket Samson aus der Tasche und begann, sich eine Zigarette zu drehen. »Kann ich noch einen Schnaps haben? Polen brauchen Schnaps, um zu leben.« Er grinste wie ein Wolf.
Ich ging wieder hinüber in die Küche, um die Flasche zu holen. Als ich zurückkam, sagte Vera gerade erstickt: »Oh!« Bronski saß grinsend in den Polstern und hatte einen Derringer in der Hand, eine jener allerliebst leichten Handfeuerwaffen, die man dereinst im Land der unbegrenzten Möglichkeiten für Falschspieler und Bardamen gestylt hatte.
»Heh!«, sagte ich mahnend.
»Na ja«, murmelte er gütig und legte die Waffe neben Veras PPK, »ich wollte ja bloß zeigen, dass ihr nicht gut seid. Nicht gut genug für Bronski jedenfalls.«
»Wo hattest du die?«, fragte Vera, erleichtert, dass er nicht mehr daraus machte.
»An der Wade«, antwortete er. »Ganz tief, ganz unten.«
»Die Nacht ist bald rum«, mahnte ich. »Was war nun los an dem Tag, als Natalie starb?«
»Drei Tage vorher war ich aus Warschau gekommen. Mit Laster. War voll beladen mit Plastikteilen für Automobile, viele Tonnen. Ich habe abgeladen und war dann in Hürth auf dem Autohof, habe gewartet auf Ladungen. Kamen keine. Kam stattdessen ein Bekannter und sagte, kann ich für ihn Fässer abladen. Irgendwo. Gut bezahlt...«
»Ja«, sagte ich, »zwanzigtausend, das wissen wir schon. Das Geld ist schon bei deiner Frau und den Kindern.«
»Ist richtig«, sagte Bronski. »Ist gut so, ist guter Preis.«
»Verdammt noch mal, du transportierst Gift durch die Landschaft!«, rief Vera heftig.
»Wusste ich nicht, wusste ich nur: ist faul!« Er lächelte schmal. »Manchmal ist es Gift, manchmal ist es weniger Gift. Macht aber immer Kosten, jede Menge hoher Kosten.«
»Also gut«, seufzte ich. »Du bekommst zwanzigtausend. Was hätte es gekostet, die Fässer legal zu entsorgen?«
»Weiß ich nicht genau.« Er drückte die Selbstgedrehte im Aschenbecher aus. »Ich nehme an, zehntausend pro Fass.«
»O Gott!«, sagte Vera. »Ist das realistisch?«
»Wahrscheinlich«, entgegnete ich. »Es ist PCP plus Dioxine. Ein höllischer Cocktail aus Chemierückständen.«
»Und wer entsorgt so etwas, wenn es legal zugeht?«, fragte Vera.
»Müllverbrennung«, erklärte Bronski lapidar. »Brauchst du aber Spezialbehandlung.«
»Von wem stammte der Auftrag?«, fragte ich. »Ich weiß, du gibst Auftraggeber nicht preis, aber die Mordkommission wird es sowieso herausfinden. Ich kenne Kischkewitz gut. Er wird es niemals vergessen und er wird dir auf die Schliche kommen.«
»Ja, ja«, murmelte er. »Andre Kleimann aus Euskirchen, ihr wisst schon. Er rief an und sagte, er hätte einen Bekannten mit Schwierigkeiten. Zwölf Fässer, keine Ahnung, was drin ist. Bietet zwanzigtausend. Ich wusste: Da ist Scheiße drin! Ich sagte, okay, ich mache das. Aber ich will das Geld vorher. Da kam er mit seinem Porsche und brachte es. Ich holte dann die Fässer.«
»Von wo?«, fragte Vera hastig.
»Poll, Köln-Poll.«
»Wie heißt der Betrieb?«
»Kein Betrieb. Ein Architekt. Baut eine kleine Siedlung.«
»Wie bitte?«, fragte Vera giftig. »Und da liegen zufällig zwölf Fässer mit tödlichem Inhalt auf der Baustelle? Mensch, willst du mich verarschen?«
»Du hast keine Ahnung von Müll«, entgegnete Bronski sanft, aber bestimmt, »du hast wirklich keine Ahnung.«
»Egal«, beschwichtigte ich. Die beiden waren Kampfhähne, sie misstrauten sich. »Das Zeug stammt von den ROW in Köln, das wissen wir schon. Du sollst den Tag schildern. Du holst also die zwölf Fässer.«
»Ich hole die zwölf Fässer. Dann zurück nach Hürth. Ich musste warten, weil du das nur nachts machen kannst. Ich rufe Natalie an. Ich denke, es wäre gut, sie zu sehen ...«
»Und sie zu vögeln!«, unterbrach Vera wieder giftig.
»Hör auf jetzt«, ich wurde zornig. »Du musst dich daran gewöhnen, dass sie sich mochten und miteinander ins Bett gingen. Was du dir selbst zubilligst, musst du auch anderen gönnen.«
»Tut mir Leid, entschuldige«, sagte sie leise.
»Schon gut«, nickte Bronski. »Ich rufe also an und ich erwische sie im Auto. Natalie sagt: ›Ich bin auf dem Weg zu Hans Becker. Ich muss was mit ihm bereden. ‹«
»Hat sie gesagt, was? Hat sie irgendeine Andeutung gemacht?«, fragte ich nach.
»Nein, hat sie nicht. Ich denke, irgendetwas Normales.«
»Was ist normal?«, fragte Vera.
»Na ja, vielleicht einen Termin im Forsthaus. Vielleicht wollte er sie sprechen, nicht sie ihn. Was weiß ich. Also, das muss so gegen achtzehn oder neunzehn Uhr gewesen sein. ›Klar‹, sagt sie, ›okay. Wann kommst du?‹ Und ich sage: ›So um Mitternacht an der Hütte. ‹ ›Gut‹, sagt sie. Das war alles.«
»Wann bist du mit den Fässern gestartet?«
»So um zehn, denke ich. Ein bisschen hell war es schon noch. Ja, so um zehn. Ich habe mich nicht beeilt.«
»Wie lange bist du gefahren?«, fragte Vera.
»So eine Stunde fünfundvierzig. Ich war um Viertel vor Mitternacht da.«
»Ganz langsam jetzt«, sagte ich. »Was passierte dann?«
»Nichts. Alles war normal. Ich habe auf der Straße nach Mannebach die Scheinwerfer ausgemacht. Das mache ich immer ...«
»Wie oft hast du denn da was im Wald abgeladen?«, fragte Vera.
»Noch nie. Aber ich habe keinen PKW. Wenn ich kam, um Natalie zu treffen, nahm ich immer den Truck. Ich mache Scheinwerfer aus und rolle den Waldweg entlang bis runter zur Jagdhütte. Dort ist ein großer Platz, dort kann ich wenden. Diesmal habe ich Halt gemacht am Waldrand und die Fässer abgeladen. Ging schnell, nicht viel Lärm. Dann bin ich weitergerollt bis zur Hütte, bin in die Hütte, habe eine Kerze angemacht und ins Fenster gestellt. War ein Zeichen zwischen uns. Aber sie kam nicht. Ich habe ein, zwei Schnäpse getrunken, ein Bier noch, dann bin ich wieder losgefahren. Habe nichts dabei gedacht. Sie kam nicht, also hatte sie keine Zeit oder so. Habe ich ihre Handynummer angerufen. Aber das war nicht eingeschaltet.«
»Augenblick, Ladi«, sagte ich. »Als du die Fässer abgeladen hast, hast du da vorher in den Wald geguckt?«
»Aber ja. Mit einer Taschenlampe. Da war nur dieser Haufen von Möbeln, rote Bezüge.«
»Und keine Natalie?«
»Keine Natalie!«, sagte er.
»Und als du von der Jagdhütte wieder hochgefahren bist zur Landstraße, hast du nicht angehalten?«
»Nein. Wozu?«
»Du bist nach Köln zurückgefahren?«, fragte Vera.
»Ja. Direkt zurück. Meinst du, sie lag da schon, als ich heimfuhr?«
»Ich weiß es nicht«, sagte ich. »Vielleicht. Auf jeden Fall bist du verdammt nah an dem Mörder dran gewesen.«
»Wenn er es nicht doch selbst war«, sagte Vera verbissen.
»Warum denn?«, fragte der Pole aufgebracht.
»Ich kenne dein Motiv nicht«, erwiderte sie wegwerfend.
Eine Weile herrschte Schweigen.
»Sieh mal, Frau«, murmelte Bronski, »wir haben sogar überlegt, ob Natalie nicht mit mir kommt. Ein, zwei Jahre in Warschau. Anschaffen. Sie wäre reich geworden, nur erstklassige teure Kunden. Warum sollte ich sie töten? Das ist doch verrückt.«
»Die ganze Geschichte ist verrückt«, schnappte Vera.
»Was, verdammt noch mal, macht dich so zornig?«, erregte ich mich.
»Ich bin gar nicht zornig. Ich glaube, ich bin nur traurig.«
»Dann mach hier nicht ständig den Ladi an! Er berichtet uns alles, so gut er kann. Dazu ist er nicht verpflichtet.«
»Ich ... es tut mir Leid.«
»Wie bist du eigentlich darauf gekommen, die Fässer an der Stelle abzuladen?«
»Hardbeck hat mal erzählt, da sei eine alte Müllkippe. Und ist ja auch praktisch. Die Fässer rollen runter und sind einfach weg.«
»Warum bist du eigentlich hier?«
»Weil ich den Mörder suchen muss.« Er sah mich an, er wollte etwas hinzusetzen, aber ich hatte ihn schon verstanden und nickte.
»Erklär mir das«, bat Vera etwas schüchtern.
»Ist einfach«, sagte er. »Guck mal, da wird in der Eifel ein schönes Mädchen umgebracht. Der Mörder wird gesucht. Sie finden mich, den Polen. Ich hätte es tun können. Zeit und Ort: alles stimmt, alles stimmt irgendwie perfekt. Es war kein Eifler, natürlich nicht, es war der Pole, natürlich! Wenn ich den Mörder nicht finde, muss ich damit rechnen, dass sie mich holen. Immer wieder.«
»Wo sind dein Bruder und deine Freunde?«
»Oben, im Wald, einen Kilometer von hier. Sie schlafen im Truck. Sie wollen mir helfen.«
»Wen verdächtigst du?«, fragte ich.
»Ich weiß es nicht«, sagte er und er wirkte sehr überzeugend. »Natalie konnte Männer verrückt machen. Aber du siehst nicht, wer verrückt ist. Verstehst du?«
»Und zu wem willst du nun gehen?«
»Ich gehe zuerst zu Tina Colin. Sie wird mir sagen, wer es gewesen sein könnte. Sie weiß am besten über alles Bescheid, was mit Natalie passiert ist. Dann gehe ich zu diesem Lehrer, der im Fernsehen war und in den Zeitungen. Der die Klasse geführt hat, in der Natalie und Sven waren.«
»Ach so, ja, Sven. Was glaubst du? War es ein Unfall?«, fragte ich.
»Es war kein Unfall. Keine Bremsspur, verstehst du? Sicher, er war nicht allein im Auto. Aber ich glaube, das war ihm in der Nacht vollkommen egal.«
»Haben die sich gesehen an diesem Tag?«
»Nein. Das hätte Natalie mir gesagt. Vielleicht war sie auf dem Weg zu Becker. Und irgendwas ist dazwischengekommen. Wir werden sehen. Sehen wir uns? Seid ihr hier, wenn ich Fragen habe?«
»Schreib dir meine Handynummer auf.« Ich diktierte sie ihm. »Und sei vorsichtig, Bronski. Es täte mir Leid, wenn wir dich beerdigen müssten. Wir kümmern uns jetzt um Hans Becker.«
Er reichte uns die Hand und ging. Der Pole schritt die Dorfstraße hinauf, langsam und bedächtig. Er wirkte sehr einsam.
»Warum hat Becker uns nicht gesagt, dass sie vor ihrem Tod bei ihm war? Wir müssen Kischkewitz davon erzählen.«
»Wer liefert sich schon gern selbst ans Messer?«, lächelte Vera. »Schau mal, es ist hell und der Himmel ist blau.«
»Das wurde auch Zeit«, sagte ich. »Auf nichts ist mehr Verlass, nicht mal mehr aufs Wetter.«