XVI.

Gegenwart

 

 

Hans Steuermark war außer sich. Sein Chef hatte ihn zu einer Pressekonferenz verdonnert, auf der die Journalisten ihn auseinandergenommen hatten wie einen Schwerverbrecher. Er hasste die Presse. Man konnte nie vorsichtig genug sein. Jedes Wort wurde einem im Mund umgedreht und unter Umständen gegen einen verwendet. Wütend lief er in seinem Büro auf und ab. Auf den Teppichfasern hatte sich bereits ein Trampelpfad eingegraben und Oliver wunderte sich zum wiederholten Male darüber, dass nicht längst die alten Holzdielen zum Vorschein kamen, die unter diesem Teppich lagen.

Steuermark war ein großer, hagerer Mann mit braunen Adleraugen, die es schafften, Menschen mit bloßen Blicken Befehle zu erteilen. Oliver kannte viele Kollegen, die sich insgeheim vor Steuermark fürchteten, doch er selbst wusste, dass der Leiter des Kriminalkommissariats ein herzensguter Mensch war. Die Erinnerung an die Versetzung nach Frankfurt an der Oder lag Oliver zwar immer noch schwer im Magen. Aber er verstand Steuermarks Gründe für diesen Schritt und bewunderte die Charakterstärke, mit der sein Chef auch schwierige und unpopuläre Entscheidungen traf.

»Professor Morgenstern hat den Kreis unserer drei Verdächtigen vorerst auf Kevin Helmhold eingegrenzt. Über die Studentin Alex Schimpski wollte er sich ohne ein persönliches Gespräch mit ihr nicht äußern. Die Informationslage auf dem Papier ist einfach zu dünn. Ronny Hammerschmidts Persönlichkeitsprofil weist keinerlei psychopathische Merkmale auf. Zudem fehlt das Tatmotiv und auch der Mörder der Prostituierten aus St. Paul ist mittlerweile in Gewahrsam. Er konnte eindeutig anhand von DNA-Spuren überführt werden.«

»Warum haben unsere amerikanischen Kollegen ein ganzes Jahr dafür benötigt?«, fragte Steuermark kopfschüttelnd.

»Es war reiner Zufall. In einem ganz anderen Fall wurde eine Massenspeichelprobe von allen männlichen Bewohnern eines bestimmten Wohnviertels genommen. Die Polizei wollte eigentlich einen Sexualtäter wegen Kindesmissbrauchs überführen, aber stattdessen hatten sie einen Treffer mit den am Tatort der ermordeten Prostituierten sichergestellten DNA-Spuren.« Petra Ludwig holte Luft. Steuermark blieb stehen und sah sie an.

»Haben Sie Kevin Helmhold verhört?«

Sie nickte. »Ja, aber er beharrt auf seiner Unschuld und das, obwohl wir Faserspuren seiner Kleidung in dem Lüftungsschacht über der Toilette des Vorlesungsraumes gefunden haben.«

Klaus schnitt Petra hastig das Wort ab und fügte hinzu: »Angeblich hat er den Lüftungsschacht benutzt, um sich aus langweiligen Vorlesungen hinauszuschleichen. Wir haben das überprüft und nachvollzogen. Es könnte tatsächlich die Wahrheit sein. Zumindest führt der Lüftungsschacht nicht nur in das Büro des ermordeten Professors, sondern auch zu einer Öffnung in der Außenwand. Er war nicht der einzige Student, der diese Methode angewandt hat. Dies belegen weitere Faserspuren und die Aussagen diverser Mitstudenten.«

Oliver holte eine Liste aus seiner Akte hervor und drückte sie Steuermark in die Hand.

»Auf dieser Liste stehen alle Kinder, die mit Hilfe von künstlicher Befruchtung in der Universitätsklinik zu Köln auf die Welt kamen. Alle Elternpaare wurden von Professor Neuhaus und dem Biologen Hans-Peter Mundscheit behandelt, die Kinder sind heute zwischen 20 und 30 Jahre alt. Kevin Helmhold ist eines von ihnen.«

Hans Steuermark runzelte die Stirn. »Nun, ein Tatmotiv kann ich aus dieser Tatsache noch nicht ableiten. Ist Helmhold streng religiös und hat damit Einwände gegen diese Form der medizinischen Behandlung?«

»Das ist uns nicht bekannt und er streitet es ab. Ich kann mir im Augenblick nicht erklären, warum er die Menschen, die an seiner Zeugung beteiligt waren, umgebracht haben soll.«

Ein Klopfen an der Bürotür unterbrach das Gespräch. Mit schüchternem Lächeln trat Steuermarks Sekretärin ein.

»Hier sind die Patientenakten, die Sie angefordert haben.«

Sie drückte Oliver einen Stapel Papier in die Hand und verließ das Büro. Oliver atmete tief ein. Die Analyse dieser Akten würde einige Stunden in Anspruch nehmen. Hoffentlich konnte er aus den Fruchtbarkeitsbehandlungen neue Erkenntnisse ziehen. Mit einem lauten Seufzer erhob er sich und verließ Steuermarks Büro, um sich sofort an die Arbeit zu machen.

 

 

...

 

 

Bettina Winterfeld wachte schweißgebadet auf. In letzter Zeit wurde sie immer häufiger von Albträumen geplagt. Die Vergangenheit ließ sie einfach nicht mehr los, obwohl sie sich vollkommen sicher war, alles richtig gemacht zu haben. Ihre Tochter war wohlauf. Aus Anna war eine gutherzige, weltoffene junge Frau geworden, auf die sie stolz sein konnte. Doch das dunkle Geheimnis, welches seit Generationen auf ihrer Familie lastete, forderte seinen Tribut. Die Albträume zermürbten Bettina systematisch und nagten an ihrem seelischen Gleichgewicht.

Sie drehte den Kopf zur Seite und öffnete die Augen nur so weit, dass sie die Uhrzeit auf dem Radiowecker erkennen konnte. Fünf Uhr morgens. Sie konnte locker noch zwei Stunden schlafen. Eine Haarsträhne fiel ihr in die Stirn und kitzelte sie an der Nasenspitze. Bettina wollte sie mit einer schnellen Handbewegung wegwischen, doch es ging nicht. Verwirrt versuchte sie erneut die Hand zu heben. Vergebens. Bettina bewegte die andere Hand. Das gleiche Ergebnis.

Panik wallte in ihr auf. Sie strampelte mit den Beinen, doch auch diese waren fest fixiert und hatten keinerlei Bewegungsspielraum. Ihr Herz hämmerte wild und Bettina versuchte verzweifelt, sich loszureißen. Sie lag gefesselt in ihrem eigenen Bett. Ein lauter Schrei drang aus ihrer Kehle.

»Hilfe! Helft mir!«

Im Bruchteil einer Sekunde legte sich eine Hand auf ihren Mund und unterdrückte den Schrei. Die Hand roch ekelhaft nach Gummi. Bettina riss die Augen auf und versuchte, die Dunkelheit zu durchdringen. In ihrem Schlafzimmer war ein männliches Wesen. Sie konnte es am Geruch erkennen. Mit aller Kraft wehrte sie sich und zerrte an ihren Fesseln. Vergebens. Dieser Mistkerl hatte sie so fest am Bett fixiert, dass sie sich kaum mehr als einen Zentimeter bewegen konnte. Die Angst kroch durch ihre Blutbahnen und verlieh ihr fast übermenschliche Kräfte. Während sie den Kopf von einer Seite zur anderen drehte, um ihren Mund von dieser stinkenden Gummihand zu befreien, beobachteten ihre Augen, dass der Mann ruhig neben ihrem Bett kniete.

Plötzlich bewegte er sich und warf sich mit einem Ruck auf sie. Die Hand verschwand für einen Moment von ihrem Mund und Bettina schrie um ihr Leben.

»Hilfe!«

Dann spürte sie, wie ein Knebel tief in ihren Rachen gepresst wurde. Sie schluckte und rang nach Luft. Vor ihren Augen tanzten grelle Blitze. Speichel lief durch ihren Hals in die Lunge. Bettina hustete und keuchte erstickt. Glasklar nahm ein Gedanke in ihrem Kopf Gestalt an. Ich werde sterben!

 

 

...

 

 

Anna lachte herzhaft, während Emily sich bemühte, den Kaffee im Mund zu behalten. Sie rasten mit Annas Wagen über die Landstraße B9. In knapp zehn Minuten hatten sie eine Verabredung mit Professor Morgenstern. Im Moment witzelten die beiden über die Narbe in seinem Gesicht. Anna hatte Emily von der nächtlichen Begegnung zwischen dem fast nackten Morgenstern und ihrer Mutter erzählt. Zunächst hatte sie sich Sorgen gemacht, doch Emily wischte diese mit Leichtigkeit beiseite. Sicherlich hatte sie recht. Annas Mutter war schon immer eine besorgte und ängstliche Person gewesen, die im Leben eher die Gefahr als die positiven Möglichkeiten wahrnahm.

Beide lachten bei der Vorstellung, Professor Morgenstern mit nacktem Oberkörper zu begegnen. Sie amüsierten sich über die Reaktion von Annas Mutter, die aufgrund ihrer strengen Erziehung eher prüde war. Anna konnte sich bildlich vorstellen, wie ihre Mutter mit entsetztem Gesicht davongelaufen war.

Sie grinste. Trotzdem kam ein leichter Zweifel in ihr hoch. »Aber sie hat gesagt, dass er geblutet hat.«

»Ach was, Anna. Meine Mutter würde genauso reagieren. Sie ist ja auch sofort rausgelaufen und hat nicht mal mit ihm gesprochen. Wer weiß, mit wem er in seinem Büro verabredet war.«

Anna musste lachen. »Wahrscheinlich hast du recht. Nur gut, dass sie ihn nicht zusammen mit einer Krankenschwester erwischt hat, sonst wäre die Sache noch peinlicher geworden.«

Anna bremste abrupt und bog in den kleinen Waldweg ein, der direkt zur psychiatrischen Klinik führte. Sie erwischte einen falschen Gang und der Motor heulte laut auf.

»Oh nein, jetzt ist mir der Kaffee doch noch übergeschwappt.« Emily stellte den Thermobecher zurück in die Halterung und kramte ein Papiertaschentuch hervor.

»Wenigstens sind die Flecken nicht zu sehen.« Sie tupfte sich vorsichtig die Kaffeespuren von der Jeans.

»Ich gebe zu, dass Morgenstern ein merkwürdiger Kauz ist. Er grinst immer so komisch. Beim letzten Besuch hatte ich eine Gänsehaut. Andererseits ist er den ganzen Tag von Irren umgeben, da wäre es ja verwunderlich, wenn nicht etwas davon auf ihn abfärben würde.«

Anna nickte, während sie auf den Klinikparkplatz einbog und den ersten freien Parkplatz nahm. Um diese Uhrzeit wirkte die Klinik noch verschlafen. Bis auf die Schwester in der Anmeldung war der Flur im Erdgeschoss vollkommen leer.

Die weißen Wände und der graue Laminatboden strahlten trotz des herrlichen Herbstwetters eine eisige Atmosphäre aus. Emily marschierte schnurstracks auf die Anmeldung zu. »Zu Professor Morgenstern bitte, ich habe einen Termin mit ihm.«

Die Schwester zuckte mit den Schultern. »Professor Morgenstern ist noch gar nicht hier.« Sie blickte auf ihre Armbanduhr. »Oh, Sie haben recht. Eigentlich sollte er schon seit knapp einer Stunde im Büro sein. Ich versuche, ihn auf dem Handy zu erreichen. Einen Moment, bitte.«

Sie griff zum Telefonhörer und legte nach ein paar Sekunden wieder auf. »Tut mir leid. Es geht leider nur die Mailbox ran. Warten Sie doch einfach ein wenig. Ich denke, dass er jeden Moment hier eintreffen wird.«

Emily verzog enttäuscht die Miene. »Einverstanden, dann warten wir dort vorne im Flur auf ihn.«

 

 

...

 

 

Oliver wusste, dass etwas nicht stimmte. Er las die Patientenakte von Kevin Helmholds Mutter jetzt zum dritten Mal. Er überflog die Liste der Medikamente und die Laborberichte, die Auskunft über den jeweiligen weiblichen Zyklus gaben. Oliver griff zu einer weiteren Akte und legte sie direkt daneben. Frau Helmhold hatte viel weniger Medikamente bekommen als die andere Patientin.

Verdutzt hielt er inne und verglich Zeile für Zeile. Es fehlten nicht nur Medikamente, offensichtlich war bei Frau Helmhold auch keine Punktion durchgeführt worden. Die Punktion diente der Entnahme von Eizellen, die später mit dem Sperma des Ehemannes zusammengeführt und so befruchtet wurden. Oliver blätterte zurück. Es hatte einen Embryotransfer gegeben, aber der komplette Vorgang der Befruchtung war nicht in der Akte verzeichnet. Sein Puls stieg merklich an. Oliver spürte instinktiv, dass er etwas Wichtiges entdeckt hatte.

Er versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Es wurden also keine Eizellen von Frau Helmhold verwendet. Wie konnte diese Frau schwanger werden, wenn ihr nicht ein einziges Ei entnommen worden war? Erstaunt stellte Oliver fest, dass Kevin Helmhold einen älteren Bruder hatte. Tatsächlich war auch dieser durch künstliche Befruchtung gezeugt worden. Die Dokumentation der Behandlung wies die gleichen Lücken auf. Auch hier waren offensichtlich nicht die Eizellen der Mutter befruchtet worden. Oliver wischte sich aufgeregt über die Stirn. Seine Lippen fühlten sich trocken an.

Er hob den Telefonhörer ab und rief Petra Ludwig an. »Ich habe hier eine Auffälligkeit entdeckt. Könntest du herausfinden, wer der Bruder von Kevin Helmhold ist?«

»Er hat einen Bruder? Davon hat er während des Verhörs kein Wort gesagt!«

Oliver blickte auf das Datum des Behandlungsberichtes. »Vielleicht weiß er es gar nicht. Dieses Kind wurde neun Jahre vor ihm geboren.« Er legte auf.

Woher hatte Frau Helmhold Eizellen bekommen? Irgendjemand musste sie ihr geliehen haben, wie sonst hätte sie schwanger werden können? Oliver kam ein Gedanke. Bei jeder Fruchtbarkeitsbehandlung wurden den Patientinnen mehrere Eizellen entnommen. Nach den deutschen Gesetzen durften aber nie mehr als drei Embryos in die Gebärmutter einer Frau eingepflanzt werden. Sollte eine Patientin also mehr als drei Embryos zur Verfügung haben, wurden diese für weitere Versuche eingefroren. Oliver verglich die Anzahl der tiefgefrorenen Embryos mit denen, die während der Behandlung nicht eingesetzt werden durften. Bei einer Patientin namens Bettina Winterfeld wurde er fündig.

Eine Alarmglocke schrillte bei dem Namen in Olivers Gehirn, doch er ignorierte sie. Stattdessen starrte er fassungslos auf die Zahl der Embryos, die dort im Untersuchungsbericht eingetragen war. Fünf Embryos waren durch die künstliche Befruchtung gezeugt worden. Drei davon waren von hervorragender Qualität und nur ein Embryo wurde der Patientin auf eigenen Wunsch eingesetzt. Oliver entzifferte die handschriftliche Notiz von Professor Neuhaus: Die Patientin wünscht ausdrücklich die Vernichtung der übrigen Embryos.

Oliver suchte nun nach dem Bericht über die Kryokonservierung, in dem die Anzahl der tiefgefrorenen Embryos ausgewiesen wurde. Das Papier fehlte. Stattdessen gab es in der Akte eine knappe Anmerkung von Hans-Peter Mundscheit: erledigt.

Abermals überprüfte Oliver die Daten und fand seine Vermutung bestätigt. Die Schwangerschaft der beiden Patientinnen war auf den Tag genau zum selben Zeitpunkt eingetreten.

Oliver versuchte, für den Zeugungszeitpunkt von Kevin Helmhold einen ähnlichen Zusammenhang zu finden. Doch diesmal wiesen die Berichte über die tiefgefrorenen Embryos keinerlei Unstimmigkeiten auf. Vielleicht waren die Unterlagen einfach gefälscht. Das Klingeln seines Handys riss ihn aus den Gedanken. Schnell griff er in die Hosentasche und zog es hervor. Sein Herz machte einen freudigen Sprung, als er Emilys Namen im Display entdeckte.

»Guten Morgen, mein Schatz. Wie geht es Dir?«

Emilys Stimme hallte wie aus weiter Ferne. »Anna und ich waren eigentlich mit Professor Morgenstern verabredet, aber er ist bisher nicht aufgetaucht. Alle wundern sich, wo er bleibt. Und da ich hier sitze und warte, wollte ich einfach deine Stimme hören.«

Oliver strahlte. Doch sein Lächeln erfror unwillkürlich, als die Alarmglocke in seinem Kopf erneut schrillte.

»Sag mal, heißt Anna nicht mit Nachnamen Winterfeld?«

»Ja, wieso fragst du?«

»Wie heißt ihre Mutter mit Vornamen?«

»Bettina. Warum stellst du mir so komische Fragen?«

Die Erkenntnis traf Oliver blitzartig. Der Name Bettina Winterfeld leuchtete wie ein Reklameschild in seinem Inneren auf. Plötzlich sah er den Zusammenhang zwischen dem ermordeten Biologen und Professor Neuhaus. Beide hatten Frau Helmhold zum Kindersegen verholfen. Kinder, die nicht ihre eigenen waren. Dies war das Tatmotiv. Die Rache eines Kindes, das von der leiblichen Mutter getrennt worden war.

Eine fürchterliche Vorahnung beschlich Oliver. Was, wenn der Mörder es auch noch auf seine »echte« Mutter abgesehen hatte? Krampfhaft überlegte er. Von Kevin Helmhold, der seit seiner Festnahme in Untersuchungshaft saß, ging zurzeit keine Gefahr aus. Doch was, wenn Kevins älterer Bruder der wahre Täter war?

»Wann hat Anna ihre Mutter zuletzt gesehen?«

Emily stockte. »Das weiß ich nicht. Was ist denn los?«

»Emily, bitte hilf mir und gib mir Anna für einen Moment.«

Annas Antwort ließ das Blut in Olivers Adern gefrieren. Seit zwei Tagen hatte sie nicht mit ihrer Mutter gesprochen.

 

 

...

 

 

Adrian Helmhold betrachtete die Frau, die seine leibliche Mutter war. Sie lag mit dem Rücken an Armen und Beinen gefesselt auf dem Bett, ihr Gesicht zu einer vor Angst erstarrten Maske verzerrt. Trotzdem konnte er sich in ihren grünen Augen und den brünetten Locken wiedererkennen. Ihre blasse Haut glich der seinen bis aufs Haar.

Sie hatte sich bis zur Erschöpfung gegen die Fesseln gewehrt. Hatte auch dann nicht aufgehört zu zappeln, als der Knebel ihr die Luft zum Atmen abschnürte. Adrian beeindruckte dieser Kampfgeist. Dort vor ihm lag seine »echte« Mutter. Das konnte er an ihrem Äußeren und ihrem Verhalten zweifelsfrei erkennen. Er war von ihrem Blut.

»Wenn du mir versprichst, nicht zu schreien, nehme ich dir den Knebel aus dem Mund.« Verwundert stellte Adrian fest, dass seine Stimme fast zärtlich klang.

Bettina nickte heftig und er zog ihr mit einem Ruck den Knebel aus dem Rachen. Sie hustete erstickt und Adrian flößte ihr Wasser in den ausgetrockneten Mund.

»Warum wolltest du mich vernichten?« Die Frage platzte aus ihm heraus, obwohl er sie nicht geplant hatte.

Bettina Winterfeld blickte ihn verwirrt an. Sie fragte sich, wie er es geschafft hatte, aus der roten Etage auszubrechen. Als sie bemerkte, wie seine Miene sich ärgerlich verzog, reagierte sie hastig. »Ich will Sie nicht vernichten. Wie kommen Sie darauf?«

Adrian lachte laut auf und schüttelte den Kopf. »Du weißt nicht, wer ich bin, oder?«

Bettina schwieg und wagte nicht, sich zu bewegen. Eine schier endlose Stille trat ein. Adrians Hand war zu ihrer Kehle gewandert und wollte zudrücken, doch ein innerer Widerstand hielt ihn davon ab. Stattdessen sagte er: »Mutter!«

Bettina riss die Augen auf. Sofort war sie wieder in ihrem Albtraum gefangen und plötzlich sah sie die Ähnlichkeit zwischen ihrer Tochter Anna und Adrian Helmhold.

»Wie kann das sein?« Ihre Stimme zitterte.

»Glaubst du, du kannst einen Jahrhunderte alten Fluch einfach aufheben, indem du deine Kinder tötest, noch bevor sie geboren werden?«

In Bettinas Kopf brach das Chaos aus. Das konnte nicht sein. Sie hatte nur ein einziges Kind auf die Welt gebracht. Die Vergangenheit spulte sich vor ihrem geistigen Auge ab. Sie sah das ernste Gesicht ihrer eigenen Mutter vor sich, als diese ihr von dem Fluch einer alten Hexe aus dem fünfzehnten Jahrhundert erzählt hatte. Sie schmeckte die Bitterkeit, die sie erfüllte, als ihr klar wurde, dass ihre Mutter nicht scherzte. Bettinas Augen füllten sich mit Tränen, die heiß über ihre Wangen liefen, während ihre Gedanken in die Vergangenheit flogen, zurück zu jenem Tag, an dem sie Professor Neuhaus gebeten hatte, alle überflüssigen Embryos zu vernichten. Sie blickte Adrian Helmhold an und flüsterte atemlos: »Ich habe es nicht gewusst. Ich habe alles dafür getan, keine Zwillinge zu gebären.«

Die Tränen liefen jetzt in Strömen über ihre Wangen. Bettina Winterfeld schluchzte laut. »Wenn ich gewusst hätte, dass…« Sie stockte mitten im Satz. »Woher weißt du das alles?«

Adrian Helmholds Gesicht wirkte wie versteinert. »Ich habe ein Gespräch zwischen meiner sogenannten Mutter und ihrem Freund, Hans-Peter Mundscheit, belauscht. An die Patientenakten heranzukommen, war nicht besonders schwierig. Ich musste einfach nur dafür sorgen, ein paar Wochen ins Krankenhaus eingeliefert zu werden.«

Mit einem süffisanten Grinsen fügte er hinzu: »Es gibt dort wirklich sehr nette Schwestern.«

»Woher wusstest du von dem Fluch?«

Adrian Helmhold zückte ein glänzendes Skalpell und setzte sich rittlings auf Bettinas Bauch. »Du willst ganz schön viel wissen, bevor du stirbst!« Er schnitt in einer langen feinen Linie in ihren Hals. Bettina schrie entsetzt auf. Er erstickte ihren Schrei mit seiner Hand und flüsterte: »Als ich noch ein kleiner Junge war, bevor die Schlampe, die sich als meine Mutter ausgab, mich in die rote Etage einweisen ließ, habe ich einen sehr weisen Mann im Kreisarchiv von Zons getroffen. Er hat mir eine goldene Münze in die Hand gedrückt und mir ein Gemälde von Zwillingsbrüdern gezeigt, die vor über fünfhundert Jahren in Zons gelebt haben. Anhand dieses Bildes hat er mich damals sofort wiedererkannt. Das Schicksal der Zwillinge war bereits vor ihrer Geburt besiegelt und sollte sich in jeder siebenten Generation wiederholen ...«

Adrian atmete jetzt heftig und riss Bettina mit einem Ruck die Bluse auf. Langsam fuhr er mit dem Skalpell über ihre nackte Haut und sah ihr dabei tief in die Augen. Bettina flehte um ihr Leben, doch sie konnte keine Gnade in seinen Gesichtszügen erkennen. Sie schloss die Augen und wartete auf den Tod.

Das schrille Klingeln ihres Telefons ließ sie erneut aufschrecken. Adrian Helmhold ließ augenblicklich von ihr ab und lauschte. Dann setzte er das Skalpell erneut an und zog lange, blutige Linien quer über ihren Bauch. Schweigend genoss er den Anblick. Dann ergriff er ihren Unterarm und zurrte ein Gummiband um das Handgelenk fest. Gerade als er mit der Amputation des kleinen Fingers beginnen wollte, klingelte es an der Tür.

Adrian hielt einen Moment inne und legte dann beide Hände um ihren Hals. Er drückte so kräftig zu, dass Bettina sofort schwarz vor Augen wurde. Sie fühlte, wie das Leben aus ihrem Körper wich. Ihr letzter Gedanke galt Anna.

 

 

 

 

Annas Herz pochte laut. Sie war Hals über Kopf aus der Klinik gestürzt und zusammen mit Emily in ihren Wagen gesprungen. Bis zum Haus ihrer Mutter in der Altstadt von Zons würden sie zwanzig Minuten brauchen. Immer wieder versuchte sie, ihre Mutter auf dem Handy zu erreichen, doch es war ausgeschaltet. Das Festnetztelefon klingelte ins Leere.

»Sie hatte immer Angst vor Professor Morgenstern. Meinst du, er könnte dahinterstecken? Es ist doch merkwürdig, dass beide wie vom Erdboden verschwunden sind.«

Emily schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Oliver hat ihn mit keinem Sterbenswörtchen erwähnt.«

Sie sah zu Anna hinüber, die verkrampft hinter dem Lenkrad saß. Tröstend fügte sie hinzu: »Sie ist bestimmt nur kurz einkaufen. Mach dir keine Sorgen. Sicher ist alles nur ein Missverständnis.«

Anna spürte, wie die ersten Tränen ihre Wangen hinunterliefen. Sie hatte ein mieses Bauchgefühl und ein schlechtes Gewissen, weil sie den Befürchtungen ihrer Mutter keinen Glauben geschenkt hatte. Sie drückte aufs Gaspedal und missachtete die Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Landstraße. Ihr Innerstes war zutiefst aufgewühlt. Ein einziger Gedanke gab ihr die Kraft, durchzuhalten: Hoffentlich kommen wir nicht zu spät!

 

 

...

 

 

Kommissar Oliver Bergmann raste mit Höchstgeschwindigkeit über die Autobahn A57. Unterwegs hatte er seine beiden Kollegen Petra Ludwig und Klaus Gruber eingesammelt, die verwirrt über die hektische Entwicklung dieses Falls in seinen Dienstwagen gestiegen waren. Noch während der Autofahrt hatte Petra Ludwig durch diverse Telefonate herausgefunden, wer der ältere Bruder von Kevin Helmhold war. Oliver konnte es nicht fassen, dass er nicht viel eher darauf gekommen war. Er wusste genau, wer oder vielmehr was Adrian Helmhold war.

Die neue Reportage von Emily kannte er auswendig. Ein kompletter Abschnitt war dem psychopathischem Persönlichkeitsprofil von Adrian Helmhold gewidmet. Sie hatten es mit einem impulsiven Psychopathen zu tun, der sich nur schwer kontrollieren konnte.

Wenn Bettina Winterfeld ihm in die Hände gefallen war, sah es schlecht für sie aus. Olivers Herz krampfte sich bei diesem Gedanken zusammen. Ein Irrtum war mittlerweile so gut wie ausgeschlossen, da die psychiatrische Klinik vor ein paar Minuten das Verschwinden von Adrian Helmhold bestätigt hatte. Die einzige gute Nachricht war, dass er zur Nachtkontrolle um drei Uhr noch im Bett gelegen hatte.

Im Kopf überschlug Oliver die Zeit, die seitdem vergangen war. Er konnte sie nicht länger als fünf Stunden in seiner Gewalt haben. Die Wahrscheinlichkeit, dass er sich mit der Ermordung seiner leiblichen Mutter besonders viel Zeit lassen würde, schätzte Oliver als sehr hoch ein. Mit ein wenig Glück war es noch nicht zu spät. Sein Partner Klaus hatte die Nachbarin von Bettina Winterfeld alarmiert, die versprochen hatte, an der Haustür zu klingeln. Noch hatten sie keine Rückmeldung. Aber immerhin bestand die geringe Hoffnung, dass sie sich doch irrten und Bettina Winterfeld einfach die Tür öffnete.

Nach schier unendlich langer Zeit erreichte Oliver die Autobahnausfahrt Dormagen. Noch nie war ihm die Strecke zwischen dem Polizeirevier in Neuss und Zons so lange vorgekommen. Er preschte über die Straßen und in die Altstadt von Zons. In der Grünewaldstraße machten sie halt und sprangen aus dem Auto. Oliver stürmte zur Haustür, die sich im selben Moment öffnete. Emily stand mit schreckgeweiteten Augen vor ihm. Direkt dahinter erblickte er Anna. In ihren Augen standen Tränen. »Sie ist nicht hier!« Annas Stimme klang erstickt.

In diesem Moment klingelte Olivers Handy.

»Guten Morgen, Herr Bergmann. Hier spricht Professor Morgenstern. Meine Mitarbeiter haben mir soeben berichtet, was vorgefallen ist. Ich muss mich entschuldigen, dass ich erst jetzt anrufe, aber ich war vor ein paar Nächten in einen Verkehrsunfall verwickelt. Ich habe bis spät in die Nacht gearbeitet und war völlig übermüdet. Leider habe ich nicht aufgepasst und direkt vor der Klinik einen Unfall gebaut, bei dem ich selbst mehrere Schnittwunden davongetragen haben. Zum Glück bin ich Arzt und konnte meine Wunden sofort selbst versorgen. Heute Morgen musste ich meine Aussage bei der Polizei zu Protokoll geben.« Er machte eine kurze Pause. »Vielleicht kann ich Ihnen helfen. Ich kenne Adrian Helmhold sehr gut und weiß, wie er vorgeht.«

Oliver stellte den Lautsprecher seines Handys ein. »Nun, ich befürchte, es ist zu spät. Wir sind soeben am Haus von Bettina Winterfeld eingetroffen und sie ist nicht hier.«

»Wenn er unterbrochen wurde, dann hat er sie mit Sicherheit versteckt. Haben Sie alle Nischen des Kellers und den Dachboden gründlich durchsucht?«

Emily schüttelte den Kopf. »Auf dem Dachboden waren wir noch nicht.«

Professor Morgensterns Stimme krächzte durch den Lautsprecher. »Suchen Sie alles gründlich ab und schauen Sie in Kisten oder unter Planen nach. Ich habe Helmhold einmal aus dem Aktenschrank in meinem Büro gezerrt. Er liebt solche Verstecke.«

Noch während der Professor sprach, stürmte Oliver nach oben, Anna und Emily dicht hinter ihm. Klaus sicherte den Eingang, Petra Ludwig überprüfte derweil den Keller des Hauses.

Der Dachboden war höchstens zehn Quadratmeter groß und glich eher einer Kammer. Ein kleines Dachfenster spendete mäßiges Licht. Oliver duckte sich, um mit dem Kopf nicht an die Holzbalken zu stoßen. Anna, die sich hier seit ihrer Kindheit auskannte, kroch atemlos zu einer riesigen Kiste und öffnete sie. Entmutigt ließ sie die Schultern sinken. Sie war voller Bücher, wie eh und je. Die dicken Staubflocken, die durch das Öffnen in die Luft geschleudert wurden, zeigten ihr, dass sich jahrelang niemand mehr an dieser Kiste zu schaffen gemacht hatte.

Aus dem Untergeschoss hörten sie Petra Ludwigs Stimme. Der Keller war leer. Anna setzte sich und ließ ihre Tränen hemmungslos laufen. Sie spürte, dass ihre Mutter in den Händen dieses Wahnsinnigen war. Doch sie hatte keine Ahnung, wo sie noch nach ihr suchen sollten.

Oliver wollte den Dachboden gerade verlassen und in den Wohngeschossen weitersuchen, als ein letzter Blick in die Kammer ihn zurückhielt. Mit den Augen maß er die Größe des Dachbodens ab und versuchte sich gleichzeitig die Außenansicht des Gebäudes in Erinnerung zu rufen. Er nahm ein Holzstück in die Hand und begann die Wände abzuklopfen. Sie waren hohl. Oliver trat mit den Füßen gegen die dünne Holzwand, die sofort nachgab und krachend umkippte. Atemlos kniete er sich hin und starrte in die Dunkelheit des Hohlraumes hinein. Nichts. Nur unendlich viele Staubflocken, die sich in seiner Nase festsetzten und ihn zum Niesen brachten.

Auf Knien kroch er hinein. Der gesamte Dachboden war mit Holzwänden ausgekleidet. Der Hohlraum lief wie ein langer Schlauch an der Außenseite herum. Oliver zückte eine Taschenlampe. Ungefähr einen Meter vor sich sah er Spuren im Staub. Adrenalin schoss durch seine Blutbahnen, während er der Spur folgte, die an einer Holzkiste endete. Sie war unverschlossen. Oliver hörte ein schwaches Stöhnen und zerrte den Deckel herunter. Da lag Bettina Winterfeld, halbnackt, zusammengepfercht und geknebelt.

»Ich habe sie ...«

Ein Schlag auf den Hinterkopf ließ ihn zusammensinken. Sein Bewusstsein driftete in die Dunkelheit ab, doch Emilys Stimme hinderte ihn daran, sich fallen zu lassen. Er öffnete die Augen und kämpfte mit aller Kraft gegen das Schwindelgefühl an, welches wie eine Nebelwolke um seinen Kopf waberte.

Mühsam erhob er sich und kroch durch die Öffnung, die Emily mittlerweile in die dünne Bretterwand getreten hatte. Er sah das offene Dachfenster. Erst jetzt drang Emilys Stimme in sein Gehirn ein und sein Verstand begriff ihre aufgeregten Worte. »Er ist durchs Dachfenster. Anna ist hinterher geklettert!«

Mit einem Satz hangelte Oliver sich ebenfalls durch die kleine Luke im Dach und blieb auf den glitschigen Schindeln stehen. Anna war nicht weit gekommen, während Adrian Helmhold bereits auf dem Nachbardach gelandet war. Oliver zog seine Pistole aus dem Gürtel und schrie: »Halt, Polizei! Stehenbleiben oder ich schieße!«

Adrian Helmhold stoppte und drehte sich um. Der Abstand zwischen ihnen betrug gerade einmal zehn Meter, sodass Oliver das Blitzen in seinen grünen Augen erkennen konnte. Der Junge ist Anna wie aus dem Gesicht geschnitten, schoss es Oliver durch den Kopf. Adrians Gesicht verzerrte sich plötzlich zu einem Grinsen. Ehe Oliver begriff, was er vorhatte, nahm er Anlauf und sprang. Anna schrie entsetzt auf. Ein hässliches Klatschen verkündete den Aufprall von Helmholds Körper auf die uralten Steine, die seit vielen Jahrhunderten die Straßen von Zons pflasterten. Adrian Helmhold war tot.

 

 

...

 

 

Dankbar nahm Bettina Winterfeld das Wasserglas entgegen und nippte vorsichtig. Sie lag im Kreiskrankenhaus Dormagen-Hackenbroich. Ihr Kehlkopf war immer noch angeschwollen und schmerzte bei jedem Wort. Ihr Körper war über und über bandagiert. An einigen Stellen waren die Einschnitte, die Adrian Helmhold ihr mit dem Skalpell zugefügt hatte, so tief, dass sie genäht werden mussten. Trotz der Schmerzen lächelte Bettina. Anna saß an ihrem Bett und streichelte ihren Arm.

Oliver stand am Fenster und umschlang Emilys Hüfte. Er räusperte sich. »Wir haben übrigens den Lüftungsschacht gefunden, durch den Adrian Helmhold die psychiatrische Klinik regelmäßig unbemerkt verlassen konnte. Er wurde bei einem Umbau vor über zehn Jahren nicht richtig verschlossen. Niemand bis auf Adrian hatte es bemerkt. Er war so lange in der Psychiatrie, dass er die Zeitabläufe der Klinik in- und auswendig kannte. So konnte er stundenlang verschwinden und die Morde begehen, ohne vermisst zu werden. Auf die Klinik werden deshalb noch große Probleme zukommen.«

Emily schmiegte den Kopf an Olivers Brust und fragte:

»Warum hat er ausgerechnet jetzt mit den Morden begonnen?«

Oliver zögerte mit der Antwort. »Vermutlich hat er erst bei seinem Krankenhausaufenthalt vor zwei Jahren die Identität seiner biologischen Mutter herausgefunden. Auch wenn der Biologe Hans-Peter Mundscheit seiner Jugendliebe zum Kindersegen verholfen hat, glauben wir nicht, dass er die Identität der biologischen Eltern preisgeben wollte. Wir vermuten, dass Mundscheit einfach die Chance ergriff, als überzählige Embryos vernichtet werden sollten. Das kam nicht allzu oft vor. Statt sie zu entsorgen, hat er sie Frau Helmhold eingepflanzt und ihr damit die Chance gegeben, Kinder zu gebären.«

»Ich verstehe trotzdem nicht, wieso er diese Prostituierte getötet hat.« Anna sah Oliver aus grünen Augen an.

»Das wird wohl ein Rätsel bleiben. Vermutlich war sie ein Zufallsopfer, an dem er seine Methoden ausprobiert hat.«

Anna zog die Augenbrauen hoch und drehte sich zu ihrer Mutter um.

»Warum hast du mir nie etwas von diesem Fluch erzählt?«

Bettina Winterfeld schaute ihrer Tochter lange in die Augen. »Ich dachte, ich hätte das Schicksal ausgetrickst. Aber niemand kann die Vergangenheit einfach so abstreifen.«

Annas Gedanken schweiften zu Bastian Mühlenberg, der vor über fünfhundert Jahren auf der Jagd nach einer Münzfälscherbande auf Annas Vorfahren, die Zwillinge August und Christan, und die Verbrechen des kalten Zwillings gestoßen war. Vielleicht war dies die Verbindung, die sie so oft von ihm träumen ließ. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sein Bild plötzlich vor ihrem inneren Auge auftauchte. Sie wusste, dass er auf unerklärliche Weise immer bei ihr sein würde.

Die Tür öffnete sich und Professor Morgenstern trat ein. Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel, als er Bettina eine goldene Münze in die Hand legte. »Ich glaube, die gehört Ihnen.«

 

 

ENDE

Bundle Puzzlemörder Erntezeit Zwilling Flügel
COVER.xhtml
Section0001.html
Section0002.html
Section0003.html
Section0004.html
Section0005.html
Section0006.html
Section0007.html
Section0008.html
Section0009.html
Section0010.html
Section0011.html
Section0012.html
Section0013.html
Section0014.html
Section0015.html
Section0016.html
Section0017.html
Section0018.html
Section0019.html
Section0020.html
Section0021.html
Section0022.html
Section0023.html
Section0024.html
Section0025.html
Section0026.html
Section0027.html
Section0028.html
Section0029.html
Section0030.html
Section0031.html
Section0032.html
Section0033.html
Section0034.html
Section0035.html
Section0036.html
Section0037.html
Section0038.html
Section0039.html
Section0040.html
Section0041.html
Section0042.html
Section0043.html
Section0044.html
Section0045.html
Section0046.html
Section0047.html
Section0048.html
Section0049.html
Section0050.html
Section0051.html
Section0052.html
Section0053.html
Section0054.html
Section0055.html
Section0056.html
Section0057.html
Section0058.html
Section0059.html
Section0060.html
Section0061.html
Section0062.html
Section0063.html
Section0064.html
Section0065.html
Section0066.html
Section0067.html
Section0068.html
Section0069.html
Section0070.html
Section0071.html
Section0072.html
Section0073.html
Section0074.html
Section0075.html
Section0076.html
Section0077.html
Section0078.html
Section0079.html
Section0080.html
Section0081.html
Section0082.html
Section0083.html
Section0084.html
Section0085.html
Section0086.html
Section0087.html
Section0088.html
Section0089.html
Section0090.html
Section0091.html
Section0092.html
Section0093.html
Section0094.html
Section0095.html
Section0096.html
Section0097.html
Section0098.html
Section0099.html
Section0100.html
Section0101.html
Section0102.html
Section0103.html
Section0104.html
Section0105.html
Section0106.html
Section0107.html
Section0108.html
Section0109.html
Section0110.html
Section0111.html
impressum-tolino.xhtml