Drei Scheine für mich, einen für dich, ...

Die Abrechnung des Flohmarkterlöses vom Wochenende erfolgte zwei Tage später, also am Dienstag. Ich packte Mackenrodt etwa 2.500 DM in 50 DM-Scheinen auf den Tisch. Er zählte zweimal, steckte alles in seinen »Rockaufschlag« wohl aus Versehen. Dann sah er mich einige Sekunden an und legte mir als Lohn fürs Wochenende fünf Zwanziger vor die Nase. Ich schluckte. Danach folgten noch fünf Zehner Spesen für Samstag und Sonntag. Jetzt nahm er diese Scheine wieder weg und legte kulanterweise drei Zwanzigmarksscheine auf den Tisch, schnappte die fünf Zwanziger, die er mir fürs Wochenende gab und ersetzte sie einfach nur durch zwei größere Scheine, also Fünfziger. Mackenrodt war der Meinung, dass er mich dadurch reicher belohnt hätte. Das Spiel war noch nicht zu Ende. Er zauberte schon wieder zwei Fünfmarkscheine aus der Brusttasche, die er vermutlich gegen einen Zwanziger tauschen wollte. Ich schnappte das Geld einfach, was da vor mir auf dem Tisch lag und fertig war’s! Mackenrodt jammerte wieder mal wegen zu hoher Kosten. In Wirklichkeit waren sie das Defizit, welches durch das Komplott mit Familie von Zangenberg entstanden war. Dass ich z.B. die alten Ansichtskarten abzweigte und Mackenrodt betrog, stimmte mich glücklich. Somit hatte ich mit Spesen und Wochenendlohn, inklusive des Zasters von Hasan, immerhin einen Reingewinn von über 500 DM in der Tasche. Was ich die Woche über an Ware in den Haushalten erwarb, lagerte ich erst einmal bei mir zu Hause ein. Die Bande zu Charlottenburger und Kreuzberger Händlern waren geknüpft, auch ohne meinen Brötchengeber Mackenrodt. Der hatte sich wieder mal in Unannehmlichkeiten gestürzt, die durch die Zangenberg inszeniert wurden. Rosi ist inzwischen zur Rummelsburger »Puffmutter« aufgestiegen. Während dieser Phase legte sie ihren erfundenen Adelstitel ab. Und, sie war Mackenrodt’s Flamme, von der er nie loskam. Er schloss erst einmal das Lager, d.h., die riesige Werkshalle in Plagwitz. Für den Eutritzscher Lagerraum behielt ich den Schlüssel. Mackenrodt ließ seinen Cadillac stehen, nahm den Kleintransporter und düste für drei Wochen nach Berlin. »Un wenn ick wiedakomme, denn machen wa Jeschäfte, wie se im Buch steh’n!«, schnarrte er durchs offene Fenster, brannte sich eine Zigarette an und war verschwunden. Ich glaubte nicht an Ulli Mackenrodt’s Vorsatz. Außerdem standen seine Geschäfte nie in irgendwelchen Büchern.

Ich handelte nun erst einmal auf eigene Faust. Übrigens schossen die Antiquitätenmafias wie Pilze aus dem Boden. Aus einem Haushalt der Plagwitzer Karl-Heine-Straße verschwanden währen einer Nacht- und Nebelaktion alte Ölbilder und einige russische Ikonen aus einer Sammlung. Im Obergeschoss schnarchten sich deren Besitzer lautstark durch die Nacht und im Erdgeschoss agierten die Einbrecher. Einen ähnlichen Fall gab es in Leipzig-Leutzsch.