13

Am nächsten Morgen, Montag, fing ich mit der umständlichen Arbeit an, den Inhalt meiner Handtasche zu ersetzen. Zuerst fuhr ich zur Zulassungsstelle, weil die Büros um acht Uhr öffneten. Ich setzte den Papierkrieg für einen neuen Führerschein in Gang und zahlte drei Dollar für ein Duplikat. Kaum öffnete die Bank, da kündigte ich bereits mein Girokonto und eröffnete ein neues. Dann hielt ich bei der Wohnung und rief in Sacramento an, bat um eine beglaubigte Abschrift meiner Zulassung als Privatdetektiv. Ich bewaffnete mich mit einem Stapel Visitenkarten aus meinem Vorrat und trieb eine alte Tasche auf, die ich benutzen konnte, bis ich eine neue kaufen würde. Ich fuhr zum Drugstore hinüber und machte Einkäufe, um wenigstens ein paar der Kleinigkeiten zu ersetzen, die ich immer mit herumschleppe, zum Beispiel die Pille. Irgendwann würde ich auch das Fenster ersetzen lassen müssen. Alles in allem eine blöde, ärgerliche Sache.

Ich kam erst gegen Mittag im Büro an, und das Licht an meinem Anrufbeantworter blinkte unaufhörlich. Ich warf die Morgenpost beiseite und drückte auf den Rücklaufknopf, als ich am Schreibtisch vorbeikam. Während ich die Tür zum Balkon öffnete, um frische Luft hereinzulassen, hörte ich dem Anrufer zu.

»Miss Millhone, hier spricht Ferrin Westfall, 555-6790. Meine Frau und ich haben über Ihre Bitte gesprochen, mit unserem Neffen, Tony, zu reden. Wenn Sie uns anrufen, werden wir sehen, was man da tun kann. Bitte verstehen Sie, daß wir den Jungen nicht aufregen wollen. Wir verlassen uns darauf, daß Sie diskret vorgehen werden.« Ein Klicken ertönte, die Verbindung war unterbrochen. Sein Ton war kalt gewesen, hatte perfekt zu seiner harten Stimme gepaßt. Kein »Ah«, kein Zögern. Kein Schluckauf während der gesamten Durchsage. Ich zog anerkennend die Brauen hoch. Tony Gahan war in fähigen Händen. Das arme Kind.

Ich machte mir eine Kanne Kaffee und wartete, bis ich die halbe Tasse getrunken hatte. Dann rief ich zurück. Das Telefon läutete zweimal.

»Guten Morgen. PFC«, sagte die Frau.

PFC erwies sich als Perforated Formanek Corporation, ein Lieferant von industriellen Schleifmitteln, Klemmen, Schleifmaschinen, Mühlen und Präzisionswerkzeugen. Das weiß ich, weil ich danach fragte, und sie zitierte das gesamte Angebot in einem Singsang, dachte vielleicht, daß ich auf der Suche nach einem der oben genannten Dinge war. Ich bat darum, mit Ferrin Westfall sprechen zu dürfen, und sie bedankte sich.

Wieder ein Klicken. »Westfall«, sagte er.

Ich stellte mich vor. Schweigen entstand, das (vielleicht) dazu dienen sollte, mich einzuschüchtern. Ich widerstand dem Drang, loszuplappern, ließ zu, daß die Pause so lang wurde, wie es ihm gefiel.

Schließlich sagte er: »Wir werden dafür sorgen, daß Tony heute abend zwischen sieben und acht Uhr zu Ihrer Verfügung steht, wenn es Ihnen so recht ist.«

»Fein. Vielen Dank.« Trottel, fügte ich im Geiste hinzu, als ich auflegte.

Ich kippte in meinem Drehstuhl zurück und legte die Füße hoch. Bisher war es ein verschenkter Tag gewesen. Ich wollte meine Handtasche zurückhaben. Meine Pistole. Ich wollte mein Leben weiterleben, aufhören, Zeit mit all diesem Unsinn zu verlieren. Ich warf einen Blick zum Balkon hinaus. Wenigstens regnete es jetzt nicht. Ich zog die Post heran und ging sie durch. Das meiste davon war Unsinn.

Ich wurde wieder unruhig, dachte über John Daggett und seine Bootsfahrt durch den Hafen nach. Gestern, am Strand, war es mir sinnlos erschienen, die Gegend nach möglichen Zeugen abzusuchen. Jetzt war ich mir da nicht mehr so sicher. Jemand könnte ihn gesehen haben. Wenn jemand in aller Öffentlichkeit betrunken ist, erregt das normalerweise Verdacht, vor allem, wenn nicht viele Leute herumlaufen. Die Wochenendgäste hatten sich inzwischen wohl schon alle aus den Hotels zurückgezogen, aber trotzdem könnte es noch immer einen Versuch wert sein. Ich schnappte mir meine Jacke und meine Autoschlüssel, schloß das Büro auf und lief die Hintertreppe hinab.

Mein VW sah jedesmal schlimmer aus, wenn ich wegsah. Er ist jetzt vierzehn Jahre alt, ein ehemals beiges Modell mit Beulen. Jetzt war das Fenster auf der Beifahrerseite eingeschlagen. Aber jedesmal, wenn ich an einen neuen Wagen denke, schlägt mein Magen Purzelbäume. Ich will mich nicht mit Zahlungen für das Auto belasten, mit einem Anstieg der Versicherungsprämien und Zulassungsgebühren. Meine derzeitige Zulassung kostet mich fünfundzwanzig Dollar im Jahr, und das ist mir gerade recht. Ich drehte den Zündschlüssel, und der Motor sprang direkt an. Ich tätschelte das Armaturenbrett und fuhr rückwärts aus der Parklücke, schlug die State Street nach Süden, zum Strand hin, ein.

Ich parkte in der Cabana, direkt gegenüber vom Eingang zur Werft. Acht Motels reihen sich hier am Boulevard entlang, keines hat Zimmer unter sechzig Dollar pro Nacht. Es war außerhalb der Saison, aber dennoch waren keine Zimmer frei. Ich fing im ersten an, dem Sea Voyager. Ich stellte mich dem Manager vor, fand heraus, wer am vergangenen Freitag als Nachtportier dort gewesen war, notierte mir den Namen und hinterließ meine Karte mit einer handschriftlichen Notiz auf der Rückseite. Wie viele andere Aspekte im Zusammenhang mit der Arbeit, die ich tue, ist auch hier eine Mordsgeduld erforderlich, ebenso wie die Liebe zu Wiederholungen, die auch nicht angeboren ist. Trotzdem muß man sich die Mühe machen, denn es besteht eine winzige Chance, daß irgend jemand irgendwo die Kleinigkeit einfügen kann, die mir weiterhilft. Nachdem ich mich bis zum letzten Motel durchgearbeitet hatte, kehrte ich zu meinem Wagen zurück und fuhr über den Boulevard zum Jachthafen, der eine halbe Meile entfernt war.

Diesmal parkte ich in der Nähe des Naval-Reserve-Gebäudes, auf dem Parkplatz neben dem Hafen. In dieser Gegend schien es kaum Fußgänger zu geben. Der Himmel war bedeckt, die Luft schwer vom Geruch von frischem Fisch und Diesel. Ich schlenderte auf dem Weg entlang, der sich am Wasser hinzieht, mit Anlegeplätzen für elfhundert Boote. Ein Holzpier, zweispurig, ragte ins Wasser hinaus, und am Ende gab es einen Kran und Winden, um Boote heraufzuziehen. Ich konnte das Tankdock sehen, das Dock für Gäste in der Stadt. Zwei Männer sicherten dort gerade die Leinen an einem großen Motorboot, das sie scheinbar gerade in den Hafen gebracht hatten.

Zu meiner Rechten befand sich eine Reihe von Geschäften — ein Fischmarkt mit einem Restaurant für Meeresfrüchte darüber, ein Geschäft, in dem Marine- und Angelbedarf verkauft wurde, ein Tauchzentrum, zwei Jacht-Makler. Die Fronten der Gebäude bestanden alle aus grau verwittertem Holz, mit leuchtendblauen Markisen, die wie ein Echo der blauen Canvas-Planen auf den Schiffen überall im Hafen wirkten. Einen Moment blieb ich vor einem Fenster stehen, in dem Schnappschüsse von Booten ausgestellt waren, die zum Verkauf standen — Katamarane, Luxuskabinen; Jachten, Segelboote mit sechs Kojen. Es gibt eine kleine Gruppe von Leuten hier im Hafen, die auf ihren Schiffen wohnen. Irgendwie reizt mich die Vorstellung ein wenig, obwohl mich die Realität von Chemietoiletten mitten in der Nacht und dem Duschen in fremden Häfen schreckt. Ich überquerte den Weg, lehnte mich an die eiserne Reling und schaute auf den Wald von kahlen Schiffsmasten hinaus.

Das Wasser selbst war von einem dunklen Flaschengrün. Große Felsen lagen in der trüben Tiefe und wirkten wie versunkene Ruinen. Nur wenige Fische waren zu sehen. Ich entdeckte zwei kleine Krabben, die über die Felsen am Hafenrand zogen, aber größtenteils wirkte alles kalt und steril, ohne Leben. Eine Bierflasche stand auf einer Anhäufung von Sand und Schlamm. Ganz in der Nähe waren zwei Boote der Hafenpatrouille verankert.

Ich machte eine Reihe von kleinen Ruderbooten aus, die an einem der Docks befestigt waren, und mein Interesse erwachte. Vier der Jachthäfen waren verschlossen und können nur mit einem Schlüssel betreten werden, den der Hafenmeister ausgibt, aber dieser hier war der Öffentlichkeit frei zugänglich. Ich ging weiter, um mir die Sache aus der Nähe anzusehen. Es gab vielleicht fünfundzwanzig Ruderboote aus Holz und Fiberglas, die meisten waren zweieinhalb bis drei Meter lang. Ich hatte keine Ahnung, ob eines von ihnen das Boot war, das Daggett gestohlen hatte, aber soviel schien klar: Wenn man die Leine von einem dieser Boote zerschnitt, mußte man es ums Ende des Docks und durch den ganzen Hafen rudern. Es gab hier keine Strömung, und ein Boot, das einfach nur im Wasser trieb, würde ziellos gegen die Poller stoßen, ohne irgendwie weiter zu kommen.

Ich ging wieder zurück und wandte mich nach links, bis ich den ersten Hafen erreichte. Am Ende der Rampe konnte ich den Zaun und das verschlossene Tor sehen. Ich schlenderte weiter, ein Auge auf Vorüberkommende gerichtet. Schließlich näherte sich ein Mann mittleren Alters, der seinen Schlüssel in einer Hand hielt, eine Tüte mit Einkäufen in der anderen. Es war schlank, muskulös und sonnengebräunt. Er trug Bermudas und ein lose fallendes Baumwollhemd, in dessen Ausschnitt eine Matte grauer Brusthaare zu sehen war.

»Verzeihung, wohnen Sie hier?« fragte ich.

Er blieb stehen, beäugte mich neugierig. »Ja.« Sein Gesicht war so faltig wie eine zerknüllte braune Papiertüte, die man wieder in Betrieb genommen hat.

»Haben Sie etwas dagegen, wenn ich Ihnen zum Marine Eins folge? Ich versuche, Hinweise über den Mann zu bekommen, der am Samstag hier an den Strand gespült worden ist.«

»Klar, kommen Sie nur. Ich hab davon gehört. Das Boot, das er gestohlen hat, gehört ‘nem Freund von mir. Übrigens, ich heiße Aaron. Und Sie?«

»Kinsey Millhone.« Ich trabte hinter ihm die Rampe entlang. »Wie lange wohnen Sie schon hier?«

»Sechs Monate. Meine Frau und ich haben uns getrennt, und sie hat das Haus behalten. Nette Abwechslung, das Leben auf dem Boot. Gibt ‘ne Menge netter Leute hier. Sind Sie von der Polizei?«

»Privatdetektiv«, erklärte ich. »Was machen Sie beruflich?«

»Immobilien. Wie sind Sie denn darauf gekommen?« Er schob seinen Schlüssel ins Tor und stieß es dann auf. Er hielt es, während ich an ihm vorbeiging. Ich blieb auf der anderen Seite stehen, damit er mir den Weg zeigen konnte.

»Ich wurde von der Tochter des Toten angeheuert.«

»Ich meine, überhaupt als Detektiv zu arbeiten.«

»Ach so. Ich war früher bei der Polizei, aber das hat mir nicht sehr gefallen. Die richtige Polizeiarbeit macht Spaß, aber nicht die Bürokratie. Jetzt bin ich selbständig. Damit bin ich glücklicher.«

Wir kamen an einer Gruppe von Möwen vorbei, die sich auf einen Gegenstand stürzte, der auf den Wellen tanzte. Die Schreie der Vögel zogen Möwen aus einer Entfernung von einer Viertelmeile an, die jetzt wie Raketen durch die Luft schossen.

»Avocado«, bemerkte Aaron. »Die Möwen lieben die. Der gehört mir.« Er blieb neben einem zwölf Meter langen Motorboot stehen, einer Chris Craft.

»Großer Gott, das ist ein schönes Schiff.«

»Gefällt es Ihnen? Es hat Platz für acht Personen«, erzählte er erfreut. Er sprang hinüber, drehte sich um und hielt mir die Hand hin. »Ziehen Sie die Stiefel aus, dann können Sie an Bord kommen, und ich führe Sie herum. Wollen Sie was trinken?«

»Lieber nicht, danke. Ich muß noch eine Menge erledigen. Können Sie mich vielleicht mit dem Mann bekannt machen, dem das gestohlene Boot gehört?«

Aaron zuckte die Schultern. »Da kann ich Ihnen nicht helfen. Er ist den ganzen Tag zum Fischen draußen. Aber ich kann ihm Ihren Namen und Telefonnummer geben, wenn Sie wollen. Ich glaube, die Polizei hat das Boot beschlagnahmt. Wenn Sie das also sehen wollen, sollten Sie besser mit denen sprechen.«

Ich rechnete zwar nicht damit, daß sich daraus etwas ergeben würde, aber ich wollte diese Möglichkeit doch offenlassen, für alle Fälle. Also zog ich eine Visitenkarte heraus, notierte meine Privatnummer auf der Rückseite und gab sie ihm. »Wenn er irgend etwas weiß, soll er mich anrufen«, bat ich.

»Ich sag Ihnen, mit wem Sie reden sollten. Gehen Sie hier sechs Plätze weiter und schauen Sie nach, ob der Knabe daheim ist. Das Schiff heißt Seascape. Sein Name ist Phillip Rosen. Er weiß über alles Bescheid, was hier geredet wird. Vielleicht kann er Ihnen helfen.«

»Danke.«

Die Seascape war eine sieben Meter lange Flicka, mit Gaffelsegel an einem 6-Meter-Mast, dem Teakdeck und einem Bug aus Fiberglas, der wie Holz aussehen sollte.

Ich klopfte aufs Kabinendach, rief ein Hallo zur offenen Tür hinüber. Phillip Rosen erschien, zog den Kopf ein, als er von unten kam. Sein Auf tauchen war wie eine Witzeinlage: Er war einer der größten Männer, die ich je außerhalb eines Basketball-Feldes gesehen hatte. Er war ungefähr zwei Meter vier groß, mit großen Händen und Füßen, einem großen Kopf mit einer Fülle roter Haare, einem großen Gesicht mit rotem Schnurr- und Vollbart. Außerdem hatte er eine nackte Brust und nackte Füße. Abgesehen von der ausgefransten, abgeschnittenen Jeans ähnelte er einem Wikinger, der grausamerweise bei seiner Reinkarnation auf einem Schiff gelandet war, das seiner unwürdig war. Ich stellte mich vor und erwähnte, daß Aaron vorgeschlagen hatte, ich sollte mit ihm reden. Dann erzählte ich ihm kurz, was ich wollte.

»Nun ja, ich hab sie nicht gesehen, aber eine Freundin von mir. Sie war auf dem Weg hierher zu mir und kam auf dem Parkplatz an ihnen vorbei. Ein Mann und eine Frau. Sie sagte, der alte Knabe wäre total betrunken gewesen und über den ganzen Platz getaumelt. Die Kleine bei ihm hatte eine Heidenarbeit, um ihn überhaupt aufrecht zu halten.«

»Haben Sie eine Ahnung, wie die ausgesehen hat?«

»Nee. Dinah hat das nie gesagt. Aber ich kann Ihnen ihre Nummer geben, wenn Sie sie selbst fragen wollen.«

»Das würde ich gern. Um welche Zeit war das?«

»Ich würde sagen, Viertel nach zwei. Dinah ist Kellnerin drüben und hat um zwei Uhr Schluß. Ich weiß, daß sie an dem Abend nicht schließen mußte, und sie braucht nur fünf Minuten bis hierher. Ha, wenn sie übers Wasser gehen könnte, dann könnte sie in derselben Zeit über den Hafen rauschen, die sie jetzt bis zum Parkplatz braucht.«

»Arbeitet sie jetzt zufällig gerade?«

»Montagnachmittag? Könnte sein. Ich habe keine Ahnung, wie ihr Stundenplan diese Woche aussieht, aber Sie können es auf jeden Fall versuchen. Sie müßte in der Cocktail Lounge sein. Eine Rothaarige. Wenn sie da ist, können Sie sie nicht übersehen.«

Das sollte sich als wahr erweisen. Ich fuhr die halbe Meile vom Jachthafen zur Werft, überließ meinen Wagen dem Pagen, der sich um die Autos kümmerte. Dann ging ich über die Außentreppe zum oberen Stock. Dinah ging gerade von der Bar zu einem Tisch in der Ecke, vorsichtig ein Tablett mit Margaritas vor sich balancierend. Ihr Haar war mehr orange als rot, ähnelte zu sehr einer Karotte, um nicht natürlich zu sein. Mit hohen Schuhen war sie ungefähr eins achtzig groß. Sie trug eine dunkle Strumpfhose und ein marineblaues »Matrosen«-Kostüm mit einem Rock, der ihren Schritt umspielte. Eine kleine Matrosenkappe thronte auf ihrem Kopf, und sie strahlte etwas aus, das vermuten ließ, sie hätte Steuerbord von Backbord unterscheiden können, seit sie in die Pubertät gekommen war.

Ich wartete, bis sie die Drinks serviert hatte und auf dem Weg zurück zur Bar war. »Dinah?«

Sie schaute mich fragend an. Aus der Nähe konnte ich sehen, daß ihr Gesicht mit Sommersprossen übersät war und daß sie eine lange, schmale Nase hatte. Sie trug falsche Wimpern, die wie eine Reihe von Kommata ihre hellbraunen Augen umgaben und ihr ein überraschtes Aussehen verliehen. Ich erzählte ihr kurz, was ich wollte. »Ich weiß, wer der alte Knabe ist. Jetzt versuche ich herauszufinden, wer die Frau bei ihm war.«

Dinah zuckte die Schultern. »Nun, da kann ich Ihnen nicht viel sagen. Ich hab sie ja bloß im Vorbeigehen gesehn. Ich meine, es gibt da zwar Licht im Marina, aber nicht sehr viel. Außerdem hat es verflucht gegossen.«

»Was würden Sie sagen? Wie alt war sie?«

»Ziemlich jung. Zwanzig vielleicht. Blond. Nicht sehr groß, zumindest im Vergleich mit ihm.«

»Lange Haare? Kurze? Flachbrüstig? Oder mit großer Oberweite?«

»Ich weiß nicht. Sie hatte ‘nen Regenmantel an. Jedenfalls irgend ‘nen Mantel. Das Haar war vielleicht schulterlang, ziemlich glatt. Irgendwie buschig.«

»Hübsch?«

Sie dachte kurz nach. »Mein Gott, ich kann mich nur noch erinnern, daß ich dachte, irgendwas wäre nicht in Ordnung, verstehn Sie? Erst mal war er in einem schrecklichen Zustand. Ich konnte ihn auf zehn Meter Entfernung riechen. Bourbondämpfe. Puh! Ehrlich gesagt, ich dachte, sie wäre vielleicht ‘ne Nutte, die ihn abgeschleppt hatte. Ich hätte fast noch was zu ihr gesagt, aber dann hab ich mir gedacht, das geht mich nichts an. Er hat seinen Spaß gehabt, aber Sie wissen ja, wie das so ist. So betrunken, wie der war, hätte ihn das leicht was kosten können.«

»Na ja, das hat es ja wohl auch. Sein Leben inbegriffen.«