Liebesspiele auf Schloss Nymphenburg

Rollenspiele

Verrätst du mir, was es mit dieser Verkleidung auf sich hat?» Julia saß neben Patrick in seinem VW Golf und starrte durch die Scheibe der Beifahrerseite. Sie versuchte im Dunkeln zu erkennen, wo genau sie sich befanden. Da sie sonst nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs war, fehlte ihr der Überblick. Patrick hatte ihr erzählt, sie würden zu Schloss Nymphenburg fahren. «Haben wir heute noch eine Führung?»

Sie beide arbeiteten nebenberuflich für eine Agentur, die in München besondere Events, wie zum Beispiel historische Ausflüge, organisierte. Meistens spielte Julia eine Zofe und Patrick den Kammerdiener. Gemeinsam begleiteten sie Touristen durch Schloss Nymphenburg, gaben Auskunft über das Leben am Hofe, das Zeremoniell, schwärmten von Essgewohnheiten und zeigten den Besuchern die Schätze des Fürsten. Es gab zwar auch Abendführungen, aber jetzt war es bereits nach dreiundzwanzig Uhr. Außerdem hatte die Agentur sie nicht über den Termin informiert. Irgendetwas an der Sache war seltsam.

Julia schaute zu Patrick, der sich auf den Verkehr konzentrierte. Sie hatte ihn kennengelernt, als er vor drei Wochen in ihr Team gekommen war. Die Agentur suchte regelmäßig Mitarbeiter, weil die meisten nicht lange blieben. Oft waren es Studenten, die sich für einen gewissen Zeitraum etwas dazuverdienen wollten. Julia selbst war schon seit drei Jahren dabei, um ihr Einkommen aufzustocken. Außerdem liebte sie den Job.

Vom ersten Tag an war sie von ihrem Kollegen, den sie eingewiesen hatte, angetan gewesen. Er spielte den Kammerdiener sehr amüsant und hatte seinen Text schnell gelernt. Patrick ging in der Rolle richtig auf, schäkerte mit den Besuchern und riss an den passenden Stellen Witze. Immer hatte er eine Anekdote auf Lager. Er war intelligent und wortgewandt, keine Frage. Außer wenn sie beide allein waren. Dann wirkte er … kühler. War das das richtige Wort? Auf jeden Fall war er nicht so locker wie sonst.

Jetzt hatte er nicht seine Kammerdieneruniform, sondern ein König-Ludwig-Kostüm an: enge weiße Hosen, dazu Lederstiefel, die ihm bis zu den Knien reichten, und einen dunkelgrünen Frack aus Samt. Patrick sah phantastisch aus. Julia hatte sich ihr Kleid aus dem Fundus der Agentur ausleihen dürfen. Die historischen Kostüme waren begehrt, besonders zur Faschingszeit oder für Motto-Partys. Patrick hingegen hatte seine Sachen von zu Hause mitgebracht. Ob er im Faschingsverein war?

Julias Blick blieb an seinen Oberschenkeln hängen, um die sich der weiße Stoff spannte. In Gedanken legte sie die Hand auf Patricks Bein. Ob es sich warm und fest anfühlte? Wie er wohl reagierte, wenn sie mit den Fingerspitzen an seinem Schritt entlangfuhr? Würde es ihm gefallen? Würde er hart werden?

Hastig wandte sie ihr Gesicht ab, bevor er bemerkte, wie sie auf seinen Unterleib starrte, aber schon kurze Zeit später musste sie Patrick wieder ansehen.

«Es ist ein … Experiment», erklärte er zögernd und fuhr sich mit der Hand durch sein braunes Haar.

«Experiment? Wie meinst du das?» Aus dem Augenwinkel musterte sie ihn. Patrick hatte ein markantes Kinn, schmale Lippen, ausgeprägte Wangenknochen und eine gerade Nase. Heute wirkten seine Gesichtszüge angespannt, fast schon streng. Irgendwie machte ihn das noch viel attraktiver.

Seine Hände umklammerten das Lenkrad. War er nervös? Aufgeregt? Oder achtete er auf den Verkehr? Julia bewunderte ohnehin jeden, der in München mit dem Auto unterwegs war. Sie wäre hoffnungslos verloren. Zahlreiche Fahrspuren, Tunnels, Kreuzungen und überall Schilder. Dazu sich auf das Fahrzeug konzentrieren – das war ihr einfach zu viel. Deshalb hatte sie ihr Auto verkauft, als sie vor fünf Jahren aus der Provinz in die Großstadt gezogen war. Damals hatte sie diesen mittelmäßig bezahlten Job bei einem großen Lebensmitteldiscounter angenommen. Manchmal fühlte sie sich ziemlich wertlos, weil sie es trotz ihres Abiturs zu nichts Besserem gebracht hatte. Da war die Arbeit für die Agentur eine tolle Abwechslung. Trotzdem verfluchte sie sich täglich dafür, ihr Germanistikstudium abgebrochen zu haben, aber das eigenständige Lernen war ihr noch nie leichtgefallen. Außerdem brauchte sie das Geld.

Patrick räusperte sich. «Ich … möchte etwas ausprobieren.»

«Hat es was mit deinem Beruf zu tun?», fragte sie und zupfte an ihrem langen blonden Zopf, der ihr bis zur Brust reichte. Natürlich wusste sie, womit Patrick sein Geld verdiente. Sie hatte ihn während der Führungen ausgefragt. Er war Verhaltensforscher. Leider war er sehr zurückhaltend, was seine Privatangelegenheiten betraf, daher hatte Julia sich im Internet genauer über ihn informiert und tatsächlich einige wissenschaftliche Abhandlungen von ihm gefunden. Er hatte auf seiner Homepage Berichte über das Paarungsverhalten der Schmetterlinge im Botanischen Garten veröffentlicht und war auf seinem Gebiet ein angesehener Experte. Außerdem gab Patrick ab und zu einige Seminare an der Universität, die sehr gut ankamen. Jedenfalls vermutete Julia das, denn viele seiner Studenten hatten Kommentare im Gästebuch seiner Website hinterlassen, die voll des Lobes und der Bewunderung waren.

«Hmm, ja, ein wenig hat das schon mit meinem Job zu tun», sagte er. «Aber es ist eher ein privates Projekt.»

Ein privates Projekt …

«Und ich möchte es anonym herausgeben.»

«Das klingt nach etwas Verbotenem.» Julia grinste. «Wenn das deine Studenten wüssten.»

Patrick zog die Augenbrauen hoch. «Schau an. Da hat sich wohl jemand schlaugemacht.»

«Ich muss doch wissen, mit wem ich es zu tun habe.» Julias Hände waren feucht vor Aufregung. Unauffällig wischte sie sie an ihrem Kleid ab. «Erzähl mir mehr über dieses Experiment.»

«Ich möchte dich nicht beeinflussen. Je weniger du darüber nachdenkst, desto besser.»

«Ist das so was wie bei diesem Gefängnis-Experiment?» Erst vor kurzem war ein Film darüber im Fernsehen gelaufen. Das Stanford-Prison-Experiment war weltbekannt. Ein amerikanischer Psychologe hatte Anfang der siebziger Jahre einen Versuch durchgeführt und Studenten in Wärter und Sträflinge aufgeteilt, die in Zellen im Keller der Universität hausen mussten. Dabei war es schon nach kurzer Zeit zu Aufständen unter den «Gefangenen» gekommen, während die «Wärter» ihre sadistische Seite ausgelebt hatten.

«So ähnlich.» Patrick lächelte ihr zu. «Aber du wirst keine Gefangene sein.»

Das bin ich längst, dachte sie ein wenig betrübt. Eine Gefangene meiner geheimsten Sehnsüchte und Lüste.

«Stell dir einfach vor, es ist ein Spiel. Sobald wir das Schloss betreten, bist du das Dienstmädchen Magda und ich der Schlossherr. Schaffst du das?»

Sie nickte. «Okay, ich bin also Magda. Und du?»

«Leopold. Aber du wirst mich ohnehin nur mit ‹Herr› ansprechen.»

Sie grinste. «Aha.» Typisch Mann. In ihrem Magen kribbelte es. Das war aufregend. Auf diese Weise würde sie Patrick endlich näherkommen.

Obwohl er manchmal Andeutungen machte – ein süßes Lächeln, eine kurze Berührung am Arm –, hatten sie sich noch nicht einmal geküsst. Julia traute sich nicht, auf ihn zuzugehen. Ihr letzter Freund – Robert, dieser Mistkerl! – war für ihre Komplexe verantwortlich. Früher war sie nicht schüchtern gewesen, hatte alles Neue ausprobiert. Jetzt war sie unsicher und fürchtete sich vor einem Korb. Vor allem schämte sie sich für ihre Figur oder besser gesagt: für ihren riesigen Busen. Das verstärkte ihre Hemmungen, sich vor fremden Männern offen und selbstbewusst zu geben. Und sollte sie jemals wieder Sex haben, würde sie sich ganz bestimmt nur noch im Dunkeln ausziehen.

Super, dachte sie. Ich kriege es nicht hin, und Patrick traut sich auch nicht, den ersten Schritt zu machen. Auf diese Weise wird das ja nie etwas.

Schüchtern kam er ihr jedenfalls nicht vor. Woran lag es dann, dass er sich so sehr zurückhielt?

«Wird mein Name erwähnt?», wollte sie wissen.

Patrick hob die Brauen. «Was?»

«Na, wenn du Verhaltensforscher bist und das dein Experiment ist, wirst du darüber bestimmt berichten.»

«Berichten, ja klar», stieß er eine Spur zu schnell hervor. «Ich werde deinen Namen natürlich nicht erwähnen. Alles bleibt anonym.»

Hm, er verhielt sich seltsam. Julia war gespannt, was auf sie zukam.

«Denk daran: In deiner Rolle als Dienstmädchen bist du von mir abhängig», sagte Patrick, während er in die Dantestraße einbog. Julia hatte im Vorbeifahren das Schild erkennen können, sie befanden sich tatsächlich in der Nähe der Parkanlage.

«Du meinst vom Schlossherren?»

Er nickte. «Ich bin dein Vorgesetzter. Du brauchst dringend diese Anstellung, denn du bist mittellos, weil du aus armen Verhältnissen stammst. Ohne mich bist du verloren.»

Julia schaute auf das gräuliche, ausgewaschene Etwas, das sie am Leib trug. Es war kein wirkliches Kleid, mehr so eine Art aneinandergenähter Fetzen aus dünnem Stoff.

Patrick räusperte sich. «Ich werde gewisse Dinge von dir fordern, um zu sehen, wie weit eine Frau in deiner Position geht, um ihre Anstellung zu behalten. Daher musst du dich wirklich voll und ganz in Magda hineinversetzen.»

Gewisse Dinge? Ihr Herz schlug wild, und ein verräterisches Pochen machte sich in ihrem Schoß bemerkbar. Sie wusste genau, welche Dinge er von ihr fordern sollte. Aber in ihrer Phantasie war sie auch keine gehemmte Frau, sondern so wild und experimentierfreudig wie früher.

Sie schluckte. «Erwarte bitte keine schauspielerischen Höchstleistungen von mir.»

Ohne sie anzusehen, legte Patrick kurz seine Hand auf ihren Oberschenkel. «Lass es einfach auf dich zukommen. Alles wird sich aus der Situation heraus ergeben. Bleib ganz natürlich.»

Julia hielt die Luft an und versteifte sich. Die Berührung seiner großen Hand und seine tiefe, beruhigende Stimme waren ein Schock. Ein positiver Schock. Patrick hatte sie tatsächlich angefasst! Nicht an der Schulter oder am Arm wie sonst, sondern am Bein! Wieso hatte er das getan? Um sie zu beruhigen? Oder war es ein Annäherungsversuch?

Und warum musste sie ständig alles hinterfragen, verdammt noch mal?

«Wieso hast du eigentlich mich für dein Experiment ausgewählt?» Wieder eine Frage. Aber die Antwort interessierte sie brennend. Immerhin gab es genug andere Frauen in der Agentur, die wesentlich attraktiver waren.

Okay, Patrick und sie kannten sich mittlerweile ganz gut, weil sie bei den Führungen häufig zusammenarbeiteten, aber gerade das konnte für das Projekt von Nachteil sein. Denn wenn man jemanden kannte, reagierte man in gewissen Situationen anders als bei Fremden.

«Ich finde dich sympathisch», war seine knappe Antwort.

Julia krallte die Finger ins Sitzpolster und versuchte, nicht wie eine Idiotin zu grinsen. Patrick mochte sie! Endlich hatte sie es aus seinem Mund gehört.

Kurz darauf bogen sie in die nördliche Auffahrtstraße ein, eine der Anfahrtsalleen mit dem langen Kanal in der Mitte. Einst hatte der Wasserweg Schloss Nymphenburg und Schloss Schleißheim miteinander verbunden, das Kanalsystem zwischen Schleißheim, Nymphenburg und Dachau war in Mitteleuropa einzigartig. Jetzt führten leider nicht mehr alle Kanalabschnitte Wasser, und manche Alleen waren zugewachsen. Dennoch prägte das Kanalsystem weiterhin die Landschaft nördlich von München. Die Wasserwege hatten damals dem Transport gedient und waren zudem für höfische Spazierfahrten genutzt worden.

Julia seufzte leise. Wie schön es hier war. Märchenhaft. Der etwa zweihundertneunundzwanzig Hektar große Landschaftsgarten beherbergte viele architektonische Schmuckstücke, kleine Parkburgen, Museen, versteckte Skulpturen, malerische Wasserläufe und Seen. Sie stellte sich vor, mit einem venezianischen Gondoliere durch die Kanäle zu gleiten, Patrick an ihrer Seite.

Das Gelände lag weitgehend im Dunkeln, nur der Springbrunnen und die Eingänge der Gebäude wurden beleuchtet. Schloss Nymphenburg, die ehemalige Sommerresidenz der bayerischen Herrscherfamilie, der Wittelsbacher, gehörte zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Münchens. Julia war stolz, hier arbeiten zu dürfen.

Während sie die mit Laubbäumen gesäumte Allee entlangfuhren, sah sie vor sich den großen, viereckigen Mittelbau – das vierstöckige Hauptgebäude mit dem roten Dach. Zu beiden Seiten erstreckten sich weitere Anbauten, die miteinander verbunden waren, sodass man den Eindruck bekam, die Silhouette einer ganzen Stadt vor sich zu haben. Das Gebäude bot einen gewaltigen Anblick. Der Prachtbau aus dem Jahre 1664 gehörte zu den größten Königsschlössern in Europa. Bei ihren Führungen zeigten Julia und Patrick den Besuchern einige Räume, von denen manche noch die originale Barockdekoration besaßen. Andere Zimmer waren durch spätere Umgestaltungen im Stil des Rokoko und des Klassizismus gehalten.

Auf der Anlage gab es sogar ein kleines Dorf, zahlreiche Schlösschen, Tempel – ach, so viel zu entdecken, dass man das alles kaum an einem Tag schaffen konnte. Wenn Julia in ihrer Freizeit durch den Park schlenderte, kam sie sich vor wie in einer anderen Epoche, als wäre sie in einem Jane-Austen-Buch gelandet. Hier befand sie sich in einer anderen Welt, wanderte durch Wälder und über Wiesen und bestaunte die Vielfalt der Pflanzen- und Tierarten.

Jetzt kam ihr alles noch authentischer vor, weil die Besucherparkplätze leer waren. Es fehlte lediglich die Kutsche, um das Bild perfekt zu machen.

«Lass bitte dein Handy und alles, was nicht ins siebzehnte Jahrhundert gehört, im Auto.» Patrick stellte den VW etwas abseits an einem unbeleuchteten Flecken ab.

Julia schaute auf die Handtasche zu ihren Füßen. Plötzlich war ihr die Sache nicht mehr geheuer. «Falls jemand das Auto aufbricht und meine Sachen klaut, ersetzt du sie mir», meinte sie schief lächelnd.

«Du hast mein Ehrenwort», erwiderte er. «Aber das wird nicht passieren. Wir sind hier ganz allein.»

Worauf ließ sie sich ein? Sie wusste so wenig über Patrick. Er könnte ein Psychopath sein, der sie …

Hör auf, so ist er nicht, ermahnte sie sich und atmete tief durch. «Okay, dann lass uns mit deinem Experiment beginnen.»

Gentlemanlike öffnete Patrick die Tür und führte Julia zum nördlichen Anbau. Beim Laufen knirschte leise der Kies unter ihren Ledersohlen. Selbst die Schuhe waren aus dem Fundus der Agentur.

Julia atmete tief die laue Sommerluft ein. Was für eine herrliche Nacht. Es war schwer vorstellbar, dass man sich hier mitten in einer Großstadt befand, vor allem, wenn die Grillen um die Wette zirpten und weit und breit kein Mensch und kein Auto zu sehen waren.

Julia verbiss sich einen Kommentar, als Patrick sein eigenes Handy gemeinsam mit den Autoschlüsseln im Frack verstaute. Er war der Leiter dieses Versuchs und sie nur die Probandin. Da galten wohl unterschiedliche Regeln. Außerdem war sie froh, überhaupt eine Verbindung zur Außenwelt zu haben. Es konnte immer etwas Unvorhersehbares passieren.

Patrick holte einen anderen Schlüsselbund hervor und sperrte die weiße Holztür des Nebengebäudes auf. Dabei blickte er kurz über seine Schulter, als würde er etwas Verbotenes tun.

«Wieso hast du einen Schlüssel?» Hatte er den gestohlen? Die Gebäude wurden morgens von den Mitarbeitern der Schlossverwaltung auf- und abends wieder abgesperrt.

Er zwinkerte ihr zu. «Ich bin der Hausherr, schon vergessen?»

Der Hausherr … Irgendwie ging und stand Patrick noch aufrechter als sonst, seine Schultern wirkten breiter, sein Verhalten war extrem selbstbewusst. Julia mochte starke Männer, sofern diese sie nicht runterputzten, sondern sie beschützten, sie ermutigten, ihr Geborgenheit schenkten.

Die Sache mit dem Schlüssel kam ihr trotzdem seltsam vor. Sie hatte ein mulmiges Gefühl, ihren Arbeitsplatz außerhalb der Führungszeiten zu betreten. Aber sie waren ja keine Einbrecher. Oder doch?

«Wo hast du den denn her?»

«Ich kenne jemanden, der hat ihn mir geliehen. Es wäre gut, wenn du darüber kein Wort verlierst, damit derjenige keine Probleme bekommt.»

Das klang ja sehr schwammig. Julia wollte ihren geliebten Nebenjob nicht aufs Spiel setzen und erst recht nicht mit dem Gesetz in Konflikt geraten, doch diese Experiment-Geschichte hatte sie neugierig gemacht. Wobei sie zugeben musste, dass sie Patrick nur folgte, weil sie bis über beide Ohren in ihn verliebt war. Und Liebe machte blind und dumm. Gab das mildernde Umstände?

Im Inneren des Schlosses war es gespenstisch still. Sie hatten die Kapelle betreten; die Notbeleuchtung sorgte für schummriges Licht. Dunkelbraune Holzbänke standen vor einem barocken Hochaltar, auf dem Christus und Maria Magdalena dargestellt waren. An der gewölbten Decke zeigten farbenfrohe Fresken das Leben der heiligen Maria und brachten in den klassischen Raum die heitere Note des Rokoko. Tagsüber hallten die Stimmen der Touristen von den hohen weißen Wänden. Jetzt wirkte alles unheimlich und verlassen. Als wären die Herrschaften und das Personal zu Bett gegangen.

«Willkommen in meinem Zuhause, Magda», sagte Patrick. «Hier wirst du von nun an arbeiten. Folge mir.»

Julia war gespannt, wohin die Tour ging. Tatsächlich fühlte sie sich wie auf einer Zeitreise und versuchte, sich vorzustellen, wie die Menschen früher im Schloss gelebt und gearbeitet hatten. Sie wollte Patrick bei seinem sonderbaren Vorhaben unterstützen. Jetzt war sie Magda, ein Dienstmädchen, eine arme Kirchenmaus. Sie würde gefügig sein und ihrem Herrn gehorchen, alles pflichtbewusst erledigen, was er ihr auftrug.

Gefügig – bei diesem Wort fielen ihr gleich noch ein paar weitere Begriffe ein: zum Beispiel devot, willig, ergeben, unterwürfig … Hitze durchströmte ihren Schoß, ein brennendes, sehnsüchtiges Verlangen. Was würde sie tun müssen? Auf Knien den Boden schrubben?

Julia hatte einmal ein erotisches Buch gelesen, in dem eine Frau nackt und nur mit einer Zahnbürste ausgestattet einen Holzboden hatte putzen müssen. Ihr Herr hatte ihr einen Analplug, an dem ein Pferdeschwanz befestigt war, in den Anus gedrückt. Der Frau hatte das gefallen. Sie war von dem Mann mit Worten und Handlungen erniedrigt worden, hatte aus einem Hundenapf trinken müssen, wurde an die Leine gelegt und musste ihrem Gebieter als Fußbank dienen.

Sich einem Mann zu unterwerfen war auch Julias geheimster Wunsch, aber was in dem Buch geschehen war, ging ihr zu weit. Eine Spur weniger demütigend – das wäre perfekt.

Patrick führte sie durch Räume, die weder sie noch die Besucher je zu Gesicht bekamen, da der nördliche Pavillon teilweise geschlossen war. Farbeimer, Leitern und Malerplanen versperrten den Weg. Offensichtlich wurde hier restauriert, was es Julia erschwerte, sich gedanklich in das siebzehnte Jahrhundert zurückzuversetzen.

Erst als sie die Galerie im ersten Stock erreichten, kannte sie sich wieder aus. In diesem Anbau hatten früher die Besucher gewartet, bevor der Kurfürst sie zu einer Audienz empfing. Der Boden war mit hellem Parkett ausgelegt, die Wände weiß getüncht, wie in den meisten Räumen. Große, goldumrahmte Bilder zeigten die verschiedenen Bauprojekte Max Emanuels.

Als Patrick plötzlich stehen blieb, wäre sie beinahe in ihn hineingelaufen. In der Galerie war es fast ganz dunkel, Julia erkannte lediglich Patricks große Silhouette. Im Düsteren sah er tatsächlich aus wie der Schlossherr. Wie ein König.

«Pass auf, wo du hinläufst, Mädchen», sagte er in strengem Ton, wobei er sie an den Schultern festhielt.

«Tut mir leid», erwiderte sie atemlos.

«Es tut mir leid, Herr», korrigierte Patrick. Diesmal schmunzelte oder zwinkerte er nicht. Vermutete sie. Dazu klang seine Stimme zu ernst.

«Wenn du dich nicht zu benehmen weißt, schicke ich dich sofort nach Hause.»

Natürlich, sie musste ihn seinem Stand gemäß ansprechen. «Es tut mir leid, mein Herr», wisperte sie.

«Braves Mädchen.»

Er ließ sie los, und sie folgte ihm durch die nächste Tür. Sie betraten den großen Festsaal, auch «Steinerner Saal» genannt, eine der Hauptattraktionen des Schlosses. Dunkelbraune und weiße Fliesen zierten wie ein Schachbrettmuster den Boden. Riesige Fenster ließen das Licht der Straßenlaternen und Strahler herein, sodass Julia die Rokokostuckaturen erkannte. Sie legte den Kopf in den Nacken, um das riesige Deckengemälde zu betrachten, das den olympischen Götterhimmel darstellte. Nymphen sprangen um die zur Göttin gewordene Flora, die der Sommerresidenz ihren Namen geliehen hatte. Auch hier war alles in Weiß und Gold gehalten. Üppig, prunkvoll, von unschätzbarem Wert.

Patrick führte sie zu einem Schlafzimmer im Südflügel des Mittelbaus. Die Türen standen offen, Wandpaneele, Spiegel und Landschaftsbilder empfingen sie. Die dunkelgrüne Seidentapete mit dem Blumenmuster und die Holzmöbel ließen den Raum düster erscheinen. Lediglich die langen weißen Vorhänge lockerten die Atmosphäre auf, und ein Lämpchen über dem Ausgang spendete genügend Licht, um ausreichend zu sehen.

Vor dem opulenten Bett, das einen grünen Baldachin besaß, blieb Pat… Nein, blieb ihr Herr stehen und drehte sich zu ihr um.

«Zeig mir deinen Slip», sagte er mit fester Stimme.

«Was?»

Seine Augen wirkten beinahe schwarz. «Du hast bestimmt einen an.»

«Klar … äh … natürlich, mein Herr.»

«Welche Farbe hat er?»

Julia überlegte. Sie hatte sich für ihren schmalen Lieblingsslip entschieden, weil ihr Po darin am besten zur Geltung kam. Was lächerlich war. Außer ihr bekam ihn ja sowieso niemand zu Gesicht.

«Pink», antwortete sie, woraufhin ihr Gesicht garantiert dieselbe Farbe annahm.

«Ausziehen. Pink geht gar nicht», erwiderte er streng. Dennoch bildete sie sich ein, ein Zucken in seinen Mundwinkeln zu erkennen.

Zaghaft hob sie ihr Kleid, aber nur so weit, bis sie an ihr Höschen kam.

Anstatt sich umzudrehen, wie es sich gehörte, verschränkte ihr «Herr» die Arme und schaute ihr unverhohlen zu.

Sie wollte sich von ihm abwenden, doch er schüttelte den Kopf. «Nichts da, du bleibst so stehen. Und jetzt weg mit dem Slip, anständige Frauen trugen früher keine Unterwäsche.»

Sie wollte auch gar nicht anständig sein.

Ein angenehmer Schauder lief über ihren Rücken. Es sah bestimmt unbeholfen aus, wie sie versuchte, ihre Unterwäsche herunterzuziehen, ohne dass Patrick zu viel von ihr zu Gesicht bekam.

Ohne den Blick von ihr zu nehmen, streckte er ihr eine Hand entgegen. «Den nehme ich.»

Julia stieg langsam aus dem Slip. Sie zögerte, ihn herzugeben. Was wollte er damit?

Vor Scham glühten ihre Wangen, als sie die Feuchtigkeit auf dem Stoff spürte. Himmel, daran war nur Patrick schuld. Sie reagierte auf ihn und seine dominante Art, als wäre sie eine läufige Hündin.

«Nun? Was ist?» Er machte eine auffordernde Bewegung mit dem Finger. Lockend, wie der Hexer aus dem Märchenpark, vor dem sie sich als Kind gefürchtet hatte.

Vor Patrick fürchtete sie sich nicht. Im Gegenteil. Seine Art machte sie an.

Zitternd überreichte sie ihm das bisschen Stoff. Zu ihrem Schreck hielt er es an die Nase und atmete hörbar ein. Julia wünschte sich, der Boden würde sich unter ihr auftun.

«Du riechst gut», sagte er rau und machte einen Schritt auf sie zu. «Ob du auch gut schmeckst?»

Ihr blieb die Luft weg. Jetzt war endgültig klar, worauf sein Experiment hinauslaufen würde. Deshalb wollte er also anonym bleiben! Julia dachte an Patricks Artikel über das Paarungsverhalten der Schmetterlinge, die jedes Jahr während der Wintermonate im Wasserpflanzenhaus im Botanischen Garten zu sehen waren. Was würde das hier werden? Ein Bericht über das Paarungsverhalten zur höfischen Zeit?

Patrick stand so dicht vor ihr, dass sie seinen männlichen Duft wahrnahm. Nicht aufdringlich, eher angenehm. Der Hauch eines Aftershaves.

«Sag mir, Magda, schmeckst du gut?», raunte er ihr ins Ohr.

Julia schloss die Augen. «Ich weiß nicht.» Ihre Knie waren butterweich.

Seine Lippen streiften ihre Ohrmuschel. «Hast du nie von dir gekostet?», flüsterte er kaum hörbar.

Das würde sie ihm sicher nicht sagen.

«Sprich!»

Sie zuckte zurück. «Schon», rutschte es ihr heraus. Sofort biss sie sich auf die Unterlippe.

Ihr Höschen verschwand in seinem Frack, den Patrick auszog und über eine Stuhllehne hängte. Ob ihm ebenso heiß war wie ihr?

Seine enge Hose offenbarte jedes Detail seiner Männlichkeit: den knackigen Hintern, die muskulösen Beine und dass er dazwischen gut ausgestattet war. Oder … erregt?

Erneut kam er näher. Unwillkürlich wich Julia zurück, bis sie mit dem Rücken gegen die Wand stieß.

Ihr Herr stützte sich mit einer Hand neben ihrem Kopf ab. «Hast du einen BH an?»

«Ja», erwiderte sie wahrheitsgemäß. Sie verließ nie ohne Büstenhalter das Haus. Damit fühlte sie sich selbstbewusster. «Aber das geht zu weit. Den ziehe ich nicht aus … Herr.»

«Dann geh.» Resolut deutete er zum Ausgang.

War das sein Ernst? Die Hitze wollte nicht mehr aus ihrem Gesicht weichen, stattdessen hatte sie sich in ihrem gesamten Körper ausgebreitet. Am schlimmsten brannte das Feuer zwischen ihren Schenkeln. Ihr Kitzler pochte, mehr Feuchtigkeit lief aus ihr und benetzte ihre Schamlippen.

«I-ich bin zum Arbeiten hier, nicht … für andere Sachen.»

«Hab ich das gesagt?» Er runzelte die Stirn, als würde er nachdenken. «Wenn du deine Anstellung behalten willst, wirst du tun, was ich verlange.»

«Ich glaube nicht, dass sich Euer Verhalten geziemt, Herr.»

«Du widersprichst mir?» Seine Augen funkelten, während er erneut zum Ausgang deutete. «Noch ein letztes Mal: Da ist die Tür. Du brauchst nur zu gehen.»

Dieser Blick ging ihr durch und durch. Wow, Patrick war ein verdammt guter Schauspieler. Er testete ihre Grenzen, der Herr Verhaltensforscher. Na gut.

«Dreht Euch bitte um», sagte sie kleinlaut.

«Das werde ich nicht tun. Ich will dich ansehen.» Er starrte auf ihr Dekolleté. «Zeig mir deine Brüste.»

Wie direkt er war! «Sie gefallen mir nicht, Herr», wisperte sie und wandte ihr Gesicht ab, da seines so nah war. Julia genierte sich wegen ihrer großen Brüste. Durch das Gewicht hingen sie leicht, und die Warzenhöfe waren riesig. Ihr Exfreund hatte sie «Salamischeiben» genannt. Die beschämende Erinnerung saß tief.

Zärtlich fuhr Patrick mit den Fingerspitzen über ihre Wange. «Ich möchte mir mein eigenes Urteil bilden.»

«Wozu wollt Ihr wissen, wie die Brüste Eurer Bediensteten aussehen? Deswegen kocht und putzt sie nicht anders», erwiderte sie schnippisch, bereute es aber sofort. Wie würde er reagieren?

Doch er blieb gefasst. «Ich brauche dich nicht zum Putzen.» Abrupt wich er vor ihr zurück und ging zum Bett. Er zog eine Matratze hervor, die unter der tiefhängenden Tagesdecke nicht zu erkennen gewesen war.

«Dort wird dein Schlafplatz sein, an meiner Seite. Und wenn mich Lust befällt, werde ich zu dir auf den Boden kommen, um dich zu ficken. Damit ich mein Bett nicht besudle.»

Bitte was? Vor Überraschung klappte ihr das Kinn herunter, doch sie verkniff sich einen Kommentar. Ihr Herz raste. Sie waren noch nicht einmal ein Paar, und er wollte schon mit ihr schlafen? Würde er überhaupt mit ihr zusammen sein wollen? Oder war das alles hier wirklich nur ein Experiment, ein Spiel? Und wie kam diese Matratze hierher? Immerhin schien sie mit einem sauberen Laken bezogen zu sein.

Moment, hatte Patrick sich diese abstruse Story vielleicht nur ausgedacht, weil er eine schnelle Nummer mit ihr schieben wollte, und es gab dieses ominöse Experiment gar nicht?

Und wennschon, das ist deine Chance! Konzentriere dich auf deine Rolle, dachte Julia.

Wie weit würde sie gehen, wenn sie eine arme Bedienstete im siebzehnten Jahrhundert wäre? Würde sie wirklich mit dem Schlossherren schlafen?

Ja, das würde sie. Weil ihr als Magda keine andere Möglichkeit blieb. Und weil sie diesem Mann in Wahrheit längst verfallen war. Patrick sah gut aus, war nett, hilfsbereit, zuvorkommend und doch manchmal zurückhaltend, zumindest ihr gegenüber. Nur ihr gegenüber. Nicht jetzt.

Welche Frau wünschte sich insgeheim nicht einen Macho? Ein liebenswertes Alphatier, das sagte, wo es langging? Wer wollte denn einen Softie? Sie bestimmt nicht. Dieser Schlossherr war ganz nach ihrem Geschmack.

«Und nun will ich deine Brüste sehen.» Er legte die Hände an ihr Dekolleté.

Julia ließ es zu. Keuchend schloss sie die Augen, als er durch das Gewebe ihre Nippel streifte. Sie waren hart und sehnten sich danach, berührt zu werden.

Langsam öffnete Patrick die Verschnürungen des groben grauen Kleides und zog es über ihre Brüste. Der Stoff blieb an ihrer Taille hängen, sodass er ihre Scham bedeckte. Julia hielt die Lider geschlossen, doch als nach endlos langen Sekunden nichts weiter geschah, blinzelte sie.

Patrick, ihr Herr, starrte auf ihren Spitzen-BH.

Julias Magen zog sich zusammen. Gleich würde Patrick sie auslachen, bestimmt fand er ihre riesigen Brüste hässlich. Er ließ sie nicht aus den Augen und legte beide Hände auf sie. Dann begann er, sie durch den Stoff sanft zu massieren.

Himmel, war das schön! Julia entfuhr ein kehliger Laut. Dabei verschränkte sie die Schenkel unter ihrem Kleid, um den Druck auf ihre pochende Mitte zu erhöhen.

Geschickt öffnete ihr Herr den Verschluss, der sich bei dem Minimizer vorne befand, und sofort fielen ihre Brüste «der Erdanziehung zum Opfer», wie es ihr Ex gemeinerweise mehrmals beschrieben hatte. Verdammt, sie wollte jetzt nicht an Robert denken! Nicht jeder Mann war wie er. Es gab einen Unterschied, auf welche Weise Erniedrigung stattfand. Roberts bösartige Sticheleien hatte sie nie erregend gefunden.

Millimeter für Millimeter erforschte Patrick ihre Brüste, hob sie an, als würde er sie wiegen, strich mit den Daumen über die erregten Spitzen und inspizierte sie genau.

«Sie sind größer, als es den Eindruck macht, wenn du angezogen bist», sagte er mit tiefer Stimme.

Julia musste schlucken. Patrick fand sie also doch hässlich.

«Mir gefallen sie hervorragend», meinte er zu ihrer Überraschung, «und ich möchte, dass du auch lernst, sie zu lieben.»

War das sein Ernst? «I-ihr mögt sie wirklich?» Julia war nicht dick, aber ziemlich klein, daher passten ihre ausgeprägten Rundungen nicht zum Rest ihrer Figur.

Anstatt ihr zu antworten, senkte Patrick den Mund auf ihren Warzenhof und saugte die Brustspitze ein.

Liebe Güte! Seufzend rutschte Julia ein Stück an der Wand hinunter und wäre wohl auf dem Hintern gelandet, hätte Patrick nicht ihre Taille umfasst. Hart leckte er über ihre Nippel, während sie haltsuchend die Finger in sein weiches Haar schob. Sein feuriger Blick schien sie zu verbrennen, als er zu ihr aufschaute. Geschah das hier wirklich?

Leider beendete er die Liebkosungen viel zu schnell. «Stell dich ordentlich hin. Präsentiere dich mir!», befahl er. «Ich will sehen, dass du dir gefällst.»

Sie trat einen Schritt in den Raum, wobei sie das Kleid an ihre Scham presste.

Patrick ging um sie herum. Sachte packte er sie am Zopf und zog ihren Kopf nach hinten. «Brust raus!»

Erschrocken gehorchte sie.

«Lass die Arme hängen.»

Wenn sie das tat, würde das Kleid fallen. Während Julia noch überlegte, was sie tun sollte, packte er ihre Handgelenke und zog ihre Arme auseinander. Das Kleid glitt an ihr hinab und bauschte sich um ihre Füße.

«Du musst schneller reagieren», sagte er streng. «Ich brauche ein Dienstmädchen, das spurt!»

«Ja, Herr», erwiderte sie schwach. Sie stand nackt vor ihm – und er war angezogen. Wie ungerecht. Sie kam sich völlig entblößt vor, an Leib und Seele. Hatte er eine Ahnung, wie verwundbar sie war? Sie würde es nicht ertragen, wenn er sie lediglich für ein perfides Spiel missbrauchte, sie ebenso gemein behandelte wie ihr Exfreund. Julia wollte so viel mehr. Patricks Anerkennung, sein Vertrauen, seine Liebe.

«Und schaue deinem Herrn niemals in die Augen!»

Hastig senkte sie den Blick.

«Jetzt geh zu dem Stuhl.» Er deutete auf das Möbelstück vor dem Sekretär an der gegenüberliegenden Wand.

Gehorsam stieg Julia aus dem Kleid und marschierte schnellen Schrittes durch den Raum. Als ihr bewusst wurde, wie ihre Brüste wippten, wurde sie langsamer. Ihr Herr hatte sie im Visier. Seine Augen glitzerten. Was für ein schöner Mann er war. Er konnte doch jede haben. Warum sie? Bitte spiel nicht mit meinem Herzen, dachte sie.

«Stütz dich an der Stuhllehne ab und streck mir den Po entgegen.»

Mechanisch tat Julia, was er verlangte. Nur nicht nachdenken, sondern genießen.

«Beine weiter auseinander!»

Es schmatzte leise, als sie seinen Worten folgte. Sie war nass, was ihr ziemlich peinlich war. Dennoch erregte es sie, dass Patrick erkennen konnte, wie es um sie bestellt war.

Als er hinter sie trat, mit der Hand zwischen ihre Beine fuhr und sie an ihren Venushügel legte, stöhnte Julia vor Wonne. Patrick streichelte ihr geschwollenes Fleisch, zog ihre Schamlippen auseinander und massierte ihre Klitoris, während sie sich an seinem Unterarm rieb.

«Frisch rasiert, so möchte ich das immer sehen.»

Julia atmete auf. Sie rasierte sich nicht täglich, sondern nur einmal die Woche, weil sie sich ohne Haare sauberer fühlte. Zum Glück hatte sie es heute getan.

Patrick stand seitlich hinter ihr, sodass der Stoff seiner Kleidung ihre Haut kitzelte. Seine Finger glitten durch ihre Spalte und fanden schließlich den Weg in ihr Inneres. Genüsslich erforschte ihr Herr sie und dehnte sie dabei sanft. Mit der anderen Hand wog er ihre Brüste. Er knetete sie und zwirbelte ihre empfindlichen Brustwarzen.

«Du bist willig und bereit für mich. Das gefällt mir», raunte er ihr ins Ohr und hauchte einen Kuss auf ihre Schläfe. «Dann kann ich deine Qualitäten gleich testen.»

Julia warf einen Blick über die Schulter. Ihr Herr öffnete die obersten Knöpfe seines Hemdes und zog es über den Kopf.

Ihr stockte der Atem, als sein wohlgeformter Oberkörper und die breiten Schultern zum Vorschein kamen. Patrick war schlank und hatte nicht übertrieben viele Muskeln. Offenbar verbrachte er seine Freizeit nicht im Fitnessstudio, schien aber trotzdem auf seine Linie zu achten. Sie selbst war ebenfalls alles andere als eine Sportskanone. Insofern würden sie gut zusammenpassen.

Er lehnte sich neben dem Sekretär an die Wand und wollte die Stiefel ausziehen, doch plötzlich hob er den Kopf und grinste sie verwegen an. «Moment, eigentlich kannst du das übernehmen.» Er winkte sie zu sich. «Stell dich verkehrt herum hin, dann geht es einfacher.»

Klar, damit er ihren Hintern vor Augen hatte.

Julia positionierte sich so, dass eines seiner Beine zwischen ihren Schenkeln hervorschaute, und bückte sich – wohl wissend, dass er von hinten ihre Schamlippen sah, die bestimmt rot und geschwollen waren.

Mühsam zerrte sie ihm die Stiefel von den Füßen und kam sich dabei tatsächlich wie eine Dienstmagd vor. Es demütigte sie, dass er sie in dieser Stellung erblickte. Gleichzeitig schürte das ihre Lust.

Patrick tätschelte ihren Po, nachdem sie ihren Auftrag zu seiner Zufriedenheit erledigt hatte, und zog sich die Hose aus.

Neugierig drehte sich Julia um. Da er keine Unterwäsche trug, federte sofort sein harter Schaft hervor. Sie konnte sich an seiner Gestalt kaum sattsehen.

«Jetzt leg dich hin und spreiz die Beine, damit ich dich besteigen kann.» Er deutete auf die Matratze.

Besteigen … Hätte sich ein Schlossherr wirklich so direkt ausgedrückt? Julia wusste es nicht, aber in ihrem Kopf drehte sich ohnehin alles. Ihr Herz pochte wild und pumpte das Blut so schnell durch die Adern, dass es in ihren Ohren rauschte.

Du bist Magda, ein armes Dienstmädchen, sagte sie sich. Du brauchst das Geld, und außerdem ist der Schlossherr der Mann deiner Träume. Gib dir einen Ruck!

Etwas zögerlich legte sie sich auf den Rücken. Sie kam sich unendlich benutzt vor und machte auch noch mit. Wie tief war sie gesunken?

Das Dienstmädchen, wiederholte sie in Gedanken. Nicht ich. Es war nur eine Rolle. Darin konnte sie zum ersten Mal so sein, wie sie es sich in ihren erotischen Träumen ausgemalt hatte. War sie schwach, weil sie eine devote Ader besaß? Oder machte sie das eher stark?

Ihr Herr kam zu ihr, stellte sich über sie und rieb seinen erigierten Penis. Feuchtigkeit glänzte auf der Eichel.

«Hm …» Er ließ den Blick über ihren Körper wandern. «Wie soll ich dich nehmen? Ich liebe die Auswahl, die eine Frau bietet. Drei ganz fantastische Löcher und diese unglaublich geschickten Hände. Da fällt es schwer, sich zu entscheiden.»

Julia krallte die Finger ins Laken. Wie er mit ihr sprach!

Verdammt, das machte sie wollüstig.

Überrascht schrie sie auf, als er sich zwischen ihre Beine hockte, unter die Knie fasste und die Oberschenkel an ihren Bauch drückte. «Bleib so!»

Sie legte die Hände an die Kniekehlen und präsentierte sich ihm. Wie erniedrigend. Wie geil!

«Spreiz dich noch ein wenig, ich möchte alles sehen.»

Als hätte er sie hypnotisiert, tat Julia, was er verlangte. Ihr Herr, ihr Gebieter.

Sie musste verrückt sein.

Zärtlich fuhr er mit dem Finger über ihre Schamlippen, neckte die Klitoris und verteilte den Saft sogar auf der Rosette.

Wollte er Analverkehr? In dieser Hinsicht war sie Jungfrau. Aber das behielt Julia besser für sich, sonst würde er sie vielleicht gerade deshalb von hinten nehmen.

«Du wirst in meinem Gemach bleiben, den ganzen Tag. Kleidung zu tragen ist dir verboten, denn wenn ich zu dir komme, muss es schnell gehen. Wenn ich durch diese Tür schreite …», sagte er, während er zwei Finger in sie einführte, «… wirst du dich auf den Rücken legen und dich mir gehorsam präsentieren, genau wie jetzt, damit ich dich jederzeit ficken kann. Verstanden!»

«Ja, Herr», krächzte sie. Vor Scham und Verlangen glühte sie überall, als Patrick sie erneut austastete.

«Und ich möchte dich immer so feucht haben. In meiner Abwesenheit wirst du dich selbst befriedigen, aber wehe, du kommst dabei. Du wirst nur mit mir einen Höhepunkt haben!»

«Ja, Herr.»

Patrick streichelte ihre Arme, ihre Schenkel und ihren Po. Plötzlich klang seine Stimme sanft. «Du zitterst ja. Frierst du?»

Himmel, nein, sie verbrannte! Julia schüttelte den Kopf.

«Hast du Angst?»

«Ein wenig, Herr. Das ist alles … aufregend.» Sie wollte ihre Kniekehlen loslassen, um die Beine auszustrecken, aber er verbot es ihr mit einem strengen Blick.

Wie ein Herrscher schritt Patrick um sie herum und blieb neben ihrem Kopf stehen. «Ich mag demütige Frauen mit wenig Erfahrung.» Unvermittelt schob er ihr die Finger, die mit ihrem Saft bedeckt waren, in den Mund.

Julia begann daran zu saugen, als wäre es das Natürlichste der Welt. Dabei beobachtete sie Patrick genau. Er keuchte auf und kniff die Lider zusammen, sein Penis zuckte heftig. Hastig zog er die Hand zurück.

«Ihr erkennt meine Neigung?», fragte sie neugierig.

«Sie steht dir ins Gesicht geschrieben.»

Erschrocken riss sie die Augen auf, aber Patrick lächelte wölfisch. «Keine Angst, sonst hat es keiner bemerkt.»

Ihr Herz raste. «Warum Ihr?», wisperte sie.

«Ich erkenne eine devote Frau, wenn ich sie sehe. Und gerade eben zeigst du mir, wie devot du bist.»

Wie viele devote Frauen kannte er denn?

«Hattest du bereits viele Partner?», wollte er wissen.

Seine Frage kam überraschend. Machte er sich etwa die gleichen Gedanken wie sie? «Ein paar kurze Beziehungen, eher oberflächlich …» Und eine längere, wollte sie sagen, ließ es aber bleiben.

Sein Blick verdüsterte sich. «Der Gedanke, dass andere Männer dich hatten, gefällt mir nicht.»

Darüber freute sich Julia. War er eifersüchtig? Sie hatte mit Robert im Bett einiges erlebt, allerdings niemals ausgefallene Dinge. Unerfahren war sie nicht, wenn Patrick das jedoch bevorzugte, würde sie das naive Mädchen spielen. «Ich bin sehr unerfahren, Herr. Bitte seid nachsichtig.»

Sein Schaft zuckte erneut, woraufhin ein glasklarer Tropfen neben ihr auf die Matratze fiel. «Dann werde ich dich beim ersten Mal behutsam nehmen.» Er kniete sich zwischen ihre Beine und schob sie weiter auseinander. «Bleib einfach locker.»

Als seine Zunge zwischen ihre Schamlippen tauchte, krallte Julia die Finger in sein Haar. Patrick war ein Zungenakrobat. Er flatterte über ihren erregbarsten Punkt und wusste genau, wie sie es wollte. Oder war das letzte Mal schon so lange her, dass sie alles erregend fand?

Nein, Patrick war ein Verführer und Verwöhner. Auf seine bestimmende Art. Er leckte sie, als wäre ihr Saft sein Lebenselixier. Dabei schmatzte er. Dieses obszöne Geräusch schürte ihre Erregung zusätzlich an.

Sie versuchte, locker zu bleiben, genau wie er gesagt hatte. Er leckte über ihre Schamlippen, ihre Klitoris, ihren Scheideneingang und ihre andere Pforte. Als er sich über sie beugte, umfasste Julia erneut ihre Knie, spreizte wie befohlen die Schenkel und genoss das Gefühl, als er in sie eindrang.

Patrick keuchte in ihr Gesicht. «Braves Mädchen, so mag ich das.»

Er war ihr so nahe, dass sie jedes der wenigen Fältchen um seine Augen erkannte. Als er ihr einen scharfen Blick zuwarf, erinnerte sie sich wieder an seine Worte und schaute rasch zur Seite.

Damit sie nicht in Versuchung kam, sein strenges, aber wundervolles Gesicht zu betrachten, schloss Julia die Lider. Jetzt waren alle anderen Sinneseindrücke viel stärker. Patrick keuchte, und seine Lust machte sie unglaublich an. Sanft biss er in ihr Ohr und ihren Hals. Seine Zähne hinterließen ein Brennen auf ihrer Haut.

«Du bist gut zu ficken, Kleine. Fühlst du meinen Schwanz?» Er stieß fest zu.

«Ja, Herr!» Und wie sie ihn fühlte! Ihre Scheidenwände zogen sich zusammen, ihr Kitzler pochte ungestüm. Ob sie sich erlauben durfte, ihren Herrn zu berühren? Sie ließ die Knie los, blieb jedoch weit offen für ihn liegen und streichelte über seinen Rücken.

«Habe ich dir das erlaubt?», fragte er schwer atmend.

«Nein, Herr», erwiderte sie kleinlaut. «Ich möchte Euch nur noch mehr spüren.»

Es kam kein Widerspruch. Diese stumme Erlaubnis ermutigte sie, über seinen Rücken zu fahren, die weiche Haut zu genießen und seinen Duft nach Mann und Schweiß einzuatmen. Sie legte ihre Hände auf seine Pobacken, um ihn noch enger an sich zu drücken.

«Du hast ein gieriges, kleines Fötzchen.» Patrick stieß fester zu. «So eng und unersättlich.»

Wenn er weiterhin auf diese Art mit ihr redete, würde sie bald ihren Höhepunkt erreichen.

«Ich werde in dich spritzen, Magda, um dich als mein Eigentum zu markieren.» Seine Stimme klang eher wie ein Knurren. «Schau mich an! Ich will dich sehen, wenn du kommst!» Er umfasste ihr Kinn, bevor er die Lippen auf ihren Mund presste und sie küsste.

Der Kuss gab ihr den Rest, denn er verriet Patricks Gier nach ihr. Mit brutal-zärtlicher Gewalt nahm er sie ganz in Besitz. Er berührte etwas tief in ihrem Inneren, einen völlig neuen Lustpunkt.

Was war das? Ihr Unterleib wurde weicher, dehnte sich aus. Himmel, was für ein Gefühl! Sie war nicht mehr fähig, sich an Patrick zu reiben. Sie konnte sich nicht mehr bewegen, nicht mehr denken, nur noch spüren, wie die Wellen der Lust ihren ganzen Körper durchliefen und sie bis in die Seele hinein erschütterten. Nie zuvor hatte sie einen inneren Orgasmus erlebt. Und das hier musste einer sein. Diese Lust war intensiver als alles, was sie zuvor erfahren hatte.

Patrick keuchte und verströmte sich in ihr, während seine Stöße langsamer wurden.

Julia fühlte sich in seiner Umarmung wohl und geborgen, spürte das Trommeln seines Herzens an ihrer Brust. Einzelne Haarsträhnen fielen ihm ins Gesicht und kitzelten sie – so nah war er ihr immer noch. Als er ihr lange in die Augen schaute, erkannte sie tiefe Zuneigung in seinem Blick. Ihr Herz machte vor Freude einen Doppelschlag.

Sie wollte ihm so viel sagen, ihn noch mehr fragen. Das Spiel war vorbei. Doch was war mit ihnen?

«Ich bringe dich jetzt nach Hause», sagte Patrick schließlich sanft und half ihr hoch.

Er brach das Experiment so plötzlich ab? Wieso? Sie hätte ewig mit ihm auf dieser schäbigen Unterlage liegen können. «Woher ist die?» Julia deutete auf die Matratze. Sie musste über etwas Unverfängliches reden, weil sie diesen Moment hinauszögern wollte. Jenen schrecklichen Moment, in dem womöglich klar wurde, dass Patrick sie nur hierhergebracht hatte, um mit ihr ein Abenteuer zu erleben.

«Die ist von einem Fotoshooting. Eine Münchner Künstlerin arbeitet an einem Fotoband und ist diese Woche ein paar Tage hier.»

Woher wusste er das? Kannte er die Fotografin näher? Sie wollte Patrick über diese Frau ausfragen, aber in ihrem Kopf wirbelte alles durcheinander. Erst musste sie wissen, wie es zwischen ihnen weiterging.

 

Als sie wieder im Auto saßen, hatte Julia sich einigermaßen gesammelt. Nachdem sie gerade all ihren Mut zusammengenommen hatte, um Patrick zu fragen, was er mit dieser Aktion bezwecken wollte, kam er ihr zuvor.

«Hat es dir gefallen?»

«Ja», erwiderte sie. Warum sollte sie lügen?

Er hielt den Blick starr auf die Straße gerichtet. «Würdest du das noch einmal machen wollen?»

Ihr blieb der Mund offen stehen. Für einen Moment herrschte im Auto totale Stille. Was sollte sie dazu sagen? Ja, ich will, wenn du endlich damit rausrückst, wie es mit uns weitergeht?

«Julia?» Er sah kurz zu ihr.

«Ich bin kein Flittchen», flüsterte sie. Hastig schaute sie auf ihrer Seite zum Fenster hinaus, den Tränen nahe.

«Natürlich bist du das nicht», erwiderte er ebenso leise. «Ich … kann nur nicht … also …»

Überrascht musterte sie ihn. Wo war der selbstbewusste Mann hin? Ihr Herr?

«Du bist eine außergewöhnliche Frau.»

Das schmeichelte ihr, war aber nicht die Antwort, die sie hören wollte. «Diese Experiment-Sache glaube ich dir nicht.»

«Ich möchte dich nicht ausnutzen, falls du darauf hinauswillst.» Er holte tief Luft. «Aber gut, ich will ehrlich zu dir sein.»

Ihr Herz raste.

«Zuerst diente mir das mit dem Experiment tatsächlich als Ausrede.»

Sie schluckte.

«Nicht, um dich auszunutzen», setzte er hastig nach, «sondern um zu testen, ob … wir zusammenpassen.»

«Wie meinst du das?», fragte sie. Vor Aufregung konnte sie kaum sprechen.

«Ich war mir nicht sicher, ob du meine sexuellen Vorlieben teilst. Ich hatte eine Vermutung und wollte mich mit dieser Geschichte an dich herantasten. Aber dann habe ich schnell bemerkt, dass du das Spiel genießt und … Ich konnte mein Glück kaum fassen.»

Wurde er rot? Julia grinste. Das klang schon eher nach einer befriedigenden Antwort. Sehr befriedigend sogar. «Aber das Experiment war erfunden.»

«Nein. Es spukte bereits ewig in meinem Kopf herum. Ich schreibe nämlich an einem Buch. Schon länger. Doch jetzt möchte ich es vollenden.»

«Worum geht’s in dem Buch?»

«Es handelt von sexuellen Rollenspielen, wozu Menschen in der Lage sind, wenn sie andere Identitäten annehmen. Das Experiment soll mir dabei helfen, mich und meine Neigung besser zu verstehen.»

«Wirst du es veröffentlichen?»

Er nickte. «Aber anonym.»

«Ich finde die Idee toll. Irgendwann möchte ich auch mal ein Buch schreiben.» Tatsächlich hatte sie bereits öfter mit dem Gedanken gespielt. Sie schrieb ohnehin viel, hatte mehrere Tagebücher gefüllt. Anders hätte sie ihre verkorkste Beziehung zu Robert nicht verarbeiten können.

«Vielleicht möchtest du ja einen Artikel verfassen, einen Bericht, wie es aus deiner Sicht war?»

«Das würde ich sehr gerne.» Passierte das alles wirklich, oder träumte sie? «Aber ebenfalls nur anonym.»

«Klar. Wenn die Uni davon erfährt, wäre ich meinen Dozentenjob wahrscheinlich los», sagte Patrick. «Daher musst du bitte absolutes Stillschweigen bewahren.»

«Meine Lippen sind versiegelt.» Natürlich würde sie mit niemandem darüber sprechen. Sonst würde ja herauskommen, wie devot sie war und dass sie es liebte.

Die restliche Fahrt redeten sie über das Projekt, bis Patrick irgendwann vor ihrem Haus hielt. Er stieg aus und brachte sie bis zur Tür.

Dort holte Julia den Schlüssel aus der Tasche, dann drehte sie sich zu Patrick um.

Er zog sie in seine Arme und hielt sie ganz fest. «Gute Nacht, schlaf gut», flüsterte er ihr ins Ohr.

Das würde sie gewiss nicht, dazu war sie viel zu aufgeregt. «Kommst du noch mit rauf?» Hatte sie das gerade wirklich gefragt? Wow, die alte Julia kehrte langsam zurück.

«Das würde ich gern, aber ich habe morgen früh eine wichtige Vorlesung. Und die könnte ich bestimmt nicht halten, wenn ich jetzt mit dir gehe.»

Nach einem zärtlichen Kuss, den Julia nie enden lassen wollte, schwebte sie die Treppen in den zweiten Stock hinauf, in dem ihre kleine Wohnung lag.

Die Orgie

Julia war glücklich, obwohl sie Patrick seit drei Tagen nicht wiedergesehen hatte. Dafür hatten sie telefoniert, gemailt und gechattet. Zwar hatte er mit keinem Wort erwähnt, ob sie nun ein Paar waren oder nicht, aber Julia ging davon aus. Warum sonst sollte er sich so viel mit ihr abgeben?

Ihn zu fragen, hatte sie sich allerdings immer noch nicht getraut.

Heute war es so weit: Endlich traf sie Patrick bei ihrer gemeinsamen Führung wieder. Julia konnte sich kaum auf ihren Text konzentrieren. Vor allem, als sie in «ihrem» Schlafzimmer standen, wurde ihr heiß und kalt. Ob die Matratze noch unter dem Bett lag, auf der sie sich so leidenschaftlich geliebt hatten?

Patrick hatte sie mehr als geliebt, er hatte ihren Körper in Besitz genommen.

Und mit ihm ihr Herz.

Als er ihr zuzwinkerte, geriet sie ins Stottern, was ihn sichtlich amüsierte. Julia befürchtete, er würde sie vor den Gästen bloßstellen, doch stattdessen half er ihr aus der Bredouille, indem er ihren Text schnell übernahm. Jedoch so geschickt, als gehörte das zur Aufführung. Mit einem Mal kehrte ihr Selbstbewusstsein zurück, und sie verhaspelte sich bis zum Ende der Führung nicht mehr. In der Ahnengalerie verabschiedeten sie die Besucher mit einem eleganten Hofknicks.

Als alle den Flur verlassen hatten, zog Patrick sie in die Arme. Auf diesen Moment hatte Julia sich seit Tagen gefreut.

Er eroberte ihre Lippen mit einem harten Kuss. Ein Schauder lief ihr über den Rücken. Ihr Gebieter war zurück!

«Hast du Lust, heute Nacht noch einmal ein Abenteuer zu erleben?», raunte er.

Und wie sie das hatte! Obwohl Restzweifel bestanden, ob er es ernst mit ihr meinte. Das ging alles so schnell. Sie waren noch nicht einmal zusammen aus gewesen, im Kino, beim Essen … «Ein neues Spiel?» Ihr Herz klopfte heftig. «Wieder hier?»

«Nein.» Er deutete in die Richtung der Gewächshäuser. «Dort hinter dem Schlosscafé, bei der Ruine.»

Er meinte offenbar die Magdalenenklause. Das Gebäude sah nur äußerlich aus wie eine Ruine und lag in einem abgeschiedenen Waldteil. Julia spürte, wie ihr heiß wurde.

Sie hätte nichts gegen Sex in ihrem Bett einzuwenden oder bei ihm zu Hause, trotzdem reizte sie seine Idee. «Werde ich an den Tantiemen beteiligt, wenn dein Buch ein Bestseller wird?»

Er lachte. «Wir sollten einen Vertrag abschließen.»

«O ja, am besten einen Sklavenvertrag.» Der war rechtlich ohne Bestand, das war ihr klar, doch es war das Ritual, das ihr wichtig war, eine zeremonielle Bindung der Sklavin an den Meister.

Patrick kniff sie in den Po. «Hör auf, so zu reden. Das macht mich hart.»

«Wie Ihr wünscht, Herr.»

Sanft biss er sie ins Ohr. «Luder.» Dann löste er sich von ihr.

«Holst du mich wieder ab?»

Er nickte grinsend. «Ich komme um zehn.»

«Und davor?»

«Muss ich leider ein Seminar vorbereiten.»

Er war Verhaltensforscher aus Leidenschaft. Das war gewiss der Grund, warum er ihr vor dem «Experiment» nicht viel über sich erzählt hatte, aus Angst, seinen guten Ruf oder sogar den Job zu verlieren. Julia war stolz auf ihn.

Und nun schien nichts mehr zwischen ihnen zu stehen. Das Leben war herrlich!

Diese Nacht war noch schöner als die erste. Glühwürmchen tanzten entlang des Weges, als Julia mit Patrick durch den düsteren Park schritt. Da sie sich immer weiter vom beleuchteten Schloss entfernten, erkannte Julia den Kiesweg nur schemenhaft. Der Mond schien nicht, doch der Himmel war klar. Leider sorgte die umliegende Stadt für eine so hohe Lichtverschmutzung, dass Julia nur wenige Sterne sah. Vor zweihundert Jahren hätte sie in einen Himmel geschaut, in dem Millionen Sterne gleich Diamanten auf schwarzem Samt funkelten. Manchmal wünschte sie sich, sie hätte in dieser Zeit gelebt.

Eine warme Brise spielte mit ihrem Haar, das ihr heute offen auf die Schultern fiel. Sie kam sich wie eine Prinzessin vor, obwohl sie erneut jenes schäbige Kleid trug und Patrick den noblen Anzug. Sie war Aschenputtel und er ihr Prinz. Überhaupt wirkte die Umgebung äußerst märchenhaft auf sie.

Bald würden sie die Magdalenenklause erreichen, eine künstlich angelegte Ruine aus Ziegeln, die nur teilweise verputzt waren. Dadurch wirkten die Wände herrlich verwittert. Zudem waren Risse eingearbeitet worden. Das Gebäude machte den Eindruck eines verwunschenen Schlösschens. Julia fand es faszinierend.

Neben der grottenartig gestalteten Kapelle gab es in der Klause auch klösterlich strenge Wohnräume. Angeblich waren sie für Büßende geschaffen worden – doch ganz so unschuldig waren die Bewohner wohl nicht gewesen. In der Barockzeit wurden hier jährlich rauschende Feste gefeiert. Und heute würde Julia mit ihrem Liebsten ihr eigenes Fest feiern.

Als ein Käuzchen schuhute und sie in den verwilderten Garten der Ruine gelangten, griff Julia nach Patricks Hand. Nicht weil sie sich gruselte, sondern weil sie nachts blind wie ein Maulwurf war.

Ihr Herr hielt sie fest und führte sie sicher den Weg entlang. Julia genoss die Wärme seiner großen, starken Hand. Ihr Herz begann schneller zu schlagen. Sie konnte es kaum erwarten, dass sie endlich ihr Ziel erreichten!

Plötzlich entdeckte sie vor sich ein beleuchtetes Fenster. «Da ist Licht!»

«Verdammt», murmelte er und blieb stehen. «Wir kehren lieber um.»

«Ob da eine Veranstaltung ist?» Manchmal wurden die Räume im Schloss vermietet, zum Beispiel für Konzerte. Aber was sollte in der Ruine stattfinden? Für größere Menschenmengen war sie viel zu klein.

«Keine Ahnung. Verschwinden wir.»

Patricks Fluchttrieb weckte ihre Neugier. Sie ließ seine Hand los und lief auf das Gebäude zu.

«Julia!», zischte er und eilte ihr hinterher.

Neugierig spähte sie durch eines der Fenster. Aber was sie da erblickte, nahm ihr die Luft. Zwei Männer und eine Frau in historischen Kostümen standen in der Grotte und unterhielten sich, während zu ihren Füßen drei nackte Gestalten knieten.

Lustsklaven!

Eines hatten alle sechs gemein: Sie waren maskiert.

Julia inspizierte die Sklaven genauer. Der einzige männliche Nackte trug ein Halsband, an dem eine Leine befestigt war, dazu ein Kopfgeschirr aus nietenbesetzten Ledergurten und eine Art Schlafmaske. Sollte so vermieden werden, dass er die beiden Sklavinnen anstierte? Diese hatten Hauben aus Stoff und Latex über dem Kopf. Nur Mund, Nasenlöcher und Augen waren ausgespart, während die Herrschaften edle Federmasken trugen, die lediglich die Hälfte ihres Gesichts bedeckten.

Patrick zog sie vom Fenster weg. «Es tut mir leid. Ich habe nicht gewusst, dass heute eine Session stattfindet.»

Session? Wohl eher eine Orgie. Ihre Haut kribbelte. Wie es sich wohl anfühlte, eine Sklavin zu sein? An Patricks Seite? Sie würde die artigste und demütigste aller Lustdienerinnen sein und ihren Herrn stolz machen.

«Leopold, schön, dich wiederzusehen», drang auf einmal eine fremde Männerstimme an ihr Ohr.

Sofort stellte sich Patrick vor sie und nahm ihr die ohnehin schlechte Sicht, aber sie spähte an seiner Schulter vorbei. Ein maskierter Herr kam auf sie zu. Der Fremde war ebenfalls wie ein Adliger gekleidet, mit beigen Hosen und einem weinroten Gehrock. Sein Haar war so blond, dass es in der Dunkelheit leuchtete. Hinter ihm trottete, den Kopf gesenkt, ein nackter junger Mann, der kaum älter als zwanzig sein konnte. Erkannte sie das richtig? Er trug einen ringartigen Knebel, der seinen Mund offen hielt?

Als er ins Licht trat, das aus dem Fenster drang, bemerkte Julia eine Art Keuschheitsgürtel an ihm. Penis und Hoden waren in einem genieteten Lederkorb mit Vorhängeschloss eingesperrt. Sein Gesicht war nicht maskiert, nur die Augen hatte er dick mit schwarzer Schminke umrahmt.

Patrick schob sie erneut hinter sich und wandte sich an den Neuankömmling. «Was soll das? Du hast gesagt, die Ruine ist heute frei.»

«Ich dachte, du freust dich vielleicht, uns zu sehen?»

Julia konnte einen kurzen Blick auf die Sporttasche werfen, aus der der Unbekannte etwas herausnahm.

«Meine Freude ist grenzenlos, Wilhelm», antwortete ihr Herr sarkastisch.

«Wie es der Zufall will, habe ich zwei Masken übrig. Eine für dich und eine für deine hübsche Sklavin.»

Patrick schirmte sie weiterhin vor den Blicken der beiden Neuankömmlinge ab. Er wollte sie schützen, ihre Identität nicht preisgeben. Das rechnete sie ihm hoch an.

«Willst du uns die junge Dame nicht vorstellen?», fragte Wilhelm, der im wahren Leben bestimmt anders hieß.

«Nein», knurrte Patrick.

«Du hast schon ewig nicht mehr mitgespielt. Jetzt, wo du wieder eine Partnerin hast, dachte ich …»

«Mich interessiert nicht, was du dachtest!» Patrick klang wirklich ungehalten.

Trotzdem spürte Julia, wie sich ihr Herz schmerzhaft zusammenzog. Er hatte also früher bei diesen Treffen mitgemacht? Mit einer anderen … Sklavin?

Wilhelm schien enttäuscht zu sein. «Wie du willst. Vielleicht überlegst du es dir noch.» Dann vernahm Julia knirschende Schritte. Herr und Sklave waren fort.

Als Patrick sich umdrehte, sah Julia die Masken in seiner Hand, die er in seine Brusttasche steckte. «Verschwinden wir.»

«Warte.» Sie hielt ihn am Ärmel fest, ließ ihn jedoch sofort los und senkte demütig den Kopf. «Es tut mir leid. Ihr seid der Herr, Ihr bestimmt.» Sie drehte leicht den Kopf und warf einen sehnsüchtigen Blick ins Innere der Ruine.

Seine Brauen hoben sich, und er schaute ebenfalls durchs Fenster. «Möchtest du das wirklich?»

«Ich finde es spannend.» In ihren Träumen hatte sie sich so eine Zusammenkunft schon öfter ausgemalt. Sie spürte, wie die alte, experimentierfreudige Julia zurückkehrte. Patrick hatte es in der kurzen Zeit geschafft, ihr Mut zu machen und ihr ihr Selbstbewusstsein wiederzugeben.

Seufzend schüttelte er den Kopf. «Die Realität entspricht nicht deiner Phantasie, glaube mir. Du bist noch nicht so weit.»

Enttäuscht blickte sie zu Boden. «Schämt Ihr Euch für mich?», fragte sie leise.

«Wieso denkst du das?» Patricks Stimme wurde weicher, und er legte eine Hand auf ihre Schulter. «Wo ich doch die schönste Sklavin von allen besitze.»

Oh! Damit hatte sie nicht gerechnet. Julia holte tief Luft. «Ich möchte Euch eine gute Dienerin sein.»

«Das weiß ich», flüsterte er und nahm sie in die Arme.

Glücklich schmiegte sie sich an Patrick, sog seinen Duft ein und genoss, wie er ihren Rücken streichelte. Diese Session würde sicher ein ganz besonderes Erlebnis werden. Für sie beide.

Er räusperte sich. «Es gibt einen Kodex: Kein Sklave darf angezogen die Ruine betreten.»

Verdammt. Alle würden sie nackt sehen. Ihre Brüste …

Patrick wusste anscheinend genau, was in ihr vorging, denn er strich ihr über das Haar und sagte: «Sie werden dich begutachten und berühren. Aber nur, wenn ich es ihnen erlaube.»

Zitternd atmete sie ein. «Und werdet Ihr es erlauben?»

«Das kommt auf deine Reaktionen an. Ein guter Herr achtet darauf, seiner Sklavin nur so viel zuzumuten, wie sie verträgt.»

Seine Worte erwärmten ihr Herz. Julia wollte ihn nicht verlieren, wollte ihm beweisen, dass sie stark war und ihre Scham überwinden konnte. Sie verspürte den unbändigen Drang, ihn zu verführen. Vielleicht würde er dann endlich die drei Worte aussprechen, nach denen sie sich so sehr sehnte. Außerdem war sie ziemlich neugierig, was sie dort drin erwartete. Und eines war sicher: Ihr konnte gar nichts passieren, denn Patrick würde auf sie aufpassen. Das hatte er eben bewiesen.

Julia löste sich von ihm, richtete sich auf und holte noch einmal tief Luft. «Okay, also los.»

Lachend küsste er ihre Stirn. «So mag ich meine Sklavin: mutig und entschlossen.»

Während er ihr beim Ausziehen half, sprach er darüber, was alles auf sie zukommen würde, doch Julia hörte bloß mit halbem Ohr hin. Ihre Gedanken kreisten um seine frühere Partnerin. Ob Patrick sie sehr geliebt hatte? Warum war diese Beziehung auseinandergegangen? Obwohl sie sich in den letzten Tagen über so vieles ausgetauscht hatten, hatte Patrick keine anderen Frauen erwähnt. Julia hatte ihn auch nicht fragen wollen, weil sie auf Wolke sieben schwebte, aber jetzt brannte ihr dies alles auf der Seele. Sie wollte Patrick keinen Grund geben, sich für sie zu schämen. Sie wollte die beste Sklavin sein, die er je erlebt hatte.

Liebe Güte, was waren denn das für Gedanken? Sah sie sich nur als sein Eigentum? Dabei wollte sie so viel mehr von ihm, auch jenseits ihrer Rollen. Sie wollte ihre Freizeit mit ihm verbringen – als gleichberechtigte Partnerin.

Hör endlich auf, dir über alles den Kopf zu zerbrechen! Diese Grübeleien brachten nichts. Sie sollte sich lieber auf Patricks Worte konzentrieren.

«Und immer Demut zeigen, den Kopf gesenkt halten, den anderen niemals in die Augen schauen. Hast du das verstanden?»

Sie nickte.

«Du willst das wirklich durchziehen?»

«Ich will», sagte sie resolut und stieg aus dem Stoff. Splitternackt stand sie in der Dunkelheit. Julia spürte die spitzen Kiesel unter ihren Füßen und die laue Nachtluft auf der Haut.

Patrick nahm ihr die Schuhe sowie das Kleid ab und versteckte alles hinter einem Busch. «Falls du abbrechen willst, sagst du ‹Grashüpfer›.»

Beinahe hätte Julia gekichert. Was für ein ulkiges Safewort. Aber trotzdem war sie froh über diesen Notausstieg, obwohl sie sich auf keinen Fall diese Blöße geben wollte.

Patricks herausforderndes Lächeln erfüllte sie mit Mut und Freude.

«Dann komm», sagte er und überreichte ihr eine Maske, die sie sofort überzog.

«O weh, jetzt sehe ich noch weniger.»

Zu ihrer Überraschung hob er sie auf die Arme, nachdem er sich seine Federmaske angelegt hatte.

Julia grinste selig und schmiegte sich an ihren Gentleman. «Darf ein Herr seine Sklavin auf Händen tragen?»

«Ein Herr darf alles mit seiner Sklavin machen», raunte er.

Auf der Schwelle angekommen, setzte er sie ab. Patrick trat in die Magdalenenklause, Julia folgte ihm mit wild klopfendem Herzen.

Direkt hinter der Eingangstür begann der Grottenteil des Schlösschens. Tuffstein, Muscheln, bunte Steine und viele andere Materialien waren zu Phantasiewelten verarbeitet worden. Blickfang war die Grottennische mit der Figur der Maria Magdalena, neben der ein Totenschädel lag. Davor befand sich ein Wasserbecken und genau darüber ein Loch in der Decke. Tagsüber spiegelte sich das Licht des Himmels im Wasser und erhellte den Raum. Jetzt sorgten zahlreiche Kerzen für eine geheimnisvolle Atmosphäre.

Julia erschauderte, als ihre nackten Füße den kühlen Steinboden berührten. Nun wurde es ernst.

Die Herrschaften drehten ihnen neugierig die Köpfe zu. Die Sklaven schauten nicht zu ihnen. Julia nahm ebenfalls eine demütige Haltung ein und blieb einen halben Schritt hinter Patrick.

«Leopold, welche Freude!» Die Anwesenden empfingen ihn herzlich, verteilten Küsschen oder umarmten ihn. «Dass wir dich noch einmal in unserer Mitte begrüßen dürfen …»

Wilhelm grinste breit. «Jetzt also doch.»

Patrick kannte sie alle. «Margarete, Wilhelm, Antonius, Johann – schön, euch wiederzusehen.»

Früher war er mit einer anderen hergekommen … Plötzlich fühlte sich Julia mehr als nackt.

«Wen hast du da mitgebracht?», fragte die einzige Herrin im Bunde, eine korpulente Frau namens Margarete, deren Brüste beinahe ihr historisches Gewand sprengten. Dagegen war Julias Busen direkt klein.

«Das ist Magda.»

Magda – Magdalenenklause … War es Zufall, dass Patrick ihr diesen Namen gegeben hatte, oder hatte er seine ehemalige Sklavin auch nach der Ruine benannt, weil er oft mit ihr hier gewesen war?

Wilhelm trat dicht neben sie. «Magda. Klingt hübsch.»

Julia atmete auf. Patrick hatte einen neuen Namen für sie ausgesucht. Mit einem Mal spürte sie, dass alle Blicke auf sie gerichtet waren. Die vermeintlichen Adligen starrten sie unverhohlen an.

Julia wurde heiß, von den Zehenspitzen bis zur Kopfhaut. Vehement unterdrückte sie den Wunsch, sich mit den Händen zu bedecken. Sie senkte den Kopf tiefer, damit ihre langen Haare über die Brüste fielen. Die Maske gab ihr zusätzliche Sicherheit. Niemand kannte sie oder würde sie erkennen – hoffentlich.

«Wie lange besitzt du sie schon, Leopold?», wollte Johann wissen. Er war ein kleinerer Mann älteren Semesters mit ergrautem Haar. Auch seine Sklavin sah aus, als wäre sie über vierzig. Das erkannte Julia an den Händen. Dafür besaß sie eine ausgezeichnete Figur.

«Ich habe sie erst seit kurzem. Benehmt euch bitte, denn es ist heute erst das zweite Mal für sie.»

Die Anwesenden glucksten. «Du Bastard, schmeißt sie gleich ins kalte Wasser, was?»

Margarete stolzierte um sie herum. «So ist es recht, Leopold, zeig der Kleinen, wer der Herr ist.»

Julia schielte zum Sklaven der korpulenten Dame. Der Kerl schien nichts zu lachen zu haben, so wie er aussah, mit dem Ledergeschirr um den kahlrasierten Kopf und den verbundenen Augen.

O weh, worauf hatte sie sich eingelassen?

Ein großer Mann in einem schwarzen Frack pfiff durch die Zähne. Es war Antonius. «Ein ungeschliffener Diamant. Das erfordert das Prozedere!»

Das Prozedere? Was war das?

«Vielleicht beginnen wir erst mit der Aufnahmeprüfung», sagte Patrick in bestimmtem Ton.

«Du bist ihr Herr», meinte Antonius. Seine Sklavin stand unbewegt neben ihm. Wegen der Haube konnte Julia ihr Alter nicht schätzen. Sie hatte zierliche, fast flache Brüste und war sehr dünn. Vom Körperbau glich sie eher einem jungen Mann.

Margarete klatschte in die Hände. «Prüfen wir sie!»

Julia blinzelte durch ihre Haare. Was würde jetzt geschehen? Ihr Puls raste. Sie könnte das Safewort sagen oder die Flucht ergreifen. Aber damit würde sie ihren Herrn bloßstellen und nie erfahren, was sie erwartete.

Alle Adligen traten dicht zu ihr, während die Sklaven zurückblieben. Die Herrschaften blickten fragend zu Patrick, der ihnen zunickte. Dann richtete er die Augen auf Julia. Sanft strich er ihre Haare zur Seite, damit er ihr Gesicht sehen konnte. Ihr schützender Vorhang war weg.

«Präsentiere dich meinen Freunden. Stell dich ordentlich hin!» Da war er wieder, der Befehlston, den Julia fürchtete und gleichzeitig liebte.

Sie richtete sich auf, stellte ihre Beine leicht auseinander und drückte die Brust raus. Den Blick hielt sie gesenkt, ihr Gesicht glühte. Du kannst das, ermutigte sie sich gedanklich. Mach deinen Herrn stolz!

«Verschränke die Hände hinter dem Kopf!», forderte er. «Ellbogen nach hinten drücken!»

Die Anwesenden waren offensichtlich fasziniert und erfreut, eine unerfahrene Sklavin anzutreffen, während Julia das unsagbar peinlich war. Sie wusste so wenig von dieser Welt. Trotzdem gehorchte sie tapfer und gab sich Mühe, auch wenn sie lieber in die dunkle Nacht gerannt wäre.

Margarete fasste an ihren Busen. «Die hat ordentlich Holz vor der Hüttn», sagte sie. «Ich würde mir die Kleine gerne ausleihen, um sie zu formen.»

Patrick schnaubte. «Vergiss es, ich verleihe sie nicht.»

«Danke, Herr», wisperte Julia.

Sie bemühte sich mit aller Macht, die Fassung nicht zu verlieren. Doch als nacheinander alle Herren ihren Körper begutachteten, sie überall anfassten und kniffen, musste sie heftig die Zähne zusammenbeißen. Margarete wog ihre Brüste, genau wie es Patrick beim ersten Mal getan hatte, während der große Antonius ihre Schamlippen auseinanderzog und sogar an ihnen schnupperte!

«Mmm, ein gutes Aroma, Leopold», murmelte er.

Julias Zehen krümmten sich. Doch leider tat sich kein Loch in dem harten Boden unter ihr auf. Zu allem Unglück spürte sie auch noch, wie sie feucht wurde. Bald würden es alle sehen! Wie würde Patrick reagieren?

Sie wagte einen kurzen Blick zu ihm. Mit unbewegter Miene betrachtete er das Schauspiel und ließ es zu, dass alle sie inspizierten. Jemand zog sogar ihre Pobacken auseinander!

Julia blieb stocksteif stehen, während Margarete an ihren Haaren spielte. «Sie sieht aus wie ein Engel. Du solltest ihr die Haare abschneiden, damit sie weiß, wer sie ist!»

Julia erschrak. Der Sklave der Frau war rasiert. Überall, auch auf dem Kopf. Würde Patrick ihr das ebenfalls antun?

«Ich liebe ihr Haar, Margarete», sagte er zu ihrer grenzenlosen Erleichterung.

Die Herrin ging vor ihr in die Hocke. «Sie hat hübsche Schamlippen. Dann solltest du wenigstens die piercen lassen, um sie an die Leine zu legen.»

Julia befürchtete, Margarete würde ihre wulstigen Finger in sie schieben, und hielt die Luft an. Sie wollte nicht von dieser Frau berührt werden!

«Meine Sklavin, meine Regeln, Teuerste», erwiderte Patrick und zog die Hand der «Dame» weg.

Er beobachtete Julia wirklich genau und verstand jede ihrer Regungen. Dafür liebte sie ihn umso mehr.

Als alle sich einig waren, dass Magda eine passable Lustdienerin abgab, sagte ihr Herr: «Lasst uns endlich essen und plaudern!»

Julia atmete tief durch.

Patrick ließ die anderen vorangehen und blieb mit ihr in der Grotte zurück. «Gratuliere, du hast bestanden.»

Seine Worte machten sie unglaublich stolz.

«Und? Willst du weitermachen?»

Nach kurzem Zögern nickte Julia. Sie würde nicht aufgeben. Das hier wollte sie durchziehen! Auch wenn sie es sich selbst nicht erklären konnte, hatte sie lange nicht mehr solche Befriedigung verspürt wie jetzt. Sie hatte etwas geschafft, weil sie es wollte. Sie war stark, und Patrick war stolz auf sie.

Er stellte sich dicht zu ihr und fuhr mit den Fingerspitzen über ihre Brüste, den Bauch und ihren nackten Schamhügel. Seine Berührung hinterließ eine Glutspur auf ihrer Haut. «Ich habe gesehen, wie es dich erregt hat, von allen begutachtet zu werden.» Unvermittelt schob er seinen Finger in sie. «Du bist klitschnass.»

Julia stöhnte leise auf. Wenn ihr Herr sie berührte, brannte sie. Nur ihm allein würde sie alles schenken. Ihren Körper und ihre Seele. Julia erlaubte sich einen Blick in seine Augen. Hitze flackerte in ihnen, und sein sexy gefährliches Lächeln raubte ihr den Atem. In diesem Moment begehrte er sie wie verrückt, das erkannte Julia.

Nein, sie würde keinen Rückzieher machen. Sie wollte so viel Hitze in ihm entfachen, dass sie sich zu einem Großbrand ausweitete, der sie beide verschlang.

Er zog den Finger aus ihr. Im matten Licht glänzte er feucht. Ihre Lust zu sehen und zu riechen war ihr peinlich. Dennoch leckte sie den Finger artig sauber, als Patrick ihn in ihren Mund schob.

Zärtlich streichelte er ihr Gesicht. «Deine Unterwürfigkeit ist umwerfend. Ich habe so etwas noch nie gesehen.»

Julia wünschte sich, mit ihm allein zu sein, für ihn auf dem harten, kalten Boden zu knien wie eine Büßerin. Patrick würde sie reizen, sie mit Worten demütigen, um sie dann zu nehmen, auf den Steinfliesen der Grotte. Und sie würde rufen: «Ich liebe Euch, mein Herr, ich liebe Euch so sehr!», während er sie bis zur Besinnungslosigkeit vögelte.

«Deine Gedanken sind dir vom Gesicht abzulesen, Sklavin», raunte er.

Hastig senkte sie den Blick. Sah er ihr an, wie heftig sie ihn begehrte?

Schließlich folgten sie den anderen in die Wohnräume. Diese waren mit Eichenholz vertäfelt und mit Kupferstichen dekoriert. Ein großes Ölbild zeigte die halbnackte Magdalena vor dunklem Hintergrund.

Die Wohnräume des Kurfürsten durfte man nicht mit Schuhen betreten, soweit Julia das von ihren Besichtigungstouren wusste. Ihre Vermutung bestätigte sich, als sich die Herrschaften die Schuhe auszogen, um den wertvollen Parkettboden, der sich unter ihren nackten Fußsohlen angenehm warm anfühlte, nicht zu ruinieren. Dabei musste Julia ihrem Herrn wieder behilflich sein. Diesmal stellte sie sich zum Glück geschickter an.

Im Speisezimmer stand ein großer Tisch mit zahlreichen Stühlen. Als sich die Adeligen setzten, begaben sich die Sklaven unaufgefordert unter den Tisch.

Julia schaute kurz zu Patrick. Er nickte ihr zu, also verschwand sie ebenfalls unter der Tafel. Doch was sollte sie tun?

Unauffällig spähte sie zu den anderen Dienern. Diese hatten sich neben oder zwischen den Schenkeln ihrer Herren niedergelassen. Daher rutschte auch Julia näher an Patrick.

Margarete, die links von ihm saß, hob ihren Rock. Feiste Schenkel kamen zum Vorschein. Die rundliche Frau zog an der Leine, da ihr Sklave wegen der Augenbinde nichts sah, und sein Kopf verschwand zwischen ihren Beinen. Den schmatzenden Geräuschen nach zu urteilen, leckte er sie hingebungsvoll. Margarete warf den Stoff über ihn und presste ihre Schenkel zusammen. Ihr Sklave schien kaum Luft zu bekommen, denn er zappelte und schnaufte laut, doch sein Glied stand plötzlich aufrecht.

«Bist du schon wieder geil?», hörte Julia Margaretes Stimme.

«Ja, Herrin», erklang es reuevoll unter dem Stoff.

Anscheinend wusste er, was ihn erwartete, denn er krabbelte unter dem Tisch hervor und legte sich über den Schoß seiner Herrin. Als es mehrmals laut klatschte, wusste Julia, dass er geschlagen wurde! Artig bedankte sich der blinde Sklave bei seiner Herrin und verschwand anschließend erneut unter ihrem Rock, wobei diesmal sein Penis nur halb erigiert war.

Die zwei Lustdienerinnen befriedigten ihre Herrn ebenfalls mit dem Mund, während diese sich am Tisch über Gott und die Welt unterhielten. Gläser klirrten, Besteck klapperte. Diese Leute hatten tatsächlich Essen mitgebracht, damit alles möglichst echt wirkte. Julia war beeindruckt.

Als auch Patrick seine Hose öffnete, rutschte sie auf dem harten Boden zwischen seine Beine. Morgen hatte sie bestimmt blaue Flecken an den Knien. Aber sie war stolz darauf, hier zu sein.

Patricks Penis war nicht ganz steif. Das würde Julia gleich ändern. Freudig stülpte sie ihre Lippen darüber und nahm ihn ganz auf. Sie fühlte ihn in ihrem Mund schnell wachsen und gab sich besondere Mühe, saugte ergeben und leckte über sein Geschlecht. Tropfen sickerten aus der Eichel. Julia liebte den leicht salzigen Geschmack. Patricks Geschmack. Es dauerte nicht lange, bis er ihren Kopf wegdrückte. Anscheinend wollte er nicht kommen.

Daher schmiegte sie ihr Gesicht an seinen Oberschenkel und schaute zu Wilhelms Sklaven, der sich rechts von ihr befand. Er kniete ebenfalls zwischen den Beinen seines Herrn. Wilhelm hatte die Finger in das Haar des jungen Mannes gekrallt und dirigierte dessen Kopf mit schnellen Bewegungen auf und ab. Wieder und wieder stieß er seinen Penis in den ringartigen Knebel, der den Mund seines Dieners offen hielt.

Der Sklave presste die Hand gegen den Keuschheitsgürtel. Offensichtlich erregte es ihn, von seinem Herrn benutzt zu werden. Wie sie alle.

Irgendwann wurden Wilhelms Bewegungen langsamer, er schob sich tiefer in den Mund des jungen Mannes. Seine Hüften zuckten, Julia hörte ein Stöhnen – anschließend drückte er seinen Sklaven von sich. Dem lief das Sperma aus dem Mund und über sein Kinn. Das meiste davon versuchte er mit der Zunge zu erwischen, indem er hastig über den Knebelring leckte. Wilhelm hielt ihm ein Taschentuch hin und wischte seinem Sklaven den Mund ab. Dann wühlte er in der Tasche neben dem Stuhl, holte einen silbernen Napf hervor, füllte ihn mit Wasser aus einer Flasche und stellte ihn unter den Tisch. Gierig trank der junge Mann, ohne die Schüssel in die Hand zu nehmen.

Julia traute ihren Augen kaum. Das war ja fast so wie in dieser Erotikgeschichte, die sie gelesen hatte.

Einfach unglaublich!

Auch der andere männliche Sklave – der mit der Augenbinde – hatte seiner Herrin Lust verschafft. Schwer atmend kam er unter dem Rock hervor. Sein Gesicht und die Ledergurte um seinen Kopf glänzten vor Feuchtigkeit. Julia konnte den Duft der Frau riechen.

Margarete strich ihm liebevoll über den Kopf, als der Mann sich an ihren Oberschenkel kuschelte. Auch wenn Julia den Ausdruck in den Augen des Sklaven nicht sehen konnte, wusste sie anhand seiner Körperhaltung, dass er sich wohlfühlte. Seine Erektion ignorierte er. Ob ihn seine Herrin später noch belohnen würde?

Die Frauen hatten ihren Dienst ebenfalls verrichtet und unterhielten sich flüsternd. Alle waren zufrieden oder befriedigt, bis auf Julia und Patrick. Der hatte seine Hose geschlossen und stand auf.

«Wir werden aufbrechen», hörte sie ihn sagen. «Es war schön, wieder bei euch gewesen zu sein.» Er winkte Julia unter dem Tisch hervor.

«Aber Leopold, was ist mit dem Prozedere?», fragte Johann.

Was war denn bloß dieses ominöse Prozedere?

Wilhelm erhob sich ebenfalls und gluckste. «Leopold muss seine Sklavin nicht vor euren Augen einreiten.»

Was? Julia schluckte und stellte sich hinter Patrick.

Ihr Kitzler pochte. Würde sich heute Abend etwa einer ihrer erotischen Träume erfüllen?

«Aber das haben wir doch immer so gemacht», protestierte Margarete. «Zieh jetzt bloß nicht den Schwanz ein.»

Patrick drehte sich zu Julia um. Fast unmerklich nickte sie, und seine Brauen hoben sich. «Wirklich?», formte er mit den Lippen.

Sie nickte erneut. Wenn, dann richtig.

Hatte er sich deswegen zurückgehalten? Um für das Prozedere bereit zu sein? Weil er gewusst oder gehofft hatte, dass sie keinen Rückzieher machen würde?

Er lächelte nicht, sondern wirkte eher skeptisch. Traute er ihr das nicht zu? Liebe Güte, sie traute es sich selbst kaum zu! Aber sie würde durchhalten, egal was kam. Patrick war an ihrer Seite. Ihr Herr. Er passte auf sie auf. Darauf vertraute sie.

«Na gut.» Er drehte sich zu den Herrschaften um. «Aber ich habe eine Bedingung: Meiner Sklavin werden die Augen verbunden.»

«Du bist ihr Herr», säuselte Margarete vergnügt und befahl: «Auf den Tisch mit ihr! Das hatten wir schon ewig nicht mehr.»

«Moment.» Wilhelm räumte die Weinflaschen, Teller und Gläser ab und entfernte die Tischdecke.

Als ihr Herr nickte, zogen viele Hände Julia auf die Tischplatte.

«Hast du noch eine Maske dabei, Wilhelm?», fragte Patrick seinen Bekannten.

Dieser schüttelte den Kopf.

«Nimm meine, Leo», sagte Margarete und zog ihrem Sklaven die Binde ab. «Franzl war brav, er hat sich einen Bonus verdient.»

Der Sklave öffnete langsam die Augen. Sie waren von dem intensivsten Hellgrau, das Julia je gesehen hatte. Sein Gesicht war hübsch, beinahe androgyn. Ob Margarete deshalb seine Augen verband, damit niemand außer ihr sich daran ergötzen konnte?

Aber warum wollte Patrick ihr die Augen verbinden?

«Wieso, Herr?», fragte sie ihn flüsternd, als er sich zu ihr herabbeugte und die Binde über ihre Maske zog.

Zärtlich strich er über ihre Wange. «Das wird dir helfen, dich zu entspannen und dich ganz fallenzulassen.»

Er merkte ihr an, wie nervös sie war. Doch sie würde durchhalten. Weil sie ihm vertraute.

Völlige Dunkelheit umgab sie nun. Seltsamerweise fühlte Julia sich dadurch eine Spur sicherer. Andere Sinneseindrücke nahm sie dafür umso stärker wahr. Sie glaubte sogar, die Blicke der Herrschaften auf ihrer Mitte zu spüren, als sie ihre Stellung auf der Tischplatte einnahm und die Beine weit spreizte.

Schonungslos, erniedrigend.

Sie offenbarte ihre intimsten Zonen völlig fremden Menschen.

Patrick strich hauchzart über ihre Scham, sodass sie versucht war, die Beine zu schließen. Doch war das überhaupt Patrick?

Hilfe, sie wusste es nicht!

«Schaut euch an, wie feucht sie ist. Es gefällt ihr», hörte sie Margarete sagen. «Aber sie bewegt sich zu viel.»

«Dann haltet ihre Beine fest», sagte Patrick. «Johann, Antonius, könnten das eure Sklavinnen übernehmen?»

«Mit Vergnügen», antworteten die zwei Herren unisono.

Julia atmete auf. Von diesen Frauen würde sie sich anfassen lassen, nur nicht von den drei Männern oder der dicken Herrin, die nach ihrem Körper gierte.

Schon wurden ihre Schenkel gepackt und festgehalten.

«Leg deine Hände hinter den Kopf, Magda.» Patrick zog ihre Arme nach oben.

Schwer atmend gehorchte sie. Was kam jetzt? Ihr Herz klopfte so hart, dass alle es sehen mussten. Die Frage, was als Nächstes passierte, die Spannung, wo und wie sie berührt werden würde … das übertraf alles.

Jemand – Patrick? – umfasste ihre Hüften und zog ihren Körper nach vorne bis an die Tischkante. Kurz darauf schob sich etwas in ihre Vagina und dehnte sie. Hände legten sich auf ihre Brüste, massierten sie, jemand keuchte dicht neben ihrem Ohr.

«Ja, fick sie richtig durch, Leo!», rief Margarete.

Patrick! Er war es. Julia roch sein Aftershave und genoss seine großen Hände auf ihrem Körper.

Jemand griff nach ihren Handgelenken und presste ihre Arme auf den Tisch. Julia war ihnen allen ausgeliefert, doch sie genoss es, weil nur Patrick mit ihr schlief. Er allein durfte in sie, in ihren Körper und ihr Herz. Die Zuschauer waren ein erregender Bonus.

Patricks Stöße nahmen zu, bis der Tisch wackelte. Er drang tiefer in sie ein, wobei er auch ihre Brüste fester knetete. Sein warmer Körper auf ihrem nahm vermutlich den anderen die Sicht. Von ihrem Herrn sahen sie wohl nur den knackigen Hintern, denn Julia spürte, dass Patrick seine Kleidung noch trug.

Sie hörte Rascheln, Schritte und ein Wispern. Die anderen gingen um den Tisch herum. Jemand weiter weg keuchte.

«Dürfen wir deine Unschuld auch mal ficken?», fragte ein Mann.

Wer war das? Johann? Antonius?

«Deine Sklavin hat ein gieriges kleines Loch», sagte Margarete. «Einer allein reicht ihr nicht, Leo.»

«Das denkt ihr von meiner Sklavin?», fragte Patrick schwer atmend. «Stimmt das, Magda? Brauchst du uns alle in dir?»

«N-nicht alle», antwortete sie leise, wobei ihr Unterleib sich zusammenzog. Nicht heute.

«Aber etwas in all ihre Löcher», meinte die Herrin.

Himmel, nein, Patrick würde doch nicht … Konnte nicht jemand diese nervige Margarete endlich zum Schweigen bringen?

«Wilhelm, hast du einen Vibrator in der Tasche?», fragte Patrick und zog sich aus ihr zurück.

Julia spürte eine tiefe Leere in sich und kam sich auf einmal gänzlich entblößt vor. Feuchtigkeit lief aus ihr, über ihren Anus und wahrscheinlich auf den Tisch. Jeder konnte auf ihre intimste Zone starren. Sie war nass und benutzt, offen für alle. Der Gedanke, von allen im Raum genommen zu werden, verstärkte das Pochen in ihrem Unterleib. Aber nur der Gedanke. In Wahrheit wollte sie allein Patrick.

«Ich habe alles Mögliche dabei, auch was fürs Popöchen», erwiderte Patricks Bekannter amüsiert.

«Willst du?», wisperte jemand in ihr Ohr. War das Patrick? Ja, sie roch ihn.

Julia drehte den Kopf in seine Richtung und flüsterte: «Bitte nicht, Herr.»

«Wie unterwürfig du flehen kannst, das gefällt mir.» Seine Stimme wurde lauter, entfernte sich von ihr. «Ein schöner großer Vibrator reicht, Wilhelm.»

Julia atmete auf. Patrick gab ihr Sicherheit, tat nur das, was sie wollte.

Auf einmal wurde sie zurückgezogen, bis ihr Kopf über die Tischkante hing. Was hatte ihr Herr mit ihr vor? Sie fühlte eine stützende Hand an ihrem Hinterkopf und dann etwas Warmes, Feuchtes an ihrem Mund. Es schmeckte nach ihr. Das musste Patrick sein! Er schob seine Erektion zwischen ihre Lippen, immer tiefer, während ihr Kopf nach unten hing. Dabei stützte er ihren Nacken weiterhin mit einer Hand, mit der anderen massierte er ihre Brüste.

«Hm, eigentlich könntet ihr das übernehmen», sagte er.

Wen meinte Patrick? Seine Hand verschwand von ihrem Busen, dafür spürte Julia sanftere Finger auf ihren Brüsten. Natürlich, die Sklavinnen! Sie mussten ihre Position geändert haben.

«Und Franzl wird den Vibrator bedienen.»

Margaretes Sklave?

Julia zuckte beim Summen des Sextoys zusammen und wollte ihre Beine schließen, aber die wurden eisern festgehalten. Von wem, wusste sie nicht mehr.

Während sich Patrick zwischen ihre Lippen schob, überlegte sie fieberhaft. Sollte sie jetzt das Safewort aussprechen? Aber wollte sie das wirklich?

Es ist der süße Typ mit den grauen Augen, machte sie sich Mut, als sie bereits die Vibrationen an ihren Schamlippen spürte. Das Toy war kühl. Franzl strich damit über ihre äußeren Schamlippen, dann über die inneren, kreiste gemächlich auf dem Venushügel und erreichte schließlich ihre Klitoris.

Patricks Geschlecht dämpfte ihr Stöhnen. Sie wand sich und zappelte, als die vibrierende Spitze auf ihre empfindsamste Stelle traf. Franzl reizte ihren Lustpunkt gnadenlos, bis Julia kurz vor dem Orgasmus stand. Dann ließ er das Toy tief in sie gleiten. Im selben Moment schnellten Patricks Hüften vor, und er füllte sie ganz aus. Julia konnte kaum noch atmen, ihr Herz hämmerte wie verrückt. Doch dann zog sich Patrick hastig zurück, und auch Franzl ließ den Vibrator wieder auf ihrem Kitzler tanzen.

«Wenn du das sehen könntest, Magda», sagte Patrick schwer atmend. «Johann und Antonius nehmen ihre Sklavinnen von hinten, während sie deine Brüste massieren. Wilhelm vergnügt sich mit seinem Diener, und Franzl besorgt’s dir mit dem Vibrator. Macht er es gut?»

Sie versuchte, sich die Szene vorzustellen. Der Sklave mit den wunderschönen Augen musste sie also befriedigen, während er selbst leer ausging? War er erregt? Gierte Margarete darauf, ihn zu bestrafen?

«Willst du mehr?», fragte Patrick.

«Ja, Herr», antwortete sie flehentlich, «aber lieber würde ich durch Eurer Zutun kommen.» Sie rieb den Po auf der Tischplatte hin und her, weil sie einen Reiz brauchte. Sie stand so kurz vor dem Höhepunkt! Ihr Kitzler glühte und hämmerte vor Verlangen.

«Gut, ich übernehme», sagte ihr Herr. «Du hast meine Erwartungen übertroffen und mich sehr stolz gemacht. Das soll belohnt werden.»

Noch bevor sie etwas entgegnen konnte, schob er sich wieder in ihren Mund. Auch der Vibrator nahm sein Spiel wieder auf. Doch diesmal war es nicht Franzl, der ihr diese lustvolle Qual bescherte. Es war Patrick. Ihr Herr.

Die Sklavinnen kneteten ihre Brüste, zwackten ihre Nippel und rieben sie, bis sie glühten. Julia konnte sich nicht mehr zurückhalten, so sehr sie es auch versuchte. Durfte sie überhaupt ungefragt kommen? Doch es blieb keine Zeit, Patrick darum zu bitten. Ihr Körper schien ein Eigenleben zu führen. Er bäumte sich auf, und die Muskeln in ihrem Inneren zogen sich unaufhaltsam zusammen. Julia stöhnte an Patricks Geschlecht, schon allein deswegen hätte sie nicht sprechen können. Während ihr Orgasmus sie erschütterte und dann langsam abflaute, wurde Patrick in ihrem Mund härter. Mit einem letzten Stoß drang er tief in sie ein und ergoss sich in ihr. Julia schluckte alles und leckte den Schaft sauber, als ihr Herr ihn über ihre Lippen gleiten ließ.

Die Hände der Sklavinnen zogen sich zurück. Patrick half ihr, sich aufzusetzen, und nahm ihr die Augenbinde ab. Die andere Maske behielt sie weiterhin auf. Julia zwinkerte, als das helle Licht sie blendete.

Erst als sie merkte, wie alle sie anstarrten, wurde ihr bewusst, was gerade passiert war. Im Schutz der Dunkelheit hatte sie das Gefühl gehabt, sich in einem Traum zu befinden. Sie war ganz in ihrer Rolle aufgegangen.

Julia warf Franzl einen kurzen Blick zu. Hatte seine Herrin ihm noch sein Vergnügen gegönnt? Margarete legte ihm wieder die Augenbinde an. Julia konnte nicht sehen, ob er erregt war, weil er ihr den Rücken zudrehte. Anschließend kam die Domina zu ihr an den Tisch.

Julia wich leicht zurück und bemerkte, dass Patrick hinter ihr stand und sie hielt, ihre Schultern streichelte. Sie zitterte! Außerdem war ihr schwindlig. Plötzlich schämte sie sich. Alle hatten sie gesehen, wie sie sich hingegeben hatte. Sie hatte tatsächlich einen Orgasmus erlebt, vor all diesen fremden Menschen!

Jetzt war sie verwirrt und wusste nicht, ob sie weinen oder sich freuen sollte. Ihr Traum hatte sich erfüllt, aber sie war unendlich durcheinander. Sie musste unbedingt mit Patrick über all das sprechen. Und eigentlich wollte sie nur noch hier raus. Mit ihm allein sein.

Margarete beugte sich nah zu ihr und flüsterte: «Hat’s dir mein Franzl gut besorgt?» Sie zwinkerte Patrick zu und ging zurück zu ihrem Sklaven, der reglos im Raum stand.

Patrick griff nach ihrer Hand und half Julia, vom Tisch zu steigen. «Jetzt bring ich dich nach Hause.»

Sie konnte es kaum erwarten. Im Hintergrund hörte sie die anderen tuscheln. Immer wieder drehten sie ihre Köpfe grinsend zu ihnen, dann zu einem Punkt in der Ecke des Raumes. Was war dort?

Als der blonde Wilhelm sagte: «Das wird das bisher geilste Video in unserer Sammlung», wurde ihr schlagartig klar, worüber sie redeten.

Alle Kraft schien aus ihrem Körper zu weichen. Mühsam drehte Julia den Kopf und schaute genauer in die Ecke. Beinahe unsichtbar und auf den ersten Blick nicht zu erkennen, war eine winzige Überwachungskamera angebracht worden, die sich perfekt in die holzgetäfelte Wand einfügte.

Ihre Gedanken überschlugen sich. Das Experiment, Patricks Buch … spielten sie alle darin eine Rolle?

Ich möchte dich nicht beeinflussen. Je weniger du darüber nachdenkst, desto besser, hatte er am Anfang gesagt.

Sie schaute zu Patrick, der wütend in Wilhelms Richtung sah. Sicher ärgerte er sich, dass sein Bekannter sich verplappert hatte. Aber jetzt war es raus. Die ganze grauenhafte Wahrheit.

Blindlings, die Augen voller Tränen, rannte Julia los und stolperte aus dem Schlösschen in die Dunkelheit. Sie spürte kaum, wie sich die spitzen Kiesel in ihre Fußsohlen bohrten, während sie verzweifelt den Busch suchte, hinter dem Patrick ihre Kleidung versteckt hatte.

«Verdammt», murmelte sie erstickt, als sie gegen einen Stein lief, und riss sich wütend die Maske vom Kopf.

«Julia, warte!» Patrick kam ihr nachgelaufen, seine Stiefel in der Hand.

«Wo sind meine Sachen?», stieß sie hervor.

Kommentarlos gab Patrick sie ihr, und Julia zog sich hastig an. Sie musste hier weg, wollte nur noch heim.

«Glaub mir, ich hatte keine Ahnung!» Patrick schlüpfte in seine Stiefel und wich nicht von Julias Seite. Er marschierte neben ihr her, während sie sich an den Lichtern zu orientieren versuchte, die vom Schloss herüberstrahlten. Verdammt, warum musste sie so nachtblind sein?

«Bleib doch mal stehen!» Patrick griff nach ihrem Arm. Er klang ehrlich verzweifelt. Dieser verdammte Schauspieler!

«Weißt du, wie ich mich gerade fühle?» Grenzenlose Enttäuschung fraß sich bis in ihre Seele. «Du hast mich eiskalt benutzt! Dieses Video gehört zu deinem blöden Experiment! Oder besser: Es gibt gar kein Experiment, sondern ihr dreht hier eure Privatpornos, und ich war die Hauptattraktion!» Er hatte genau gewusst, was sich in der Klause abspielte. Deshalb war es ihm auch so wichtig gewesen, dass sie freiwillig mitmachte. Damit sie später nicht sagen konnte, er hätte sie gezwungen!

Patrick umklammerte immer noch ihren Arm. «Julia, das stimmt nicht. Ich hatte von der Kamera keine Ahnung!»

«Lügner! Du warst doch schon früher hier. Deshalb hast du mir auch die Augen verbunden. Damit ich die Kamera nicht entdecke!» Oh, sie war so sauer, sie hätte explodieren können.

«Ich hab das getan, damit …»

«Hör auf mit den Ausreden!» Sie riss sich von ihm los und stapfte weiter. «Ich fahre mit der U-Bahn nach Hause.»

«Ich lass dich um diese Zeit nicht allein!»

«Na, vielen Dank. Du bist ja ein echter Gentleman. Aber etwas Schlimmeres als gerade eben kann mir sowieso nicht mehr passieren.» Ja, sie hatte bei allem freiwillig mitgemacht und den Abend genossen. Trotzdem fühlte sie sich ausgenutzt. Hintergangen. Für Patrick war sie lediglich ein Sexobjekt. Sie bedeutete ihm nichts.

«Zum Glück hat nur der Sklave … O mein Gott, was hättest du beim nächsten Mal vorgehabt? Dass alle mich …» Ihre Stimme brach.

«Julia, das war immer nur ich, und ich hätte nie zugelassen, dass ein anderer mit dir schläft!»

«Ich glaub dir kein Wort!» Er war kein bisschen besser als ihr Ex. Schlimmer noch: Er hatte sie in ein perfides Spiel verwickelt, um sie für seine widerlichen Zwecke zu missbrauchen.

«Genau wie Robert», stammelte sie, wobei sie mühsam ihre Tränen unterdrückte. Sie würde sich keine weitere Blöße mehr vor ihm geben. Was für ein Albtraum!

«Wer ist Robert?»

Wie hatte sie nur so dumm sein und sich auf diesen Mann einlassen können? Sie kannte ihn doch erst wenige Wochen! Mit Robert war sie mehrere Monate zusammen gewesen, bevor sie seinen wahren Charakter entdeckt hatte. Und jetzt machte sie denselben Fehler zum zweiten Mal.

«Julia, bitte, lass uns in Ruhe drüber reden. Wir gehen zurück, und Wilhelm wird dir bestätigen, dass ich keine Ahnung von der Kamera hatte.»

«Ihr steckt doch alle unter einer Decke.» War Patricks frühere Freundin auch davongelaufen, weil er seine Spielchen mit ihr gespielt hatte? War sie ebenfalls gutgläubig in das Schloss gekommen und dort heimlich gefilmt worden? Verdammt! Julia wusste gar nicht mehr, was sie noch glauben sollte.

«Sei einfach still und spar dir deine Lügen», sagte sie und war überrascht, als Patrick tatsächlich schwieg.

Ohne weitere Worte zu wechseln, fuhren sie nach Hause. Julia schaute ihn nicht an, verabschiedete sich nicht und drehte sich kein einziges Mal nach ihm um, als sie ausstieg.

Am nächsten Tag um die Mittagszeit quälte sich Julia aus dem Bett. Es war Montag, und sie musste eigentlich arbeiten, hatte sich am Morgen jedoch krankgemeldet. Was sie sehr selten tat. Aber sie hatte die restliche Nacht kein Auge zugemacht und sah verheult aus. Alles wegen Patrick.

Die ganze Zeit hatte sie sein Bild vor Augen: das harte, männliche Gesicht, den attraktiven Körper, sein atemberaubendes Lächeln. Wie wohl sie sich bei ihm gefühlt hatte, wie sicher. Er hatte ihr sogar vorgegaukelt, er würde ihre Brüste lieben. Und wie verzweifelt er ausgesehen hatte. Das konnte doch niemand spielen? Patrick anscheinend schon. Sie wusste, wie gut er in eine Rolle schlüpfen konnte. Er war der geborene Schauspieler.

Alles Lug und Trug. Niemals hatte er gesagt, er würde sie lieben. Warum auch.

Erneut hatte es ein Mann geschafft, ihre Welt zum Einsturz zu bringen. Von nun an würde sie wie eine Nonne leben, dann konnte ihr kein Kerl je wieder wehtun.

Nachdem sie sich einen Kaffee aufgebrüht hatte, schlurfte sie zum Computer, um die Mails zu checken. Patricks Nachrichten würde sie gleich löschen. Nichts sollte sie an ihn erinnern. Besser, sie vergaß ihn. Und bei der Agentur würde sie nachfragen, ob sie mit einem anderen Partner die Führung machen konnte. Früher hatte sie schließlich mit Peter zusammengearbeitet, aber der hatte mittwochs plötzlich nicht mehr gekonnt.

Irgendwie hoffte Julia trotzdem, Patrick hätte ihr eine Nachricht geschickt. Eine Entschuldigung. Die Bitte um ein Treffen, eine Aussprache. Aber weder auf dem Handy noch per Mail hatte er sich gemeldet.

Er hatte sie schon abgehakt. Dann waren seine Gefühle ja nicht besonders stark gewesen. Die Enttäuschung schmerzte so sehr, dass die Tränen plötzlich wie Sturzbäche über ihre Wangen liefen. Erst als es plötzlich «pling» machte, wischte sie sich die Feuchtigkeit aus dem Gesicht. Eine neue E-Mail! Von Patrick?

Nein. Der Absender war eine Wachgesellschaft.

Ihre Finger auf der Maus zitterten, als sie die Mitteilung überflog. Sie war froh zu sitzen, so sehr bebten ihre Knie. Ein Mitarbeiter der Bayerischen Schlösserverwaltung zitierte sie für heute Abend um sieben in sein Büro, das auf dem Schlossgelände lag. Ihr wurde vorgeworfen, in die Magdalenenklause eingebrochen zu sein.

Julia wurde abwechselnd heiß und kalt. Wie war sie aufgeflogen? Und woher kannte der Wachmann ihre Mailadresse?

Moment – ob Patrick sie verpfiffen hatte?

Oh, dieser Feigling!

Oder … Nein, das traute er sich nicht. War das vielleicht eine Einladung zum nächsten Spiel? War er wirklich derart abgebrüht?

Julia war so wütend, dass sie am liebsten den Monitor gepackt und zu Boden geschleudert hätte. Sie wollte schreien, irgendetwas zerstören – aber das half ja auch nichts. Nein, sie musste dorthin gehen, um die Sache zu klären. Falls Patrick irgendwie dahintersteckte, würde sie diesem miesen Chauvi gehörig den Kopf waschen. Und wenn es das Letzte war, was sie tat.

Pünktlich um neunzehn Uhr klingelte sie beim Büro der Wachgesellschaft. Julia betrachtete das Schild genauer und biss sich auf die Unterlippe. Es sah ziemlich echt aus.

Nachdem sich der Nachmittag wie Kaugummi gezogen und sie sich hundert Mal überlegt hatte, Patrick anzurufen und ihm die Meinung zu sagen, war Julia in die U-Bahn gestiegen und zum Marienplatz gefahren. Dort hatte sie in einem Café etwas gegessen – oder es zumindest versucht, doch mehr als zwei Bissen des Bagels hatte sie nicht herunterbekommen. Anschließend war sie ziellos durch einige Kaufhäuser gestreift, weil es dort kühler war als draußen, und später zum Nymphenburger Schloss weitergefahren. Sie war nicht so feige wie er. Sie würde ihm ins Gesicht sagen, was sie von ihm hielt.

Der Türöffner summte, und sie trat ein. Ein Mann mit wasserstoffblondem Haar – Julia schätzte ihn auf Mitte dreißig – kam ihr entgegen. «Sie müssen Julia Krämer sein.»

Mechanisch nickte sie. Diese Stimme kannte sie doch! «Sie sind Wilhelm!»

Was wusste der Mann alles von ihr? Er trug keine Uniform, sondern war normal gekleidet, in Jeans und Hemd. Das nahm ihr ein wenig die Furcht. Kein Wachmann. Auch sah er nicht unfreundlich aus, sondern lächelte sie an. «Eigentlich heiße ich Wolfgang. Wolfgang Hartmann.»

Als er ihr die Hand hinstreckte, zögerte Julia kurz, schüttelte sie dann aber trotzdem.

Herr Hartmann bat sie, ihm zu folgen. Mit zitternden Knien ging sie hinter ihm her. Ob die anderen Teilnehmer der nächtlichen Orgie wohl auch herzitiert worden waren? Aber außer ihr schien niemand hier zu sein.

Im Vorbeilaufen erhaschte Julia einen Blick auf eine winzige Teeküche, eine Tür mit der Aufschrift «WC» und einen weiteren Raum, in dem sich Kartons stapelten.

Herr Hartmann führte sie in ein Zimmer voller Monitore. Auf jedem war ein anderer Ausschnitt des Parks und der Räume im Schloss zu sehen.

«Sie sind tatsächlich Wachmann», stammelte Julia. Aber dann spürte sie erneut diese Wut in sich aufsteigen. «Sie missbrauchen Ihre Stellung!» Jetzt war ihr klar, von wem Patrick den Schlüssel hatte. «Was soll das hier werden?! Und vor allem: Was soll diese blöde Mail?»

«Beruhigen Sie sich bitte.»

Während Herr Hartmann gefasst blieb, klang ihre Stimme immer schriller. «Woher haben Sie meine Adresse?»

«Nachdem Patrick mir Ihren Namen verraten hat, habe ich gegoogelt und Ihre E-Mail auf Ihrem Facebook-Profil gefunden», sagte er hastig. «Patrick weiß nichts davon.»

Sie schluckte. Panik befiel sie. Was wollte der Kerl von ihr?

Er kratzte sich an der Schläfe und deutete auf einen von zwei freien Stühlen, die vor dem einzigen Schreibtisch standen. «Bitte setzen Sie sich, und ich erkläre Ihnen alles.»

Sie nahm Platz, wobei sie die Finger in ihre Handtasche krallte. Darin befand sich Tränengas. Das würde sie sofort benutzen, wenn er es wagen sollte, sie anzufassen!

«Ich bitte Sie, sich etwas anzusehen. Danach werden Sie verstehen.» Herr Hartmann schob eine DVD in den Computer und schaltete an einem der Monitore herum. Er drehte an einem Rad, bis die digitale Anzeige 40:35 anzeigte. Das Bild flackerte kurz, aber dann offenbarte sich Julia das Grauen. Sie wusste sofort, wer die nackte Frau war, die mit gespreizten Beinen auf dem Tisch in der Magdalenenklause lag. Beschämt wandte sie den Kopf ab.

«Bitte, es ist wichtig!»

Julia sprang auf. «Sie perverser Mistkerl!»

«Bitte, Julia, schauen Sie sich das an, und Sie werden sehen, dass Patrick Sie nicht belogen hat!»

Was? Zögernd drehte sich Julia zum Monitor um. Gerade kam die Stelle, als Patrick den Vibrator in sie schob. Sie zwang sich, einen Moment lang hinzusehen. Es war so unglaublich entwürdigend. Aber trotzdem: Hatte er vielleicht doch die Wahrheit gesagt? Tatsächlich war es immer nur er gewesen, der sie befriedigt hatte, denn Franzl befand sich nicht einmal in ihrer Nähe! Er durfte sich mit Wilhelms Sklaven vergnügen, der gleichzeitig seinen Herrn befriedigte. Margarete schaute abwechselnd zu Julia und den drei Männern. Offensichtlich konnte sie sich nicht entscheiden, welcher Anblick sie mehr faszinierte.

Patrick hatte sie nicht mit anderen teilen wollen.

Julia sah sich auf dem Video aus dem Raum stürmen. Patrick starrte ihr hinterher, wandte sich dann jedoch an Wilhelm und fuhr ihn aufgebracht an. «Verdammt! Du hast mit keinem Wort erwähnt, dass ihr das alles aufzeichnet!»

Julia ließ sich zurück auf den Stuhl sinken. Patrick war total außer sich! Er wäre Wilhelm wohl an die Gurgel gegangen, wenn sie nicht davongelaufen wäre.

«Tut mir leid! Ich hab vergessen, dass du ja noch nichts von den Kameras weißt!», rief ihm Wilhelm hinterher.

Plötzlich klingelte es an der Tür. Herr Hartmann schaltete den Film aus.

Julia hatte ohnehin genug gesehen. Patrick war wirklich unschuldig!

Herr Hartmann holte die DVD heraus und steckte sie in ein Gerät, das wie ein Aktenvernichter aussah. Laut krachend wurde das Plastik geschreddert. Die Aufzeichnung war zerstört.

«Entschuldigen Sie mich einen Moment», sagte er und ließ sie allein.

Sie hörte, wie er in den Flur trat und die Tür öffnete. Sofort ertönte eine aufgebrachte Stimme: «Warum hast du mich herbestellt? Zwischen uns ist alles gesagt.»

Es war Patrick!

«Mir tut es so leid, dass das mit dir und deiner Freundin schiefgegangen ist. Deshalb wollte ich es wieder geradebiegen», erwiderte Herr Hartmann.

«Geradebiegen?» Patricks Stimme klang bitter. «Julia ist weg. Sie hasst mich, sie glaubt mir nicht! Und nur, weil du mir verschwiegen hast, dass ihr eure Spielchen jetzt aufzeichnet!»

«Es ist alles okay und ich habe die Aufnahme vernichtet», unterbrach ihn Wilhelm, aber Patrick redete unaufhörlich weiter.

«Julia war das Beste, was mir je passiert ist. Deinetwegen habe ich sie verloren!»

«Patrick, bitte …»

«Endlich, nach so langer Zeit, habe ich mich getraut, wieder jemanden in mein Herz zu lassen. Ich habe eine Frau gefunden, die perfekt zu mir passt, die meine Neigung teilt und die mir sogar helfen wollte, mein Buch zu beenden!»

Julia hörte so gebannt zu, dass sie beinahe vergessen hätte zu atmen. Sie holte tief Luft und stand auf. Langsam ging sie zur Tür. Ihre Knie zitterten so stark, dass sie befürchtete, sie würde hinfallen.

Hieß das, Patrick liebte sie?

«Beruhige dich», hörte sie Wilhelm … Herrn Hartmann sagen. «Du kannst Julia das alles selbst erzählen.»

«Machst du Witze?», knurrte Patrick.

«Sie ist hier.»

«Was?»

Julia trat hinaus in den Flur.

«Julia!» Es war das erste Mal, dass sie Patrick rot werden sah. Der zornige Ausdruck wich, seine Augen wurden groß. «Hast du …»

«Ich habe alles gehört», wisperte sie. Vor Erleichterung wollte sie weinen, lachen, schreien – alles zugleich.

Auch Patricks Augen schimmerten feucht. Er sah so gut aus, in Jeans und T-Shirt. Jetzt, wo sie wusste, dass alles ein Missverständnis war, liebte Julia ihn umso mehr.

«Es tut mir so leid, dass ich dir nicht geglaubt habe.» Bevor sie schluchzend zusammenbrach, hatte Patrick sie aufgefangen. Er drückte sie fest an sich und gab ihr den Halt, den sie so dringend brauchte.

Julia vergrub die Nase an seinem Hals, um tief seinen Geruch einzuatmen. Ihre Hände presste sie auf seinen Rücken. Sie musste ihn spüren, ihm so nah sein wie möglich.

«Ich, ähm … geh mal raus und sperre die Eingänge ab», sagte Herr Hartmann, bevor er verschwand.

Julia war mit Patrick allein.

Er umfasste ihr Gesicht. «Ich …» Lächelnd schüttelte er den Kopf. «Ich wollte dir so viel sagen, und jetzt weiß ich nicht, wo ich anfangen soll.»

Wie wäre es mit: Ich liebe dich?, dachte sie.

«Ich bin überglücklich, dass dieses Missverständnis aus der Welt ist.»

«Und ich erst.» Julia wischte sich über die feuchten Augen. «Ich wollte schon fast ins Kloster gehen.»

«Das hätte ich auf jeden Fall verhindert», erwiderte er schmunzelnd. Im nächsten Moment wurde Patrick wieder ernst. «Dieser Robert hat dir sehr wehgetan, oder?»

Neue Tränen trübten ihre Sicht. «Wegen dem Typen hab ich eine Menge Komplexe. Deshalb bin ich so ausgerastet und wollte dir nicht glauben.»

«Ist gut», sagte er leise und streichelte ihren Rücken. «Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich bin derjenige, der hier Mist gebaut hat. Aber jetzt ist alles wieder in Ordnung.»

Mit beiden Händen umfasste er ihr Gesicht und sah ihr tief in die Augen. «Trotz deiner bösen Erfahrungen warst du sehr mutig.»

«Na ja.» Sie zuckte mit den Schultern. «Ich wollte dir unbedingt beweisen, dass ich eine gute Sklavin bin, damit du mich … magst.»

Patrick drückte sie an den Oberarmen zurück und sah sie streng an. Eigentlich sah er fast erschrocken aus. «Du hast das mir zuliebe getan?»

«Ein wenig», gab sie kleinlaut zu.

Patrick schüttelte den Kopf. «Tu nie wieder jemandem etwas zuliebe, wenn du nicht völlig dahinterstehst. Außerdem habe ich dich schon vorher gemocht, deinetwegen bin ich ja zu dieser Agentur gegangen.» Ein Schatten huschte über sein Gesicht. «Hat dir denn wenigstens ein bisschen gefallen, was wir getan haben?»

«Ein bisschen?» Was hatte er plötzlich? «Es war das beste Erlebnis meines Lebens!»

Aufatmend zog er sie wieder in seine Arme. «Da bin ich aber froh. Bitte sei immer ehrlich zu mir und tu nichts, was dir nicht gefällt.»

Plötzlich wurde Julia klar, dass sie nicht die Einzige war, die mit den Dämonen der Vergangenheit zu kämpfen hatte. «Willst du darüber reden?», flüsterte sie und schmiegte ihren Kopf in seine Halsbeuge. Mmm, wie gut er dort roch.

«Ich … war mal mit einer Frau zusammen, die meine Vorlieben zu teilen schien. Ich war gerade mit dem Studium fertig, und wir zogen gleich zusammen. Es ging ein Jahr gut, dann hat sie mich von heute auf morgen verlassen. Einfach so, ohne Begründung. Erst später erfuhr ich, dass sie sich eigentlich nur mir zuliebe unterwarf.»

Jetzt verstand Julia sein Zögern vor der Grotte und warum er ihr nie seine Gefühle gestanden hatte.

«War sie …» Julia schluckte. «Hast du sie auch in die Ruine mitgenommen?»

Patrick nickte. «Ja. Ich dachte, es würde ihr gefallen. Hat es dann ja auch. Aber aus anderen Gründen. In Wahrheit hat sie sich nämlich in einen der Sklaven verliebt.» Er seufzte.

«Mit dem ist sie durchgebrannt?»

«Sozusagen», erwiderte er leise. «Lass uns nicht von der Vergangenheit reden. Jetzt gibt es uns, und nur das zählt.» Er räusperte sich. «Hast du vielleicht Lust, irgendwo ein Eis essen zu gehen? Der Abend ist so schön.»

Julias Herz schlug schneller. «Ein Eis wäre wunderbar.»

Lächelnd griff er nach ihrer Hand. «Vielleicht sollten wir noch mal von vorne anfangen, wie bei einem ersten Date.»

«Zwick mich mal», sagte sie und lachte, als er sie tatsächlich in den Arm kniff. «Was soll das eigentlich heißen: Du bist meinetwegen zur Agentur gekommen?»

Inzwischen hatten sie das Schloss verlassen, und er zog die Tür hinter ihnen zu. Die Besucherparkplätze leerten sich, und von Herrn Hartmann war nichts zu sehen. Der Abend war warm und wolkenlos. Ein herrlicher Tag für einen Neubeginn.

«Nach meiner Trennung von Barbara war ich lange nicht mehr hier», begann er zögerlich.

Julias Magen verkrampfte sich. Barbara hieß sie also.

«Dann war ich eine Zeitlang jeden Nachmittag im Botanischen Garten, um die Schmetterlinge zu beobachten. Eines Tages kam ich auf die Idee, Wolfgang zu besuchen. Ihm einfach mal hallo zu sagen und mich zu erkundigen, wie es den anderen geht.»

«Du meinst Margarete und Co?»

Patrick nickte lächelnd, während sie an dem großen Brunnen vorbeigingen. «Ich weiß, sie ist nicht dein Fall. Meiner übrigens auch nicht.»

Es tat so gut, ihn fröhlich zu sehen. Einfach er selbst. Ein ganz normaler Mann mit einem äußerst spannenden Sexleben.

«Wir haben uns vor vielen Jahren auf einem BDSM-Treffen kennengelernt und herausgefunden, dass wir eine gemeinsame Vorliebe für historische Rollenspiele haben. Als dann Wolfgang sagte, er arbeite hier als Wachmann, war uns allen klar, wo wir weiterspielen würden.»

Julia konnte ihre Ungeduld kaum zügeln. «Du wolltest Wolfgang besuchen und …»

«… und da sah ich dich. In deinem Zofenkleid, wie du die Besucher vor dem Schloss begrüßt hast. Ich war so fasziniert von dir, dass ich mich sofort für eine Führung angemeldet habe.»

Julia überlegte scharf. «Ich kann mich nicht an dich erinnern.» Dabei war er ein Mann, den man so schnell nicht vergaß.

«Ich habe mich im Hintergrund gehalten, um dich in Ruhe zu beobachten. Damit ich meinen Tagträumen nachhängen konnte.»

«Lüstling», flüsterte sie und erntete dafür einen strengen Blick.

«Ich werde dir deinen Ungehorsam schon noch austreiben», sagte Patrick mit einem gefährlichen Glitzern in den Augen. Doch gleichzeitig umspielte ein Schmunzeln seine Mundwinkel.

Es machte Spaß, mit ihm herumzualbern. Julia fühlte sich so leicht, als würde sie jeden Moment davonschweben.

Er hielt ihr die Autotür auf, und sie stieg ein. Patrick nahm neben ihr Platz, startete den VW jedoch nicht. «Ich lebe schon eine Weile allein. Irgendwie habe ich gedacht, ich finde nie mehr eine Frau, die zu mir passt. Doch dann habe ich dich in deinem Zofenkostüm gesehen. Du schienst völlig in deiner Rolle aufzugehen, und ich konnte dich einfach nicht mehr vergessen.»

Gebannt lauschte Julia seinen Worten. Patrick hielt den Kopf gesenkt und spielte nervös mit seinem Schlüsselbund.

«Ursprünglich wollte ich keine feste Beziehung, nur eine Spielpartnerin. Aber ich habe mich in dich verliebt. Leider wurde mir das erst klar, als alles zwischen uns zu Ende schien.»

Julia holte tief Luft. Ihr war ganz schwindlig.

Patrick schaute sie an und griff nach ihrer Hand. «Ich habe alles getan, um dir nahe zu sein.»

«Was hast du gesagt?», flüsterte sie.

«Ich habe mich bei der Agentur angemeldet. Und ich habe Peter bestochen, den Tag mit mir zu tauschen, damit wir zusammen sind.»

Sie zitterte am ganzen Körper. «Nein, das davor, den Teil mit der Liebe.»

«Ich liebe dich, Julia, wie verrückt sogar.» Einen Moment lang wirkte er leicht verunsichert.

Doch das änderte sich sofort, als Julia ihm stürmisch um den Hals fiel. «Und ich liebe dich … äh, Euch, mein Herr.»

Sie besiegelten ihren Neubeginn mit vielen Küssen, die Julias Inneres zum Glühen brachten. «Stimmt es eigentlich, dass sich Schmetterlinge über Stunden lieben?», fragte sie an seinen Lippen.

Er nickte. «Passionsfalter sogar bis zu sechs Stunden.»

Sehnsüchtig seufzte sie und löste sich von ihm. «Ich wünschte, wir wären Schmetterlinge.»

«Ich denke, das bekommen wir auch so hin», sagte er und startete grinsend den Wagen. «Gleich nach dem Eis. Die Nacht gehört uns, meine Dienerin.»