In Fahrt gebracht

Was für ein schöner Tag, dachte Anna. Heute würde sich das Geschäft lohnen.

Sie saß im Kassenhäuschen des «Dark Torture», das von außen wie eine Burgruine aussah, und gab Tickets für die Fahrt aus. Der Duft von gebrannten Mandeln und Zuckerwatte stieg ihr in die Nase. Lautsprecherdurchsagen und die Musik der anderen Buden und Fahrbetriebe dröhnten bis in ihre winzige Kabine. Auf dem Oktoberfest gab es an die zweihundert Schaustellerbetriebe, davon etwa achtzig Fahrgeschäfte. Daher herrschte für gewöhnlich Trubel. Anna mochte das – am meisten die Geräusche aus der Geisterbahn: schauriges Lachen, Kreischen und Todesschreie. Das Rumpeln der Gondeln im Inneren der Halle übertrug sich bis zu ihr und brachte ihren Drehstuhl zum Vibrieren.

Ihr Freund Ben arbeitete in dem Fahrgeschäft, auf dem bewegliche Sensenmänner, Monster und allerlei andere blutrünstige Gestalten saßen. Anna half an der Kasse aus, solange in der Schießbude ihrer Familie nicht viel los war. Außerdem stand man sich da nur gegenseitig im Weg, deshalb war sie entbehrlich.

Als Schausteller zu leben war hart, dennoch liebte Anna den Job. Und sie liebte Ben. Gern sprang sie im Familienbetrieb seiner Eltern ein, auch weil sie ihrem Liebsten dort nah war. Heute hatte sie sich sogar geschminkt und ihrem braunen Haar mit einem Rotton zu mehr Farbe verholfen, um besonders attraktiv für ihn zu sein.

Leider hatten sie sich in den letzten Tagen kaum gesehen. In ihrer knapp bemessenen Freizeit war Ben mit seinem Bruder Hannes unterwegs gewesen. Wenn das überhaupt stimmte. Womöglich hatte er sich auch mit einer anderen Frau vergnügt, denn im Bett lief es gerade nicht gut zwischen ihnen. Zwar war Ben zuvorkommend und verwöhnte sie, aber sie traute sich nicht, ihm zu sagen, was sie wirklich wollte. Einmal hatte sie sich überwunden, da hatte Ben geantwortet: «Du spinnst ja, ich schlag doch keine Frauen!»

Damit war das Thema für ihn erledigt gewesen.

Vielleicht war es besser, wenn sie sich trennten. Irgendwann würde der Tag kommen, an dem sie dem Mann begegnete, der sie verstand. Oder war sie nicht normal, weil sie Lust empfand, wenn ihr jemand Schmerzen zufügte?

Ihr Magen verkrampfte sich, als sie daran dachte, Ben zu verlassen. Dennoch lächelte sie tapfer und sagte: «Ich wünsche eine schaurige Fahrt», als sie einem Jugendlichen ein Ticket verkaufte. Nun stand niemand mehr an.

Vom Nachmittag an bis in die Nacht hinein würde es stressig werden, aber noch war es relativ ruhig. Keine langen Wartezeiten an den Fahrgeschäften.

Heute war ein besonders warmer Septembertag, weshalb Anna lediglich ein Sommerkleid und Sandalen trug. Verträumt verfolgte sie die Schwünge des riesigen Piratenschiffs, das auf der anderen Straßenseite stand. Es flog so hoch in den blauen Himmel, dass es sich beinahe überschlug. Genau wie ihr Herz. Ob sie Ben direkt fragen sollte, ob er eine andere hatte?

«Wenn ich nur wüsste, was ich machen soll», murmelte sie.

Anna genoss die Tage, die sie mit ihrer Familie auf der Theresienwiese verbrachte, auch wenn der September und der Oktober die anstrengendsten Monate im ganzen Jahr waren. Die «Wiesn» war immerhin das größte Volksfest der Welt – eine Attraktion schon für sich –, das jährlich über sechs Millionen Menschen besuchten.

München war eine tolle Stadt. Die Schausteller würden noch eine Woche hierbleiben, bevor sie abbauten und weiterzogen, auf ein anderes Volksfest. Wenn sich die Wege ihrer Geschäfte einmal trennten, blieb Anna bei Ben. Seit drei Jahren war sie ein Teil seiner Familie. Jeder hatte sie akzeptiert, und Anna fand seine Eltern sehr sympathisch. Ohne die Probleme im Bett und diese Unsicherheit, ob ihr Liebster sie betrog, hätte alles wunderbar sein können.

Plötzlich bemerkte sie Bens drei Jahre älteren Bruder Hannes, der, die Hände in den Jeanstaschen, über die Straße schlenderte, genau auf sie zu. Dabei grinste er frech.

Die Geschwister halfen beide im Familienunternehmen. Sie wechselten sich stündlich ab und erschreckten in grusliger Verkleidung die Fahrgäste.

Ihr Herz machte einen Sprung, weil Hannes sie im ersten Augenblick an Ben erinnerte. Beide hatten rabenschwarzes Haar, waren groß und sportlich. Nur charakterlich waren sie grundverschieden. Hannes war ein Draufgänger und Ben der Vorsichtige.

Sie würde viel besser zu Hannes passen.

Himmel, was ging nur in ihrem Kopf vor? Sie liebte Ben, nur ihn. Er war ihr wenigstens treu, während es seinen Bruder nie lange bei einer Frau hielt.

Aber wenn Ben doch nicht treu war? Wo steckte er nur, wenn er frei hatte?

Ach, sie war vollkommen durcheinander.

Hannes war in Begleitung von Mona, einer guten Bekannten von Anna. Ihr blondes Haar leuchtete in der Sonne. Während Hannes sie kurz grüßte und in der Geisterbahn verschwand, öffnete Mona die Tür des Kassenhäuschens.

«Ich übernehme», sagte sie.

Verdutzt überließ Anna ihr den Platz. «Hast du nicht Schicht am Kinderkarussell?»

«Meine Schwester ist eingesprungen», antwortete Mona und schob die Tickets von einer Seite zur anderen.

«Hier ist doch was faul!»

«Süße …» Mona drehte sich zu ihr herum. «Ben hat eine Überraschung für dich, aber das darf ich dir eigentlich gar nicht sagen.»

Eine Überraschung! «Wo ist er?»

«Du sollst eine Runde Geisterbahn fahren. Dann wirst du sehen. Mehr hat er mir nicht verraten, und ich hab schon zu viel erzählt.»

Anna grinste. «Ich danke dir. Vermutlich will er mir eine neue Attraktion zeigen.»

Mona nickte. «Kann sein. Fahr eine Runde und klopf ihm auf die Schulter. Du weißt doch, wie sehr Männer Bestätigung für ihr Ego benötigen.»

Anna stand gern zur Verfügung, wenn sich Ben oder Hannes eine neue Attraktion einfallen ließen und ein Testopfer brauchten.

«Okay, dann bis später.» Tatsächlich freute sie sich, Ben zu begegnen. Was er sich wohl ausgedacht hatte?

Am Einstieg traf sie Hannes und seinen Vater Peter. Er war einen Kopf kleiner als seine Söhne und hatte bereits graue Haare. Aber für sein Alter war er sehr fit, nur die Hüfte machte ihm zu schaffen, weshalb er hauptsächlich am Einlass arbeitete und kaum noch in der Bahn herumkletterte.

«Machst du eine Pause, Anna?», fragte er.

Sie schüttelte den Kopf. «Benjamin möchte mir unbedingt etwas Neues zeigen. Mona übernimmt so lange.» Vor seinen Eltern sprach sie seinen Namen immer ganz aus, aber niemals, wenn sie mit Ben allein war. Er fand, der Name passe nicht zu einem erwachsenen Mann, sondern eher zu einem Kind oder einem Elefanten in blauen Hosen.

«Er soll es nicht zu bunt treiben. Neulich hat er einer Oma fast einen Herzinfarkt beschert.» Peter zwinkerte vergnügt, doch dass er Schmerzen hatte, war nicht zu übersehen.

«Leg dich ein wenig hin, Papa», sagte Hannes, der Anna in die Gondel half. «Heute Abend gibt’s noch genug zu tun.»

«Was würde ich nur ohne euch machen.» Peter seufzte und verließ humpelnd das Fahrgeschäft.

Während Anna wartete, winkte sie Mona zu, die durch die Scheibe des Kassenhäuschens zurückgrüßte, und schaute sich um. Seit einer Weile war niemand mehr zugestiegen, und hinter ihr kamen keine neuen Gäste. Sie würde ganz allein durch die Geisterbahn fahren. Ein wenig mulmig war ihr schon zumute.

Plötzlich öffnete sich eine unsichtbare Tür an der Wand neben den Gleisen, und ein Kapuzenmann steckte den Kopf heraus. Das konnte nur Ben sein! Sofort ging die Tür wieder zu, und die Gestalt war in der Bahn verschwunden.

Aha, er lauerte schon auf sie.

Annas Spannung wuchs, doch sie grinste in sich hinein. Gut, er wollte sie erschrecken. Als ob sie sich gruselte. Sie war vorbereitet.

Mit einem Ruck setzte sich der Wagen in Bewegung. Das Burgtor vor ihr öffnete sich, und sie fuhr in den Turm, wo völlige Dunkelheit sie umfing.

Langsam ratterte die Gondel spiralförmig nach oben in den zweiten Stock. Die Bahn war riesig und nichts für schwache Nerven. Wenn es nach Anna ginge, würde sie kein Kind mitfahren lassen. Es gab zwar eine Altersempfehlung ab zwölf Jahren, aber daran hielten sich nicht alle. Das Dark Torture war eine Geisterbahn mit besonders grauenhaften Schockeffekten. Die Gestalten sahen verdammt echt aus. Auf den ersten Blick erkannte man nicht, ob das nur Puppen waren. Und die Besucher erschraken umso mehr, wenn plötzlich eines dieser Wesen tatsächlich auf sie zukam und sie anfasste. Ben und Hannes, obwohl beide erwachsene Männer, hatten einen Heidenspaß, die Fahrgäste zu schocken.

Schauriges Geheul begrüßte sie, als sie oben angekommen war. Wölfe mit Schaum vor dem Maul schnappten nach ihr, und ein einäugiger Zombie raste auf sie zu und sauste im letzten Augenblick über sie hinweg. Peter scheute keine Kosten, um seine Attraktionen möglichst realistisch zu präsentieren. Lautsprecher in der Gondel suggerierten den Gästen, dass Geister mit ihnen fahren würden, die ihnen die schlimmsten Dinge zuflüsterten.

Die Fahrt führte an Spiegeln vorbei, in denen die Besucher nicht nur sich selbst sahen, sondern auch die Gespenster, die auf der Gondel hockten.

Anna lehnte sich zurück und krallte die Finger ins Sitzpolster. So ganz allein war es ihr doch ein wenig unheimlich. In vielen anderen Geisterbahnen konnte man Kabel und Steckdosen erkennen oder andere Details, die darauf hindeuteten, dass alles bloß Show war. Nicht hier. Im Dark Torture war die Illusion perfekt.

«Sie werden dich holen», wisperte es in ihr Ohr. Anna erschauderte wohlig. Sie mochte den Nervenkitzel.

Die Stelle, wo Ben normalerweise auftauchte, kannte sie. Gleich hinter der geköpften Hexe und dem Sensenmann, der seine Klinge bedrohlich nah über den Köpfen der Fahrer schwingen ließ. Aber Ben war nicht da. Niemand griff in ihren Wagen, um sie zu erschrecken.

Hatte er seinen Einsatz verpasst?

Sie drehte sich um, erkannte im Dunkeln allerdings nichts.

Die Gondel wurde langsamer, als sie an dem schreienden Mann auf der Streckbank vorbeikam, dessen Arme abgerissen wurden, sodass Blut hervorsprudelte. Den Gästen spritzte hier Wasser ins Gesicht, das durch das rote Licht aussah wie Blut. Ein Strahl traf ihr Kleid. Er war kühl, sodass sich ihre Brustwarzen zusammenzogen. Wegen der zu erwartenden Temperaturen hatte sie auf einen BH verzichtet.

Wie immer hatte Anna Phantasien, wenn sie durch das Dark Torture fuhr. Nicht der Mann lag in ihren Träumen auf der Streckbank, sondern sie. Allerdings würde sie lustvoll gefoltert werden, von dem schwarzen Henker, der gewöhnlich nach der Hexe auf sie wartete: Ben.

Anna hatte ihm einmal davon erzählt. Er hatte nur doof gegrinst und sie nicht ernst genommen. Wie auch, sie hatte schließlich nie wirklich mit ihm über ihre Sehnsüchte geredet, sondern nur versucht, ihn mit der Nase drauf zu stoßen.

Plötzlich griff jemand nach ihr. Sie schrie auf, weil sie darauf nicht gefasst gewesen war. Eine große Gestalt in einer schwarzen Kutte zog sie aus der Gondel. Anna konnte das Gesicht unter der weiten Kapuze nicht erkennen, weil das dunkelrote Licht zu wenig Helligkeit spendete. Ihre Proteste gingen in den schaurigen Schreien des Gefolterten unter. Außerdem herrschte in der Bahn allgemein ein hoher Lärmpegel, weshalb Ben meist Ohrstöpsel trug.

Anna wurde weitergezerrt, weg vom Licht. Der Kapuzenmann fasste ihr an den Busen, zwickte sacht hinein und schleifte sie am Handgelenk mit.

Die Gondel ratterte ohne sie davon.

Annas Herz pochte bis in ihren Hals. Ihr Schoß prickelte. Diese hoffentlich inszenierte Entführung machte sie an.

«Ben?», rief sie und wand sich im Griff ihres Kidnappers. Es war so dunkel, dass sie nichts mehr sah. Sie schaffte es, sich in den Armen des Kapuzenmannes umzudrehen, doch er drückte ihren Kopf an seine Brust.

Ben war ebenfalls so groß. Sie roch ein herbes, leicht rauchiges Parfum, das auch ihr Freund benutzte. Erleichtert atmete sie auf. «Sag mal, spinnst du?»

«Wenn du Widerstand leistest, wird es für dich bloß schlimmer», erwiderte eine tiefe, knurrende Stimme, die nicht zu Ben gehörte. Er benutzte einen Stimmenverzerrer. Hoffte Anna.

Ein Prickeln lief über ihr Rückgrat. Noch immer war sie sich nicht sicher, ob Ben vor ihr stand.

Unsanft schubste der Kapuzenmann sie in einen winzigen Raum, der ebenfalls von schwachem Rotlicht erhellt wurde. Wo war sie hier? Dieser Teil gehörte nicht zur Attraktion. Eingerichtet war die Kammer wie ein Verlies. Gruseliges Dekorationsmaterial schmückte die Wände: Peitschen, abgetrennte Köpfe, Handschellen. An einer Seite hing ein Metallgitter, über das in unregelmäßigen Abständen ein elektrischer Blitz huschte, wobei ein brummender Ton entstand. Im grellen Licht erkannte sie das markante Kinn des Kapuzenmannes. Sie erschauderte erneut. Anna fühlte sich wie in Frankensteins Labor.

Mitten im Raum stand eine gepolsterte Liege, an deren Seiten Gurte hingen. Sie erinnerte Anna an eine Massagebank. Daneben entdeckte sie einen Kasten mit Kabeln daran. Wozu war das Gerät gut?

Vor Aufregung bekam sie kaum Luft. Außerdem war es in dem winzigen Zimmer stickig und warm.

Sie wandte sich zum Kapuzenmann um, der hinter ihr an der Tür lehnte. Sie war allein mit … «Ben?»

Er sagte nichts, nur das Rattern einer vorbeifahrenden Gondel sowie ein markerschütternder Todesschrei aus dem Lautsprecher waren zu hören.

«Der Schock ist dir wirklich gelungen. Respekt, da hast du dir was Tolles einfallen lassen», sagte sie mit möglichst fester Stimme. «Ich bin beeindruckt. Aber jetzt muss ich wieder an die Kasse.»

Als sie an der schwarzen Gestalt vorbeigehen wollte, hielt diese sie am Arm fest.

«Ausziehen und hinlegen», befahl der Mann mit seiner dunklen Stimme.

Anna versuchte sich loszumachen. «Was?»

Ehe sie sichs versah, wurde sie gepackt und bäuchlings auf die Bank gedrückt. Wie erstarrt blieb sie mit dem Oberkörper auf dem Polster liegen. Was würde jetzt passieren?

Zitternd drehte sie den Kopf und sah sich um. Jetzt hatte sie wirklich ein wenig Angst. Gleichzeitig erregte sie die Situation.

«Ben? Das bist doch du, oder?»

Plötzlich lag seine Hand neben ihrem Kopf. Er stützte sich ab, um sich über sie zu beugen und ihr ins Ohr zu raunen: «Dein lieber, braver Ben ist nicht hier. Er hat mir jedoch aufgetragen, mich um dich zu kümmern.» Er lachte schaurig. «Du hast gewisse Phantasien, die er nicht bedienen kann. Ich soll sie dir erfüllen.»

«Was?»

«Du wirst mich fortan nur noch mit Meister ansprechen. Verstanden!»

Anna schluckte. Hätte sie den silbernen Ring nicht erkannt, den sie ihm letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hatte, hätte sie niemals geglaubt, dass das ihr Ben war. Sein Unterleib drückte sich gegen ihren Po. Anna fühlte seine Erektion.

Das Kribbeln in ihrem Schoß nahm zu. «Und wenn ich das nicht mache?» Ihre rebellische Seite trat zum Vorschein. Damit reizte sie Ben häufiger. Sie hatte immer das Gefühl, ihn provozieren zu müssen, damit er endlich einmal aus sich herauskam.

«Nur wenn du alles über dich ergehen lässt, wirst du Ben wiedersehen.» Sanft biss er in ihr Ohrläppchen, worauf ein Schauder über ihre Wirbelsäule lief. «Vorher lass ich dich nicht von hier weg.»

«Was muss ich über mich ergehen lassen?» Ihre Stimme bebte.

«Folter», war die Antwort.

Bei diesem Wort verkrampfte sich ihr verräterischer Schoß.

«Du wirst mein Versuchsobjekt sein, an dem ich meine neusten Foltermethoden ausprobiere. Ich kann mit dir machen, was ich will.» Er leckte über ihre Wange. «Ich habe Bens Erlaubnis.»

«Und wenn ich mich weigere?», fragte sie leise, wobei ihr Kitzler hart pochte. Ihr Kopfkino lief auf Hochtouren.

«Ich bin dir überlegen», raunte er. «Du hast keine Wahl. Ich werde dich so lange quälen, bis du mich anflehst, aufzuhören. Was ich nicht tun werde, solange ich glaube, dich nicht ausreichend bestraft zu haben.»

Qual, Folter, Sklavin … In Annas Kopf drehte sich alles. Träumte sie? «Und wenn ich weglaufe?»

«… werde ich dich festbinden.»

Erneut fiel ihr Blick auf die Gurte. Es gab kein Entkommen. Sie war Ben ausgeliefert. Dem Kapuzenmann. Ihrem Meister.

Nickend schloss sie die Augen. «Aber wenn ich es wirklich nicht ertrage?»

«Wir vereinbaren einen Code. Du sagst ‹grün›, wenn alles in Ordnung ist. ‹Gelb›, wenn es dir zu heftig wird. Dann werde ich sanfter vorgehen, aber nicht aufhören. Bei ‹rot› hat der Spuk sofort ein Ende.»

Erleichtert atmete sie auf. Es gab Safewörter, Gott sei Dank! Er ging die Sache richtig an, wie es sich gehörte. Anna wusste über SM auch nur das, was sie in Ratgebern, im Internet und in Büchern mit erotischen Geschichten gelesen hatte, die ihre Phantasien bedienten. «Wird Hannes sich denn nicht wundern, wenn die Gondel ohne mich zurückkehrt?»

«Er denkt, ich entführe dich zum Essen. Und jetzt hör auf, so viel zu reden.»

Ben hob ihr Kleid an und zog den Slip bis zu ihren Knien herunter. «Du machst dir ja gleich ins Höschen, obwohl sich dein schmutzigster Wunsch erfüllt, Sklavin.»

Als er ihr zwischen die Beine fasste, musste sie stöhnen. Ben massierte ihre Schamlippen und zwirbelte ihren Kitzler. Ihre Lust schoss empor. Sie liebte seine großen, vom Arbeiten leicht rauen Hände auf ihrem empfindsamen Fleisch.

«Du bist wirklich ganz nass.» Er zog ihr den Slip aus und drängte mit den Füßen ihre Schenkel weiter auseinander. Ohne sie vorzubereiten, stieß er einen Finger in sie. Mit Leichtigkeit glitt er hinein.

Es erregte Anna, benutzt zu werden. Ben tastete sie aus und spielte auf diese neue Art mit ihr. Ihr Herz klopfte wilder, und in ihrem Magen tobte ein kleines Männchen vor Freude.

Artig streckte sie den Po heraus, wollte Ben – ihrem Meister – zeigen, dass ihr sein Spiel gefiel, doch er zog sich zurück und hielt seinen feuchten Finger vor ihre Nase. «Ablecken!»

Anna drehte den Kopf weg. Sie mochte sich selbst nicht so gern schmecken.

«So, du verweigerst dich, Sklavin?»

Als es plötzlich auf ihrer Pobacke klatschte und ein brennender Schmerz folgte, schrie sie überrascht auf. Ben hatte sie geschlagen!

Erneut hielt er den Finger vor ihr Gesicht. «Hast du es dir überlegt?»

Sie zögerte, seinen Finger sauber zu lutschen, obwohl der Gedanke sie erregte. Ben würde sie zwingen müssen.

Ihr Herz pochte nun so hart, dass sie es in ihrem Brustkorb fühlte, der auf die Liege gepresst wurde. Unnachgiebig drückte Ben ihr eine Hand in den Rücken. Immer, wenn eine Gondel vorbeiratterte, wackelte der Boden. Oder zitterten ihre Knie?

Anna schloss die Augen. Das Gekreische und die anderen schaurigen Geräusche der Geisterbahn waren so laut, dass niemand ihre Schreie hören würde. Und wenn, dann würde niemand begreifen, dass hier tatsächlich ein Mensch schrie, weil er gequält wurde. Lustvoll gequält.

«Nein», sagte sie mit fester Stimme.

«Nein?» Erneut sauste seine Hand nieder, diesmal auf die andere Backe. Der Schmerz brachte ihren Hintern zum Glühen, ebenso ihren Schoß. «Wenn, dann heißt das: nein, Meister. Du bist wirklich aufmüpfig. Genau wie ich es über dich gehört habe.»

«Niemals.»

Abermals sauste seine Hand auf ihre Pobacke.

Schwer atmend lag Anna da, litt und genoss. Wieder spürte sie seinen Finger, der sich in sie bohrte. Oder waren es diesmal zwei?

Ja, jetzt hielt er ihr zwei Finger hin, die im roten Licht glitzerten. Als Anna sie ablecken sollte, verweigerte sie es erneut.

Wie weit würde Ben gehen?

«Wie du willst», knurrte er und drückte beide Finger mit sanfter Gewalt zwischen ihre Lippen.

Anna öffnete den Mund und ließ sie hinein. Ben strich den Saft auf ihre Zunge und zwang sie, alles abzulutschen. Dabei krallte er die andere Hand in ihr Haar.

Anna würgte, weil er ihr die Finger tiefer in den Mund schob. Sie kostete ihren eigenen, bitteren Geschmack, und trotz des leichten Ekels nahm ihre Erregung zu. Wenn Ben doch endlich wieder zwischen ihre Schenkel fassen würde! Ihr Unterleib pulsierte im rasenden Takt ihres Herzens.

«Na, geht doch», sagte er, küsste ihre Wange und zog die Finger heraus.

Diesmal traf seine Handfläche nicht ihren Po, sondern genau auf ihre Schamlippen.

Anna schrie auf und wollte die Beine schließen, doch Ben ließ seine Hand auf ihrer brennenden Haut liegen und drückte zu. Das war Alarmstufe Gelb gewesen, aber Anna wollte sich nicht die Blöße geben, schon einen Rückzieher zu machen.

«Ich habe sie sauber geleckt!», rief sie empört.

«Mit Widerwillen», erklärte er. «Ich will, dass du es mit Hingabe machst.» Er presste seine große Hand härter auf ihre Spalte. Anna versuchte mit dem Po zu wackeln, um wenigstens ein bisschen stimuliert zu werden, aber Ben raunte: «Nun gut, wie du willst», und ließ sie los.

Sie schaute über ihre Schulter. War es das schon?

Er holte eine Stange aus einer düsteren Ecke. An beiden Enden waren Ledermanschetten befestigt. Diese legte er um Annas Fußgelenke und zog sie zu. Dabei musste er ihre Schenkel noch weiter auseinanderdrücken.

Eine Spreizstange, damit sie ihre Beine nicht mehr schließen konnte!

Woher kannte Ben diese Sachen, und wo hatte er sie her?

Egal – im Moment war sie einfach nur glücklich.

«Und? Wie sagt man?», fragte er, als er die Stange fixiert hatte und erneut die Finger in ihr Haar krallte – nicht fest, es ziepte bloß.

«Danke, Meister», wisperte sie.

«Ich habe dich nicht verstanden!»

«Danke, Meister!», stieß sie hervor, worauf ein Schwall Feuchtigkeit aus ihr lief.

Er ließ sie los und ging um die Liege.

Anna hob den Kopf. Was hielt Ben da?

Als er mit dem langen Stecken in seine Hand schlug, erkannte sie es: einen Rohrstock!

Sie sah sein Lächeln unter der Kapuze, weil ein Blitz den Raum erhellte, während er ihr Kinn anhob.

Ihr Herz hüpfte. Würde er sie auf den Mund küssen? Sie sehnte sich nach einer intimen Berührung, nach seinem Geschmack.

Sanft glitt sein Daumen über ihre Unterlippe. «Deine Augen leuchten wie die eines Kindes an Weihnachten.»

In diesem Moment liebte sie ihn mehr als jemals zuvor. Sie drehte ihren Kopf und küsste seine Hand.

Ben packte sie im Nacken, bevor er seine Lippen auf ihren Mund presste. Sein Kuss war heiß und leidenschaftlich. Seine Zunge drang in sie, umspielte die ihre ungestüm und leckte über ihre Lippen. Anna erkannte ihren Freund nicht wieder. Hoffentlich träumte sie das alles nicht nur.

Sie wollte mehr von ihm, wollte seine Haut auf ihrer spüren, aber plötzlich ließ er sie los, und der Stock sauste dicht neben ihrem Kopf auf die Liege. «Du bist ein gieriges Ding!»

Anna fuhr zusammen, blieb jedoch gebeugt liegen und krallte die Finger ins Polster. Sie hatte Angst, wie sich das Holz auf ihren Pobacken anfühlen würde. Falls Ben richtig ausholte, würde es bestimmt sehr schmerzhaft werden. Doch innerlich grinste sie. Das Spiel ließ auch ihn nicht kalt. Sie sah, wie Ben an der Kutte nestelte, um sein Geschlecht unter dem Stoff in eine angenehmere Lage zu bringen. Dann ging er wieder hinter sie.

Mit zusammengekniffenen Lidern wartete sie auf den ersten Schlag.

Nichts geschah.

Auffordernd wackelte sie mit dem Hintern und wagte einen Blick über ihre Schulter. Ben stand hinter ihr und starrte sie an.

«Bitte, Meister, tut irgendwas», flehte sie. Anna hielt dieses Warten nicht aus.

«Schau nach vorn», befahl er mit dieser düsteren, verzerrten Stimme.

Sie gehorchte.

Da traf sie ein Schlag genau auf ihre Schamlippen.

Anna schrie auf und wollte die Beine schließen, konnte es wegen der Stange zwischen ihren Füßen aber nicht.

Ben lachte dunkel. «Das war nur meine Hand, Sklavin. Du bist noch nicht so weit, den Stock auf deinem Fötzchen zu spüren, auch wenn ich sehe, wie du danach gierst.»

Fötzchen?!

Anna sog die Luft ein. Niemals zuvor hatte Ben so ein unanständiges Wort in den Mund genommen! Und wie er mit ihr redete! Der Tag versprach perfekt zu werden. Nein, er war schon perfekt.

Erneut strichen seine Finger durch ihre Spalte. Anna ließ sich gehen, entspannte ihren Oberkörper und genoss die Streicheleinheiten. Sie stöhnte laut, während er ihre Schamlippen massierte. Dann klatschte es wieder, als er viele kleine Schläge darauf verteilte. Lange nicht so fest wie zuvor auf ihrem Po, aber fest genug, dass ein köstlicher Schmerz durch sie raste. Anna hielt es sogar für möglich, durch die sanften Schläge einen Orgasmus zu bekommen. Sie spürte bereits jenes harte Pochen in ihrem Kitzler, das dem Höhepunkt vorausging.

Da zog er sich zurück.

«Nicht aufhören», flehte sie. «Bitte, Meister!»

«Vielleicht kann ich doch schon einen Schritt weiter gehen», sagte er.

Eifrig nickte sie.

Sie hörte ein Rascheln, spürte einen Lufthauch. Zog er sich aus?

Ihr Puls raste. Ja, sie wollte seinen bloßen Körper spüren. Sie wollte selbst ganz nackt sein, trug jedoch immer noch ihr Kleid, unter dem sie langsam schwitzte.

Anna wagte einen weiteren Blick über ihre Schulter, und ihr Herz machte einen Satz. Himmel, Ben sah phantastisch aus!

Er hatte sich tatsächlich ausgezogen und trug seine schweren Militärstiefel, dazu lediglich eine Unterhose. Nein, das waren Pants – Shorts aus Leder oder Latex, das konnte sie bei dem schummrigen Licht nicht erkennen. Sein großer, schlanker Körper wirkte dadurch machtvoller. Die schwarzen Haare hatte er mit Gel in Form gebracht. Seitlich standen sie hoch, als hätte er zwei winzige Hörner wie der Teufel.

Ihr Teufelchen.

Der Rohrstock traf ihren Hintern.

Anna keuchte auf, zu überrascht, um zu schreien. Der schneidende Schmerz hinterließ ein starkes Brennen.

Er war der Teufel.

«Das war fürs Schauen», sagte Ben, und diesmal klang seine Stimme nicht mehr verzerrt. Sie war viel schöner, viel erregender als diese künstliche Version.

Wie sehr sie ihn liebte.

«Ihr seht großartig aus, Meister», brachte sie schwer atmend hervor. «Ihr seid großartig.»

Sie hörte sein Grinsen heraus, als er erwiderte: «Mal sehen, ob du das später immer noch sagst.»

Seine Finger packten ihr Gesäß. Er zog eine Pobacke zur Seite, sodass er noch besseren Zugang zu ihr hatte, und verteilte vorsichtige Schläge auf ihre Schamlippen und den Anus. Mit dem Stock.

Anna zappelte. Das war aufregend und erregend. Das kühle Holz traf auf ihre erhitzte, empfindliche Haut. Zwischendurch folgten festere Hiebe, die sie aufschreien ließen. Ihre Spalte brannte und war bestimmt feuerrot und geschwollen. Dennoch verkniff sie sich, eines der Safewörter zu benutzen.

Ben massierte ihr malträtiertes Fleisch, wodurch er es noch mehr erhitzte. Dabei hielt er ihr den Stock vors Gesicht. Er roch nach ihrer Lust.

«Ablecken», befahl er.

Das war nicht sein Ernst! Sie drehte den Kopf weg.

«Gut, wie du willst.»

Als sein Penis plötzlich in sie eindrang, hielt sie die Luft an. Endlich! Aber Ben berührte sie kaum, streichelte sie nicht. Es kam ihr vor, als würde er sie lediglich benutzen, um seine Lust zu befriedigen. Seine Hände lagen auf ihren heißen Pobacken, während er sich in ihr bewegte. Und sie konnte nichts tun, nicht einmal ihre Beine schließen, um ein wenig mehr Druck zwischen ihren Schenkeln aufzubauen. Wegen dieser blöden Stange!

Gerade als sie ihn bitten wollte, die Gurte um ihre Knöchel zu lösen, ließ er von ihr ab und stellte sich vor sie. Seine Erektion ragte aus der Hose – ihr Saft glitzerte auf seinem Schaft.

Erneut griff er in ihr Haar, diesmal fester, und drängte seinen Penis an ihre Lippen. «Den wirst du sauber lecken, dann hab ich auch eine Überraschung für dich.»

«Welche, Meister?», hauchte sie an sein Geschlecht.

«Wir gehen noch eine Stufe weiter.»

Noch eine … Vor Aufregung zitterte Anna am ganzen Körper.

Zögernd öffnete sie den Mund und ließ ihn herein. Anna liebte die Beschaffenheit von Bens Schwanz, die zarte Haut um den harten Kern, seine glatte Eichel und den Geschmack seiner feuchten Vorboten, aber ihre Creme klebte überall an ihm. Früher hatte sie sich immer gesträubt, ihn nach dem Verkehr abzulecken, aber langsam gefiel es ihr. Konnte sie beides sein, masochistisch veranlagt und devot? Beides gehörte nicht zwangsläufig zusammen, hatte aber durchaus seinen Reiz. Ja, sie mochte es, wenn Ben ihr sanft seinen Willen aufzwang.

Sie leckte hingebungsvoller, züngelte um seinen Schwanz und saugte an der Spitze.

Ben stöhnte, die Augen geschlossen. Er gab sich völlig hin, umfasste ihre Wangen und stieß vorsichtig in ihren Mund. Sie bekam, was sie schon immer gewollt hatte, und er ebenso.

«Genug», raunte er plötzlich und zog sich zurück.

Annas Schoß pochte erwartungsvoll. Was würde nun kommen?

Abermals begab er sich hinter sie. «Stell dich hin!»

Sie richtete sich auf und wäre beinahe nach hinten gekippt, weil sie die Spreizstange vergessen hatte, doch Ben fing sie auf. Er hielt sie, küsste ihren Scheitel und legte die Hände durch den Stoff auf ihre Brüste. Würde er sie auch dort schlagen? Das würde sie nicht aushalten. Sie musste sich erst an ihre Grenzen herantasten. Aber Ben war ohnehin zurückhaltend.

«Arme über den Kopf», verlangte er streng und trat zurück, plötzlich wieder ihr Meister.

Auch das tat sie, und er zog ihr das Kleid aus. Nun war sie bis auf die Sandalen nackt. Ihre Brustspitzen kribbelten.

Ben musterte sie mit Argusaugen. Wegen der gespreizten Beine war sie noch kleiner als sonst, weshalb Ben sie fast um zwei Köpfe überragte.

Sie hatte sich auf den ersten Blick in ihn verliebt. Anna stand auf große Männer. Sie strahlten Überlegenheit aus, Kraft, Macht …

Seine Erektion ragte aus der Hose. Anna wollte sie wieder spüren, irgendwo, nur um Ben zu spüren.

«Deine Haut ist immer noch rot», flüsterte er und streichelte über ihre Pobacken.

Auf ihnen wütete ein Feuer. Sie würde heute bestimmt nicht mehr richtig sitzen können.

«Nun sind deine Titten dran. Leg dich auf die Liege!»

Ihre … sie schluckte. «Wirst du … werdet Ihr sie auch schlagen?»

«Hinlegen», antwortete er nur.

Wie sollte sie mit der Stange an den Füßen auf die Liege gelangen?

«Dreh dich um.» Ben drehte sie an den Schultern herum, was mit der Stange schwer ging und lächerlich aussah. Doch nun konnte sie ihm ins Gesicht sehen.

«Bekomme ich einen Kuss, Meister?», fragte sie möglichst unterwürfig. Sie sehnte sich sehr danach, von ihm gehalten zu werden. Und geschlagen. Beides. Abwechselnd.

Sie war verrückt.

Ben hielt sie immer noch fest. Ernst sah er sie an. «Ich allein bestimme, was meine Sklavin bekommt.»

«Bitte», wisperte sie.

Er drückte sie zurück auf die Liege und hob ihre Beine an der Stange an, bis Anna ausgestreckt vor ihm lag. Dann beugte er sich zu ihr herunter und berührte mit den Lippen sacht ihren Mund.

Anna schloss kurz die Augen, ihr Herz raste. Sie lag nackt und mit dieser Stange vor ihm. Sie konnte es kaum glauben!

Ben lächelte. Offenbar gefiel ihm ihre Hilflosigkeit.

Ihre Wangen wurden so heiß wie ihre Pobacken. «Wo hast du all die Sachen her?»

«Hör auf, so viel zu reden, sonst muss ich dich knebeln.» Ein letztes Mal strich er über ihre Lippen, dann richtete er sich auf.

Anna umklammerte das Polster, während Ben ihr die Sandalen auszog. Unentwegt sah sie ihn an, sie konnte nicht anders. Sein konzentrierter Blick machte sie an. Er wirkte ernst und ein wenig düster. Verboten gut.

Plötzlich hielt er wieder den Stock in der Hand und strich ihr damit über den Hals, umrundete die Brüste und fuhr über ihren Bauch. Sie befürchtete, er würde sie auf den Venushügel schlagen, der sich ihm jetzt schutzlos präsentierte. Doch Ben wanderte mit dem Stab tiefer, über ihre Beine bis zu den Zehen. Sie kicherte, weil das kitzelte.

Da schlug er auf ihre Fußsohlen. Ein stechender Schmerz raste durch ihren Körper, der ihr fast die Tränen in die Augen trieb.

«Rot!», rief Anna. «Dunkelrot!» Verdammt, warum tat das so weh? Sie hätte nicht geglaubt, dass Fußsohlen derart empfindlich waren.

Ben riss die Augen auf. Seine Finger verkrampften sich um den Rohrstock.

Hoffentlich machte er jetzt keinen Rückzieher! Er kämpfte mit sich – das sah sie deutlich.

«Ähm, eigentlich eher gelb», sagte sie schnell. «Ich war nur überrumpelt.» Was stimmte. Der Überraschungseffekt war schlimmer gewesen als der Schmerz.

Sofort legte sie die Hände an ihre Brüste und knetete sie. «Ihr wolltet Euch doch um die hier kümmern», rief sie, als gerade eine Gondel vorbeiratterte.

Ihr Herz ratterte ganz ähnlich. Bitte, bitte mach weiter, wünschte sie sich.

Bens Glied hing nun schlaff aus der Hose. Es erregte ihn also nicht, wenn er ihr wirklich wehtat. Daran hatte sich nichts geändert. Aber woher wusste er plötzlich so viel über SM? Warum hatte er keine Hemmungen mehr, ihr Schmerzen zuzufügen? Und es schien ihm ja auch zu gefallen, solange ihr die Torturen zusagten.

Sein Gesicht entspannte sich. Er legte den Stock weg und kam aus dem Dunkel zurück. Was hielt er jetzt in der Hand? Einen Zylinder?

Als ein Feuerzeug aufflammte, sah sie es: eine Kerze!

Ihr stockte der Atem. Anna wusste, was SMler mit Wachs anstellten.

Bens Hand zitterte. Er war aufgeregt. Oder hatte er Angst, dass er ihr erneut zu starke Schmerzen zufügte?

«Du hast hübsche Brüste», sagte er und strich über ihre Nippel.

Anna fand ihren Busen zu klein. Stolz war sie lediglich auf ihr Hinterteil, das genau die richtigen Kurven besaß, um Männer heißzumachen. Aber solange Ben ihr Körper gefiel, war sie zufrieden. Und im Moment war sie mehr als zufrieden.

Genüsslich schloss sie die Augen und biss sich auf die Unterlippe, als er ihre Nippel zusammendrückte. Wann er wohl das Wachs auf sie schütten würde? Es würde ein wenig dauern, bis genug geschmolzen war.

«Nimm meinen Schwanz in die Hand», befahl er.

Blinzelnd streckte sie den Arm aus. Sein Schaft war bereits wieder geschwollen, aber noch nicht ganz steif. Anna legte die Finger darum und massierte ihn, bis er länger und härter wurde. Der künstliche Blitz zuckte, Schreie ertönten. Die Umgebung wirkte immer surrealer. Und mittendrin gab es nur ihren Meister und sie.

Anna wollte endlich wieder Schmerzen spüren, verursacht vom liebsten Menschen auf der Welt. Sie wollte ihrem Meister gefallen, sich seinem Willen beugen.

Da ließ er den ersten Tropfen auf ihre Brust fallen. Anna sah ihn wie in Zeitlupe kommen. Das Auftreffen fühlte sich wie ein Stich an, doch der Schmerz klang rasch ab, weil das Wachs auf der Haut sofort erkaltete.

Der nächste Tropfen landete dicht an ihrer Brustwarze. Dort tat es mehr weh.

Ihre Muschi verkrampfte sich vor Lust.

Vorsichtig tastete Ben sich an ihre Grenzen heran. Er goss ihr keinen Schwall Wachs über den Körper, sondern immer nur wenige Tropfen, und achtete auf ihre Reaktion. Dazu ließ er die heiße Flüssigkeit aus etwa einem Meter Höhe fallen, damit sie sich bereits in der Luft abkühlen konnte.

Dennoch krampften sich ihre Finger um seinen Schaft. Bens Hand zuckte, da Anna wohl zu fest gedrückt hatte, sodass eine kleine Pfütze auf ihrem Busen landete. Hastig wischte er über das Wachs, um es zu verteilen, damit es sie nicht verbrannte.

Wie fürsorglich er war. «Du bist ein guter Meister», wisperte sie, was seine Augen leuchten ließ.

Sie quiekte jedes Mal, wenn Tropfen sie auf Brust und Bauch trafen, und grinste sicher dämlich, voller Adrenalin und Glückshormone.

Für nicht masochistisch veranlagte Menschen war es bestimmt schwer vorstellbar, doch Anna genoss den Schmerz wirklich. Er hinterließ ein intensives Gefühl in ihr, das sich in pure Lust umsetzte. Diese Nadelstiche schossen bis in ihren Unterleib und brachten ihn zum Pulsieren. Ihre Nerven gierten nach Schmerz. Es war wie eine Sucht – und natürlich auch Kopfsache. Sie musste sich darauf einstellen. Wenn sie sich den Finger in der Tür quetschte, tat ihr das genauso weh wie jedem anderen auch. Aber Schmerzen von einem Partner zugefügt zu bekommen, den sie liebte und dem sie vertraute, erregte und befriedigte sie.

Als seine freie Hand in ihren Schritt griff, stöhnte sie auf. Tief drang sein Finger in sie ein.

«Du bist klitschnass, kleine Sklavin», raunte er. «Zeit, dich ordentlich durchzustoßen.»

Oh, sie liebte es, wenn er auf diese Art mit ihr sprach!

«Macht mit mir, was Ihr wollt, Meister», sagte sie schwer atmend. «Aber macht es bald.»

Sein Schwanz in ihrer Hand wurde steinhart. Hastig zog er ihre Finger weg.

Ben goss Wachs auf ihren Venushügel, was Annas Verlangen überkochen ließ. Sie wollte einmal durch Schmerzen zum Orgasmus kommen.

Lächelnd blies Ben die Kerze aus und stellte sie auf diesen seltsamen Kasten, aus dem Kabel hingen. Ob er auch noch zum Einsatz kam? Oder diente er lediglich der Kulisse? Was war das überhaupt?

Als Anna auf ihren Bauch schaute, erkannte sie das Herz, das Ben ihr aufgetropft hatte.

Sie grinste. «Ich liebe dich!»

Er hob eine Braue, was ihn verwegen aussehen ließ, und stemmte die Hände in die Hüften. «Wenn das dein Freund hört! Zur Strafe werde ich dich richtig auspeitschen.»

Würde er sie mit den Klettverschlüssen an der Liege fixieren? Anna hatte sie vorhin gesehen, und die Vorstellung erregte sie.

Doch Ben schien andere Pläne zu haben. Als er sich ans Fußende stellte, hielt er ein neues Instrument in der Hand: eine kleine Peitsche, die aus zahlreichen weichen Riemen bestand. Einen Flogger!

Anna atmete erleichtert ein. Der würde nicht so wehtun wie der Stock.

Überrascht schrie sie auf, als Ben sie unter den Knien packte und zu sich zog, bis sie mit dem Po an die untere Kante der Liege gerutscht war. An der Stange drückte er ihre Beine nach oben. Ihr Geschlecht lag nun offen vor ihm. Ben starrte es an und strich mit dem Flogger über ihre Schamlippen und Pobacken. Die weichen Schnüre kitzelten.

«Jetzt geht’s dir an den Kragen, Sklavin.» Er holte aus, schlug auf ihren Hintern und ihren Venushügel. Die Riemchen hinterließen ein brennendes Gefühl, ihr Schoß prickelte, und ihr Anus zog sich zusammen.

Es war herrlich.

Ben drückte die Stange beinahe bis an ihren Bauch. Gut, dass Anna so gelenkig war.

«Deine Gier besudelt den Boden», grollte er. «Das wirst du nachher alles aufwischen!»

«Ja, Meister», erwiderte sie atemlos.

Er ließ seinen Schwanz durch ihre Spalte gleiten, bevor er sich langsam in sie schob, tief hinein, bis zum Anschlag.

Sie liebte dieses Gefühl, von Ben in Besitz genommen zu werden. Ihr Kitzler pochte und gierte nach seinen Schlägen.

«Nimm die Stange!», befahl er. «Halte sie fest!»

Anna griff nach dem Metall zwischen ihren Füßen. Da ihre Knie angewinkelt waren, konnte sie es ohne Probleme halten. Sie hatte nur Angst, von der schmalen Liege zu fallen.

Während sie sich ihm darbot, schlug er sie mit dem Flogger und trieb sich unaufhörlich in sie. Die Peitsche löste das Wachs von ihrer Haut. Ben schlug auf ihre Scham, ihren Bauch und – wenn er unter der Stange hindurchfasste – auf ihren Busen.

Irgendwann klatschte es nur noch auf ihren Venushügel. Die Schnüre trafen ihren Kitzler, die Schamlippen. Jeder Schnalzer ließ ihre Erregung höherschießen.

Der Orgasmus kam plötzlich. Anna fühlte ihn gleich einer gigantischen Welle, die über ihr zusammenschlug. Sie krallte die Finger um die Stange und warf laut stöhnend den Kopf hin und her, hörte plötzlich alle Geräusche gedämpft. Dabei wandte sie nie den Blick von Ben ab. Schweiß glitzerte überall auf seiner Haut, der Blitz zuckte und betonte die Konturen seines Gesichts. Angestrengt und mit vor Lust entrücktem Blick verrichtete er seine Arbeit. Ihr Meister.

Als eine Gänsehaut seinen Körper überzog, wusste Anna, dass auch er kam. Die Lider zusammengekniffen, stöhnte er so laut, dass sie Angst hatte, es könnte sie jemand hören. Ben war beim Sex noch nie so laut gewesen. Es war wie eine Befreiung.

Ihre Arme zitterten. Anna hatte kaum noch Kraft darin. Am liebsten wollte sie sich jetzt mit Ben ins Bett kuscheln.

Schließlich zog Ben sich aus ihr zurück, schloss seine Hose und entfernte sofort die Stange zwischen ihren Beinen. Dann nahm er Anna in seine Arme.

Sie blieb an der Kante sitzen, während sie verschnaufte, ihre Stirn an seine Schulter gelegt. Eine Weile sagten sie nichts, lauschten den schaurigen Geräuschen der Geisterbahn und gaben sich einfach nur Halt. Diese Nähe brauchte sie. Dieses Gefühl von Geborgenheit.

Sanft streichelte er über ihren Rücken. «Geht’s dir gut?»

Sie seufzte leise. «Das war der beste Sex, den ich jemals hatte.»

Aufatmend küsste er sie. «Ich bin so erleichtert.» Er schmiegte sich an sie, streichelte sie wieder und wieder. «Ich war so fertig in den letzten Wochen, weil ich mich als Versager gefühlt habe.»

Ihr Herz verkrampfte sich. Zärtlich fuhr sie durch sein schwarzes Haar, das leicht verschwitzt war. «Aber warum?»

Den Blick gesenkt, flüsterte er: «Weil ich dich nicht befriedigen konnte.»

Anna wusste nicht, was sie sagen sollte. «Ich …» Sie hatte ja versucht, mit ihm zu reden, aber er hatte immer abgeblockt. «Ich habe vorhin …» Sollte sie ihm erzählen, dass sie überlegt hatte, ihre Beziehung zu beenden? Nein, das war vergessen. Anna wollte mit Ben noch einmal neu anfangen.

«Du musst dich nicht rechtfertigen. Es war allein meine Schuld, ich wollte dir nicht zuhören.»

Vehement schüttelte sie den Kopf. «Es gehören immer zwei dazu.» Sie griff nach seinen Händen und lächelte. «Jetzt musst du mir aber sagen, was das alles bedeutet.»

«Als es zwischen uns im Bett immer schlechter lief, war ich so verzweifelt, dass ich mich Hannes anvertraut habe.»

«Was?» Ihr wurde heiß und kalt.

«Das war meine bisher beste Entscheidung.»

«Jetzt machst du mich verdammt neugierig.»

«Du darfst es aber niemandem verraten.»

«Ben!» Lachend schlug sie ihm gegen die Brust. «Ich schweige. Versprochen!»

«Ich hab meinen Ohren erst selbst nicht trauen wollen, aber Hannes geht schon seit Jahren zu BDSM-Treffs.»

«Echt?» Mehr brachte sie vor Überraschung nicht heraus.

«Ich hatte keine Ahnung, wirklich! Hannes hat mir erzählt, dass es vielen so geht. Sobald man sich outet, stellt man fest, wie viele Menschen sich tatsächlich mit BDSM befassen. Aber sie drängen sich einem nicht auf und erzählen es nicht von sich aus, weil es halt ein sehr spezielles Thema ist.»

«Wow», hauchte Anna.

«Hannes hat mich dann ein paarmal zu so einem Stammtisch mitgenommen. Er kennt Treffs in fast jeder Stadt.»

Dorthin war er also immer verschwunden!

«Da waren Leute wie du und Hannes. Sie haben Fotos herumgereicht, mir viel erzählt und gezeigt. Ich wollte neuen Schwung in unsere Beziehung bringen, wusste aber nicht so recht, wie ich das anstellen sollte.»

Vor Erleichterung stiegen Anna Tränen in die Augen. «Und ich dachte, du hättest eine andere.»

«Anna …» Er zog sie fest in die Arme. «Du weißt gar nicht, wie sehr ich dich liebe.»

Eine Träne lief über ihre Wange. «Du hast das alles nur für mich gemacht?»

Er nickte.

«Und, kannst du dir vorstellen, so weiterzumachen?» Gebannt hielt sie die Luft an.

«Die meisten Leute werden erst durch ihren Partner auf SM aufmerksam. Das habe ich auf dem Stammtisch erfahren. Anfangs machen sie es oft dem anderen zuliebe. Jetzt habe ich herausgefunden, dass es mir auch gefällt, aber nur, weil es dir gefällt. Es bedeutet nicht, nur Leid zuzufügen oder zu erdulden, sondern es ist ein tiefes, inniges Miteinander. Das weiß ich jetzt. Als ich gesehen habe, wie du darauf reagierst … Anna, das war überwältigend.»

Aufschluchzend schmiegte sie sich an ihn. «Ach, Ben, ich bin so glücklich!» Sie hatte so viele Fragen, darum löste sie sich von ihm und deutete auf den Kasten. «Was ist das für ein Gerät?»

Ben grinste diabolisch. «Reizstrom.»

«Wahnsinn.»

«Gehört Hannes, wie fast alles hier.»

«Sag bloß, er hat dieses Folterstudio hier eingerichtet.»

Ben nickte. «Hannes weiß nicht, dass ich mir seinen Raum ausgeliehen habe. Das bleibt unser Geheimnis, okay?»

«Okay», erwiderte sie lächelnd.

«Den Stock und den Flogger hab ich aber neu gekauft, wer weiß, auf welcher Mumu die schon gelandet sind.»

Anna lachte laut auf und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.

«Die Geisterbahn ist echt ein cooler Ort, da kannst du so laut schreien, wie du magst, und keiner wird dich hören. Vielleicht sollte ich Hannes offiziell fragen, ob er uns auch mal hier spielen lässt.»

«Dann müssten wir wohl einen Plan aufstellen, wer wann hierher darf.» Anna dachte an Hannes und seinen Frauenverschleiß. «Hat denn dein Bruder schon wieder eine … Okay, wann hat er denn mal keine Freundin. Aber es stehen ja nicht alle auf SM

«Mehr, als du denkst», sagte Ben. «Mona auch.»

«Mona?» Die beiden steckten öfter zusammen, aber das musste nichts bedeuten. «Mona und Hannes?»

Ben biss sich auf die Lippe. «Verdammt, ich dachte, das wüsstest du.»

«Nein.» Sie war wirklich überrascht. Mona war keine supergute Freundin, eher eine Bekanntschaft.

«Sie sind nicht fest zusammen, machen nur ab und zu miteinander rum, wenn beide solo sind.»

«Ich könnte das nicht», sagte sie. «Ich muss einem Mann hundert Prozent vertrauen, um mich ihm ganz und gar hingeben zu können.»

Lächelnd fuhr er durch ihr Haar. «Die Farbe steht dir.»

«Du hast es gesehen?»

«Als du eingestiegen bist.»

«Du hast aus der Tür geschaut.»

Er nickte.

«Weiß Hannes, dass du mit mir einmal SM ausprobieren wolltest?»

«Er redet seit Tagen auf mich ein und hat mir Mut gemacht. Und ich habe ihm gesagt: Okay, ich entführe sie jetzt aus der Gondel, danach gehe ich mit ihr essen, und dann sehen wir weiter.»

Anna kicherte. «Wenn die beiden wüssten, was wir eben getan haben!»

«Ich hatte solche Angst, du würdest nicht mitspielen und ich mache mich zum Idioten.»

Befreit atmete sie auf. «Ich bin so froh, dass du mich überrascht hast.»

«Hast du vielleicht trotzdem Lust auf gebrannte Mandeln und einen Spaziergang?»

«Liebend gern, aber erst muss ich unter die Dusche.» Sie packte ihn an seinen Pants und zog ihn grinsend an sich. «Mit dir.» Plötzlich fiel ihr Mona ein. «O weh, ich müsste längst wieder an der Kasse sitzen!» Hastig schlüpfte sie in ihren Slip und suchte die Sandalen.

«Die beiden haben uns zwei ganze Stunden geschenkt», sagte Ben, der seine Kutte überzog.

«Cool!»

Er nahm Anna bei der Hand, führte sie sicher aus der Kammer und neben der Bahn her bis zu einer Leiter. Nachdem sie hinuntergeklettert waren, traten sie durch eine Hintertür gemeinsam ins Freie. Der blaue Himmel war so grell, dass Anna die Lider zusammenkniff. Sie nahm einen tiefen Atemzug des typischen Festwiesendufts. Es wäre wirklich schön, an diesem herrlichen Tag mit Ben über die Wies’n zu schlendern. Vielleicht könnten sie in die Ochsenbraterei oder ein anderes Festzelt gehen. Darauf hatte sie richtig Lust. Beim Gedanken an einen deftigen Braten und ein Radler lief Anna das Wasser im Mund zusammen.

«Wie viel Zeit haben wir noch?», fragte sie.

Ben schaute auf seine Uhr. «Noch eine Stunde.»

«Dann können wir schnell duschen, was essen, eine Mass trinken und über die Theresienwiese schlendern. Oder mit dem Riesenrad fahren. Das haben wir noch gar nicht gemacht, seit wir hier sind.» Von dort oben hatte man eine wundervolle Aussicht über das Oktoberfest und München.

Ben legte einen Arm um sie. «Wird gleich erledigt, meine kleine Sklavin.»

Was für ein perfekter Tag!