Eileen fühlte sich noch immer ein wenig weich in den Knien, auch wenn sie gut und gerne acht Stunden geschlafen hatte. Was nicht bedeutete, dass die letzte Nacht sonderlich ruhig gewesen wäre. Lächelnd sah sie neben sich, zu dem schlafenden Mann, der mit ihr das Bett geteilt hatte. Er lag auf dem Bauch, der straffe Rücken und die muskulösen Oberarme so dunkel, dass sie vor dem Weiß der Bettlaken fast schwarz wirkten.
Er war am Vorabend überraschend vor Eileen aufgetaucht und hatte ihr gesagt, dass es seine Aufgabe wäre, sie zur Einführung zu bringen. Später hatte sie erfahren, dass er ihr Aikane, ihr Freund und Vertrauter für ihren Aufenthalt auf Dreamfair, sein sollte.
Angesichts des durchtrainierten Körpers, seiner exotisch schräg stehenden, dunklen Augen und des verschmitzten Lächelns hatte sie sich mehr als nur gefreut, aber in der anschließenden Nacht war es nicht sein Gesicht gewesen, das sie vor ihrem inneren Auge gesehen hatte, als sie kam. Es waren immer wieder Morgans Gesichtszüge gewesen, denen sie sich nicht entziehen konnte. Die gerade Nase, die bernsteinfarbenen Augen, der Mund, der so sinnlich und so verlockend aussah.
Eileen fuhr sich über die Augen. Was sollte das denn? Sie hatte hier einen der heißesten Männer Hawaiis im Bett und dachte immer noch an den Besitzer des Resorts? Sie schüttelte den Kopf. Möglichst leise, um ihren Aikane nicht zu wecken, stand sie auf und streifte sich ihr Kleid über. Ihr Weg führte sie aus der Hütte ans Meer – ihr Blick streifte dabei die gemeinsame Hütte. Hoffentlich hatte Jaine die Einführung gut verkraftet. Wie es ihr wohl ging? Und wer mochte ihr Aikane geworden sein?
Eileen versuchte sich vorzustellen, wie Jaine auf einen fremden Mann reagieren würde. Jemand wie Maleko, Eileens Aikane, hätte sie sicherlich verängstigt. Aber sie traute den Resort-Besitzern durchaus zu, dass sie so etwas einkalkulieren würden. Morgan war sicherlich einfühlsam genug, um …
Eileen stockte. Wieder hatte sich der Gedanke an den geheimnisvollen Resort-Besitzer in ihren Kopf geschlichen. Das musste aufhören! Wie sollte sie sich sonst auf die Aufgabe konzentrieren, die noch vor ihr lag? Immerhin war sie nicht ohne Grund nach Dreamfair gekommen.
Plötzlich stand Morgan vor ihr auf dem Weg, so dass Eileen fast in ihn hineingelaufen wäre. Als sie erschrocken aufsah, war seine Präsenz mit einem Mal so überdeutlich, dass ihr vor Schreck die Luft wegblieb. Sein Duft, vermischt mit der Meeresbrise, sein Körper in dem schwarzen T-Shirt, das sich so eng und so verlockend an seine breite Brust und die geschmeidigen Muskeln schmiegte.
Er lächelte. »Ich hoffe, du hast die Einführung gut überstanden?«
Eileen wandte den Blick ab und sah zum Meer, ehe sie ihn wieder ansah und nickte. »Ja. Das Begrüßungsprogramm der Insel gefällt mir schon mal. Auch wenn ich zugeben muss, dass die erste Nacht mich etwas hungrig zurückgelassen hat.«
Morgan stutzte und senkte den Blick. »Das war nicht Teil des üblichen Programms«, erwiderte er. »Du solltest es vergessen.«
Eileen wollte die Stirn runzeln, tat es dann aber doch nicht. Sie spürte, wie Ehrgeiz in ihr aufstieg, Ehrgeiz und Unwillen. Sie machte einen Schritt auf Morgan zu, bis sie sich wieder so nah waren wie in der Nacht in der Hütte.
»Ich weiß nicht«, murmelte sie, und ihre flache Hand legte sich auf seinen Bauch. Er zuckte leicht unter der Berührung, hielt sie aber nicht auf. »Mir hat der Anreiz gut gefallen. Ich würde mir nur wünschen, dass ich als Kundin auch das gesamte Programm erhalte.«
Er versteifte sich merklich bei ihren Worten, packte ihr Handgelenk und schob ihre Hand von sich. »Nein«, sagte er leise, aber kühl. »Ich werde weder mit dir noch einem der anderen Gäste schlafen.«
»Aus welchem Grund?«
Morgan hielt noch immer ihr Handgelenk umfasst, und seine warme Hand brannte sich wie glühendes Eisen in ihre Haut. Für einen Moment schien es, als wollte er ihr antworten, ihr erklären, warum er diese Grenze so offensichtlich deutlich zog, aber dann ließ er sie doch einfach los, wandte sich ab und ging ohne ein weiteres Wort davon.
Eileen war sich nicht sicher, was sie erwartet hatte, aber das sicher nicht. Jaine, ihre wütende Freundin, saß, überhaupt nicht mehr wütend, nur mit einem losen T-Shirt bekleidet auf dem Sofa in der gemeinsamen Hütte und naschte diverse Frühstücksleckereien von verschiedenen Tellern.
»Was ist denn mit dir passiert?«, rutschte es Eileen heraus − der Anblick hatte sie einfach überrumpelt. Es war nicht nur Jaines Äußeres, das sich verändert hatte, es war etwas in ihrer ganzen Haltung, das anders war.
Jaine lächelte und stand auf. Ihr Gang war wiegender, aufreizender geworden. Jaine strahlte plötzlich eine neue Sinnlichkeit aus, die Eileen so noch nie an ihr gesehen hatte. Aber es stand ihr verdammt gut.
»Nichts ist mit mir passiert. Na ja, vielleicht doch ein bisschen was.« Jaine lächelte verschmitzt, was ihrem sonst so süßen Gesicht einen Hauch Erotik verlieh. Sie umfasste Eileen und umarmte sie. »Tut mir leid, wie ich mich gestern benommen habe«, sagte sie und löste sich wieder von ihrer Freundin. Ihre Hand blieb aber auf Eileens Arm liegen und führte sie zum Bett, wo sie ihr bedeutete, sich zu setzen und zu frühstücken. Nur zögerlich nahm Eileen das Angebot an.
»Ich hätte dich wirklich nicht so anschnauzen sollen«, fuhr Jaine fort, während sie sich eine Mangoscheibe in den Mund schob. Ihre beste Freundin tat es ihr nach und war überrascht von dem Geschmack – süß, ohne jede Säure breitete sich der Saft auf ihrer Zunge aus und überflutete ihren Mund mit einer so intensiven Geschmackssensation, bei der die Mangos in den heimischen Supermärkten im Osten der USA wie frühreife grüne Früchtchen verblassten. Sie griff weiter zu, während Jaine fortfuhr: »Aber du hast mich gestern auf dem falschen Fuß erwischt. Das passiert mir nicht noch mal.«
Eileen strich sich das Haar über die Schulter zurück und hielt mit dem Essen inne. »Was meinst du damit?«
»Ich werde mich endlich ganz auf das hier einlassen.«
Eileen hob skeptisch die Augenbraue. »Und was hat dich zu diesem plötzlichen Sinneswandel gebracht?«, konnte sie sich nicht verkneifen nachzuhaken. Sie hatte gehofft, dass Jaine an diesen Punkt kommen würde, aber es war erstaunlich, dass das so schnell funktioniert haben sollte.
»Die Einführung gestern Nacht. Nein … eigentlich waren es die Worte, die ich dort gehört hatte. Man solle von sich selbst Abstand nehmen und sich dadurch neu erfahren.«
Eileen nickte bedächtig. Als die Stimme vom Band gelaufen war, hatte Eileen sich gerade in Malekos Armen gewunden, während er ihr mit den Fingern bereits den zweiten Höhepunkt verschafft hatte. Aber die Stimme hatte sie sofort erkannt – Morgans tiefe, raue Worte hatten sich anscheinend ebenso tief in Jaines Gedächtnis gebrannt wie in das ihre. Wenn auch aus anderen Gründen.
»Ich will wissen, was sein könnte, wenn ich nicht ich wäre, verstehst du?«, fragte Jaine gerade Eileen und tastete nach deren Händen. Das erotische Flirten war nun etwas anderem gewichen – Angst und Unsicherheit darüber, ob es wirklich die richtige Entscheidung war, die sie traf.
Eileen musste sich zurückhalten, um nicht zu seufzen, aber gleichzeitig war sie auch ein wenig erleichtert, dass die Jaine, die sie kannte, noch nicht völlig verschwunden war. Sie erwiderte den Druck der schmalen Hände in ihren. »Ja«, sagte sie. »Ich verstehe dich. Und es ist eindeutig der richtige Weg. Davon bin ich überzeugt.«
Erleichtert bemerkte Eileen, dass ihre Freundin sich entspannte. Das war wichtig – nur so würde sie sich ganz auf dieses kleine Experiment einlassen können. Und Eileen hatte noch zu deutlich vor Augen, wie entspannt Jaine gewirkt hatte. Ob es womöglich ihr erster Orgasmus überhaupt gewesen war? Für Eileen war so ein Leben völlig unvorstellbar, aber es würde zu Jaine passen. Immerhin war Michael liebevoll, das hatte sie immer wieder betont, aber er war sicherlich kein Hengst im Bett. Und da Jaine es sich ja auch nie selbst besorgte … Eileen schüttelte leicht den Kopf, um ihn frei zu bekommen.
»Wie hast du die Einführung eigentlich überstanden?«, fragte Jaine in diesem Augenblick. Sie wirkte dabei besorgt, fast so, als würde es ihr leidtun, dass sie erst jetzt daran gedacht hatte, Eileen nach ihren Erlebnissen zu fragen. Der Gedanke ließ Eileen lächeln, und sie legte den Arm um Jaines Schultern und drückte sie freundschaftlich an sich.
»Es war phantastisch. Ich habe einen Aikane bekommen, das heißt …«
»Ein Freund«, ergänzte Jaine und lachte leise. »Ja. Und Lorna wurde meine Aikane.«
Diese Information versetzte Eileen einen Stich. Also hatte Morgans Schwester keine Bedenken, mit Gästen zu schlafen. Aber warum dann er? Lag es an ihr? Ohne es zu bemerken, hatte sie wieder begonnen, an ihrer Unterlippe zu kauen, bis Jaines Fingerkuppe, die sie neckisch in den Mundwinkel stupste, sie wieder an diese Unart erinnerte.
»Du scheinst nicht so glücklich mit deinem Aikane zu sein?«, hakte Jaine nach und hatte damit recht und auch wieder nicht.
Eileen seufzte leise und zuckte mit den Schultern. »Doch, das bin ich. Aber … als wir hier ankamen, in der ersten Nacht … du bist ja sofort wie eine Tote ins Bett gefallen, aber ich konnte noch nicht schlafen. Also habe ich …«
Ein Klopfen unterbrach Eileens Erzählung, und Jaine rief fröhlich: »Herein!« Und zu Eileens Erstaunen stand Maleko in der Hütte. Er trug Khaki Shorts und ein ähnliches T-Shirt wie Morgan, dazu ein Lächeln, das die Sonne Hawaiis zu übertrumpfen versuchte.
»Ich habe dich gesucht«, sagte er mit weicher Stimme. Aus dem Augenwinkel bemerkte Eileen, dass Jaine bei diesem Klang die Röte ins Gesicht schoss, sie selbst war eher überrascht. »Waren wir denn verabredet?«
Er lachte. »Ja, auch wenn du es noch nicht wusstest. Ich bringe dich zu deiner ersten Lektion«
»Aber ich habe doch noch gar keinen Kurs ausgewählt!«
»Das brauchst du heute auch nicht. Ich habe für dich gewählt – das ist meine Aufgabe als Aikane.«
Eileen war sich alles andere als sicher, ob ihr das gefiel. Sie traf ihre Entscheidungen für sich allein, und ganz sicher ließ sie sich nicht von einem Mann programmieren, mit dem sie eine Nacht das Bett geteilt hatte.
Jaine legte ihre Hand auf Eileens Arm und beugte sich vor, bis ihr Mund nah an Eileens Ohr war. »Sei nicht beleidigt«, flüsterte sie ihr zu und bewies einmal mehr, dass sie Eileen doch besser kannte, als sie dachte. »Es wird sicher einen guten Grund geben, warum er den Kurs für dich ausgesucht hat. Du hast doch selbst gesagt, dass man mal etwas wagen muss. Also, trau dich.«
Überrascht, solche Worte ausgerechnet von Jaine zu hören, kam Eileen gar nicht dazu zu protestieren.
Maleko trat zu ihr und bot ihr ein wenig spöttisch seine Hand an, die sie dann auch nach kurzem Zögern ergriff.
Die Rinde der Palme fühlte sich angenehmer in ihrem Rücken an als erwartet. Die Kulisse entsprach exakt jedem Kinofilm, der jemals an einem weißen Sandstrand gespielt hatte: Der Himmel erstreckte sich mit seinem Königsblau nahezu bis in die Unendlichkeit und wurde nur durch den Horizont begrenzt. In der Ferne war es kaum noch möglich, Meer und Himmel voneinander zu unterscheiden – eine Welt in Azur, Türkis und Dunkelblau.
Palmen, mit weißen, abgeschabten Stämmen waren am Strand zu finden und verliefen sich im nahen Dschungel. Einige von ihnen waren so weit heruntergeneigt, dass ihr Stamm fast parallel zum Boden verlief. Und auf so einer saß Eileen gerade.
Maleko stand noch auf dem weißen Sandstrand, den Kopf genau auf Höhe von Eileens Scham. Bei diesem Anblick schossen ihr einige Ideen durch den Kopf, aber ihr Aikane hatte anderes im Sinn. Immer wieder schaute er sich suchend um, so als warte er auf jemanden.
Nach einer Weile traten zwei Gestalten aus dem Dschungel. Die eine war ein junger Mann, kaum älter als neunzehn oder vielleicht zwanzig, mit einem unschuldigen Gesicht und einem auffallend hübschen Mund. Die Oberlippe war sanft geschwungen und sah aus, als wäre sie mit einem Pinsel in das attraktive Gesicht gemalt, die Unterlippe war dafür voller und wirkte unglaublich weich.
Hinter dem Jungen kam Morgan auf sie beide zu, und Eileen bemerkte, wie sich etwas in ihrem Schoß und ihrer Magengrube regte.
»Was wird das für eine Lektion?«, fragte sie Maleko, der Morgan zunickte.
»Du bist wirklich sehr bewandert, was Liebesdinge angeht«, erwiderte der Hawaiianer. »Aber du vernachlässigst eine Sache ganz entschieden. Die vielleicht wichtigste überhaupt.«
Eileen runzelte die Stirn. Die Situation gefiel ihr immer weniger – erst entschied Maleko einfach über ihren Kopf hinweg und jetzt sagte er ihr auch noch, sie wäre schlecht im Bett?! Unter Garantie würde sie ihn nicht mehr unter ihre Decke lassen.
»Und was soll das sein?«, fauchte sie daher gereizter als vielleicht gewollt.
»Der Kuss«, mischte Morgan sich ein, der ruhig, mit verschränkten Armen dastand und Eileen musterte.
Sie erwiderte seinen Blick kühl und funkelte dann wieder Maleko an. »Das kann nicht dein Ernst sein, du willst mir wirklich sagen, ich kann nicht küssen?«
Maleko war nicht wütend, nur amüsiert, ganz im Gegensatz zu Morgan, der ganz ruhig wirkte. Der Einzige, der Unsicherheit zeigte, war der junge Mann mit dem schönen Mund, der ein wenig hilflos dabeistand. Anscheinend hatte er mit einem anderen Szenario gerechnet.
»Maleko erzählte mir, dass du den Kuss nur als Mittel zum Zweck missbrauchst. Dabei ist er die intimste Einladung, die es gibt. Du gewährst einem Fremden Einlass in den Ort, der, neben deinem Schoß, der empfindlichste ist. Zeig es ihr, Joshua.«
Flink und behände sprang der junge Mann auf den Palmenstamm und war so schnell neben Eileen, dass diese nicht einmal Zeit hatte, zu erschrecken. Sie hätte nicht gedacht, dass ein so großer Mann sich so schnell bewegen könnte, aber da saß er und lächelte sie so unschuldig an, als hätte sie ihn eingeladen, sich zu ihr zu setzen.
»Ich hoffe, ich trete dir nicht zu nah«, erklärte er mit einer erstaunlich tiefen Stimme, und gegen ihren Willen spürte Eileen eine Gänsehaut ihre nackten Arme hinaufwandern.
Sie kam nicht dazu zu antworten.
Er beugte sich zu ihr. Und mit einem Schlag konzentrierte sich Eileen nur noch auf den Mann neben sich. Sie wusste, dass Morgan ihnen zusah, aber Trotz und das Prickeln des Moments ließen sie den Gedanken daran verdrängen.
Der Junge fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Sie hinterließ einen feinen Glanz auf seiner vollen Unterlippe, und Eileen spürte das schiere Verlangen, ihn zu berühren. Schnell beugte sie sich vor, die Hand in seinem Nacken, aber er umfasste ihr Handgelenk und löste es sanft von sich.
Er sagt nichts weiter als »Nein«, doch es lag eine solche Bestimmtheit in seiner Stimme, dass Eileen tatsächlich ausnahmsweise nicht widersprach. Gehorsam legte sie die Hand wieder auf die Palme und harrte der Dinge, die da kommen mochten.
Nun umfasste er ihr Kinn mit sanften Fingern. Sein Blick glitt über ihr Gesicht, er musterte es ausgiebig, und was er sah, schien ihm zu gefallen. Er schmunzelte und glitt mit den Fingerkuppen zart über ihre Wangenknochen, den empfindlichen Hals und hauchzart über die Lippen. Es war wie das Schlagen eines Schmetterlingsflügels – kaum spürbar, aber doch ein sanftes Vibrieren irgendwo in ihrem Inneren. Eileen seufzte lautlos, und ihr Mund öffnete sich. Ein Kribbeln fuhr an jenen Stellen entlang, an denen er sie berührte, und sie spürte erneut Verlangen in sich aufsteigen, während ihr Blick sich mit seinem traf. Er mochte jung aussehen, aber in diesem Moment wusste er genau, was er tat. Sein herber Duft vermischte sich mit dem salzigen Geruch des Meeres, als er sich weiter vorbeugte und ihr winzige Küsse auf die Mundwinkel gab.
Eileen schloss die Augen, wollte ihm wieder entgegenkommen, aber er ließ sie nicht. Es sollte nach seinem Tempo gehen, und sie war zur Passivität verdammt. Doch nun regte Eileen ihre Machtlosigkeit an. Sie war gezwungen, sich ganz auf diesen unschuldigen und gleichzeitig so wissenden jungen Mann einzulassen, der sie gleichzeitig lockte und abwies. Die Mischung war aufregend, und Eileen merkte, dass sie sich mehr als alles andere danach sehnte, seine Lippen auf ihren zu spüren.
Er streichelte ihren Hals, neigte den Kopf und ließ Lippen und Zunge seinen Fingern folgen. Sie seufzte und umfasste sein Handgelenk, aber nicht um ihn abzuhalten, sondern um sich an ihm festzuhalten. Sein Mund verharrte nicht lange an ihrem Hals; quälend langsam wanderte er zurück zu ihren Lippen, die noch immer voll und rot auf ihn warteten.
Sanft lächelte er bei ihrem Anblick, und endlich tat er ihr den Gefallen, ihre Münder zusammenzuführen. Sie seufzte in den Kuss, der nicht mehr war, als das Streifen zweier Lippenpaare, und doch gleichzeitig so viel mehr in sich barg. Das Vergnügen dauerte nicht lange. Er entzog sich ihr, und Eileen musste ein frustriertes Knurren unterdrücken. Sie rückte näher, schmiegte sich an seinen Körper und bot ihm ihren Mund dar. Ihr Geschenk wurde angenommen, aber wieder nur so flüchtig und kurz, dass Eileen kurz davor war, ihn einfach rücklings auf diese Palme zu drücken und sich zu nehmen, was sie haben wollte.
»Lass nicht zu, dass deine Gier die Oberhand gewinnt.« Das war Morgans Stimme in ihrem Ohr. Wie war er so nah herangekommen? Seit wann stand er schon am Fuß der Palme? Sie blinzelte, und bemerkte, wie er noch näher trat und die Hand auf ihre nackte Wade unter dem Kleid legte. »Lass dich auf ihn ein. Ein Kuss ist nicht bloßes Mittel, um Sex zu bekommen. Er ist viel mehr – genieß ihn als das, was er ist.«
Eileen blickte ihn unsicher an und dann wieder auf den jungen Mann, auf dessen Wangen ein bezaubernder roter Schimmer zu sehen war. Er lächelte schüchtern und winkte sie näher heran. Eileen schluckte und schob eine Hand unter sein T-Shirt, um ihn zu spüren und sich abstützen zu können. Seinem Gesichtsausdruck nach hatte er nichts dagegen, aber Morgans Hand, die bestimmt ihre Wade umfasst hatte, deutete an, dass er nicht mehr als das tolerieren würde.
Wie ein eifersüchtiger Liebhaber, schoss es ihr durch den Kopf, aber der Gedanke wurde durch das Gefühl der weichen Lippen auf ihren verdrängt.
Der Junge hatte den Kuss fortgesetzt, doch diesmal blieben seine Lippen länger auf ihren. Eileen schloss die Augen und wurde gefangen genommen von seinem Duft, dem Geräusch seines Atems und der Weichheit seiner Haut. Tausend zusätzliche Reize schienen auf sie einzuströmen, allein dadurch, dass sie die Augen geschlossen hielt.
Seine Lippen bewegten sich auf ihren, und sie waren genauso weich, wie Eileen es sich vorgestellt hatte. Der Geschmack erinnerte sie an wilden Honig, und sie wollte herausfinden, ob auch das Innere seines Mundes so schmeckte. Aber es würde ihr nichts nützen, wenn sie wie sonst vorging – das verriet ihr Morgans Hand auf ihrer Wade. Sie konnte sich nicht einfach nehmen, was sie begehrte, sie musste bitten. Also strich sie mit ihrer Zungenspitze vorsichtig über den noch geschlossenen Mund des jungen Mannes. Er zog sie enger an sich, so dass sie die Muskeln unter dem T-Shirt fühlen konnte und sich etwas hart gegen ihre Hüfte drückte. Ihre Nähe erregte ihn, ebenso wie ihr Kuss, aber noch gewährte er ihr keinen Einlass. Ein weiteres Mal glitt ihre Zunge über seine Lippen, kitzelte den Spalt dazwischen und tastete sich weiter, bis sie schließlich belohnt wurde: Sein Mund öffnete sich für sie.
Aber etwas hielt Eileen davon ab, ihrer Leidenschaft freien Lauf zu lassen. Sie behielt ihr Tempo bei, und als ihr Einlass gewährt wurde, nahm sie sich Zeit, seinen Mund zu erkunden. Zärtlich strich ihre Zunge wie zur Begrüßung über seine, umschmeichelte die empfindliche Spitze mit kreisenden Bewegungen und stupste neckend gegen den Gaumen. Sie wollte ihn kennenlernen, wissen, was ihm gefiel, aber nun begann er sie zu reizen. Er wollte sie entdecken und erkunden. Sanft erwiderte er ihre Zärtlichkeiten. Das Gefühl war köstlich und zog sich bis in Eileens Unterleib hinunter. Sie seufzte und fuhr mit beiden Händen in das Haar des Jungen. Er nahm das zum Anlass, an ihrer Unterlippe zu knabbern, sie sanft lang zu ziehen und an ihr zu saugen. Und Eileen, ganz willige Schülerin in diesem einen Augenblick, tat es ihm gleich und spürte mit jeder neuen Zärtlichkeit, wie sie feuchter wurde.
Sie sehnte sich danach, dass Morgans Hand höher wandern würde, dass sie den Weg von ihrem Schenkel über ihr Bein hinauf zwischen ihre Beine finden würde, um dort auf die Nässe zu treffen, die ihr Höschen mittlerweile völlig benetzt hatte. Und als wäre ihr Wunsch erhört worden, spürte sie tatsächlich, wie ihre Schenkel auseinandergeschoben wurden. Es war aber keine Hand, sondern eine ebenso eifrige Zunge, wie die, mit der sie gerade spielte. Sie leckte die Länge ihre Spalte über dem Slip nach, fügte ihrer Feuchtigkeit noch weitere Nässe hinzu. Der kühle Wind streifte sie dort, und die plötzliche Abkühlung ihrer geöffneten Scham entlockte Eileen einen Schrei. Sie keuchte und klammerte sich an den jungen Mann, während ihr Slip zur Seite geschoben wurde und sie die Zunge um ihren aufgerichteten Kitzler kreisen spürte. Zwei Arten von Küssen, beide so unterschiedlich und doch so erregend.
Eileen keuchte und bewegte ihre Hüfte, aber nichts in ihr konnte von diesem Kuss ablassen. So erregend der weiche Mund an ihrem Schoß auch war, sie schien süchtig nach den sanften Berührungen des jungen Mannes zu sein, der von all dem nichts mitbekommen hatte oder zumindest so tat, als ob. Es machte aber auch keinen Unterschied. Eileen wollte, dass er sich nur um diesen Kuss scherte. Das war es, was zählte.
All ihr Sehnen und ihre Lust konzentrierten sich auf das sinnliche Knabbern, Lecken und Saugen, das sie an ihren Lippen und ihrer Zunge spürte. Die Liebkosungen fanden ein direktes Echo in ihrem Schoß, wo die ebenso eifrige Zunge begonnen hatte, sie tiefer zu lecken, immer weiter in sie einzudringen, bis Eileen sich wand und ein lautes Stöhnen nicht mehr zurückhalten konnte.
Der junge Mann nahm es auf und hielt sie fest an sich gepresst, als die Schauer der Erregung stärker wurden und ihre Körper einfach mit sich fortrissen.
Eileen wollte noch nicht, dass es zu Ende war, aber sie war ihrer Lust hilflos ausgesetzt. Ohne es zu bemerken, hatte sie sich zu einem Orgasmus gesteigert, der sie den Kopf zurückwerfen und lauthals schreien ließ. Matt sank sie gegen den jungen Mann, der sie ebenso umsichtig festhielt, wie er sie zuvor noch geküsst hatte, und sah zwischen ihre Schenkel. Zu ihrer Enttäuschung war es nicht Morgan, der zu ihr aufschaute, sondern Maleko. Dennoch musste sie sein aufmunterndes Lächeln erwidern. Dankbar beugte sie sich zu ihm und küsste ihn auf die Stirn.