
Trotz der flüsternden Wellen, die sie am Morgen weckten, war Jaines Laune angeschlagen. Sie hatte unruhig geträumt, und Michael hatte ihr im Bett gefehlt. Das Bett war einfach zu groß für eine einzelne Person. Und wenn sie ehrlich war, vermisste sie es auch, sich morgens an ihn zu kuscheln und langsam darauf zu warten, dass sie wach wurde. Als ihr dann noch einfiel, warum sie die Nacht überhaupt ohne Michael verbracht hatte, wurde ihre Laune nur noch schlechter.
Sie stand auf, machte sich fertig und ging durch die Hütte zu Eileens Schlafbereich. Jaine musste grinsen – ihre Freundin schlief noch immer tief und fest, auch wenn es bereits nach zehn war.
Jaine setzte sich auf den Bettrand und strich Eileen vorsichtig eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ihr Kopf ruckte hoch, und sie starrte Jaine desorientiert ins Gesicht, ehe sie mit einem Stöhnen wieder ins Kissen fiel. »Was machst du denn schon hier?«, fragte sie nuschelnd.
»Was meinst du mit schon? Es ist zehn vorbei.«
Eileens Antwort bestand aus einem herzzerreißenden Stöhnen. »Ich nehme an, du brauchst dann noch etwas, bis du frühstückstauglich bist?«, quälte Jaine sie weiter.
Eileen winkte unbestimmt in Richtung Tür und murmelte etwas, was nach »Geh schon einmal vor« klang.
Jaine seufzte, aber sie kannte Eileen gut genug. Vor einer Stunde würde ihre beste Freundin nicht wach genug sein, um mehr als ein paar undeutliche Worte von sich zu geben. Und so lange wollte sie wirklich nicht warten.
Der Weg zum Frühstückssaal erwies sich jedoch als größere Herausforderung als gedacht. Auf dem Plan in der Hütte hatte es sehr einfach ausgesehen, aber Jaine besaß ohnehin keinen großen Orientierungssinn. Nach einer Weile fand sie sich am Strand wieder, aber vom Frühstückssaal keine Spur. »Verlaufen?«
Jaine zuckte zusammen und drehte sich um. Die warme dunkle Stimme hatte sie förmlich spüren können, und eigentlich war sie nicht überrascht, dass Lorna vor ihr stand.
»Nicht direkt«, erwiderte Jaine und strich sich die blonden offenen Haare hinters Ohr. Lorna trug, wie am Vortag schon, ein weißes, weich fallendes Kleid, das ihre gebräunten Schultern und ein ebenso gebräuntes Dekolleté preisgab. Die schwarzen Haare fielen ihr bis zum Po, und der Stoff ihres Kleides schmiegte sich aufreizend an ihren Körper, der schlank und athletisch wirkte. Als Jaine sich bei diesen Gedanken ertappte, senkte sie den Blick. Wie unsagbar peinlich!
Lorna kam zu ihr und umfasste sanft ihren Arm. »Wo wolltest du denn hin?«
»Eigentlich nur zum Frühstück.«
»Das kannst du dir direkt in die Hütte bringen lassen. Aber es wird allmählich spät. Hast du dich schon für einen Kurs entschieden?«
Jaine schüttelte den Kopf. »Sollte ich das denn schon? Ich dachte, das könnte ich heute in Ruhe machen.«
Lorna hakte sich bei Jaine ein und führte sie weg vom Strand zu einer Hütte, die am Rand des Resorts lag und zwischen den Palmen und blühenden Büschen kaum zu sehen war.
»Die Kurse sind zeitaufwändig, und man sollte sich nicht mehr als einen pro Tag vornehmen«, erklärte Lorna. »Sonst bist du zu erschöpft. Und du sollst es ja auch genießen können.«
Jaine wurde in das Innere der Hütte geführt, die ähnlich eingerichtet war wie ihre. Lorna bat sie, auf der Veranda Platz zu nehmen. Sie telefonierte noch kurz und setzte sich dann zu Jaine. Die Sonne stand noch nicht sehr hoch am Himmel, aber sie ließ das Wasser funkeln wie Saphire.
»Eigentlich hatte ich ja gehofft, dass ich erst einmal irgendwo zusehen könnte«, sagte Jaine und hielt die Hände im Schoß verkrampft. Lornas Nähe war für sie deutlich zu spüren, und das irritierte und verwirrte sie. Normalerweise fühlte sie sich in der Nähe anderer Frauen nie so. Was war nur mit ihr los, dass sie sich seit der Ankunft auf dieser Insel so benahm?
Lorna lächelte amüsiert. »Es geht hier darum, dass du dich selbst erfährst und entfalten kannst, Jaine. Und nur durch Zusehen funktioniert das nicht.«
Jaine seufzte leise. »Was für einen Kurs würdest du mir denn empfehlen?«, erkundigte sie sich, und ihr eigener Mut war ihr peinlich, nur eine Sekunde, nachdem sie es ausgesprochen hatte.
Lorna schien es ihr aber nicht übel zu nehmen, im Gegenteil. Sie beugte sich näher und musterte intensiv Jaines Gesicht. Ein zarter Duft von Blüten umhüllte sie mit einem Mal und regte ihre Phantasie an. Jaine musste sich zurückhalten, nicht tief einzuatmen. »Du sollst dich hier wohlfühlen«, schmeichelte Lornas Stimme ihrem Ohr. »Und keine Angst haben. Ich wüsste einen Kurs, der ideal für dich wäre.«
Ohne es bewusst zu merken, kam Jaine ihr entgegen. Erst als ihr Mund nur noch wenige Zentimeter von Lornas entfernt war, merkte sie, was sie tat. Aber sie zog sich nicht zurück. Seltsamerweise verursachte ihr der Gedanke, diese weichen, feucht schimmernden Lippen auf ihren zu spüren, keinen Ekel, sondern eher ein aufgeregtes Kribbeln in der Magengrube. Sollte sie es wirklich wagen? Sollte sie Lorna küssen?
Die Tür der Hütte wurde geöffnet, und Jaine riss ihren Kopf zurück. In Lornas bernsteinfarbenen Augen glaubte sie kurz etwas aufflackern zu sehen, aber Jaine beschloss, das zu ignorieren. Mit glühenden Wangen saß sie dort, während zwei Kellner mit einem Wagen auf die Terrasse kamen und ihr ein üppiges Frühstück servierten. Jaine schwieg, auch noch, als die beiden Männer wieder verschwunden waren.
»Bitte, bedien dich. Ich möchte nicht, dass du dich später nicht auf den Kurs konzentrieren kannst«, unterbrach Lornas Stimme die Stille. Sie war noch immer weich, aber ein wenig kühler geworden. Oder bildete Jaine sich das nur ein? Der Gedanke versetzte ihr einen Stich. Um ihre Verwirrung und auch die Verlegenheit zu überspielen, griff sie nach dem langstieligen Sektglas und nippte daran.
Lorna stieß mit ihr an, und Jaine bemerkte erleichtert, dass sie lächelte. »Auf deinen Aufenthalt hier.«
Jaine nickte. »Und auf deine Hilfe, dass es ein schöner Aufenthalt wird.«
»Das hoffe ich auch. Wenn du möchtest, kann ich auch gleich damit beginnen.« Lorna stellte ihr Glas ab und nahm sich dafür ein Stück Granatapfel. Die leuchtende Frucht hatte fast die gleiche Farbe wie ihre Lippen. »Du hast mich doch gefragt, welchen Kurs ich dir empfehlen würde. Ich denke, es würde dir guttun, wenn du heute erst einmal bei mir Unterricht nimmst.«
Jaine traute sich fast nicht zu fragen, wagte es dann aber doch. »Du unterrichtest? Was denn?«
Lorna biss in das Granatapfelstückchen und leckte sich dann den blutroten Saft von den Lippen. »Erotische Massagen.«
Eine gute Stunde später lag Jaine nackt auf einer breiten Liege und fragte sich, wie sie sich dazu hatte überreden lassen. Sie zitterte ein wenig, als Wind durch die weit offenen Fenster wehte und das Tuch in Bewegung brachte, das ihren bloßen Körper bedeckte. Ihre Finger krampften sich in das weiche Polster der Liege.
»Nein, wehr dich nicht. Denk daran, was wir besprochen haben. Du lässt mich einfach machen und entspannst dich. Sobald dir irgendetwas unangenehm vorkommt, dann sagst du es mir, und wir machen eine Pause, okay?«
Es musste an Lornas Stimme liegen, dachte Jaine. Irgendetwas an dieser weichen, warmen Stimme hatte eine nahezu hypnotisierende Wirkung auf sie, und sie entspannte sich wirklich wieder. Auf diese Weise hatte die exotische Frau sie auch überredet, sich auf die Massage einzulassen.
Weiche Finger strichen ihr einige blonde Haarsträhnen aus dem Nacken. Etwas klickte leise, und um Jaine breitete sich ein schwerer Duft nach Sandelholz, Jasmin und Rosen aus. Er drang ihr in die Nase und legte sich auf ihre Muskeln, wie eine zweite Decke. Einen Augenblick später spürte sie die weichen Finger, mit Öl eingerieben, auf ihren Schultern. »Viele Leute denken, dass es bei einer Massage nur darum geht, den Partner so schnell wie möglich geil zu machen, und dann direkt zum Sex überzugehen«, erklärte Lorna, während ihre Hände etwas mit Jaines Rücken anstellten, was diese so noch nie erlebt hatte. Ihre Muskeln zerflossen förmlich unter den Händen der anderen Frau, und jede Verspannung, jede winzige Verhärtung löste sich einfach in Luft auf.
»Aber Fakt ist, dass die Massage wirkungslos bleibt, wenn man das tut. Du musst dich ganz auf den anderen einlassen, seine Zufriedenheit im Blick haben. Dann hast du auch eine Chance auf eine eigene Erfüllung.«
Jaine hörte Lorna nur noch mit halbem Ohr zu, denn deren Hände hatten sich nun den Armen und dann wieder dem Rücken zugewandt, und Jaine schmolz förmlich dahin, so wohl fühlte sie sich. Wäre sie eine Katze, hätte sie womöglich noch zu schnurren begonnen. Als Lorna dann das Tuch tiefer schob, bis zum Ansatz des runden Pos, war Jaine so entspannt, dass sie nicht einmal zusammenzuckte. Sie genoss einfach die kraftvollen und gleichzeitig zärtlichen Bewegungen auf ihrer Haut. Der sinnliche Duft des Öls umfing sie dabei wie die Arme eines Liebhabers, und sie begann sich zu räkeln. Wärme breitete sich in ihrem Schoß aus, und zu ihrem eigenen Entsetzen merkte Jaine, wie der Wunsch in ihr wach wurde, dass diese kundigen Hände sie auch noch an anderen Stellen berühren sollten.
Als hätte sie ihre Gedanken gelesen, hob Lorna das Tuch an und schob es von Jaines Waden hinauf, bis nur noch deren Unterleib bedeckt war. Öl tröpfelte auf Jaines nackte Beine, wurde einmassiert und half, die Muskeln zu lockern. Jaine seufzte. Sie fühlte sich entspannt und gleichzeitig hellwach. Jeder ihrer Sinne war elektrisiert und aufmerksam; sie glaubte, selbst hinter ihren Lidern sehen zu können, was Lorna mit ihr machte. Und mit jeder Berührung der anderen Frau wurde auch das Begehren stärker. Zwischen ihren Schenkel ballte sich Hitze, brannte förmlich, und Jaine wünschte sich nichts sehnlicher, als dass Lorna sie auch endlich dort massierte. Allein der Wunsch ließ sie wieder rot werden, aber das machte nichts. Ihr Körper war mittlerweile zu sehr im Bann von Lornas kundigen Händen, da hatte Scham keine Bedeutung mehr.
Unermüdlich wanderten die zarten Finger über die Rückseite der Beine, und dann weiter, zu den Innenseiten der Schenkel. Die Berührung war flüchtig, ein leichtes Kratzen der Fingernägel, aber Jaine war mit einem Mal wie elektrisiert. Sie hörte sich selbst wimmern und biss sich auf die Unterlippe. Was war das?!
Abermals fuhren Lornas Hände über Jaines Haut, die Nägel zeichneten unsichtbare Muster auf den Innenschenkeln. Jaine vergaß, wer das gerade in ihr auslöste. Für sie zählte nur noch das wachsende Begehren. Sie wollte mehr – ihre Beine spreizten sich fast automatisch, und Lorna tat ihr den Gefallen und berührte sie ein wenig höher, eine Handbreit unterhalb ihres Schoßes.
Jaine schluckte hart und hob zaghaft ihr Becken an, in Erwartung der Berührung an ihrer Scham. Aber Lornas Hände zogen sich wieder zurück. Die Qual war süß und doch unerträglich. Jaine wagte es nicht, über die Schulter zu sehen, aber ihre Hüften stießen wieder hoch, stärker diesmal, deutlicher. Lorna musste doch wissen, was sie ihr da antat!
Wieder näherten sich die schlanken Finger Jaines Schoß, und doch wurde ihr Sehnen nicht erfüllt. Wieder zog Lorna sich zurück und entflammte Jaines Schoß noch heftiger.
Jemand stöhnte auf, rau, tief – ein animalischer Laut. Es dauerte einen Moment, ehe Jaine begriff, dass sie diesen Ton ausgestoßen hatte. Sie klammerte sich an den Liegenrand, spreizte die Beine und bot sich schamlos den Fingern ihrer Lehrerin an; das alles in der Hoffnung, dass diese ihr endlich Befriedigung schenken würde.
Und gerade, als Jaine glaubte, jeden Halt zu verlieren, und nicht sicher war, ob sie sich selbst, vor den Augen einer anderen Person Erleichterung verschaffen sollte, spürte sie die weichen Fingerspitzen zwischen ihre nassen Schamlippen gleiten. Genießerisch seufzte sie und hielt ganz still. Ihr Körper wollte nur eins – jede Nuance der streichelnden Berührung erfahren und auskosten.
Jaine atmete zittrig ein, als Lornas Finger tiefer in sie drangen, die weichen Innenwände ihres Schoßes erkundeten und sich dann zurückzogen, um über die empfindlichen Lippen zu streicheln und sie zu massieren. Beide Frauen wussten, wo sich Jaines Zentrum der Lust befand, und noch während sie versuchte, Lorna dort hinzuführen, hatte diese auch schon die aufragende Knospe entdeckt, die so empfindlich und reizbar war. Ein erstes, neckisches Stupsen ließ Jaine aufschreien, und sie schämte sich dafür. Aber ihr Körper, dieser hungrige, geile Verräter, ließ ihr keine Ruhe: Ihre Beine blieben weit gespreizt und die zitternde Klit rieb sich an Lornas Fingerkuppen.
Jede Berührung sandte Lustschauer durch Jaines Körper, und sie fühlte jeden Moment der Trennung als unerträgliche Qual. Immer heftiger rieb sie sich an Lornas Händen, stöhnte und schrie ihre Lust ungehemmt heraus, bis ihr gesamter Körper sich anspannte und sie laut aufschreiend kam.
Es war, als würde ein Damm brechen. Jaine verlor sich vollkommen in diesem Wirbel ihrer Ekstase – sie konnte nur noch fühlen, war auf ihre Sinne angewiesen, denn der Verstand hatte sich vollkommen dem Höhepunkt hingegeben.
Erst eine Ewigkeit später, so schien es Jaine, hatte sich ihr Atem wieder beruhigt, und sie konnte einen klaren Gedanken fassen. Sie wollte Lorna danken, aber als sie aufsah, war sie allein in der Hütte.