September

 

Es ist ein heißer September. Ich sitze viel drinnen im Haus, da ist es einigermaßen kühl, das ist der Vorteil von einem Haus aus Naturstein. Ich übersetze meine Gebrauchsanleitungen. Radios und Fernseher. Toaster und Fritteusen. Führerscheine und Heiratsurkunden.

Manchmal springe ich zwischendurch draußen in das Wasserbecken, das Clara großzügig als Pool bezeichnet, und kühle mich ab. Ich widerstehe der Versuchung mich stundenlang in dem großen Reifen auf dem Wasser treiben zu lassen, während ich mich mit den Füßen vom Rand abstoße, damit der Reifen so richtig schön trudelt. Denn schließlich: ohne Übersetzungen kein Honorar und ohne Honorar ein leerer Kühlschrank. Kein Galão, kein Eis, kein Público. Clara schickt mir eine Nachricht auf Skype.

Clara: na wie isses - noch ein letztes mal eispalast?

Ich: auf jeden fall – morgen nachmittag um drei? – die schneekönigin

Clara: morgen um drei ist perfekt – gez die tangotänzerin

Ich: c u soon

Clara schickt noch dreimal das Symbol Blume und da kommt ein Videocall. Ich nehme an ohne hinzusehen, das ist bestimmt meine Mutter, um mal zu gucken, wie es mir so geht. Da habe ich doch plötzlich Paul im Bildschirm. Es war gar nicht meine Mutter, es ist Paul. Paul hält mir meinen Brief in die Kamera. Meine nicht-virtuelle Nachricht hat also die Reise über den Teich geschafft.

„Hallo Paul“, sage ich.

„Was soll das?“, sagt Paul.

Aber ich gehe mal davon aus, dass er ganz genau weiß, was das soll, denn ich habe es ja im Brief ausgiebig erklärt.

„Du weißt, was das soll“, sage ich. „Es geht einfach nicht mit uns. Es ist zu schwierig. Sollen wir vielleicht andauernd im Flugzeug sitzen und durch die Gegend fliegen?“

„Wir könnten es ja wenigstens probieren“, sagt Paul.

„Es würde nicht gehen“, sage ich. „Das weißt du genauso gut wie ich.“

„Ach Anna“, sagt Paul. „Und wenn du hier wohnen würdest oder ich da?“

„Und wenn ich jünger wäre oder du älter?“, sage ich.

Es tut weh, Paul so im Bildschirm zu sehen, ohne ihn in die Arme nehmen zu können. Er ist so nah und doch so unerreichbar. Ich komme fast in Versuchung, den Bildschirm anzufassen.

„Es war so schön“, sagt Paul.

„Es war das schönste Wochenende“, sage ich, „meines ganzen Lebens.“

Wir sagen nicht, dass wir jetzt Freunde bleiben wollen oder sowas und ich denke, genau, weil wir es nicht sagen, haben wir vielleicht eine Chance es sogar zu bleiben.

„Die Prinzessin lässt dich ganz lieb grüßen“, sagt Paul.

„Grüß ganz lieb zurück“, sage ich. „Drück sie von mir.“

Dann schicken wir noch ein paar Blumen und Herzen und damit ist meine Affäre mit Paul wohl offiziell beendet.

*

 

Clara und ich treffen uns ein letztes Mal im Eispalast, übermorgen wird sie nach Buenos Aires fliegen. Wir gehen ausgiebig durch die Geschäfte, nicht nur an den Schaufenstern lang wie sonst. Clara braucht neue Klamotten, in Argentinien ist ja ein ganz anderes Klima. Wir fragen uns, was man in Buenos Aires wohl heutzutage so trägt, aber vermutlich trägt man dort das Gleiche wie überall wegen der Globalisierung. Clara trägt heute keinen Hut, auch keinen Strohhut mit Blumen, so wie sonst im Sommer. Clara hat sogar eine völlig neue Frisur. Sie hat ihre langen Haare abgeschnitten und hat jetzt eine Kurzhaarfrisur, wo die Spieken in alle Richtungen abstehen.

„Gefällt´s dir?“, fragt Clara.

„Du gefällst mir immer“, sage ich zu Clara. „Da kannst du mit deinen Haaren machen, was du willst.“

Wir gehen auch noch zu fnac und Clara kauft sich eine spanische Hörkassette, um ihr Spanisch aufzufrischen. Und ich kaufe mir drei Bände Asterix, um meine Asterix-Kenntnisse aufzufrischen. Wir bleiben am Esoterikregal stehen und werfen einen Blick auf die Tarotkarten. Aber wir kaufen keine. Ich brauche auch gar keine, schließlich habe ich ja immer noch Agathe.

„Und du willst wirklich Tango tanzen lernen“, sage ich.

„Auf jeden Fall“, sagt Clara. „Auf jeden Fall lerne ich Tango tanzen. Und Milonga gleich noch dazu.“

Wir sitzen auf der Terrasse und trinken unseren Galão und essen Pastéis de Nata. In der Ferne liegt wie immer die Serra de Estrela. Noch ist es heiß, aber schon bald ist Herbst und nicht mehr lange und auf den Gipfeln der Serra liegt wieder Schnee. Clara wird mir fehlen. Clara wird mir so sehr fehlen. Wir werden natürlich skypen, das ist klar, ich werde sie am Bildschirm sehen, Clara wird in meinem Bildschirm hin und her hippeln, und sie wird mir ihre spanischen Zitate mit dem kleinen virtuellen Bleistift schicken. Aber es ist eben nicht das Gleiche, wie so hier in Echt Kaffee zu trinken und Kuchen zu essen.

 

Als ich nach Hause komme, steht ein fremdes Auto im Hof. Es ist zum Glück nicht Hans-Dieters roter Golf, das ist ja schon mal gut. Ich steige aus, es sind Francisco und Maria. Sie haben mir einen Korb mit Früchten und eine Flasche Portwein mitgebracht. Einen richtig guten Portwein. Einen dreißig Jahre alten Ramos Pinto.

„Danke“, sage ich.

„Wir haben zu danken“, sagt Maria. „Sie wissen schon, wegen dieser Nacht damals.“

Francisco nickt.

„Wollen Sie einen Schluck?“, frage ich und hebe die Flasche hoch.

„Nein“, sagt Francisco. „Der ist für Sie. Heben Sie den für eine besondere Gelegenheit auf.“

Ich gehe ins Haus und hole einen schlichten Portwein. Einen, der auch gut schmeckt, aber sich natürlich nicht mit einem dreißig Jahre alten Ramos Pinto messen kann oder will. Ich stelle Gläser auf den Kacheltisch und schenke uns allen einen Portwein ein. Wir stoßen an.

„Haben Sie eigentlich noch Kontakt zu Michaela?“, fragt Maria.

„Nein“, sage ich.

„Schade“, sagt Maria. „Sonst könnten Sie sie von mir grüßen. Michaela hat nämlich unsere Ehe gerettet, wenn man es so nimmt. Das war ja alles ein bisschen eingeschlafen bei uns und jetzt lebt es wieder. Ich habe auch schon überlegt, ob ich ihr einen Dankesbrief schreibe oder so was in der Art. Den könnten Sie ja vielleicht übersetzen.“

„Francisco hat die Adresse, denke ich mal“, sage ich. „Aber wissen Sie was, vielleicht sollte man da lieber nichts schreiben.“

„Und warum nicht?“, sagt Maria. „Es wäre doch eine nette Geste, oder nicht.“

„Ich weiß nicht“, sage ich. „Schlafende Hunde soll man nicht wecken.“

„Ich glaube, Sie haben recht“, sagt Francisco. „Wie geht es eigentlich Ihrem Herzen?“

„Besser“, sage ich. „Irgendwie und unerwartet ein bisschen besser.“

 

*

 

Ich bringe Clara nach Porto zum Flughafen. Dafür, dass sie Clara ist, hat sie so gut wie kein Gepäck. Gerade mal ein mittelgroßer Rucksack als Gepäck zum Einchecken und einen Tagesrucksack als Handgepäck.

„Wie hast du das denn geschafft?“, sage ich.

„In Argentinien ist es warm“, sagt Clara. „Denke ich doch. Und wenn mir was fehlt, kaufe ich es einfach dazu.“

„Mein Gott, was wirst du mir fehlen“, sage ich.

„In einem halben Jahr bin ich ja wieder hier“, sagt Clara.

„Oder auch nicht“, sage ich, denn bei Clara kann man nie wissen.

„Oder auch nicht“, sagt Clara.

Und dann reden wir nicht mehr davon.

Ich bringe Clara sogar im Auto zum Flughafen. In meinem Auto. Clara bietet an zu fahren, wenigstens die Hinfahrt, aber ich sage, nein, ich glaube, es geht jetzt, ich glaube, ich kann fahren. Und in der Tat, es geht sogar sehr gut. Erst die A 25, dann die A 1 in Richtung Norden. Und dann sind wir auch schon in Porto und kurz darauf am Flughafen.

Am Flughafen parke ich und wir laden Claras Gepäck aus.

„Hast du auch alles“, frage ich. „Ticket, Pass, Visakarte?“

„Ja“, sagt Clara. „Und Bonbons und Zeitschriften kaufe ich am Flughafen. Und Orangensaft bekomme ich im Flugzeug, okay?“

Okay, Clara, okay. Es ist ja nur, weil ich nicht weiß, was ich sonst sagen soll. Plötzlich hören wir ein Saxophon.

Ich kenne die Melodie, ich kann sie nur im Moment nicht einordnen. Aber den Saxophonspieler, den erkenne ich natürlich sofort. Es ist Rui. Er steht auf dem Parkplatz und spielt.

Clara geht hin. Ich bleibe lieber an meinem Auto stehen. Clara geht zu Rui und bleibt vor ihm stehen. Rui spielt weiter, den ganzen Song. Ich glaube, es ist ein Stück von Nat King Cole, mir fällt nur der Titel nicht ein. Aber das kommt noch, das kommt noch.

Als das Lied zu Ende ist, setzt Rui das Saxophon ab und die beiden reden. Ich kann nicht hören, was sie sagen, dazu sind sie zu weit weg. Ich frage mich, ob Clara sich noch anders entscheiden wird? Ob sie auf Tango und Milonga und Buenos Aires verzichten wird, um mit Rui zusammenzuziehen. Was sie ja immer wollte. Was sie ja sechs Jahre lang wollte. Und jetzt, wo sie es kriegen kann, da nimmt sie es nicht.

Jetzt nimmt Rui Clara in den Arm, und wenn ich es richtig sehen kann von hier aus, dann küssen sie sich jetzt. Na bitte.

Dann löst sich Clara wieder aus Ruis Armen und Rui nimmt sein Saxophon und steigt in sein Auto. Und fährt ab.

 

Ich nehme das Gepäck und gehe zu Clara. Wir gehen in den Flughafen. Clara checkt ein. Wir umarmen uns. Das ist der Abschied. Und da fällt mir doch plötzlich dieser Titel ein, der Titel von dem Nat-King-Cole-Song, den Rui auf seinem Saxophon gespielt hat.

„Jetzt weiß ich, wie dieser Song heißt“, sage ich zu Clara. „Und ich weiß auch, wie der Text geht.“

„Sag´s lieber nicht“, sagt Clara.

Aha – sie kennt den Song also auch.

The greatest thing you will ever learn is just to love and be loved in return”, sage ich.

„Vielleicht lerne ich es ja in Argentinien“, sagt Clara. „Man soll die Hoffnung ja nie aufgeben.“

„Tschüß Clara“, sage ich.

„Hier für dich“, sagt Clara und drückt mir ein Buch in die Hand. „Gerade erschienen.“

Dann umarmen wir uns noch mal und dann muss Clara aber wirklich los, weil sie ihren Flug zum dritten Mal aufrufen. Und weg ist Clara aus meinem Leben. Jedenfalls für eine ganze Weile.

 

Ich treibe mich noch ein Weilchen auf dem Flughafen rum. Es gibt ja viele Leute, die Flughäfen hassen. Und die den Aufenthalt dort schrecklich finden. Und über jede Wartezeit stöhnen. Aber mir gefällt es irgendwie. Man fühlt sich wie auf einer Drehscheibe. Die ganze Welt steht einem offen. Zumindest auf der Anzeigentafel und theoretisch.

Ich setze mich auf einen Stuhl und beobachte die Anzeigentafel. Flüge nach Amsterdam und London, nach Paris und Madrid. Und dort sind auch wieder Drehscheiben und man kann von da aus weiterfliegen. Von Amsterdam nach Hongkong, von Paris aus nach Bangkok. Von London aus nach Vancouver.

Ich habe meinen Pass bei mir und meine Visakarte, einfach weil ich ohne Pass und Visakarte nicht aus dem Haus gehe. Vielleicht wegen Gelegenheiten wie dieser hier.

Ich könnte jetzt so einen Abgang machen, so einen Abgang, wie er in den romantischen Komödien ja geradezu obligatorisch ist. Die Frau sitzt auf dem Flughafen und plötzlich rennt sie los, womöglich noch im Brautkleid, das sie für einen anderen anhat, und muss sofort irgendein Flugzeug nach irgendwohin kriegen. Denn da ist ihr Liebster und das wird ihr erst jetzt klar. Dass sie den will. Und nicht den andern.

Ich könnte also meine Visakarte nehmen und meinen Pass vorzeigen, und über London oder Paris oder Amsterdam nach Vancouver fliegen.

Ich sehe noch eine ganze Weile den Leuten zu. Auf eine gewisse Art und Weise beneide ich sie, weil sie so geschäftig aussehen. Sie haben alle ein Ziel. Sie wissen, wo sie hinwollen.

Eine Familie geht über den Flughafen. Mama, Papa, zwei Kinder. Mana fliegt weg, Papa bleibt mit den beiden Kindern zurück. Sie winken sich noch lange zu. Ein junges Paar geht Hand in Hand zum Schalter. Sie checken zusammen ein. Nach Amsterdam. Sie sind sehr jung, vielleicht ist es ihre erste Urlaubsreise, wer weiß. Eine Oma wird von Tochter und Enkeln zum Schalter gebracht. Sie tragen ihr Gepäck. Oma checkt alles ein. Sie fliegt nur mit einer kleinen Handtasche. Sie nimmt ein Taschentuch aus ihrer Handtasche und wischt sich immer wieder die Augen. Ich sehe wieder auf das Buch, das Clara mir in die Hand gedrückt hat. Es ist Liebe auf Umwegen.

Auf der ersten Seite steht eine Widmung.: für Anna - it takes two to tango – in Liebe Clara

Na Clara, die hat gut reden. Aber es ist eben immer einfacher klug zu reden als klug zu handeln. Das geht uns wohl allen so.

Ich gehe nach draußen. Es ist wohl Zeit nach Hause zu fahren. Es ist der erste kühle Tag, es wird Herbst, ich merke es, weil die Luft anders riecht, nach Herbst eben, aber so richtig benennen kann ich den Duft nicht. Es liegt einfach was Frisches in der Luft.

 

Ich steige ins Auto und steuere die Autobahn an, da stehe ich plötzlich vor Miguels Wohnblock. Ich denke: Wenn ich keinen Parkplatz finde, fahre ich einfach weiter. Aber da ist ein Parkplatz. Ich denke: Ich kann ja einen kleinen Moment parken, das heißt noch nicht, dass ich bei ihm klingel.

Ich parke und steige aus. Ich stehe vor dem Haus. Ich wünsche mir, ich hätte Agathe bei mir. Da könnte ich sie jetzt fragen: klingeln oder nicht klingeln? Und Agathe könnte nicken oder den Kopf schütteln.

Ein Mann kommt aus der Tür, er hält mir die Tür auf und schon stehe ich im Treppenhaus. Ich fahre mit dem Fahrstuhl in den vierten Stock. Hier wohnt Miguel. Ich gehe zur Tür und klingel.

„Komm rein“, ruft Miguel. „Die Tür ist offen.“

Und in der Tat, die Tür ist offen. Miguel ist in der Küche. Er hat eine Schürze um, er kocht, es riecht gut und die ganze Küche ist ein ziemliches Chaos.

„Oh, du bist es“, sagt Miguel.

Mein Blick geht über den Küchentisch und die Zutaten. Da liegen Krabben und Krebse, eine Flasche Wein ist offen, Gemüse kocht in einem großen Topf. Miguel schlägt gerade Sahne. Das wird ein ziemlich edles und aufwendiges Essen. Wen hat er bloß erwartet?

„Vielleicht sollte ich lieber wieder gehen“, sage ich.

„Anna“, sagt Miguel. „Gibst du eigentlich immer so schnell auf?“

Na also. Also echt. Aber recht hat er natürlich irgendwie. Er kennt mich anscheinend besser, als ich dachte.

„Jetzt komm schon richtig rein“, sagt Miguel. „Ein paar Freunde kommen zum Abendessen, die meisten kennst du sowieso. Also bleib hier.“

„Wenn du es wirklich willst“, sage ich.

„Wenn du es wirklich willst“, sagt Miguel.

 

Wir kochen zusammen und es fühlt sich an wie ein altes Ehepaar. Ich mache den Salat und Miguel schmeckt die Salatsoße ab. Er erzählt mir von seinem neuen Projekt, einem Haus, das in der Altstadt saniert werden soll. Ich erzähle ihm, dass Clara weg ist, auf dem Weg nach Argentinien, um Tango tanzen zu lernen. Wir richten die Krabben auf Salatblättern an und decken den Tisch. Ich stelle die Nachspeise in den Kühlschrank. Miguel dekantiert den Rotwein.

Er schenkt uns beiden einen Portwein ein, als Aperitif. Aber noch ehe wir anstoßen können, sind auch schon die Gäste da. Es sind Vanessa und Tiago. Und Helena mit einer Freundin. Oder besser: Helena mit ihrer Freundin, denn so ist das nämlich mit Helena.

Tiago entschuldigt sich, er wollte eigentlich früher kommen und helfen wie versprochen, aber es hat einfach nicht geklappt, er war noch in einer Konferenz. Macht nichts, sagt Miguel, ich war ja da und habe ihm geholfen.

Beim Essen sitze ich neben Miguel. Und irgendwann traue ich mich und berühre ihn, ich lege die Hand auf seinen Oberschenkel. Miguel sieht mich von der Seite an. Dann legt er seine Hand auf meine. Ich weiß nicht, ob die anderen das mitkriegen, aber warum nicht, sie können es ruhig mitkriegen.

Wir essen viel und reden viel und lachen viel. Es ist schon spät, als sich alle verabschieden. Ich bin die Letzte, die noch im Flur steht.

„Und was ist mit dir?“, sagt Miguel. „Bleibst du oder fährst du?“

„Ich würde gerne bleiben“, sage ich. „Wenn das okay ist ...“

„Ob das okay ist?“, sagt Miguel. „Das ist sehr okay.“

Er kommt auf mich zu, er nimmt mich in die Arme und dann gibt er mir einen Kuss. Einen richtigen Kuss.

 

Wir räumen noch das Wohnzimmer und die Küche auf, damit da morgen nicht so ein Chaos herrscht, nicht wahr. Miguel räumt die Sachen in die Spülmaschine und ich räume die Reste in den Kühlschrank. Dann sieht die Küche wieder ganz passabel aus und wir trinken noch einen Schluck Portwein zum Abschluss. Als Absacker. Gleich direkt am Küchentisch.

„Nimmst du eigentlich Mäuse aus Mausefallen?“, frage ich.

Miguel sieht mich etwas verwundert an.

„Nein“, sagt er. „Natürlich nicht.“

„Echt nicht?“, sage ich.

„Weißt du was, Anna “, sagt Miguel, „Wenn wir irgendwann mal irgendwo Mäuse haben sollten. Und wenn wir dann eine Falle aufstellen. Und wenn uns da in der Tat eine Maus reingeht, dann werfen wir die Falle einfach weg. Mit der Maus. Und kaufen eine neue Falle.“

Das ist natürlich auch eine Lösung. Da hätte ich ja eigentlich auch selber drauf kommen können. Bin ich aber nicht, irgendwie.

Und Dona Ermelinda wird natürlich sagen, das hat sie ja gleich gewusst, dass der Miguel Moreira der perfekte Mann für mich ist. Aber damit kann ich leben.