Josef Farber und Liraun Je Genawen wurden am späten Nachmittag auf der Esplanade der Terrasse getraut, die Türme der Altstadt über sich und die weite Neustadt unter sich ausgebreitet. Die Zeremonie war kurz, einfach und für Farber unverständlich, da er den Dialekt nicht verstehen konnte. Der Wind fuhr über die Esplanade und schüttelte sie durch, und es war bitterkalt. Die dünne Stimme des cianischen Älteren, dem Sänger des Twizan, versank im Wind und erhob sich hartnäckig immer wieder. Er war gegen den Wind gewappnet wie ein bemooster alter Stein, fast zahnlos, weißhaarig, sehr alt. Seine hellen, alten Augen verrieten kein Anzeichen dafür, daß er diese Heirat unmöglich fand, wenn so etwas auch niemals zuvor in der Geschichte seiner Rasse passiert war. Von der Erde war niemand anwesend. Jacawen war da, stand still an einer Seite, sah kalt und ablehnend aus. Genawen sur Abut, Lirauns Vater, war ebenfalls da. Er war ein fetter, gutmütiger alter Mann mit riesigen schlaffen Brüsten und einem langen, verfilzten Bart. Er versuchte, sich an seinem Halbbruder zu orientieren und blickte ernst, vergaß es aber immer wieder und ließ ein breites, glückliches Grinsen auf sein Gesicht – er hatte gefürchtet, seine Tochter würde niemals heiraten und war froh, sie unter der Haube zu sehen, selbst mit einem Fremden. Verschiedene andere cianische Männer waren noch da, aber keine Frauen. Das kam Farber sonderbar vor, aber er war immer noch zu benommen, um darüber nachzudenken. Er wandte alle Kraft auf, Liraun eine gute Vorstellung zu liefern. Liraun strahlte – es gab kein anderes Wort dafür. Einige Male dachte Farber, er sähe aus den Augenwinkeln einen Lichtblitz, und wandte sich um, um jedes Mal nur Lirauns Gesicht zu sehen. Ihr strahlendes Lächeln warf auf jeden, selbst auf den sauer dreinblickenden Jacawen, einen freundlichen Glanz. Als die Zeremonie fast zu Ende war, brach Feuerfrau durch die Wolken am Horizont, und die Welt öffnete sich. Man konnte nun bis zum Nordstrand sehen, Meile für Meile, den glitzernden Rücken der Alten See, die Dünen, die sauberen, schachbrettartigen Felder und Obsthaine von Shasine. Feuerfrau schickte Säulen rauchenden, bernsteinfarbigen Sonnenlichts auf die hügelige Landschaft unter ihnen. Liraun wandte sich ihm zu und legte ihre Hand in seine. Sie hieß nun Liraun Je Farber.