8. Kapitel
»Das ist ja eine dramatische Geschichte«, sagte Elijah und nahm Lilys Hand.
Sie entzog sich ihm nicht und spürte sogar eine kleine Regung in ihr. Ein Gefühl von Wärme.
»Du versteht nun vielleicht, warum ich bei neuen Männerbekanntschaften sehr vorsichtig geworden bin.«
»Natürlich. Wenn es mir umgekehrt passiert wäre, also eine Frau so durchgedreht wäre, dann würde ich mich allen zukünftigen Frauen, die ich näher kennen lerne, auch sehr vorsichtig nähern.«
Lily spürte Erleichterung. Sie konnte die Geschichte einem Mann erzählen und er hörte ihr zu und gab ihr eine Bestätigung. In New York hatten die Geschichte zwischen James und ihr viele Menschen mitbekommen, aber die Wahrheit kannten nur ihre Eltern und Abigail.
»Danke, dass du mir zugehört hast«, sagte Lily.
Elijah lächelte. »Ich bin da, wenn du mich brauchst.«
Lily drückte Elijahs Hand und nickte.
»Und, welche Beziehungsgeheimnisse trägst du mit dir herum?«, fragte Lily.
»Ich habe mich in eine Künstlerin verliebt, die ihre Bilder in meiner Galerie ausgestellt hat«, sagte Elijah nachdenklich.
»Deiner Stimme nach zu urteilen, ist auch diese Geschichte ohne Happy End.«
»Ja, das Schicksal wollte nicht, dass wir zusammenkommen.«
»Was hatte das Schicksal gegen dich?«
»Ich lernte Cassandra kennen, als mir über ihren Agenten ihre Bilder angeboten wurden. Cassandra war ein Wirbelwind von einem Meter sechzig. Wir teilten das Interesse an der Kunst und hatten ähnliche Ansichten darüber, was Kunst in Menschen bewegt. Solange wir die Kunst als unser beider Geschäft angesehen hatten, passten wir auf dieser Ebene perfekt zusammen. Aber nachdem wir den Pfad der Kunst verlassen hatten, war es schwierig, mit Cassandra auszukommen. Sie war schnell aufbrausend und wollte immer ihren Kopf durchsetzen. Trotzdem ließ ich mich auf eine stürmische, leidenschaftliche Affäre mit ihr ein. Ich hätte es vorher schon wissen sollen, dass diese kein gutes Ende nehmen würde.«
»Was ist passiert?«
»Sie, oder eigentlich wir beide merkten, dass uns über die Kunst hinaus wenig verband, außer der gute Sex, den wir zusammen hatten. Oh, entschuldige, Lily.«
»Du kannst gerne das Wort Sex in den Mund nehmen, Elijah. Mir ist schon klar, dass ihr zusammen keinen Pullover gestrickt habt.«
»Dann ist ja gut. Also, du verstehst schon, ich will dich damit nicht irgendwie kränken, wenn ich über Sex mit anderen Frauen spreche.«
»Elijah, wir sind kein Paar. Ich sehe uns als Freunde. Und wenn du mir die Details ersparst, kannst du mir alles andere gerne erzählen.«
»Okay. Na ja, wie es dann so kommt. Wir stritten fast nur noch. Jeder kleine Fehler von mir brachte sie auf die Palme. Also eigentlich hat nur sie gestritten. Ich sagte ihr dann eines Tages, dass ich das nicht mehr kann. Mir ging das auch an die Substanz. Ich bot ihr an, dass sie ihre Werke in meiner Galerie belassen könne und sagte ihr aber, dass wir uns in Zukunft kein Bett mehr teilen würden.«
»So hast du ihr das gesagt?«
»So ähnlich. Auch das brachte sie wieder auf die Palme, aber sie sah es dann ein. Sie ließ ihre Werke noch einige Monate in meiner Galerie und dann gingen wir auch geschäftlich getrennte Wege. Das war’s mit der Liebe und so.«
»Das war deine einzige Beziehung, Elijah?«
»Nein, aber ich will dir hier ja jetzt nicht meine ganze Beziehungsvergangenheit erzählen. Das wäre doch unpassend.«
»Klar, dann lass uns die Sonne genießen und uns nach so vielen Gesprächen einfach nur ausruhen«, sagte Lily.
»Eine gute Idee.«