Radio Heimat
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Geschichten
Hamburg besitzt den rauen Charme der
Alster, Berlin trägt hie und da den Mantel der Geschichte, München
lockt mit großen Biergärten und schicken Klamotten. Doch was macht
das Ruhrgebiet unvergleichlich? Der Zauber der Bude mit ihrer
„Currywurstpommesmayo“, fördert Frank Goosen zu Tage. Der Bochumer
Autor nimmt uns mit in seine Heimat und spannt den Bogen von seiner
Kindheit in den siebziger Jahren über seine Jugendzeit in den
Achtzigern und streift die Jetztzeit bei Payback-Karte,
Praxisgebühr und vollzogenem Strukturwandel. Goosen, Jahrgang 66,
erlebt in jungen Jahren Staubkörner so groß wie Ratten. Die ältere
Generation pflegte damals traditionelle Geschlechterrollen, in
Mutters Küche blühten Pril-Blumen. Und die kleinen Blagen hatten
gefälligst alles aufzuessen, was auf den Tisch kam. Denn sonst
wurde es im deutschen Westen finster wie im Bärenarsch.Bis heute
nutzen die Menschen von Recklinghausen bis Hattingen und von
Duisburg bis Unna jede nichtigste Kleinigkeit für ein Gelage.
Unverändert und unverblümt sprechen die Stammtische von hässlichen
Schabracken, kleinen Furzknoten, redseligen Laberfürsten oder
ehrlichen Kotzbrocken. Als einer von ihnen zieht der Autor durstig
durch die Kneipen und kippt sogar ein „Pinnchen Wodka Wick blau“.
Und während sich Goosen gemäß der FC Bayern an Pokalen ergötzt,
freuen sich die Fußball-Fans des VFL Bochum über ehrliche Köpfe wie
„Katze“ Zumdick. Ohne Vorgeplänkel lässt der Westfale Kegelbrüder,
Schrebergärtner und seine halbe Verwandtschaft zu Wort kommen. „Das
Wichtigste sind immer die Leute.“ Ungeschminkt und einfühlsam
porträtiert Goosen den Menschenschlag an der Ruhr, gleichzeitig ist
Radio Heimat eine sehr persönliche Reminiszenz an seine „Omma“ und
seinen „Oppa“. So kommen seine Zechtouren tief verzweigt wie einst
die Bergwerke und zugleich voll herber Zärtlichkeit daher.